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Jeder hat das Recht, zu nerven

Philipp Gut klingt genervt. Der Kultur- und Gesellschaftschef der Schweizer Weltwoche hat genug von diesem ganzen Schwulen-Tamtam wie dem Christopher Street Day.

Und so fabuliert Phillipp Gut von einer quasi aufgezwungenen Schwulisierung der Gesellschaft und bekommt dafür in der WELT für ein und denselben Text gleich zwei Überschriften: „Der Kult um die Schwulen“ („Essay“, nicht kommentierbar) und „Homosexualität ist zu einer Art Religion geworden“ („Debatte“ mit Kommentaren). Guts Kernaussage:

Schwule haben doch jetzt nun wirklich alles bekommen, was sie wollten, niemand diskriminiert sie mehr und jetzt können sie bitte wieder in ihre Darkrooms zurückgehen und die Nichtschwulen in Ruhe lassen.

Wie Sarrazin zuvor ist Gut mit solchem Unfug jede Menge Applaus sicher von denen, die wieder einmal behaupten werden, hier würde jemand „eine Wahrheit aussprechen“, was sich ja sonst angeblich „keiner mehr traut“ (weil wegen Deutschland Zensurstaat und alle links und die 68er sind schuld und überhaupt). Es sind diejenigen, die sich immer wieder gerne gegen die böse „Politische Korrektheit“ und ein bedrohliches „Zuviel an Toleranz“ in der Gesellschaft wehren und die dabei den Begriff „Gutmensch“ mit Vorliebe als Beleidigung einsetzen. Getrieben vom Frust der eigenen Belanglosigkeit und von Angst hat sich mit solchen Hampelmännern mittlerweile eine erkennbare Zielgruppe entwickelt, für deren Ergüsse man früher, als sie noch hauptberuflich Leserbriefschreiber waren, einen eigenen Papierkorb hatte, und denen man heute Texte wie den von Phillipp Gut vorwirft, um eine „Debatte“ zu initiieren. Und so irren die Irren von einem Blog zum nächsten Forum, um in den Kommentaren ihr jämmerliches Weltbild zu verbreiten und ihre neokonservativen Helden zu feiern, die ihrer Meinung nach „endlich mal Tacheles reden“.

Das Fatale an Texten wie denen von Sarrazin und nun dem von Gut ist somit, dass sie die Ausgrenzung von gesellschaftlichen Gruppen fördern. Sie unterstützen Beißreflexe gegen Dritte, die als Schuldige für Irgendwas herhalten müssen, und wenn der Trend in einigen Mainstream-Medien anhält, darf man sich schonmal darauf vorbereiten, dass Frauen (wieder) in die Küche gehören und Kinder auch mal eine Tracht Prügel vertragen können.

Es gibt faule Türken und nervende Schwule, na und? Daraus ein allgemeingültiges Schema zu konstruieren, ist keine Wahrheit, sondern Populismus, der genau dort ins Schwarze trifft, wo es eh schon dunkel genug ist. Es hilft nicht, „Gesellschaftschef“ zu sein und seine wohlformulierten Worte in angeblich seriösen Blättern zu veröffentlichen, wenn der Text am Ende doch nur das spießige Kopfschütteln eines alten Opas ist, der sich fragt: „Muss das denn sein?“.

Ja, das muss sein. Es muss sein, weil noch immer Menschen wegen ihrer Homosexualität hingerichtet werden. Es muss sein, weil der damalige Bildungsminister unserer polnischen Nachbarn noch 2007 (glücklicherweise erfolglos) versuchte, „homosexuelle Propaganda“ unter Strafe zu stellen. Es muss sein, weil es in Deutschland regelmäßig Übergriffe gegen Schwule oder deren Einrichtungen gibt.

Und es muss sein, damit in der deutschen Kultur- und Gesellschaftslandschaft neben dumpf auf die Eins klatschenden Rentnern im Samstagabend-TV, unter die Gürtlininie höhöhö-witzelnden „Comedians“, homophoben Fußball-Hooligans, schlimmsten Männer-Klischees entsprechenden Superstar-Anwärterinnen und dem jeden Oktober stattfindenden Treffen der Heterosexuellen mit Sprachfehler auch mal ein paar tolle Tunten mit Federboa und nackten Hintern zu sehen sind und sich ihres Lebens freuen.

Schließlich hat hier jeder hat das Recht, zu nerven. Nicht nur Phillipp Gut.

Von Kathrin gibt es Guts Text — Achtung: — andersrum. Und Stefan Niggemeier hat ebenfalls zum Thema geschrieben.

Update Der Text von Gut ist alt (was mir beim Schreiben noch nicht bewusst war), er erschien bereits im Sommer bei der Weltwoche und wurde nun von der WELT neu aufgelegt.

74 Kommentare

  1. 01

    Wir befinden uns in einem gefährlichen Stadium der Akzeptanzschwelle in dem sich Homophobe und Rassisten problemlos in Artikeln wie dem von Gut verstecken können, da sie nun, da sich LGBT offen zeigen können, endlich di von ihnen lang ersehnte Angriffsfläche gefunden haben. Von Wesen die solche Texte verfassen sollten wir Menschen uns nicht klein kriegen lassen. Wir werden weiterhin für unsere Rechte und unsere immer noch weit entfernte Gleichberechtigung kämpfen, komme was wolle.

  2. 02

    Trotz des traurigen Ereignisses an sich, habe ich diese Woche oft im Zusammenhang mit dem Tod von Stephen Gately darüber nachgedacht, wie schön es doch ist in einer Zeit zu leben, in der in den Zeitungen ganz selbstverständlich steht „žsein Ehemann“.

    Da fällt es mir doch leicht, so einen Artikel zu ignorieren. Toleranz und Akzeptanz werden nicht einfach durch ein paar Gesetzesänderungen geboren, man muss den Menschen die Chance geben in diese Änderungen hinein zu wachsen. Der eine schafft das schnell, der andere langsamer. Darüber schreiben kann helfen, hoffen wir für Herrn Gut doch einfach das Beste. Vielleicht mal einen schwulen Sohn? Oder die Freundin, die ihn irgendwann dann doch für eine Frau verlässt?! ,-)

  3. 03
    flour

    Ich kapier ehrlich gesagt nicht, warum dieser Artikel jetzt schon wieder schlecht und böse sein soll. Wir haben das Recht auf freie Meinungsäußerung, und wer dieses Recht fordert, muss auch bereit sein, mit Meinungen argumentativ umzugehen, die einem nicht gefallen. Einfach zu sagen, sowas ist schädlich, weil sich dahinter bestimmte Ansichten verstecken (könnten), ist m. E. nicht richtig. Wenn dann müssen Gegenargumente her, und die finde ich leider hier nicht „¦

  4. 04

    war hin und hergerissen beim lesen des beitrags.

    auf der einen seite ist es richtig das problem homophobie zu thematisieren, auf der anderen seite nerven mich leckende pärchen auf der straße – egal ob homo oder hetero!

  5. 05

    @#733990: Gegenargumente? Ich brauche doch wohl 2009 nicht mehr über sexuelle Freiheit zu debattieren oder darüber, dass jeder diese natürlich auch ausdrücken kann. Wie es am Ende des Artikels zu lesen ist: Es steht allen frei, (sich) zu feiern, also auch den Schwulen. Warum ist das bei denen dann quasi „eine Religion“ und bei anderen nicht?

    @#733991: Wo wohnst du denn, dass du von sich dauernd knutschenden Pärchen belästigt wirst? :) Und was stört dich daran?

