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Wie man Millionen verdient, indem man seine Musik per P2P veröffentlicht

Hier ein Vortrag von Michael Masnick über den Erfolg der Nine Inch Nails und ihrer Online-Strategie, in deren Zug sie ihre Musik gratis hergaben und -geben und dennoch Millionen verdienen.

Johnny und ich, wir haben diese Meinungsverschiedenheit. Er als Ex-Musiker hält z.B. nichts von der Kultur-Flatrate, weil die individuelle Kunst etwas wert sein sollte. Er hat damit natürlich Recht. Jedem Künstler steht ein angemessener Betrag zu, wenn sein Werk in zu messender Zahl rezipiert wird.

Aber.


(Youtube Direktreznor, via P2PBlog)

In Zeiten digitalisierter Musik schrumpft der Wert eines Songs auf Null Euro. Weil ein digitaler Song potentiell millionenfach kopiert werden kann. Ohne Qualitätsverlust, von Stick zu Stick, von Peer to Peer. Das ist pure Adam-Smithsche Ökonomie: Wenn das Angebot ins Unendliche reicht, entspricht der Preis einer Null. Und Digitale Technologie ist prädestiniert für das Konzept „žKopie“. Digitalisierung reduziert Content jeglicher Art in eine Reihe von Nullen und Einsen. Was wäre einfacher elektronisch zu übertragen? „žHier, ich habe eine Serie Nullen und Einsen and it sounds like ape-shit“ — „žGreat!“

Man könnte jetzt sehr schnell von einer Entwertung sprechen, durch Digitalisierung, durch P2P, weil es die Ökonomie vorgibt. Das ist seltsamerweise nicht der Fall, weil die Emotionalität in Musik ja trotzdem da ist. Menschen hören genausoviel Musik, wie zuvor. Wahrscheinlich sogar noch mehr, weil sie, banal gesprochen, umsonst verfügbar ist. Und unter uns: Das ist ganz wunderbar. Ich höre von dem neuen Album von XY, schaue bei meinem Tracker und lade es mir in 2 Minuten herunter. Und wenn es mich ganz besonders berührt, dann kaufe ich mir sogar die Special-Vinyl-Edition mit Poster und Kram.

Fakt ist: Dank P2P habe ich in den vergangenen Jahren mehr Musik gehört, die mich berührt hat, als in allen Jahren zuvor. Weil ich Zugang (Access!) hatte, zu praktisch aller Musik, die existiert. Und zwar nicht die fünf Minuten vorhören im Plattenladen, sondern die meist drei Durchgänge auf meinem MP3-Player, die es braucht, bis ein Album zündet. Tatsächlich stört mich das Argument einer „žUmsonst-Kultur“ schon eine ganze Weile, ich hatte das auf Nerdcore schonmal formuliert, jetzt nochmal hier:

Es geht nicht um Gratis. Es geht um Zugang. Es geht darum, das Musikmagazin seiner Wahl durchblättern zu können und alle Neuerscheinungen, die gut besprochen wurden, auf die Festplatte zu laden. Das ist heute Realität, ganz egal, wie sehr sich Labels dagegen stemmen. It’s the Technology, Baby. Get over it.

Wie kommen nun die Künstler an ihre Einnahmen? Darauf liefert oben gezeigtes Video eine teilweise Antwort: Live-Auftritte, Merchandising, Events. Alles Dinge, die digital nicht reproduzierbar sind, deren Wert also nicht gegen Null streben kann.

Ich war vor wenigen Wochen auf dem Konzert der Mediengruppe Telekommander, die Jungs haben auf der Bühne gerockt wie Sau und ihre Shirtverkäufe (und die CD-Verkäufe!) dürften mindestens okay sein. Die Anforderungen an Musiker ändern sich eben, weil Technologie.

Und dann noch das andere Argument: Ein Erfolg wie der der NINs ist nur bei etablierten Bands möglich. Nun.

Etablierte Bands haben ihren Namen aufgrund des Marketings der Labels. Was allerdings ein Nullsummenspiel ist, denn diese Bands (NIN, Radiohead) haben den Labels auf der anderen Seite auch genug Einkünfte ermöglicht und quasi ihren Vertrag erfüllt. Punkt.

Weiter: Ich glaube nicht, dass große Musikverlage in zehn Jahren noch eine große Rolle spielen werden. Genau wie Hollywood-Studios. Ich denke, wir werden eine Zersplitterung der Ökonomie erleben, eine Lokalisierung, die natürlich auch den Entertainment-Bereich betreffen wird. Bei paradoxerweise fortschreitender Globalisierung dank digitaler Technologie. Klingt unvereinbar, ist es aber nicht.

Denn wir werden zusammen singen und tanzen, und wenn’s zu einer Rickroll ist, verbunden durch Webcams und digitale Technologie, bezahlen werden wir für Konzerte und Shirts, nicht mehr für Software, quasi, sondern für Events, für Hardware. Weil alles was digitalisierbar ist, umsonst stattfinden wird, umsonst stattfinden muss (laut Adam Smith).

Am Ende steht ein Künstler, der nicht mehr dafür entlohnt wird, dass er einen Song verkauft, sondern weil er ihn aufführt, weil er ihn spielt. Und wenn die Leute den Song lieben, werden sie hingehen. Und seine Shirts kaufen. Weil ein bescheuerter Spruch draufsteht: „žIch mach‘ was mit Medien“. Oder so.

Was wir hier grade erleben, alle miteinander, ist ein Bruch der Ökonomie. Die Finanzkrise ist nur ein Aspekt davon. Es ist ein Wandel der Zeiten, ob das in gute oder schlechte Zeiten (OMG!) mündet, mag ich nicht vorherzusagen, ich sage nur: Das findet statt, vor unseren Augen. Lasst uns das beste daraus machen, ohne in Zukunftsängste zu verfallen, denn was ich aus 15 Jahren Erfahrung mit digitaler Technologie gelernt habe, ist folgendes:

It’s fucking awesome!

Und deshalb: let’s do it this way. Bitte!

56 Kommentare

  1. 01

    Guter Beitrag René.
    Ich kenn das selbst von mir: Durchs Netz hab ich Dutzende von Bands kennengelernt, die ich sonst niemals gehört hätte und ich habe mir gerade deshalb in den letzten Jahren viele CDs gekauft, die ich sonst nicht gekauft hätte…geht ins Geld, dieses „umsonst“ ;-)

  2. 02
    der herr schroeder

    Guten Morgen. Da fehlt noch ein „žTschakkaaa“ ganz am Ende.

