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20.000 auf der #fsa13

fsa13

Nach Angaben der Veranstalter haben 20.000 Menschen bei bestem Wetter an der „Freiheit statt Angst“-Demo in Berlin teilgenommen, was eine stattliche Zahl ist. Die Demo kann als Erfolg gewertet werden und ich kann mich nur bedanken bei den Veranstaltern für den sicher enormen Aufwand.

Und dennoch können Demos nur ein Anfang bleiben, und trotzdem sind andere, zusätzliche Protestformen nötig.

Als der Demonstrationszug durch die Stralauer Straße zog, verhallten die Sprechchöre an den Fassaden der am Wochenende unbesetzten Büro- und Amtsgebäude. Und als ich auf dem Rückweg am Telekom-Headquarter vorbei ging, vor dem mit schwarzen Anzügen, Hemden, Krawatten und Sonnenbrillen bekleidete und grimmig dreinblickende Security-Mitarbeiter breitbeinig auf dem Gehweg stehend die Gäste der „Langen Nacht der StartUps“ schützten (wovor eigentlich?), da war die Demo sehr viel weiter weg als die tatsächlichen zwei Straßenzüge.

Es wird sich erst etwas ändern, wenn es weh tut. Den Unternehmen, den Regierenden, den Kontrolleuren. Ich habe leider noch keine Idee, wie ziviler Ungehorsam im Netz und offline aussehen muss, damit die Proteste gegen Totalüberwachung die Aufmerksamkeit erhalten, die sie brauchen. Aber ich bin hoffnungsvoll, dass sich Kreativität und Ausdauer bezahlt machen wird. Und so gilt für mich nach dem heutigen Tag: Weitermachen und noch lauter werden.

You better keep watching us.

25 Kommentare

  1. 01

    Ich mag Deinen letzten Satz, sehr.

  2. 02
    HCL

    was Rene sagt.

  3. 03

    Ich waere da gar nicht mal so pessimistisch. Insbesondere nach den neuesten Enthuellungen.

    Jetzt hat die NSA naemlich so ziemlich alle security professionals gegen sich aufgebracht, von immer mehr Firmen die jetzt Angst um ihre Kunden bekommen mal gar nicht zu reden.

    Das wird mehr Auswirkungen als alle Demonstrationen haben.

  4. 04
    Katja

    Schön, dass es in Berlin immerhin eine ansehnliche Zahl geworden ist…
    Am vergangenen Samstag, dem International Day of Privacy, haben wir mit geschätzten 400 Leuten das gleiche Thema durch die Kölner Straßen getragen – und dem miesen Wetter kann man für diese traurige Zahl nur bedingt die Schuld geben.

    Auch ich wüsste gerne, auf welche Art man diesem Thema die Wahrnehmung verschaffen kann, die es verdient – es schockt mich jeden Tag auf’s Neue, mit welcher Gleichgültigkeit mein Umfeld die immer neuen Meldungen einfach so hinnimmt…

    Danke, dass auch Du nicht aufgibst, danke, dass Du immer wieder so wunderbar auf den Punkt bringst, was hier so massiv schief läuft – und danke für den letzten Satz… :-) Wir werden dranbleiben, ja!

  5. 05
    der

    Also was denn nu, „stop watching us“ oder „you better keep watching us“?

  6. 06

    Nun ja,

    http://blog.freiheitstattangst.de/author/orga/

    Weiss ich, dass meine Meldedaten sicher sind?
    Will keinerlei Unterstellung mir ausdenken.
    Aber was wäre, würde der Betreiber dieses Portals,
    all seine Kontakte (Adressen) an einen unbekannten
    Dritten eben mal so zu verkaufen?

    Schwerter zu Pflugscharen oder so ähnlich, Ahoi.

  7. 07
    Kirk

    „Die Demo kann als Erfolg gewertet werden“ – passend formuliert. Kann, muss aber nicht. Angesichts der aktuellen Nachrichten zum Thema sind 20.000 Teilnehmer nicht viel.

  8. 08
    leo

    denkt mal drüber nach dass zum beispiel ein film wie ´das leben der anderen´ mit öffentlichen geldern gefördert wird und dann die vielen preise bekommt.

    den schlauen dürfte dämmern wie komplex und perfide das realitätssurrogat ist und mit wem, vielleicht könnte man sogar sagen womit man es zu tun hat.

    ihr hättet auch eine million sein können dort. alles folklore und im grunde wisst ihr das.

    eure beweggründe sind im einzelnen sicher nachzuvollziehen aber ansich sind es demonstrationen der schwäche, des unverständnisses und des aktivismus als selbstzweck und daher kontraproduktiv.

    das einzige mittel in diesem speziellen fall wäre ein progressiver rückbau der kommunikationstechnologie. angreifbar bleibt ihr trotzdem.

