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Mahlzeit

Da es während der mit wenigen Ausnahmen spannenden, natürlich zu Recht kontroversen aber insgesamt doch recht gesitteten Diskussion hier wieder auftaucht:

Eines der ekelhaftesten Worte unserer Sprache ist der Begriff Gutmensch, der ausgerechnet von denjenigen verstärkt benutzt wird, die sich offenbar ernsthaft für „bessere“ Menschen halten. Um genau diese Haltung Dritten vorzuwerfen.

79 Kommentare

  1. 01

    Ja Johnny, da gebe ich dir völlig recht. Vor allem zeigt der Begriff dass derjenige, der ihn verwendet, keinerlei Argumente mehr hat und die Diskussion an der Stelle eigentlich bereits beendet ist.

  2. 02
    Heiko

    Es liegt in der Natur der Sache, dass die Beurteilung des Verhaltens eines Dritten als negativ dann erfolgt, wenn man selbst eine andere Ansicht dazu hat, die dann zwangsläufig besser bzw. positiver sein wird.

    Wer andere Menschen als „Arschloch“ oder „Blockwart“ bezeichnet, hält sich selbst in aller Regel nicht dafür.

    Überraschung! (oder vielmehr:?)

  3. 03
    Markus

    Ja! Ein ganz gefährliches Wort. Gefährlich, weil es im Begriff ist, in den Wortschatz einer grundsätzlich falschen Diskussionskultur überzugehen. Totschlagargument im Endstadium, gleichzeitig Beleidigung und Entlarvung. Dumm, überflüssig.

  4. 04
    Alex

    Könnte natürlich auch nur eine plakative Zuspitzung von „Gesinnungsethiker“ sein. In dem Sinne finde ich den Begriff auch brauchbar. Kaum ein „Verantwortungsethiker“ würde im Übrigen für sich in Anspruch zu nehmen ein besserer Mensch zu sein.

  5. 05

    Interessant finde ich die Herkunft des Wortes, und dass es heute wieder „en Vogue“ ist.

    Wenn ich diese „Beschimpfung“ in irgendwelchen Diskussionen lese, kommt es zu 50% von Trollen, zu weiteren 40% von Kommentatoren, mit denen ich nicht in einem Raum sein möchte… und nur bei 10% könnte ich mit den Meinungsäußerern konform gehen.

    Kommt aber, wie gesagt auf den Hintergrund an.

  6. 06
    Thomas Kurbjuhn

    Der Begriff Gutmensch entlarvt die aggressionsverleugnende Gedankenwelt der LInken. Der Mensch ist Teil der Natur, und um selbst zu leben, wird er in irgendeiner Form immer aggressiv zu Lasten anderer sein. Damit das nicht im permanent direkten Kampf ausartet, gibt es halt Kulturen. Linke wollen die natürlichen Grenzen einer solchen kulturellen Bändigung nicht akzeptieren, träumen vom “ neuen Menschen“ usw. Gutmensch ist der, der diesem Traum anhängt. Damit er aus diesem Traum nicht aufwacht,
    1) wohnt er abseits konfliktträchtiger Orte bzw. schickt seine Kinder nicht in konfliktträchtige Schulen( Wowereit würde seine Kinder nicht in Kreuzberger Schulen schicken)
    2) beschränkt Meinungen, die Kritik am Gutmenschkonzept äußern, z.B. durch § 130 STGB oder durch Wahrnahme des virtuellen Hausrechts in Diskussionsforen.
    3) Nicht immer, aber doch häufig wird man zum Gutmensch durch Abstammung von Akademikern und die entsprechende Ausstattung an schöngeistiger Bildung und ererbtem Geld.
    Diese Liste ist sicher nicht vollständig, jedoch mal ein Anfang

  7. 07
    heidrun

    „Abstammung von Akademikern und die entsprechende Ausstattung an schöngeistiger Bildung und ererbtem Geld.“
    trifft auf mich zu, bin trotzdem kein gutmensch, oute mich aber als fan dieses wortes in diskussionen um „korrektes“ ethisches verhalten, die sich immer auf einen (wohlgemerkt nur einen) aspekt der themenkreise essen, mode, job beziehen, wo es um „sich verkaufen“, „sich schuldig machen“ etc geht, und in denen die größten zeigefinger-predigten mit schöner regelmäßikeit von denen kommen, die zwar bio essen, aber nike tragen, um es mal platt auszudrücken. die kriegen von mir gerne das etikett „gutmensch“,aber vielleicht auch nur, um nicht zum noch unfreundlicheren „bigott“ greifen zu müssen.
    in der tatsächlich sehr spannenden raf-diskussion hier finde ich das wort allerdings auch unpassend.

  8. 08

    Ich bin gut, ihr seid schlecht! – Das ist mein Schnuller!!! Buhähhhh!!!
    Buhhhähhhh!!!

  9. 09

    Könnte es sein, dass das Wort deshalb en Vogue ist, weil es Assoziationen weckt an jene Eltern, die ihre Kinder aus dem Haus ekeln, obwohl sie es nach eigenem Bekunden „doch nur gut gemeint“ haben?
    Mir geht es jedenfalls so. Diese Art der Gutmenschen meinen es wirklich gut, gehen damit allen auf den Sack und verstehen gar nicht warum man ihnen so ablehnend gegenüber tritt.
    Das ist nicht zu verwechseln mit Altruismus. Der ist zwar rar gesät heutzutage, hat aber nichts mit Gutmenschentum in obigem Sinne zu tun, wird aber gerne damit verwechselt, weil man Altruismus einfach nicht mehr für aufrichtig hält. Was schade ist für solche wie u.a. Karl-Heinz Böhm.