  6. 06
    PabloD

    Wo genau gibt es denn die „homophoben Fußball-Hooligans“ im deutschen TV zu sehen? Klar, vieles was in den Massenmedien rund um den Fußball stattfindet nervt unerträglich (Kerner, T-Com, DSF, CL-Gewinnspiele, oft genug sogar die eigene Mannschaft), aber: explizite (oder wenigstens latente) Schwulenfeindlichkeit? Nö, nicht wirklich.

  7. 07

    Das Grundproblem ist doch eigentlich, dass wir uns zwar in einer pluralistisch-toleranten Gesellschaft wähnen, aber in vielerlei Hinsicht noch an alten Normen hängen.

    Viele Moralvorstellungen und Gesetze wurzeln immer noch in der Vorstellung des heterosexuellen, christlichen, lebenslang sozialversicherungspflichtig beschäftigten Norm-Deutschen mit 1,5 Kinden.

    Natürlich ist es quark, für jede benachteiligte Randgruppe direkt eine Interessensvertretung aufzumachen. Aber solange wir noch keine ernsthafte Alternative zu o.g. Bild gefunden haben wird diese Interessensvertretung berechtigt sein.

  8. 08

    Na dann Glückwunsch, Herr Gut. Natürlich bringen es immer die Schlimmsten am weitesten. Schon vor drei Monaten hat uns Herr Gut via Weltwoche mit dem tupfgenaugleichen Thema beglückt. Ich hab’s damals gelesen (und mich in meinem Blog darüber ereifert) und mir geschworen, mir sowas nicht wieder anzutun. Egal, ob er den Text recycelt hat oder sich noch mehr desselben aus den Fingern gesogen hat, weil es schon in der Schweiz so gut angekommen ist, dieser pseudofrische und eigentlich vor allem konservative Provozierjournalismus geht mir gehörig auf den Keks.
    Noch so fürs vollständige Bild: Die Weltwoche ist auch immer vorne dran, wenn es darum geht, einen Krieg zu verteidigen oder NGOs in den Dreck zu ziehen. In der Schweiz ist sie unterdessen als SVP-Parteiblatt bekannt. Und das wird dann alle paar Wochen an den Schweizer Unis verteilt, damit die bösen linken Studenten auch mal merken, wo der Hammer hängt. Ach…

  9. 09

    @#733997: Alle aufgeführten Vergleiche sind an der Stelle Klischees, es gibt ja auch gute Comedians. ;) Mit den Hools meine ich das Klischee der mit Testosteron überschäumenden Männer. Wahrscheinlich gibt es auch schwule Hooligans.

  10. 10

    @#733990: Auch mit dem Recht auf freie Meinungsäußerung sollten wir uns an die Wahrheit halten. Schwule (Lesben, Bisexuelle und Transgender auch) haben bis heute nicht die gleiche Akzeptanz in der Bevölkerung. Durch Artikel wie hier besprochen werden einseitige Diskussionen losgetreten, die weder etwas mit freier Meinungsäußerung zu tun haben, noch Diskriminierung ausschließen. Freie Meinungsäußerung hat dort ihre Grenzen, wo sie beleidigend wird – ich fühle mich beleidigt, wenn jemand glaubt er müsse durch Lügen die mir schaden, seinen Lesern imponieren.

    Nehmen wir als Beispiel doch einfach mal diesen Satz:
    Zitat:
    Homosexualität ist zu einer Art Religion geworden.
    Zitat Ende.

    Diese Behauptung ist weder wahrheitsgemäß, noch versucht ihr Autor seine Unkenntnis über Homosexualität zu verbergen. Homosexualität ist keine Lebenseinstellung, kein Glaube, keine religiöse Anschauung etc. Es handelt sich hier tatsächlich um eine genetische oder geistige Veranlagung, genauso wie es sich bei Heterosexualität nicht um eine Religion oder einen Glauben handelt, sondern ebenfalls um eine genetische oder geistige Veranlagung. Der Vorwurf die Homosexualität habe sich zu einer Religion gewandelt unterstellt die bewusste Entscheidung homosexuell sein zu wollen, in der heutigen Zeit also die bewusste Entscheidung diskriminiert werden zu wollen oder gar umgebracht werden zu wollen. Eine solche Entscheidung würde eine enorme Primitivität voraussetzen, somit ist dieser Satz eine Beleidigung.

  11. 11

    guter artikel, johnny.
    aber es gab ende 2007 in polen wahlen und daraufhin einen regierungswechsel. das verbot wurde meines wissens nach von roman giertych angestrebt, dessen gruselige partei aber an der 5%-hürde scheiterte.

  12. 12
    ini

    „…können jetzt wieder in ihren darkroom zurückgehen…“ – „…getrieben von der frust der eigenen belanglosigkeit…“ – „…solche Hampelmänner…“ – „…die Irren…“ – „…jämmerliches Weltbild…“

    Wieso muss die Diskussion um Homosexualität eigentlich so oft in ein gegenseitiges Beleidigen ausarten? Weil Schwule und Lesben sich immer gleich persönlich angegriffen fühlen, egal ob zurecht oder unrecht? Und ich meine in diesem Fall zu unrecht! Philip Gut hat den Lobbyismus der Homosexuellenverbände kritisiert (ob fehlerhaft oder nicht fehlerhaft müsste eigentlich Tenor dieses Spreeblick-Artikels sein!), nicht die Homosexualität ansich! Gerade WEIL Schwule und Lesben heute anerkannt sind, muss es möglich sein, frei von ideologischen Zwängen und Pikiertheiten über solche Themen sachlich zu diskutieren – zumindest so sachlich, dass persönliche Beleidigungen ausbleiben. Wäre ich Schwulenlobbyist, würde mich dieser Artikel über die Maßen aufregen – er konterkariert jede ernsthafte, sachliche Lobbyarbeit! Man muss sich doch als Homosexueller endlich mal davon frei machen zu denken, dass hinter jeder Kritik automatisch auch persönliche Ablehnung steht. Solange dies der Fall ist (und das gilt für jede Lobbygruppe), wird man Schwule und Lesben in der Öffentlichkeit niemals ernst nehmen. Und dieses unseelige Argument, dass wg. Homosexualität noch immer Menschen getötet und diskriminiert werden – mal ganz auf der Sachebene gesprochen: Nennt mir „Minderheiten“, bei denen das nicht der Fall ist. Sollte das tatsächlich ein Grund dafür sein, einfach jede Art der öffentlichen Einflussnahme und Lobbyarbeit egal welcher Minderheit zu rechtfertigen, müssen wir uns solange diese Welt existiert nie wieder über ein solches Thema unterhalten – damit erkennt Spreeblick auch die Lobbyarbeit fundamentalistischer Moslems oder Christen bedingungslos an. Wirklich sehr schlechte Argumentationsführung!
    Liebe Schwule und Lesben – stellt dieser Text wirklich eure Art der öffentlichen Meinungsbildung und Lobbyarbeit dar??

  13. 13

    @#733990: Die Sache ist, dass es hier nicht allein um Meinung geht sondern um einfach komplett falsche Behauptungen, im Endeffekt also einfach offensichtliche Lügen.

    Wer z.B. allen Ernstes behauptet, wie Gut es tut, „Von Ächtung und Diskriminierung kann, nüchtern betrachtet, keine Rede mehr sein.“, der soll einfach mal – Hand in Hand mit einem Menschen gleichen Geschlechts – durch eine beliebige Deutsche (Groß)stadt laufen.

  14. 14

    @#734008: Es war Roman Giertych, du hast Recht. Ich ergänze oben mal das Wort „damaliger“. Danke!

