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Bayer Leverkusen – Hamburger SV 4:2

Und, und, und? Würde Leverkusen sich erholen? Oder „bewegungslos nach letztem Hauche-Seufzer (…) so tief getroffen, starr“ daniedersinken nach der letzten Niederlage, sich aus dem Titelkampf verabschieden? Alle taten so, als könnte man es nicht wissen.

5. Minute, van Nistelrooy trat einen Grashalm kaputt.

Zu Beginn des Spiels wars ein offener Schlagabtausch, schön für den Zuschauer, aber ein untrügliches Zeichen dafür, dass es die Trainer versäumt haben, ihr Team einigermaßen auf den Gegner einzustellen. Einerseits aber stand Kießling im Abseits, Petric andererseits traf den Ball zu abseitig, so bliebs bei den Koordinationsmissgeschicken der Abwehrreihen, ohne dass schlimmeres sich ereignete. Die Kontrahenten verbissen sich zusehends ineinander, und während spekuliert wurde, warum Leverkusen seine Außen so weit vorzog, versank die HSV-Abwehr in Agonie. Es war die 22. Minute, als Barnetta Kießling „durch diese enge Gasse“ (Schiller) schickte, die Mathijsen sich gedanklich zu erlauben glauben durfte, der den Ball dann „selbstgewiss“ (Lenz) und „routiniert“ (Lothar Matthäus) versenkte. Einsnull, Hamburg wusste nicht, wie ihm geschieht.

Aber kaum kontrollierte Leverkusen das Spiel, schon sah sich Adler befleißigt, die nimmerendende Torwartdiskussion zu befeuern: Eine Flanke aus dem Halbfeld abfangen wollend, wurde er jäh von Hyppiäs Kopf unterbrochen, der Ball prallte in die Mitte, und kaum hatte der erste Kneipenphilosoph „Also wenn er schon rauskommt, dann…“ fertiggedacht, schlenzte Zé Roberto den Ball ins verwaiste Tor. Ausgleich.

35. Minute, van Nistelrooy hat den Kopf geschüttelt.

Bis zur Pause bekriegten sich die Fraktionen „Neuer ist besser“ und „Hyppiä ist taub“, ein Pfiff folgte, Pause.

Der HSV war gewillt, nach dem Wechsel mit drei Stürmern auf dem Platz ein defensives Konzept zu versuchen. Währenddessen durchlief Leverkusen die hauseigene Sturm-und-Drang-Periode, hielten es dabei aber mit Klopstock: sie erhuben sich vergeblich. Bis zur 55. Minute, als eine butterweiche Flanke auf dem Scheitel Derdiyoks zu Landen kam, der entschieden seine Stirne bot: 2:1.

Der HSV hatte kaum Zeit, sich zu erholen, da überging auf Rechts Renato Augusto seinen Gegenpart Aogo, als wärs ein Hildebrand, hieb und hob den Ball in die Mitte, wo ein Kießling stand undsprang: dreieins. „Ein Tor wie ein Torpedo“, ereiferte sich und geiferte im Fernsehen Fritz von Thurn und Taxis, ein weiterer Beleg für die These, dass es ähnlich martialisch wie bei Sky nur in der Wochenschau zugegangen ist.

Beide Mannschaften igelten sich zusehends ein, zogen sich zurück und agierten passiv. Hin und wieder sah man Einzelaktionen, sie wurden vorgeführt oder sie geschahen oder zu Ende gespielt. Die Sportjournalisten hatten Zeit, Synonymbingo zu spielen oder der Frage nachzugehen, warum bei Bayer die vielzitierte Krise nicht eintreffen wollte. Kaum aber kam der HSV freistosseshalber durch Rozenahl zum Anschluss, schloss Castro einen Konter ab, 50 Sekunden später. Vierzwei, Endstand. Tja, Hamburg, clever geht anders.

Leverkusen kriegt in den nächsten Wochen Schalke und Bayern zu Hause. Dann wird man sehen, was so eine Krise taugt. Heimstark sind sie ja. Oder, um dem Sturm und Drang zu einem letzten Zitat zu verhelfen: Daheim sind sie „eine Macht“ (Bürger).

66. Minute, van Nistelrooy kratzt sich da, wo die Sonne nicht hinkommt, und wird kurz darauf ausgewechselt.

6 Kommentare

  1. 01

    Also ich finde die 5, 35 und 66 Minute, waren die Interessantesten ;)

  2. 02

    Frédéric Valin avec
    http://www.90elf.de

    Deine Bewerbung als Sportreporter wurde gelesen.
    Meine,
    zumindest Moralische Unterstützung, ist Dir sicher.

    Die Suche nach ‚Spielbetrieb‘ ergab nur unzulängliche
    Ergebnisse.

    Alles Gute
    @ PiPi

  3. 03
    kkaddi

    Glückwunsch an Bayer Leverkusen dieses Spielergebnis haben Sie sich hoch verdient. Erste Halbzeit hat der Hamburger SV der auch noch gut mit gespielt.
    Was der HSV in der zweiten helft nicht mehr gezeigt und so zu recht das Spiel verloren haben. Ich hätte mich auch gefreut der HSV auch wenn sie gewonnen hätten.
    Wie ich ja schon mal gesagt habe der HSV kann es nie durchhalten das mal eine ganze 34 Spieltag wirklich oben mit spielen und um die Meister schale mit streiten können.
    Da kurz vor dem ende die Kräfte bei ihnen nachlassen und dann einknicken. Da der HSV zum Ende immer Leichtsinnig überheblich werden weil sie Sich schon früh als Meister sehen.

  4. 04

    Herzhaft über diesen Bericht gelacht, ach wären doch viele der ansonsten arg langweiligen Fussballberichte so. Highlight natürlich die das „Best of“ von Ruud. Mehr davon bitte.

  5. 05

    Sorry für das Doppelposting. Einmal zu viel geklickt :-((

    Herzhaft über diesen Bericht gelacht, ach wären doch viele der ansonsten arg langweiligen Fussballberichte so. Highlight natürlich das
    „Best of“ von Ruud. Mehr davon bitte.

  6. 06
    Chris

    Neuer ist besser. Es hat mir noch niemand erklären können, woher dieser „Tick“ kommt, den Adler leicht vorne sein soll. Neuer ist auf der Linie top, beim rauslaufen top, bei hohen Bällen gut; alles wie bei Adler. Neuer ist bei der schnellen Spieleröffnung top. Neuer hat (viel) Championsleaguererfahrung, inkl. gewonnener Elfmeterschießen; beides hat Adler nicht. Aber wegen mir: Soll Adler sich ramponieren und für das South Africa-Debakel mitverantwortlich sein. Das er im Tor steht, ist nur Völler zu verdanken, denke ich, der auf den Marktwert schielt und beim DFB an den vorhandenen Strippen zieht. Glück auf.