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Adolf Noise

In der inspirierenden Musik-Diskussion weiter unten erwähnt HCL den möglichen Ursprung des Namens Adolf Noise, eines von DJ Kozes Projekten.

Hier ist meine Version, es gibt garantiert viele sehr ähnliche.

Ich habe nämlich in meiner Jugend viel Zeit in Plattenläden verbracht, nicht nur als Konsument, sondern auch als Fachverkäufer. Das waren diese arroganten Typen, die hinter’m Verkaufstresen standen und bei Kundenwünschen wie „Ich hätte gern die neue Mark Knopfler“ ein Gesicht zogen, als wären sie in einen alten Kaugummi gelatscht und die auf die Frage „Hast du die neue Smiths-Single“ gerne „Na klar!“ antworteten, damit aber noch lange nicht meinten, dass sie diese auch verkaufen würden. Diese Kerle haben in Wahrheit für den Untergang der Musikindustrie gesorgt, falls ihr mich fragt. Gern geschehen.

Eines Tages betrat ein etwas älterer Herr den kleinen Laden, in dem ich gerade arbeitete. Er habe im Radio ein tolles Stück gehört und sich den Namen des Künstlers notiert.

„Adolf Neuss“ stand auf seinem Zettel.

Ich dachte an Adolf Hitler und an Wolfgang Neuss, von beiden hatten wir keine Platten vorrätig. Dann dachte ich, dass es sich sicher um eine neue deutsche Punkband halten muss, die eben diese beiden Namen zu einer albernen Mischung zusammengeführt hat und die ich noch nicht kannte. Der Kunde sah aber nicht so richtig nach Deutschpunk aus.

Ich schüttelte also den Kopf: „Das sagt mir gar nichts, sorry. Adolf Neuss, nie gehört.“

Und in diesem Moment, in dem ich den Namen zum ersten Mal laut aussprach, war alles klar.

Der Mann wollte eine Platte von Art Of Noise kaufen.

13 Kommentare

  1. 01
    Ralph

    Weitere schöne Verhörer, insbesondere von Liedtexten, hat Axel Hacke in seinem Buch „Der weisse Neger Wumbaba“ ( „und aus den Wiesen steiget / der weiße Nebel wunderbar“ wird da zu “ und aus den Wiesen steiget / der weiße Neger Wumbaba“) zusammengestellt.
    das Buch habe ich schon diverse Male verschenkt und schöne Reaktionen („Wie? So heißt das?) erzielt.
    Es ist kaum zu glauben, was jedeR für ein Sprachverständnis und Interpretationsvermögen in der Kindheit hatte, das einem jetzt so abgeht.
    [ Nisse haben :) ]

  2. 02
    stefanK

    Gern erzählt wird ja auch die Geschichte von der Oma im Buchladen, die ‚Fridjof, der Kuschelige‘ kaufen wollte. Gab’s aber nicht. Bis dann auf Nachfrage der jüngsten Verkäuferin „Ääh, für wen soll das denn sein? Ach, für den kleinen, süßen Enkel?“ endlich ‚Friedhof der Kuscheltiere‘ eingepackt wurde …
    Ich glaub’s ja alles nicht mehr, aber ich kenn‘ eine, deren Freundin hat das selbst …

  3. 03

    der plattenladen war aber nicht apollo records?
    sun?
    vox?
    zip?

    wom..?
    :-D

  4. 04

    Bei ZIP am Ku’damm war ich lange, dann aber bei Bebop in der Uhlandstraße. Bie VOX war ich nur als Kunde. Und im Mimikry auch oft zu der Zeit, der Zusammenhang kann also bestehen. :)

