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Olympia 2008: Vielleicht in Peking.

Da haben die Protestler ja ganz schön was angerichtet: Hat das IOC doch tatsächlich überlegt, den Fackellauf abzusetzen. Inzwischen hat Jacques Rogge davon Abstand genommen, aber das Kind ist im Brunnen, und zwar schon länger. Das wird jetzt in erster Linie ein Spießrutenlauf werden. Zurecht.

Die Reaktionen der Olympischen Komittees angesichts der Tibet-Krise jedenfalls changieren zwischen verwunderlich und erbärmlich. Da macht auch der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) keine Ausnahme, der bereits am 24.03. ohne Not seine „Entschließung zur Teilnahme an den Olympischen Spielen“ in die Welt posaunte. Die Kurzfassung: Sport sei keine Politik. Menschenrechte sind wichtig. Boykotte bringen nichts. Der mündige Sportler sei gefordert. Anders gesagt: 100 Zeilen Realitätsverweigerung.

„Olympia ist schon immer politisch gewesen“, sagt Winfried Hermann, sportpolitischer Sprecher der grünen Bundestagsfraktion, im Spreeblick-Interview. „In seinen Idealen, in seiner Ausrichtung. Was der DOSB da gemacht hat, ist extrem schädlich gewesen. Man muss jetzt sportpolitisch und politisch agieren, um die Situation der Menschenrechte zu verbessern. Da kann man einen Boykott nicht kategorisch ausschließen.“

Noch erbärmlicher allerdings als der DOSB verhielt sich gestern Kevin Gosper, australisches IOC-Mitglied, als er vorschlug, „das Feuer nur noch von Olympia ins Gastgeberland zu tragen.“ Dann entgeht man nämlich den „professionellen Demonstranten“, und alles ist wieder heile heile in der schönen kleinen IOC-Welt.

Bloß die Charta, die stört dummerweise. Jens Weinreich zu Spreeblick: „Würde das IOC seine Olympische Charta tatsächlich ernst nehmen, müsste es Peking/China die Spiele entziehen. Aber die Charta wird vom IOC ständig verletzt.“

Stattdessen springen andere IOC-Mitglieder Gosper hilfreich zur Seite. Jens Weinreich in seinem SZ-Artikel:

Lindberg meinte, es solle gefälligst „der olympische Geist respektiert werden“. Schormann schimpfte, man dürfe „sich nicht erpressen lassen“. Bubka behauptet, der Fackellauf sei „missbraucht“ worden – und er meinte nicht die Chinesen. Und der deutsche IOC-Vize Thomas Bach ließ verlauten, er hoffe, dass die Demonstranten merken, „dass sie mit solchen Aktionen keine Sympathien gewinnen“. Um die Zitatenliste zu komplettieren: Eine Sprecherin des chinesischen Außenministeriums dröhnte: „Die verabscheuungswürdigen Aktivitäten der Demonstranten trüben den hochfliegenden olympischen Geist.“

Und noch einmal in unserem Mailwechsel:

„Es ist (das) Menschenrecht (der Demonstranten), gegen Massenmörder dann zu protestieren, wenn sie eine größtmögliche Öffentlichkeit erreichen! Ich halte, auch wenn das unhöflich klingt, ist aber nicht so gemeint, schon die Fragen danach für impertinent und auf der Linie der Propaganda der Chinesischen KP-Führung und des IOC liegend. Es heißt oft, damit würde nur ‚den Sportlern‘, dem ‚chinesischen Volk‘ geschadet. Lächerlich.“

Dass sich das IOC trotz vollmundiger Ankündigungen in der Charta um politische Belange nicht schert und nicht scheren mag, zeigt sich auch an einer weiteren Episode der unseeligen Peking-Olympia-Geschichte. 1993, vier Jahre nach dem Tiananmen-Massaker, bewarb sich Peking für die Spiele 2000 und scheiterte nur auf Grund bisher immer noch im Nebel liegender Seltsamkeiten an Sydney. Schon damals spielte die Menschenrechtslage in China überhaupt keine Rolle bei der Entscheidung.