  15. 15

    Da bin ich jetzt anderer Meinung…ich finde es gut wenn Sarrazin die Probleme mit Ausländern anspricht und außerdem sind es leider keine Einzelfälle – es ist die Masse!!!

    Das hört sich jetzt extrem rechts an wenn ich so etwas schreibe, ich bin allerdings alles andere als ausländerfeindlich (Sarrazin ist es sicher auch nicht) ich habe viele Freunde mit migrationshintergrund, aber die mehrzahl – und in einer demokratie (ob das jetzt gut oder schlecht ist) geht es um mehrheiten – schimpft auf den staat der sie ernährt!

    Was du neokonservativ schimpfst ist manchmal einfach nur ehrlich – ich erkenne mich selbst in dem Beschriebenen, aber was solls? Ich würde meine politische Einstellung zwar eher linksliberal nennen und dennoch oder gerade deswegen finde ich es gut wenn man sagt was man denkt!

    Gegen Ende meines etwas arrg wütend geschriebenen Kommentars fällt mir auf, dass ich mich eigentlich nur auf Sarrazin beziehe. Denn und hier stimme ich Johnny wieder zu, Homosexuelle sind genauso wie Frauen noch nicht 100% gleichberechtigt. Aber bei den Frauen wird sich das mit unserer Generation ändern, denn dann haben auf einen Schlag viel mehr Frauen als Männer studiert. – Ich kann einfach nicht bei einem Thema bleiben =)

  16. 16
    flour

    @#734010: @#734010: @#734004:
    Wo ich das Problem sehe, ist einfach die Art der Auseinandersetzung mit dem Artikel. Ihr habt alle Recht, es ist so, dass Schwule von der Gesellschaft noch nicht vollständig anerkannt werden und Herr Gut damit wahrscheinlich Unrecht hat. Allerdings finde ich es bedenklich, diesen Artikel nicht als einfache Meinung zu würdigen und zu sagen: Hört, das ist die Unwahrheit!! Stattdessen wird geschrieben, Herr Gut tue Böses mit seinem Artikel, weil er nämlich die Segregation der Homosexuellen fördert und das Gedankengut seines Artikels weiter verbreitet. Meiner Meinung nach muss man einfach einsehen, dass Herr Gut auch diese Meinung kundtun darf, ohne beschimpft zu werden, irgendetwas schlechtes damit anzurichten. Denn genau deswegen gibt es das Recht auf freie Meinungsäußerung: damit auch unbequeme Wahrheiten und vllt. unwahre Meinungen in der Öffentlichkeit diskutiert werden können. Wenn unsere Gesellschaft wirklich so erwachsen ist, wie wir sie sehen, sollte sie auch mit Guts Meinung fertigwerden. Und wer sagt, dass dieser Artikel wirklich beleidigend ist, ist m. E. noch nie richtig beleidigt worden „¦

  17. 17

    @#734012: Dafür, dass du deinen Kommentar als „wütend“ bezeichnest, hört er sich sehr gemäßigt an. :)

    Ich kenne Türken, die Sarrazin an einigen Stellen zustimmen. Ich kenne aber auch viele Nicht-Migranten, die auf den Staat meckern und relativ gut von ihm leben. Und ich würde trotzdem deiner Vermutung widersprechen, dass wir hier von einer „Masse“ sprechen und immer wieder davor warnen, eine rassistische Stimmung mit Ehrlichkeit zu verwechseln. Probleme erkennen und benennen? Voll okay. Dabei in rassistische Klischees abrutschen? Bitte nicht. Damit lösen wir keinerlei Probleme.

  18. 18
    Andrea

    „Wenn Schwule und Lesben derart „privilegiert“ sind, wofür kämpfen sie dann noch?“

    Dafür, dass Leute wie du uns nicht mehr mit „Tierliebhabern“ auf eine Stufe stellen, verdammte Scheiße.

    Das Problem ist nicht, dass der Herr Gut was gegen Küssen in der Öffentlichkeit hat (das scheint noch seine kleinste Sorge zu sein), das Problem ist, dass er denkt jetzt wäre auch mal wieder gut mit der Toleranz und den Paraden, die Heteros würden ihre „Vorlieben“ ja auch nicht jedem auf die Nase binden oder deswegen Parties veranstalten.

    Und der Vergleich hinkt gewaltig, weil hetero nun mal die Norm ist, von der grundsätzlich ausgegangen wird und die nicht wirklich gefeiert (oder gar verteidigt) werden muss. Wenn mich jemand ganz unschuldig nach meinem Freund fragt und ich zu verstehen geben möchte, dass ich nicht auf der Suche nach einem Mann bin, dränge ich dann meinem Gegenüber ungefragt Details über mein Sexleben auf? Sollte ich das lieber für mich behalten, weil das „Privatsache“ ist?

    Das Argument, die „Homosexuellenbewegung“ wäre erst 40 Jahre alt und hätte schon sooo viel erreicht, verschleiert die Tatsache, das davor Jahrhunderte von Unterdrückung und Gewalt lagen und, wie Johnny schon sagte, in anderen Teilen der Welt Homosexualität immer noch zu einem Todesurteil führen kann. Und das ist gefährlich und sollte nicht einfach so hingenommen werden.

    Da jetzt Gegenargumente zu fordern unterstellt, dass Herr Gut selbst eine emotionslose Debatte anregen wollte, und das wollte er offensichtlich nicht. Wer unreflektiert mit Begriffen wie „Opferrolle“, „Latexfraktion“ und „peinliche Propaganda für persönliche Vorlieben“ um sich wirft, möchte auch nicht hören, was die beschriebene Minderheit dazu zu sagen hat.

  19. 19

    @#734013: Herrjeh, jetzt wird’s aber absurd. Ich soll also bitte auf den armen Herrn Gut nicht so antworten, wie ich es tue, weil ich sonst der Meinungsfreiheit mal wieder im Wege stehe? Wie verkorkst kann man denn noch argumentieren?

    An welcher Stelle beschimpfe ich den denn armen Mann bitte?

    Außerdem werde ich doch mit seiner Meinung fertig. Sehr gut sogar. Wo ist jetzt nochmal das Problem?

  20. 20
    Mokan

    Ich bin jedes Mal wieder verblüfft, wie Menschen es schaffen, so viel Blödsinn in einen einzigen Zeitungsartikel zu pressen. Unabhängig davon, ob dieser Artikel nun alt ist oder nicht, hat Philipp Gut es geschafft, wieder sämtliche unbegründeten Vorurteile gegen die Homosexuellenbewegung herauszukramen. Was würde er schreiben, wenn es um die Frauenbewegung im 19. Jahrhundert ginge? Dass die Frauen jetzt aus der Emanzipation eine Religion machen nur weil sie erbittert für ihre Rechte kämpfen?
    Jeder Mensch hat das Recht, seine sexuelle Neigung auszuleben, solange es niemandem schadet (hiermit meine ich wirklichen Schaden, wie er z.B. bei Pädophilie am Kind entsteht, auch wenn es sich seitens des Pädophilen um die persönliche sexuelle Neigung handelt). Homosexualität schadet eindeutig niemandem, auch wenn viele böse Zungen stets behaupten, es schade der Gesellschaft (worin konnte noch niemand schlüssig darlegen). Bei der Adoption von Kindern durch schwule oder lesbische Paare bin ich hingegen skeptisch, da zu einer ausgewogenen Erziehung sowohl Vater als auch Mutter gehören, die für das Kind beide von entscheidender Bedeutung sind. Dass sich die Paare vielleicht nicht gut um das Kind kümmern würden, steht gar nicht zur Debatte. Homosexuelle Paare können genauso gute Eltern sein wie heterosexuelle Paare. Seitens des Kindes macht es, denke ich, aber einen gewaltigen Unterschied, ob Vater und Mutter vorhanden sind oder die Vaterrolle von einer Frau oder die Mutterrolle von einem Mann übernommen wird.
    Dies alles ändert nichts daran, dass Homosexuelle das Recht haben, von der Gesellschaft akzeptiert zu werden und da dies leider noch nicht der Fall ist, ist es ihr gutes Recht, darum zu kämpfen. Da mag Philipp Gut sagen, was er will. Aber zum Glück teilen sich solche Menschen immer wieder mit, sodass man wenigstens weiß, wo sie sich verstecken, denn gegen eine unsichtbare Front zu demonstrieren ist deprimierend.