  5. 05

    Diese Story erinnert mich an vergangene Tage: ich habe vor geschätzten 30 Jahren echte Platten in einer Diskothek (so nannte mensch damals die heutige Disco) aufgelegt, und zwar Dienstags von 20:00 bis open end. Die Platten, die ich auf Rechnung der Diskothek gekauft hatte, konnte ich vorhören. Mit einem Stapel von den Vinylscheiben ging es in eine Hörkabine, der Plattenspieler (Elac) wurde selbst betätigt. Da war noch Vertrauen vorhanden (das ich hoffentlich nie enttäuscht habe). Und ich konnte mich schlaufragen, nicht wie der aktuelle Musiktrend war, sondern was an Raritäten in der damaligen ‚Oldie-Szene‘ erhältlich bzw. beschaffbar war. Und der Plattenladen hatte einiges zu bieten oder hatte gute Beziehungen.
    Und dann bin ich auf ein Ding gestoßen, das sich ‚Gamma Ray‘? nannte, gespielt von ‚Birthcontrol‘. War noch kein Oldie, aber ich fand, die Scheibe sei es trotzdem wert, auf dem Turntable seine Kreise ziehen zu lassen. Mit durchschlagendem Erfolg: „He CD(*), spiels noch mal, aber mit mehr Dampf!“ Gesagt, getan – und der Verstärker war mausetot, die Endstufen mochten das Intro nicht und hatten abgeschaltet. Das Teil war eben nur für Oldies konzipiert :-)))
    Verflixt noch mal, waren das noch (schöne) Zeiten…
    *CD = ‚CalvadosDieter‘ (4 cl Calvados in ein Glas, Rest mit Bitter-Lemon aufgefülllt, aber kein Eis!!! – oder ein Schlückchen starken schwarzen Kaffee trinken und ein Schlückchen! Calvados hinterher – Herz, was willst du mehr)

  6. 06

    Nachtrag: weil es keine Reklame mehr sein kann, der Laden existiert leider nicht mehr:
    Radio Friedemeyer gegenüber von Woolworth.
    Das Geschäft bzw. das Gebäude ist der Sanierungswut der damaligen Stadtväter von Osnabrück zum Opfer gefallen (wie viele andere Lokalitäten auch) :-((

  7. 07

    uiui. birth control? die band, aus der hugo egon balder als schlagzeuger kurz vor tourbeginn austreten mußte, weil ihm seine mutter „keine tournee erlaubte“?

    (ich würde gern „das waren noch zeiten“ dazuschreiben, aber damals war ich noch nicht geboren. nachträglich angelesenes wissen, nerdig. sorry.)

  8. 08

    In einer Zeit ohne Birth Control (die Band…) geboren zu sein, ist ja eher Glück. :)

  9. 09

    hehe,warum das denn, Johnny? Das hört sich nach Helmut Kohls „Gnade der späten Geburt“ an. Menschenskind, als ich gezeugt wurde, war die einzige zuverlässige Birth Control der Koitus interruptus, Verhüterlis galten in der Nachkriegszeit, sofern aufm Schwarzmarkt zu haben, als unzuverlässig, hat mir mein alter Herr mal erzählt. (Er empfahl mir für meine ersten Versuche „Blausiegel“…) :-)
    Was kann ich daraus schließen: entweder hat mein Vater nicht aufgepasst oder ich war Teil der Familienplanung. Und die Band Birth Control hat – na ja, die Geschmäcker sind verschieden – einige Stücke gespielt, die in meiner ‚Sturm- und Drangzeit‘ gut in die Ohren passten :-)
    Als ich mit den ersten Platten von den Rolling Stones den Plattenspieler meines alten Herrn tracktierte, fiel der fast vom Hocker und verbot es mir, weiterhin dieses „Affengeschrei“ zu hören. Was mein Filius (knappe 15) in musikalischer Hinsicht bevorzugt (u.a. Linkin Park), klingt in meinen Ohren wie die RS in den Ohren meines Vaters geklungen haben müssen. Soll der Bengel sich den Lärm antun, irgendwann kommt er auch an wie meine Tochter (24) und wird fragen, ob er sich die alten Platten mal ausleihen darf. Und dann bekommt er gebrannte CDs von den Platten in die Hand gedrückt. Von meinen alten Schätzchen trenne ich mich höchst ungern seit ich eine Single von Satchmo vermisse: „Skokiaan“, ein Geschenk meines Onkels zu meinem 18. Geburtstag, und da hatte die kleine Schwarze schon ein paar Jährchen in den Rillen – und hat irgend einen Fetenbesucher vor nicht allzu langer Zeit zum (unerlaubten) Mitnehmen verlockt.

  10. 10

    Wo wir schon bei Pseudo-Adolf sind:

    Im einem Buchladen wollte ein Jugendlicher die Pflichtlektüre für die Schule kaufen. Er bat um das Buch „>>Nazis in Dortmund<< von Rudolf Heß". Gemeint war "Narziß und Goldmund" von Hermann Hesse...

  11. 11

    Oh, schön, da wurde das Ende des Kommentars abgeschnitten. Also nochmal:

    Im einem Buchladen wollte ein Jugendlicher die Pflichtlektüre für die Schule kaufen. Er bat um das Buch „‚Nazis in Dortmund‘ von Rudolf Heß“. Gemeint war „Narziß und Goldmund“ von Hermann Hesse…