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Umsätze im Unterhaltungsbereich

Fefe hat ein paar 2011er Umsatzzahlen aus der Unterhaltungsbranche in Deutschland zusammengestellt und ich hatte Lust, das mal zu visualisieren. Die Übersicht zeigt gleichzeitig vieles und nichts, und die Schlüsse, die man daraus ziehen kann, halten sich meiner Ansicht nach in Grenzen, die Zahlen sind aber wenigstens interessant. Und brauchen natürlich ein paar Erläuterungen.

Zunächst: Die Zahlen für „ARD/ZDF“, „Pro7“, „Sat1“, „RTL“, „IP (Deutschland)“ und „SevenOne“ beziehen sich auf die Werbeeinnahmen der jeweiligen Sender bzw. der Vermarktungsgruppen – bei ARD/ZDF muss natürlich ihr Anteil aus der GEZ hinzugezählt werden, während den Privaten die Werbeeinnahmen genügen müssen.

Je nachdem, was man wie zusammenfasst, entstehen unterschiedliche Eindrücke, ich habe hier mal die Umsätze der hier gelisteten privaten TV-Sender zusammen und den insgesamt größten Umsatzzahlen dieser Auswahl noch zum reinen Größen-Vergleich die gesamten Telekom-Umsätze (Inland und Ausland, PDF) hinzugestellt:

(UPDATE Diese Tabelle habe ich nach Kommentar-Hinweis erneuert: Hier sind die beiden Vermarkter IP Deutschland und SevenOne allein zusammengefasst, die Angabe für „Private (TV)“ wurde um diese Vermarkterzahlen bereinigt.)

Wie gesagt: Das alles ist keine wissenschaftliche Auswertung und allenfalls spannend, reine Zahlen sagen in dieser Konstellation recht wenig aus, finde ich. Und die individuellen Schlussfolgerungen sind bestimmt auch immer ein Zeichen für den eigenen Standpunkt. Während Fefe „die schlechte Laune der Privaten nachvollziehen“ kann und sich und uns fragt: „Wieso brauchen die Öffentlich-Rechtlichen eigentlich so viel Geld?“, bin ich eher erstaunt über die beachtlichen Zahlen der Buchbranche und wünsche mir für das ganze GEZ-Geld mehr hochwertige Inhalte für Zielgruppen unterhalb des Rentenalters. Mich würde interessieren, wie hoch der Verwaltungsanteil bei den GEZ-Geldern ist – aber vielleicht will ich das doch nicht wissen, ich gehe von einem irren Wasserkopf aus.

Und? Was findet ihr spannend an dieser Gegenüberstellung?

UPDATE Da die Anmerkungen auf Twitter kamen: Die Öffentlich-Rechtlichen als reine „Unterhaltung“ zu bezeichnen, ist sicher nicht ganz korrekt und die Telekom-Umsätze dienen allein dem Vergleich.

32 Kommentare

  1. 01

    Aus purer Korinthenkackrichkeit muss ich kurz anmerken, das IP Deutschland der Vermarkter der RTL-Gruppe und SevenOne selbiges bei Pro7 und Sat1 ist. Nach schnellem Überfliegen der Rohdaten, würde ich sagen, dass die angegebenen Werte dort die kumulierten Senderwerte sind. Insofern ist in deiner Tabelle der Wert „Private“ vermutlich doppelt so hoch, wie er sein sollte.

  2. 02

    Könnte man jetzt daraus schließen, dass ARD und ZDF auch einfach werbefrei sein könnten, weil der Wertbeanteil an den Einnahmen ohnehin marginal ist? (Gut, die paar Minuten extra Sendeziet können dann auch nicht sooo teuer sein. Man könnte ja Bonanza wiederholen ;) Akquisekosten und Quotengehechel spart man sich dazu. Man könnte dann Kultur und GUTE Unterhaltung machen, statt Privatkonzepte zu kopieren.)

  3. 03

    @#809230: Korrekte Anmerkung. Ich nehme mal die Zahlen von IP und SevenOne raus und erneuere die Daten …

  4. 04
    Ralph

    Der Verwaltungsanteil bei den GEZ-Gebühren betrug 2011 ca. EUR 163 Mio, und damit 2,16% des Gebührenanteils (was wohl ca. EUR 3,- pro Teilnehmerkonto sind).