  21. 21
    flour

    @#734017: Jetzt reden wir aneinander vorbei „¦ Wenn du einen Artikel geschrieben hättest: „Warum Herr Gut aber mal sowas von falsch liegt“, wär ich froh über dein Engagement gewesen.
    Aber weil ich glaube, dass Herr Gut schlicht und einfach seine Meinung schreibt und nicht zur Intoleranz gegenüber Homosexuellen aufruft (tut er das??), finde ich es falsch, zu sagen, er hätte seine Meinung mal lieber für sich behalten „¦

  22. 22

    @#734019: Ok, neuer Versuch. :)

    Ich finde den Artikel bedenklich, aus den o.a. Gründen, die ich sehr wohl aufführe. Natürlich ist das die Meinung von Herrn Gut, und hier steht eben meine. Ich verbiete ihm seine nicht, sondern ich entgegne ihm etwas und behaupte, dass er mit seiner Meinung Ausgrenzung schürt.

    Aber wo jetzt nochmal dein Problem mit meinem Artikel ist, habe ich noch immer nicht verstanden. :)

  23. 23
    Herr Starkstrom

    endlich mal einer, der tacheles redet :)

  24. 24

    @#734021: LOL! :)

    (Am Ende vielleicht der klügste Kommentar „¦ alles dreht sich im Kreis)

  25. 25

    Es ist mir vollkommen unverständlich, wie es jemand auch nur für erwähnenwert erachten kann, welcher Herkunft, welchen Glaubens ein Mensch ist, oder welche sexuelle Präferenz er oder sie hat. Ich kann mit solchen Personen kein auch nur halbwegs sinnvolles Gespräch führen. Über rein gar nichts.

    Wer nicht in der Lage ist, wenigstens grundlegend zu erkennen, was wichtig ist und was nicht, hat mir schlicht gar nichts mitzuteilen. Eine längere Unterredung mit einem Ziegelstein erscheint mir da noch gewinnbringender.

  26. 26

    @#733996:

    „und die dabei den Begriff „žneokonservativ“ mit Vorliebe als Beleidigung einsetzen“

  27. 27

    @#734019: „[…]Aber weil ich glaube, dass Herr Gut schlicht und einfach seine Meinung schreibt und nicht zur Intoleranz gegenüber Homosexuellen aufruft (tut er das??)[..]“

    hmmm … Aber zu Toleranz ruft er auch nicht gerade auf ^^ imo

    warum gibt es dann z.B den von ihm so angeprangerten „Club der schwulen Eisenbahnfreunde“ – ich glaube gar nicht mal, dass es dort um das „Schwul sein“ geht sondern wirklich nur um den ungestörten Smalltalk rund um Eisenbahnen und eventuell noch der Fachsimpelei um eine Modellbahnanlage. Aber eben um sich nicht rechtfertigen zu müssen gibt es solche Gruppen extra.
    Sicher kann gut Möglich sein, dass der ein oder andere Mensch dort einen Flirtpartner sucht – aber ich denke mal nicht vorsätzlich. Im Grunde genommen ist das doch was Gesellschaft aus macht – Menschen lernen sich kennen – werden gute Freunde – verlieben sich vielleicht und dann wird eventuell mehr draus ….. thats life und das über all. Auf der Arbeit, im Hobby auf einer guten Party ect …. – Das es so viele „Extra Schwulen – Vereine“ ;-) gibt zeigt ja eben, dass es anscheinend nicht so tolerant zu geht wie er behauptet. Denke schon, dass es für einen Homosexuellen Menschen schwer ist wenn man „ausversehen“ einen Hetero anflirtet ^^ Kann mir da durchaus vorstellen, dass das immer noch zu unangenehmen Situationen führen kann.

    soo und nun lasst uns ein Lied singen und die Welt sieht schon wieder ganz anders aus ;-)
    http://www.youtube.com/watch?v=2WUD-nhsmkw

  28. 28

    @#734002: Es gibt schwule Hooligans und schwule Nazis, alle in Regenbogenfarben http://www.youtube.com/watch?v=jgs3MCl2E4k

  29. 29

    Hey Johnny

    „Das Fatale an Texten wie denen von Sarrazin und nun dem von Gut ist somit, dass sie die Ausgrenzung von gesellschaftlichen Gruppen fördern…“

    Stimmt, dein Text bedient sich allerdings beim gleichen Populismus wie die beiden Typen die du hier erwähnst. Es ist immer einfach Menschen mit kontroverser Meinung in eine bestimmte Ecke zu drängen.

    Ich finde die Texte von Sarrazin & Gut auch völlig daneben inkl. ihrer Intention die sie damit verfolgen aber jetzt jeden als Hampelmann zu bezeichnen, der für sich etwas Wahrheit darin findet (bei Sarrazin immerhin 51% der Bevölkerung) und damit eine weitere Gruppe Menschen zu pauchalisieren ist halt auch der falsche weg.

    An deiner Stelle hätte ich den Absatz über Hampelmänner u. Leserbriefschreiber einfach mal weggelassen. So ist es leider genau der gleiche unsachlich argumentierte Schmarn wie von Sarrazin & Co.

    Toleranz ist keine Einbahnstrasse.

    @creezy & flour
    kann ich so unterschreiben ;)

  30. 30
    ste

    neu aufgelegt?! das gibts doch wohl nicht! welcher wahnwitzige redaktions-un-mensch kam denn auf die idee und hat sich dabei wahrscheinlich noch schön in die hände gerieben und sich gedacht: „hm, so wie sarrazin seine aufmerksamkeit bekam, tut es unser blatt sicher auch gut … hehe… zack, ab rein damit!“

  31. 31
    flour

    @#734020: Ich finde einfach, dass du Herrn Gut zu sehr für die Wirkung dessen, was er schreibt, kritisierst, und zu wenig dafür, WAS er eigentlich erzählt „¦

    @#734027: Du hast schon Recht, es klingt nicht danach, als möchte er alle Leser zu toleranteren Menschen machen. Und warum es diese Vereine „exklusiv für Schwule“ etc. gibt, diese interessante Frage hätte ich zum Beispiel gerne in diesem Blogpost diskutiert gesehen (@ Johnny) ;-)

  32. 32

    Es gibt sogar einen Haufen Schwule, die ähnlich (latent?) homophob argumentieren wie Herr Gut. Warum, habe ich auch noch nicht so ganz verstanden.

    Und bitte: wenn jemandem eine öffentliche Zurschaustellung jeglicher Sexualität als zu aufdringlich erscheint, dann kann man das auch so schreiben. Hat er aber nicht. Warum wohl?

