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Ich weiss, wo dein Browser sich rumtreibt (Update)

PrivacyImg - Ein interaktives Beispiel.

Das Bild kommt von Henning Tillmann und zeigt, dass die unfreiwillige und unwissentliche Weitergabe von Daten kein Problem von Social Networks ist, wie es uns diverse Datenschützer derzeit glaubhaft machen wollen, sondern ein wesentlicher Bestandteil des World Wide Webs. Viel besser kann es der Henning selbst erklären, Felix Schwenzel hat sich darüber hinaus die Mühe gemacht, ein paar Websites darauf abzuklopfen, wem wir unsere Daten denn noch so alles stecken.

Ein Aufruf der Spreeblick-Startseite sendet aktuell HTTP-Anfragen an die Domains googlecode.com, googleadservices.com, mokono.com, flattr.com, twitter.com, afy11.net, widgetsplus.com, ivwbox.de, vimeo.com, facebook.com, adition.com, fbcdn.net, google-analytics.com, scorecardresearch.com, vimeocdn.com, serving-sys.com, youtube.com, ytimg.com, soundcloud.com, googlesyndication.com, amazon.de, sndcdn.com, images-amazon.com, doubleclick.net, blogoscoop.net und gstatic.com.

Update: Vielleicht ist das Ganze etwas missverständlich, daher eine kurze Erklärung: wann immer euer Browser eine Website aufruft stellt er eine Anfrage an den gewünschten Server und übermittelt, neben weiteren Informationen automatisch eure IP-Adresse. Das muss so sein, andernfalls wüsste der Server nicht, wohin der die gewünschten Daten schicken soll. Was die Gegenstelle aber zusätzlich macht ist nicht klar! Im gezeigten Beispiel ist für euch nicht ersichtlich, dass zwar das Bild angezeigt, gleichzeitig aber auch eure IP gespeichert und ein Cookie gesetzt wird, und ihr darüber identifizierbar seid. Und das seitenübergreifend. Besucht ihr den Beitrag von Felix, in dem dasselbe Bild eingefügt ist, dann erkennt die Gegenstelle das. Ihr werdet getrackt. Es ist also mitnichten nur ein Problem von Social Networks und Facebook im Speziellen, sondern beruht auf der grundlegenden Technik, mit der das Internet überhaupt funktioniert.

Was letzten Endes mit den erhobenen Daten angestellt wird steht natürlich auf einem anderen Blatt, das stimmt.

(Die durch das Bild erhobenen Daten können auf der Konfigurationsseite eingesehen und gelöscht werden)

UPDATE Gedanken von Johnny dazu in den Kommentaren.

UPDATE Wir haben ein paar Veränderungen eingeführt.

41 Kommentare

  1. 01
    wumble

    naja die Frage ist aber natürlich auch was die einzelnen Seiten mit den Daten anfangen können. Für die meisten ist es ja nur eine reine IP-Adresse. Wenn man aber halt sowieso immer bei Facebook eingeloggt ist, dann wissen die schon sehr genau wer dahinter steckt und kann auch sämtliche Aufrufe über längere Zeiträume auf die Personen beziehen. Was sonst so nicht möglich ist. Darüber sollte man sich auch im Klaren sein.

  2. 02

    Danke! Diese Hysterie um „DIE SENDEN AUCH DATEN VON NICHT ANGEMELDETEN!!!“ ging mir aus genau diesem Grund tierisch auf die Nerven. Nicht überall wo „berechtigte Sorgen um den Datenschutz“ draufsteht, sind auch welche drin.

  3. 03
    Numbercruncher

    Dass die Datenweitergabe ein wesentlicher Bestandteil ist, stimmt zwar (die eigene IP-Adresse dient ja als „Absender-Adresse“ wenn ich einen Request an einen Server schicke – ohne die wüsste der Server ja gar nicht wohin er die Antwort senden sollte), aber das daraus resultierende Problem gibt es mehr oder weniger erst seit ein paar Jahren. Davor war es nicht üblich, dass sich Webseiten aus zig Fragmenten von verschiedensten Anbietern zusammenstückeln, sondern fast alle Inhalte kamen vom selben Server.
    Heute sind im Sinn der Trackbarkeit natürlich sämtliche Anbieter verdächtig, die ihre Inhalte breit übers Netz gestreut haben, also eben die Großen wie Facebook, Google inkl. Youtube, Amazon, Anzeigendienste usw. – die alle können einen potentiell verfolgen. Technisch kann man die zwar blocken, aber das ist für den Otto-Normal-User nicht so wirklich praktikabel (dasselbe gilt für Cookies – afaik speichern alle Anbieter in der Liste oben welche).

