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Zeit für eine Blog Etiquette?

etiquette

Blogs, Flickr, Handys nebst Digicams und andere Technologien oder Werkzeuge bringen soziale Interaktion und gesellschaftliches Miteinander auf eine neue Ebene, die zwar aus bekannten Bauteilen wie Kommunikation, Dokumentation, Gerüchten, Lästereien und Partyschnappschüssen besteht, sich aufgrund ihrer geänderten Verfügbarkeit, Reproduzierbarkeit und möglicherweise dauerhaften Speicherung der Inhalte von den bisher gewohnten stark unterscheidet.

Familie Schmidt (Name von der Redaktion geändert) bekommt Zuwachs. Papa Schmidt dokumentierte bereits den Schwangerschaftsverlauf auf seinem Blog ausführlich und führt seine Leserschaft in den kommenden Jahren durch die Hochs und Tiefs der Kindeserziehung und des familiären Daseins. Töchterchen gedeiht prima, flickr-Sets voller Säuglingsbilder, Gehversuche, Festen und Erlebnissen machen das digitale Equipment und den Pro-Account zu einer lohnenden Investition.

Als Tochter Schmidt neun Jahre alt ist richtet Papa ihr das eigene Blog ein, welches sie von nun an mit ihren Gedanken und Träumen sowie mit Bildern ihrer Freunde füttert. Längst auf dem Handy angelangt, ist das soziale Netz der Tochter in den kommenden Jahren voller unterschiedlicher Autorisierungsstufen. Während die Familie Zugriff auf „offizielle“ Fotos und Artikel hat, bekommen FreundInnen Einblick in die tieferen Gedankenwelten und tauschen sich über Foto- und Diskussionsgemeinschaften miteinander aus. Und wirklich enge Freundschaften werden grenzenlos mit den allerneuesten, sehr privaten Gerüchten und Bildern versorgt.

Keine Vision, sondern natürlich längst Realität. Wir dokumentieren unser Leben allzu gerne. Während sich unsere Eltern noch durch endlose Dia-Abende bei Bekannten quälen mussten, bestimmen wir die Geschwindigkeit der Bilder-Show auf dem eigenen Monitor mit einem Mausklick und packen die besten und peinlichsten Fotos der letzten Party zu unseren Favoriten. Und wenn Mama überhaupt ein Tagebuch hatte, dann gab es weder Gastzugang (und schon gar keinen öffentlichen) noch Kommentarfunktion, sondern eine abschließbare Schublade oder einen anderen geheimen Platz dafür, während wir in einer Mischung aus Voyerismus und Exhibitionismus ein fast öffentliches Leben führen.

So weit, so klar. Die Zeiten ändern sich (zum Glück), wir teilen unsere Leben und Lieben, die Welt wird kleiner, wir erfahren etwas über andere Kulturen und Menschen (so lange sie vernetzt sind), tauschen uns weltweit aus und schließlich macht der ganze Kram ja auch noch Spaß!

Wie lange aber wird es noch dauern, bis wir nach dem ersten kurzen Kennenlernen einer Person zu Hause zuerst ihren Namen googeln und ihr Weblog studieren, um in ihrer Vergangenheit zu stöbern? Im oben genannten Fall zurück bis zur Geburt? Welcher regelmäßige Partygänger hat auch nur eine Ahnung davon, wie viele Fotos von ihm auf den unzähligen Party-Foto-Sites zu finden sind, vielleicht auch jenes, auf dem er leicht angetrunken mit einer alten Freundin geknutscht hat, obwohl er doch längst eine neue hat? Woher wissen die oft minderjährigen TeilnehmerInnen von hotornot-ähnlichen Websites, wo ihre Fotos selbst nach Löschen ihres Accounts landen, wo sie doch oftmals in den AGB der Betreiber einer Verwertung ihrer Bilder durch eben diesen Betreiber zugestimmt haben? Und welche Chancen hat jemand, über den ein gefrusteter Ex-Lover Blogeinträge verfasst hat, den Zugriff der halben Welt auf diese vielleicht nicht völlig wahren Einträge zu unterbinden?

Während es meiner Meinung nach vielleicht geschmacklos, jedoch grundsätzlich in Ordnung ist die Privatfilmchen von Stars und Sternchen zu veröffentlichen, die sich – hoppla, wie konnte denn das passieren!? – ganz zufällig ins Internet verirrt haben, da das Leben in der Öffentlichkeit oft nicht nur das einzige Talent und damit Kapital dieser Menschen ist sondern ihr gesamtes Mediendasein auf ihrem Exhibitionismus beruht, sieht die Situation bei Privatleuten etwas anders aus. Oder sind wir gar alle potentielle Stars und damit potentielle Paparazzi-Opfer, sobald wir ein Weblog oder einen flickr-Account führen? Oder schon indem wir einfach nur existieren?

Gerüchte und peinliche Fotos gab es schon immer, doch war die Kontrolle über selbige sicher mal etwas höher als heute. Während wir uns völlig zu Recht um Überwachungskameras und jede andere nicht von uns autorisierte staatliche Dokumentation unseres Lebens sorgen, nehmen wir dies aus reiner Lust und Freude längst selbst in die Hand – und zwar gründlicher, als eine Überwachungskamera das je könnte. Immer öfter sehen oder spüren wir Kleinstkameras auf uns gerichtet und haben keine Ahnung, wo das gemachte Bild auftauchen wird.

Auch die FUTURA BOLD ist keine Ausnahme. Immer wieder entdeckt man Gäste, die zwar für ein schlichtes „Hallo“ scheinbar zu schüchtern sind, über den Umweg der Kameralinse jedoch beinahe jeden Anwesenden begrüßen. Bilder ergänzen (ersetzen?) Gespräche, was digitalisiert wurde, wurde erlebt und bekommt vielleicht sogar eine eigene Kategorie. Übertrieben ausgedrückt, das soll nicht so klingen, als würden mich „Knipser“ stören, die FB-flickr-Galerien sind allesamt klasse und stilvoll. Aber you know what I mean.

Nach der letzten Veranstaltung haben wir zum ersten Mal Fotos veröffentlicht, auf denen einzelne Personen nicht nur als Teil einer Gruppe zu erkennen sind und ich kam mir mit meinem Zögern altmodisch und fast reaktionär vor. Während wir auf der einen Seite die Doku der Abende nett und sinnvoll finden (und uns um eine qualitative Auswahl der Bilder bemühen), möchten wir unbedingt vermeiden, dass die FUTURA BOLD zu einem flickr-Event wird. Denn Menschen, die sich unter Dauerbeobachtung fühlen, davon bin ich überzeugt, (inter)agieren anders, nämlich gekünstelter. Die wenigsten LeserInnen, mit denen ich zu dem Thema gesprochen oder gemailt habe scheinen meine Bedenken jedoch zu teilen. Abgesehen davon, dass man natürlich damit rechnen muss auf jeder auch nur ansatzweise öffentlichen Veranstaltung fotografiert zu werden, scheint die Flickrisierung unserer Umgebung speziell unter Netizens völlig normal zu sein. Das Baden in der Öffentlichkeit: Die Warholschen 15 Minuten für jeden endlich realisiert?

Abgesehen davon, dass „No cam!“-Events garantiert schon praktiziert werden und immer öfter auftauchen werden, frage ich mich im Verlauf der obigen Gedanken und nach einigen nachdenkenswerten Ereignissen der letzten Monate inkl. Artikel und Reaktionen darauf aber trotz dieser scheinbar verbreiteten Akzeptanz von allzeit möglicher Öffentlichkeit ohne Wenn und Aber:

Ist es Zeit für eine Blog Etiquette?

Ich meine damit keine „Regeln“ oder „Gesetze“ an die man sich zwingend halten muss, das ist eh Blödsinn und funktioniert in einem anarchistischem System wie der Blogosphäre nicht. Aber wäre eine Art minimaler „Codex“, ein kleinster gemeinsamer Nenner für das digitale Zusammenleben in ähnlicher Form wie die allgemeine Netiquette (an die sich allerdings auch nur noch Wenige halten) nicht sinnvoll?

Natürlich leben gerade Blogs von einer gewissen „Gesetzlosigkeit“ und dennoch hat man sich stillschweigend auf minimale Verhaltensregeln geeinigt. Darauf zum Beispiel, dass man bei eigenen Artikeln Quellen angibt. Schaut man speziell bei neueren Blogs genau hin stellt man aber schnell fest, dass schon diese simple Regel nicht mehr oft eingehalten wird. Ich habe in letzter Zeit vermehrt Blogs gelesen, die sich aus einer Handvoll anderer Blogs zu nähren scheinen und bei denen ich noch nie einen einzigen Quellverweis gesehen habe – sicher nicht aus böser Absicht, sondern aus schlichter Unachtsamkeit. Kein Beinbruch, aber schade, auch für die betreffenden Blogs selbst.

Ein paar englischsprachige Gedanken zum Thema habe ich u.a. hier und hier finden können, auf Deutsch habe ich nichts Erwähnenswertes gefunden, bin aber für sachdienliche Hinweise dankbar da ich mir nicht vorstellen kann der Einzige zu sein, der über das Thema grübelt und schreibt.

