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Vive la liberté!

Wenn mir die Bilder vom sonntäglichen Trauermarsch in Paris, bei dem Millionen von Menschen unterschiedlicher Herkunft und verschiedenen Glaubens vereint auf die Straße gegangen sind, auch aus der Ferne etwas geben können, dann ist es wohl Hoffnung. Die Hoffnung darauf, dass so viele Menschen erkannt haben, dass die Eindämmung des Terrorismus gegen die Freiheit nur gelingen kann, wenn wir unsere demokratischen Grundsätze noch stärker als je zuvor zeigen und ausleben. Jede Änderung dieser Grundsätze, jede freiwillige Einschränkung unserer Freiheit bedeutet einen Teilsieg derer, die uns dieser Freiheit berauben wollen.

Von dieser Hoffnung getragen erlaube ich mir die Forderung, dass auch politische Erkenntnisse folgen werden. Denn dass wir im Fall von Terrorismus nicht von einem Krieg der Religionen sprechen dürfen, und dass noch massivere Eingriffe in die Grundrechte der in Demokratien lebenden Menschen nicht effizient sind, sollte nach den vergangenen Tagen allen klar sein. Die diesmal von den Medien besser als in den vorherigen Jahren dokumentierten Solidaritätsbekundungen seitens muslimischer Gemeinden und die Tatsache, dass die seit 2006 in Frankreich bestehende Vorratsdatenspeicherung, die Überwachung und Kenntnis der Pariser Attentäter den Angriff auf das Satire-Magazin Charlie Hebdo nicht verhindern konnten, beweisen das Eine und das Andere.

Es wird vermutlich nie gelingen, Terrorismus völlig zu beenden. Er kann aber eingedämmt, minimiert, seiner Kraft beraubt werden. Dafür ist es u.a. notwendig, die Idee der Freiheit und die der Demokratie überzeugen zu lassen, sie zu leben und zu zeigen, sie aber eben nicht nur innerhalb bestehender demokratischer Gesellschaften anzuwenden, sondern auch im Handeln gegenüber anderen Gesellschaften. Auch, weil genau dies in der jüngeren Vergangenheit bravourös misslungen ist, müssen sich demokratische Gesellschaften nun mit der Tatsache beschäftigen, dass sich junge und offensichtlich entfremdete Menschen zu terroristischen, islamistischen Organisationen hingezogen fühlen, die sie – dabei spielt das Internet eine über weite Strecken verbindende Rolle – als Gemeinschaft empfinden und von denen sie sich radikalisieren lassen. Es sind wahrscheinlich wirklich Bilder, welche diese und andere Menschen zu Terroristen und Mördern machen. Aber es sind vielleicht weniger die von Charlie Hebdo veröffentlichten, sondern eher die Bilder von Guantanamo, Abu Ghuraib oder Bagram, die Radikale in den Irrglauben führen, auf der guten Seite zu kämpfen.

Es erscheint pietätlos, im Zusammenhang mit dem Tod von 20 Menschen in Paris darüber zu diskutieren, ob die Karikaturen von Charlie Hebdo rassistisch waren oder nicht (obwohl die Debatte darüber zeigt, dass jede Kunstform auch das Verständnis des jeweils zu ihr gehörenden Kontextes braucht). Denn selbst wenn sie es wären, dürfte das nicht die Ermordung ihrer Urheber und anderer Menschen erklären oder gar rechtfertigen. Es ist aber sehr sinnvoll, darüber zu sprechen, mit welchen anderen Bildern, die eben nicht nur Zeichnungen auf Papier sind, sich der demokratische, freiheitsliebende Westen denen präsentiert, die sich gegen ihn stellen. Denn die Eindämmung von Terrorismus kann nur erfolgreich sein, wenn man seine Beweggründe zu verstehen versucht.

Aufgrund der UN-Sanktionen gegen den Irak in den Neunziger Jahren starben zwischen 500.000 und 1.500.000 Kinder unter 14 Jahren, was damals zwei der mit der Durchführung des Embargos beauftragten UN-Vertreter, Hans-Christof von Sponeck und Denis J. Halliday, zum Rücktritt veranlasste. Halliday, der 30 Jahre lang für die UNO arbeitete, ist der Ansicht, dass die Folgen der Sanktionen den Tatbestand des Völkermordes erfüllen. Auch die ferngesteuerte Exekution tausender Menschen durch Drohnen zeichnet ein Bild des Westens, das den von ihm geforderten und gepredigten Gerechtigkeitsanspruch wohl kaum vermitteln kann.

Die bewegenden Bilder vom Sonntag, auf denen Muslime, Christen, Juden, Atheisten Hand in Hand Freiheit und Einigkeit demonstrieren, haben daher hoffentlich eine viel größere Tragweite und Wichtigkeit auch in der muslimischen Welt, als wir es im Moment noch erahnen können.

Nichts rechtfertigt die Pariser Attentate, die mich schockiert haben und für einige Tage sprachlos haben werden lassen, und ich schreibe diese Zeilen nicht, weil ich glaube, dass mehr sichtbare Gerechtigkeit seitens des Westens das Allheilmittel gegen islamistischen Terror sein könnte. Der Kampf gegen Terrorismus kann nur gelingen, wenn terroristische Zellen weiter isoliert und die Rekrutierung junger Anhänger verhindert werden können, für Letzteres braucht es u.a. Menschen mit Sach- und Kulturkenntnis, die sich um radikalisierungsgefährdete Jugendliche kümmern. Die Vernunft im Kampf gegen das Gewalttätige braucht Verbündete im In- und Ausland, die nicht in allem unserer Meinung sein müssen, die aber wie wir Gewalt als politisches Mittel ablehnen. Doch auch diese stellen sich nur dann an unsere Seite, wenn die Ideen, das Handeln und die Politik demokratischer Länder überzeugen.

Die irische Politikwissenschaftlerin Louise Richardson, die seit mehr als drei Jahrzehnten über Terrorismus forscht, schreibt in ihrem Buch „Was Terroristen wollen“:

Im Kampf gegen den Terrorismus müssen unsere Ethik und unsere Interessen völlig im Einklang sein. Unsere demokratischen Prinzipien engen keineswegs unsere Möglichkeiten ein, auf Terrorismus zu reagieren, sondern zählen zu den stärksten Waffen in unserem Arsenal. Wir müssen uns nur daran erinnern.

Die Bilder vom Pariser Sonntag können einen Teil dazu beitragen. Hoffen wir, dass sie mehr demonstrieren als nur einen Moment.

Es lebe die Freiheit.

Englischsprachiges Portrait von Louise Richardson.
Partnerlink: Was Terroristen wollen. Die Ursachen der Gewalt und wie wir sie bekämpfen können.

34 Kommentare

  1. 01
    Karo

    Einerseits kann ich dir im Großen und Ganzen nur zustimmen; andererseits finde ich es – nur einen kleinen Teil deiner Ausführungen betreffend – angesichts der Solidaritätswelle mit Charlie schon angemessen zu thematisieren, dass in vielen Comicstrips Rassismus (und Homophobie und Sexismus und …) eine entscheidende Rolle spielen. Dass das keine Morde rechtfertigt (auch keine tätlichen Angriffe, Brandanschläge usw.), steht bitte außer Frage. Ich finde es aber gerechtfertigt zu hinterfragen, ob das massenhafte Bekenntnis „Je suis Charlie“ so ermutigend ist wenn ich mir anschaue, was Charlie zum Teil so verzapft. Und in dem Zusammenhang finde ich es auch in Ordnung, ab und zu mal die Frage zu stellen, ob alles sein muss, was – zumindest nach Gesetz – sein darf. Ist das dann Selbstzensur? Vielleicht. Kann das zu einem besseren Miteinander beitragen? Vielleicht. Wahrscheinlicher würden sich die Menschen, die sich angegriffen fühlen wollen, dann aber eh andere „Gründe“ suchen, beleidigt zu sein oder Menschen anzugreifen. Ich finde aber trotzdem, dass man mal darüber diskutieren könnte, wie es möglich sein kann, ohne (Selbst-)Zensur einen besseren Umgang miteinander zu finden.

    Daher finde ich „Je suis Ahmed“ auch sehr viel eindrücklicher, denn dieser Polizist steht genau für das, was so entscheidend ist und worauf, glaube ich, auch dein Artikel abzielt: Da steht ein gläubiger Moslem vor einer Redaktion um Menschen zu verteidigen, die sich auf oft geschmackloseste Weise über seinen Glauben lustig machen, und wird dabei erschossen. Wäre das nur annähernd so oft auf der Demo zu sehen gewesen wie „Je suis Charlie“, würde ich noch sehr viel mehr mit dir übereinstimmen als ich es so schon tue. So, wie es aber war, haben meine muslimischen Facebookfreunde eine Demonstration gesehen, die sich dafür einsetzt, dass man sich weiter und noch mehr über ihren Glauben lustig machen soll, weil das im Westen dann Meinungsfreiheit heißt (ein wenig überspitzt gesagt). Und das kann leider nicht die Lösung sein.

  2. 02

    @#1471104: Es gibt ganz, ganz viele Aspekte, über die man reden kann und muss, es war bei dem Artikel eher schwer, sich thematisch zu beschränken, daher tauchen diese Aspekte kaum auf.

    „Je suis Ahmed“ war als vermutlich viel korrektere Alternative ganz großartig, ich habe mich hinsichtlich „Je suis Charlie“ (was wir ja hier auch auf der Seite haben) vor mir selbst damit gerechtfertigt, dass dies nur ein Symbol sein will (und ist), denn natürlich sind wir nicht nur wegen inhaltlicher Zweifel, wie du sie formulierst, sondern aus noch anderen Gründen nicht Charlie Hebdo.