    Interessant werden die Daten natürlich v.a. dann wenn man sie zuordnen kann wie wumble schon schreibt, also wenn man beim selben Anbieter eingeloggt ist (und dann natürlich auch wieder abhängig davon wieviele Daten man dort preisgegeben hat). Von daher sind soziale Netzwerke schon „böser“ als andere, aber eben auch Google und Amazon (Flattr dürfte ebenso funktionieren denke ich mal).

    Ansonsten sollte man sich als Blogger o.Ä. auch überlegen was man seinen Lesern antun muss und worauf man ggf. verzichten kann.

  4. 04
    Malte

    Und weil es schon immer so war, macht es das jetzt besser? Was für eine reaktionäre Sichtweise. Mal ganz abgesehen davon, dass es ein großer qualitativer Unterschied ist, ob es sich um technische Grundlagen oder ihre aktive Ausnutzung durch diverse Unternehmen, darunter Facebook, handelt. Diesen Unterschied muss sich natürlich auch der Gesetzgeber begreiflich machen, der damit bislang genauso seine Probleme hat.

  5. 05
    panzi

    Das Problem mit den Sozialen Netzwerken ist, dass sie wissen wer du bist, wenn du dich dort angemeldet hast. Also das ist dann nicht eine random IP die einen Tag lang referrer verschiedener Seiten nach facebook.com sendet, sondern ein gewisser Facebook-User. Da kann Facebook die IP wurscht sein. Auch Tor hilft da nix.

    Bei Google ist es wohl das selbe, hat man ja auch dort i.d.R. einen Account. Bei Ad-Hostern hat man aber normalerweise keinen Account, und somit sehen die nur die IP (wenn sie in einen iframe eingebunden sind – wenn das nicht der Fall ist hat man sowieso ein XSS Loch). Damit lässt sich weniger anfangen und meisten wird sie auch dynamisch geändert. Klar, mit gewissen an Arglist grenzenden Tricks kann man damit auch was machen, aber man präsentiert sich da nicht so auf einen Tablett wie mit Sozialen Netzwerken.

    Deswegen finde ich auch den 2-klick Facebook/Twitter/…-Button von Heise eine echt tolle Sache.

  6. 06
    Fufu

    Das ist bekannt. Es geht mir aber viel mehr darum dass Social Networks weit mehr Informationen über Nutzer haben (Freundschaftsbeziehungen) als jede Hanswurst-Seite die ich besuche.

    Dass Server meien IP kennen, ja toll. Um mich weiter zu trcken müssen sie schon etwas mehr aufwand treiben mit Cookies, etc.

    Ausserdem ist der ganze Button-Dreck auf allen Websites einfach optische Umweltverschmutzung.

    Ich will nicht eure Beiträge ‚liken‘, ich will niemands Freund im Internet sein, lasst mich mit den Zeug einfach in Ruhe!

    Facebook-Lemminge sollen aktiv ihren Lemming-Scheiß auf Websites aktivieren und fertig.

    Am Ende geht es doch nur darum dass Blogs udn andere kommerzielle Seiten über Facebook zu besuchern und somit zu Einnahmen kommen.

    Sagt das doch einfach mal ehrlich, wenn ihr schon den Datenschutz-GAU durch solche Netzwerke argumentativ verteidigt.

  7. 07

    Ein Aufruf der Spreeblick-Startseite ist vor Allem manchmal ziemlich lahm. Ich vermute mal, das liegt an all den Skripten.

  8. 08
    Jeriko

    @#795036: tilli.me setzt auch einen Cookie mit einer eindeutigen ID, um dich – unabhängig von deiner aktuellen IP – seitenübergreifend eindeutig identifizieren zu können.