Ich werde mich hüten, mit dem Folgenden irgendeine Vollständigkeit oder Allgemeingültigkeit suggerieren zu wollen, mein Entwurf (!) für einen möglichen Codex gilt allein spreeblick.com, steht aber natürlich gerne zur offenen Diskussion.

  1. Ich respektiere die Privatsphäre Dritter.
    Ich veröffentliche ohne Einverständnis des Absenders keine E-Mails an mich auf meinem Blog. Ausnahmen sind Spam oder andere Werbung sowie anonymisierte Zitate, wenn sie für den Artikel wichtig sind. Namentlich genannt werden nur Personen, die mit ihrem Namen selbst in der Öffentlichkeit stehen, sei es als (Blog-)AutorIn, wesentlicher Teil eines Unternehmens oder anders geartete Person des öffentlichen Interesses. Kenntnisse über eine Person, die ich aus persönlichen Gesprächen oder Treffen mit dieser Person gewonnen habe, haben auf meinem Blog nichts zu suchen, es sei denn die Person hat die jeweiligen Details bereits selbst schon öffentlich thematisiert, z.B. auf dem eigenen Blog. Im Fall von Privatleuten veröffentliche ich keine kompromittierenden Fotos oder solche, die ich auch von mir nicht gerne veröffentlicht sehen würde.
  2. Ich nenne Quellen und respektiere Urheber
    Wann immer es möglich ist, nenne ich meine Quellen und setze Links zu ihnen. Ich bemühe mich um Angaben von Urhebern und um die Respektierung der geltenden Urheberrechte.
  3. Ich benutze meinen echten Namen
    Dies gilt für alle meine Äußerungen im Zusammenhang mit meinem Blog, auch bei Kommentaren in anderen Blogs. Sehr wohl kann es in Einzelfällen Gründe für gewünschte Anonymität geben, diese nutze ich jedoch weder für Beleidigungen noch für Pöbeleien. Auf keinen Fall poste ich irgendwo unter dem Namen eines Dritten.
  4. Ich versuche, freundlich zu bleiben
    Ich versuche, auf Pöbeleien nicht im gleichen aggressiven Ton zu reagieren. Klappt nicht immer, macht aber viel Sinn, wenn doch.
  5. Ich behandle meine Gäste wie solche
    Wer meine Artikel liest oder gar kommentiert, ist mein Gast. Ich bemühe mich um die Beantwortung von Fragen und um Geduld bei Missverständnissen, denn ich weiß nicht, wer „am anderen Ende“ sitzt. Alter, Geschlecht, Herkunft, Bildungsstand etc. können sich weit unterscheiden und für Komunikationsirrtümer sorgen, die kein Grund für Beleidigungen sind. Gleichzeitig erwarte ich von meinen Gästen, dass sie sich ebenfalls wie solche verhalten. Wer mich oder andere Gäste wiederholt anpöbelt oder auf meinen Teppich pisst, fliegt raus.
  6. Ich lasse mich korrigieren
    Wie allen Anderen unterlaufen mir Fehler. Werde ich darauf per Mail oder Kommentar hingewiesen oder fällt mir der Fehler selbst auf, korrigiere ich den Fehler und streiche die vorhergehende Information durch, um ein Nachverfolgen der Änderung zu ermöglichen.
  7. Wir sind alle Individuen
    Und in den meisten Fällen sind diese Individuen sogar echte Menschen mit Launen, Stimmungen, Problemen, Stärken und Schwächen. Humorgrenzen ziehen sich durch ihre Existenzen und Irrtümer gehören zu ihrem Leben. Je besser man das weiß, auch von Autoren, desto stressfreier bleibt die Kommunikation.

Klingt alles etwas pragmatisch, aber im Grunde nicht weit von der grundsätzlichen Netiquette entfernt, die zumindest eine Zeit lang im Usenet und in Foren ihre Gültigkeit hatte. Man braucht ja das Rad nicht neu zu erfinden.

Ein Entwurf, wie schon gesagt. Überflüssig? Verbesserungswürdig?

You tell me.

129 Kommentare

  1. 01

    Richtig und wichtig, dass du das Thema mal ansprichst. Gerade die (Handy-)cams+Flickr stellen IHMO eine Gefährdung der Privatsphäre dar. („Ey, Alter, hab ich krasse Fotos von dir gestern Abend geuppt.“) Millionen von Little Brothers können im Endeffekt einen verheerenderen Effekt haben als ein Großer Bruder. Was die Schlußfolgerung der potenziellen „public privacy“ ist hast Du schon ganz gut angedacht.
    Sicherlich mag jeder für sich die einzelnen Punkte bewerten. Ich denke z.B. dass die Sache mit dem Realname jeder für sich entscheiden sollte, eine Erzwingung wie dazumal im Usenet kann bei vielen Leuten dazu führen, dass sie sich zu bestimmten Themen nicht mehr frei äußern können oder wollen. Andere Punkte wie Quellenangaben und Höflichkeit sollten allgemeiner Konsens sein bzw. werden.

  2. 02

    johnny
    das ist ein verdammt gut formulierter artikel
    den sieben regeln ist nichts hinzuzufügen
    (hört sich das jetzt nach schleimerei an? ist mein voller ernst!)

  3. 03

    r0ssi, Anonymität ist wichtig und auch anonyme Blogs muss es immer geben können, finde ich auch. Wäre aber klasse, wenn diese Anonymität eben nicht ausgenutzt wird, sondern als Luxus empfunden wird. Denn anderswo schwindet sie immer mehr.

  4. 04

    … und ich dachte immer, Blogger lieben Fotos von Bloggertreffen … :|

  5. 05

    Find ich gut und würde ich sofort unterschreiben.

    Die Google-Recherche ist ja schon Realität, man macht sich wirklich viel zu wenig Gedanken darüber, wie viele Spuren man im Netz doch so hinterlässt.

    Auch was Freundlichkeit angeht, verführt die Anonymität doch immer wieder dazu, dass Leute überreagieren, besonders im Foren passiert das immer wieder.

    Ich hoffe, dass sich das selbst regeln wird, aber das ist ja mittlerweile auch im Real-Life nicht mehr so verständlich.

    Oh, BTW und a propos Fehler: Unter Safari 2.0 (412.2) bekomme ich nach wie vor eine Fehlermeldung, wenn ich einen Kommentar abschicke.
    Der Kommentar erscheint allerdings doch.
    Evtl. kannst Du da noch mal nachschauen?

  6. 06

    dee, ich glaube, das tun sie auch. :)

    Safari-Bug checken wir!

  7. 07

    Apropos Personen vor dem Date googeln: einfach mal Will Smith in ‚Date Doktor‘ angucken (der film ist entgegen meiner erwartung ziemlich gut, was auch an dem king-of-queens-typ liegt)
    hat mich definitiv inspiriert, das in zukunft auch so zu machen (das googeln)… ;)

  8. 08

    Schön, dass du das ansprichst. Vor allem bei Photos finde ich oft erschreckend, was man bei flickr findet. Wenn man sich vorstellt, wie viele Leute wahrscheinlich nichtmal wissen, dass diese Photos existieren… Ein Bild ist schnell gemacht.
    Ich bin leider überhaupt nicht konstruktiv dazu. Ich habe keine Ahnung, ob deine Regeln (auch wenn es keine sind, jaja) bei Menschen ankommen können, die sich nicht sowieso schon daran halten. Oder ob Vorbild sein nicht die einzige Möglichkeit ist. Aber, tja, schön, dass du das ansprichst.

  9. 09

    Man kann noch soviel ethische Leitlinien publizieren. Die einzige Regel die zählt, ist die letzte – denn das ist die Realität.

    Du sollst nicht töten (haha, dein Blog ist ja so wie Du schon in der Schule warst!) und Du sollst nicht stehlen (naja, also das Bild gefällt mir doch ganz gut, ich glaub das übernehme ich mal..), ein ehrliches (die Frau mit den Rettungsringen auf der Hüfte gestern verkauf ich heute als schniekes Bunny), redliches (Politessenterror! Naja, ich hab zwar falsch geparkt, aber das ist als Blogeintrag nichts wert) Leben (zwischen zwei Einträgen) führen.

  10. 10

    Ich glaube, diese Punkte sind sehr wichtig. Und es ist gut, dass sie mal jemand anspricht. Habe das mal bei mir verlinkt.
    Genau Flickr ist sicherlich ein Problem. Man muss wissen, dass man öffentlich agiert und Dritte heraushalten, denn es gibt immer auch Personen, die mit Blogs und online Geschehen gar nichts zu tun haben und sich dann irgendwo im Netz ganz ungewollt wiederfinden.
    Danke für diesen tollen Artikel!

  11. 11

    [oops, vergessen] Und genau deswegen halte ich flickr phoos die ich nur mangels speicherplatz oder persönlichem sharing uploade (hab nur 20 GB) privat. Und fahre gut damit.