  33. 33

    @#734032: Ich habe über das geschrieben, worum es mir ging, denn eine Debatte über das, was Herr Gut schreibt, würde bedeuten, ihn inhaltlich ernst zu nehmen, den Gefallen tue ich ihm aber nicht. Wenn dich die Geschichte der Schwulenbewegung interessiert: Dafür gibt es endlose Quellen, die besser geeignet sind als ein Spreeblick-Artikel.

    @#734030: Klar ist das ebenfalls Polemik, aber manchmal habe ich einfach keine Lust, dass ich immer derjenige sein soll, der auf solchen Mist mit ruhiger und klarer Stimme antwortet. :)

    @#734033: Ich habe mit einigen türkischen Migranten über den Sarrazin-Artikel gesprochen und zwei davon waren der Meinung, dass er komplett recht hat: Ihre Landsleute seien in der Tat alle faules Pack. Für sie selbst, ihre Familien, ihre engsten Freunde, deren Familien, deren Freunde und Bekannte und den entfernten Cousin einer Freundin, der gerade seinen Laden aufgemacht hat, gelte das natürlich nicht. :)

  34. 34

    @#734035: Einen Gemüseladen? Taqqiya!!! ;)

  35. 35

    @#734035: Okay, ernster. Spannend fände ich jetzt mal, rauszufinden, ob die zwei jetzt einen ähnlichen Beweggrund hatten, wie die homophoben Schwulen, mit denen ich sowas mal diskutiert habe (und vielen schwulen oder lesbischen Jugendlichen im/vor dem Coming-Out ist eine Phase plakativer Ablehnung von (öffentlicher) Homosexualität nicht fremd):

    „Normal“ sein, bloß nicht auffallen als „nicht-normal“. Man glaubt kaum, wie oft man tatsächlich bei Jugendlichen zu hören bekommt: „Warum soll ich mich den outen, geht doch niemanden was an, habe ich nur Nachteile durch.“

    So tolerant „sind wir“ schon.

  36. 36
    Anarchy

    Ist schon immer wieder spannend wie jeder 2. Kommentar mit „ich hab nichts gegen Schwule/Ausländer/xxx, aber …“ anfängt. Ich bin nicht schwulenfeindlich, ich mag nur keine Schwulen, nichtwahr.

  37. 37
    Mrs Psmith

    hm – das größte Problem mit diesem Artikel sind meiner Meinung nach diese Worte wie „Religion“, „Kult“, schwuler Lifestyle. Die implizieren nämlich, dass Homosexualität wählbar ist, dass man dem beitreten kann (mit der unausgesprochenen Schlussfolgerung, dass man halt auch wieder austreten kann) – also dass man als aus freier persönlicher Entscheidung schwul oder lesbisch ist.
    Ein gängiges Argument der amerikanischen (religiösen) Rechten, die Diskriminierung von Schwulen und Lesben zu rechtfertigen weil: sie könnten sich da wieder für den „richtigen“ Weg entscheiden, wenn sie nur wollten.

  38. 38
    rio

    Was Herr Gut (und einige andere hier) einfach nicht verstehen, ist dass die sogenannte „Penetrierung des öffentlichen Lebens“ sehr wohl seine Berechtigung hat!
    (für die Wort-Wahl würde ich Herrn Gut gerne..ähm…lassen wir das)

    „Selbst vor Kindern und Schulen machen die schwulen Pressure-Groups nicht halt.“
    Warum sollten wir denn auch? Wir sind ja nicht pädophil – (auch wenn das hier beinahe suggeriert wird…), sondern es geht um etwas ganz anderes:
    Auch auf die Gefahr die Heteros zu nerven, MUSS Schwulsein als Thema z.B. in die Schulen – WIE SONST sollen schwule Schüler sehen, dass sie nicht allein sind zwischen den ganzen Heterosexuellen? Wie sonst können schwule Schüler Mut fassen für ein Outing, wenn sie nie Leute kennenlernen die ein Outing schon geschafft haben (und denen es trotzdem gut geht)?

    Etwa in dem sie weiter zwischen einer Klasse aus Heterosexuellen sitzen und verschämt nicken, wenn wieder über „geile Titten“ geredet wird?

    Und klar nervt das die (nicht betroffenen) Heterosexuellen – aber schimpfe ich über „nervende Braille-Schrift“ an Sehenswürdigkeiten? Oder teure Rampen für Rollstuhl-Fahrer? Wie für viele Randgruppen muss man hier einfach eines tun: Rücksicht nehmen – auch wenns nervt…

    P.S.: Und das ganze hat nix mit Meinungsfreiheit zu tun – eine Miss USA, die sich gegen die Homo-Ehe ausspricht wird völlig zurecht angegangen – oder wie würdet ihr reagieren, wenn ich die Ehe abschaffen wollen würde? Oder euch steuerlich schlechter stellen wollen würde? Ihr würdet euch völlig zurecht darüber beschweren, dass wir Schwulen ohne Grund eine Extrawurst kriegen…

  39. 39

    Die Weltwoche wie auch die Welt hätten sich vor 50 Jahren nicht träumen lassen, dass sie 2009 Schwule nicht mehr offen als krank und asozial beschreiben dürfen, sondern nur noch unter Vorwand. Insofern hat sich doch vieles getan. Dennoch ist es gut, dass man diese Reaktionäre als solche enttarnt.

  40. 40
    rio

    Ach ja und noch was mein lieber herr gut!
    wenn ich meinen Freund küsse, ist das nicht gleichbedeutend mit einem „offenen Hosenladen“ – und muss auch nicht „endlich wieder diskreter behandelt werden“
    – oder haben sie ihre frau noch nie öffentlich geküsst?

    „Nach der erfolgreichen Emanzipation dürfte man eigentlich erwarten, dass die Homosexuellenbewegung etwas lockerer wird und die penetrante „žSichtbarkeit“ zurückstellt. Schwulsein wäre dann einfach eine sexuelle Veranlagung, eine Privatsache, die nach den Regeln des guten Geschmacks in der Öffentlichkeit endlich wieder diskreter behandelt würde. Man läuft ja auch sonst nicht dauernd mit offenem Hosenladen herum.“

  41. 41
    peter h aus b

    @#734024: Bingo!

  42. 42
    Jan(TM)

    @#734002: „Mit den Hools meine ich das Klischee der mit Testosteron überschäumenden Männer.“ Also wenn ich mir so Bilder vom CSD anschaue, dann scheint es doch sehr darauf anzukommen was man mit dem überschäumenden Testosteron macht. Sexuell frustriert trifft es ja möglicherweise besser.

    Ich glaube „Schwule haben doch jetzt nun wirklich alles bekommen, was sie wollten, niemand diskriminiert sie mehr und jetzt können sie bitte wieder in ihre Darkrooms zurückgehen und die Nichtschwulen in Ruhe lassen.“ beschreibt es perfekt, er faselt ja auch davon das sowas ins Schlafzimmer gehört. Die Angst ist scheinbar das die Schwulen aus ihren Ghettos ausbrechen und Teil der Gesellschaft werden könnten. Außerhalb von Großstädten sind sie das zumindest im Osten nicht und auch im Westen scheint es nicht besser zu sein.

  43. 43

    Ich finde es vor allem anerkennenswert, daß Johnny mit sturer Regelmäßigkeit solche Artikel schreibt, obwohl er vorher schon genau weiß, daß er sich hinterher stundenlang in der Kommentarspalte mit Haarspaltern und Mißverstehern jeglicher Couleur herumschlagen muß. Und daß er letzteres dann auch tatsächlich tut und den Sack nicht einfach zumacht. Hier hat wirklich jeder das Recht zu nerven. Hut ab.