    Die Geschäftsberichte findet man übrigens hier:

    http://www.gez.de/die_gez/unternehmen/index_ger.html

  5. 05

    @#809230: Mit ca. 50/50 hattest du recht: Ich habe das jetzt mal aufgeteilt. Danke dir!

  6. 06

    @#809233: Oh, das ist wenig. Dann sind es vielleicht eher die Rentenzahlungen, die besseres Programm verhindern. ;)

  7. 07
    Hans

    Ralph, das ist nur die GEZ-Verwaltung. Da fehlt aber die Verwaltung der Sender. Ich habe mal von BR gehört, dass dort die Verwaltungsquote bei 30% liegt.

  8. 08

    „ich … wünsche mir für das ganze GEZ-Geld mehr hochwertige Inhalte“
    @ all
    Ich wünsche mir mal eine Debatte zu der geplanten Haushaltabgabe der GEZ ab 2013. Da werden wir „Schwachsinnsvermeider“, d. h. die TV-Abstinenzler nun doch zur Kasse gebeten. Anstelle von 17,98 € für 3 Monate GEZ-Gebühr für die wenigen verbliebenen öffentlich-rechtlichen Hörfunkprogramme mit Niveau, werden mit der geplanten Haushaltabzocke jetzt weit über 50 € für den gleichen Zeitraum [f ü r a l l e] fällig, mit der fadenscheinigen Argumentation, dass der überwiegend auf niedrigstem Niveau angesiedelte TV-Content der öffentlich-rechtlichen mittlerweile flächendeckend mit den Online-Medien empfangen werden kann. Fadenscheinig deswegen, weil die öffentlich-rechtlichen Anbieter starken politischen Restriktionen unterliegen, was die Verfügungstellung ihres Contents in den Netzmedien anbelangt. (Jüngstes Beispiel: die Tagesschau-App). Die gleichen Politiker, die die Haushaltabgabe der GEZ für 2013 durchgebracht haben, die gleichen Intendanten, die es zwar ‚bedauern‘, dass es Veränderungen für die Gebührenzahler gibt und die gleichen Vertreter der privaten Medienanbieter, sie alle übersehen diesen Tatbestand geflissentlich. Natürlich. Bleibt nur noch das Kunststück der KEF, den Finanzbedarf der öffentlich-rechtlichen Anbieter nach oben in Richtung der zu erwartenden Mehreinnahmen durch die Haushaltabgabe anzupassen. Das werden die bestimmt hinbekommen, womit der Betrug an den GebührenzahlerInnen bzw. Haushalten, wie es ja jetzt heißt, perfekt ist.

  9. 09

    Es ist anzumerken, dass die Privaten in dieser Statistik von dem Geld nur die Fernsehsender betreiben, während der öffentlich-Rechtliche Rundfunk auch Internetauftritte und Radiosender unterhält.

    Es wird außerdem verschwiegen, dass die von der GEZ eingezogen Gebühren seit 2009 gesunken sind.

    Zum neuen Rundfunkbeitrag ist zu sagen: Es werden keine Mehreinnahmen erwartet. Der Finanzbedarf bleibt bis 2016 stabil. Sollten 2013 tatsächlich Mehreinnahmen zu verzeichnen sein, müssen die Gebühren sogar gesenkt werden.

    Was die Fairness der Rundfunkgebühren betrifft, die ja „Ändy“ angesprochen wird, ist zu sagen:
    – Der Beitrag für öffentliche und gemeinnützige Einrichtungen wie Schulen, Hochschulen, Sportvereine usw. ist künftig auf 17,98€/Monat begrenzt.
    – Auszubildende, Studenten und Berufseinsteiger mussten bislang einen eigenen Beitrag zahlen. Künftig wird pro Wohnung nur noch ein Beitrag fällig. Familien mit volljährigen Kindern und Wohngemeinschaften werden entlastet
    – Die um 3,94€ „weit über 50€“ pro Quartal liegende „Haushaltsabzocke“ wird nicht „[f ü r a l l e] fällig“, da Schwerbehinderte und Empfänger von Sozialleistungen wie Arbeitslosengeld II, Sozialhilfe, Grundsicherung oder BAföG (natürlich) von der neuen Rundfunkgebühr befreit sind.

