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Wahlomann


Immer, wenn ein Kommentator schreibt, der Wahlomat empfehle einem diese oder jene Partei, blutet mein Demokratiezentrum. Mich erinnert das ganze viel zu sehr an diese „Welche Simpsons-Figur bist Du?“ und „Welches Sternzeichen passt am besten zu mir?“-Fragebögen. Das ist die Facebookisierung der Politik.

Der Wahlomat sei „ein spielerisches Tool zur Steigerung der Wahlbeteiligung“, lese ich. Da werden also Parteien eingeladen, zu bestimmten Fragen ein Statement abzugeben, der Wahlomat glaubt das natürlich unbesehen. Man kann dann sagen: finde ich auch, finde ich nicht so, ist mir vollständig scheißegal, und am Ende generiert der Wahlomat dann den entsprechenden Traumpartner die entsprechende Partei.

Der Wahlomat richtet sich gegen Politikverdrossenheit. Gegen die Einstellung, Politik sei „langweilig und anstrengend“. Dagegen ist der Wahlomat kurzweilig und spannend. Es ist der Unterschied zwischen einer Podiumsdiskussion und einer Flatrate-Party.

Man beklagt die Verflachung der Politik. Wenn aber politische Inhalte so präsentiert werden müssen, das man sie online mit einem Klick annehmen oder ablehnen kann, wie soll sie sich denn komplexer darstellen? Der Wahlomat behauptet, er wecke Interesse für Wahlkampfthemen. Wenn er dieses Interesse aber nach einem Klick schon beantwortet, warum sollte man sich denn noch weiter mit den Themen auseinandersetzen? Zu welchem Zweck?

Der Wahlomat vermittelt Leuten, die sich wenig oder gar nicht mit Politik auseinandersetzen, den Eindruck, er gäbe ihnen die Antwort auf die Frage, welche Partei mit ihnen kompatibel sei. Und das innerhalb von fünf Minuten. Das ist Politik für Politikverdrossene und keine Maßnahme, um Politikverdrossene zurück zur Politik zu führen.

Vor allem, wenn sich dann überraschenderweise herausstellt, dass die Parteien bei ihren Maßen ihrem Gehalt ihren Wahlkampfversprechungen ein wenig geflunkert haben.

40 Kommentare

  1. 01

    Und bei den Spielarten hab ich noch gesagt, die Gelegenheit, dir zuzustimmen, kommt so bald nicht wieder. Falsch gedacht. Danke!
    Ich hab den Wahlomat bei der Europawahl das erste Mal ausprobiert und die erwarteten Ergebnisse erhalten.
    Interessant fand ich, dass die Piraten da ganz gleichberechtigt mitspielten, obwohl die zu vielen abgefragten Themen doch gar keine richtige Position haben.
    Dabei habe ich mich aber auch ein paar Mal bang gefragt, wie viele Leute ihr Wahlverhalten einfach direkt an das Ergebnis dieses kleinen Tests hängen werden. Einen, der es tut, kenne ich sogar persönlich.

  2. 02

    Wo bekommen eigentlich Leute, die nicht im Netz unterwegs sind, ihre „Wahlempfehlungen“ her? Gibt es da eine Videotextseite oder ein Quiz mit Jörg Palaver?;)

    Ich kenne auch einige, die sagen: „Wer nicht weiß, wen er wählen soll, sollte den Wahlomat aufrufen.“ Da kann man dann sehen, welche Partei die eigenen, mitunter unreflektierten Meinungen vertritt. Der Wahlomat ist nichts für uninformierte Leute mit Vorurteilen. Das sollte man wissen.

  3. 03

    @Die Erklärung: Bestimmt gibt es da eine Faxhotline. Du rufst das Formular ab, faxt deine Antworten zurück und rufst dann das Ergebnisfax ab. (4,99 € /min)

  4. 04
    Harald

    Ich finde den Wahlomat sehr subversiv, da er nie auch nur ansatzweise die normalen Parteien oben aufspült. Immer nur so Hippie-Esoterik Vereine. Und in jeder Diskussin, die anschliessend folgte, geht es darum, ob mal mal was anderes wählen solte und was denn noch okay ist.

    Die normalen verlieren da immer. Und das ist nicht sooo schlecht ;-)

  5. 05
    jens

    hört sich col an wo finde ich so einen Wahlomat? damit ich mich endlich entscheiden kann. (kommt sicherlich wieder piraten raus)

  6. 06

    Wir haben beim Bayerischen Jugendring den Wahlomat in den letzten Jahren oft begleitet und durchgeführt. Denn er ist für eine recht jugendliche Zielgruppe ein nettes Tool, um sich mit dem Thema generell (das erste Mal) auseinanderzusetzen. Das Stichwort an der Stelle lautet: Niederschwelliger Zugang.