  3. 03
    MrFahrenheit

    „Es erscheint pietätlos, im Zusammenhang mit dem Tod von 20 Menschen in Paris darüber zu diskutieren, ob die Karikaturen von Charlie Hebdo rassistisch waren oder nicht“

    Ich halte es allerdings auch für fragwürdig, mich durch den – letztlich hohlen – Satz „Je suis Charlie“ mit einer Zeitschrift zu solidarisieren, die ich vor den schrecklichen Morden niemals unterstützt hätte, da ich die rassistischen und sexistischen Karikaturen und Texte, die dort veröffentlicht wurden, für bedenklich hielt. Und das gerade in Hinblick auf den Dialog mit der Mehrheit der friedliebenden Muslime, die sich – nicht zuletzt aufgrund Vorurteile und Stereotype verbreitender Karikaturen – Anfeindungen und Ressentiments ausgesetzt sehen. Es muss daher nicht nur erlaubt sein, juristisch gegen bestimmte Formen von Satire vorzugehen, sondern auch, an die Verantwortung von Satirikern zu appellieren, die gesellschaftlichen Gräben nicht leichtfertig zu vertiefen und nicht diejenigen zu verprellen, die wir im Kampf gegen Terrorismus und Fanatismus dringend an unserer Seite brauchen.
    Aus diesem Grund lautet mein Motto in diesen Tagen nicht „Je suis Charlie“, sondern „Gegen Gewalt“. Wer das pietätlos findet, muss sich fragen, ob er auch mit den Sätzen „Ich bin Pegida“, „Ich bin Front national“ oder „Ich bin BILD“ auf die Straße gegangen wäre, wenn der Terror eine dieser Organisationen getroffen hätte, die – genau wie Charlie – lediglich ihr Recht auf freie Meinungsäußerung wahrnehmen.

    Also: Mein aufrichtiges Beileid den Angehörigen. Gegen jede Form der Gewalt! Für konstruktiven, differenzierten und unvoreingenommenen Dialog.

  4. 04

    Ja, ich glaube, dass es viel aussagt und ganz anders ist als sonst seit 2001, dass der getötete muslimische Polizist Aufmerksamkeit bekommt (ich habe von ihm mehr gesehen als von den Attentätern – gutes Zeichen!). Oder der Supermarktmitarbeiter, ein ehemals illegaler Einwanderer aus Mali, ebenfalls Moslem, der einige Leute gerettet hat und dessen Bild gezeigt wird.

  5. 05

    Zum Thema Rassismus bei Charlie Hebdo bitte Frédéric Valins horizonterweiternden Hinweise z.B. hier und hier lesen.

  6. 06
    Daniel

    @#1471159: »Aus diesem Grund lautet mein Motto in diesen Tagen nicht “Je suis Charlie”, sondern “Gegen Gewalt”. Wer das pietätlos findet, muss sich fragen, ob er auch mit den Sätzen “Ich bin Pegida”, “Ich bin Front national” oder “Ich bin BILD” auf die Straße gegangen wäre, wenn der Terror eine dieser Organisationen getroffen hätte, die – genau wie Charlie – lediglich ihr Recht auf freie Meinungsäußerung wahrnehmen.«

    Super formuliert! Meinungsfreiheit ist unteilbar – wer Charlie sagt, muss auch Pegida sagen. Das heuchlerische, gratismutige Ich-Bin-Charlie-Gehabe der letzten Tage ist nichts weiter als eine besonders abstoßende Form der Gruppentherapie.

    Je suis Daniel

  7. 07

    Zu den (unhaltbaren) Rassismus-Vorwürfen habe ich grade was aufgeschrieben: http://www.nerdcore.de/2015/01/12/3-fucking-pens-the-days-after-charlie/ (unter anderem mit sehr klugen Kommentaren von Fred)…

  8. 08

    @#1471310: @#1471326: Danke für die Links und den Artikel!

  9. 09
    Udo

    Hallo Johnny!

    Auch ich war sprachlos.

    „Es wird vermutlich nie gelingen, Terrorismus völlig zu beenden.“

    Worauf gründest Du diese Vermutung?

    —————

    „Es erscheint pietätlos, im Zusammenhang mit dem Tod von 20 Menschen in Paris darüber zu diskutieren, ob die Karikaturen von Charlie Hebdo rassistisch waren oder nicht…“

    Es erscheint auch pietätlos, angesichts des Todes von 2000 Menschen in Nigeria darüber zu diskutieren… Das kam nur einen Tag in den Nachrichten. Ist genau das hundertfache an Opfern, am gleichen Tag. Ich meine es auch zu verstehen: Nigeria ist viel weiter weg, Paris um die Ecke. genauer gesagt: die Emotionen spielen eine Rolle. Für Emotionen ist es wesentlich, ob mir jemand nah steht oder nicht. Für den Geist ist es allerdings völlig belanglos. Und deshalb empfinde ich unsere Zeit auch als sehr geistlos.

    Ein anderes Beispiel: Das war vor ca. einem Monat in Pakistan: da wurden 300 Schüler in einer Militärschule niedergemetzelt. Und jemand von den Metzelnden sagte sinngemäß: „Wir tun das, weil sie uns und unsere Döfer angreifen (Pakistan hatte zuvor ne Offensive im Norden gestartet und man kann davon ausgehen, dass es sehr blutig zuging, weil dort eben keine Fernsehkameras, Liveticker, Sondersendungen, Frauen- oder Ausländerbeauftragte dabei waren). Der Metzelnde sagte mit großer emotionaler Intensität: „Wir wollen, dass sie endlich das fühlen, was wir fühlen, wir wollen, dass sie den gleichen Schmerz erleiden!“ Rache ist nicht edel aber befriedigend. Und so wie der Typ das sagte, glaube ich ihm seine Worte. Und wer zündet jetzt die Lichterketten an, wer organisiert Trauermärsche, wer hält große Reden von der Barbarei im Norden Pakistans? Niemand. Weil es niemanden interessiert. Weil es wieder nur um Emotionen geht. Doch irgendwann beruhigen sich Emotionen auch wieder und dann steht man da und ist keinen Schritt weiter. Und weil es Fragen aufwerfen würde, deren Antworten niemand hören möchte. Und wenn ich höre und lese, wie Leute hier in D. die Todesstrafe für dieses und jenes fordern… mal ganz ehrlich, wenn irgendjemand unsere Familien – aus welchem Grund auch immer – angreifen würde, da würden viele ihre hohe Gesinnung und die Menschenrechte und natürlich den Rechtsstaat über Bord werfen und ebenso zu Attentätern werden, ganz egal, ob es Unschuldige trifft oder nicht – Hauptsache Rache. Zurecht oder nicht zurecht? Wer will das beurteilen?

    Nungut, du führst ja auch das Irakbeispiel an.

    ——————-

    „…und ich schreibe diese Zeilen nicht, weil ich glaube, dass mehr sichtbare Gerechtigkeit seitens des Westens das Allheilmittel gegen islamistischen Terror sein könnte. “

    Islamistischer Terror existiert meiner Meinung nach nicht!!! Die 3 Ausrufezeichen sind sonst nicht meine Art, aber ich wollte das Caps-lock nicht anschmeissen.
    Islamistischer Terror – diese Bezeichnung verdient nur ein Terror, der mit Hilfe des Islams durchgesetzt wird. Was aber weder in Paris, noch in New York, noch in London oder sonstwo der Fall gewesen ist. Der Terror, der dort Menschen ermordet hat, wurde immer mit Waffen durchgesetzt – westlichen Waffen, wohlgemerkt. Islamistischer Terror – das ist ein feiner Begriff, um vom Wesentlichen abzulenken, das ist letztlich auch wie Nordkorea: innerlich völlig kaputt aber nach außen hin Atomstreitmacht. Und immer nen markigen Spruch auf den Lippen. Und wer liefert Waffen an IS? Da kann man jetzt wieder viel zu diskutieren, was ich nicht möchte, bis auf die Randnotiz, das sich der IS auch durch Pornos finanziert – hab ich neulich wo aufgeschnappt, weiß nicht, ob es stimmt, aber passen würde es: Geld verdienen auf westliche Art und Weise. Ach und die Attentäter in Paris, also der im Supermarkt mit den koscheren Lebensmitteln und seine Freundin – die sagten selbst, dass sie nur alle Wochen mal in die Moschee gehen. Islamisten? Kann ich nicht erkennen. Das sind frustrierte Westler. Die sind mit sich und dem System in dem sie leben unzufrieden – so unzufrieden, dass sie keinen anderen Ausweg sehen Das ist kein problem des Islams – das ist unser Problem. Und ich vermute, dieses problem wird sich in den nächsten Jahren noch ausweiten, denn man hat deutlich erkannt wo man uns mitten ins Herz treffen kann.
    Das sind keine islamistischen Terroristen. Das sind westliche Terroristen mit westlichen Waffen und sie tun das, was der Westen seit Jahrhunderten schon immer gern getan hat: sich mit Waffengewalt durchsetzen. Die Kämpfer der IS und auch all die Selbstmordattentäter stehen in ihren Grundwerten der RAF viel näher als dem Islam. Was sie natürlich nie zugeben würden – nicht mal sich selbst.
    Letztlich sind es immer die Waffen, die sprechen. Und es sind nun mal westliche Waffen – mit Säbeln auf Kamelen oder mit Speeren kommt man heutzutage nicht mehr weit. Und wer produziert denn Waffen? Wer exportiert sie?… Nein, mit islamistischem Terror, der eingedämmt werden muss, macht man es sich meiner Meinung nach viel zu leicht, das ist SED-Politbürostyle: immer schön auf den Klassenfeind zeigen und selbst für den Weltfrieden einstehen.
    Und so war es schon immer. Oder wie war das noch in Japan zum Beispiel: Die Amis haben sich den Zugang zum Edoreich mit Waffengewalt verschafft, weil sie Handel wollten. Hinterher ist es naürlich leicht, zu behaupten, man habe den Japanern den Segen der Zivilisation und natürlich die Menschenrechte bringen wollen. Geklappt hat’s irgendwie nicht, da mussten später noch erst zwei kleine Atombomben abgeworfen werden, um die Japaner endgültig zu überzeugen.