    Ich bin ansonsten voll d’accord: Deutsche Kampfbomber haben in Afghanistan nichts verloren. (Aus ganz selbstsüchtigen Gründen).

  10. 10

    @Thomas: wie passend, dass meines Wissens keiner der Punkte so richtig auf den/die Hausherren hier zutrifft.

  11. 11
    heidrun

    bin ich die einzige bourgeoise sau hier,oder was? :)

  12. 12
    Heiko

    @3 (Markus)
    Ach herrje.

    1. Das Wort ist schon seit Jahren im Umlauf und ich sehe nicht, wieso es ausgerechnet jetzt im Begriff sein sollte, in den Wortschatz einer „grundsätzlich falschen Diskussionskultur“ einzugehen, was auch immer dieses Geschwurbel bedeuten soll.

    2. Das Wort ist genauso gefährlich oder ungefährlich wie jedes andere Wort. Wie immer kommt es auf den Kontext an, in dem es verwendet wird. Für jemanden, der seine Handlungsweise als positiv ansieht und diese als einzig wahre Handlungsweise präsentiert, an der der Rest der Welt genesen soll, ist die Bezeichnung „Gutmensch“ völlig passend und keineswegs dumm oder überflüssig. Es ist schon armselig, auf einen reichlich eigenwilligen Wikipedia-Artikel zu verweisen, der zunächst von einem „Kampfbegriff“ der „politischen Rhetorik“ schwadroniert, um dann im dritten Absatz eine Verwendung zu beschreiben, die nicht zwangsläufig etwas mit Politik zu tun hat.

    Wen interessiert es im übrigen, wie der Begriff zu Zeiten Hitlers verwendet wurde? Man denke nur mal an die unterschiedliche Bedeutung des Begriffs „Blockwart“ damals und heute. Ist die Verwendung des Begriffs „Blockwart“ in einer Diskussion etwa auch ekelhaft, sofern dessen Verwendung angebracht ist?

    3. Es gibt keine überflüssigen Worte, sonst hätte man sie nicht erfunden.

    4. Du verwendest den ekelhaften Begriff „grundsätzlich falsche Diskussionskultur“ und hältst dich offenbar ebenfalls für einen besseren Menschen, denn du willst andere Menschen von einer „grundsätzlich falschen Diskussionskultur“ abhalten, deren Voraussetzungen du allein bestimmst. Inwiefern ist das jetzt kein Totschlagargument im Endstadium?

    5. Die Bezeichnung als „Gutmensch“ dürfte praktisch nie eine Beleidigung sein.

    Das einzige, was sich an dem Blog-Eintrag zeigt, ist, dass sich der Schauplatz vom Inhalt auf die Form verlagert, wenn man keine Argumente mehr hat. Ansonsten würde man nämlich die Form entweder ignorieren und sich mit den Argumenten auseinandersetzen oder schlichtweg die Diskussion einstellen.

  13. 13
    tim

    sehr richtig johnny,
    das sind so wörter, die man in der „Welt“ liest, wie ich vor kurzem festgestellt habe.
    „gutmenschen“ sind eine erfindung der konservativen, um linke als „geistige kinder“ darzustellen. wer die wirklichen kinder sind, zeigen vor allem diejenigen, die jetzt auch noch eine ewig lange diskussion darüber starten, ob man dieses wort verwenden sollte oder nicht.

  14. 14

    Wollte auch schon einen Blogeintrag zur Verwendung des Begriffs „Gutmensch“ schreiben, weil es mich zu ärgern begonnen hat. Danke, Johnny.

    Ich habe nichts gegen Menschen, die gut sein wollen. Wenn sie sich damit in Widersprüche begeben, ist das wahrscheinlich weniger gemeingefährlich, als wenn sie die erschreckend konsequente Logik eines Dostojewski-Romans pflegten.

    Wer „Gutmensch“ verächtlich ausspricht, meint letztlich doch „Schlechtmensch“. Soll er das doch sagen, ist aufrichtiger. Und vielleicht merkt er dann die Nähe zu politischer Verfolgung, Euthanasie und ähnlichen Entwicklungen, die in solchen Urteilen ihren Anfang nehmen.

  15. 15
    westernworld

    @heidrun #11 ja.

    jemanden wie frank elzner aber als gutmensch zu bezeichnen möchte ich mir nicht nehmen lassen.

    bis ich mehr zeit zum nachdenken habe hier ein wenig material zum thema.

    http://de.wikipedia.org/wiki/Gutmensch

  16. 16

    „Eines der ekelhaftesten Worte unserer Sprache“

    Ganz genau meine Meinung! Schon allein deshalb, weil es immer noch ein vielgebrauchtes Schmähwort der rechtsextremen Szene ist. Daher ist es in meinen Augen ein Wort, an dem man oft die geistigen Väter von Diskutanten erkennt, die damit um sich schmeißen.

  17. 17
    Heiko

    Je öfter ich den Eintrag lese, desto weniger Sinn ergibt er.

    1.
    Was ist eigentlich die Aussage des zweiten Satzes? Da wird das Postulat „Das Wort „Gutmensch“ ist eines der ekelhaftesten Begriffe unserer Sprache“ mit einer Beobachtung „wird ausgerechnet von denjenigen benutzt, die sich offenbar ernsthaft für ‚bessere Menschen halten'“ verknüpft.

    Fehlt da nicht irgendwie das Ergebnis der Verknüpfung? Oder ist die Aussage schlicht, dass der Autor das nicht gut findet?

    Was ist, wenn der Begriff von Leuten verwendet wird, die sich nicht für „bessere Menschen“ halten? Geht das überhaupt? Wenn ja, ist das denn besser?