  3. 03
    Julia

    Toller Beitrag. Kann dir da nur zustimmen. Die tollen Bands die ich nur durchs Netz kennengelernt habe möchte ich echt nicht missen.

  4. 04
    Nico [Jackpot Baby!]

    so gut das als (finanzierungs-) modell klingt, so wenig glaube ich dass sich das durchsetzen wird, und hoffe ich es auch nicht.

    wenn die digitale technologie so awesome ist (das ist sie, keine frage), warum kann sie dann nicht bei der lösung des problems helfen? ich hab zwar keine modell-lösung, bin auch kein ökonom, würde mir aber wünschen, dass musiker genau für ihre musik und nicht für merchandising bezahlt würden.

    und da kommt man dann wohl oder übel an die stelle, an der man über wertschätzung reden muss, denn das ist ja auch eines der motive, die beim merchandising verkauf angeführt werden, warum also nicht auch direkt?

    von den ganzen ausnahmen gar nicht zu sprechen: studiobands, bands die nur hässliche shirts im katalog haben und stagnierende, wenn nicht sogar zurückgehende konzertbesucherzahlen.

    die von dir angeführten erlösmodelle können teil-, aber nicht gesamtlösung sein.

  5. 05
    fridge

    Je leichter es geworden ist, wirklich jedes Album und jeden Mix auf Festplatte zu ziehen, desto mehr achte ich darauf, Original-Kram zu kaufen. Denn das ist doch jetzt mehr denn je ein Statement. Und wohin Kopierschutz und konsequente Kriminalisierung der eigenen Kunden die Musik-Industrie gebracht haben, ist einfach ersichtlich. Die Abschaffung des Kopierschutzes bzw. DRM spricht doch Bände.
    Und ja: Auch meine Wunschliste ist durchs Netz sehr viel länger und nicht kürzer geworden.

    Aber bis sich diese Sichtweise auf digitale Güter durchsetzt, wird es wohl noch dauern. Interessante Frage: Was macht denn jetzt die Filmindustrie? Wo findet sie ihre neue Unique-Selling-Proposition? 3D-Kino allein wird es wohl nicht sein, obwohl das ja inzwischen stark gepusht wird. Es bleibt spannend…

  6. 06
    rio

    nico hat das merchandise problem angesprochen, ich sehe aber noch ein ganz anderes: und zwar hab ich letztens überlegt ein album von itunes zu kaufen (die ja nun auch ohne drm operieren), bin dann aber doch vom kauf zurückgetreten, da wie man hört ja quasi eh nichts beim Künstler ankommt…
    hab mir daraufhin einfach eine konzertkarte und ein tshirt der band direkt von deren homepage bestellt, denke/hoffe da kommt dann mehr an…
    will einfach nicht das ein großteil bei den labels hängenbleibt!

    (das einzige problem bei einigen bands: sigur ros z.b. hat einfach nur häßliche tshirts! dafür waren sie in köln live einsame spitze…)

    p.s. @nico: bezüglich lösung des problems mittels technologie: ist es wirklich technisch nicht möglich (muss doch irgendwie machbar sein!), eine kulturflatrate einzuführen und gleichzeitig die beliebtheit der runtergeladenen bands irgendwie zu messen?!

  7. 07

    Du hast schon recht: Es gibt keine Alternative. Man muss sich damit abfinden, dass das System jetzt so läuft.

    Aber mich ärgert trotzdem die mangelnde Wertschätzung. Als iTunes mal nach Weihnachten jeden Tag was verschenkt hat, war mal nicht eine ganze EP kostenlos, sondern eben nur ein Track. Ein anderes Mal war ein Artikel aus Versehen mit einem Preis gekennzeichnet, war aber kostenlos. Hat jemand mal die Kommentare zu den Artikeln gelesen? Es ist doch unfassbar, wie manche Leute reagieren, wenn sie mal nicht an einen kostenlosen Track rankommen, wenn sie nicht das bekommen, was sie ihrer Ansicht nach wohl verdienen.

    Ich sehe im Netz eigentlich schon seit Jahren nur die Sammlermentalität: Man saugt sich Zeug ohne Ende und hört dann doch nur einen Bruchteil.

    Wie gesagt, das ist so, man muss es akzeptieren. Aber so richtig wohl fühle ich mich dabei nicht.

    Ein anderer Aspekt ist, dass es zwar mittlerweile ganz viel tolle Technik gibt, dass man aber für ein gut produziertes Album trotzdem fünfstellige Beträge ausgeben kann (mach mal z.B. eine Produktion mit einem Chor). Bis du das Geld mit Auftritten und Merchandise drin hast, kann einige Zeit vergehen.

  8. 08
    peter h aus b

    Grandioser Artikel, der es auf den Punkt bringt. Bravo!
    Und wenn ich mir die Preise für Konzertkarten anschaue, dann haben das auch viele Künstler kapiert.. Heutzutage kostet jede Karte für eine unbekannte Schrammelband mindestens 30€..

    BTW: ich hab 2002 250DM also ca. 125€ für das Madonna Konzert in der Schmeling Halle bezahlt – und keinen Pfennig bereut!

  9. 09

    Und wie geht es dann mit den anderen einfach digitalisierten Dingen weiter?

    Zu jedem Film ein T-Shirt und ein Teebecher mit Logo? Zu jedem Photo ein bedruckter Teller? Zu jeden Nachrichten eine Lesung derselben? Fuer jede Website ein T-Shirt und eine Kaffeetasse? Zu jeder Tierfilmserie ein Vortrag?

    Wer soll denn diese ganzen T-Shirts alle tragen, aus all diesen Bechern trinken, von all diesen Tellern essen und die Zeit haben zu all diesen Lesung und Vortraegen zu gehen?

    PS:

    Ich hoffe Du und alle die fuer die „Kulturflatrate“ sind werden sich nie wieder ueber die Fernsehgebuehren (GEZ, TV-Licensing und wie sie alle heissen) beschweren. Denn da gibt’s doch schon eine Flatrate. Halt eine Flatrate fuer Fernsehkonsum.