Deswegen ist der bequemste Weg der Ruf nach dem „mündigen Athlethen“. Winfried Hermann nennt das ein „Alibi“, und die Degenfechterin Imke Duplitzer sagte schon am 18. März im FAZ-Interview:

Wir dürfen uns nicht politisch äußern und sollen im Rahmen von Brot und Spielen sportlich tätig sein. Darüber hinaus sind wir darauf hingewiesen worden, dass wir schon vorher massiven Sicherheitsüberprüfungen unterzogen werden: ob wir Mitglied von Amnesty International sind, von Free Tibet oder ob wir Falun Gong anhängen. Wenn man die Spiele nicht politisch aufladen will, sollte vielleicht auch der Gastgeber seine Gäste nicht vorab politisch qualifizieren.

Streichen wir das vielleicht und unterschreiben den Rest. Das IOC gefährdet mutwillig die Karriere derjenigen Sportler, die Zivilcourage zeigen und gegen die chinesische Führung protestieren wollen oder – wie in Frankreich – es schon tun. Aber auch die Politiker bekleckern sich nicht gerade mit Ruhm. Angela Merkel, vor kurzem noch vollendete Gastgeberin, als der Dalai Lama nach Berlin kam, enthält sich der Meinung. Damals dachte man noch, „der Schröder’sche Schmuse-Pragmatismus“ sei vorbei: ein Urteil, über das sich jetzt trefflich streiten lässt.

Winfried Hermann nennt das „unsolidarisch“ und ist „für einen Boykott, sollte die Situation eskalieren“, während Jens Weinreich für eine Verlegung der olympischen Spiele plädiert. Das wäre möglich, sagt er im Spreeblick-Interview, „allerdings nur von mehreren Ausrichtern zu stemmen. Die Sportler würden also alle ihre Wettkämpfe haben, das Fernsehen könnte übertragen und Medaillen würden verteilt. That’s it.“

Geht man die Argumente der Kritiker durch, spricht im Grunde nur ein Argument gegen den Boykott: Er wäre wirkungslos. Das ist natürlich eine Frage der Perspektive. Der meistzitierte Boykott 1980 habe die Lage in Afghanistan nicht verändert. Die anderen Boykotte hätten in keiner Weise den beabsichtigten Einfluss gehabt.

Das hängt davon ab, was man erwartet. Dass sich die Tibet-Krise in Luft auflöst, daran mag man nach einer Überdosis Helium glauben: dass von einem Boykott, mindestens aber einer Drohung, reale politische Folgen ausgehen werden, kann man jetzt schon sehen. Erstens, in der chinesischen Öffentlichkeit, die sich stark verwundert zeigt von den Fackellauf-Protesten. Und, zweitens, auf symbolischer Ebene: Wer, vor allem der jüngeren Generation, erinnerte sich noch, wo die Spiele 1980 stattgefunden hätten, hätte es den Boykott nicht gegeben? Und wer erinnerte sich nicht in dem Zusammenhang an Afghanistan?

Ob Boykott oder nicht, sich nicht einmal die Option offen zu lassen, sei „fatal und kontraproduktiv“, sagt Bors Eichler von der Tibet Initiative Deutschland e.V. „Ein solches Instrument aus der Hand zu legen, das kommt einem Freibrief für ein totalitäres Regime gleich.“ Das IOC habe zugesichert, die Spiele in Peking seien an die Bedingung geknüpft, dass sich die Menschenrechtslage in China insgesamt verbessere: „Jetzt müssen sie Verantwortung übernehmen.“

In der Tat bleiben ein paar Fragen offen: Warum ist der DOSB als erster nach vorne geprescht, als die Diskussion um einen Boykott aufloderte? Hängt es mit dem möglichen Verzicht Rogges zusammen, zum Jahresende hin noch einmal als IOC-Präsident zu kandidieren? Und hängt es damit zusammen, dass sein Stellvertreter und wahrscheinlichster Nachfolger, DOSB-Präsident Thomas Bach einfach mal seine Führungsstärke unter Beweis stellen wollte? Was versteht der DOSB unter „mündigen Sportlern“?

Für eine Stellungnahme war niemand zu erreichen.

30 Kommentare

  1. 01

    Die bisherigen Olympiaboykotte fanden alle zu einer Zeit statt, die man aus heutiger Sicht getrost als „vor-“ bzw. „frühmedial“ bezeichnen könnte: Es gab kaum Sport- und vor allem Nachrichtensender, die 24 Stunden berichteten, von einer Verbreitung des Internets ganz zu schweigen.
    Möglicherweise wäre es schon aus medienwissenschaftlicher Sicht spannend zu sehen, ob ein Olympiaboykott heute anders wirken würde. Ob er eine gute Idee wäre, weiß ich trotzdem nicht.