  12. 12
    gas

    ich seh mich grad selbst mit dem thema konfrontiert. bin gestern über drei blogs zufällig in einem blog gelandet, auf dem ich fotos gefunden habe, auf denen man den Freund einer Freundin sieht, wie er sich sichtlich mit einer anderen frau amüsiert. hmmm…das netz ein dorf? endet es also wie auf dem dorf (hab ja auch mal ein halbes jahr im schwaben-exil in einer 10.000 seelen-gemeinde verbracht), wo die metzgers-frau von nebenan fast besser bescheid weiss, wann man wo ist und war? ich persönlich fand das gar nicht angenehm – die gute frau verstand das sicher als nachbarschaftliche anteilnahme – ich, als anomymität gewohntes grossstadtgöre – doch eher als observation.
    ich persönlich bin ja alles andere als klatschsüchtig und verbuche genannte entdeckung als „geht mich nichts an“ und hab ihn, und nicht meine freundin von der existenz der bilder informiert. ich hoffe er denkt nicht, ich will ihn erpressen. ;) und was wollte ich meiner freundin erzählen, dass ich ein foto von ihrem freund mit einer ausnehmend hübschen frau geshen habe. die mir im übrigen sehr sympathisch war

  13. 13
    gas

    ooops…zu schnell auf abschicken gedrückt!
    …was hat das alles für konsequenzen? dieses möglicherweise in flagranti fotografiert werden. entweder man verhält sich – wie du schon sagtest – gekünstelt, oder man verhält sich so, wie man sich auch unbeobachtet verhalten würde und beginnt die konsequenzen seiner handlungen zu tragen. ich hab grad gestern in so einem eso-sch…-buch gelesen, das man nie etwas tun sollte, von dem man nicht will, dass es alle welt weiss. kann man drüber nachdenken. würde für mich nicht heissen: „mach nicht mit dem typen da rum!“ sondern genausogut „mach mit dem typen rum, wenns dir hilft, aber sei bereit, das deinem Freund zu erklären. und heul nicht, wenn der dann weg ist!“ vielleicht würde diese einstellung zu mehr ehrlichkeit mit sich selbst führen. nicht so doof, am ende…finde ich.
    aber natürlich sollte man zur verantwortung für sein handeln aus innerer reife finden, und nicht vom überwachungsstaat und spassgesteuerten „überwachungsstaatisten“ gezwungen werden.

  14. 14

    Zu 3. „“Wer in der Öffentlichkeit etwas sagt, soll auch mit dem Namen dazu stehen“, ist ein oft zu hörendes Argument, […] Nun, wer trägt in der Öffentlichkeit schon ein Namensschild? […]“

    Und weiter heisst es „Ich glaube aber kaum, dass für die Gewinnung eines Eindrucks von jemand in erster Linie wichtig ist, den realen Namen zu kennen, wichtiger ist da schon eher z.B. der Schreibstil“

    Aus madmaxx.online (eigentlich im Bezug auf Newsgroups)
    http://www.8ung.at/madmaxx/realnames.html

  15. 15
    bussibaer

    was du forderst oder in betracht ziehst ist richtig und wichtig.
    das traurige an der sache ist eigentlich das das umgangsformen sind die selbstverständlich sein sollten. in blogs wie im privaten real life ebend.
    wie gering doch die achtung vor anderen geworden ist.

  16. 16

    Das musste mal angesprochen werden!
    Ich fürchte aber, daß die Lage sich nicht ändern wird. Im Netz fühlen sich die meisten Leute anonym und relativ ungeobachtet. Die meisten wissen garnicht, wie beobachtet sie wirklich sind. Ich meine, bei einem Ausflug im Netz werden mehr Informationen von Dritten über den User festgehalten als bei einem Gang durch die Öffentlichkeit.

    Die Netiquette für Blog ist aber ne super Sache! :D

  17. 17

    gerade das veröffentlichen von fotos von privatpersonen ist eine heile sache, selbst bei nicht-kompromittierenden fotos bin ich das ein oder andere mal angesprochen worden die bilder zu entfernen. insgesamt bin ich deutlich sensibler geworden was dieses thema angeht. ungefragt stelle ich nur noch die wenigsten sachen ins netz, ich glaube, da findet bei dem ein der anderem blogger oder flickr-user dann (hoffentlich) auch ein lernprozess statt. ohne eine diskusion darüber wird sich dieser prozess wohl aber nicht einstellen von daher finde ich deinen netiquette artikel sehr hilfreich. Mit dem Inhalt der 7 punkte komme ich gut klar, etwas rätselhaft finde ich punkt 3. was meinst du mit echtem namen, ich bin im netz immer als tobstone unterwegs. meinen echten namen gibt es allerdings auf meiner seite zu sehen. wer hinter tobstone steckt lässt sich mit einem klick herausfinden, findest du solche pseudonyme schon problematisch?

  18. 18
    Frau N.

    Vielen Dank!! Genau über dieses Thema mache ich mir seit langem Gedanken (und denke auch, man sollte es langsam zu einem öffentlichen Thema machen).

    Besonders erschütternd finde ich immer wieder, wenn ausgerechnet Medienmenschen sich einen Scheiß um Persönlichkeitsrechte scheren. Und bei Flickr oder in ihren Blogs Fotos online stellen von der Frau, die im Urlaub neben ihnen am Pool liegt (im Bikini, logischerweise) oder von der Kellnerin im Lokal C., wo sie dann auch völlig ignorant und dumm dazuschreiben, wie super die nicht war, ihnen vom Essen abzuraten, weil man das Zeug dort nicht fressen könne. Würde mich interessieren, ob die ihren Job noch hat.

    Ich finde Flickr ohnehin großteils eine Einrichtung für Menschen, deren Leben offensichtlich so armselig ist, dass sie selbst schon nicht mehr merken, wie lächerlich sie sich dort machen. Aber sein Ego auch noch auf Kosten Unbeteiligter aufzublasen zu versuchen, ist echt zum Kotzen.

    Das Problem: Diese Menschen werden nie schnallen, dass der von dir geforderte Kodex genau sie betrifft. Die haben sich längst ihre eigene Realität zusammengedacht.

  19. 19

    @johnny den ersten punkt finde ich allerdings diskussionswürdig. zumindest dein beispiel mit der email. wenn jemand eine email an meine blog adresse schickt, dann weiß er/sie grundsätzlich erstmal was sie tut und kennt sicherlich auch mein blog. wenn sie nicht grundsätzlich gegen eine veröffentlichung in der email sind, veröffentliche ich diese auch (je danach obs sinnvoll ist oder nicht).

    Und etwas stößt sich das auch mit dem punkt quellen anzugeben. (aber das ist jetzt irgendwie meine auffassung von querem gedankengut :D)

  20. 20

    Hier ein interessanter Beitrag zum Thema „googlen“. Gefunden beim Schockwellenreiter.

  21. 21

    Ich finde es ausgesprochen bemerkenswert, dass hier ausschließlich die vorgeschlagenen sieben Punkte diskutiert werden. Ich halte es natürlich für wichtig, dass man sich an gewisse geschriebene (Urheberrecht, Copyright) und ungeschriebene (Respekt!) Gesetze hält. Noch wichtiger finde ich allerdings, bei all der fröhlichen Virtualisierung des eigenen Lebens ein paar feste, _reale_ Pfeiler zu setzen. Ich habe absolut nichts gegen Del.icio.us, Flickr oder sonstwas. Wenn das aber zu einem wie auch immer gearteten Ersatz für direkte Mensch-zu-Mensch-Kommunikation wird, und ich habe leider solche Leute bereits kennenlernen müssen, wird mir schlecht.

    Anders ausgedrückt: Wenn ich es _wirklich_ wichtig finde, dass es eine neue WP-Version gibt, oder das traeumerle.yesterday.net Liebeskummer hat (ohne Träumerle je persönlich getroffen zu haben), sollte ich vielleicht einmal über den Zustand meines eigenen Lebens nachdenken.

  22. 22

    Kurz und schmerzlos: fast volle Zustimmung. Lediglich Punkt 3 sollte etwas weniger restriktiv gefasst sein.

    Ich persönlich poste Kommentare in fremden Blogs in der Regel mit meinem richtigen Namen (statt mit meinem Nick), das gilt auch für Artikel in meinem eigenen Blog. Aber was spricht gegen die Verwendung eines Pseudonyms über die in Punkt 3 genannten „Ausnahmefälle“ hinaus? Oft sind diese Pseudonyme doch Bestandteil der „Netzidentität“ und haben hier einen ähnlich identifizierenden Charakter wie der „echte“ Name.

    Wichtig ist meines Erachtens vor allem, dass man die Pseudonymität nicht für wüste Pöbeleien und ähnliches missbraucht (aufgrund der oben genannten Identitätswirkung nehmen meiner Erfahrung nach aber die meisten „Pseudonymuser“ davon sowieso Abstand) und dass man sich nicht mit einer fremden Identität schmückt – diese Dinge hast Du in der Erläuterung von Punkt 3 aber auch schon aufgenommen.