    2.
    Was genau soll der dritte Satz bedeuten? Diese Personen (also diejenigen, die den Begriff „Gutmensch“ verwenden und sich offenbar ernsthaft für ‚bessere Menschen‘ halten) werfen Dritten ‚diese‘ Haltung vor. Welche Haltung?

    Werfen sie Dritten vor, dass sie sich für bessere Menschen halten?!

  18. 18
    heidrun

    @ccorn: „Ich habe nichts gegen Menschen, die gut sein wollen.“ ich auch nicht. ich bin selbst so eine. ich versuche lediglich nicht, mich moralisch über andere zu stellen, denn das ist erbärmlich. und das ist für mich die aussage des begriffs.

    „Wer „Gutmensch“ verächtlich ausspricht, meint letztlich doch „Schlechtmensch“. Soll er das doch sagen, ist aufrichtiger. Und vielleicht merkt er dann die Nähe zu politischer Verfolgung, Euthanasie und ähnlichen Entwicklungen, die in solchen Urteilen ihren Anfang nehmen.“ das ist nicht dein ernst! bloß nichts und niemanden scheisse finden & das auch sagen, denn sonst wird man -schwupps- zum nazi?

  19. 19

    „bloß nichts und niemanden scheisse finden & das auch sagen, denn sonst wird man -schwupps- zum nazi?“

    Das ist imo natürlich Quatsch. Aber es gibt doch viele Arten (und Wörter), mit dem man jemandem zu verstehen geben kann, dass man ihn Scheiße findet, z.B. mit dem Satz „Ich find‘ Dich Scheiße“ ;o). Warum also sollte man dazu ausgerechnet ein Wort aus dem Nazi-Jargon benutzen?

  20. 20
    heidrun

    „pharisäer“ versteht dann aber wieder keiner, ist zu bildungsbürgerlich.
    „ich find dich scheisse“ ist doch wenig elegant.
    und dass das wort aus dem nazi-jargon stammt, weiss doch ausser wikipedia keiner, oder täusche ich mich?

  21. 21
    Frank

    Auch Mutter Theresa hatte ihre Abgründe…

  22. 22
    memo

    Da dachte ich immer, meine Semantik von „Gutmensch“ wäre mit „guter, aber naiver Mensch, da zu idealistisch“ auch die der Allgemeinheit. Aber siehe da: Zonk! Ich bin wohl ein konservativer springerpresselesender Nazi und dieser grandiose Streifen ist der zweite Teil von Jud Süß.

  23. 23

    „und dass das wort aus dem nazi-jargon stammt, weiss doch ausser wikipedia keiner“

    Wenn man sich schon desöfteren auf einen verbalen Schlagabtausch mit Leuten aus dem rechten Spektrum eingelassen hat, kriegt man das so oft zu hören bzw. lesen, dass schließlich schon das Wort allein Brechreiz auslöst – etwa so wie beim Pawlowschen Reflex ;o). Ich persönlich z.B. kannte die Wikipedia-Definition (und die darin enthaltene Erklärung zur Wortherkunft) noch gar nicht, da hab‘ ich das schon instinktiv rechtsaußen verortet.

  24. 24
    Robert :&

    Ich lebe so ungern in einem Land, in dem Gutmensch als Schimpfwort verwendet wird. So falsch. :(

  25. 25
    heidrun

    @ iris: meine lücke sei hiermit geschlossen.
    ich hab das noch nie so konnotiert gehört und mag das wort trotzdem, in oben genannten kontexten.

  26. 26
    rezz

    Ob „Gutmensch“ nun nationalsozialistischen Ursprungs ist oder wie die Gesellschaft für deutsche Sprache meint, eine Wortschöpfung der späten 80er Jahre, die dann als ironisierender Schmähbegriff ab Mitte der 90er in Mode kam, ist relativ egal, denn spätestens seit Ende der 90er ist der Begriff dank Jörg Haider rechtskontaminiert. Hat, finde ich, das Zeug zum „Unwort des Jahres“ 2007.

  27. 27
    crime in the city

    Also ich bin ganz gerne Gutmensch, nicht immer und nicht ausschliesslich
    aber im Grossen und Ganzen.
    Und wenn die rechte Szene mich mit „Gutmensch“ zu beleidigen versucht
    kann mir das nur recht sein.

  28. 28
    martin

    bin bisher zweimal von neonazis und
    einmal von einem mitarbeiter des axel springer verlages im web auf diese weise beschimpft worden. könnte man also fast als kompliment sehen.

    @heiko

    1. wer denk immer er sei angehöriger der besseren, vielleicht sogar besten sorte menschen? naa?

    2. ja.

  29. 29
    Heiko

    @26

    Mit Bestürzung stelle ich fest, dass du viele von Herrn Haider verwendete Wörter wie z.B. „der“, „die“, „Mode“ sowie „Jörg“ und „Haider“ ebenfalls verwendest! Vermutlich hast du auch schon einmal Wiener Würstchen gegessen, genau wie Jörg Haider!!! Historische Nachforschungen haben ergeben, dass auch Hitler in seiner Jugend Wiener Würstchen gegessen hatte, bevor er auf die Idee mit dem Dritten Reich kam!!!!

    Bitte melde dich sofort in einer staatlich anerkannten Zertifizierungsstelle, damit deine Rechtstreue überprüft und deine Unbedenklichkeit als Bürger offiziell bescheinigt werden kann.

    Das deutsche Volk wird es dir danken.

  30. 30

    Immernoch besser Gutmensch als Schlechtmensch.