    Ach ja, und schoen die Werbeblocker abstellen. Die Werbung ist schliesslich auch nur eine alternative Form der Finanzierung anstelle ein Angebot kostenpflichtig zu machen. Auch eine Art der Flatrate.

  10. 10
    atomsk

    Kann dem Artikel auch nur voll zustimmen!

    Zur Finazierung einer Produktion muss man übrigens gar nicht erst auf die späteren Einnahmen durch Merchandise, etc. warten, sondern kann es auch so machen wie Angelika Express:
    http://angelika-express.de/die-angelika-aktie/

    Einfach vorher Anteilsscheine an dem neuen Album an die Fans verkaufen. Die bekommen dann erstens das Album dafür und werden zweitens am Gewinn beteiligt. Ist natürlich fraglich ob und wie das mit vielen Bands überhaupt funktionieren kann, aber ich fand’s mal einen interessanten Ansatz ohne ein Label die Studiokosten zu decken.

  11. 11
    fridge

    @#708896: Das Problem mit der GEZ liegt nicht in der Gebühr an sich, sondern dass sie a) nicht pauschal erhoben wird wie Steuern und sich renitente Geister recht einfach davon befreien können, b) diejenigen, die diese Gebühr bei renitenten Geistern eintreiben sollen, sich unlauterer Methoden bedienen und c) ich Gebühren für Formate bezahle, die ich nicht sehen will. Dazu kommt noch, dass die Öffentlich-Rechtlichen ja auch noch den halben Tag Werbung machen dürfen. Ist das den Privaten gegenüber gerecht?

  12. 12
    Nico [Jackpot Baby!]

    @#708891: ansätze einer lösung entstehen gerade. und insofern könnte rené mit der regionalisierung recht behalten: es gibt zunehmend kleine und kleinst-label, oder künstler übernehmen den online-verkauf online gleich selbst (micro-payments). das hat für sie den vorteil, dass der einzelne interpret prozentuell mehr am verkauf verdient.

    die übersichtlichkeit über all diese kleinen plattenfirmen und diversen anderen vertriebswege ist und war schließlich immer eine der kompetenzen der musikkritik (die sich nicht zuletzt auch verändert). in den usa haben pitchfork und stereogum diese funktion schon längst eingenommen.

    als beweis könnten die diesjährigen grammys dienen. wie der de:bug auffiel, gingen mehr als 50 prozent der preise an indies.

  13. 13

    Zustimmung. Als Ergänzung: Nur weil es eine Dienstleistung kostenlos gibt, heißt es nicht, daß Leute nicht auch selbst bei freier Wahl dafür bezahlen würden, wenn ich mir dadurch zusätzlichen Service und Bequemlichkeit erkaufe.

    Selbst ein Bezahlmodell für Musik kann funktionieren – wie man an iTunes sieht -, wenn die Ease Of Use okay ist. Ich lade mir grundsätzlich keine Musik via P2P aus dem Netz, weil meine Musiksammlung liebevoll handgepflegt, getagged und mit Covern versehen und mit hohen Bitraten gesampled ist.

    Beim BT-Tracker xyz kriege ich dagegen zerschossene 96kbit-mp3-Files, nicht richtig getagged, nicht vollständig, etc. – plus ggf. noch mit langer Wartezeit wegen zu wenig Seedern, wenn es nicht gerade Madonna, sondern eher ein rather unknown artist ist.

    Dafür zahle ich gerne ein paar Euro, wenn „haben wollen“ auch per Klick, einfacher Bezahlung, großer Auswahl und minimaler Wartezeit (exklusive DRM) funktioniert.

    Im Service-Bereich liegen – wie in der Wirtschaft so häufig – eben auch Verdienstpotentiale. Klar kann ich mir eine Pizza selbst backen, ich kann sie aber auch einfach bestellen.

  14. 14

    @#708899:

    Nehmen wir mal an die „Internetkulturflatrate“ wird aehnlich erhoben, irgendwie muss sie eingezogen werden. Dann:

    a) wird es die renitenten Geister die das irgendwie umgehen genauso geben. Die werden dann halt immer noch irgendwie „schwarzsurfen“.

    b) OK, das ist ueberall ein Problem

    c) Wo ist da der Unterschied zur „Internetkulturflatrate“? Wieso muss Oma Klawuschnigg die nur ab und zu mal ihren Enkeln e-mailt und einmal im Monat ein Hans Moser und die Egerlaender Lied runterlaedt fuer Rene mitbezahlen der Gigabyteweise Filme und Songs runterlaedt?

    Ich kann da echt keinen grossen Unterschied erkennen.

  15. 15
    Achim

    @#708891: Natürlich gibt es die Möglichkeit, die Beliebtheit runtergeladener Musik bei einer Kulturflatrate zu messen. Heißt DRM. Als Befürworter einer Kulturflatrate *kann* man nicht ernsthaft gegen DRM sein (die Alternativen wie deep packet inspection neulich in GB will wohl kaum jemand).
    Da (oder zumindest um einen Fingerprint) käme man ohnehin nicht vorbei. Schließlich ist es mehr als nur utopisch, von der Einführung einer weltweiten Kulturflat zu träumen. Das Internet ist aber nun mal global – eine lokale Kulturflat könnte ohne DRM die ganze Welt nutzen.

  16. 16
    fridge

    @#708902: Touché! Trotzdem gäbe es meiner Meinung wesentlich weniger Ärger um solche Gebühren, wenns nicht so viele Ausnahmen von der Regel gäbe. Man könnte doch GEZ und Kulturflatrate zusammenlegen. Dann hat Oma Klawuschnigg ihren Mutantenstadl 24-7 im ARD-Silbereisen-Digital-Kanal und ich Filme und Songs ausm Netz. Das wäre ja fast generationenverträglich.

    Aber der Umgang mit der digitalen Verbreitung von Kultur- und/oder Unterhaltungsmedien bleibt schwierig.

  17. 17
    rio

    @nico: das hab ich mich schon lange gefragt: warum den major nicht einfach aus der gleichung rausstreichen und z.b. direkt mit apple einen vertrag schließen? kannte allerdings noch nicht die neuesten entwicklungen, daher danke für den beitrag – kritisch sehe ich dabei allerdings die newcomer förderung – klar gibt es bands wie die arctic monkey & co, aber kann das auf dauer funktionieren, band-entdeckungen nur übers netz? was ist mit startkapital und ähnlichem? bin mir da einfach nicht sicher, was meinst du?