    Kombiniert man das noch mit dem Vorschlag von „Zentrale der Macht“ (siehe Trackback weiter oben) – „Ich bin erreichbar“ – dann spielt es meines Erachtens nahezu keine Rolle, ob jemand nun pseudonym oder mit seinem richtigen Namen schreibt. Und das ist meines Erachtens doch der Punkt, um den es Dir ging, oder?

  23. 23

    Mit den Fotos hast du auf jeden Fall recht. Unter Beobachtung reagiert man anders, eitler — und ich finde den Gedanken, nur FB-Fotos zu veröffentlichen, auf denen niemand zu erkennen ist, gar nicht altmodisch, sondern sehr sympathisch.

    Neulich hast du behauptet, gegen die Veröffentlichung von Bildern, die bei öffentlichen Ereignissen aufgenommen wurden, gebe es kein Einspruchsrecht. Auch hier gibt es Ausnahmen: wenn die Besucher im Umfeld der Party drauf sind oder die Party besonders prägen (also du oder die Ohrbooten), ist es ok. Bei porträtartigen Aufnahmen anderer Personen muß sehr wohl um Erlaubnis gefragt werden. Und bei Privatpartys sowieso.

    Die Realnamenspflicht (die es im Usenet so auch nur im deutschen Teil gibt) sehe ich zwiespältig. In den Kommentaren söllte das kein Problem sein, im eigenen Blog muß man sich da wegen Google schon eher Gedanken machen. Gerade weil man vielleicht verhindern möchte, daß der potentielle/jetzige Arbeitgeber/Lebenspartner Dinge über einen erfährt, die man zwar der Öffentlichkeit, nicht jedoch Bekannten mitteilen möchte. Klar ist dennoch, daß diese Anonymität nicht für Ausfälligkeiten genutzt werden söllte, die man sich sonst nicht trauen würde.

    Zum Urheberrecht: einerseits ist es sowieso Gesetz und muß daher gar nicht extra aufgeführt werden, andererseits kann es Situationen geben, in denen bewußt damit gebrochen wird (siehe Diskussion um Songtexte). Aber gegen das bedenkenlose Kopieren ist es (vielleicht eher als Schutz der Blogger) sicher sinnvoll, das nochmal zu erwähnen.

    Ansonsten: ja. Alles.

  24. 24

    Argh — und jetzt muß ich lesen, daß mein Vorredner meine Argumente zum Realname schon viel ausführlicher dargelegt hat. WP-Kommentare sind nicht gut zu lesen, eine richtige Diskussion wird nach spätestens 30 Beiträgen albern.

    Threading wäre gut, noch besser vielleicht ein Blog-Kommentare-to-Usenet-Interface, wo man dann alle Vorteile des Newsreaders, wie sortieren, Scoring etc., nutzen könnte.

  25. 25

    der groesste „possitive druck“ sich an bestimmte regeln zu halten, entsteht doch wie im realen leben aus der gruppe, community heraus. diese form der sozialen lenkungswirkung scheint mir in der netzwelt auch nicht gaenzlich aufgehoben. ich lese keine blogs, die sich mit themen befassen, die ich abstossend oder langweilig finde. und wenn sich jemand in comments oder bildern so benimmt, dass ich ihn/sie nicht auf einer party treffen moechte, dann werde ich auch im digitalen sinne abstand halten.

    ansonsten gilt bis auf die realname-regel alles was johnny sagt.

  26. 26

    wenn man sich oft in der bloggerszene rumtreibt, könnte man wirklich denken, dass inzwischen jeder mindestens einen einen blog hat. ich kenne allerdings eine menge menschen, nicht nur ältere und technikverweigerer, die mit einem blog überhaupt nichts anzufangen wissen.
    man sollte seinen eigenen blog und das bloggen also nicht zu wichtig nehmen. ich glaube, dass macht auch manches einfacher…

  27. 27

    Natürlich nehme ich das wichtig, was ich mache, sonst würde ich es nicht machen! Das bedeutet nicht, dass ich es für wirklich wichtig halte. Ob es Spreeblick gibt oder nicht ist völlig schnuppe. Und 99,99% der Weltbevölkerung wissen nicht nur nicht, was ein Blog ist, es ist ihnen auch noch zu Recht egal.

    Dennoch sind die Entwicklungen etwa so wichtig wie die des Fotokopierers. Das nicht wichtig zu nehmen, wäre töricht.

  28. 28

    empfehlens- und beachtenswert auch: A Bloggers‘ Code of Ethics, nach dem Ehrenkodex der Society of Professional Journalists.

  29. 29

    Es war für mich nur eine Frage der Zeit bis sich jemand des Themas annimmt. Bis die sich entwickelnde neue mediale Vielfalt durch solche Gedankenansätze zu einem Regelsystem findet, wird wohl noch etwas Zeit vergehen. (positiv gedacht)

  30. 30
    M°

    Das klingt ja alles sehr vorbildlich, aber ist das nötig? In so vielen Sätzen?
    Sollte es für Dich nicht selbstverständlich sein, so zu handeln? Könntest Du Dich achten, wenn Du anders handeltest?
    Niemand wird anderes, böses von Dir erwarten.

  31. 31

    Ist das die Brille, durch die man auf die Spree blicken kann?

  32. 32

    Während man hier über ein paar Grundregeln diskutiert, wird dort schon von „Überwachung“ gesprochen.

  33. 33

    Ich möchte die Diskussion noch um zwei Aspekte erweitern, die mir wichtig erscheint:

    Leute, die sich seit vielen Jahren schon im Netz bewegen, verhalten sich mit Sicherheit schon – wenn auch unbewusst – nach einer solchen Etiquette. Das bringt die im laufe der Zeit erworbene Medienkompetenz mit sich, denke ich.

    Was ist aber mit den ganzen Kids, die, ausgetattet mit Foto-Handy einem Blog auf irgendeiner Plattform munter drauflos bloggen. Sehr persönlich meistens und überhaupt nichts dabei finden, andere Menschen mit ihren Klarnamen zu nennen und ggf. zu kompromittieren?

    Was gerade passiert, Johnny hat das in den ersten Absatz seines Beitrags beschrieben, vollzieht sich so schnell, dass vermutlich weder Schule noch Eltern rechtzeitig eine sinnvolle Medienkompetenz vermitteln können.

    Es fehlt allgemein sowieso an einem Bewusstsein dafür, wie man mit seinen persönlichen Informationen umgeht. Wieviele Leute nehmen an Payback-Systemen teil und hinterlassen Datenspuren, deren Ausmass mögliche Konsequenzen sie gar nicht begreifen?

    Google ist letztlich nur ein Beispiel dafür, wie einfach es ist, achtlos abgegebene Informationen wieder aufzufinden. Aber machen wir uns doch nichts vor. Google ist nur eine – zugegebenermassen sehr gut funktionierende – Volltext-Suchmaschine.

    Richtig problematisch wird es, wenn echte semantische Suchen in sozialen Beziehungen möglich werden. Wenn man auf Knopfdruck Profile erstellen kann, werden diese auch missbraucht werden.

    Daher ist eine Blog Etiquette oder ein Blogger Codex eine – zweifellos sinnvolle – Sache, aber auch die „Industrie“ müsste sich verpflichten, nicht alle verfügbaren persönlichen Informationen über einen Menschen für ihre Zwecke zu bündeln.

    Ohne jetzt nach dem Staat schreien zu wollen: Eigentlich ist aber genau das die Aufgabe des Staates: Das Recht des Bürgers auf informationelle Selbstbestimmung zu wahren. Aber derzeit geht die Politik ja bekanntlich in die genau entgegengesetzte Richtung.

  34. 34

    @jonny
    nicht ZU wichtig zu nehmen, bedeutet ja nicht zwangsläufig, nicht ernst zu nehmen. das ging auch eigentlich nicht an spreeblick, sondern als anregung an die, die sich diese hose anziehen mögen…

  35. 35

    @andreas: Ich stimme dir fast vollständig zu. Nur die letzten beiden Absätze halte ich für etwas naiv. Die „Industrie“ kann sich gar nicht dazu verpflichten, weil sie damit ihren ureigensten Interessen zuwiderhandeln würde. Zum Staat und dem verbrieften „Recht des Bürgers auf informationelle Selbstbestimmung“: Ja, gibt es. Und wird seit Anbeginn des Grundgesetzes verwässert. Aber: Während es in den frühen Achtzigern angesichts der damaligen Volkszählung noch hieß „Unsere Daten müsst Ihr raten“ und selbst nicht-linke Mitt-Vierziger über den Sinn und Zweck dieser Datensammlung nachdachten, ist es heute, meiner Beobachtung nach, nicht mehr besonders weit her mit der informellen Selbstbestimmung. Oder, etwas genauer ausgedrückt: Informelle Selbstbestimmung bedingt eine Medien-Mündigkeit, die immer mehr Menschen verlieren. Anders kann ich mir den Erfolg von Payback, Kaisers-Sammelherzen usw. nicht erklären.
    Blogs _könnten_ ein interessantes Übungsfeld für Medienkompetenz sein, allerdings fehlt dazu der Rahmen: Letztlich sollte man bereits in der Schule viel mehr vermittelen, als die grundlegende Bedienung von „Word“.
    Zum Beispiel, _was_ und _wie_ man schreibt…

  36. 36

    Volle Zustimmung in allen Punkten. Schnell entsteht aus einem Seebeben ein Tsunami. Die Welle muss nicht einmal hoch sein, wenn sie breit genug ist und lange genug rollt, kann sie einiges unter sich begraben.