  9. 09
    Samoth

    „2 Klicks für mehr Datenschutz“ wäre daher in meinen Augen wünschenswert. Vor allem für diejenigen (inkl. mir) die nie auf „Gefällt mir“ Buttons klicken.

    http://www.heise.de/ct/artikel/2-Klicks-fuer-mehr-Datenschutz-1333879.html

  10. 10

    Schöne Aufzählung von fremden Domains. Und eine sehr gute Begründung für den Einsatz von AdBlock und Ghostery!

  11. 11
    Stephan (Der Echte)

    Gaaanz einfach: Opera -> Neues Private Tab -> bei Facebook/Google/$TOLLES_SN einloggen. Die restlichen Tabs normal benutzen == keine Daten für die Vorgenannten. Klappt wunderbar und man wird nicht durchs ganze Netz verfolgt.

    PS: gegen IP-Verfolgung hilfts nicht unbedingt, da brauchts weiter Adblock

  12. 12
    murrayy

    Was Samoth sagt!
    Nicht warnen, reagieren! Ihr könnt das Problem ganz schnell aus der Welt schaffen (für eure Seite, immerhin) und gleichzeitig noch die Seiten Performance verbessern.

  13. 13
    Cassandra

    Wie über mir schon angemerkt wurde: Es macht durchaus einen Unterschied WER (Soziales Netz oder andere Seiten) schlussendlich über diese Daten verfügt.

    Und außerdem: ein „… wesentlicher Bestandteil der World Wide Webs. …“
    kann nicht auch gleichzeitig problematisch oder wenigstens auch mit Problemen behaftet sein? Oder wie ist der erste Absatz zu verstehen?

  14. 14
    Franky

    @#795043: die IP’s werden wohl oder übel mitgesendet. Ist halt das IP-Protokoll.. da hilft kein Adblock ;-)) Wenn du die IP verschleiern willst hilft nur ein VPN oder Proxy über den du dann aber deinen kompletten http-Traffic tunneln musst ;)

  15. 15
    Stephan (Der Echte)

    @#795048: Äh, doch: Adblock verhindert, dass der Aufruf an die in eine Webseite eingebundene Werbeseite überhaupt rausgeht => nix IP. Wenn Google über die IP trackt, sammeln sie auch Daten, aber ob sie das mit Deinem Profil verknüpfen, mit dem Du sonst eingeloggt bist? Das wissen die nur selber.

    Aber ’s gibt ja noch viel fiesere Methoden: https://panopticlick.eff.org/
    Die Browsereinstellungen verraten einen eventuell schon.

  16. 16

    So, und jetzt mal Hand auf’s Herz: sind wirklich alle Plugins und Skripte auf der Seite hier notwendig? Die Liste ist wirklich beeindruckend lang und ich ich dachte erst ich spinne, als ich mal bei mir AdBlock aufgemacht habe.

    Klar, man kann nicht wirklich alles verhindern, gerade wenn Werbung eingeblenet wird. Aber meiner Ansicht nach sollten wenigstens diese Skripte und Einbindungen verschwinden:
    afy11.net (scheint ja ein ziemlich übles Ding zu sein, dessen Zweck unter anderem darin besteht, ein Tracking-Cookie zu setzen – na Danke)
    Mokono Adnation (Moment mal: hat tatsächlich Spreeblick bzw. Johnny adnation gegründet? Wenn ja, wie viele Daten werden da eigentlich wie genau getrackt?)

    Zu den zwei da oben kommt dann halt noch Google dazu und ganz oben kommt dann noch Flattr.

    Und dann sehe ich da noch ein widgetplus rumspucken, das wohl zu Google+ gehört.

    Also was hier an Zeugs installiert ist reicht für drei Seiten.

  17. 17
    Elblette

    Stimmt: Seit ich mit Safari surfe, kann ich erst einmal Kaffee trinken gehen, wenn ich Spreeblick aufrufe. Das wollte ich die ganze Zeit schonmal schreiben. Mit Firefox wars gefühlt besser.

  18. 18

    In dem Artikel oben geht es in erster Linie um Transparenz (welche Tools gegen Tracking helfen, wurde ja schon mehrfach erwähnt) und man sollte sich bitte auch die verlinkten Artikel durchlesen, in denen u.a. auch darauf eingegangen wird, dass 2-Click-Social-Media-Buttons kaum eine echte Lösung darstellen (zumindest müsste man ähnliche Systeme für eingebettete YouTube-Videos, flickr-Bilder etc. einsetzen, um keine Augenwischerei zu betreiben).