    Tatsächlich ein Problem sind die Beschränkungen durch Politik und Lobby. Das Depublizieren der öffentlich finanzierten Inhalte ist eine schreckliche Praxis, die aufhören muss! Dagegen sollten wir etwas tun.

  10. 10
    Anomymer Feigling

    @Funatiker: Ich teile deine Meinung. Wenn man die Einnahmen auf alle Sender aufteilt, bleibt den einzelnen ein deutlich kleineres Budget als einem privaten Sender. Die Vielfalt und Unabhängigket der Sender halte ich auch für wichtig.

    Allein zu deinm Absatz über die „Haushaltsabzocke“ möchte ich etwas ergänzen: Die Befreiung von der GEZ für diese Gruppen besteht schon heute.

  11. 11

    Die öffentlich-rechtlichen Sender haben einen Bildungsauftrag. Die kommerziellen Sender sind allein dem Kommerz verpflichtet. Das muss man sich wirklich mal klar machen: Die Nachrichten auf RTL haben nur den Anspruch, Geld zu bringen. Den Satz sollte man sich gut merken. Privatsender bringen, was Quote bringt, und nur das. Was wichtig ist, kommt in die Tagesschau, nicht was Geld bringt. Kultur ist immer Sparte, auf das kommt in den öffentlich-rechtlichen. Von dem her ist die Frage, ob die Gegenüberstellung GEZ vs Privatsender hier nicht in die Irre führt. Außerdem kann man sich fragen, ob der Wert der öffentlich-rechtlichen Sender einfach so in Geld aufzuwiegen ist.

  12. 12
    XultrA

    @#809244:
    Schön.. Bildungsauftrag..
    Gegenüber der CDU ,der USA Oder uns?
    Wir werden sicherlich in die richtige Richtung gebildet.
    Unabhängig ist etwas anderes.
    Ich habe trotz gigantischem Budget ,das für Unterhaltung und „Bildung“ bereit steht SKY ,da ich mehrere Werbefreie Kindersender will und Discovery etc. für bisschen „Abend-Bildung“ ach ja kinofilme (PopcornTV) ebenso. Wieso brauche ich das überhaupt, wenn so viel Geld da ist. Wegen „paar“ Radiostationen ?
    Peace

  13. 13

    Nur zum Vergleich: Das deutsche Friseurhandwerk hat 2011 in 53.061 Betrieben 5,7 G€ umgesetzt (Quelle: http://www.friseurhandwerk.de/daten-fakten_umsaetze,20_26.html). Ich wüßte nicht, daß wir wegen denen viele Gesetze geändert hätten; die deutsche Tonträgerindustrie ist im Vergleich dazu eine unbedeutende Nischenbranche und sollte endlich die Klappe halten.

  14. 14

    @#809247: Ich weiß nicht, ob Du mal in einer Redaktionskonferenz gesessen bist beim Radio und ob Du weißt, wie viel Personenstunden in eine einzige Sendung mit ein paar wenigen Reporterbeiträgen reinfließen. Das ist Zeit und damit Geld, die sich die privaten nicht leisten wollen und können. Weswegen man im PR-Bereich den Ratschlag geben könnte: Sendet Eure Pressemitteilungen an Privatsender, die sind dankbar, wenn sie Inhalte nicht selber machen müssen. Dementsprechend wenig journalistisch geht es dann bisweilen zu.

    Man sollte hier Unterhaltung und Information nicht verwechseln.

    Es ist auch eine ganz generelle Frage unserer Zeit dahinter, die mit Information und Nachrichten wenig zu tun hat: Wie sollen Kunst und Kultur weiter finanziert werden? Kommerziell ist Kultur eben selten ein Geschäft, von dem richtig jemand leben kann. Wenn also auf Arte mal wieder getanzt wird, was mich z.B. nicht interessiert, dann ist das ein Zuschussbetrieb. Und genauso wenig interessiert es viele, wenn auf 3Sat das Montreux Jazz Festival kommt. Dennoch finde ich das alles zu wichtig, um es allein den Regeln eines Marktes zu unterwerfen.