    Die beklagte „Facebookisierung von Politik“ ist dabei nichts Neues. Formate, die sich an junge Menschen richten, sind in der Regel knapp, bunt, kurz geschnitten, überschriftsbetont, etc. Von der Umsetzung unterscheidet sich das Netz da nicht von Zeitschriften, Flyern, etc. Sogar Schulunterricht ist in 45-Minuten-Happen unterteilt. Mit unsexy Inhalten (und das ist Politik für viele nunmal) darf man halt nicht versuchen, mehr als 10 Minuten Jugendalter zu klauen, sonst ist das Ding eine Totgeburt.

    Dass der Wahlomat somit für reflektierte politikinteressierte Menschen schnell abgefrühstück ist, liegt in der Natur der Sache. Problematisch ist – wie immer – die Art der Nutzung durch Erwachsene (z.B. BILD-Abonnenten). Aber die Diskussion kennt ja jeder von Youtube, StudiVZ, WoW,…

    Ich selbst finde den Wahlomat nicht besonders gut, aber auch nicht schlimm. Halt passend für diesen einen Zweck, junge Menschen – oft erstmalig – an das Thema Politik heranzuführen. Diskutiert werden sollte m.E.:
    a) Warum es so wenig wirklich jugendgemäße Politik-(Bildungs-)Angebote – real und virtuell – gibt,
    b) Welche Rolle die Bundeszentrale und die Landeszentralen für politische Bildung spielen und ob deren aktuelles Engagement in Art und Umfang ausreichend ist,
    c) Ob politische (Jugend-)Bildung überhaupt ein Thema auf der Agenda ist (das mit personellen und finanziellen Ressourcen ausreichend ausgestattet ist), oder ob man sich für junge Menschen einfach nicht interessiert, weil sie keine Wähler sind,
    c) Ob mit einer Absenkung des Wahlalters auf 14/16 u.a. das Thema Politik/Wählen in die Schule geholt werden kann (denn zur Zeit darf man i.d.R. erst wählen, wenn man 18,19,20,21,22,23 ist und damit schon lange aus der Schule…)

    so long…
    Bastian

  7. 07
    Jürgen Ebert

    Immerhin muss man sich auch als Wahlomat-Nutzer überlegen, wie man eigentlich zu einem bestimmten Thema steht. Und plötzlich sind es eine ganze Menge Fragen, mit denen man sich zumindest kurz beschäftigen muss. Und man stellt fest, dass man mit seiner Wahl eine ganze Menge von Dingen beeinflussen kann und dass vielleicht die Partei, die Mama und Papa immer schon gewählt haben, zumindest von weiter Ferne aus ziemlich weit von der eigenen Richtung entfernt fährt. Das ist doch gar nicht schlecht.
    Ob die Parteien bei der Auswahl ihrer Wahlomat-Antworten ein wenig flunkern (wie niedlich), ist komplett irelevant. Denn das tun sie in ihren Wahlprogrammen auch. Wer also nicht ständig die Politik verfolgt und sich so über Jahre seine profunde Meinung über eine Partei bilden kann, hat kaum eine andere Wahl, als der Partei selbst oder Empfehlungen von Anderen zu trauen. Und da ist der Wahlomat wenigstens gerecht und unvoreingenommen.

  8. 08
    Alberto Green

    Es gibt Menschen, die sich nicht für Politk interessieren, aber trotzdem den Wahl-O-Maten anwerfen? Sorry, aber das glaube ich nicht. Der Wahl-O-Mat ist und bleibt eine Spielerei.

  9. 09
    pmn

    Was für ein elitär-reaktionäres Gewäsch.

    Ein unterkomplexes Bild von Politik würde er vermitteln? Im Vergleich zu was, bitte? Zum Fernsehen? Dass ich nicht lache.
    Zur Zeitungslektüre? Regelmäßige Zeitungsleser sind wohl nicht die Zielgruppe.
    Zum aufpolierten Wahlkampfgewäsch der Parteien? Aha.
    Zu Blogs? Das kommt sehr drauf an.
    Zum Nichtinformieren? Dazu eine kleine Anekdote: Auf die Frage, was sie denn wählen würde, antwortete eine mir bekannte Person: FDP. Ganz entsetzt fragte ich sie nach dem Grund. Der hieß Guido Westerwelle. Weil er ja so charismatisch sei und sagt was er meint. Das Letztere ist doch gerade das Problem. Also sind wir zusammen mal den Wahl-o-Mat durchgegangen und haben uns über die einzelnen Themen unterhalten.