    Henning will eine Debatte über Datenschutz im Netz anzetteln, welche sowohl den Stand der Technik als auch die diversen Interessen Einzelner berücksichtigt, weshalb wir die Aktion mitmachen. Ich denke, es hilft kaum weiter, wenn wir versuchen, einzelne Anbieter moralisch zu bewerten (wobei ich persönlich sehr wohl qualitative Unterschiede sehe und natürlich auch meine Einstellung dazu habe, was ich noch okay finde und was nicht, aber das ist eben bei jedem anders). Selbst, wenn alle Blogs alle Anbieter ausschließen, ändert das extrem wenig an der gesamten Situation. Wer Tracking verhindern will, sollte Browser-Tools einsetzen. Denn selbst, wenn Spreeblick alles abschaltet, geht es ansonsten auf der nächsten Seite weiter.

    Mich nervt der ganze Tracking-Scheiß oft genug, ich möchte selbst nicht überall getrackt werden, ich möchte auch nicht, dass unsere Leser denken, wir würden sie ausspionieren. Ich war daher schon oft drauf und dran, den ganzen Mist abzuschalten und denke täglich neu darüber nach. Und ich zweifle trotzdem jedes Mal wieder, ob und was das wirklich etwas bringen würde, denn am Ende trackt jedes US-Blog, jede andere Site, die ihr besucht (mit wenigen Ausnahmen) weitaus mehr, in vielen Fällen halt auch via Spreeblick, obwohl wir die Buttons rausgenommen haben. Das kann man nun inkonsequent von mir finden (weil es das ja auch ist), denn irgendeiner muss ja schließlich anfangen, doch so geht es mir: Ich frage mich, was ich mit Ausschluss aller (oder vieler) Tools und Anbieter erreichen würde. Jubel unter den Lesern? Schulterklopfen, weil wir so toll sind? Spontan-Überweisungen auf unser Konto? Wohl kaum.

    Ich versuche mal, meine Gedanken diesbzgl. wiederzugeben:

    (Dabei muss man als Grundvoraussetzung erstmal akzeptieren, dass wir mit Spreeblick (auch, und nicht um jeden Preis) Geld verdienen, dass wir generell gerne möglichst viele Leser, also Reichweite haben, dass diese Seite also somit auch eine kommerzielle ist, eben kein reines Hobby. Wenn nun jemand sagt: „Das finde ich scheiße, ich will, dass Spreeblick frei von solchen Überlegungen ist“, dann kann ich das zwar verstehen, die Ausgangslage ist jedoch derzeit eine andere.)

    1) Werbung.
    Wie schon angemerkt wurde: adnation, das nun zu mokono gehört, war mal unser Baby, damals gestartet, weil es keinerlei Blogvermarkter gab. Wir wollten das also selbst in die Hand nehmen, weil wir sicher waren, dass es auch Firmen gibt, die auf Blogs werben wollen. Wenn Blogs auch kleine Einnahmen generieren können, dann würden mehr Leute bloggen und die bestehenden Bloggerinnen und Blogger mehr Zeit in ihre Arbeit investieren können. Das war unsere Überlegung und unser Wunsch.

    Zwar waren wir nun nicht komplett erfolglos mit adnation, es fiel uns jedoch sehr schwer, dauerhaft genügend Kunden heran zu ziehen, was unter anderem damit zu tun hatte, dass es zwar tatsächlich Werbepartner für Blogs gibt, diese jedoch ganz anders funktionieren, als wir uns das gewünscht haben (Auftraggeber für Werbung im Netz sind fast immer sogenannte Mediagenturen und fast nie die Marke selbst). Denn nicht neue Werbeformen oder tolle Inhalte, um die herum man werben kann, sind gefragt, sondern in erster Linie eines: Ein klares Tracking, das möglichst alle von SpOn bis wirres benutzen, damit man korrekt vergleichen und auswerten kann. Werbekunden (die Agenturen) fordern also die Integration bestimmter Dienstleister in die Site, auf der sie werben sollen, denn nur diese liefern ihnen die Zahlen, die sie brauchen, um ihre Ausgaben zu rechtfertigen vor denen, die sie bezahlen. „Zählen sie über IVW? Nein? Dann können wir leider nicht bei ihnen werben.“ Mit adnation unter unserer Fuchtel haben wir uns lange gegen diese Systematik gewehrt (die Integration dieser Dienste kostet nämlich auch noch einiges an Geld) und haben versucht, die Dinge anders anzugehen, jedoch ohne den gewünschten Erfolg.