  15. 15

    Rein wirtschaftliche Interessen verblöden die Gesellschaft, das Sender wie RTL 2, VOX & Co immense vorantreiben. ARD & ZDF + ihre Spartenkanäle sind auch nicht über jeden Verdacht erhaben, aber bieten Kopfmenschen garantiert mehr Niveau als der Rest. Heißt, wenn wir die totale Abstumpfung & Verdummung der Gesellschaft ein wenig abfedern wollen, müssen ARD, ZDF & Co mittels GEZ Unterstützung finden, ansonsten geht die letzte Bastion der Intelligenz über den Jordan! PS: SKY ist für Sportfans wie mich unumgänglich, aber ansonsten hat der „Verein“ nix, auch nicht die Dokus, mit Anspruch zu bieten!

  16. 16

    @#809244: Völlig richtig, deine Anmerkungen, weshalb ich den GEZ-Kommentar von Fefe halt auch nicht verstehe.

  17. 17
    Willi Westerwald

    Zwangsfinanzierte Zwangsversorgung.
    Werbeeinblendungen für eigene Sendungen / Webseiten in das laufende Programm.
    Nachrichtensendungen die im wesentlichen darüber auffallen worüber sie nicht berichten, etc. Ich war einmal ein Verfechter des öffentlich rechtlichen Rundfunks. Heute würde ich dieses Produkt, freiwillig, nicht mehr kaufen.

    Euer Willi

  18. 18

    Ist schon ein bisschen erschreckend, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk mit seinem Umsatz in die Nähe der gesamten Buchbranche kommt. Die Frage ist, ob nicht die Verdreifachung der Gebühr/des Beitrags für Menschen ohne Fernseher, anderen Branchen Geld entzieht. Ich finde, einige machen sich das zu einfach, immer nur Privatsender und öff.-r. Sender zu vergleichen. Die berühmte Medienkonvergenz wird hier vergessen. Etwas zeigen die Zahlen nicht: Wie viel Geld wird mittlerweile mit öffentlich-rechtlich erstellten Inhalten im Audio- und Videobereich umgesetzt? Auch in der Buchbranche spielen die Sender mit, sei es mit Büchern zu Sendungen, sei es mit Büchern, die Mitarbeiter verfassen und ihren mit öffentlichen Geldern erworbenen Bekanntheitsgrad vergolden. Zusammen mit den Tochtergesellschaften ist das öffentlich-rechtliche „Imperium“ wesentlich größer als die Zahlen es hier zeigen. Und dann stellt sich die Farge: Müssen wir tatsächlich für ein bisschen Information und Kultur alles Andere mitbezahlen? Und ist Fernsehen tatsächlich das beste Medium, um den Bürger politisch zu informieren? Denn sonst wäre nicht einzusehen, dass gerade für dieses Medium Beiträge fällig werden.

  19. 19
    LHME

    @johnny @DrNi ich stimme völlig überein mit der Ansicht das Kultur, Information und Politik nicht den regeln des Marktes unterworfen werden , was dann passiert sehen wir ja an den privaten, Sie verschwinden. Aber bitte ARD und ZDF wollen doch mit dem Programm was Sie machen nicht ernsthaft für sich in Anspruch nehmen da irgendeine Fahne hochzuhalten. Schaut euch das Programm der ARD von heute mal an. Wer ausser der Tagesschau etwas nennen kann das zu den drei Schlagworten zählt bekommt ne Brille von mir. Ich verfolge das Thema jetzt ewig und ehrlich gesagt habe ich es satt dann spartensender und Internet und sonst was zu hören . Das mache ich das machen aber nicht der grossteil der Zuschauer, die schauen ARD und ZDF und das dann live also direkt wenns läuft. Es gibt da auch noch zig andere Türen die man aufschlagen kann aber seie erstmal drum. Solang das so ist und solang auch der andere Teil der Unterhaltung so ist wie er ist ( das ist Geschmackssache ich weiß ) kann man doch schon mal fragen wozu die das Geld brauchen. Ach komm ich mach doch noch n bischen Polemik . Taff auf Pro sieben – billig wie nichts hergestellt, sieht am Ende billig aus . Brisant auf ARD ? Zdf ? (ich switch immer gleich weiter ) – supergeile Redaktion wo viele Arbeitsstunden in wenige reportageminuten stecken, sieht am Ende…. Ach kommt ihr wisst selbst wir es aussieht . Und darum … Naja mein Satz davor eben

  20. 20

    @ all Stichworte, Programmqualität der öffentlich-rechtlichen, Kulturauftrag, vs. Quotenhechelei, Ballermannniveau usw.