  9. 09

    @#815229:

    ‚Surrogat‘ und der letzte Absatz macht mich stutzig.
    Habe die Weisheit auch nicht beiden Händen gelöffelt.

    Alles Gute

  10. 10
    stynxarorrer

    Vielleicht kann jemand auf die massenrelevanten Multiplikatorpersönlichkeiten einwirken? Hansi Hinterseer, Dieter Bohlen, alles was das Land der Dichter und Denker grade so hergibt. Wenn wir die gewinnen, bewegt sich das Demokratiepublikum vielleicht ein bischen.

    Und in einer neuen Welt, mit einer neuen Regierung, werden laufend Kurse in politischer und kultureller Bildung angeboten, für deren erfolgreichen Abschlußtest hohe Prämien ausgezahlt werden. Damit sowas nicht wieder passiert.

  11. 11

    Ja, immerhin sind diesmal deutlich mehr Menschen auf die Demo gekommen – aber noch lange nicht genug.

    Zu möglichen Forderungen las ich gerade bei DRadio:

    „Jetzt wäre der Zeitpunkt zu sagen: Ja, man nimmt Geld in die Hand, investiert in europäische Technologie und Expertise in Wirtschaft und Wissenschaft, definiert, wie viel Überwachung wann erlaubt sein darf und was die Konsequenzen sind, wenn Unternehmen als willige Helfer für inakzeptable Maßnahmen agieren. Nichts davon ist zu sehen – ein Armutszeugnis.“
    http://www.dradio.de/dlf/sendungen/kommentar/2242801/

    Ich frag mich schon lange, warum der Aufruf einer Webseite meines Nachbarn über die USA laufen muss. Woran liegt das? Was müsste/könnte die Telekom u.a. anders machen? Wo fehlt welche europäische und/oder nationale Infrastruktur?

  12. 12
    stynxarorrer

    @#815235: Die Telekom kann da wenig machen. Aber man könnte Bombenanschläge auf die Seekabelstationen an Atlantik und Ärmelkanal ausführen. Das Internet übersteht ja bekanntlich auch Atomkriege.

    (@bnd, nsa: das war IRONISCH gemeint!)

  13. 13
    Andi

    20.000 Menschen sind übrigens etwas weniger als ins Stadion des Zweitliga-Fußballvereins FC Union Berlin passen.

  14. 14
    dieter bohlen

    Man müsste vielleicht besser mal die Fernsehanstalten bombardieren. Dann hätten die Leute auch mal Platz für anständige Gedanken im Kopf statt den ganzen Käse reingekloppt zu bekommen.

  15. 15
    dieter bohlen

    @#815235: Ich finde das Zitat übrigens ziemlich erbärmlich und es kränkt mich. „man nimmt Geld in die Hand […] definiert, wie viel Überwachung wann erlaubt sein darf und was die Konsequenzen sind, wenn Unternehmen als willige Helfer für inakzeptable Maßnahmen agieren.“ Warum muss man in einer Demokratie Geld in die Hand (und vor allem in Unternehmen) nehmen, wenn man was erreichen will? Und warum muss man definieren wie viel Überwachung erlaubt ist? Es ist bereits definiert. Im Grundgesetz.
    Traurig.

  16. 16

    – oder: Wie kriegt man BILD dazu, entsprechend zu schreiben. Oder unsere Lautsprecher dazu, nicht ewig-pessimistisch über das Netz zu sprechen? :(

  17. 17

    @#815242: Geld muss man in die Hand nehmen, weil die Demokratie ihre Wirtschaftsform mehr oder weniger frei wählen kann. In diesem Falle ist die Form „Kapitalismus“ gewählt worden, von den meisten demokratischen Staaten (wenn nicht sogar von allen). Ich verkürze, kann man drüber streiten, aber du weißt, was ich meine.
    Der Punkt ist: Wenn Unternehmen als Helfer agieren sollen, dann brauchen sie dazu einen marktwirtschaftlichen Anreiz. Und der wird durch Geld geschaffen.

    Außerdem geht es in dem Zitat ja um „inakzeptable Maßnahmen“, und das sollte ja nicht unser Ziel sein. Dennoch braucht es auch für akzeptable Maßnahmen durchaus finanzielle Unterstützung, z.B. wenn auf Portalen wie Netzpolitik oder anderen über Problematisches berichtet wird und Aktivismus betrieben wird. Aktivisten leben eben auch nicht vom Protest allein, so banal das klingen mag.

  18. 18

    Wer einige originelle Schilder von der Demo sehen möchte, kann sie sich hier anschauen: hottelet.wordpress.com