  2. 02
    michael

    Ich glaub den Großteil davon kann ich so unterschreiben. Die olympischen Spiele sind politisch und waren es schon immer gewesen. Und was die Protestler angeht: Ja mei, die haben doch das Recht zu protestieren, wenn sich die Gelegenheit ergibt. Und die Spiele sind so eine. Auch wenn die Methoden nicht immer die richtigen sind.

    PS. das Wort Spreeblick-Interview gefällt euch sehr gut, richtig ? ;-)

  3. 03
    gio

    OT:

    „… und scheiterte nur auf Grund bisher immer noch im Nebel liegender Seltsamkeiten an Sidney.“

    Pass gut auf, wenn du mal da hin willst.

  4. 04

    Sehr schöner Artikel. Danke dafür!!

    (Das musste ich einfach schreiben)

  5. 05
    florian

    Lasst den ganzen Fackellauf sein!
    Wenn man bedenkt, dass der Fackellauf 1936 von den Nationalsozialisten eingeführt wurde, dann kann man so etwas gar nicht gutheißen.
    Ist die Fackel ein Zeichen der Freiheit, oder doch eher ein Zeichen eines totalitären Systems?

  6. 06
    Frédéric Valin

    Update: Rogge reagiert. Das ist doch schon mal was. Nicht genug, aber immerhin.

  7. 07

    Also ich muss ja sagen, dass ich das alles total super finde mit Olympia in China. Es werden die ersten Spiele sein, die ich wirklich verfolgen werde. Der Fackellauf jedenfalls stimmt mich optimistisch, dass das ein kommunikationspolitischer Supergau für die KP wird.

    Ich träume von Sportlern, die Flagge zeigen, wo immer es geht. Von auf frischer Tat ertappter Meinungsunterdrückung, die als Sau durch alle Dörfer getrieben wird. Von hunderten, ja tausenden kritischen Artikel in allen Medien weltweit, die durch das gesteigerte Interesse alle investigativen Kräfte mobilisieren werden. Von Fans mit tibetischen Flaggen und bissigen Transparenten. Einer weltweiten Bühne für die Aktionen von Regimekritikern und der politischen Opposition. Und vor allem einer chinesischen Bevölkerung, die aus ihren isolationistischen bis autistischen Konsumträumen aufgeweckt, sich endlich gegen ihre Regierung stellen wird.

    Kurz: von einer echten kulturellen und politischen Wende in China.

  8. 08
    Frédéric Valin

    @#673677: Die Frage, die ich mir stelle, ist die: Was wird an kritischen Artikeln überhaupt in China ankommen? Bisher haben die Repressionen gegenüber chinesischen Journalisten und Berichterstattern ja zugenommen, und, wie amnesty sagt, nicht trotz, sondern wegen Olympia.

  9. 09

    @#673678: Da bin ich überzeugter Evolutionist. Das Ding ist unkontrollierbar, selbst wenn alle Chinesen als Sicherheitskräfte rekrutiert werden. Das wird denen um die Ohren fliegen, so oder so. Da mache ich mir keine Sorgen.

  10. 10
    michael

    @#673677: Auf etwas ähnliches hoffe ich auch. Aber ob es wirklich dazu kommt?

  11. 11
    xconroy

    Ein Boykott wird ziemlich sicher nicht stattfinden, dazu ist die Motivation seitens derer, die das veranlassen könnten, nicht hoch genug. Im Kalten Krieg war das anders. Wenn Interesse bestünde, würden vermutlich jetzt schon Stellungnahmen der USA verlautbart werden, nach denen man unter keinen Umständen, auf gar keinen Fall, das ginge ja überhaupt nicht.

    China ist aber nicht der Klassenfeind. So simpel wie früher ist die Lage nicht mehr. Jaa, wenn Olympia in Teheran wäre, aber so… nö.

    Menschenrechtsverletzungen an sich waren noch nie ein Grund für offzilielle Boykotte, da mußte immer Eigeninteresse vor liegen, u nd sei es ideologisches.