    Und überhaupt, wer sich selbst informieren will, der wird doch davon nicht abgehalten – sondern eher angeregt, weil hier einfach viel mehr Positionen abgefragt werden, als in allen anderen Medien, und das in übersichtlicher Form.

    Der große Vorteil des Wahl-o-Mat ist doch, dass er ausschließlich Inhalte abfragt, auf die relativ klare Antworten gegeben werden. Da gibt es keine Ausflüchte, nur die Enthaltung. Klar ist das dann stark reduziert, aber was bitte bekommen wir denn in den anderen Medien geboten?

    Die inhaltliche Tiefe von Zeitungen und Blogs wird durch die Einseitigkeit der Meinung, zeitliche Unübersichtlichkeit und schwankende Aufmerksamkeitsanteile für einzelne Themen getrübt (beim WoM kann man sogar die Themen gewichten!). Das Fernsehen ist als Informationsquelle sehr ambivalent – und wer regelmäßig Phoenix etc. guckt, wird durch den WoM auch nicht verblödet.

    Deiner Kritik fehlt die Substanz. Aber nicht nur das, auch der Adressat ist unklar: „Man beklagt die Verflachung der Politik. Wenn aber politische Inhalte so präsentiert werden müssen, das (sic) man sie online mit einem Klick annehmen oder ablehnen kann, wie soll sie sich denn komplexer darstellen?“

    Ist es nun der WoM, der den Leuten etwas vorgaukelt, oder ist das Publikum zu doof, „dass man politische Inhalte so präsentieren muss“?

  10. 10
    lork

    Das Problem mit dem Wahlomat ist die fehlende Medienkompetenz seiner Benutzer.

    Ich meine damit die gleiche Art von Leuten, die auch Google (oder Wikipedia) als allwissende, unfehlbare Instanz verstehen. Es steht schwarz auf weiß auf meinem Monitor, also muss es stimmen. Wie der Wahlomat funktioniert, was für Schwächen das System hat und wie aussagekräftig die Empfehlung ist, über all das machen sich die wenigsten Leute Gedanken.

  11. 11
    pmn

    @#725431: Schon mal jemanden getroffen, der Wiki für bahre Münze nimmt? Ich nicht.

  12. 12

    Wo ist der Unterschied zwischen dem Wahlomat und die Bild/ The Sun/ USA Today („It’s The Sun Wot Won It“…)?

    Bei ersterem muss sich der Waehler immerhin noch Gedanken zu seiner Position machen.

  13. 13
    potzblitz

    Es erstaunt mich jedes mal wie schnell man es schafft durch minimale Variation seiner Antworten beim Wahl-O-Mat völlig differierende Ergebnisse zu bekommen. Ich müsste jedes mal alles, außer den rechten, auf den Wahlzetteln ankreuzen! =)

  14. 14
    Harald

    Höre ich da einen Unterton, der andeuten soll, es gäbe Leute, die sich ernsthafter als andere mit Politik beschäftigen? Dass es Politik light gäbe, und Politik profesionell??

    Träumt weiter. WENN DU POLITIK MACHEN möchtest, dann solltest du entweder die Mittel haben ca. 1 Mrd täglich hin und herzuschieben und über ausgezeichnezeichnete Verbindungen verfügen (also zu den ca. 100 Leuten stehen, die ein US Präsident auswählt, wenn er Gäste einlädt). Und/oder einen sehr sehr hohen Posten im Geheimdienstdienst innehaben. Aber ich glaube, dann liest du nicht mehr Teitungen, um zu sehen was die Parteien vorhaben, sondern um zu prüfen, ob die Poltiker alles wie gewünscht umgesetzt haben.

    Alles andere, jede Beschäftigung mit Politik, völlig egal, welcher Meinung man glaubt, vertraut, anhängt oder sonstwas, hat keinerlei Einfluss auf die reale Macht Politik. Es dient aber der Bildung, genauer der Bewusstseinsbildung, und diese wiederum ist Teil einer Kultur, die wir gerne Deutschland (oder Europa) nennen.

    Erinnert sich irgendjemand an eine Aktion einer Politikers, sagen wir grosszügig in den letzten Jahrzehnten, von der er sagt, ja das ist toll, das hat der /dir gut gemacht, ohne diese Entscheidung säßen wir hier jetzt woanders? Ausser Gorbi und Putin fällt mir nichts ein.

    Der Wahlomat nennt die gleichen Thesen wie auch der Spiegel oder Bild. Natürlich sind das nur wohlwollende Gedanken, die man verfolgt, aber in der Regel nie erreicht werden (siehe oben).

