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Popgun! 39 Eugene McGuinness – Monsters under the bed

Wär‘ ich doch beinahe diesem ganzen Bailoutgetöse und dem neuen Keane-Video auf den Leim gegangen, hätt‘ das ganze Geld vom Konto geholt und in krisensichere Pint Sterling angelegt, im sicheren Glauben es ist vorbei. Da kommt nichts mehr. Tiefe Depression. Das Ende des Kapitalismus. Ein hippieskes Lykke Li-Notfallvideo lag schon bereit. Eine Version in jeweils besserer Auflösung für die kommenden Wochenenden. Da spielte mir meine Erinnerung einen Streich.

Entgegen ihrer gewohnheitsrechtlich versicherten Disfunktion funktionierte sie und erinnerte mich an ein anderes Wasteland. Der Stapel CDs hier auf dem Schreibtisch. Obendrauf die neue von Eugene McGuinness, aber da das gerade so schwierige Zeiten sind und sie auch erst in zwei Wochen offiziell erscheint, nehm ich mir heute kurz noch mal das etwas ältere Debut vor. Das ist insofern praktisch weil ich es A) schon kenne und wir es B) hier auch noch nicht behandelt haben.

‚The early learnings of Eugene McGuinness‘ ist keine vorgebliche, vielmehr eine äußerst treffende Selbstbeschreibung, zum Zeitpunkt der Aufnahmen muss Eugene blutjunge 20 Jahre oder gar jünger gewesen sein. Und dementsprechend haben die Lieder diesen Heranwachsendengestus einer Tagebuch-mit-Schlösschen-Autobiographie, zu der sich dann eine zusätzliche phantastisch narrative Ebene öffnet. Alice im Wunderland oder, um im Nachrichtenslang dieser Tage zu bleiben: Autobiographie plus X.

[His music] is gloriously out of time yet thoroughly modern, with one foot in reality and the other somewhere else entirely.

Ein von oben bis unten verspieltes Album. Kein Song imitiert den Vorgänger, jeder für sich eine kleine Welt. Es gibt elektronisch verstärkte und Akkustikgitarren, elend-traurige Klavierstücke, Orgeln, Streicher, Videospielsamples, überhaupt ganz seltsam vertraute Samples, versetzter Gesang, opulente und dezente Chöre, ohrwurmige Melodien, Herzschmerz-, Gute-Nacht- und Alltagsgeschichten.

Diese kleinen Geschichten, und soviel kann ich vorwegnehmen: werden sich auch auf dem Zweitling finden, sind das dicke Pfund des kleinen Engländers. Wenn René Musik machen würde, würden seine Titel genauso heißen: ‚A child lost in Tesco‘ oder ‚A girl whom my eyes shine for but my shoes run from‘. Denn genau das passiert da dann auch. Plus X. Allzu seltsame Alltagsgeschichten von bei mir und dir um die Ecke.

Wie das klingen kann, zeigt ‚Monsters under the bed‘. Eine unerkannte Hymne auf die Prokrastination plus Monster:

[VIDEO] Eugene McGuiness – ‚Monsters under the bed‘

Stichwort Cuteness-Faktor. Es gibt im Netz leider nicht allzuviele Ton- und Bildnachweise von Eugene McGuinness. Bilder und Songs von denen ich mal wusste, sind inzwischen wieder gelöscht. Er macht sich rar. Den Black Cab Sessions ist er trotzdem relativ früh in den Fond gegangen:

[VIDEO] Eugene McGuinness – ‚Bold Street‘

Jetzt weiß ich’s wieder: Der Kleine ist eine Sensation. In zwei Wochen dann das neue Album. Wenn er mal mehr rausbringen würde, er wäre hier die neue Lykke Li.

ABSCHLIEßEND noch ein kleiner Nachtrag zur letzten Ausgabe: Ein Bekannter hat mich darauf hingewiesen, dass sich in London eine Monks-Coverband herumtreibt. Ihr folgerichtiger Name: The Nuns und das Beste: Es sind allesamt Mädels. Die Kostüme haben leider nur für zwei von ihnen gereicht. Gleichzeitig treibt sich aber auch noch eine gleichnamige Britrock-Band aus Manchester auf der Insel herum. Some random angry young man.

4 Kommentare

  1. 01

    Und er sieht aus wie der junge Dustin Hoffman!

  2. 02

    @#692213:
    „Es erkennt nur keiner…“

    ‚Schnauf‘

    Was eigentlich sehr Schade ist.
    Aber es ist ja nichts verloren.

    Man findet den Beitrag wieder.

    http://www.spreeblick.com/2008/10/04/popgun-39-eugene-mcguiness-monsters-under-the-bed/

  3. 03

    boah, ich steh nach wie vor total auf sein black cab sessions video, das ist einfach soooo gut“¦ vor allem wenn sich seine stimme überschlägt, hihihi.