    mokono hingegen ist reiner Vermarkter (und macht das nicht, wie wir es versucht haben, quasi „nebenbei“), kann diese Zählsysteme einsetzen und die Blogs gemeinsam auftreten und zählen lassen und hat somit das einzige Argument, das vor Werbekunden zählt: Zahlen. Nach wie vor halte ich es für wichtig, dass auch Blogs (die das wollen) ein Stück vom ziemlich großen Werbekuchen ab bekommen, denn sie werden gelesen und haben eine Reichweite, ich persönlich sehe daher nicht ein, warum das vorhandene Geld allein zu den „Großen“ fließen soll. Es ist aber leider die Realität, der man sich dann als Blogger stellen muss: Wer Werbung will, die auch tatsächlich mal ein paar Euro bringt, muss bestimmte Zählsysteme zulassen. Auch bei Google Adsense oder Amazon oder anderen Anbietern, die Einnahmen für Blogger ermöglichen, ist das so.

    Diese Marktmechanismen kann man nur ausschließen, wenn man entweder so enorm erfolgreich ist, dass man die Regeln oder Ausnahmen davon neu schreiben kann (selbst dann wird es schwer), oder, indem man einfach völlig auf sämtliche Werbeformen verzichtet.

    Ein Ausschließen der Werbe-Tracking-Tools bringt für Spreeblick also zunächst erheblich weniger Einnahmen, was wiederum bedeutet, dass wir andere Arbeiten als das Schreiben vorziehen (oder für andere schreiben) müssten.

    2) Externe Dienste
    Das Schlimmste ist: Ich weiß gar nicht genau, was Google alles trackt, wenn ich ein YouTube-Video einbinde. Ich weiß nicht genau, was Twitter mit den Daten macht, wenn ich den Button eigebunden habe. Und ich weiß nicht, wie Facebook im Detail agiert, bin aber sicher, dass das morgen schon wieder anders ist als heute. Dies ist eine Situation, die mich extrem nervt, weshalb ich es sehr angenehm fänd, wenn ich wüsste, welche Buttons „okay“ sind, ob und wie Nutzer ihre Daten verwalten können oder ein Tracking ablehnen können.

    Da dies nicht der Fall ist, denke ich immer wieder übers Abschalten nach. Was nicht folgenlos sein wird, denn:

    3) Das Internet hat sich verändert, und mit ihm seine Nutzer
    Es war ein paar Jahre lang so, dass Blogs quasi ein eigenes, kleines Ökosystem gebildet haben. Links/ Trackbacks waren eine Währung, die Leser brauchte, man hat verschiedene Lieblingsblogs regelmäßig gelesen, viele Leute hatten eigene Blogs, die ihren ganz eigenen Charakter hatten. Es sah so aus, als würde sich neben den großen Medien eine Art „Parallelmedienwelt“ bilden für diejenigen, die andere Meinungen schätzten und darüber in diesen Blogs debattieren wollten. Eine Zeitlang sah es sogar so aus, als könnten diese Mikromedien gemeinsam eine Stimme haben, die zusammengefasst ähnlich laut sein könnte, wie die einzelner Großmedien.

    Der massive Erfolg von Twitter, Facebook und Google hat an diesem Eindruck einiges geändert, und das möchte ich bitte auf keinen Fall als Gejammer verstanden wissen, sondern als reine Tatsachenbeschreibung, denn genauso wie alles andere verändert sich halt auch das Netz und das ist auch völlig in Ordnung.