    @achim: hmm…drm = bäh – könntest trotzdem recht haben (zumindest was die messung angeht)…würde mich trotzdem gern dagegen sträuben…und außerdem ist eine lokale (z.b. deutschland) kulturflatrate trotzdem nicht gleich global…denn in ländern ohne diese wird es ja wie jetzt sein & bleiben – meistens illegal….

  18. 18

    Ich bin der Ansicht, dass sich auf lange Sicht eh nur, die Musik durchsetzt, die von den Menschen geliebt wir. Als Künstler sollte man doch froh sein, wenn die eigene Kunst Gehör findet. Ich gibt da keine Garantie auf eine Sicherung des Lebensunterhalts, Wenn ich Musik gut findet, dann bin ich auch bereit dafür zu zahlen, vor allen Dingen, wenn ich vorher die Möglichkeit hatte sie umsonst mir ausgiebig anhören zu können. Wenn ich sie aber nur ganz okay und eigentlich belanglos finde, dann werde ich dafür auch nichts zahlen.
    Mein Lieblingskünstler Jonathan Coulton veröffentlicht alle seine Lieder mit einer cc-by-nc Licence. Tatsächlich kann man auf seiner Homepage all seine Lieder kostenlos herunterladen. Es gibt aber auch die Möglichkeit für die Lieder zu bezahlen. Tatsächlich kann er ganz gut davon und von seinen Liveauftritten leben. Sicher er ist kein Multimillionär, aber er ist dennoch Vollzeitmusiker. Ich denke, jeder der will kann seine Musik ja veröffentlichen, es ist doch mit Hilfe des Internets so einfach geworden. Die Guten werden schon ihre Zuhörer finden!
    http://www.jonathancoulton.com/primer/info/

  19. 19
    Nico [Jackpot Baby!]

    @#708911: newcomer-förderung haben die majors ja auch nie betrieben. wenn jemand förderte, waren das immer kulturstaatliche stellen oder die werbewirtschaft, die sich schon immer gerne im schatten des independent sonnte.

    es ginge in so einem kleinstlabelsystem, wie gesagt, vielmehr um die entdeckung der bands. und das übernehmen ja musik-webseiten (ob nun blogs oder magazine) auf der ganzen welt bereits.

    ich find’s dabei ganz spannend zu beobachten wie sich die kritik verändert. während man früher eine cd besprochen hat, wohlwissend dass der leser die erst in zwei bis vier wochen im laden probehören konnte, gibt es dieser tage zeitgleich zu den rezensionen immer bereits erste vorveröffentlichungen. aber das ist eine ganz andere diskussion.

  20. 20

    Bands ueber Merchandise fuer ihre Musik zu „entlohnen“ ist in etwa so, als wenn ich den Taxifahrer fuer die tolle Sitzheizung bezahlen wuerde anstatt fuer die zurueckgelegte Strecke.
    Aber alles in allem gebe ich Dir auch gerne recht. Ich persoenlich bin ueberzeugt davon, dass sich in ein paar Jahrzehnten einige Leute fragen werden, warum ihnen das mit der Digitalisierung zu eben jener Zeit nicht so bedeutungsvoll erschien.

  21. 21
    rio

    @#708914: ja gut, genaueren einblick in die newcomer förderung (also wie sie von label seite aus funktioniert) hatte ich nie, bin daher jetzt ein wenig überrascht, wenn du sagst wie wenig sich die labels dann wohl doch um die up-and-coming gekümmert haben…denke mal trotzdem, dass es ohne labels zumindest schwieriger sein wird sich ohne vorschuss ein studio o.ä. zu mieten (natürlich hat mittlerweile jeder logic auf’m rechner, ist aber wohl doch noch was anderes schätze ich mal)

    trotzdem stimme ich dir zu, dass ich bei genauerem überlegen doch wesentlich weniger von mir geschätze bands kennen würde, würde ich mich ohne blogs oder lastfm o.ä. nur auf print-medien o.ä. beschränken….

    auch denke ich, dass sich der musikgeschmack vieler leute durch das internet diversifiziert hat – es gibt mehr nischen, immer weniger (relevanten) mainstream…zumindest fühlt sich das so an (wie das heutzutage auf den schulhöfen aussieht weiss ich natürlich nicht)

  22. 22
    Tobi

    Es ist doch aber schon irgendwie seltsam dass man sich auf der einen Seite mit der Musik die man mag identifiziert, aber dann letztendlich doch kein Geld dafür Zahlen möchte. Man kann sich natürlich seinen Distinktionsgewinn durch T-Shirts von „coolen“ Indie-Rock-Bands abholen und deren Musik umsonst runterladen, doch da wird für mich irgendwie deutlich worum es eigentlich geht, nämlich nicht zuallererst um Musik, sondern um Abgrenzung und Selbstdefinition. Seht alle her, ich weiß was gerade angesagt ist, ich bin ein toller Hecht.

  23. 23
    Nico [Jackpot Baby!]

    @#708917: das meint ich nur insofern, als dass die labels knallharte wirtschaftliche interessen haben und deshalb nicht fördern sondern investieren. aber du hast natürlich recht, dass ihre vorschüsse unbekannten bands überhaupt einen studiobesuch finanzieren konnten. ein universales system wird es sowieso nicht geben und am ende haben wir wahrscheinlich eine mischform aus allen modellen. inklusive der majors.

  24. 24
    Georg

    aha, der turnusmäßige Artikel über die Musikindustrie, gähn. Diesmal sogar mit total hippen englischen Phraseneinwürfen.