    Das besondere am Wahlomat ist Verfügbarkeit eines Vergleichsinstruments, das die Perspektive ändert. Was soll er auch an den Inhalten schrauben, diese sind eh nicht verbindlich. Das sind quasi nur soziale Konfigurationselemene, mit dem man versucht an der Macht zu bleiben (und sich selbst im Glauben wiegen kann, man würde Politik machen).

  15. 15

    Ja schon, aber alles, as 25 (!) Stunden am Tag aufhat, kaufe ich.

  16. 16
    Lara

    Hier gibt es einen kleinen Bruder vom „echten“ wahl-o-mat: http://www.rettet-das-internet.de/wahl-o-mat.phtml

  17. 17
    Shanti

    Bei mir kam immer FDP raus, dabei hasse ich die FDP von allen (etablierten) Parteien nach der Linken am meisten.

  18. 18
    Frédéric Valin

    @#725406: Wir werden nochmal Blutsverwandte, glaub mir.

    @#725425: Ich kenne persönlich vier. Und wenn ich Wahlomat in das Twitter-Search-Feld eintrage, lerne ich noch ganz viel mehr kennen.

  19. 19

    @Frederic Valin: Dies ist ohne Zweifel der Beginn einer wunderbaren Freundschaft.

  20. 20

    @#725451:
    Impressum ? Fehlt in aller Gänze u. Notwendigkeit.
    Somit kann jede(r) irgendwas damit bezwecken

    @PiPi

  21. 21
    Christian

    Super Artikel.. Danke !

  22. 22

    Es fällt den Leuten einfach nicht so leicht, selbst zu denken!

  23. 23

    Man kann natürlich auch – so wie ich – einen ganzen Nachmittag damit verbringen, online nach den Wahlprogrammen der Parteien zu suchen. Manche verstecken ihr Wahlprogramm nämlich besser, als verheiratete Männer ihre Pornosammlung.

    Den Abend und die Nacht verbringt man dann mit Lesen, nur um festzustellen: CDU, SPD, Linkspartei, FDP und Grüne wollen die Arbeitslosigkeit bekämpfen. CDU, SPD, Linkspartei, FDP und Grüne wollen die Umwelt schützen. CDU, SPD, Linkspartei, FDP und Grüne wollen die Wirtschaft stärken. CDU, SPD, Linkspartei, FDP und Grüne wollen sich für mehr Bildung einsetzen. Die Piraten wollen das Internet retten. Die NPD will Deutschland retten.

    Prima – beim nächsten Mal nehme ich den Wahlomat ;-)

  24. 24
    Hendrik

    Ich finde sehr wohl, dass der Wahl-o-Mat Interesse für politische Themen weckt. Jedenfalls ist das bei mir so. Als ich zur Europawahl den Wahl-o-Maten befragt habe musste ich mich jedenfalls bei vielen Themen erstmal informieren um überhaupt sagen zu können ob ich dafür oder dagegen bin. Sicherlich macht das nicht jeder so, aber für mich war es ein gutes Mittel oder der Anlass um mir einen Überblick über die aktuellen Themen zu verschaffen mit denen ich nicht jeden Tag zu tun habe.

    MfG Hendrik

  25. 25
    Matthias (the one and only)

    Ich dachte immer, der Wahlomat wird aus den Partieprogrammen generiert. Liege ich da falsch? Ich hab das immer als schöne Gelegenheit begriffen, die Programme kmofortabel vergleichen zu können.

    Allerdings stimmts natürlich dass Wahl nicht gleich Programm ist.

  26. 26
  27. 27
    Julius

    Schön, in welchen ausgewählten Kreisen sich der Herr bewegt: Hier ist der Wahlomat nur ein Mittel zum Zweck für die Politikverdrossensten, während die wirkliche Elite nicht nur die Parteiprogramme auswendig aufsagen kann, sondern auch deren hohle Phrasen durchschaut und die tatsächlichen Ziele der Politikerkaste exakt vorauszuahnen weiß, schön. Offensichtlich verkehre ich im Gegensatz dazu mit dem Wählerabschaum (dem seine Stimme verschenkenden Wahlvieh), der selbst in Akademikerkreisen an der Theke verkündet „CDU zu wählen“ weil der „Guttenberg so eine coole Sau“ sei. Leute, die kaum dir Parteien und weder Programme noch Ziele kennen, sondern die einzelnen Politiker nur so, wie die Medien sie abbilden. Da bin ich schon froh, wenn ich diesen Leuten mit Hilfe des ach so idiotischen und verspielten Wahlomaten evtl. die Augen öffnen kann, daß die Partei, die sie wählen wollen, das Gegenteil von dem plant und verspricht, was sich die Wähler erhoffen. Das ist dann für mich keine Verflachung von Politik, sondern jenseits von Gelfrisuren, Busen und geläuterten Pistenrasern. Aber das ist scheinbar nur meine Welt und mein Problem, auch gut.