    „Im Kampf gegen den Terrorismus müssen unsere Ethik und unsere Interessen völlig im Einklang sein. “

    Und eben das sind sie nicht. Unsere Interessen sind im wesentlichen: Wachstum, Wachstum… achja und Wachstum. Auf Teufel komm raus und auch auf die Kosten anderer. Und natürlich Befriedigung. Was das mit Werten der Ethik zu tun haben soll, weiß ich nicht. Da sollte man ansetzen meiner meinung nach. Unsere Interessen, und damit meine ich die Interessen der Staaten sind im wesentlichen unethisch. Wenn man sich das nur anguckt… Libyen, Irak, Syrien. Sind das ethische Fragen gewesen, die uns zum Eingreifen bewegt haben?

    Ich erinnere mich an eine Doku im vielgepriesenen Sender Arte. Eine Doku über Syrien kurz vor Beginn des Bürgerkrieges. Ein Bild ist mir in Erinnerung geblieben: Jemand hatte an die Wand gesprüht „Time is running up, Mr. President.“ Wer ist denn so naiv zu glauben, dass ein Syrier in Syrien einen Spruch in englischer Sprache an eine Hauswand sprüht? Um seine Mitbürger zu überzeugen? Wieviel Prozent der Einwohner Syriens sprechen überhaupt englisch?

    ———————

    Ich hoffe, das klingt jetzt so wie es klingen soll: Ich schreibe ungern, wenn ich emotional aufgewühlt bin, andererseits fange ich gar nicht erst an zu schreiben, wenn es mich nicht kratzt. Also sage ich es noch mal lieber direkt: Ich schätze dich, Johnny, ich schätze dein Blog und ich schätze auch einen Großteil der Kommentatoren hier, doch manchmal geschieht es so wie heute, „da habe ich so ein bisschen über mich und das Leben nachgedacht und plötzlich wurde mir speiübel davon.“ Ùnd dann schäme ich mich: für mich bzw. meine Ohnmacht und auch für das alles um mich herum, was sich Deutschland nennt. Wo schön getrauert und marschiert wird. Doch den Fußballer des Jahres lassen wir uns nicht nehmen. immerhin sind wir ja auch auf dieser Gala alles Franzosen gewesen, wie Herr Blatter mitteilte. Können wir also nen gutes Gewissen haben. Mahlzeit!

    —————-

    Die Pariser Attentate waren abscheulich. Schrecklich für die Hinterbliebenen.

    Wenngleich ich auch den leisen Verdacht hege, dass ein Großteil meiner Betroffenheit dem dumpfen (und egozentrischen) Gefühl entspringt, selbst demnächst bei Kaisers an der Wursttheke in meine Einzelteile zersprengt werden zu können.

  10. 10

    @#1473909: Wie du dir denken kannst, ist dein Kommentar etwas zu lang, um wirklich darauf einzugehen, bräuchte ich vier neue Artikel … ich fühle mich davon aber nicht ungeschätzt oder so, im Gegenteil, ich schätze so viel Input und Gedanken. Vieles davon teile ich – beim Schreiben meiner Zeilen war die größte Herausforderung, zu fokussieren, nicht alle wichtigen Themen mit einem Mal anzusprechen.

    Anderes teile ich nicht. Waffen werden nicht nur nur im Westen produziert oder vertrieben; die IS finanziert sich, soweit ich weiß, (auch) durch Drogen-, vor allem aber Menschenhandel; und ich meine, dass die (uns bekannten) Beweggründe des IS sich von denen der RAF unterscheiden. Aber das sind vielleicht nicht so wahnsinnig wichtige Unterschiede unserer Kenntnisse und Meinungen, denn dass zu dem Gesamtthema sehr viel mehr Aspekte gehören: Da stimme ich dir zu.

    Letzter Absatz: Dass eine gewisse Angst oder Sorge eine Ursache deiner Betroffenheit sein könnte: Was wäre daran schlimm oder verwerflich? Halte ich für sehr menschlich.

    Und immer, wenn etwas passiert, das ungewöhnliche starke Reaktionen in der Bevölkerung hervorruft, gibt es die Hinweise darauf, dass woanders sehr viel mehr Menschen viel grausamer umkommen. Das stimmt genauso wie die Tatsache, dass jährlich mehr Menschen durch Autounfälle in den USA sterben als bei 9/11. Helfen tut das aber niemandem, und warum sich Menschen von bestimmten Ereignissen vielleicht völlig irrational mehr betroffen fühlen als von anderen, darüber gibt es viele Studien. Wir sind halt nicht nur rational denkend. Gleichzeitig bedeutet das nicht, dass uns andere Gräueltaten egal sind.

  11. 11

    Der Angriff auf die Redaktion von Charlie Hebdo ist meiner Ansicht nach eher mit gezieltem Mord zu vergleichen, das war ja kein Terror a la Anders Breivik. Natürlich lässt sich eine weitere Verschärfung der Anti-Terror-Gesetze damit schlecht rechtfertigen, also wird der Anschlag auch von der Politik zum Generalangriff auf die Freiheit aufgebauscht.

    Auch die Aufklärung des Vorfalls spielt dadurch keine Rolle mehr. Waren halt Terroristen. Das Motiv hatten die mutmaßlichen Täter quasi selbst „gestanden“ („Allahu Akbar“-Rufe, von denen eine Überlebende berichtete, „wir haben den Propheten gerächt…“) und sie wurden wenige Tage später liquidiert. Case closed?

  12. 12

    „Die Kulturen sind hochgradig miteinander verflochten und durchdringen einander. Die Lebensformen enden nicht mehr an den Grenzen der Nationalkulturen, sondern überschreiten diese und finden sich ebenso in anderen Kulturen. Die neuartigen Verflechtungen sind eine Folge von Migrationsprozessen sowie von weltweiten materiellen und immateriellen Kommunikationssystemen (google; Facebook; internationale Mobilität) und von ökonomischen Interdependenzen.“

    Seit Mitte der 90er plädiert Prof. Dr. Wolfgang Welsch, Friedrich-Schiller-Universität Jena, für ein anderes Bild vom Verhältnis der Kulturen. Anstelle der Isolierung und des Konflikts, stellt er die Verflechtung, Durchmischung und Gemeinsamkeit in den Mittelpunkt. Sein Konzept befördert nicht Separierung, sondern Verstehen und Interaktion.

    Und ich ergänze Prof. Welsch mit zwei einfachen Fragen:

    „Was verbindet uns -herkunftsübergreifend-?“
    „Was sind unsere gemeinsam gelebten Werte?“

    Die Söhne von Johnny und ihr Mitschüler Ömer könnten uns „Erwachsenen“ bei der Suche nach den Antworten helfen.

    Die Digitalisierung hat die Grenzen zwischen Abendland und Morgenland bereits aufgehoben. Wir, the analogue natives, versuchen krabbelnd ins Übermorgenland einzutreten.

    Die drei Kerle leben schon immer drin.

  13. 13
    Jan Tredup

    Mit Verlaub, Artikel und Diskussion hier sind ein massiver Arschtritt für die Ermordeten. Wer sich mit „Je suis Charlie“ so dermaßen schwertut bzw. sich nach dem Abklingen der ersten Emotionen schon fast wieder dafür entschuldigt, der hätte sich diese Form der Solidaritätsbekundung besser von Anfang an klemmen sollen. Geradezu grotesk im übrigen die mehr oder weniger latenten Rassismus-, Homophobie- und Sexismus-Vorwürfe. Wer so etwas ernsthaft behauptet, hat sich vermutlich nie ernsthaft mit Hintergrund und Historie von Magazin und Machern beschäftigt. Aber auch so sollte eigentlich klar sein, dass Satire mit mehreren Ebenen arbeitet, Stereotype aufgreift und überzeichnet. Wo es da „ganz viele Aspekte gibt, über die man reden kann und muss“, ist mir beim besten Willen nicht klar, insofern macht mich diese ganze Relativiererei ziemlich sprachlos. Und das auf Spreeblick, schade!

  14. 14

    @#1475083: Ich schreibe oben, dass Kunst Kontext braucht. Du schreibst, man müsse sich mit der Historie des Magazins beschäftigen. Für mich liegen dies Aussagen nicht weit auseinander.

  15. 15
    Udo

    @ Johnny: Hallo. Ich fasse mich kurz.

    Zum Thema RAF: Ja, das war gestern etwas zu kurz gedacht. Ich wollte damit eigentlich ausdrücken, dass sich enttäuschte „junge und offensichtlich entfremdete Menschen“ früher eben auch auf eine „Seite der Guten“, auf die Seite der Kommunisten, geschlagen haben. Heute schlagen sie sich auf die Seite der „Islamisten“. Und ich denke, die Beweggründe sind ähnlich: Enttäuschung, Frust, Wut und vermutlich auch tiefenanalysierbare Verwerfungen im familiären Umfeld?