    Wer es genau wissen will, wie die künftigen Pläne für die Angebotspalette der öffentlich-rechtlichen Gebührenabzocker aussehen, der beschäftige sich gern einmal mit den Anliegen der Initiative für Kultur im Rundfunk. (http://www.die-radioretter.de/cms/front_content.php?client=1&lang=1&idcat=7&idart=5)

    Hier wird deutlich, wo es lang geht. Möglichst stromlinienförmig in unterwürfiger Anpassung zur Verblödung, die die private Konkurrenz vorgibt. Auch das ist politisch gewollt. Schließlich soll die Realität des zunehmenden Prekariats in Europa den Menschen mit Sendungen wie ‚Big Bluffer‘ oder ‚Schwachsinn sucht den Superstar‘ usw. möglichst aus dem Kopf heraus gesendet werden. Mitdenken unerwünscht!
    Die wenigen Alibi Programme, die von gutmütigen Mitmenschen gern zur Wahrung des Scheins eines qualitativen Programms der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanbieter herbei zitiert werden, erweisen sich bei genauerer Analyse in hohem Maß als tendenzieller Regierungsfunk.

    Was fehlt ist die Demokratisierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, eine echte paritätische Zusammensetzung der Rundfunkräte mit Interessenvertretern der Hör- und Fernsehfunk KonsumentInnen.

    Wer zahlt, sollte auch ein Mitbestimmungsrecht haben für die Ware, die er kauft.

    Solange dies nicht Realität ist, darf ohne ‚Wenn und Aber‘ von einer Gebührenabzocke gesprochen werden.

  21. 21
    Tom

    Eigentlich finde ich es ganz gut, das ARD/ZDF eine Vorbildfunktion übernehmen. Die Privatsender kriegen einfach nichts gebacken. Klassisches Voll(pfosten)programm mit der Weitsicht eines Maulwurfs und der Flexibilität eines Bretts.

    Aber die ÖRs müssten sich stärker auf den Aufbau von On-Demand-Diensten konzentrieren, weil dort künftig die Musik spielt. Ich rechne damit, dass herkömmliche Sender mit einem Friss-oder-Stirb-Programm in den nächsten 10-20 Jahren marginalisiert werden. Für viele ist die Möglichkeit YouTube zu schauen ja bereits heute die wichtigste Funktion eines „Smart-TV“ und wird von einigen wohl stärker genutzt als das eigentliche TV-Programm. (Verständlich, bei dem Mist der dort läuft.)
    Ferner haben wir auch das Problem, dass die Rechteinhaber verbohrte, fantasielose Geistesrentner sind, welche sich (noch) nicht an diese Situation angepasst haben und kein Konzept zu haben scheinen, wie sie mit On-Demand-TV umgehen sollen. Sodass hier reichlich Raum ist für Privatproduktionen und Produktionen der ÖR-Sender.

    In Anbetracht der enormen Einnahmen aller Beteiligten vermisse ich den mutigen Schritt in die richtige Richtung, damit wir in 10 Jahren nicht wieder den Amerikanern hinterherhecheln müssen, sondern diejenigen sind die Innovation und Know-How verkaufen statt beides einkaufen zu müssen.
    Hollywood hatte das klassische Kino- und TV-Programm. Die Inflexibilität des Rechtemarktes gibt uns heute die Chance diesen Kreis zu durchbrechen.
    Denn dadurch dass die Global Player diesen Markt bisher ignorieren, können auch kleine Produktionen in dieses Vakuum stoßen und die ÖR-Anstalten hätten die Kohle dazu dies auch zu tun. Machen sie aber nicht.
    Stattdessen verschwenden wir Unsummen für die persönlichen Befindlichkeiten der Bundesländer. Ein Freistaat Bayern muss zum Beispiel unbedingt ein halbes Dutzend eigene Radiosender haben. Und was den Bayern Recht ist, ist BW nur billig. Ein eigener TV-Sender oder vielleicht zwei muss dann freilich auch sein. Nicht, dass man das nicht billiger lösen könnte, aber dann müsste man ja kooperieren. Eventuell mit den Preußen. Und das ist politisch natürlich völlig unmöglich!