    Soll man deshalb sagen:Boykott – ist sinnlos? Ich schwanke da immer noch etwas… von staatlich-offizieller Seite wird es keinen geben. Aber wenn tatsächlich „mündige Athleten“ sich bereit finden, eventuelle verbandsinterne Abstrafungen hinzunehmen und als Privatperson die Spiele zu boykottieren – das ginge, und es wäre vielleicht wirkungsvoller als ein Kollektivboykott. Was wäre das 100-m-Finale, wenn alle Favoriten fehlen? Wer nimmt einen 400-m-Lauf ohne Wariner ernst?

    Wurden schon Athleten gefragt, ob sie sich als Einzelperson vorstellen könnten, zu boykottieren? Da trennt sich nämlich die Spreu vom Weizen, und man sieht, wer Interesse an Menschenrechten gegen Werbeverträge und Prämien abwägt.

    Andere Frage: ist es sinnvoll, zwingenden konfrontativen Druck auszuüben auf China? Wie handelt ein Regime, dem von außen Dinge aufgezwungen werden, die sich keiner der Aufzwingenden selber aufzwingen ließe? Stolz und Selbstachtung spielen eine große Rolle, oder? Wie geht also eine Regierung mit dem Gesichtsverlust um, den ein Nachgeben wahrscheinlich bedeutet?

    Andererseits: wenn man das Ziel vor Augen hat, die Menschenrechtslage in China langfristig verbessern zu wollen (die Fokussierung auf Tibet ist, was das angeht, sehr kontraproduktiv) – welche Mittel sind die erfolgversprechendsten? Durch reine diplomatische Verhandlungen wird China wohl kaum aufhören, jährlich tausend Leute hinzurichten und weitere zu foltern. Es geht also doch nicht ohne Druck- solange dieser nicht nur Ventile finden kann, die mit öffentlichem „nachgeben“ und Gesichtsverlust verbunden sind (ich versuche mich gerade in die angebliche chinesische Mentalität hineinzuversetzen, vielleicht bin ich da auch völlig aufm Holzweg…).

    Andere Seiten halten ein wirtschaftliches Embargo für effektiver als den Olympia-Boykott. Ich glaube nicht daran. Das ist etwas, was unspaktakulär und ohne Öffentlichkeit geschieht (insofern vllt kein „Gesichtsverlust“), aber leiden würden darunter doch die, deren Lage sich bessern soll…

    Im Moment sehe ich auch das von mspro angeführte Szenario als realistischste Möglichkeit. Embargo wirds nicht geben (China ist ein zu wichtiger Wirtschaftspartner), offizielle Boykotte auch nicht, private Boykotte von einzelnen Sportlern… nää, das Hemd ist näher als die Hose. Also bleibt es Bloggern und Journalisten vorbehalten, über den kompletten Zeitraum der Spiele ein derart eindringliches mediales Bohei zu veranstalten, daß es sich sowohl tief und nachhaltig in die Gehirne der Weltbevölkerung einfräst (nachhaltig = das Gegenteil von Instantaktionen wie „Free Burma“) als auch der eine oder andere Tropfen über die Zensurgrenzen zur chinesichen Bevölkerung schwappt. Damit Dinge in Bewegung kommen.

  12. 12

    „als auch der eine oder andere Tropfen über die Zensurgrenzen zur chinesichen Bevölkerung schwappt.“

    Tut’s schon lange und laut der Zeit (http://www.zeit.de/2008/16/China-Fackellauf) macht es sogar Regimekritiker wütend. Weil die meisten Chinesen sich nun angegriffen fühlen. Was wir sicher auch sein würden, wenn die halbe Welt drohte, Beziehungen mit uns einzustellen, weil hier dauernd vermeintliche Ausländer und jeder mit einer anderen Hautfarbe verprügelt wird. Weil Kinder mit Migrationshintergrund in der Schule schlechte Karten haben. Wenn dann noch regelmäßig Bilder russischer Neonazis, die Afrikaner verprügeln, als Deutsche gezeigt würden, könnten wir vielleicht nachempfinden, warum die Chinesen so gereizt reagieren, wenn westliche Medien dauernd Bilder aus Nepal zeigen.