    Denn mit Twitter und Facebook haben viele Blogger aufgehört oder ihre eigenen Texte auf der eigenen Site zumindest minimiert. Zu arbeitsintensiv war das eigene Blog, das die meisten ja neben dem eigentlichen Job betreiben, zuviel Aufwand die Betreuung der Kommentare, die einen manchmal die ganze Nacht wach hielten, manueller Spam und nerviger technischer Kleinkram taten ihr Übriges. Tolle Links oder YouTube-Videos, zu denen man gar nicht viel eigenes sagen will, kann man schließlich super über Twitter verbreiten, die persönlichen Alltagskontakte und -geschichten sind bei Facebook gut aufgehoben und mit Google+ gibt es nun sogar eine Plattform, die auch das Bloggen längerer Texte mit anschließender Diskussion ganz gut ersetzen kann. Trackbacks von Blog zu Blog haben enorm nachgelassen, das „via“ als Referenz für das Blog, von dem man die Anregung für einen Artikel erhalten hat, gehört unter älteren Bloggern zum guten Ton, bei jüngeren Blogs ist es selten vorhanden.

    Und vor allem: Ein Blog, das nicht bei Twitter und Facebook auftaucht, ist (übertrieben gesagt) nicht vorhanden. Leserinnen und Leser, so ist mein Eindruck, erwarten, dass eine Nachricht, ein tolles Video, ein prima Foto sie dort erreicht, wo sie sind, nämlich in de sozialen Netzwerken. Natürlich gibt es Ausnahmen dieser Regel und es gibt bestimmt immer noch viele Menschen, die Spreeblick oder andere Blogs regelmäßig direkt aufrufen, doch der Trend, so mein Eindruck, ist ein anderer und völlig nachvollziehbarer: Die News sollen mich gefälligst finden, ich will sie nicht (be)suchen müssen.

    In der Praxis bedeutet das: Wenn ich einen Artikel bei Spreeblick veröffentliche, bleibt der Besucherstrom erst einmal gleichmäßig, es ist keine besondere Zunahme an Lesern zu erkennen, wenn ein neuer Artikel online geht. Sende ich den Link zum Artikel jedoch per Twitter, Facebook und Google+ raus, setzt ein Mechanismus ein, der sofort sichtbar ist und innerhalb weniger Minuten oft tausende Leser auf die Seite bringt. Ist der Artikel dann noch gut und werden die LIKE- und Twitter-Buttons geklickt, dann geht das noch eine Weile so weiter. Ich habe das mehrfach getestet, es ist (in unserem Fall, vielleicht gibt es andere Erfahrungen) wahr: Die sozialen Netzwerke sind enorm wichtig für jemanden, der eigene Inhalte publiziert und diese verbreiten will.

    Ein Abschalten der Buttons bedeutet also ziemlich sicher: Weitaus weniger Verbreitung. (Natürlich verbreiten sich Links auch „manuell“ auf Facebook, doch der Leser (sorry, Leser!) ist faul: Mit Button geht es einfach leichter.)

    Nun kann jeder Blogbetreiber entscheiden, dass ihm das alles egal ist, doch noch bin ich nicht an einem Punkt, an dem ich das von mir behaupten kann. Ich möchte, dass Spreeblick „erfolgreich“ ist, nicht in erster Linie finanziell, sondern inhaltlich. Ich möchte gelesen werden, ich möchte, dass Themen diskutiert werden (nebenbei bemerkt: Auch die Debatten verschwinden teilweise von den Blogs und finden in den sozialen Medien statt, als Blogger diskutiert man, wenn man will, auf vier Plattformen gleichzeitig über seine Artikel). Ich halte Blogs noch immer für ein wichtiges Medium, das jedoch für erwünschten Erfolg an vorhandenen Netzmechanismen ebenso wenig vorbei kommt wie „größere“ Medien.

    Das alles muss zwar nicht bedeuteten, dass man Twitter und Facebook unbedingt nutzen muss, ihre Nutzung macht die Sache einfach nur wesentlich leichter. Toll ist das dennoch nicht. Wir geben schließlich nicht nur unsere Daten, sondern auch die von uns erstellten Inhalte und die dazugehörigen Debatten immer mehr in die Hände von Großkonzernen.

    Ein gültiges Fazit kann ich dennoch derzeit nicht anbieten. Doch die Situation beschäftigt mich. Wie immer: Es ist kompliziert.