    „Letzter Absatz: Dass eine gewisse Angst oder Sorge eine Ursache deiner Betroffenheit sein könnte: Was wäre daran schlimm oder verwerflich? Halte ich für sehr menschlich.“

    Es ist nicht schlimm.

    „Wir sind halt nicht nur rational denkend. Gleichzeitig bedeutet das nicht, dass uns andere Gräueltaten egal sind.“

    Wollte ich auch niemandem unterstellen und ich will auch nicht Emotionen verteufeln.

  16. 16
    philipp

    Es ist kein Krieg der Religionen, aber Krieg einer Auslegung des Islam gegen den Rest der Welt. Ich finde es ermüdend, immer wieder von den Vertretern des organisierten Islam und den verschiedensten Politikern hören zu müssen, das habe nichts mit dem Islam zu tun. Natürlich hat es das.

    Aber natürlich sind auch die meisten Muslime friedliebende Menschen, wie es eben die meisten Menschen sind. In der reflexhaften Zurückweisung einer Verbindung von Religion und Terrorismus steckt glaube ich aber schon ein Kern des Problems. Wie will ich eine Radikalisierung erkennen, wenn ich ausschließe, dass sie aus der eigenen Moschee kommen könnte, weil das alles mit meiner Religion nichts zu tun hat.

    Ich hoffe daran ändert sich langsam was. Zum einen wie in dem von dir verlinkten Interview angemahnt durch eine kritischere Auseinandersetzung mit den eigenen Traditionen und zum anderen durch einen offensiverer Umgang der Muslime mit dem Phänomen des radikalen Islam. Ein „Nicht mit uns“, das über Pressemeldungen hinausgeht. Das würde auch den Pegidaleuten den Wind aus den Segeln nehmen.

    Vielleicht ist ein erstes positives Zeichen, dass DITIB für dem nächsten Freitag nach dem Gebet zu Mahnwachen vor Medienhäusern aufruft (http://www.ditib.de/detail1.php?id=434&lang=de).

    Zur Frage von Karo, ob alles sein muss, was nach dem Gesetz sein darf, ob alles was gesagt werden kann auch gesagt werden muss, kann ich nur sagen: Nein. Aber solange die Antwort auf eine Provokation Mord ist: JA, DANN MUSS ES SEIN!
    Anderenfalls räumst du dem Typ mit der Knarre ein Vetorecht ein, das er ausbauen wird.

  17. 17
    Udo

    @philipp: „Ich finde es ermüdend, immer wieder von den Vertretern des organisierten Islam und den verschiedensten Politikern hören zu müssen, das habe nichts mit dem Islam zu tun. Natürlich hat es das. “

    Begründung? Weil sie rufen „Allah ist groß“, bevor sie schiessen? Weil sie sich den Koran auf die Fahnen geschrieben haben? Nach dieser Logik müsste Pegida ein Haufen lupenreiner Demokraten und weltoffener Menschen sein…

    „…zum anderen durch einen offensiverer Umgang der Muslime mit dem Phänomen des radikalen Islam. Ein “Nicht mit uns”, das über Pressemeldungen hinausgeht. Das würde auch den Pegidaleuten den Wind aus den Segeln nehmen.“

    Der Logik zufolge sollte ich mich als Mann jedesmal, wenn eine Frau vergewaltigt wird, rechtfertigen. Pressemeldungen rausschicken, Mahnwachen abhalten. Sehe ich aber gar nicht ein, das zu tun.

    Und deshalb finde ich, dass die Muslime sich nicht rechtfertigen müssen. Selbst wenn alle Muslime bis auf einen Terroristen wären, so müsste sich dieser eine nicht rechtfertigen für die Verbrechen seiner Glaubensbrüder und -schwestern. Wenn er sagt, dass er das abscheulich findet, so wäre das nett und anständig von ihm, aber es gäbe keinen Grund es von ihm zu fordern: „Du musst dich distanzieren!“ Wieso? er war doch nie in ihrer Nähe bzw. er wurde nur durch Aussenstehende in ihre Nähe gedrängt bzw. mit ihnen in einen Topf geworfen. Und dafür soll er sich rechtfertigen? Dazu wäre zumindest ich – wenn man es von mir fordert – zu stolz. Zuerst werfen sie mich mit diesen Verbrechern in einen Topf und dann soll ich mich distanzieren? Nö ;-)

  18. 18
    philipp

    @Udo nach deiner Logik haben dann die Kreuzzüge und Inquisition wohl auch nichts mit dem Christentum zu tun. Und ich will auch keine Rechtfertigung, sonder, dass ein Zeichen gesetzt wird. So wie es Gegendemos gegen Naziaufmärsche gibt, kann es doch auch den Aufstand der anständigen Muslime geben. Und das scheint ja langsam auch zu passieren. Hoffentlich gehts weiter.

  19. 19
    ber

    „Dafür ist es u.a. notwendig, die Idee der Freiheit und die der Demokratie überzeugen zu lassen, sie zu leben und zu zeigen …“

    @ Johnny: Ich stimme dir in vielen Punkten zu. Der Text klammert jedoch ökonomische Fragen aus. Freiheit und Demokratie allein gewährleisten leider kein erträgliches Leben für Menschen.

    Die Attentäter von Paris wären evl. nicht auf diesen Trip geraten, wenn sie gut bezahlte Jobs gehabt hätten und in einer angenehmen Umgebung hätten wohnen können. Evl. würde es auch keine Pegida Demos geben, wenn sich nicht so viele der Teilnehmer wirtschaftlich bedroht und abgehängt fühlen bzw. es bereits sind.

  20. 20

    @#1478736: Zustimmung. Auch die wirtschaftliche Lage in bestimmten Regionen spielt eine Rolle bei einer Jugendarbeitslosenquote von bis zu 100%.

    Was aber die sicher bestehende Misere einzelner Pegida-Anhänger angeht … ich weiß nicht. Dass für die eigene Notlage nicht Immigranten die Verantwortung tragen, sondern die Politik, das müsste sich nach so vielen Jahren langsam mal rumgesprochen haben.

    Aber wie gesagt: Es gibt viele Aspekte, die im Artikel fehlen, es ist schwer bzw. unmöglich, etwas zu verfassen, das alles abdeckt. Ich bin daher für jede Ergänzung/Fortführung in den Kommentaren und anderswo dankbar.

  21. 21
    Udo

    @philipp. Haben sie tatsächlich nicht. :-)

    Die Inquisition war ein Instrument zur Erhaltung der Macht der katholischen Kirche. Natürlich behauptet die katholische Kirche, sehr viel mit dem Christentum zu tun zu haben – das muss sie auch behaupten, andernfalls wäre sie samt ihrer ganzen Sakramente völlig überflüssig. Ich sehe das ein bisschen anders.
    Achja, und das, was die katholische Kirche an sozialem Engagement vollbringt – das kann man auch so tun, ohne Weihrauch, Taufschale und Rosenkranz.

    Die Kreuzzüge: Wikipedia sagt, es handele sich um strategisch, religiös und wirtschaftliche motivierte Kriege. Wobei reiligiös hier letztlich m.M. bedeutet, dass damit die Massen mobilisiert wurden, wer setzt denn sein leben für Wirtschaft oder Strategie aufs Spiel? – so wie heutzuage die Massen mit anderen Dingen mobilisiert werden. Siehe Pegida :-) Oder siehe Islam.

    Dahinter stecken aber meist ganz andere Dinge, gerade die persönlichen Motive dürften Psychologen viel Stoff geben. Und wenn diese Motive aufgearbeitet werden würden (was illusorisch ist, ja), würde am Ende nicht viel von Religion übrig bleiben – das ist jedenfalls meine (unbewiesene) Behauptung. Wer damals zum Kreuzzug ging wollte doch oft einfach nur raus aus dem Elend – sein Glück versuchen (Glücksritter). Klar läuft das alles immer unter einem banner ab, aber banner sind austauschbar. Die Europäer wären auch für Wotan, Osiris, Jahwe oder eben Allah marschiert, wenn man es ihnen nur tüchtig von Kindheit an eingebläut hätte.

    Noch ein anders Beispiel: schau dir mal an, was junge Faschisten (z.B. Fühmann) im Rückblick zu ihrer Rekrutierung zum Nationalsozialismus schreiben. Da bleibt auch nicht viel vom Faschismus übrig – Fühmann spricht sehr ehrlich von verklemmter Sexualität… und so ist es ja bei den islamischen Attentätern ebenfalls: 20 Jungfrauen im Paradies – das sagt doch alles. religiöse Motive gibt es nicht. Es handelt sich bei den 20 Jungfrauen, um es mal im Rahmen der TCM auszudrücken, um Hitze bzw. Feuer die aus den Lenden in den Kopf gestiegen ist :-)

    Es zählt nicht, was vorne auf dem Plakat steht. Und solange man nur über die Parolen auf den Plakaten diskutiert, werden die Mechanismen, die die eigentliche Ursache des ganzen Dilemmas darstellen, weiter wirken und neu austreiben. So wie der Faschismus in D. Da hat man es so gemacht: Hakenkreuze verbieten, Parteien verbieten, bestimmte Aussagen verbieten. Doch der eigenliche Grund des Faschismus: nämlich sich für was Besseres zu halten als die anderen (und es ist völlig egal, ob man sich für die bessere Rasse, die bessere Klasse oder das bessere Geschlecht hält – das sind alles Drecksnazis), den gibt es immer noch.