  31. 31
    rezz

    @ 29

    upsala, noch so’n völkischer Beobachter :o

  32. 32
    Heiko

    @31

    Ein was?

  33. 33
    crime in the city

    Mir ist das Wort Gutmensch bisher nur in den neoliberalen Statements
    aufgefallen für Leute, die keine Einsicht in die „notwendigen“ und
    „heilsbringenden“ wirtschaftlichen Reformen zeigen können.

  34. 34

    Ich kenne „Gutmensch“ auch nur aus dem eher rechts-orientierten Kontext, in dem so (verkürzt) alle Leute bezeichnet werden, die eher für Dialog als für Kampf eintreten – bzw. alle, die statt platter schwarz/weiß-Zeichnung eher auch mal differenzieren wollen.

    Vielleicht sollte man es tatsächlich eher als Kompliment ansehen. Aber ich bin ja auch nur eine Multi-Kulti-Schwuchtel.

  35. 35
    crime in the city

    Eben, der Gutmensch ist heutzutage eine absolute Randfigur, die
    im Ellenbogen-Rattenrennen auf der Strecke bleibt.
    Eine nach darwinistischen Kriterien totale Fehlkonstruktion.
    Aber der …Mensch ist fähig, zu denken.

  36. 36

    Die Amis benutzen wenigstens noch „commie“ (oder „liberal intellectual“ in der Steigerung) um sich selbst zu entlarven.

  37. 37

    mist, ich hab einfach immer zu spät feierabend in meinem gutmenschenjob, um hier ordentlich mitmischen zu können.
    bin ich jetzt ein schlechtmensch?

    ;-)

  38. 38
    crime in the city

    wenn du heute morgen um 7.00 uhr angefangen hast zu arbeiten, dann
    klaust du eine vollzeitstelle und wärest dann ein schlechtmensch

  39. 39
    westernworld

    @yetused#36, man sollte nur mit sprachkenntnissen hausieren gehen die man auch hat.);-)

    der begriff den du suchst heißt do-gooder .
    http://dict.leo.org/ende?lp=ende&p=/gQPU.&search=do-gooder

    die von dir angeführten begriffe bezeichnen lediglich eine politische einstellung links vom rechten spektrum.

  40. 40

    @36 & 39

    Eigentlich ist die „genauste“ Übersetzung eher „bleeding heart …“, z.B. „bleeding heart liberal“ oder „bleeding heart artist“.

  41. 41
    crime in the city

    Und „Commie“ heisst Kommunist, wie meine Quelle behauptet.

  42. 42
    westernworld

    @rene #40, sorry no cigar.

    „bleeding heart“ bezieht sich auf das dem gegenüber unterstellte übermaß an verständnis für alles und jeden,
    während der do-gooder eben jene ubiquitäre neigung zum moralisieren, die dem weltverbesserer an sich kraft natur der sache zu eigen sein muß besitzt.

    der gutmensch als solcher entsprang zwar bei uns dem links-alternativen milieu, muß aber nicht zwangsläufig dort verortet sein, siehe nat flanders et al.
    der „liberal“ in all seinen spielarten ist aber immer sowohl zwingend links als auch säkulär.

    http://en.wikipedia.org/wiki/Bleeding_heart

  43. 43

    @Westernworld (39): Und du solltest dich in Rhetorikkenntnissen üben. Ich habe mit Nichten nach einer Übersetzung gesucht, sondern angebracht was einem im amerikanischen Sprachgebrauch gerne an den Kopf geworfen wird, wenn die Argumente ausgehen.

    Und das ist Commie oder Liberal. Und dann hat das auch nichts mehr mit politischer Richtung zu tun.

    Noch nie Blogdiskussionen auf amerikanischen Blogs verfolgt? Da fällt „You fucking commie“ oder „These damn liberals!“ grundsätzlich ab Kommentar 8. Auch YouTube zu verfolgen hilft.

    Aber wer das nicht weiß kommt gerne mit „fehlenden Sprachkenntnissen“, nicht wahr?

  44. 44
    westernworld

    @yetused#43

    das schöne am internet ist das man nie weiß wer am anderen ende der leitung sitzt, nicht wahr.

  45. 45

    warum ist man so echauiffiert über den begriff „gutmensch“? meistens liegt die ursache das man den begriff in sich selber entdeckt aber nicht zugeben mag und dann versucht ihn (vergeblich ironisch) zu rechtfertigen bzw. zu klassifizieren.
    kindische abwehrreaktionen.
    zum thema „rechts“: genauso krank, politisch korrekt ist das man nicht mehr „mohrenkopf“ bzw. „negerkuss“ mehr sagen darf.
    als nächste kommt die „weisswurscht“ dran.
    die heisst dann, anglizistisch hip, „pale sausage“.

  46. 46

    Oh Gott,

    danke Johnny für den Link zu Wikipedia. Bisher hatte ich den Begriff eigentlich auch selbst ab und an verwendet, weil ich ihn als ironischen Begriff schon ganz OK fand. Aber jetzt, da ich weiss, dass der seinen Ursprung im Stürmer hat, werde ich jeden dem ich über den Weg laufe darüber aufklären.

    Danke nochmals.

    Und ihn natürlich selbst nicht mehr verwenden.