  25. 25
    rio

    @#708918: klar gehts auch um selbstdefinition beim tragen eines tshirts einer indie band o.ä. – sehe da aber ehrlich gesagt nichts schlechtes dran! wenn ich die band geil finde und sie abgeht, warum soll ich sie dann nicht als shirt tragen? und wenn mich abends auf der party wer drauf anspricht, haben sie vielleicht nen hörer mehr…

    was mir wirklich auf den zeiger geht, ist wenn z.b. wie letztens bei godspeed you! black emperor sprüche kommen ala: die hörst du ja nur, weil sie grad in sind /weil du intellektuell dastehen willst etc. pp. – kenne die schon seit jahren, find sie geil, brauche mich dafür vor niemandem zu rechtfertigen! und was ist das bitte für eine logik, ich darf keine musik gut finden / kein shirt tragen, wenn die band grad im „underground“ angesagt ist, weil ich mich dann der selbstprofilierung verdächtig mache? ich hör auch arvo pärt oder schnittke, obwohl die wohl ziemlich uncool rüberkommen…

    (no offense tobi wenn ich dich da sehr überinterpretiert habe, dein kommentar hat mich einfach an oben angesprochene kommentare erinnert, daher solltest du den zweiten absatz nicht unbedingt auf dich beziehen)

    @#708919: alles klar – und ich denke mit mischform wirst du recht haben…

  26. 26

    ich habe zB. jetzt im jahre 2008 endlich alben von bands im netz gefunden, welche ich in den frühen 90ern vergeblich gesucht habe. ich hätte viel geld dafür bezahlt, damals. war nichts zu bekommen.

    JETZT liegen sie auf meiner platte. i love teh interwebz!

  27. 27
    rio

    @#708896: zitat: „Zu jedem Film ein T-Shirt und ein Teebecher mit Logo? Zu jedem Photo ein bedruckter Teller? Zu jeden Nachrichten eine Lesung derselben? Fuer jede Website ein T-Shirt und eine Kaffeetasse? Zu jeder Tierfilmserie ein Vortrag?“

    na ja, ich hab halt lieber ein tshirt / eine tasse zuviel sowie einen konzertabend an den ich mich erinnern kann, als eine cd im schrank verstauben (weil ich sie eh digitalisiert hab) und das nicht-wissen wie wenig der künstler wirklich davon bekommt und wieviel das label…

    @#708920: ah, der turnusmäßige mecker-kommentar, der sich über angebliche fehlende kreativität aufregt und dem autor mit seinem eigenen kreativlosen kommentar gleichzeitig ganz klar zeigt wo der hammer hängt in innovationland!

  28. 28

    Hier werden mal wieder Musiker, Texter und Komponisten in einen Topf geworfen.

    Das sind in der Regel (außer bei den Singer/Songwritern) verschiedene Personen (auch bei Nine Inch Nails).

    Für mich ist das eine Frage der Gerechtigkeit, dass man für seine Arbeit auch bezahlt wird.

    Wie das im Detail funktioniert, darüber kann man ja diskutieren.

    Der Nine Inch Nails Coup hat natürlich nur funktioniert, weil die Plattenfirma in den letzten 10 Jahren Millionen investiert hat, um die Band bekannt zu machen.

    Viele Grüße von Zippo!

  29. 29

    @#708928:

    als eine cd im schrank verstauben (weil ich sie eh digitalisiert hab) und das nicht-wissen wie wenig der künstler wirklich davon bekommt und wieviel das label“¦

    Und woher weisst Du wieviel der Kuenstler von den T-Shirts abbekommt und wieviel der T-Shirt Produzent? Woher weisst Du dass die T-Shirts nicht von ausgebeuteten (Kinder-?) Arbeitern in China hergestellt werden und sich irgendwo im Hintergrund ein Bonze eine goldene Nase verdient? Woher weisst Du wieviel der Kuenstler von dem Konzert bekommt und wieviel der Konzertveranstalter/-promoter?

    Woher weisst Du dass sich das Problem nicht nur einfach verschiebt?

  30. 30
    JST

    hallo rené, nur eine kleine anmerkung. ist vielleicht krümelkackerich, ABER musikverlage sind nicht unbedingt labels und andersherum. insofern kann ich deiner meinung „Ich glaube nicht, dass große Musikverlage in zehn Jahren noch eine große Rolle spielen werden.“ nicht zustimmen.

    musikverlage verwalten die verwertungsrechte von songs (text und musik), labels vertreiben songs von interpreten, die nicht zwingend die eigentümer der verwertungsrechte ihrer interpretierten songs sein müssen. das ist ein wichtiger unterschied. ich bin deshalb der meinung, dass es schon ein gutes geschäftsmodell ist, verwertungsrechte aufzukaufen und zu vermarkten. immerhin kassieren die verlage einen guten anteil der ausgeschütteten gema-einnahmen, nicht die labels. musikverlage kassieren also auch, wenn künstler songs aufführen, an denen die verlage die rechte halten. und musikverlage (in kooperationen mit den labels) lizensieren z.b. auch die musik für werbung, soundtracks usw., weil eben sie die inhaber der rechte sind.

    ich glaube allerdings, dass der vertrieb von fertigen songs immer mehr von kleinen firmen übernommen werden kann und man mit wenig personal sogar große bestände an fertiger musik vertreiben kann. man muss ja im prinzip seinen server nur an die server der verschiedenen downloadportale (musicload, itunes etc.) anschließen und schon ist die musik für die konsumentInnen verfügbar. labels müssen sich wahrscheinlich weiter umstrukturieren und aus ihren firmen marketingagenturen mit angeschlossener vertriebsabteilung machen. denn marketing wird weiterhin notwendig sein, um wirklich große massen an menschen zu erreichen, die auf den jeweiligen künstler aufmerksam gemacht werden sollen.

    gruß jens

  31. 31
    rio

    @#708932: berechtigter einwand, klar kein sich das problem nur verschiebt – allerdings habe ich dann a) wie oben beschrieben wenigstens was davon und b) gehe ich bei einem konzert in einem kleinen club mit selbstaufgebautem merchandise stand einfach eher davon aus, dass was bei der band ankommt, als wenn ich über itunes etwas kaufe, mit keine ahnung wieviel obskuren zwischeninstanzen (labels, apple selber, akamai/serverpark etc. pp.)

  32. 32

    @#708930: Das ist ein sehr guter Einwand. Für Studiomusiker, Songwriter, Komponisten und Texter bleiben weniger Businessmodelle übrig – Auftritte und Merchandise kommen nur den Performern und Vermarktern zugute.

  33. 33

    Das mit den alternativen Finanzmodellen klingt ja in der Theorie immer so schön, mir scheint es aber zur Zeit dass sich da eine größer werdende Kluft bildet. Nur mal zum Touren/Merchandise-Teil: Die Franz Ferdinands und Portisheads dieser Welt werden auch bei steigenden Preisen nicht so schnell Probleme kriegen große Hallen zu füllen. Nach dem Auftritt noch ein Tshirt gekauft und schon fühlt man sich bestätigt dass das Saugen der Band nicht geschadet hat, so weit so Hurra digitale Welt.