  37. 37

    „Immer wieder entdeckt man Gäste, die zwar für ein schlichtes „Hallo“ scheinbar zu schüchtern sind, über den Umweg der Kameralinse jedoch beinahe jeden Anwesenden begrüßen.“
    Da fühle ich mich jetzt direkt angesprochen.
    Es war auf keinen Fall meine Absicht als Paparazzi teil des Abends zu werden. Die Fotos habe ich bei Flickr veröffentlich um allen Gästen der Futura Bold die Möglichkeit zu bieten Erinnerungen an diesen wirklich schönen Abend zu sammeln.
    Der Umstand, dass ich die Fotos ungefragt veröffentlicht habe kann natürlich ein Problem sein, allerdings frage ich mich, was ich hätte machen können? Hätte ich von jedem Teilnehmer, der zufällig auf ein Foto geraten ist eine schriftliche Erlaubnis einfordern oder die Gesichter entstellen sollen? Ich veröffentlich nur Fotos, mit denen ich leben kann und wo ich denke die „Betroffenen“ können es auch.

  38. 38
    Stefan

    Sehr gute und sehr wichtige Thematik, die Du ansprichst. Die vielen Kommentare zeugen davon, daß es tatsächlich angebracht ist, über den Sachverhalt nachzudenken.
    Ich halte ein Wiki zum gemeinsamen Erarbeiten einer Blog Etiquette (oder wie auch immer das dann am Ende heißt) durchaus für ein gute Idee. Das könnte zumindest (sicherlich notwendige) Aufmerksamkeit erzeugen.
    Natürlich ist es wie bei vielen anderen Dingen auch und wurde in den Kommentaren auch schon erwähnt: man könnte ‚Verhaltens*regeln*‘ natürlich auch mit „gesundem Menschenverstand“ für überflüssig erklären, aber wenn es ohnehin selbstverständlich ist, tut eine schriftliche Fixierung auch niemandem weh. Das nur, um das „Regeln sind Bäh“ Argument etwas zu schwächen.

  39. 39

    Matthias, nee, nicht so persönlich nehmen. :) Es fiel halt auf, dass doch sehr viele Kameras unterwegs waren. Wie gesagt: Die flickr-Galerien sind doch alle klasse. Und gäbe es generell eine Art „interne Absprache“, wie man mit Fotos umgeht (hat ja in diesem Fall gut geklappt), wär das alles kein Problem.

    Unter den meisten etwas erfahreneren Leuten sehe ich keinen Bedarf für einen Codex, denn wie hier auch oft gesagt wurde: Versteht sich ja eigentlich alles von selbst.

    Fotojournalisten müssen diese Genehmigungen übrigens einholen, es sei denn, die Leute sind Teil einer öffentlichen Veranstaltung und auf dem Foto als solche Teilnehmer zu erkennen. Also muss man bei der FB auch keinen fragen.

    Auch noch ein Thema, ob das Presserecht bei Bloggern gilt…

    Wir kümmern uns um ein Spreeblick-Wiki. Eine Netiquette ist ja nie sinnvoll für alle, die sich schon länger und fast automatisch an gewisse Umgangsformen halten, speziell Einsteigern könnte das aber helfen. Ich hab in meinen Usenet-Anfangszeiten tatsächlich erstmal viel gelesen, bevor ich gepostet habe.

  40. 40

    Ok.
    Ich werde zur nächsten FB wieder die Kamera mitbringen und dann vielleicht noch ein T-Shirt anziehen, mit meiner e-Mail-Adresse drauf. Vielleicht beschwerde@……

  41. 41

    „Ich versuche, freundlich zu bleiben.“ klingt nicht sinnvoll. Der Ochse auf der Weide versucht auch. I. ü. ist das „freundliche“ i. S. v. „amerikanisch-freundlich“ nicht immer sinnvoll.

    „Wir sind alle Individuen“ ist ein Allgemeinplatz, der auch wenig zielführend ist.

  42. 42
    Martin_

    Ich halte nicht so wahnsinnig viel von Anonymitität wenn Sie nicht
    systembedingt unbedingt notwendig ist, wie bei Wahlen o.ä..
    Im Web geht mir das mit der Anonymität mitunter zu weit bzw.
    ist Sie doch zumeist unnötig. Sagen wer man ist, ist besser als
    dieser Wildwuchs an kryptischen Nicknames.
    Codexe finde ich klasse wenn es „ungeschriebene Gesetze“ sind, an die sich ohnehin 99% halten…
    „Nimmt“ jemand diese dann allerdings „in die Hand“ um sie in
    Formulierungen zu pressen, bin ich schon genervt.
    Bilder von Menschen in der Öffentlichkeit, also außerhalb der
    schützenswerten Privatsphäre, sollen ruhig öffentlich/insNetzStellbar sein.
    Die Photografierten jedoch jederzeit die Möglichkeit haben, den
    Photografierer zu kontaktieren um ggf. um Zurückziehung zu beten.
    Nun sollte der Photografierer dazu nicht gezwungen sein dieser Bitte
    zu entsprechen sondern eher nach ungeschriebenen Gesetzen selbst
    entscheiden. Für Streitfälle sind ordentliche Gerichte oder Schiedsstellen anzurufen. Alles ganz einfach… ;)
    so long…greetz2myriva

  43. 43
    Stefan

    Wie gerne in diesen Tagen gibts für das hier angesprochene Problem des unerwünschten bildlichen Abgebildetwerdens natürlich auch wieder einen Lösungsansatz, der sein Heil in der Technik sucht:

    Hewlett-Packard (HP) hat im letzten Jahr ein Patent angemeldet, nach dem „ždie Aufnahme eines Motivs verändert wird, wenn ein Störsignal von einem Störsender abgegeben wird, der von einem Objekt innerhalb des Motivs getragen wird. Als Reaktion auf das Störsignal wird das Motivdetail identifiziert, das zu diesem Objekt gehört. Das Bildobjekt des Motivs wird durch Unkenntlichmachung des Objektbildbereiches geändert.“

    http://www.photoscala.de/node/view/875

  44. 44

    Auch noch ein Thema, ob das Presserecht bei Bloggern gilt“¦

    Ja, zumindest der Teil zum Schutz am eigenen Bild. Hier spricht das Kunst-Urhebergesetz von Verbreitung und öffentlicher Zur-Schau-Stellung.

    Und: Für Fotos auf öffentlichen Veranstaltungen braucht man auf die Genehmigung nur dann zu verzichten, wenn diese Teil einer Menschenmenge sind und keine berechtigten Interessen des Abgebildeten verletzt sind.

    Einzelabbildungen davon, wie sich jemand auf der FB so richtig danebenbenimmt, sind also nicht davon gedeckt.

    Ganz interessant hierzu ist folgende Seite: Recht und neue Medien — Recht am eigenen Bild

  45. 45
    blablarella

    Vaguely related Ein ‚Fallbeispiel‘ zum Thema hatte auch Praschl letztens mal in einem anderen Zusammenhang unter Convers.antville gepostet. Auf jeden Fall hatte ich es so verstanden. Was ist richtig/was ist falsch in solch Grenzfällen. In meinem Kopf blieb nach dem Lesen ein großes Fragezeichen in Punkto (sorry, no clever-clogs pun intended) Blog-Ethiquette. Und Ettikette hört sich eigentlich weniger lofty an als Ethik aber m.E. genauso wichtig. Danke für den Beitrag. Das zum generellen Teil. Dann zu real name postings oder nicht imho dient der real name eigentlich nur zum Konstruieren einer Identität und der sozialen Kontrolle. Wie Du meintest: Anonymität als Luxus; Meiner Meinung nach: solange diese Anonymität nich als Freibrief für outright rudeness missbraucht wird (und das dürfte sich ja durch das Einhalten einer wie auch immer gearteten Blog Etikette vermeiden lassen) ist sie m.E. ein wichtiger Bestandteil auch für die Offenheit und Kreativität des Netzes. Dann noch ein letzter Punkt: Alternativ ist auch denkbar/frei nach dem Motto Blog will eat itself/dass irgendwann eine derartige Datenflut herrscht, dass man den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht. Sprich: Im Moment sind Babyblogs vielleicht die Ausnahme. Der Lebensweg eines Menschen, so er denn im Netz ist, lässt sich häufig erstaunlich lückenlos nachvollziehen. Wenn das ganze inflationär betrieben wird, versinkt der einzelne vielleicht wieder in einer, in diesem Fall, gnädigen Sturmflut aus Bits und Bites. Aber andererseits bin ich kein Tekkie, und von daher kann ich die Technikfolgen der Filter und Rechenkram und so nicht abschätzen. Naja. Hmm. Guess this was a bit too long, *erröt. Bitte einfach löschen, falls total daneben/trollig, aber you touched a nerve, there.