  44. 44

    @#734058: full ack.
    @#734011: kein problem :-)

  45. 45
    quasi

    geistiger dünnpfiff von einem, der offensichtlich nichts zu tun hat

  46. 46
    patton

    you all need a hug (gut, sarrazin and the like incl.).

    feel hugged!

  47. 47
    gummo

    hier übrigens die fatale verknüpfung des sarrazin und des gut textes

    http://jungle-world.com/artikel/2008/26/22074.html

    deshalb muss es den christopher street day geben und deshalb muss schwules leben in der öffentlichkeit stattfinden und nicht nur der lustige quotenschwule wie dirk bach durchs idiotenfernsehen wackeln. und homosexualität immer gleich mit arschficken und HIV gleichgesetzt wird. der eine ist der drollige hofnarr und die anderen sind die todesengel?!

    ich wohne hier in kreuzberg und mir fällt obwohl ich heterosexuell bin homophobie
    besonders bei menschen mit migrationshintergrund ständig auf. und ich wundere mich immer wie die linke gesellschaft hier (zu der ich mich auch zähle) dies toleriert und unter dem mantel der toleranz einfach verschwinden lässt. ist es vieleicht so dass ein grosser teil der linken selbst homophob und reaktionär ist? manchmal kommt es mir so vor. wir leben immer noch in einem land in dem sich junge schwule und lesben nich winfach so bei ihrer familie outen können ohne dass ihnen ablehnung und gewalt entgegen kommt. solange dass so ist braucht man den christopher street day und man braucht vor allen dingen aufklärung. womit wir beim thema nummer eins wären. denn es ist nicht verwunderlich dass gerade aus den bildungs und aufklärungsfernen gesellschaftteilen verstärkt homophobe tendenzen auftreten. wieso soll ich tolernat gegenüber einer minderheit sein die selber intoleranz (z.b. gegen schwule und lesben) predigt und dieses verhalten als aus tradition oder religiöse folklore von ach so aufgeklärten und toleranten menschen ignoriert oder gar toleriert wird. wir brauchen mehr aufklärung und bildung in diesem land und vielleicht muss man menschen dazu zwingen!?

  48. 48

    @#734053: Ok, der Testosteron-/Frust-Punkt geht an dich. :)

    @#734058: Dankeschön.

    @#734068: Das tut gut! ;)

    @#734069: Was mich bei Homophobie bei Migranten besonders überrascht, ist die Tatsache, dass es eine durchaus aktive Schwulen- bzw. Transen-Szene innerhalb der türkischen Gemeinchaft zu geben scheint. Wie die das unter einen Hut bekommen, ist mir völlig unklar. Andererseits ist Travestie auf diesem Spaß- und Unterhaltungsniveau ja auch schon lange bei vielen Leuten sehr beliebt, die sich ansonsten vlt. nicht gerade als Homo-Freunde bezeichnen würden (schon klar, dass das nicht dasselbe ist, es liegt aber beieinander, no pun intended).

    Und es ist ja auch nicht nur Homophobie seitens einiger Migranten, die einem bspw. in Kreuzberg schon mal untergekommen ist, sondern auch die Einstellung zu Frauen/ Mädchen, die mittelalterlich daherkommt und daher im Grunde genau das ist, was hierzulande auch vor einigen Jahrzehnten noch „normal“ war. Ein äußerst konservatives Gesellschaftsbild, geprägt von religiösen „Vorgaben“. Die Linke kann da wenig gegen tun, denke ich, es ist ein lange dauernder Prozess, der uns wieder zur Bildung treibt. Aufklärung halt. Dass man solche Feindseligkeiten nicht tolerieren darf, egal von wo sie kommen, ist klar. Nur kann man Lernen schwer erzwingen.

    Homosexualität ist seit Ewigkeiten ein Teil der gesamten Menschheit und könnte eigentlich ein völlig gewohnter Bestandteil jeder Gesellschaft sein. Ist sie aber nicht. Ich weiß nicht, ob man die Kirchen/ Religionen allein dafür verantwortlich machen kann, aber sie spielen bei Homophobie bzw. Schwulenhass auf jeden Fall eine erhebliche Rolle.

  49. 49
  50. 50
    Mrs Psmith

    @johnny
    man kann durchaus argumentieren, dass Homophobie auf Frauenfeindlichkeit basiert oder zumindest Hand in Hand geht.
    Wenn die Überzeugung da ist (und viel Selbstwertgefühl darauf beruht), dass der Mann mehr wert ist als die Frau, ist es halt naheliegend, Männer, die sich „zur Frau erniedrigen“ als allgemeine Gefahr für den Status der Männer anzusehen – ebenso wie die Frau, die sich „anmaßt“ sich wie ein Mann aufzuspielen. ´

  51. 51

    @#734080: Ich fürchte, genau so ist es.

  52. 52
    Schtuef

    @#734024: Schön gesagt. Da ich diese Ansicht teile sehe ich an dem Artikel nichts das zu beanstanden wäre, der Mann will Homosexualität akzeptiert aber nicht ständig öffentlichkeitswirksam präsentiert und diskutiert haben.

  53. 53

    Guts ‚Artikel‘ ist doch das beste Beispiel für den langfristigen Erfolg von beharrlicher Nerverei: Einst schrieben nervige, minderwertigkeitskomplexbeladene Reaktionäre nur Leserbriefe für den Papierkorb, heut schreiben sie die Zeitung ;o).

  54. 54
    heidrun

    @ johnny: „Was mich bei Homophobie bei Migranten besonders überrascht, ist die Tatsache, dass es eine durchaus aktive Schwulen- bzw. Transen-Szene innerhalb der türkischen Gemeinchaft zu geben scheint. Wie die das unter einen Hut bekommen, ist mir völlig unklar.“
    hm, es könnte daran liegen, dass es innerhalb der „türkische gemeinschaft“, so es denn eine hier geben sollte, sehr viele verschiedene positionen gibt, ebenso wie überall anders auch? oder findest du, die türken müssten zusammenhalten, weil sie türken sind? ich finde, manchmal argumentierst du äusserst unsauber…

    ich finde es jedenfalls auch einen ziemlichen skandal, dass sich schwule pärchen in z.b.neukölln eher nicht trauen, offen händchen zu halten, weil es dort häufiger mal zu übergriffen und beleidigungen kommt.
    ich denke auch, dass mrs psmith da leider recht hat. so lange eine denkweise zulässt, dass bestimmte menschen „weniger wert“ sind, sind ausgrenzungen von frauen/homosexuellen/kranken/dicken/ausländern vorprogrammiert…
    für alle, die meinen, menschen mit einer anderen als der heterosexualität hätten bei uns doch keine probleme diese wunderbare fotoserie:
    http://www.jpgmag.com/stories/12847

    btw: (lleider ohne alle kommentare gelesen zu haben)bin ich die einzige, die es stört, wenn immerzu von der „schwulen“ kultur geredet wird und lesben/transsexuelle/transgender da immer eine art „anhängsel“ sind? wobei das ja auch wieder ne lange diskussion ist,denn ja, ich weiss, dass öffentliche zärtlichkeite zwischen frauen viel akzeptierter sind etc etc

  55. 55
    heidrun

    @#734024:
    wenn mich aber beispielsweise interessiert, wie es sich in deutschland als migrant irgendeiner herkunft lebt, ist die herkunft ein thema. wenn ich mich dafür interessiere, wie es bei gayromeo oder in einem darkroom so abgeht, ist die sexualität ein thema…etc etc
    da ich ziemlich auf unterschiede bei menschen abfahre, da sie ja das einzige sind, was wirklich interessant ist, bin ich gar nicht der ansicht, dass ich themen, die eine identität nunmal bestimmen, ausklammern muss. ich denke, das wesentliche daran ist neugier und offenheit, keine gleichmacherei.