  22. 22
    Udo

    PS: @philipp:

    Noch ein gutes Beispiel: kennste die Magdeburger Bluthochzeit? Schlimmes Gemetzel seitens der Katholiken im 30jährigen Krieg. Natürlich hatte das nichts mit der von Christus propagierten Lebensart, also dem Christentum im ursprünglichen Sinne, zu tun. Überhaupt der gesamte 30jährige Krieg hatte nicht viel mit der von Christus propagieren Lebensart zu tun. Trotzdem bezeichnet man ihn heutzutage als Religionskrieg…

    Vielleicht haben wir auch eine unterschiedliche Auffassung von Religion und merken das nicht? Was ist denn Religion für dich?

    Also ich trenne zwischen dem Glauben des Einzelnen und der Institution, die oben drüber steht und die versucht, diesen Glauben zu kanalisieren und für ihre Machtzwecke zu mißbrauchen. Katholische Kirche oder IS haben deshalb für mich nichts mit Religion zu tun. Das sind Fetische, die sich verselbstständigt haben und um ihre Erhaltung kämpfen.
    Genauso muss man m.E. trennen zwischen dem einzelnen Deutschen und dem deutschen Staat. Und wenn ich „wir deutschen“ sage, meine ich den Staat und nicht mich. Das führt wahrscheinlich auch zu Mißverständnissen. Es ist allgemein ein kennzeichen einer Institution, besonders bei den strengen Hierarchien ist das der Fall, dass ein Individuum in ihm untergeht. Kafka hat das schön verarbeitet in seinem Werk, finde ich. Da ist immer das Irrationale, nicht Erklärbare, was von oben hereinbricht über das Individuum K. Da gibt es die geschichte: „In der Strafkolonie“ und da kommt ein Satz drin vor: „…denn es war armes, gedemütigtes Volk…“
    Das sagt viel über unsere gesellschaft aus. Menschen, die nicht wissen, welche Partei, sie wählen sollen, weil sie sie alle abscheulich oder unglaubwürdig finden, sind arm und gedemütigt. menschen, die beispielsweise einer Institution wie dem Jobcenter ausgesetzt sind, sind arm und gedemütigt… die Liste kannst du fortführen. Menschen, die in Ferguson unter einer entfesselten Polizei leiden, sind arm und gedemütigt. Es ist das Dilemma des Massenmenschen.

    Ja, sorry, wieder Stoff für 10 Artikel. Es sollen nur Anregungen sein… :-)

  23. 23
    Udo

    PPS: Eine Sache noch, ist mir gerade eingefallen und gaaanz wichtig:

    In diesem Thema ist ja auch der Konflikt zwischen Glauben und Unglauben enthalten. Da gab es 2013 eine bahnbrechende Entdeckung, eine Jahrhundertentdeckung würde ich sagen: Wissenschaftler haben den ontologischen Gottesbeweis von Gödel untersucht und fesgestellt, dass er korrekt ist. Die Existenz Gottes kann also als wissenschaftlich bewiesene Erkenntnis gelten. Und wenn ich mich rech entsinne soll das schon Gödel Unbehagen bereitet haben. Dabei finde ich die Sache gar nicht so dramatisch. Man muss es sich nur richtig formulieren:

    Am Anfang jedes Beweises stehen unbewiesene Aussagen – Axiome – (oder Aussagen, die sich auf Axiome zurückführen lassen). Und diese Axiome muss man glauben – oder auch nicht. Das drücken die Mathematiker nicht ganz so drastisch aus, sie sagen eher „das erscheint uns einleuchtend…“ oder „das erscheint uns selbstverständlich“… Es gibt aber auch Axiome die sind ganz und gar nicht verständlich oder einleuchtend. Und trotzdem postuliert man sie – weil man damit ganz gut fährt.

    So viel zur Vorrede. Deshalb – wenn man von den Anfangsaxiomen ausgeht, die Gödel ja auch benutzt hat – dann kann man den Gödelschen Gottesbeweis auch so formulieren: Wer an Gott glaubt, für den existiert er auch und wer nicht an Gott glaubt, für den existiert er nicht (wobei die Existenz bzw. Nichtexistenz wissenschaftlich gesichert ist, das ist das Bemerkenswerte daran.)

    Ich finde, das ist ne dolle Sache. Und es zeigt auch, das Glauben bzw. Unglauben eine ganz individuelle Sache ist, die im Kopf eines jeden Menschen abläuft. Wobei man beachten muss, dass auch der Unglaube ein Glaube ist: Wenn ich nicht glaube, dann glaube ich immer noch. Ich glaube eben nicht. Aber ich glaube. Ich kann meinen Unglauben nicht beweisen. Der Atheist ist das Gegenstück zum Theisten, das ist so dialektisch… Und das ist m.M. die eigentliche Religion, ihre Essenz sozusagen.

    Jedenfalls möchte ich mal sagen, dass ich so meinen Frieden mit Gott gefunden habe. :-)

    Und es zeigt, dass Institutionen wie katholische Kirche, IS – alles, was Glauben irgendwie institutionalisieren und gewissermaßen von oben herab außerhalb der Köpfe und allgemein verbindlich für alle regeln will, nichts mit Religion zu tun hat. Ich habe mich bemüht, das in meinen vorigen Kommentaren klarzustellen und ich glaube, so ist es mir am besten gelungen. Daher PPS.

    Und deshalb sind die Attentäter von Paris, denen ich , nach dem was ich über sie erfahren habe, unterstellen muss, dass sie ihre Entscheidungen aufgrund solcher Einflüsse und Institutionen von außen getroffen haben, keine religiösen Fanatiker sondern manipulierte Massenmenschen.

    Achja, und ich finde es unter diesem Aspekt auch sehr bedenklich, wenn sich ein Ungläubiger über den Glauben eines anderen lustig macht. Denn er berührt da eine Privatsphäre, die er gar nicht versteht, nicht verstehen kann. Umgekehrt gilt das gleiche und entsprechend befremdlich wirkt es auf die westliche, größtenteils atheisische Zivilisation, wenn gewisse Prediger über die dekadenten Ungläubigen herziehen. Das sind nur zwei Seiten der medaille.

    Meine Kommentare sollen kein Spam sein, mich beschäftigt das Thema nur schon lange und ich habe da in den letzten Wochen auch intensiv mit anderen drüber diskutiert.

  24. 24

    @#1479982: Das ist kein Spam, ganz im Gegenteil.

  25. 25
    Tano

    Das ist, glaube ich, eine Zwickmühle, die uns noch lange beschäftigen wird. Allerdings, meinst du wirklich, Guantanamo und co. sind der Auslöser ? Zeitgleich mit dem Pariser Attentat wurden bis zu 2000 Unschuldige in Nigeria von Islamisten massakriert. Es ist ein fanatischer, blinder Glaube. Es hilft wohl alles nichts, wir müssen das kritisieren.

  26. 26

    Glaubt ihr allen Ernstes daran,

    dass eben „diejenigen“ sich keinen Deut darum scheren, welche Befindlichkeiten anders denkende Menschen für sich wahrnehmen?

    Vollkommenes Unverständnis für Brutalität und Verachtung gegen
    Andersdenkende.

    Bin auch verzweifelt

    Alles Gute
    PiPi

  27. 27
    Udo

    Jetzt habe ich schon so viel geschrieben, da kann ich auch noch mehr schreiben. Ich weiß, dass ich dazu neige sehr schnell und sehr viel zu reden oder zu schreiben (bei bestimmten Themen) und so Diskussionen auch zu ersticken, deshalb halte ich mich inzwischen bei gesprächen auch zurück, andererseits wird hier ja nicht mehr so viel diskutiert. Deshalb kann ich weiter monologisieren.

    Vielleicht noch was zu den fanatischen Christen, die die Indianer vernichtet hätten – das habe ich in den letzten Tagen oft gehört. Manchmal habe ich das Gefühl, unsere ganze Kultur besteht aus Gequatsche über das, was jemand mal gequatscht hat, was jemand mal gequatscht hat, was jemand mal gequatscht hat, was jemand wirklich mal erlebt hat. Am besten wird das ganze noch in ein schönes Hochglanz-Buch oder in eine schöne Doku verpackt, mit schönen Computeranimationen oder nachgestellten Szenen, die dann von einer tiefen sonoren Stimme kommentiert werden, wobei diese Stimme am Anfang meist den beruhigenden Satz „Wissenschaftler haben heraus gefunden dass…“ spricht -. da komm ich mir vor wie bei ner Messe, wenn der Priester seinen Segen spricht. Warum liest niemand die Originalquellen? Ist ungleich anstrengender – und vermutlich macht es deshalb keiner.

    Was die Eroberung Amerikas anbelangt, so gibt es da zum Beispiel die Schiffstagebücher von Kolumbus als Originalquelle. Und die vermitteln ein ganz anderes Bild, als das, was man in den medien liest und hört und sieht.