    Wer das Geld fürs Tshirt aber weitaus nötiger gehabt hätte sind die Künstler die in kleineren Clubs spielen, obwohl deren Musik mindestens genauso munter runtergeladen wird sehe ich da (auch verhältnismäßig) seltenst einen ähnlich großen Andrang was die Karten- und Merchandiseverkäufe angeht. Klar, wenn ich z.B. demnächst zu Sonic Youth ginge könnte ich mir dafür eben 3-5 andere Konzerte nicht leisten.
    Fairerweise sollte jeder in diese anderen Konzerte nun das Geld investieren das er durch Runterladen statt CD-Kauf der Musik dieser Bands gespart hat, aber ich glaube nicht dass das viele wirklich machen, stattdessen wird das Geld dann für ein neues Game oder ne DVD ausgegeben. So entsteht ein trügerisches Bild wenn immer wieder die gleichen wenigen hervorgehalten werden die mit neuen Modellen etwas verdienen, das geht in Wirklichkeit auf Kosten vieler anderer.

    Mal ganz zu schweigen von den steigenden Ölpreisen die schon vor Beginn der Wirtschaftskrise vielen letztes Jahr das Touren in den USA unmöglich gemacht haben, oder von der logistischen Unmöglichkeit alle Gebiete konzertmäßig abzudecken um die dort entfallenen Tonträgerverkäufe auszugleichen …

  34. 34

    Ach so, und eh mir jemand rein unkonstruktive Meckerei vorwirft zitiere ich mal Eckehard Ehlers: Sucht keinen Konzertsaal auf in dem sich mehr als dreihundert Menschen aufhalten!

  35. 35

    @#708939: „Sucht keinen Konzertsaal auf in dem sich mehr als dreihundert Menschen aufhalten!“

    Mit Anfang 20 Hab ich mich auch gern snobistisch gegeben. Das kam mir damals cool vor … :-)

  36. 36
    rio

    @#708938: Zitat: „sehe ich da (auch verhältnismäßig) seltenst einen ähnlich großen Andrang was die Karten- und Merchandiseverkäufe angeht.“

    …was ja wohl in der Natur der Sache liegt…die unbekannteren Bands würden aber wie bei den Merchandise/Konzertticket-Käufen bei Tonträgerverkäufen verhältnismäßig wohl auch nicht besser abschließen, eben WEIL sie unbekannter sind ;-) Viel Änderung sehe ich da nicht…

  37. 37
    Björn

    Musik auf Platte? Kauft verdammt nochmal mehr Schallplatten!

  38. 38

    @#708950: Deswegen schrieb ich verhältnismäßig, auch relativ zu den Unterschieden im Bekanntheitsgrad schneiden nach meinen Eindrücken die Unbekannteren schlechter ab als früher. Wohingegen es laut des Mythos über neue Verdienstmodelle sichtbar besser laufen müsste, schließlich soll heutzutage angeblich live zusätzlich zu den bisherigen Verdiensten auch noch (zumindest teilweise) das verdient werden was durch Tonträgerverkäufe entfällt.

  39. 39

    Flat Rate hört sich gut an, wirft aber dieselben Verteilungsprobleme auf wie bei Gebühren von Clubs, Diskotheken, Bars, Internetradios usw. Dort greift das Pro-Verfahren der Gema. Zur Erläuterung was das bedeutet:
    Wer oft im öffentlich-rechtlichen Radio gespielt wird und Live-Auftritte hat, bekommt auch das meiste aus diesen Töpfen. Die anderen schau’n mit dem Ofenrohr ins Gebirge.

  40. 40

    Ich mag die Flatrate ebensowenig. Nenn mich naiv, aber ich fände es schön, wenn den Leuten, die Musik konsumieren, diese auch etwas wert wäre. Egal wie rum man den Esel aufzäumt, die Fairness und die Gerechtigkeit gehen flöten.
    Einer Kulturflatrate erteile ich nicht nur von meiner verfassungsrechtlichen Meinung eine Absage (es gab mal den Kohlepfennig…), sondern auch von meinem Gerechtigkeitsgefühl.

    Mir geht es auf die Nerven, wenn alles durch die Gemeinschaft geregelt werden soll. Alles, was mit Solidar… anfängt erscheint meist mit Minus im Kontoauszug. Selbst wenn ich den Nicht-Konsumenten auslasse, ist die „Kultur-Flatrate“ sozial ungerecht oder ein bürokratisches Monster.

    20 (Beispielbetrag) Euro im Monat sind für Dich vielleicht nur 5 Packungen Zigaretten, für mich könnte es aber das Lebensmittelbudget einer Woche sein. Wenn man sie dann Einkommensabhängig gestaltet, hätten wir besagtes Monster und die naheliegende Frage, warum man es nicht gleich mit der Steuer bezahlt.

    Und selbst wenn man das Problem der Erhebung löst: die Verteilung ist genauso schwer zu lösen. Wer entscheidet was, was wert ist? Ist ein E mehr wert als ein U? Wollen wir eine zweite GEMA?
    Und vor allem eine GEMA mit Zwangsmitgliedschaft für alle Erzeuger und Kontrahierungszwang für alle Abnehmer?
    Wenn Du eine Musikflatrate willst, dann kauf sie Dir. Lass mich bitte damit in Ruhe und verlange nicht von mir, dass ich für Annette Louisian oder wie sie auch immer heißt, ob rauchend oder nicht, mitbezahlen muss.

  41. 41

    heute mal ohne den rest der kommentare durchforstet zu haben, einfach in aller kürze: toller vortrag insgesamt. toller twist zum ende des vortrags.

  42. 42
    Jarod

    Toller Beitrag.
    Was mir bei der Aufzählung der Einnahmenalternativen spontan eingefallen ist – Künstler könnten auch livestreams von Konzerten ins Netz gegen Bezahlung anbieten.

    Ist heute bei Sport auch nicht anders. Nur als Beispiel – Alba und Sportdigital. Jedes Spiel live zu sehen – auch wenn sie auswärts in halb Europa spielen.