  47. 47
    mego

    das Wort ist eine perverse Sprachmanipulation und hat eine ebenso eklige Schwester : „Gutmenschentum“

    was die Herkunft angeht, bezweifle ich aber das diese Vokablen älter sind als 15-20 Jahre
    ___

    und tatsächlich wird „liberal“ von Nordamerikanern heute ähnlich benutzt
    leo als vermeintlichen Beleg für das Gegenteil anzuführen ist unsinnig,
    da 1. leo keineswegs die erste Instanz ist was Übersetzungen angeht,
    sondern von Laien gefüttert wird
    und 2.in Wörterbüchern Zwangsläufig Begriffe öfters nur mit Ersatzentsprechungen anführt werden können : so ist es möglich, das Wort „Ersatzentsprechung“ zu übersetzen, obgleich keine genuine Entsprechung existiert
    ein Text der viele solche Begriffe und Konstrukte enthält, strahlt dann
    auch in der Übersetzung noch einen gewissen teutonischen Charm aus

    nicht ausgeschlossen ist, dass beide Begriffe eines Tages in Wörterbüchern als Entsprechungen angeführt werden – da aber in entsprechenden Fachverlagen meistens Leute arbeiten, denen Sprache am Herzen liegt, besteht die Hoffnung dass es bis dahin noch eine Weile hin ist

    das war jetzt etwas vom Thema ab, aber da möchte ich doch noch kurz darauf eingehen , dass der angeführte Negerkuss nicht in diese Kategorie fällt, genausowenig wie der Begriff Neger, da diese nicht Bedeutung in perverser Weise umdeuten,

  48. 48

    mir ging es auch eher darum nicht alle worte auf die goldwaage zu legen. sprache ist etwas lebeniges, in ständiger bewegung. nur weil jemand dessen gesinnung fragwürdig ist ein wort benutzt darf ich es nicht mehr? spiele ich damit diesen „wichten“ nicht die bälle zu, d.h. die kontrolle darüber wie ich mich äussern darf? in den staaten sagt man z.b. „interesting“ und meint womöglich genau das gegenteil. muss ich mir mittlerweile meine gedanken aufschreiben, sie dann prüfen lassen um sie anschliessend „legalisiert“ laut äussern zu dürfen?

  49. 49
    Frank

    Das sind die mit dem seeligen Lächeln und dem Fisch hinten am Auto.

  50. 50
    heidrun

    wusste gar nicht, dass ironie pervers ist. was man hier so alles lernt…

    die nazi-konnotation des wortes „neger“ ist nun wirklich unmöglich zu übersehen. aber „gutmensch“ ist böse, weil ausm stürmer?
    hmmmm…

    @ frank: oder sylt

  51. 51
    Amos

    Hey Gudrun, äh, Heidrun, lern einfach was dazu. Tut dir bestimmt gut! Deine Pseudo-Erhabenheit nervt langsam. Hast einfach Lust so zu reden, nicht? So wie Ariadne von Schirach? Vielleicht liegt dein Unverständnis aber einfach nur an deinem öden Themenkreis „Bio-Essen + Nike-Turnschuh + Werbeagentur = Inkonsequenz“, wo du das Wort munter zirkulieren lässt? Diese gespielte Naivität ist nur langsam abturnend. Ist auch hier die böse PC-Polizei unterwegs, die dich belehren will, dich in der Freiheit der Gedanken einschränken möchte? Der Begriff afro-deutsch ist aber okay oder? Der gesellschaftliche Kontext, in dem solche Begriffe wie Gutmensch enstehen ist wichtig zu berücksichtigen – Danke, Johnny – und die Backlash-Konnotation des Wortes „Gutmensch“ wird doch nicht hier konstruiert, oder? Und der seltsame, mitunter auch neokonservative Affekt gegen die Vorherschaft von Political Correctness in Politik und Medien gibt es doch auch nun schon seit 15 Jahren. Aber wem erzähl ich das… Diederich Diederichsen, bitte übernehmen Sie: These kids are not alright! ;-)

  52. 52
    heidrun

    ähem. ich versuche ja eben nicht, mich über andere zu stellen, indem ich ihnen nämlich genau nicht vorzuschreiben versuche, wann sie welches wort oder welche meinung benutzen sollten. ich denke zufällig nämlich gern selbst. und ich lerne auch sehr gerne dazu, aber ich such mir selbst aus, was und von wem. das fähnchen im wind und seine unerträgliche bigotterie ist nämlich um einiges älter (und naiver) als mein „neokonservativer“(?) affekt(?).
    „konservativ“ als schimpfwort ist meines erachtens auch schon reichlich angestaubt, aber gut. dass du meinen „öden themenkreis“ mit einem bloßen beispiel verwechselst, sei dahingestellt.

    ich habe mich auch bloß ein bisschen gewundert, warum für mego „gutmensch“ als ironischer begriff so vollkommen pervers sein soll, wenn „neger“ aber völlig klargeht (so hab ich das verstanden). für mich persönlich ist da ein widerspruch zu erkennen. mein ja nur.

  53. 53

    „die nazi-konnotation des wortes „neger“ ist nun wirklich unmöglich zu übersehen. aber „gutmensch“ ist böse, weil ausm stürmer?“

    Beides ist imo zu kurz gedacht.
    MEINEM Sprachgefühl nach ist ‚Neger‘ ein rassistisches Schimpfwort. Und Rassisten müssen nicht unbedingt Nazis sein, nur weil Nazis mehrheitlich Rassisten sind. Und das Wort ‚Gutmensch‘ ist imo nicht böse, ich find’s nur eklig – und zwar nicht, weil’s aus’m Stürmer stammt, sondern weil es oft verwendet wird, um Diskutanten, die für Humanität, Solidarität, Frieden, Gewaltverzicht oder soziale Gerechtigkeit plädieren als naive Dummerchen herabzuwürdigen, deren Argumente man nicht ernst nehmen kann. Und das zwar überdurchschnittlich oft, aber nicht ausschließlich von Leuten aus’m rechten Spektrum, sondern vermehrt auch von solchen, die sich Neoliberale oder Neokonservative nennen (worin ich persönlich übrigens häufig nicht nur eine begriffliche Überschneidung erkenne…).
    Darüber hinaus ist das Schimpfwort ‚Gutmensch‘ in meinen Augen aber auch ein Eingeständnis der Niederlage in einer Diskussion, weil es nämlich immer da eingeworfen wird, wo Argumente fehlen.