  19. 19
    lart

    Danke für den erhellenden Kommentar, auf dessen Kernaussage man jedoch eigentlich mit einigen Überlegungen hätte selber kommen können.
    Mein persönliches Fazit: mehr denken, weniger be- und verurteilen

  20. 20

    Schöne Analyse, Johnny. Um mal mein verkürztes Verständnis wieder zu geben: Letztendlich läuft die Sache mit der Verbreitung darauf hinaus, dass Facebook und Twitter vielgenutzte, aber eben nicht interoperable (z.B. Trackbacks) Blogs und Feedreader in einem sind. Richtig?

  21. 21

    @ Johnny Haeusler

    Ich schließe mich lart an. Vielen Dank für Deinen Kommentar.

    Ich kehre zum Anfang der Debatte zurück, wenn ich darf. Da hat wumble geschrieben:

    „naja die Frage ist aber natürlich auch was die einzelnen Seiten mit den Daten anfangen können“

    Ich verstehe das jetzt mal bewusst miss und konstruiere eine Parallele zu älteren Debatten – so ähnlich gab es das nämlich alles schon mal – über die Rasterfahndung: Was kann mir denn passieren, wenn ich mir nie was habe zuschulden kommen lassen? Analog dazu: Was können einzelne Seiten mit meinen Daten anfangen?

    Die Sache mit dem Bundestrojaner hat gezeigt, dass Behörden verfassungsbrüchig werden können. Amerikanische und chinesische Geheimdienste sind vermutlich noch einen Tick netter. Von Facebook und Konsorten will ich jetzt nicht reden.

    Das Internet ist per se Datenübertragung. Irgendwas passiert immer mit meinen Daten. Das wird sich nicht verhindern lassen, da bin ich pessimistisch. Klare Gesetze müssen her, die glasklar regeln, wie etwaige Nutzer meiner Daten – und dazu zähle ich auch Geheimdienste – mit diesen Daten umgehen dürfen.

  22. 22
    Internet abschalten

    Ich habe mir mal dort einen Nicknamen gegeben. Man weiß ja nie wozu es gut ist.

  23. 23
    rezz

    Beängstigend!
    Ich bin dann mal auf die Suche in den Addons von Firefox gegangen und habe versuchsweise das Addon „Ghostery“ installiert.
    Ergebnis: in der Liste der über mich gespeicherten Datensätze taucht die Herkunft von hier nicht mehr auf.
    Vielleicht sind solche Tools für Browser ja eine Möglichkeit, die Datensammelmöglichkeiten etwas einzugrenzen.

  24. 24
    srm

    Sehr schön, Aufklärung galore! :)
    Ich als Entwickler wundere mich aber auch darüber, dass für viele Nutzer, hier aber auch vor allem Aktive Teilnehmer (Blogger), die Funktionsweise des Internet, konkret des WWW, ein Geheimnis ist. Ich persönlich mag es, zu wissen wie etwas funktioniert, mit dem ich ständig Umgang habe, oder auf das ich angewiesen bin. Vielleicht werde ich es nicht bis ins kleinste Detail verstehen, aber die Grundlagen sollten mir schon geläufig sein.
    Weiter so!

  25. 25
    srm

    @#795065: Auf jeden Fall. Neben NoScript, AdBlock Plus, Ghostery ist auch BetterPrivacy ganz interessant. Das kann auch gegen Supercookies und Flash Cookies helfen.

    Andererseits, die paranoia kennt keine Grenzen. Es gibt Methoden vor allem solche abgesicherten Browser zu identifizieren – siehe http://panopticlick.eff.org/

  26. 26
    anonym

    Cookies setzen?? Ich habe mal gelernt, das geht nur, wenn man es zuläßt.

  27. 27
    srm

    @#795100: Die Spezialisten haben Wege gefunden, dir auch Pseudocookies unterzujubeln, die sich nicht um deinen Cookiemanager scheren.

  28. 28

    Ein Webmaster hat viele Zeuge um fleißig die Gewohnheiten seiner Besucher zu speichern und überprüfen. Er kann nicht nur dein IP (und also Stadt und Staat) rausfinden, sondern auch wie du seine Seite durch Google gefunden hast und was genau du auf seiner Seite getan hast – irgendwelche links geklickt oder bloß Texte gelesen.

  29. 29
    dré

    man bräuchte ein browser-plugin, das alle 3rd-party-requests über tor absendet. oder so ähnlich…

  30. 30
    Matze

    @#795057: Plussen oder Liken von Kommentaren wären hier auch noch sinnvoll.