  46. 46

    Alle Jahre wieder. Hatten wir solche Debatten nicht letztes Jahr (oder war das vorletztes)? Die Schweizer BloggerInnen diskutieren auch gerade intensiv über Blog-Ethik. Und ich frage mich was denn passieren würde wenn jede(r) einfach mal tun würde was er/sie will.
    Auf wen man sich dann einlässt und wen man besser ignoriert, kann man sich dann ja selbst überlegen, das hat auch eine korrektive Wirkung.
    Zumal es ja durchaus einige vielgelesene Blogs hierzulande gibt, die wieder und wieder unter der Gürtellinie anderen ans Bein pinkeln. Anscheinend wollen einige sowas lesen.

  47. 47

    Ach ja, einen Bericht über ein aktuelles Urteil gibts grad bei SpON.

  48. 48

    Fotojournalisten müssen diese Genehmigungen übrigens einholen, es sei denn, die Leute sind Teil einer öffentlichen Veranstaltung und auf dem Foto als solche Teilnehmer zu erkennen.

    Das gilt aber auch nur für eine dem öffentlichen Interesse an der Veranstaltung angemesse Berichterstattung. Und was das „angemessen“ betrifft, ist das mit einer weltweiten Veröffentlichung im Netz halt so eine Sache. VÖ im Spreeblickboten, dem bekannten Kiezmagazin auf totem Holz, wäre weniger problematisch.

    Also muss man bei der FB auch keinen fragen.

    Aber sicher doch. Eigentlich.

    Die Veröffentlichung von Portraitfotos im Internet kannst du mit „öffentliche Veranstaltung“ jedenfalls nicht so ohne weiteres legitimieren (Es sei denn, die abgebildete Person ist als Showact zur relativen Person der Zeitgeschichte geworden, weil sie als lebende Fackel in die Spree katapultiert wurde).

    Im Fall des Falles muss ohnehin der Veröffentlicher nachweisen, dass er die Zustimmung der abgebildten Personen hatte. Das gilt für Profis und Amateure gleichermaßen.

  49. 49

    Wobei zu hoffen wäre dass man Amateuren nicht gleich mit dem Anwalt kommt, vor allem wenn es sich um ein unkommerzielles und werbefreies blog handelt. Da man aber auch durch Abmahnungen wiederum Geld verdienen kann ist das nicht ganz unproblematisch. Oder seh ich das falsch?

  50. 50

    „Unter den meisten etwas erfahreneren Leuten sehe ich keinen Bedarf für einen Codex, denn wie hier auch oft gesagt wurde: Versteht sich ja eigentlich alles von selbst.“
    Das ist doch genau das Problem: Für vernunftbegabte Menschen versteht sich sowas (oder sowas ähnliches) von selbst, für andere eben nicht. Und selbst vernunftbegabte Menschen werden sich nicht immer an solche Regeln halten können, wenn sie etwas anderes als die Apotheken-Umschau ins Netz stellen wollen. Was wären die Rebellen ohne Markt mit Regeln wie „ich versuche freundlich zu bleiben“?
    Deshalb ist ein solcher Kodex so nützlich oder wichtig wie’s die Netiquette auch ist: Es wird dann diejenigen geben, die sich einen 30×15 „Bloquette“-Button mit Link auf diesen Artikel auf’s Blog pappen werden, bis sie das erste mal richtig ausfallend werden müssen, diejenigen, die versuchen, es mit Verstand zu lösen, diejenigen, die auf Einhaltung pochen und keinen Kopf mehr für etwas anderes haben und den großen Rest, für den solche Regeln eigentlich nötig wären, die sich aber ohnehin nicht daran halten.
    Und „unter echtem Namen“ ist ja sowieso Käse – für jeden ist es ohnhin mit minimalem Aufwand möglich, die Identität eines Blogautoren herauszufinden, und trotzdem kann ein Nick als minimale Firwall zwischen echter und Blogidentität helfen – und wenn’s nur zu dem Zweck ist, dass der zukünftige Arbeitgeber unter dem echten Namen nicht als _ersten_ Treffer das Blog findet.

  51. 51

    Meine erste Reaktion:
    Ach Gott ach Gott! Dieser deutsche Regulierungswahn schon wieder. Ich haette jetzt fast noch was mit „faschistoid“ geschrieben, es aber im Sinne des gegenseitigen Respekts weggelassen. Obwohl es im Sinne eines humorvollen sichnichtallzuernstnehmens haette durchgehen muessen.

    Meine zweite Reaktion:
    Trotzdem mal drueber nachdenken.

    Meine dritte Reaktion:
    Netiquette okay. Verwendung von Bildern anderer Menschen nur nach deren Einwilligung. Ist aber doch eh Gesetz, oder?

    Meine vierte Reaktion:
    Nennung meines echten (vollen) Namens: Aeh, nee. Wenn ich die Identitaet anderer Menschen schuetzen soll, dann ist es ja wohl nur recht, billig und stringent, dass ich dasselbe mit meiner eigenen tue.

    Alle anderen Punkte wuerde ich unterstuetzen. Verbal. Unterschreiben wuerde ich sie nicht.

  52. 52

    Der Sinn eines Codex kann nicht sein, als wirkliches Regelwerk zu dienen, sondern als Einstiegshilfe und erste Richtlinie, denn wie schon erwähnt: Es gibt keine Medienerziehung an Schulen oder anderswo. Na klar brauchen Blogs genauso wie die klassische Presse manchmal einen ätzenden Ton (da bin ich ja auch ab und an gerne dabei), aber eben nur gegenüber Leuten, die sich in der Öffentlichkeit bewegen. Und: Man muss das können, finde ich. Don A. kann das und hat es meiner Meinung nach noch nie gegen Privatleute getan.

    Anderes, was an einigen Stellen in den letzten Monaten zu verfolgen war, grenzt jedoch, etwas überspitzt gesagt, an Denunziantentum. Und der Erfolg von Blogs, die gerne die Keule in alle Richtungen schwingen, kann einem schon leichte Sorgen bereiten.

    Kein Codex der Welt generiert „bessere“ Umgangsformen und meine Güte, ich will auf keinen Fall Moralapostel spielen. Aber es ist doch wie im „richtigen“ Leben: Was ist cooler? Andere abziehen und draufhauen oder „Fair Play“ soweit es geht? Es geht darum, Plätze zu besetzen und Denunziantentum und Arschlochverhalten zu „ächten“.

    Allein die Diskussion darum ist schon etwas wert, finde ich.

    Aber wie gesagt: Ich denke hier oft laut und verfolge die Kommentare sehr genau. Ein Blog zu haben hat in meinen Augen den schönen Vorteil, dass man eine Menge lernen kann. Keiner von uns hat die Weisheit gepachtet (auch wenn wir alle ab und zu gerne mal so tun) und insofern ist allein der aufmerksame Austausch eine Errungenschaft.

    Meine Güte, ich hab heute meinen Hippie-Tag. ;)

  53. 53

    hast es ja auch gut gemacht und gemeint, Johnny. dafuer hast du meinen respekt auf jeden fall. diese arbeit allein, dass zu ersinnen und aufzuschreiben.

    das problem ist halt, wenn man solche themen so oeffentlich als erster hinzaubert, setzt man sich auch den Reaktionen der ganzen Welt aus, im Internet zumal. das muss dich aber nicht weiter bedruecken. das geht allen so.

    kommentieren kann sowas jeder mal ganz schnell. das ist keine kunst.

  54. 54

    kentucky, die Bemerkung ‚“typisch deutsch“ tauchte jetzt schon öfter auch in Trackbacks auf. Damit macht man es sich etwas zu leicht. Denn wo soll denn das anarchistische Land sein (da es ja Deutschland nicht ist), das auf jede Form der Einigung im Umgang miteinander komplett verzichten mag? Wenn Deutschland so regulierungsfreudig ist, wo ist der Gegenpol, wo das völlig anders empfunden wird? Interessiert mich wirklich. Raus mit der Sprache! :)

    Glücklicherweise wurde der Begriff „faschistoid“ ja zurückgezogen, denn lasst uns mal bitte auf dem Teppich bleiben: Wenn das Nachdenken über gemeinsam erstellte Regeln des Zusammenlebens jetzt als „faschistisch“ bezeichnet werden würde, dann hätten wir wenig gemeinsame Gesprächs-Nenner und offensichtlich eine sehr andere Definition von Fachismus. Auf Anfrage schicke ich dir aber gerne mal ein paar Adressen von deutschsprachigen Blogs oder Foren zu, bei denen der Begriff ganz sicher passender ist.

  55. 55

    kentucky, ich verstehe deine Reaktion oben schon richtig (also keineswegs negativ) und danke für den Respekt, aber ich schreibe ja da oben nichts Neues. Mir ist nur aufgefallen, dass eben Themen wie Netiquette oder Einstiegshilfen seit Jahren keine mehr zu sein scheinen. Und das wundert mich genauso wie die Tatsache, dass so wenig andere bisher darüber geschrieben haben.