    Was schreibt Kolumbus denn zu den angeblichen Christen? Kolumbus klagt ein ums andere Mal, dass seine Mannschaft aus den schlechtesten und verruchtesten menschen bestände, die er je gesehen hat. Goldgierig bis zum geht nicht mehr sind sie obendrein. Als sie in der Karibik sind, haut das eine Schiff (die Pinto, die schneller als Tante Maria ist) ab, um als erste das Gold zu scheffeln. Wo sind denn die fanatischen Christen, ich kann sie nicht sehen? Das waren Verbrecher, die im Auftrage von Verbrecherorganisationen wie dem spanischen Staat, dem Vatikan oder Portugal, später dann auch England und Frankreich und Verbrecher-Handelsorganisationen wie der east-indian-company (eine Vorläuferin der modernen Verbrecher-Konzerne), Menschen & Kontinente ausgebeutet und versklavt und kolonialisiert haben. An der Spitze dieser Verbrecherorganisationen standen/stehen zumeist Verbrecher, denen es um Macht und Gold ging, damit sie ihre grotesk übersteigerten Genuss- und Machtphantasien befriedigen konnten/können.
    Und was sagt er zu den angeblichen Heiden? Kolumbus bezeichnet die Eingeborenen, die er trifft, als wunderbare Menschen, er kommt aus dem Schwärmen gar nicht mehr raus und vermerkt, dass der König unbedingt seine Missionare herschicken müsse, weil diese heiden die tollsten Christen, die er sich vorstellen könne, abgäben. Das wären sozusagen schon Christen – sie wüssten es nur nicht. Ich könnte deshalb überspitzt und provozierend sagen: Nicht fanatische Christen haben indigene Völker vernichtet, sondern Verbrecher haben (potentielle) Christen vernichtet.
    Mal abgesehen davon ist Kolumbus kein Cherub, das Wort und die Suche nach Gold ist das bestimmende Thema der Tagebücher. Ebenso Cortez. Auch das waren Verbrecher und keine Christen. Christus hätte die spanischen Eroberer (und nicht nur die) vermutlich ziemlich abgekanzelt.

    Wobei ich sagen will, dass ich den Franziskus relativ, relativ!, sympathisch finde, gerade im Vergleich zu Pappa Razzi.. aber irgendwie warte ich darauf, dass ein Papst sich mal an sein Fenster auf dem Petersplatz stellt und hinaus ruft „Wir lösen uns auf! Alles muss raus! Von jetzt an gibt es keine Absolution mehr! Ihr müsst euer Leben von jetzt an selbst in die Hand nehmen!“ Der Papst, wenn er sich selbst in die Arbeitslosigkeit befördert hat, kann danach ja von mir aus ins Dschungelcamp gehen – so wie Walter Freiwild.

    Oder die Sowjetunion. nach der Oktoberrevolution wurden dort eine Reihe sehr fortschrittlicher Gesetze verabschiedet. Der Status der Homosexuellen war der beste in ganz Europa und dem, was in der BRD in den 50ern, 60ern und 70ern noch gang und gäbe war, voraus. Aber das wurde ab Mitte der 20er immer stärker zurückgedrängt, weil sich eine Institution zu verfestigen begann, eine Verbrecherinstitution, die Apparatschiki, die das nicht wollte, und da war es dann aus mit dem Fortschritt und der Terror der 30er und 40er folgte. Breschnew hat das dann versucht zu entschärfen, aber da war schon alles zu spät, von dem Schlag hat die Sowjetunion sich nicht mehr erholt. Und nach Lenins Tod hätte die Sowjetunion den Namen „Union der stalinistischen Sowjetrepubliken“ tragen müssen – die Abkürzung UdSSR hätten sie beibehalten können. :-)
    Das war kein sozialistischer Staat. Ebenso war es die DDR nicht, die DDR war von Anfang an stalinistisch. Das hat Lothar Bisky, glaube ich, als Hauptverfehlung Ulbrichts bezeichnet, dass dieser nach 45 den Stalinismus in die noch zu gründende DDR gebracht hätte. Trotzdem haben viele der Ossis geglaubt, dass sie im Sozialismus leben würden. Und viele der Wessis auch. Und sogar heute glauben das noch viele. Das isser wieder, der Glaube. Und warum glauben sie das? Weil man es ihnen tagtäglich eingetrichtert hat – hüben wie drüben… Und so wie Verbrecher sich früher als Christen bezeichnet haben, obwohl sie Verbrecher waren, so haben sich in der UdSSR oder DDR Verbrecher als Sozialisten oder Kommunisten bezeichnet, obwohl sie Verbrecher waren. Und ebenso bezeichnen sich heutzutage Verbrecher als lupenreine Demokraten oder Ehrenmänner, obwohl sie Verbrecher sind oder Verbrecher bezeichnen sich als Märtyrer & Rächer & islamtreu obwohl sie Verbrecher sind. Und die Leute glauben es. Schöner Glaube.

    Ich finde es ein ums andere mal peinlich, wie kaltschnäuzig hier in D. über Dinge geurteilt wird, die man nur dem Hörensagen nach kennt. Da fällt mir noch was Lustiges zu ein. Manchmal laufen diese Tagesschausendungen von 89/90 im Fernsehen. Ich gucks mir ganz gerne an, weil die zeit mich sehr beeinflusst hat. Was man da so sieht und hört, wie die großen Staatsmänner Kohl, Brandt & Genscher große Reden halten und von der Entwicklung aber völlig überrollt werden, so dass sie wie ein haufen Einfaltspinsel dastehen (was sie natürlich nicht darin gehindert hat, sich im Nachhinein als große Konstrukteure der Einheit hinzustellen…) Aber ich will auf was anderes hinaus. Da gibt es einen dieser 30 -Sekundenbeiträge und da steht ein höchst dämlicher Reporter vor dem Braunkohlekraftwerk Jänschwalde und berichtet mit vor Entsetzen bebender Stimme: Hier sähe man eine dieser kommunistischen Dreckschleudern. Das ist an sich schon peinlich, denn der korrekte Terminus lautet nun mal Braunkohlekraftwerk und wenn ein Journalist nicht neutral berichten kann, dann ist er kein Journalist. Und das lief nicht in den CDU-Nachrichten sondern in der Tagesschau. Aber das beste kommt noch: Er fügt nämlich hinzu, dass damit ja bald Schluss wäre und der gesamte Osten auf gute, saubere Kernenergie umgerüstet werden würde. Sogar die Kosten hatte ein eifriger mensch schon kalkuliert: 200 Milliarden DM für einen strahlend sauberen Osten. Hohohoho! Wie kann man nur so eine große Fresse haben und die dann auch noch so weit aufreissen? Da ist wieder das, was ich eingangs beklagt habe: Null Ahnung von nichts, aber erstmal munter das drauflos quatschen, was gerade in ist und sich dann für außerordentlich schlau und gebildet und forschrittlich halten. Und immer schön mitleidig auf die … armen dummen Ossis, armen dummen Araber, armen dummen afrikaner… herabschauen. Jetzt, 25 jahre danach, läuft es genau andersrum: Die „Dreckschleudern“ schleudern munter weiter vor sich hin und die „gute saubere kernenergie“ will irgendwie niemand mehr haben. Das ist peinlich. Menschen die solche Behauptungen von sich geben sind peinlich, menschen, die das glauben sind peinlich oder sollte ich besser sagen : „arm und gedemütigt“?

    Achja noch was zum Thema Wende: Ich war zu dem zeitpunkt gerade in der Schule, 5te Klasse. Und so frage ich euch alle, die ihr hier liegt und steht: Was soll man von einem Staat halten, der die Lehrer, die auch nach der Wende zu dem stehen, was sie vor der Wende gesagt haben, einfach sang- und klanglos rauswirft und der die Lehrer, die ihr Fähnlein im Winde gedreht haben, einfach übernimmt? Ich habe schon damals nicht viel davon gehalten und ich halte auch heute nicht viel davon. Und, ja, es ist demütigend, vor einer Frau sitzen, die ab und zu solch krude Sprüche wie „Ich will, dass ihr Leistung zeigt!“ raushaut – in dem Wissen, dass sie diesen Spruch auch im Osten abgelassen hätte. Nur eben unter einer anderen Flagge.

    Noch ein beispiel: Nehmen wir die Punks. Es gibt ja inzwischen viele Fußballer, die mit einem Iro herumrennen, gut in Erinnerung ist mir noch der Typ im schwarz/rot/goldenen Iro. Müssen die Punks sich deshalb vn diesen Fuzzis distanzieren und Gegendemonstrationen starten? Natürlich nicht. Das Problem sind weder die Punks noch die Fuzzis (obwohl die ein problem für sich sind) sondern das problem ist die masse bzw. der massenmensch, der null Ahnung von nichts hat, was die Punkszene betrifft, und jetzt von außen wegen ein paar äußerlichen Übereinstimmungen sein Urteil fällt. Und wenn – was ich nicht unterstellen möchte, aber mal hypothetisch angenommen, alle Fußballprofis mit Iro wären ganz schlimme Verbrecher, dann würde eben dieser Massenmensch wahrscheinlich fordern, dass endlich etwas gegen die verbrecherischen fanatischen Punks unternommen werden müsste, weil sie eine Bedrohung für die Demokratie darstellen.

    Und das sehe ich als Hauptproblem bei dieser Islamismusdebatte: jeder hat eine Meinung, die er sich anhand eines 2-Minuten beitrages im TV gebildet hat. Und das wars dann aber auch schon. Statt sich mit der Materie auseinander zu setzen, wird dann lieber Dschungelcamp geguckt. Was ich jetzt nicht per se kritisieren will, ich habs mir ja auch ein paar Minuten gegeben. Was mich stört, ist diese Doppelschiene, die gefahren wird: Keine Ahnung, keinen Willen, sich Ahnung zu verschaffen, aber trotzdem alles beurteilen wollen. Was ich mir nur mit einer tiefsitzenden faschistischen Arroganz erklären kann.

    Das Problem sind keine Fanatisten, das Problem sind Verbrecher. Und ich habe oft das Gefühl, dass der Westen sich in so einer Art Elternrolle gegebenüber dem Rest der Welt sieht: Die lieben Kleinen müssen erst noch die Irrungen der Pubertät, die wir längst hinter uns gelassen haben, durchmachen. Mal abgesehen davon, dass das sehr arrogant ist, so müsste solch eine pädagogische Vorreiterrolle dann eben auch nach pädagogischen Grundsätzen erfolgen: im Vorleben von Werten.