  54. 54
    Amos

    @ Heidrun
    Hallo? Du denkst zufällig gerne selbst. Ja, und? Will dir das irgendjemand absprechen! Das gibt es doch gar nicht! Da beginnt schon das Mißverständnis. Ich habe von einer politischen Tendenz gesprochen, nicht dich als (neo)-konserbativ bezeichnet. Wäre mir auch nicht „posh“ genug by the way. Dein Problem besteht darin: Du benutzt das Wort, wirst nun mit der Geschichte des Wortes – die im Stürmer begann – konfrontiert und tust so, als sei das ein Treppenwitz der Geschichte, beharrst auf den kleinen privaten Eigengebrauch des Wortes. Tue das, von mir aus. Ist nur leider etwas wenig, veranschaulicht das Defizit unserer kleinen selbstgestrickten Welten. Definiere doch jetzt bitte noch einmal, was Gutmenschentum ist, wer denn deiner Meinung nach zu den Gutmenschen gehört?

  55. 55
    heidrun

    iris, ich will dir ja nicht ans bein pinkeln, aber hast du nicht oben noch vorgeschlagen, man könnte auch „ich find dich scheisse“ sagen? :-)

    mal ganz im ernst: ein wort ist ja nicht unbedingt schuld daran, wie es verwendet wird. auch wenn ich jetzt selbst nicht wirklich weiss, wo die grenze ist, ob man ein wort noch verwenden sollte oder nicht.
    aber für sowas sind solche diskussionen ja genau gut. hat einer eine idee?
    scheinbar haben hier viele ganz andere assoziationen mit „gutmensch“ als ich. vielleicht sollte ich mich mehr mit nazis unterhalten.
    jemanden, der für „Humanität, Solidarität, Frieden, Gewaltverzicht oder soziale Gerechtigkeit“ plädiert, würde ich nicht per se sofort mit „gutmensch“ etikettieren. es kommt auf den zusammenhang an. nur undifferenziertes, reflexartiges draufhauen auf „die bösen“, und sich selbst für jemand besseren zu halten, da krieg ich ganz schnell die krise. und da ist da etikett meinerseits schnell da. auch wenn ich es dann gerne mit argumenten unterfüttern kann.

    @ amos: da habe ich dir ja schon vorschnell zum teil geantwortet.

    was heisst „posh“?

    ich kann es nicht leiden, wenn jemand, der mich seit 3 sätzen „kennt“, mir erzählt, was mein problem ist. aber das ist formulierungssache. ein problem ist das, da hast du recht. deswegen finde ich die diskussion ja auch immer interessant, welche worte man verwenden darf und welche nicht. nur werden die grenzen ja eher „gefühlsmäßig“ gesteckt und sind sehr kontextabhängig. den kontext, in dem ich das wort für angebracht halte, habe ich ja oben genannt. mein beschränkter themenkreis, du erinnerst dich?

  56. 56
    heidrun

    mal aus der hüfte heraus meine definition von „gutmensch“

    jemand, der sich einzelne aspekte aus der großen, wirren, widersprüchlichen und doch offensichtlich vollkommen wahnsinnigen welt herauspickt, um an ihnen mit großer humorlosigkeit und penetranz moralische exempel zu statuieren.
    jemand, der in ausgewählten bereichen völlig dogmatisch ist, aber wenn es um seine eigenen gewohnheiten, vorlieben etc. geht, gerne mal ein auge zudrückt.
    jemand, der schwarz-weiss malt, sich selbst natürlich immer auf der richtigen seite wähnend.
    jemand, der blind allen propagierten meinungen glaubt, weil sie „irgendwie links“ sind.

  57. 57

    „iris, ich will dir ja nicht ans bein pinkeln, aber hast du nicht oben noch vorgeschlagen, man könnte auch „ich find dich scheisse“ sagen? :-)“

    Ja und? Klar kann man, muss man aber nicht ;o). Ich denke mir sowas zwar manchmal, aber ich schreib’s so nicht hin – erstens, weil es so tic-tac-prollig wirkt (und wer will denn schon so rüber kommen? ;o) und zweitens, weil ich nicht nur dem gemeinten Gegenüber damit einen Grund liefern würde, meine weiteren Äußerungen nicht mehr ernst zu nehmen, sondern auch allen übrigen Zuhörern/Lesern.

    „auch wenn ich jetzt selbst nicht wirklich weiss, wo die grenze ist, ob man ein wort noch verwenden sollte oder nicht.“

    Ich kann Dir doch keine Vorschriften machen, welche Worte Du verwenden solltest oder nicht. Und ich glaube, das war auch nicht Johnnys Intention im Eingangsposting. Er hat doch nur mal zwischendurch angemerkt, dass und wieso er persönlich das Wort eklig findet. Und mein Sprachgefühl stimmt in dem Fall eben mit seinem überein. Dir kann ich nur raten, Dich in Deiner Wortwahl nach Deinem Sprachgefühl zu richten (bei der Entwicklung desselben kann es allerdings auch manchmal helfen, zu erfahren, wie manche Worte bei anderen ankommen und was sie damit verbinden). Da Dein Vokabular reichhaltig ist, wirst Du aber bestimmt auch Worte finden, Deine Intention mit mehr als einem Wort zu erklären, wenn Du mal missverstanden wirst, gelle ;o)?