    Im Moment macht es mir wieder mehr Spaß, über Inhalte nachzudenken und zu schreiben bzw. „eigene“ Themen zu generieren und diese dann zu diskutieren. Und es gab natürlich klare Auslöser für den Artikel oben.

  56. 56

    einen gegenpol gibt es, glaube ich, gar nicht. das waere ja paradisisch, oder hoellisch. je nach dem.

    aber laender, die deutlich weniger regulieren als deutschland, oder ihre gesetze liberaler deuten und forcieren, gibt es ueberall.

    die menschen in solchen laendern lachen auch oefter. daran erkennt man sie.

  57. 57

    dann gib uns doch mal ein paar Beispiele. Ich such immer noch ein Land zum auswandern.

  58. 58

    na ok, ein paar klassische:

    jamaica (zugegeben, hat auch was mit dem wetter und den tabakaddititiven zu tun)

    tahiti

    samoa

    thailand

  59. 59

    Bin immer wieder froh, dass ich mich nicht mit Abmahnungs- oder Impressumsquatsch rumaergern muss. Ich sehe die von Johnny genannten Einstiegshilfen (um das boese boese deutsche Wort Regeln mal zu vermeiden), einerseits als selbstverstaendlich an. Andererseits kann es nicht schaden immer wieder daran erinnert zu werden. Bei den Auswuechsen, die sich in Blogistan und Flickristan manchmal bilden…

  60. 60
    M°

    zu Deinem Hippie-Tag paßt das Google Motto „don’t be evil“. Das besagt doch eigentlich alles, oder?

  61. 61

    Das nicke ich auch gern ab, ausgenommen das mit dem echten Namen. Ein Blog ist Journalismus, also muss man auch mal unter Pseudonym arbeiten können, gerade wenn es um heikle Themen geht. Allerdings sollte man dann natürlich auch die Bloginhalte anonymisieren und nicht mit Klarnamen und Bilder rumwerfen.

    Anonyme Blogs werden wohl aber in Deutschland nicht auf Dauer existieren können wegen der Impressumspflicht. Da hoffe ich mal auf ein Gerichtsurteil zum Thema Netz und Pressefreiheit/Journalismus.

    Ich halte mich sowieso schon immer daran. Keine Adressen und Namen, keine Party- oder anderen Bilder mit Menschen ohne deren Einwilligung, ausgenommen meiner selbst. Am besten überhaupt nicht, meist geht es auch so bzw. es will eh keiner lesen.

    Das Gleiche gilt auch für den Umgang mit Marken, Firmen und Erfahrungen. Fair, kritisch, aber nicht niveaulos oder beleidigend.

    Fakt bleibt, die Guten halten sich dran, den Rest stört Blogethik eh nicht.

  62. 62

    »Ich benutze meinen echten Namen« ergänzen durch »…es sei denn, Du benutzt überall ein und den gleichen Nickname, unter dem Du fast bekannter bist als unter dem Real Name«.

    Dann kann ich besser schlafen, danke.

  63. 63

    „Was wären die Rebellen ohne Markt mit Regeln wie „ich versuche freundlich zu bleiben“?“

    Das ist eine Auslegungssache, wie jede menschliche Kommunikation. Ich könnte auch formvollendet auftreten und Nettigkeiten verbreiten und hintenrum über das Arschlochtum so mancher ablästern, aber das wäre dann wiederum nicht ehrlich. Deshalb sage ich halt meine Meinung, und wer es nicht lesen mag, soll sich anderweitig umtun. In der Blogosphäre gibt es sicher nicht zu wenige Speichellecker, nachkläffende Hatemobs und Überwachungsfreaks, denen einer abgeht, wenn sie andere outen und ansonsten jammern, wenn man sie öffentlich macht.

    Moe wirft mir Hasspredigten vor, ich werfe ihm vor, dass er sich als Geldempfänger der News Frankfurt einen Dreck um Urheberrechte geschert hat. Blogberater und alter Bekannter aus Pay-Content-Bizz-Zeiten Klaus Eck outet mein Privatleben in Zusammenarbeit mit dem Mario Scheuermann, ich gebe allen Blogberatungswilligen den ratschlag, sich mal die Vergangenheit ihrer Kompetenzlinge genau anzuschauen. Und so weiter… und während wir hier über Nettiquette debattieren, verkauft der liebe Herr Eck Überwachungstools für die deutsche Blogosphäre an Unternehmen. Immer nett sein? Ja warum denn?

  64. 64

    ich zitiere aus meiner scriptie zum thema „medienkunst der tat – terrorismus und bildwissenschaft“

    „Es fällt auf, dass durch die flächendeckende Ausrüstung der Bevölkerung
    mit Digitalkameras und Fotohandys immer öfter Bilder von Privatpersonen
    in den Medien auftauchen. Jorinde Seijdel spricht in diesem Zusammenhang von wilden Bildern. […] Eine Masse, die, bewaffnet mit der Digitalkamera, nicht mehr darauf aus ist an Ereignissen teilzunehmen, sondern gaffend am Spielfeldrand steht, die Entwicklungen fotografisch festhaltend, um sie dann in Echtzeit via Internet um den Planeten zu beamen.“
    passt auch super zu dem was hier festgestellt wurde.
    Die scriptie (=niederländisch für diplomarbeit) kann man sich hier runterladen.

  65. 65

    Freundlich sein bedeutet nicht „immer nett sein“. Nett sein kann jeder. Ich bin auch nicht immer nett (und mir ist die „Wahrheit“ immer lieber als Nettigkeiten) und habe keineswegs vor, nur noch liebe Nettigkeiten zu verbreiten. Ich versuche nur, Fremden erstmal freundlich entgegenzutreten. Das tut Don A. übrigens auch. :)

  66. 66

    Moe: Wenn es sich wirklich um einen Amateur/Blogger handelt, der Bilder einer Party nicht in böser Absicht ins Netz gestellt hat (soll es ja geben, sind hoffentlich auch die Mehrheit), würde ich auch keinen Anwalt einschalten, sondern erstmal eine freundliche Mail schreiben. Ist eigentlich selbstverständlich, denke ich.

    In de.soc.recht.marken+urheber gab es iirc aber erst vor ein paar Wochen wieder eine Diskussion, wo der Betreiber einer kommerziellen Bilderseite (oder war es ein Forum?) sich aus der Verantwortung stehlen wollte. Bei solchen Arschlöchern hätte ich keine Hemmungen, sie in der ihnen einzig verständlichen Form auf ihre sozialen Defizite hinzuweisen.

  67. 67

    Mir kommen diese Diskusionen für oder gegen eine Etiquette immer vor wie Rückzugsgefechte. Ich mache soetwas nun schon seit über 10 Jahren mit und habe in dieser zeit immer wieder festgestellt, dass diese Diskusionen nicht so viel bringen. Die meisten Menschen werden sich mit den Punkten einverstanden erklären. Aber wenn es dann hart auf hart kommt werden sie diese über Bord werfen. Wer nicht ein oder zwei schicke Flamewars mitgemacht hat, der kann mit Punkt 4 eigentlich gar nicht so viel anfangen, weil er nicht weiss, wie sich diese Dinge entwickeln. Das müssen ja auch gerade zwei Blogger, einer aus Neukölln und eine aus Lübeck schmerzhaft erfahren. Und diese Lernprozesse tun weh.

    Ebenso ist es mit der Privatsphäre. Auch hier müssen viele Menschen erst einmal lernen, dass das Gedächnis des Netzes meistens unterschätzt wird. Wir leben in Sachen Internet in einer nur oberflächlich kurzfristig agierenden Welt. Die meisten Benutzer nehmen allerdings nur diese Kurzfristigkeit wahr. Wenn ich in meiner Familie erzähle, dass ich im Internet noch Daten finde, die ich vor 10 Jahren im Fidonet abgesondert habe, dann schauen sie mich immer gross an. Computer und Technik sind für die meisten nur eine Momentaufnahme. Nächsten Monat kommt das neue Modell heraus und das alte wird weggeschmissen. Und ebenso sind die Texte und Fotos für die meisten nur eine Momentaufnahme. Es wurde schon richtig erkannt, dass diese Daten in Flickr oder auf privaten Homepages lange leben werden. Und wenn es nur im Webarchive ist. Aber ich bezweifel, dass dies den Meisten bewusst ist. Dieses Bewusstsein muss geschärft werden.

    Vielleicht sollte eine solche Etiquette Beispiele enthalten. In einigen Punkten weniger abstrakt sein. Dann können die Leser damit erheblich mehr anfangen.