    Der massenmensch ist ein interessantes Phänomen: Da kann ich vielleicht noch die weltberühmte, von mir selbst erfundene Stiefeltheorie, die ich einer Bekannten neulich auseinander gesetzt habe, anführen: So ein schwarzer glänzender Lederstiefel hat etwas militärisch zackiges, dominantes & durchsetzungsfähiges an sich. Kein Wunder, dass dieses Kleidungsstück bei Sadisten so beliebt ist. Und wer trägt das heutzutage? Also ich sehe nur Frauen damit herumrennen, bis auf Ausnahmen auf die ich gleich noch zu sprechen komme. Das hat seine Gründe… die ich hier nicht erläutern möchte.
    An dieser Stelle hielt ich inne und wartete auf die Reaktion meiner Bekannten, ich wusste ja nicht, ob bei ihr so ein paar lederbotten zu Hause stehen und das ist ja das Blöde: je allgemeiner die Theorie, desto mehr weicht der Einzelfall davon ab. Aber sie hat gelacht und gemeint, sie fände die Theorie geil. Also habe ich weiter geredet:
    Nicht dass es verboten ist für Männer, schwarze, glänzende LederStiefel zu tragen – „nur: dass es niemandem einfallen könnte, Ungebotenes zu tragen.“ Das Schlimme ist ja das Totale: keine Stiefel, ausgenommen Punks und Nazis (das sind die Ausnahmen). Das sind die, die sozusagen links und rechts des Massenmenschen stehen, die gewissermaßen außerhalb des Systems stehen. Punks und Nazis und dazwischen der Massenmensch, der sich für unglaublich individuell + frei hält, obwohl er nur am Tropf dessen hängt, was ihm vorgebetet wird, der das trägt, was alle tragen – natürlich mit Abweichungen und großer Individualität, die aber stets nur eine Individualität innerhalb des Systems und damit nur eine Scheinindividualität ist… wo ist sie da, unsere Freiheit? Alle sind gleich. Abweichung nur innerhalb des Systems. Da ist es doch egal, ob ich „Shiva made it so.“ oder „Freiheit, Selbstbestimmung, Selbstverwirklichung!“ rufe. In welchem System ich auch immer stecke: ich bin ein Teil von ihm und ihm ergeben.

  28. 28
    Gondor

    …spät und mit enem Versuch mich kurz zu fassen:
    „unsere demokratischen Grundsätze noch stärker als je zuvor zeigen und ausleben.“ hiesse EINE Ursache des Hasses zu bekämpfen. Das hiesse nämlich HIER bzw. in den sogenannten Demokratien für wahre demokratische Verhältnisse zu sorgen. Und da gibt es wahrlich einiges zu tun.
    „Demokratien“ die sich an den Interessen der Wirtschaft orientieren können nicht wirkliche Demokratien sein, die ja den Interessen der Bevölkerung dienen.
    Ein Anfang wäre es Volksvertreter denen grundlegende Menschen- und Bürgerrechte (Stichworte: Abstimmung über Wasser als Menschenrecht und NSA) offensichtlich herzlich egal bzw. nachgeordnet den Interessen von Konzernen sind auszutauschen gegen wirkliche Volkvertreter. Dann würden z.B. ein Grossteil der Waffenexporte nicht mehr erlaubt werden und konzernfreundliche, globalstrategische Wirtschaftsabkommen wie TTIP, TISA etc. gar nicht mehr (geheim) verhandelt werden.
    Generell gilt, lasst weniger Waffenhandel zu und verhindert u.a. Börsenhandel mit Lebensmitteln, Steueroasen, Einfluss von Firmen wie Monsanto und anderen globalen Konzernen auf ganze Länder.. es ist eine SEHR lange Liste…
    Was das mit Terrorismus zu tun hat und mit Charlie Hebdo? Terrorismus hat weniger mit Religion zu tun als vielmehr mit Hunger und Krieg.
    Beides liefern wir den „Drittländern“ „frei Haus“, auch durch unser Verhalten als Konsumenten und das Zulassen der Lobbyvertreteraktionen- und wundern uns dann über den Hass und die Flüchtlingsströme.
    Wir könnten das u.U. noch ändern. Eine schöne Gelegenheit das zu diskutieren wäre z.B. auch die re:publica. „Finding europe“ hiesse für mich auch: Lässt sich im Biz bestimmten System namens Europa die (idealisierte) europäische Idee des Zusammenlebens verschiedener Kulturen (eben NICHT auf kosten anderer) eigentlich noch verwirklichen? Oder ist nicht schon zu spät?

  29. 29
    Christian

    Verbrechen und Mord haben nichts in unserer Welt zu suchen.
    Es muss aber gesagt werden, dass dieses Magazin anscheinend zu viel provoziert hat. Dies sagt auch ein stellvertretender Geschäft-bzw Redaktionsleiter.
    Natürlich ist eine solche Reaktion darauf untragbar und feige.

  30. 30

    @#1493617: @#1494581: Auch wenn es lang ist: Ich (und andere) lesen das, es kann also keine Rede von Monologen sein, nur wenn es nicht immer sofort Feedback gibt. :) Danke fürs Einmischen!

  31. 31
    Udo

    @Gondor: Danke für diese kurze Formulierung, die mir aus der Seele spricht!

    @Johnny: Das freut mich. Einiges von dem, was ich geschrieben habe, klingt jetzt bedenklich für mich. Ich erwarte auch keine Antwort. Und was die Länge betrifft, so hab ich dein Buch ja auch gelesen und das ist noch länger :-)

    Mir ist dummerweise noch ne ganze Menge eingefallen, was das Thema abrundet. Auf die Idee bin ich gekommen, als ich Johnnys Geschichte „Moskau, Moskau“ las in Verbindung mit den von mir bereits angesprochenen Tagesschauen von 89/90.
    Da fiel mir nämlich ein ums andere Mal auf, wie Baker, Bush, Kohl, Genscher, Mitterand, Thatcher – kurzum die ganze Phalanx von Leuten, die damals den Ton angaben, ein ums andere Mal wiederholt haben, dass man die Interessen der Sowjetunion achten müsse und dass eine Nato-Osterweiterung auf keinen Fall in Frage käme, man sei bis jetzt mit dem status quo sehr gut gefahren und wolle diesen beibehalten.
    Und wie sieht’s heute aus? Viele der ehemaligen Warschauer-Pakt-Staaten sind in der Nato und die EU klopft schon in der Ukraine an. Wie passt das zusammen?

    Vielleicht vorneweg: Natürlich ist es ein Recht jeden Staates, sich dem Bündnis anzuschließen, dem er sich anschließen will. Nur: das hätte man damals klipp & klar auf den Tisch packen müssen. Man hätte eben zu Gorbatschow sagen müssen: „Lieber Michail! Perestroika, und Glasnost, ganz toll, aber jeder, der von deinen Vasallenstaaten zu uns kommt, wird von uns aufgenommen und wir werden auch vor den Republiken der SU nicht halt machen. Das ist unser Verständnis von Freiheit!“ – „Sehr gut,“ hätte Gorbi dann vielleicht geantwortet, „dann bleiben unsere Truppen eben in der DDR stehen und auch wenn wir die USA mit unseren veralteten Waffen nicht mehr erreichen – für eine totale Verwüstung Europas reicht es allemal. Schön Tach noch!“ Und dann wäre die SU heute vielleicht so ne Art Nordkorea und Johnny würde immer noch im eingezäunten Westberlin sitzen und ich käme wahrscheinlich nicht dazu, sein Blog zu lesen (oder nur mit Schwierigkeiten & Risiken), weil mein Internet, falls ich überhaupt eines hätte, zensiert wäre.
    Irgendwie scheinen mir die meisten vergessen zu haben, was wir den Sowjets verdanken, wohlgemerkt den Sowjets!, denn die haben den ersten Schrit zur Entspannung getan, Reagan bzw. die USA haben nur aufgerüstet. Und das sollte man im Hinterkopf behalten, wenn man heutzutage schreibt, Russland würde seine Muskeln spielen lassen und die Freiheit in Europa gefährden und Putin das böse Alphatierchen… Es geht hier ja nicht um Polen und auch nicht um die Tschechei auch nicht ums Baltikum, sondern es geht um den Osten der Ukraine und die Krim, wo die Mehrheit der Bevölkerung russisch sein soll? Hier bewege ich mich auf dünnem Eis… Ich mag Putin ganz sicher nicht, ich kenne ihn zwar nicht weiter, aber er ist anscheinend dicke mit der alten Koksnase Gerhard Schröder befreundet – und das reicht für mich, um ihn erstmal nicht zu mögen. Ist sicherlich auch ein Vorurteil…
    Daher kann ich Gorbi verstehen, wenn er sich heutzutage verbittert ein ums andere Mal zu Wort meldet und sagt, dass man mit den Amis reden, dass man ihnen aber nicht trauen könne.