    Und wo versickert die ganze Kohle? Ich erinnere mich da an Dreharbeiten in Flensburg für irgendeine Peter Alexander Revival-Show. Schlimm genug die Heulboje einmal ertragen zu müssen, aber natürlich musste er jeden Titel (oder auch die gleiche Passage) mehrfach „singen“, bis die Kameras alle Nebelkerzenschwenks und Einstellungen im Kasten hatten. Ich setze „singen“ in Anführungsstriche, da sowieso alles vom Band kam. Für viele Restaurantgäste, die verzweifelt versuchten ihre Fischstäbchen zu genießen und dabei unfreiwillige Ohrenzeugen wurden, dürften die Balken der Taverne im Takt zu den Würgereflexen in der Magengegend geschunkelt haben.
    Es wurde mit unglaublichem Aufwand mehrere Tage hintereinander gedreht. Für nicht mal 1 Stunde Programm nach dem Schneideraum. Wozu? Wer Peter Alexander hört erwartet doch keine Qualität! Meine Oma sieht ohne Brille schon auf 3 Meter nichts mehr scharf und der Opa hat ein Hörgerät.
    Muss man da unbedingt einen Hubschrauber anmieten? Archivaufnahmen hätten doch locker gereicht. Dazu noch ein Stuntman und reichlich Firlefanz.
    Ich verstehe ja das Label „Professionelle Arbeit“, aber zur Professionalität gehört auch unnütze Verschwendung auf ein Minimum zu reduzieren. Früher hat man daheim im Studio gedreht und wenn es nach Flensburg aussehen sollte, hat man eine Fototapete an die Wand genagelt. Hat das irgendeine Sau gemerkt? Wohl kaum.
    Heute karrt man eine ganze Bühnenausstattung samt Krankameras nach Flensburg, baut eine Bühne ins Wasser und stellt dann fest, dass man wegen Regens gerade nicht aufzeichnen kann und lässt die ganze Bande auf Kosten des Steuerzahlers Fischbrötchen mampfen und sich die Beine in den Bauch stehen.

    Da kocht mir direkt die Galle über, wenn man sieht wo mancherorts Geld verschwendet wird, dass an anderen Stellen dringend benötigt werden würde. Die GEZ-Gebühren in dieser Höhe wären absolut nicht notwendig, wenn sich die Beteiligten ebenso wie die Landespolitiker mal ein bisschen am Riemen reißen und verantwortungsbewusst mit den Steuergeldern umgehen würden.

  22. 22
    Tom

    PS: mir fällt gerade auf, dass es wohl nicht Peter Alexander sondern eine andere Heulboje war. Der Alex war zur Zeit des Flensburger Trauerspiels leider schon ein paar Monate tot.
    Anyway: streiche Alex und setze „irgendeine Schlager-Ikone“ aus den 70ern, als man noch versuchte mit „deutschem Liedgut“ der Amerikanisierung etwas entgegen zu setzen. Und wie wir uns wohl erinnern, hat das ja auch super funktioniert.
    Das war im Übrigen auch die Zeit, als die GEZ gegründet wurde (1976). Die zwei Dinge gehen also super zusammen. In den 70ern waren die Schunkelmusiker auch noch frisch und knackig. Heute sind sie nur noch knackig – und damit meint man in der Regel die Gelenke.

  23. 23

    @#809279: „Auf Kosten des Steuerzahlers“ geschieht gar nichts, nur auf Kosten des Gebührenzahlers. Es gibt gute Gründe, warum wir in Deutschland den Rundfunk nicht aus Steuergeldern bezahlen sondern über die GEZ. Deswegen nützt es auch nichts, wenn Politiker anders mit Geldern umgehen würden. Ein politischer Einfluss auf die Inhalte der der Öffentlich-Rechtlichen über den Rundfunkrat bzw. Fernsehrat ist nicht von der Hand zu weisen, aber wenigstens ist die Möglichkeit des Geldhahn-Zudrehens von Seiten der Politik nicht gegeben – und des Aufdrehens damit auch nicht.

  24. 24
    ralf

    Wieviele Politiker arbeiten eigentlich bei den ÖR?