    Übertragen auf Musik: Anstatt für 125€ ein Konzert von Madona nur in Berlin zu sehen, wie ein Kommentator vor mir meinte, könnte man auch für einen Bruchteil des Geldes pro Konzert übers Netz in Barcelona, Berlin, London und sonstwo mit dabei sein, ohne körperlich präsent sein zu müssen. Der Künstler würde trotzdem die Halle füllen und noch zusätzlich jede Menge einnehmen können.
    Und seine Musik sonst kostenlos anbieten. Auf seiner Homepage – direkt – ohne Label, ohne Plattenfirma.

    Durch die Bloggerlandschaft würde sich das auch ganz schnell rumsprechen. Und Qualität würde sich durchsetzen. Nicht irgendein Mist, der uns von Dieter Bohlen vorgesetzt wird. Weil das „in“ ist.

    Es gibt andere Lösungen – aber man muß sie wagen. Und nicht erstmal die halbe Gesellschaft kriminalisieren fürs Tauschen von Nullen und Einsen.
    Denn mal im Ernst – kennt ihr jemanden der NUR ausschließlich gekaufte mp3s besitzt. Ich nicht.

  43. 43

    die unterscheidung von (markt-) preis und (individuellen) wert ist in der ökonomie schon immer essenziell.
    warum sollte man sonst dinge von gleichem preis miteinander tauschen? komparativer kostenvorteil..
    das extrem billige dinge sehr wertvoll sind sollte jedem klar sein der schonmal wasser getrunken hat..

    das ist kein bruch der ökonomie, das ist völlig vorraussehbar.

    genauso vorrassehbar ist es übrigens, das wenn man polizei und jusitiz einem kleien kartell unterstellt, es diese missbrauchen wird, z.b. zur subventionierung von bänkern (finanzkrise) oder der verleger (copyright).

    was mir allerdings noch nicht klar ist, ist warum man musiker nicht einfach für ihre musik bezahlen will..
    „hey, deine musik rockt, mehr davon, hier 20 €“.
    stattdessen solle sie ihr geld lieber mit völlig unkopierbaren merchandising verdienen..
    (und konzerte mag ich eh nich :P )

    oder man will gleich den ganzen musikkonsum erfassen und eine musiksteuer einführen

    „kann mich bittebitte jemand zwingen etwas gutes zu tun?“

  44. 44

    Der einzige Haken an der Argumentation: Trent Rezonr kann so ziemlich machen, was er will, er würde so oder so Millionen verdienen. Er ist ein verfluchtes Genie und hat eine seit Jahren/Jahrzehnten treue und gewaltige Fangemeinde. Da kann man schlicht nichts mehr falsch machen.

  45. 45
    Torsten

    Guter Artikel, danke. Ich möchte auch betonen, dass Musiker sein mit zu den besten Beschäftigungen im Leben zählt, sau viel Anerkennung bekommt und zwar für etwas was man gerne macht, bitte liste mal jemand ähnlich gute Dinge auf mit denen man sein leben verbringen kann. Darüber hinaus zieht doch vor allem der Superstarism Geld von jungen, Nachwuchs, was immer- Gruppen ab, oder woher bekommt Madonna hier x Millionen Euro für jede neue Popplatte.
    Ebenso läuft´s in der Schauspielerei, wie viele Filme könnten von einer Tom Cruise oder Julia Roberts Gage bezahlt werden?
    Hier hat es einfach, auch gemessen an der „Schwierigkeit“ mit der gute Musik, gute Schauspierei produziert wird, ja wohl eine massive Überbewertung statt gefunden.
    Das es jetzt anders läuft, finde ich gar nicht sooo schlimm. Im Mittelalter war das noch anders, und ich glaube nicht unbedingt schlimmer, Theater. und Musikergruppen sind von Stadt zu Stadt gezogen und haben sich so ihren Lebensunterhalt verdient. Genug Schauspieler gab´s, denn natürlich übt so ein Leben seinen Reiz aus und unglücklicher waren die Leute auch nicht.
    Ist halt jetzt nen Übergang, hart, wenn mann vorher verwöhnt war, und wegnehmen is ja immer doof. aber come on, fatale folgen für die kunstproduktion insgesamt seh ich da eher nicht…

  46. 46
    LoOzilla

    @#708891: gibt es doch in abgewandelter form siehe myspace etc.
    wo bands oder musiker durch klicks gemessen werden je mehr klicks je populärer oder sogar charteinschlag

  47. 47

    Zitat aus dem Beitrag: „Fakt ist: Dank P2P habe ich in den vergangenen Jahren mehr Musik gehört, die mich berührt hat, als in allen Jahren zuvor.“

    Das stimmt, denn erst jetzt kann man auch gleich mal schnell hören, was man in einem Magazin nur als Review gelesen hat.

    Zitat aus dem Beitrag: „Am Ende steht ein Künstler, der nicht mehr dafür entlohnt wird, dass er einen Song verkauft, sondern weil er ihn aufführt, weil er ihn spielt. Und wenn die Leute den Song lieben, werden sie hingehen. Und seine Shirts kaufen.“

    Richtig. Allerdings nicht in einem Maße – wie meine Vorredner teilweise ebenfalls schreiben – das den Wegfall der Tonträgerverkäufe ersetzen könnte. Es wäre tatsächlich eher eine Verschiebung des Problems.

    Soweit zu 100% nichts neues, denn bei der Erkenntnis sind wir natürlich schon längst angelangt. Ich gehöre neuerdings tatsächlich auch zu der Fraktion, die innerhalb von Minuten – legal – in fast jede Neuerscheinung reinhören kann und das Dank Napster. Ob ich mein 30-Tage free Trial allerdings ins Bezahlabo weiterlaufen lasse, kann ich noch nicht versprechen. Die Software/Oberfläche und deren Funktionalität ist einfach ungeschickt gelöst und macht das schnelle Erleben der Musik eher schwer als angenehm.

    Zu den Kommentaren des Artikels:

    Zitat Nico: „…würde mir aber wünschen, dass musiker genau für ihre musik und nicht für merchandising bezahlt würden.“

    Geht mir genau so.

    Zitat Nico: „…die von dir angeführten erlösmodelle können teil-, aber nicht gesamtlösung sein.“

    Bingo.