    Klar muss China seine Probleme mit seinen Minderheiten (nicht nur Tibeter, auch diverse muslimische Gruppen) lösen. Wer die Berichte von Georg Blume gelesen hat, weiß, dass die tibetischen Jugendlichen randalieren, weil sie keine gute Schulbildung und wirtschaftliche Perspektiven haben. Ersetze China durch Frankreich und tibetisch durch muslimisch“¦

    Bevor wir die Moralkeule rausholen, sollten wir uns mal an die eigene Nase fassen.

  13. 13
    xconroy

    Gerade deswegen schrieb ich ja, daß die Fokussiierung auf Tibet kontraproduktiv ist. Denn ähnliche Zustände, da hast du ganz Recht, findet man auch anderswo.

    Was die alltäglichen Menschenrechtsverletzungen, Folterungen und Hinrichtungen angeht steht China aber wohl doch ziemlich einzigartig da (ja ich weiß, andere machen das auch… und? soll man deswegen am besten gar nix tun?). Darauf zu konzentrieren, *deswegen* – wegen 1000 Hinrichtungsopfern pro Jahr – sind Proteste und Boykotte usw. angebracht. Da kann China auch nicht zu Frankreich sagen: ey, ihr macht das doch auch – machen sie nämlich nicht.

    Nichts gegen die Anliegen der Tibeter, die sind ja nicht unberechtigt. Aber daß sich daran alle Welt aufhängt und das mmn schwerwiegendere und chronisch vorhandene Unrecht nicht Grund genug sein soll, das finde ich schon reichlich verlogen.

  14. 14

    Wird denn die US-amerikanische Olympia-Mannschaft auch von den olympischen Spielen ausgeschlossen? Stichwort US-amerikanischer Angriffskrieg gegen Irak und Menschenrechtsverletzungen in Guantanamo.

  15. 15

    Ich lebe in Shanghai. Jeden morgen stehe ich auf, und genieße einen Kaffee mit Zigarette und sehe mir dabei die tollen Propaganda Nachrichten im chinesischen Fernsehen an.

    Doch heute morgen schoss mir fasst der Kaffee aus der Nase: Die zeigen seit heute nehme ich an tatsächlich die vorerst konfiszierten Videos der Touristen, die während der Proteste in Tibet waren. Man sieht, wie Tibeter (auch Mönche!) mit Steinen auf Geschäfte werfen, wie sie Han Chinesen brutal verprügeln, von Motorrädern runterkicken…

    Ziemlich gewalttätig. Daraufhin folgen Interviews mit Touristen und Ausländern, die in Tibet leben, und die immer wieder betonen, dass die Tibeter die Han Chinesen angegriffen haben.

    Auf der einen Seite generiert das Hass gegen Tibeter, auf der anderen Seite sieht man endlich auch mal gewalttätige Mönche. Rückblickend auf die letzten beiden Wochen muss ich sagen, dass sowohl die chinesische Regierung als auch die westlichen Journalisten total versagt haben.

    Scheisse von China, keine Berichterstattung zuzulassen.
    Scheisse von westlichen Medien, Bilder zu fälschen und Nepal Polizisten als Chinesen abzustempeln.

    Die Wahrheit ist, wie immer, irgendwo in der Mitte…

  16. 16
    Frédéric Valin

    @#673667: Ich stand lange auf dem SChlauch. Lange lange. Langelangelange. Jetzt aber: Danke, is korrigiert.

  17. 17
    Ralf

    Ich habe hier eine Reihe von Tibetflaggen mit der Aufschrift FREE Tibet gefunden.

    http://www.fanshop-online.de/Tibet-Fahnen.php

  18. 18
    ekola

    Zur Info: Die Fackellauf-Kampagne

    Auszug:

    Eine Vorfeldorganisation der Berliner Außenpolitik ist maßgeblich in die Vorbereitung der aktuellen antichinesischen Tibet-Kampagne involviert. Dies geht aus Tagungsberichten und aus Recherchen eines kanadischen Journalisten hervor. Demnach wird die Kampagne von einer Zentrale in Washington gesteuert, die im Mai 2007 auf einer Tagung der FDP-nahen Friedrich-Naumann-Stiftung mit der Organisierung weltweiter „Proteste“ beauftragt worden ist. Die Pläne wurden unter Mitwirkung des US State Department und der selbsternannten tibetischen Exilregierung erarbeitet.

    http://www.german-foreign-policy.com/de/fulltext/57200

  19. 19

    Es ist einfach nicht fair vom DOSB die Verantwortung auf die sogenannten „mündigen Sportler“ abzuschieben. Wird etwa von einzelnen Sportlern erwartet, dass diese die Spiele boykottieren? Olympia findet nur alle 4 Jahre statt und ein Boykott bedeutet für den einen oder anderen eine einmalige Gelgenheit zu versäumen. Und bringen wird es sowieso nichts. Olympia wird in China stattfinden, dafür steckt zuviel Geld dahinter.