  56. 56
    Koz

    Mich stören besoffe Fußballfans im Zug. Mir dreht sich der Magen um wenn ich die Erorberungen des Wochenendes der dicken Frau neben mir in der Ubahn lautstark in ein Handy, und mein Ohr gebrüllt bekomme. Mich stört die Gruppe Jugendlicher mit Migrationshintergrund und EinheitsBushidohaarschnitt die den Boden vollrotzen. Mich stört der Banker der Verkaufsanweisungen in sein Handsfree (und mein Ohr) brüllt. Mich stört die Gruppe Springerstiefeltragender Glatzen die den Gemüsemann anpöbeln. Mich stören die „JesusChristus ist dein Retter“-Gesangscombos vor der Uni. Mich stören die vollverschleierten Wühltischschubser. Mich stören die besoffenen Schnorrer-Zecken am Hauptbahnhof. Mich stören die sonnenbrillentragenden Goths die in dunklen Ecken abhängen, und die Krellen Emos die 2 Ecken weiter stehen. Und ja – das sich leckende Tuckenpärchen in der Bäckereischlange stört mich auch.

    ABER: Ich halte es aus. Und zwar gerne. Das ist für mich Toleranz.

    Denn wer weiss wem ich so auf den Sack gehe, mit meinen persönlichen Macken, Vorlieben, Überzeugungen.

    Ich möchte mich an dieser Stelle den Vorrednern anschließen dass es sich bei Homosexualität nicht um eine Lifestyleentscheidung handelt.
    Möchte aber hinzufügen dass sich extrem extrovertiert tuckig darzustellen und sich anderen damit aufzudrängen sehr wohl eine Lifestyleentscheidung ist – und zwar längst nicht mehr nur unter homosexuellen Menschen (Vgl.“Metrosexuell“). In Gesprächen mit Kollegen, Freunden, Bekannten, die ihre Homosexualität offen und selbstverständlich ausleben(darunter 1 Verheiratetes Lesbenpärchen), stellte sich heraus dass die das nicht anders sehen – da wird sich auch ne Menge fremd geschämt. Nach einigen Erzählungen drängt sich die Vermutung auf dass es sich bei den Tucken um eine Art Subkultureller Erscheinung handelt – Klar gibt es Leute (nicht zwingend Homosexuelle) die von Natur aus eine sehr feminine Seite haben – warum auch nicht. Aber es ist wohl auch so dass viele Schwule (Anhänger dieser Kulturerscheinung „Tucke“) sich eine Solche Art hart antrainieren. Und damit nicht anders wie ein Gothic, Punk, Hopper, Raver etc durch ihr Aussehen und Gebahren auf eine Gruppenzugehörigkeit aufmerksam machen wollen. Dieses Gebahren „Tucke“ wird natürlich von der Öffentlichkeit stark wahrgenommen und fälschlicherweise zur Formel:
    „Tucke=Schwul ; Schwul=Tucke“ gekürzt. Ich denke dass die vielbeschworene „Homophobie“ hier mit „Tuckenphobie“ verwechselt wird. Und gerade das ist wohl ein Problem für viele Homosexuelle – Nicht als Schwul abgestempelt zu werden – sondern als Tucke.
    Ich möchte auch nicht leugnen dass es in Sachen Gleichberechtigung noch einiges aufzuarbeiten gibt – jedoch habe ich noch von keinem Schwulen gehört der wegen seiner Sexualität schlechter bezahlt wird – Frauen werden nach wie vor wegen ihres GESCHLECHTS schlechter bezahlt. Und wenn eine Tucke nen Job nicht bekommt denkt er der Grund wäre seine Sexualität – Wenn der Grund wohl mehr, genau wie bei Punks, Goths usw., das Erscheinungsbild und Gebahren war. Nicht dass ich solche Praktiken gut heiße, aber sie sind nun mal die Realität. Wenn man dann die Gesamtheit der Normalo-Homosexuellen, die in Anzug und Schlipps zum Vorstellungsgespräch kommen, einfach mit ins Boot holt, ist das schlicht unfair und irrational.

  57. 57

    Schon interessant, wenn ich die Kommentare hier so lese!

    Was mir aber im Originalbeitrag auf weltde auffiel: Im Kasten „žWeiterführende Links“ gibt es den Abschnitt „žExperten sehen Zunahme sexueller Störungen“ž. Was hat bitte Homosexualität mit „žsexuellen Störungen“ zu tun?

  58. 58

    @heidrun (55): Vielfalt und Unterschiedlichkeit spannend zu finden ist ja nun wirklich nichts Verwerfliches und ist auch mir das interessanteste. Meine Relevanz-Aussage bezog sich darauf, dass von manchen Menschen Herkunft, Sexualität und Glaube als Gradmesser für die Bewertung von Handlungen angewendet werden. Und gerade das teile ich nicht. Ein Jugendlicher mit Migrationshintergrund wird nicht kriminell, weil er einen Migrationshintergrund hat, sondern weil seine spezifische Lebenssituation ihm vielleicht keine sinnvollere Möglichkeit lässt. Oder weil er einfach Bock auf Action hat. Das ist eben ein soziales Problem, kein Türkei-Import. Dasselbe gilt für Homo-/Hetero-/Transsexualität (et al): Fickvorlieben müssen nicht automatisch auf Kleidungsstil, Politikpräferenzen, Konsumverhalten und soziale Kompatibilität verweisen. Ob jemand zum Klischee wird, bleibt noch jedem selbst überlassen. Die Thematisierung von Sex & Co ist kein Problem, wohl aber ihre Problematisierung aus niederen Beweggründen. Wer ein ungutes Gefühl bei schwulen Kindergärtnern oder arabischen Sachkundelehrern hat, muss zunächst einmal bei sich selbst nachjustieren.

  59. 59
    heidrun

    @fabian sax: achso, es ging dir eher um die bewertung dritter von außen, sozusagen. da hast du natürlich recht.

  60. 60
    175ziger

    Hm ich denke mal der herr gut ist wohl eher eine klemmschwester die seit jahren gegen seine eigene sexualität ankämpft :-)

    zu dem thema is nich viel hinzuzufügen ausser vielleicht rein infomativ

    http://de.wikipedia.org/wiki/Paragraph_175

    ;-)

    em zur islamisierung deutschlands 2050,
    ich denke es wird eher dazu kommen das deutschland aufeinmal nur noch schwule einwohner hat, da es uns immer besser geht und wir uns immer rascher weiter vermehren.
    am ende gibt es nur noch wenige heteros…aber keine angst es wird keine neuauflage vom 175ziger geben und es wird auch keiner wegen seiner heterosexuellen orientierung in ein kz gesteckt. :-)

    nur ma soviel am rande…

    ansonsten schließe ich mich selbstverständlich unserem bundesvorsitzenden der partei Die Partei an ! :

    http://www.youtube.com/watch?v=hyIa3VxW3vM

    :-)

  61. 61

    @#734014: Überredet. Wobei Sarrazin meiner Meinung nach eher zur Sparte „Ehrlichkeit“ gehört (-;

    Es ist einfach ein schwieriges Thema und mich überrascht es ist schwierig dazu eine einheitliche Meinung zu haben…ich bin für mehr Geld für Integration und dafür das man auf jeden fall weiterhin Leute nach Deutschland einreisen lassen soll – andererseits kenne ich zig Beispiele von Ausländern die sich nicht integrieren lassen wollen…schwierig

    Das Deutsche oft die schlimmeren Schmarotzer sind ist mir klar, aber was soll man dazu noch sagen…

  62. 62
    flubutjan

    Du erwähnst

    „diejenigen, die sich immer wieder gerne gegen die böse „žPolitische Korrektheit“ (…) wehren und die dabei den Begriff „žGutmensch“ mit Vorliebe als Beleidigung einsetzen“.