  25. 25
    Fritz

    1. Eine basisorientierte Demokratisierung des Öffentlich-rechtlichen Rundfunks ist dringend nötig. Die in den Rundfunkräten vertretenen Interessengruppen müssen dringend verändert werden. Freie mündige Bürger im Sinne des „Citoyen“ gibt es dort kaum, sondern wesentlich Pressuregroups. Siehe z.B. die letzten Vorgänge um die Nichtverlängerung des Intendantenjobs beim ZDF.
    2. der Öffentlich-rechtliche Rundfunk (ÖRR) erfüllt seine Aufgaben viel zu wenig. Seine politischen Informationssendungen wurden vor über 20 Jahren radikal reduziert. Politische Magazine durften nicht mehr, wie zuvor, wöchentlich senden. Die Nachrichtensendungen und die sog. politisch-kulturell orientierten Talkshows strotzen vor Ausblendung und (innerer) Zensur. Es gibt keine Ecken und Kanten. (Selbst eingangs interessante Formate wie „Hart aber Fair“ sind ins Mittelmaß abgeglitten). Es gibt zuviele Tom Buros, die in sozio-kulturellen Lebenswelten sich bewegen, die mit dem Leben der Gesamtbevölkerung wenig zu tun haben. Insgesamt: Viele kluge Fachleute, die sich nicht in der medialen Welt aufhalten, und zu verschiedensten Themen gehört werden könnten, werden nicht geladen. Von den Privaten nicht anders zu erwarten, beim ÖRR noch auf kulturell etwas anspruchsvollerer Ebene, ist Rundfunk Herrschaftsinstrument für den sozialen Status Quo.
    3. der ÖRR ist eine Bereicherungsinstitution für Viele. Die gezahlten Vergütungen und Gagen für die Hauptakteure sind irre hoch und abgehoben von den Durchschnittseinkommen der Bürger. Aber auch die tariflich Beschäftigten haben weit über dem Durchschnitt liegende Vergütungen und Altersversorgungen im Verhältnis zu Ottonormalverbraucher.
    4. der ÖRR hat wegen der Multistrukturen der Landesrundfunkanstalten eine völlige Ineffizienz bei den Kosten. Die x-fache mediale technische Ausrüstung, die x-fachen Liegenschaften, Gebäude, Studios und Fuhrparke sowie die x-fache personale Ausstattung verursachen einen riesigen Kostenberg, der über jedes vernünftige Maß hinausgeht.
    5. Der Output im Verhältnis zum materiellen Input ist katastrophal schlecht. Es gibt viel zu wenige Eigenproduktionen der Landesrundfunkanstalten im Verhältnis zu den Einnahmen. Die Landesprogramme strotzen vor Übernahmen der jeweils anderen Landesanstalten.
    6. Darüberhinaus zockt der ÖRR seine Kunden/Teilnehmer ab, indem er Eigenproduktionen, die sämtlich über die Rundfunkgebühren und Werbeerlöse bezahlt sind, nicht diesen freigibt. Es ist in der Regel nicht möglich, einen eigenproduzierten Film, eine eigenproduzierte Audioaufnahme eines ÖRR-Orchesters ohne zusätzliches Entgelt zu erhalten. Es gibt einige Ausnahmen, die zum großen Teil auf eine Bezugsdauer von wenigen Wochen begrenzt sind, z.B. beim Radio-Tatort. Der Grund liegt nach der im ÖRR etablierten Mehrheitsauffassung Leitender darin, daß Rechte Dritter die kostenlose Weitergabe nicht erlaubten. Umgangen wird von diesen Vertretern unelegant, daß Vertragsfreiheit besteht und der ÖRR für seine Eigenproduktionen am langen Hebel sitzt. Nur nutzt er den nicht für seine Teilnehmer/Kunden, sondern für sich selbst, indem er Verträge mit Privatfirmen macht und die Rechte an die verkauft. Er verkauft nicht nur die Rechte, sondern produziert oft mit eigenem Personal, Technik und Studios dieselben Audioaufnahmen, die dann auf CD erscheinen, die man nur bei einem Klassik- oder Jazzlabel kaufen kann.
    7. Die Produktionskosten für TV-Formate z.B. sind viel zu hoch, u.a. wegen verrückt betriebenen Aufnahmesettings, und das nicht nur wegen großer Kamera- und Tonmeisterteams, sondern auch wegen des Aufwandes von Maske bis Regie und Redaktion, Reise- und Hotelkosten. Am geringsten verdient z.B. noch der geistige Initiator, ein Drehbuchautor, bei den entsprechenden Formaten.
    7. Ich gönne jedem ein gutes Einkommen. Was im ÖRR betrieben wird, geht aber über die Hutschnur. Eine Verschwendungsmaschine. Beispiel vielleicht Sportschau, Fußball live: Ein Kommentator im Off, 2 Kommentatoren vor dem Spiel und in der Pause am Rasen (ein Moderator und ein Fußballfachmann), 1-2 Interviewer am Spielfeld für die Pause und nach dem Spiel, 2 weitere Kommentatoren im Studio (wiederum ein Moderator und ein Fußballfachmann), alles parallel. Die „arbeiten“ alle gegen hohe Gagen.
    Anderes Beispiel: Fußball-Europameisterschaft ZDF: Gleiche Struktur plus an der Ostsee aufgebautes ambulantes Sendestudio mit Freilichtbühne.