    Zitat rio: „…da wie man hört ja quasi eh nichts beim Künstler ankommt“¦ hab mir daraufhin einfach eine konzertkarte und ein tshirt der band direkt von deren homepage bestellt, denke/hoffe da kommt dann mehr an“¦ will einfach nicht das ein großteil bei den labels hängenbleibt!“

    Fehlinformation aller Orten. So weit ich das aus meinem Labelfreunde-Umfeld weiß, kann ich zumindest für die Indies, die wir hier so hören sagen, dass alles stramm in Richtung 50/50 geht.

    Dieses Argument der bösen Labels ist zusammengenommen mit der Merchandise-Ausweich-Taktik im Grunde nur Augenwischerei, der Versuch das Entgegennehmen der Musik für Null Euro zu rechtfertigen. Zu den bösen Labels sei auch gesagt, dass die Fans ihre Bands niemals hören könnten, wenn sich nicht ein Label dahinter geklemmt hätte. Naja, ich muss – auch wenn ich eines bin – keine Labels verteidigen, aber man sollte hier einfach kurz nachdenken, ob das stimmt, was vorschnell gefolgert wird.

    Zitat Christian: „Ich sehe im Netz eigentlich schon seit Jahren nur die Sammlermentalität: Man saugt sich Zeug ohne Ende und hört dann doch nur einen Bruchteil.“

    Definitiv, denn zum richtigen Hören braucht man Zeit.

    Zitat Christian: „Ein anderer Aspekt ist, dass es zwar mittlerweile ganz viel tolle Technik gibt, dass man aber für ein gut produziertes Album trotzdem fünfstellige Beträge ausgeben kann (mach mal z.B. eine Produktion mit einem Chor). Bis du das Geld mit Auftritten und Merchandise drin hast, kann einige Zeit vergehen.“

    Auch richtig. Die Gefahr beim aktuell angestrebten Modell „Gratismusik“ liegt auf der Hand: billige Produktionen, (noch) kürzere Halbwertszeit, Es ist ja jetzt schon in vielen Bereichen so, dass ein Song nicht deshalb „gut“ ist, weil man ihn schön hören kann, sondern weil er sich gut den Freunden auf dem Handy zeigen lässt.
    Aber auch da darf man nicht so viel meckern, im Endeffekt schafft es doch dadurch eine Parallelbewegung zu existieren: da bei Gratismusik die Wertschätzung fehlt, werden plötzlich Vinyl (oder Digipacks), die eine ganz andere wahrnehmbare Qualität liefern, interessant für Käufer. Wenn auch in überschaubarem Rahmen und wegen der Herstellungskosten für kleine Bands kaum realisierbar. Aber ich glaube genau da fließt das alles sinnvoll zusammen. Die kleinen profitieren doch erst mal von der Gratismusik (gut gefunden zu werden) und die großen haben nicht mehr den Schaden.

    Zitat Johanna: „Ich bin der Ansicht, dass sich auf lange Sicht eh nur, die Musik durchsetzt, die von den Menschen geliebt wir.“

    Richtig. bringt uns wieder zurück zum Wesentlichen, nachdem die Diskussion ja etwas ausgeufert ist. Wobei Du dann weiter argumentierst, man könne ja immer noch selbst wählen, ob man bezahlen möchte oder nicht. Ich sage: wenn man es einmal gratis hat, dann zahlt man nicht mehr, auch nicht wenn es der Lieblingskünstler ist. Es sei denn – siehe oben – es gibt eine Vinyl oder etwas besonderes und man möchte den Künstler supporten. Das setzt aber voraus, dass man sein Geld nicht lieber für andere Dings ausgibt, als nochmal für etwas zu bezahlen, das man schon gratis bekommen hat. Und hier ist es dann wohl nur die absolute Minderheit, die das tut, insofern ist das Argument des bezahlen Könnens also nicht tragfähig für die Musikwirtschaft (und damit auch die Bands).

    Zitat: „Bands ueber Merchandise fuer ihre Musik zu „entlohnen“ ist in etwa so, als wenn ich den Taxifahrer fuer die tolle Sitzheizung bezahlen wuerde anstatt fuer die zurueckgelegte Strecke.“

    So ist es. Allerdings läuft es doch bei den Spielekonsolen genau so ab: die Konsole mit den meisten/besten Games wird gekauft. Nur deshalb hat die Playstation sich zwischen Nintendo und Co drängen können: weil man die Games problemlos kopieren konnte. Ziel der Hersteller muss es also sein, das Gerät selbst (die Konsole), welche nicht kostenlos reproduzierbar ist so zu bauen, dass allein mit deren Verkauf schon Gewinn gemacht wird (derzeit nur bei der Wii der Fall). Um den Bogen zur Musik zu schlagen: „Gratistitel“ in Anführungsstrichen, da sie das legal natürlich (noch) nicht sind, egal ob Musik oder Spiele, können den Hersteller (Band, Label, Entwickler) erst mal pushen.

    Wichtig ist für Label/Bands also die Frage, wie man den Strom der Wahrnehmung dann weiterhin nutzt und Nachhaltigkeit erzielt. Im Grund hat man also einen einfachen Start, nach dessen erfolgreichem Beginn man aber zusehen muss, dass man aus den ersten Erfolgen (Wahrnehmung, Fans, etc.) einen Schuh macht und dann auch wirtschaftlich arbeiten kann.

    Und jetzt geht es im Halbkreis zurück zum Anfang: die Antwort darauf können nicht bloß Merch & Tickets sein. Die Antwort steht noch aus. Hier fehlt mir die zündende Idee leider auch :-/

    Wobei… eine Lösung braucht man für ein Problem. Die Frage ist natürlich, ob man in der aktuellen Situation ein Problem sehen sollte oder eine Entwicklung? Denn in einer Entwicklung wiederum steckt ja meist auch positives, man muss es nur herauspicken und kristallisieren.

    —-
    kurze Info: ich schreibe hier als Konsument meine Meinung, bin selbst ein Kleinst-Label. Meine Arbeit ist Newcomerorientiert und bislang non-Profit, man kann also von mir nicht auf Major Label schließen. Aber im lokalen/regionalen Bereicht gilt hier: Band + Label sind für gewöhnlich eine Einheit im Einklang, die bis auf einige Ausnahmen nur zusammen funktionieren kann.

  48. 48
    mika

    rene, wie zutreffend dein artikel ansonsten auch sein mag. aber die digitalisierung der medien hat „ganz sicher“ nichts mit der finanzkrise zu tun (die mündet aus der schulden- und bürgschaftspolitik großer westlicher staaten).