  28. 28
    Nico Roicke

    @#725567: aaalt. ;)

  29. 29
    Herr Starkstrom

    @#725410:

    subversiv? ich finde es eine schöne vorstellung, wenn massenhaft leute plötzlich npd/dvu/rep als ergebnis rausbekommen. wenn das wahlomat auch nur in einem solcher fälle zu einem reality check motiviert, hat es imho existenzberechtigung.

  30. 30

    Provokantes, pointiertes Fazit: Der Wahlomat vermittelt Leuten, die sich wenig oder gar nicht mit Politik auseinandersetzen, den Eindruck, er gäbe ihnen die Antwort auf die Frage, welche Partei mit ihnen kompatibel sei. Und das innerhalb von fünf Minuten. Das ist Politik für Politikverdrossene und keine Maßnahme, um Politikverdrossene zurück zur Politik zu führen.

    Vielleicht sollte man sich für’s Erste mal mit Idee, Konzept und Wirkung des WoM vertraut machen, bevor man zur polemischen Krrritik ansetzt?
    Und wie sehr der Gewinn eines solchen Instruments von der Kompetenz seiner NutzernInnen abhängt, zeigt uns Shanti (@17): Bei mir kam immer FDP raus, dabei hasse ich die FDP von allen (etablierten) Parteien nach der Linken am meisten. Wenn das noch nicht einmal einen kleinen Aha-Effekt auslöst und zu denken gibt: ob man nicht vielleicht doch liberaler/grüner/konservativer/linker ist als das Selbstbild bisher hat glauben lassen … dann ist man unter Umständen doch ähnlich politikverdrossen wie all jene, die zur Politik zurückgeführt werden sollen …

  31. 31

    Schade auch, dass bisher nicht so richtig erwähnt wurde, dass der Wahl-O-Mat nicht nur eine Partei als Ergebnis hervorhebt, sondern auch die Möglichkeit gibt, die eigene Position mit den Positionen aller Parteien zu kontrastieren. Wenn Leute diese Möglichkeit nicht wahrnehmen, kann man das kaum dem Wahl-O-Mat anlasten.

  32. 32

    Natürlich vereinfacht der Wahlomat, und bietet keine „Antwort“ in dem Sinne. Er möchte garnicht mehr sein als er ist: Ein kleines Tool.

    Was ich hier in den Kommentaren von „niederschwelligem Zugang“ ( @#725416: ) gelesen habe, gefällt mir. Einen Zugang zu bieten ist die Idee dahinter, und das ist nur unterstützenswert.

    Die traurige Wahrheit ist wahrscheinlich, dass der Wahlomat für viele das Höchstmaß an politischem „Denken“ ist.

    Das kann man dem Wahlomaten aber nicht anlasten.

  33. 33

    Und es wäre natürlich viel besser wenn die Menschen, die sich nicht länger mit Politik befassen einfach aus einem Bauchgefühl heraus entscheiden oder einfach das wählen was die Eltern wählen oder (was ja im Zweifelsfall das Gleiche ist) gar nicht wählen gehen?
    Tut mir Leid aber diesem Wahl-O-Maten der Bundeszentrale für politische Bildung seine Entscheidungshilfe abzusprechen, weil die Wahlprogramme ja doch nicht gehalten werden ist Stammtisch auf niedrigstem Niveau.

  34. 34

    Gerade noch mal mir den Rant hier durchgelesen, direkt vom Wahl-o-maten kommend. Was überhaupt nicht erwähnt wurde bisher: Er bietet auch die Möglichkeit, die eigenen Positionen mit denen von bestimmten Parteien zu vergleichen. Diese Parteiaussagen kann man sich samt ihrer Begründung anzeigen lassen. Das ist deutlich mehr als eine Multiple Choice Verengung (ja-nein-vielleicht) und auch deutlich mehr, als Leute sich gemeinhin mit Parteipositionen auseinandersetzen. Ich jedenfalls kenne keinen, der sich jemals ein ganzes Parteiprogramm durchgelesen hätte. Ach ja, und einen Link auf die Seite der Bundeszentrale für politische Bildung gibt es zu jedem Thema auch, wo die historische Entwicklung sowie Pros und Contras aufgeführt werden.