  58. 58
    HamsterDesTodes

    Nää, Gutmenschen sind von dieser Art, die einem vorher noch mit Tränen im Auge über artgerechte Tierhaltung schwadronieren und wie schlimm das doch alles ist und anschließend zu Burger King gehen, daß neue Schlemmer-Menü genüsslich reinziehen. Eh voila. Substanz- und Folgenlos.

  59. 59

    hier wird sich aufgeregt über das wort „gutmensch“ und weil ich es oben gepostet habe auch über das wort „neger“. ich habe aber auch das wort „mohr“ angeführt. darüber ist bisher noch nichts geschimpft worden. alle drei worte sind heutzutage zu recht ekelhaft. trotzdem bin ich dafür diese worte zu benutzen. man kann seinen gespächspartner dadurch besser einschätzen ;)

  60. 60
    Polk

    Du Neger bist ’n wahrer Gutmensch !

  61. 61
    Amos

    Echt trollig, diese Definitionsversuche, so Radio Fritz-mäßig. Und so genial undogmatisch. Wow! Ah, und was sehe ich da: Es geht wieder um die Widersprüche zwischen dem scheinbar richtigen und dem notwendig falschen Leben. Und wer passt darein, na, wer wohl? Der Gutmensch. Ihr reduziert alles auf den Begriff der persönlichen Konseqzenz, so als würdet ihr auf ein Jesus-Erlebnis in eurem Freundeskreis warten. Und immer wieder diese so unsinnige Gedankenkette: Burger King-Besuch, artgerechte Tierhaltungs-Gedanken ohne aber die totale Konsequenz a la Peter Lustig zu leben. Aua, das tut echt weh. Heidrun und Hamster des Todes: Ihr habt es euch längst gemütlich gemacht in dieser Gutmenschenstigmatisierung. Das sind so abgedroschene Phrasen und Bilder, also dümmer geht’s nimmer, gelle? Ihr seid Neon-Spießer, mehr nicht, die ihre ach so fein ausgeprägte Empfindsamkeit mit politischer Analyse und Denken verwechseln. Sorry, aber das kann ich mal so gar nicht leiden, weil völlig substanzlos…

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    heidrun

    @ iris: das war mir schon klar :), mit dem „nicht mehr ernstnehmen“ können hast du natürlich recht. ich verwende „gutmensch“ auch immer erst dann, wenn mein gegenüber es sich eh schon verspielt hat, noch ernstgenommen zu werden. denn oft genug sind ja alle mühen umsonst.

    mit vorschriften für den sprachgebrauch kommt man da natürlich nicht weiter, aber darüber zu diskutieren ist doch interessant. zumal ja bestimmte worte überall reflexe auslösen, andere nur bei einigen, und wieder andere, die eigentlich furchtbar sind, werden einfach geschluckt.
    „bei der Entwicklung desselben kann es allerdings auch manchmal helfen, zu erfahren, wie manche Worte bei anderen ankommen und was sie damit verbinden).“ – das sollte man immer. daher ja auch meine verwirrung, dass „gutmensch“ mitunter mit der rechten ecke in verbindung gebracht wird. ich werde das in meinem umfeld eruieren :)

  63. 63
    heidrun

    radio fritz, peter lustig, neon…
    schon klar, wie deine schubladen beschriftet sind. wie es da drinnen aussieht, will ich gar nicht wissen.

  64. 64
    Amos

    Echt nicht, Heidrun? Wollte dir gerade alles ganz genau beschreiben. Dann eben nicht, schade…

  65. 65
    Streifzug

    „Eines der ekelhaftesten Worte unserer Sprache ist der Begriff Gutmensch, der ausgerechnet von denjenigen verstärkt benutzt wird, die sich offenbar ernsthaft für „žbessere“ Menschen halten. Um genau diese Haltung Dritten vorzuwerfen.“

    Vorsicht Falle.

    Der Begriff Gutmensch [http://de.wikipedia.org/wiki/Gutmensch] wurde in den letzten Jahren wieder verstärkt von Kriegsbefürwortern (Irak) gegen Kriegsverneiner eingeführt. Dann wird er auch gerne gegen Bürger verwendet, die für sozialen Zusammenhalt, Umweltschutz … eintreten und neoliberalem Gedankengut im Wege stehen. Durch die Verwendung dieses Begriffes von auch bekannten Persönlichkeiten findet er in der Bevölkerung eine feste Verankerung.
    (Ähnliches gilt für den Begriff Besitzstandwahrer.)

    Man kann nun deswegen sauer sein. Sich dagegen zu wehren macht aber wenig Sinn. Auch der Verweis auf die Herkunft ist zwecklos. Also mache ich mir den Aufwand zunutze der betrieben wurde, um diesen Begriff populär zu machen und verwende ihn einfach gegen diejenigen, die ihn aktivierten.

    Das Ergebnis ist umwerfend. Seltener ist das empörte Gequieke lauter, als wenn man einer Gruppierung einen „Kampfbegriff“ entwendet und ihn gegen sie wendet. (Auch schön nachzuvollziehen bei dem Begriff Bürger, Bürgerkonvent … und der Aneignung durch Joschka zu Bürgerversicherung)

    Also nicht so zimperlich, sonst könnte man glatt meinen du wärest einer der Quikenden.

  66. 66
    heidrun

    @ amos: deine fähigkeit zur genauigkeit hast du hier zu genüge unter beweis gestellt, daher verzichte ich dankend.

  67. 67
    Amos

    @ Heidrun
    Sorry, aber ich kann nichts für deine Gutmenschentraumatisierung. Das ist und bleibt dein Problem.