  68. 68

    Wie bereits erwähnt, ähnliche Diskussion läuft bei uns in der Schweiz: Forum Blog-Codex

  69. 69

    Danke für diesen Artikel. Die Sorglosigkeit mancher mit ihrer und insbesondere der Privatsphäre anderer macht mich im Gegensatz zu diesen doch besorgt. Natürlich steckt auch in meinem Blog persönliches. Aber mein „ganzes“ Privatleben teile ich nur mit den Menschen um mich.
    Ein Blick in Google und Co. zeigt, wieviel man recht rasch über einen Menschen schon heute herausfinden kann, wo wir alle unsere digitalen Spuren hinterlassen.
    Den von dir geposteten Regeln kann ich nur zustimmen, sie bestimmen eigentlich schon von Anfang an auch meinen eigenen Webauftritt.
    Ich muß nicht Anonym in meinem Blog sein, aber dafür erzähle ich auch nicht alles.

    Man könnte jeden Punkt noch ergänzen und ausfeilen, aber das muß nicht sein. Wichtig ist mir nur noch der Punkt, dass jedeR BesucherIn und KommentatorIn ein Gast/eine Gästin ist, die auch so behandelt werden sollte.

    Und ich verstehe deine Scheu, dass du nicht Fotos von Menschen mit Gesicht im Netz zeigen wolltest. Das Recht am eigenen Bild sollte jedeR soweit als möglich noch immer behalten.

    Danke für diesen Artikel, er ist wichtig!!!

  70. 70
    mnemosyne

    Ein Punkt zum echten Namen: seit ein mir persönlich vollkommen unbekannter Mensch Kommentare über mich samt Adresse (!) und anzüglichen Bemerkungen, dass er mich dort besuchen werde auf seine Internetseite gestellt hat (nachdem er mich vorher wochenlang mit ekligen Mails genervt hatte), ist mein Name im Netz nicht mehr so einfach zu finden. Schon gar nicht im Weblog. Meine Internetseite ist aus genau diesem Grund vorerst offline.

    Paranoia, maybe. Aber ich glaube, gerade für Frauen kann der reale Name im Netz (über den meist problemlos Adresse und Telefonnummer herauszufinden sind) ziemlich anstrengend werden.

  71. 71

    Weil’s gerade so gut passt: News.com vs. Google wegen „Google-Journalismus“
    http://business.timesonline.co.uk/article/0,,9075-1727941,00.html
    http://comment.zdnet.co.uk/0,39020505,39212555,00.htm

  72. 72
    Jossi

    Auch wenn diese Regeln eigentlich selbstverständlich und nichts weiter als die Prinzipien des ganz normalen Anstands, angewendet auf die Blogosphäre, sind, ist es richtig und wichtig, sie sich hin und wieder einmal bewusst zu machen. Deshalb hat dein Versuch, sie zu formulieren, meine volle Zustimmung. Das Meinungsbild der Kommentare zeigt, dass viele Leute mit guten Gründen Bedenken gegen die Realname-Regel haben – ich auch. Sollte die Angabe einer funktionierenden E-Mail-Adresse nicht genügen? Damit bin ich erforderlichenfalls für jedermann erreichbar, ohne mich als Privatperson komplett outen zu müssen.

  73. 73

    Ich bin ja noch kein „Alter“ blogger (rein I-Net-Technisch), doch meines Erachtens ist die Freundlichkeit in den blogs eine wesentlich andere als z.b. in Foren. Dort hat sich sehr viel zu schlechten verändert und ich hoffe das sich solche Umgangsformen nicht auch bei den weblogs ausbreitet.

    Da ich meine eigene „Rechtschreibreform“ habe möchte ich demnächst (irgendwann) ein kleines Wörterbuch (oder eine faq) in meinem blog (das blogerich) veröffentlichen und da würde dann auch eine kleine (N)etiquette reinpassen.

    Bei mir hat es lang gedauert bis ich mich traute. z.b. zu kommentieren, trackbacks zu nutzen und der gleichen.

    Tja, wie der „gemeine“ User hier an den Reaktionen erkennen kann sieht es für mich so aus als möchten fast alle die Umgangsformen beibehalten.
    Na das ist doch mal was.

    Gruß, aus und vom blogerich

  74. 74

    Moin,

    also ich möchte an dieser Stelle nochmal auf den Vorschlag zurück kommen, den ich schon in meinem Trackback geschrieben habe, aber den sich wohl aus langeweile keiner angesehen hat ;)

    Einige scheinen sich hier an der Realname-Regel zu stören, könnte man diese nicht ersetzen durch eine Kontakt-Regel, so nach dem Motto:
    Ich gebe zumindest eine gültige, funktionierende Emailadresse an, die ich auch regelmäßig prüfe, damit der Leser seine Wünsche, Kritiken oder Ähnliche Äußerungen auch privat mit mir klären kann, mal abgesehen von einem Realname?

  75. 75

    Der Name meines blogs beinhaltet auch meinen (Vorname) deswegen gebe ich meisten mein blogname an.

    Es gab zeiten wo ich auch wahllos diverse Bilder von Menschen ins Netz gestellt hatte, doch meine Freundin (Hobbyfotografin) hat mich drauf aufmerksam gemacht das so etwas ohne die Einverständniss derer nicht gestattet ist. Wusste ich bis dahin auch nicht wirklich. Ich denke auch das jede Privatsphäre respektiert werden sollte. Vor allem und gerade bei Kindern!

    Mir als „Dau“ ist es daher sehr wichtig das der User mich drauf aufmerksam macht wenn ich irgendwelche Quellenangaben vergessen habe. (Mit den Trackbacks kapiere ich es noch nicht wirklich)

    Denn siehe Regel 6,7 und wenn mir jemand freundlich drauf hinweist das ich einen Fehler gemacht habe, habe ich kein Problem damit.

    Mit freundlichem Gruß, (blog) erich

  76. 76

    Ich mach jetzt erst mal diesen staatlich zugelassenen Fernlehrgang in Psychologie, den die Google-Ads empfehlen, dann sehen wir weiter.

  77. 77

    Ich möchte deinen Codex für mein Blog – mit einigen kleinen Änderungen – nunmehr übernehmen. Natürlich würde ich auf diesen Artikel und deine Urheberschaft hinweisen (ganz im Sinne des Kodex).

  78. 78

    Ich finde diese Ausarbeitung einer Blogethik sehr gelungen. Für eine Diskussion in „meiner“ Blogosphäre habe ich die Punkte zum größten Teil mal übernommen, teilweise ergänzt oder modifiziert und angepaßt.

    Gruß

    tetrapanax

  79. 79

    In Deutschland sind nur die Gedanken frei!
    2007 04:10
    Re: Tim O“™Reilly proposes „Blogger Code of Conduct“ WarRites
    by Someone on 2007-04-12 05:00:19

    Link http_//_radar_oreilly_com/archives/2007/04/draft_bloggers_1_html- Entailment -:=

    www_mathematics_mil [04_12_07 01:43 AM]

    „Blogging Code of Conduct“ equals „Jew or not Jew“
    [It“™s all disgusting jewish-zionistic propaganda.]
    Examples:
    www_mathematics_mil Apr 11th, 2007 – 22:23:17

    „˜Zooming in on Darfur: Google teams up with _Holocaust Museum_“™(4/11/2007):
    Reference _Holocaust Museums_: „˜Usama bin Laden Says Israeli Regime is Behind the 9-11 Attacks KABUL, Afghanistan (Ummat): Prominent Arab mojahed (freedom fighter) Usama bin Laden or the Al-Qaida group has nothing to do with the 11 September attacks on the Bush Administration, according to an Usama bin Laden interview with Ummat, the Karachi-based Pakistani daily newspaper. In his interview, Usama bin Laden pointed out that the Israeli regime is behind the 9-11 attacks“™[Bin Laden: AUTHENTIC INTERVIEW by Carol A. Valentine
    Curator, Waco Holocaust Electronic Museum, October, 2001 ].

    Piper Apr 11th, 2007 – 23:43:33

    This is not an apolitical move. Darfur is located on top of some large oil reserves that a Chinese oil company currently has dibs on. Sudan geography alone makes it an important strategic point. (it“™s connection to the read sea, important rivers, relation to Mideast and Africa etc.) The US government wants the ability to create a pretense to get its hands in Darfur, just as it did in Iraq. The demonstration against the genocide last year included speakers from congress and the state department. The amount of people killed is really quite smaller than those killed in Iraq. (about 200,000 vs. 655,000-900,000 deaths) Genocide has only been an issue for our government when money and power are at stake. The Sudanese government is supporting the massacres in order to push rebels and the communities that support them off the oil rich land. Given our government“™s record, there“™s no reason to think this would stop if they stepped in to get the oil themselves. Most likely the violence would increase because the political pressure to stop the killing would disapear. That a holocaust museum is involved isn“™t suprising. Most holocaust institutions (not to mention Jewish institutions) have been taken over by a leadership that actively collaborates with American imperialism. Instead of drawing real lessons from the holocaust that could prevent another one (such as the need for a working class movement, the threat a collapsing capitalist system poses, and the need Jews have to align ourselves with workers and oppressed nationalities (including and especially Palestinians) in order to build a new world etc.) Holocaust rememberance has been primarily used to bolster the image of American imperialism and shield it“™s junior parters in the Israeli government from attack. (Just one instance: The entire justification for war in Iraq was basically: Saddam=Hitler) This Darfur propaganda is only the latest installment.