    Ist eine Bank teuer: Man kann wechseln. Kauft man ein Auto: Auswahl vorhanden. Gefällt ein Film nicht: Geht man nicht ins Kino. Beim ÖRR haben Bürger keine Wahl. Man muß den nehmen, egal, wie teuer er ist. Eine Einflußnahme auf Kosten, Programmgestaltung und Inhalte im Sinne von PLURALITÄT, das ist eine annähernde Neutralität, ist nicht möglich.

    Ich will eine Einflußmöglichkeit haben jenseits der etablierten Pressure-Groups. Modelle hierzu gibt es.

  26. 26

    @ Fritz. Völlig d’accord mit allen 7 Positionen.
    Vielleicht bieten die Veränderungen ab 2013 im Zuge der Einführung einer Haushaltabgabe, die Chance für eine breitere gesellschaftliche Initiative zur Forderung nach einem öffentlich-rechtlichen Hörfunk- und Fernsehprogramm, dass sich nicht ‚in Konkurrenz‘ zu den privaten Anbietern auf eine permanente Verflachung des kulturellen Niveaus einlässt.
    Immerhin zahlen die ‚Haushalte‘ für dieses Programm. Und warum sollten in einer zunehmend neo-liberal organisierten Ökonomie, ausgerechnet hier alle Marktmechanismen außer Kraft treten. Natürlich ist ein idealtypischer öffentlich-rechtlicher Rundfunk dieser Ökonomie und Politik ein Dorn im Auge.
    Bislang geht die Entwicklung dahin, dass die öffentlich-rechtlichen Anbieter am Ast ihrer eigenen Legitimation – von dem herab sie senden – kräftig sägen.
    Denn mit welchem Argument lässt sich ein öffentlich-rechtlicher Rundfunk kultur- und gesellschaftspolitisch einfordern, wenn er sich von den privaten Anbietern nur durch die Tatsache einer Zwangsabgabe zur Finanzierung unterscheidet?
    Bleibt zu hoffen, dass der Weg zur ‚Demokratisierung‘ des öffentlich-rechtlichen Rundfunks den Menschen ausnahmsweise einmal über den Griff in ihren Geldbeutel näher gebracht wird. Das wär einmal für die neo-liberal organisierte Ökonomie eine neue und wirkliche Schlappe.

  27. 27

    Also wenn ich mir so am Nachmittag das zu Hauf ausgestrahlte Unterschichtenprogram der Privaten ansehe, dann bin ich froh über die Öffentlich-Rechtlichen. Ansonsten wäre das ja kaum auszuhalten.

  28. 28

    Mögen die Bücher lange leben – papiern und elektronisch!

  29. 29

    Vorbildfunktion der öffentlich Rechtlichen…

    Siehe: ‚BBC Skandal‘

    Für lokale als auch überregionale, von weltlichen Geschehen wie die Wettervorhersage mal abgesehen sind wir doch sehr gut informiert.

    http://www.dwd.de/bvbw/appmanager/bvbw/dwdwwwDesktop?_nfpb=true&_pageLabel=dwdwww_wetter_warnungen