  68. 68
    heidrun

    ich weiss. es ist tragisch.

  69. 69
    Amos

    Und meine Tragik, nein besser: mein Problem ist die Polemik, die ich hiermit etwas abschwächen möchte. Sorry. ;-)

  70. 70

    @Streifzug: finde ich eine Super-Idee, das mit dem „Kampfbegriff entreißen“! Hat ja auch früher schon hervorragend funktioniert, „schwul“ z.B. nutzt ja heute auch keiner mehr abwertend oder als Beleidi…äh…Moment.

    Ironie off: zumindest in der Hinsicht, dass einen Worte nicht mehr beleidigen, wenn man sich selbst so bezeichnet, und die „Gegenseite“ damit auch noch massiv verwirrt wird, funktioniert es natürlich wirklich hervorragend. Ich glaube, ich bin ab heute gerne Gutmensch. (Auch wenn ich die sonstige Verwendung des Begriffes, die mir öfter unterkommt, nach wie vor ekelhaft finde.)

  71. 71
    mego

    Heidrun –

    ich verstehe durchaus, warum du den Begriff für ironisch und bisweilen angebracht hälst – und aus irgendeinem unbekannten Grund war ich auch relativ sicher, das zB Du wahrscheinlich Neger dagegen eher nicht so gut findest – als Wort

    vom Ironielevel her halte ich „Gutmensch“ für so platt und ausgelutscht clicheemässig, dass es mir allein schon deshalb nicht in den Sinn käme

    ich finde es auch nicht besonders geeignet um mich hinsichtlich meines Standes , Denkens oder gar in meiner Individualität von einer vermeintlich existenten Gruppe abzuheben – das wäre mir ebenfalls zu banal, abgesehn davon wäre ich viel zu eitel um mich damit implizit in Gruppe der trostlos mediokren einzureihen

    von jemand der dieses Wort benutzt hätte ich im besten Fall den Eindruck dass es sich um ein eher schlichtes Gemüt handelt – besonderen Esprit kann ich jedenfalls nicht erkennen –

    als pervers habe ich allerdings etwas anderes bezeichnet, nähmlich den Wandel von Werten und Bedeutung ihr Gegenteil – das ist nun mal die wörtliche Bedeutung des Wortes pervers

  72. 72
    Frank

    Wie ist denn nun ein Gutmensch? Was macht der denn beispielsweise?
    Ich habe einen getroffen, im vorigen trockenen Sommer, wirklich.
    Ich war in einem Geschäft, da kam ein Herr herein und bat den Verkäufer, doch bitte dem riesigen Baum vor seinem Laden etwas Wasser zu geben, wegen der Trockenheit. Der tat das natürlich… nicht. Mit seinem Anliegen ging der Herr von Geschäft zu Geschäft, wie ich dann beobachtete. Einzig in einer Kita hatte er Erfolg.
    Die Kinderchen kamen mit kleinen Eimerchen heraus und jedes gab dem Baum vor der Tür ein wenig Wasser.
    Heute ist der Laden in dem ich war – leer. Hätte der Verkäufer dem Baum doch ein wenig Wasser gegeben, vielleicht wäre er noch heute dort, so wie der Baum.

  73. 73
    Streifzug

    @70 diaet „Ich bin GutMensch und das ist GutSo.“ :-)

  74. 74
    heidrun

    als was ich hier alles beschimpft werde, nur weil ich geäussert habe, das böse wort ab und zu in bestimmten kontexten ganz gerne mal zu verwenden.
    und das ausgerechnet von leuten, die sprachpolizei zugunsten einer „gesunden diskussionskultur“ spielen.

  75. 75
    Andreas

    „Gutmensch“ ist kein schönes Deutsch, wenn schon, dann „guter Mensch“. Wer es gerne in einem Wort hat, kann zum klassischen „Philantropen“ zurückgreifen, ein Wort aus der Zeit, als man noch Anleihen bei den alten Griechen zu machen pflegte. Meint schlicht „Menschenfreund“, in Abgrenzung zum „Misantrophen“, der ist das Gegenteil. Oder will es sein. Ich finde den Anspruch, ein Menschenfreund – oder Gutmensch – sein zu wollen, jedenfalls gut. Mensch.

  76. 76
    HamsterDesTodes

    Amos, tz, alter Haudegen. Touché.

  77. 77
    mego

    also ich hab dich zumindest nicht beschimpft, hab nur dargelegt wie das wort so auf mich wirkt

  78. 78
    heidrun

    jemand, der das wort „esprit“ benutzt, kann nur völlig minderbemittelt sein, aber hey, ist jetzt natürlich nicht auf dich bezogen, mego. //ironie aus.

  79. 79
    mego

    hast ja recht : jemand der das Wort Esprit benutzt sollte hauptberuflich Zahnarztgattin werden.. statt sich als Sprachblockwart dicke zu tun …
    aber wenn ich mich jetzt einräume dass das meinerseits überflüssige, arrogante Labereien waren, gar dass man andere nicht einfach plump verletzen darf – steh ich doch am Ende als verlachter harmoniesüchtiger Gutmensch da !

    da trink ich jetzt lieber in aller Stille eine Tasse Seelenreingungstee für dich mit
    __
    und dabei fällt mir heute ein dass ich über „Gutmenschen“ glaube ich, vor allem während des Smalltalks vor, nach und während Businessmeetings gehört hab – möglich dass daher meine Aversion stammt

    „Wir sind nicht das Sozialamt“ hat bestimmt auch schon mal jemand gehört

    -„der Kaffee schmeckt heute aber danach“-

    „noch n Pott Negerschweiss, irgendjemand ?“