  20. 20
    Jeff J.

    Bei der – und das muss wohl jeder zugeben – oft einseitigen Berichterstattung (auf beiden Seiten) stellen sich mir immernoch einige Fragen:

    Wer bezahlt eigentlich die Flüge der (gefühlten) zweitausend Tibeter rund um den Globus? Glauben die Verantwortlichen ernsthaft, durch ihre Aktionen irgendetwas positives für Tibet zu erreichen? – „Hey, Jintao, die geben sich echt Mühe, unser Image zu zerstören, da in Paris, London und San Francisco!“ – „Oh, Mist! Wir sollten schnellstens freie Wahlen und vollständige Autonomie für Tibet gewähren, Taiwan als Staat akzeptieren, uns bei den Uiguren entschuldigen…“

    Mir scheint außerdem, jeder andere von einem SS-Oberscharführer ausgebildete politische Führer dieser Welt müsste sich deutlich mehr Kritik stellen als der 14. Dalai Lama. Aber der lächelt so süß.

  21. 21

    HR2- der tag hat sich am 10/02 mit symbolen und deren wirkung beschaeftigt. eben auch anlaesslich des fackellaufs. sehr interessant, das. gibts als podcast
    just my 2ct

  22. 22
    Brezel

    Ich bin gegen einen Boykott — und werde es auch bei zukünftigen Spielen sein, egal wo sie stattfinden.
    China hat sich in den letzten 30 Jahren mehr verändert als es der Westen wahr haben will.

    Der Protest von Tommie Smith und John Carlos 1968 in Mexiko, er war damals ein sehr stiller Protest!
    ABER, auch ein sehr bewegtes Zeichen welches weltweit, obwohl damals noch ohne www wahrgenommen wurde — bis heute unvergessen und er beinhaltete einen sehr ausgeprägten Nachhaltigkeitsfaktor — ebenfalls bis heute.
    Die Welt, insbesondere die USA, war „erschüttert“, wachgerüttelt, nur durch das stille erheben zweier Fäuste, die Bilder gehen noch bei heutiger Betrachtung einem durch Mark und Knochen, gesenkte Gesichter ABER erhobene Fäuste.
    Die Freiheitsstatur in NY zeigte der Welt bis dato ein gänzlich anderes Bild von den USA.

    China, ganz legitim, verwertet die Spiele auf seine Art — die restliche Welt sollte es, ob Sportler, Touristen, Medien“¦ auf ihre Art tun — und wieder ein sichtbares Zeichen setzen, dagegen.
    Eine Trennung von Sport und Politik zu fordern, wäre naiv und käme der Forderung gleich Wirtschaft und Politik zu trennen.

    Menschliches, gesellschaftliches Leben lässt sich zwar in Bereiche unterteilen — aber nicht voneinander losgelöst trennen, dergleichen gilt für die Bereiche Kultur, Soziales“¦usw.

    Die Unterschiedlichkeit des Individuums hat auch das IOC zu respektieren, ein Verhaltenskodex wäre eine Richtschnur, wird dieser Kodex jedoch zur Zensur für die Sportler — so wird es schon wieder politisch, und das will ja das IOC angeblich nicht.

  23. 23
    Frédéric Valin

    @#674075: Das ist nicht der Punkt, finde ich: Das IOC ist in seinen Richtlinien politisch insofern, dass die Spiele in keinem Land stattfinden dürfen, in dem Krieg herrscht. Diese Voraussetzung erfüllt China im Moment nicht. Und wenn das IOC nicht so gänzlich gegen den olympischen Geist verstoßen würde (oder sich auch einfach mal klar zu ihm bekennen würde), müsste mit den Boykottforderungen auch kein Druck aufgebaut werden.