    Dieser Einblick hat einiges zu meinem Horizont beigetragen.
    Fühl Dich geplusst. :)

  31. 31
    Internet abschalten

    Der Punkt ist doch: Dieses Bild kann nur Daten sammeln wenn es eingebunden ist in die Website. Genauso der Facebook-Link-Button (oder jeder andere Social-Network-Kram).

    Ich kann von Facebook nur deswegen getrackt werden, weil Websites dieses Zeug einbinden!

    Das ist des Pudels Kern.

  32. 32

    „Update: Vielleicht ist das Ganze etwas missverständlich, daher eine kurze Erklärung: wann immer euer Browser eine Website aufruft stellt er eine Anfrage an den gewünschten Server und übermittelt, neben weiteren Informationen automatisch eure IP-Adresse. Das muss so sein.“ By J.S.

    Nicht unbedingt.

    Habe auch schon andere, tlw. Verschleierterte IP-Adressen dazu benutzt, um meiner
    Ansicht nach, die richtige Meinung zu dem jew. Thema zu äussern.

    Bin ehrlich

  33. 33
    C.xiaoxiao

    Das Alleinstellungsmerkmal von moncler Kinder Jacken ist, dass sie nicht nur modisch, sondern auch äußerst komfortabel zu.

  34. 34
    Nils Jansen

    das Einbetten von Dritt-Inhalten soll eine „grundlegenden Technik, mit der das Internet überhaupt funktioniert“ sein? Sorry, aber das ist schlichtweg falsch. Wo hast du das her?

    Nur weil es so viele machen ist es noch nicht für das Internet unverzichtbar.

    Spreeblick.com würde auch funktionieren wenn es nicht von 17 Drittparteien seine Besucher-IPs mitschneiden lassen würde.

    Das ein Browser im Rahmen des Ladevorgangs einer Webseite Inhalte von x Servern lädt, ist zwar technisch möglich, aber alles andere als notwendig!

    Es bleibt eine Frage von Knwo-How, Emanzipation und Bequemlichkeit der Webmaster, ob sie z.B. durch das Einblenden eines Like/Share-Buttons die IPs ihrer User fahrlässig weitergeben oder nicht. Da kann man sich wirklich nicht mit einer vermeintlichen Funktionsweise des Internets aus der Affäre ziehen.

  35. 35

    Der thread macht zwar schon bubu, aber ich bin halt jetzt erst drauf gestoßen. Mich interessiert vor allem, was Johnny über die Veränderungen Blogs/Social Media gesagt hat.

    Wenn man es mal weniger aus der kommerziellen Perspektive sieht (page impressions zählen), dann scheint mir die Qualität des Publikums und dessen Äußerungen auf Blogs meilenweit von z.B. facebook entfernt. Für mich macht es auch wenig Sinn, auf 4 Kanälen redundant zu diskutieren.

    Dass man visitors hochschrauben kann durch friends & followers, leuchtet ein. Was aber kommt dabei rum? Ausser likes/tweets/page impressions? Ich habe seit 2 Jahren immer wieder mit facebook und twitter experimentiert, ich fand es ernüchternd. Mal abgesehen davon, dass Zuckerberg/Brin/Page mich noch immer nicht für den quality content bezahlt haben. Zuckerberg, der Flegel, wollte ihn sogar mit einer Art kostenfreien Generallizenz kommerziell nutzen.

    Ich find Blogs geiler.

  36. 36

    “Update: Vielleicht ist das Ganze etwas missverständlich, daher eine kurze Erklärung: wann immer euer Browser eine Website aufruft stellt er eine Anfrage an den gewünschten Server und übermittelt, neben weiteren Informationen automatisch eure IP-Adresse. Das muss so sein.” By J.S.

    Nicht unbedingt.

    Habe auch schon andere, tlw. Verschleierterte IP-Adressen dazu benutzt, um meiner
    Ansicht nach, die richtige Meinung zu dem jew. Thema zu äussern.

  37. 37

    @#797144:
    Einen Artikel,
    ohne eigene Kommentation 1:1 zu kopieren ist,
    weder sinnig noch nachvollziehbar logisch.
    Selber denken gerät in der heutigen Zeit fast schon
    an Grenzen, die bereits vorgegeben sind. Schade