    Für mich erfreulich, dass Du das so trefflich beobachtest, diese üble und nicht abebbende Mode reaktionärer Kampfbegriffe, die seit Jahren nervt und, da sie Eingang in den Normalsprech gefunden hat, die Köpfe zusehends verkeimt.

    Da das so ein massiv anhaltendes (und regelmäßig von den größten Unsympathen reproduziertes) Phänomen ist, würde ich mir hierzu eine mindestens ebenso engagierte Diskussion wünschen wie zu dem Erguss des Herrn Gut, der nur so heißt. Dieses Thema wäre – schon wegen seiner starken Wirkung auf den sog. Zeitgeist – eben auch viele Worte wert.

    Zuversichtlich stimmte mal der Satz einer taz-Redakteurin, die, als die Plage des selbstverliebten Politische-Korrektheit-Doof-Findens gerade einsetzte, schrieb: „Komisch. Ich dachte immer, es sei wichtig, sich um Korrektheit zu bemühen.“

    Unangenehm bzw. mit kokettem Quark fiel vor ca. zwei Jahren hingegen der Mann von Katharina Rutschky auf, als er in der 3sat-Kulturzeit tönte, die quasi total verpeilten Gutmenschen würden ja nur ihre eigenen „dunklen Aspekte“ (o. ä.) ignorieren (Huuhh, wir haben alle in Teilzeit eine schwarze Seele – und die ganz, ganz Reifen, die Oberchecker, kennen die beim Vornamen, IS‘ ja irre!)

    Vielleicht lieber mal hier gucken:

    http://de.wikipedia.org/wiki/Gutmensch?title=Spezial:Booksources&isbn=3923118732

    Da steht z. B., dass es das Wort „Gutmensch“ in Deutschland seit 1941 gibt und entweder von Goebbels oder vom „Stürmer“ ersonnen wurde, womit spätestens klar wäre, was es vor allem ist: rechts.

  63. 63

    @#734204: Ja, das kann man nochmal thematisieren. Ich hatte mich vor Ewigkeiten kurz dazu geäußert und Malte etwas länger.

    Kann man aber nochmal aufgreifen, klar.

  64. 64
    flubutjan

    Na, dann mach ich das gleich nochmal kurz, vielleicht ganz im Sinne der dufte philanthropischen Überschrift des Artikels (kann ich mir nicht verkneifen: das Komma vor dem ‚zu‘ stimmt nicht, kommt immer nur dann hin, wenn vor dem ‚zu‘ mit folgendem Verbinfinitiv noch mindestens ein weiteres Wort steht, das durch’s Komma abgetrennt werden kann, wie z. B. bei ‚Jeder hat das Recht, mich zu nerven‘):

    Ja, das Thema „p.c. pfui, Gutmensch bäh“ ist ein altes. Trotzdem aber gleichzeitig immer noch: ein hochaktuelles.

    Das sieht man z. B. an der nicht abreißen wollenden Kette der im weitesten Sinne Prominenten, die in dem Medium, das Du nicht guckst, wie Pilze auftauchen, um sich von „politischer Korrektheit“ und „Gutmenschentum“ zu distanzieren – nicht, ohne sich dabei jedes Mal sichtlich auch noch sowas von geistreich vorzukommen, dass sich einem die Fußnägel hochrollen.

    Aber auch in den Print- und Hörfunk-Feuilletons meint kaum ein Journalist, in seinem festen Sprachgebrauch ohne die eigentlich bis zum Geht-nicht-mehr abgenudelte Mode auskommen zu können. So warf – nur ein gepetztes Beispiel unter sehr vielen – Josef Schnelle, Filmoberwart des Deutschlandfunks, Dieter Kosslick immer wieder gerne seine Auswahl „politisch korrekter Gutmenschen-Filme“ (für die Berlinale) abfällig vor (seitdem Kosslicks Erfolg unabweisbar geworden ist, hat Schnelle das allerdings etwas reduziert).

    OK. „Lass‘ sie doch“, mag man denken. Es gibt ja auch die Vielen, denen es von ganz alleine fernliegt, es geil zu finden, die Worte „das ist jetzt vielleicht nicht poltisch korrekt, aber …“ auszusprechen. Wär‘ nur blöd, wenn die wegen der hartnäckigen Anti-p.c.-Mode immer weniger werden würden.

    Der vorzügliche Wikipedia-Gutmensch-Artikel, auf den Spreeblick bereits 2007 hingewiesen hat, kommt (im Gegensatz zu mir) ohne neigungsbedingte Stimmungsmache aus und stellt – wissenschaftlich objektiv im Ansatz – differenzierte Darstellungen sonst schwer fassbarer Geisteshaltungen bereit sowie Begriffshistorie. In gewisser Hinsicht vielleicht besonders wichtig: der Hinweis dort auf die nationalsozialistische Abkunft des Gutmensch-Unworts (s.o.) – wo „Gutmensch“ gesagt wird, scheint demnach die Rede vom „Untermenschen“ nicht mehr ganz so weit.

    Spirituell gesehen fangen das Urteilen und Werten ihrerseits (glücklicherweise) gerade an, allgemein etwas AUS der Mode zu kommen. Mir aber fällt es angesichts mancher Zumutungen schwer, ganz ohne „Das stört mich“-Reaktionen auszukommen, weswegen ich z. B. finde, dass die p.c. und „Gutmenschen“ gegenüber Arroganten weiterhin mit „unsympathisch“, „rechts“ usw. beschmissen werden sollten, da sie eine eklatante Abwertungs- und Selbsterhebungsstrategie verfolgen (Ist ja auch klar: Wer etwas gegen „Gutmenschen“ hat, muss logischerweise zu den besseren Leut‘ gehören).

    Noch eins: Von den hämischen Verächtern (in der Regel übrigens Profiteure der zu bearbeitenden Missstände) werden doch immer die „Auswüchse“ bzw. „Übertriebenheiten“ der political correctness sowie eine Naivität oder sogar Verlogenheit der sog. Gutmenschen angekreidet. Diese in begrenzten Einzelfällen vielleicht tatsächlich irgendwie begründeten Einschätzungen fallen jedoch gegenüber den historischen LEISTUNGEN des stets in Gänze angegriffenen „p.c./GuMe“-Bevölkerungsspektrums bei weitem nicht so schwer ins Gewicht, wie man immer versucht, uns vorzumachen.

    Wer kümmert sich denn um den Fortschritt im Zwischenmenschlichen auf der ganzen Welt?!! Ihr (mittlerweile widerlich mit dem Mainstream) auf p.c./GuMe herumhackenden FDP-affinen „Leistungsträger“ etwa (die Ihr auch an sozialem Ausgleich Interessierte als „Gerechtigkeitsfanatiker“ denunzieren zu können meint, oder die Ihr sowieso nur an den Krieg aller gegen aller glaubt – aber das ist noch mal ein anderes Thema)?

    Nö. Sondern wahrhaft leistungtragende – sagen wir’s noch ein Mal – „POLITISCH KORREKTE ‚GUTMENSCHEN'“, die noch eine Vorstellung von Freundlichkeit haben.

  65. 65
    ropueh

    das thema bleibt aktuell: http://bit.ly/2OMxJ0