    Um wieder auf die Tagesschauausschnitte zu kommen: das sind ja Zeitdokumente. Die oben angesprochenen Personen haben das ein ums andere Mal gesagt, so viel steht fest. Punkt. Und jetzt fällt dem Westen heutzutage nichts weiter ein, als scheinheilig zu behaupten, dass ja keine schriftlichen Verträge geschlossen worden wären. Gut, auch das verstehe ich noch, ich bin ja nicht komplett blöd. Nur… mir drängt sich jetzt der Eindruck auf, dass der Westen seine Überlegenheit offensichtlich auch gerne mit solchen, ja wie nennt man das, Winkeladvokaten, genau, dass der Westen aus verlogenen Winkeladvokaten besteht, aus schmierigen Taschenspielern, die halbwegs gutgläubige und vertrauende Personen bzw. Staaten, mit billigen Tricks bescheissen und behumsen, wo sie nur können. Und dann wundert sich der Westen, dass ihm das vorgeworfen wird. Lügen ist sowohl im Christentum als auch im Islam eine Sünde (meiner Meinung nach ist es auch so eine Sünde, aber gut).

    Um jetz mal die Biege zu Johnnys Geschichte „Moskau,Moskau“ zu kriegen: Ich musste lachen, wie du deine Angst, ins Arbeitslager abgeschoben zu werden, beschrieben hast (na vielleicht hast du hier auch aufs Gas gedrückt) und dann deine Scham, als du gemerkt hast, dass dieser fremde Busfahrer für dich viel Aufwand betrieben hat und das Eingeständnis an dich selbst, dass du sowas noch nie getan hattest. Hut ab.
    Ich frage mich, wer von den Leuten, die heutzutage über den Ukrainekonflikt reden, überhaupt schon mal in Russland war? Also ich war da und meine Erfahrungen decken sich mit denen Johnnys. Da gab es zwei ganz einschneidende Erlebnisse: Zum einen wie uns ein Russe, den wir zufällig trafen, zu sich nach Hause einlud: Plattenbausiedlung, eine Wohnung von 20 qm, Wohnzimmer, Balkon, Kochnische, eine Toilette habe ich nicht gesehen, wo er mit Frau und Kind wohnte. Und dann machte dieser mensch uns auch noch Gastgeschenke! Und nun geh mal als Russe oder Afrikaner durch Marzahn oder Spandau und warte darauf, dass dich jemand nach hause einlädt und dir geschenke macht. Da kannste aber lange warten, solange, bis du vielleicht wie ein räudiger hund abgestochen wirst.
    Das zweite Erlebnis ging folgendermaßen: Wir waren in Tilsit (schöne Stadt, wie ich fand, viele Altbauten, kam mir so ein bisschen vor wie der Prenzlauerberg zu Ostzeiten). Und da gingen wir in ein kleines Museum, die hatten so ein bisschen altdeutsche Überreste ausgestellt. Und in einer Ecke stand ein bisschen nicht offiziell ausgestelltes Zeugs rum – nichts dolles, ein paar alte Flaschen mit Porzellankronkorken und ähnlicher Kram. Und irgendsowas davon habe ich in einem geeigneten Augenblick in meiner Tasche verschwinden lassen. Als wir draussen waren, habe ich das dann den beiden erzählt, woraufhin rauskam, dass der Freund meines Vaters das gleiche getan hatte. Ich war sogar ein bisschen stolz ob meiner Verwegenheit. Gut und schön. Wir waren vielleicht 200 Meter weit gekommen, als der Museumswärter aus dem selbigen ganz aufgeregt heraus stürzte und aufgeregt hinter uns her lief und irgendwas rief. Schreck lass nach. Was machen wir, was machen wir? Feige, wie wir waren, haben wir unsere Schritte beschleunigt und so getan, als würden wir nichts hören und nichts verstehen. Das zweite stimmte sogar, das erste nicht. Der Alte liess sich aber nicht abschütteln. Also erstmal rein in ein Restaurant. Nervös saßen wir am Tisch, der Freund meines Vaters meinte, er hätte sein Raubgut am Sack und sagte zu mir immer wieder „Udo, lass dass Ding verschwinden! Udo, lass das Ding verschwinden!“ Ja was sollte ich denn tun? Es wegzaubern? Ich weiß nicht mehr, was ich getan habe. Irgendwann ging die Tür auf, der Alte stürzte herein, hinter ihm drei Rotarmisten mit grimmigen Gesichtern und Kalashnikovs im Anschlag… nee. Der Alte hatte – oh Schande – drei Abzeichen dabei, Geschenke der Stadt Tilsit, die er den freundlichen Westlern, die ja so sehr an alter geschichte interessiert waren, freudestrahlend und ziemlich außer Atem überreichte. Völkerfreundschaft. Ohje. Spassiba konnte ich immerhin stammeln oder besser gesagt: heucheln. Aber ich habe mir danach fest vorgenommen – beim Teutates – nie wieder so tief zu sinken, wie ich es gerade getan hatte.

    Auch da wieder: der Alte rennt uns hinterher wegen so ein paar kleinen Scheissdingern. Warum hat er das gemacht? Weil er sozial zu Fremden war, genauso wie der Mensch, der uns nach Hause eingeladen hat, genauso wieder Busfahrer, der Johnny zum Taxistand gefahren hat.
    Und ich glaube, das ist ein ganz wesentlicher Unterschied zu uns Deutschen: Wir Deutschen haben, was das Soziale anbelangt, alles schön in die Hände von Vater Staat gelegt. Und darauf bilden wir uns sogar was ein. Hauptsächlich was Fremde und Asylanten betrifft. Und weil wir das Soziale abgegeben haben, sind wir – asozial. Wir Deutschen sind, was Fremde anbelangt, richtig schöne Scheiss Asis. Ich hab mich ganz schön erschrocken, als mir das bewusst wurde. Klar kann man jetzt sagen, dass alles ja in gutem Glauben geschah (da ist er wieder, der Glaube), wir gehen ja davon uns, dass unser netter Staat sich ganz brav an die Menschenrechte hält und dass er auch sonst ganz wunderbar knuffig da ist, wo wir es nicht sehen. Erinnert mich an einen Buchtitel „Schafe blicken auf.“

    Was ich noch sagen möchte: Zum Thema Lügen. Man muss ja – oder nein – ich muss ja davon ausgehen, dass diese Lügnerei nicht nur im Fall der Sowjetunion so gehandhabt wurde. Sondern ich muss leider davon ausgehen, dass alles das, was so im Brustton der Überzeugung mantra- und gebetsmühlenartig heruntergebetet wird, so wie damals das Versprechen, die Interessen der SU zu wahren und auf keinen Fall eine Nato-Osterweiterung durchzuführen (Niemand hat die Absicht eine Mauer zu bauen!), von Politikern, so wie eben zum beispiel die Ansprachen von herrn Gauck oder Frau Merkel zu den Werten und blablabla – dass das ebenso Lug und Trug ist. Muss ich leider. ich kann es mir ja nicht zurechtbiegen wie ich will, frei nach dem Motto: da wo es mir gefällt, glaube ich den Politikern und da wo es mir nicht gefällt, glaube ich ihnen nicht. Glaube, Glaube, Glaube. Und ich vermute, viele Leute empfinden dieses verlogene Gehabe und vielleicht ist deshalb Pegida in Dresden auch so stark, weil die Sachsen irgendwie das sind, was man „brav“ nennt. Zumindest wird ihnen das von anderen nachgesagt. Ist ja auch nicht so wichtig.

    (Und unter dem Gesichtspunkt sehe ich auch dieses Dschungelcamp und deshalb finde ich es unerträglich: da wird gelogen und betrogen, dass sich die Balken biegen. Die Kandidaten untereinander und besonders dieses hassenswerte Moderatorenpaar – eben noch ablästern und dann das Lästeropfer bei der Prüfung anfeuern. Und auch die Leute, die sich darüber verbreiten. Schon aus diesem Grund stehen sie auf gleicher Stufe wie die Dschungelopfer, nicht einen Deut besser sind sie und weil sie sich für was Besseres halten, stehen sie sogar ne Stufe tiefer. Fand ich wirklich schlimm, wer sich da per Zeitungskolumne oder per Twitter geäußert hat: Klatsch & Tratsch & kschkschksch von Leuten, die ich bis dato für integer hielt. Wieder ne Illusion weniger. Lügen ist salonfähig geworden.)

    Wichtig finde ich noch, dass man jetzt oberflächlich urteilen könnte und dann kommt man zu dem Schluss, dass das, was die Politiker in den Mund nehmen und besabbern, also Werte wie Freiheit & Menschenrechte, dass das, weil es die Politiker vereinnahmt haben, eben auch nur Politikerdreck ist. Da scheint mir ne ganz starke Parallele zum Christentum & Islam zu sein: Auch hier haben die Priester die christliche Lehre pervertiert (mißbrauch am Dings-College – zum Beispiel) was dann eben manche hat schließen lassen, das Christentum an sich sei das Problem… der Islam an sich sei das Problem. Was sie aber nicht sind.

    Aufrufe an den Islam, sich von den Attentätern zu distanzieren möchte ich mit einem gegenaufruf beantworten: Distanziert ihr euch lieber erstmal von euren Politikerverbrechern bzw. distanziert euch nicht nur von ihnen sondern tut aktiv was dagegen, denn ihr habt sie gewählt, was der Islam im Fall der Attentäter nicht getan hat.

  32. 32

    Wir waren letzten Montag in Wiesbaden beim „Wiesbadener Spaziergang“ mit 10.000 Charlies und Antipedigas. Zumindest Hessen ist bunt.

  33. 33

    @#1501171: Sehr spannende Russland-Erfahrungen! Eigentlich ging es mir in fast jedem Land, das ich bereist habe (viele, aber lange nicht so viele wie bei anderen Leuten, die ich kenne) so, dass ich mich hinterher für die eigene Heimat, auch für mein eigenes Verhalten vor Fremden geschämt habe. Und dabei geht es nicht darum, dass ich halt als Tourist woanders nett behandelt wurde, sondern genau um solche Geschichten, wie du sie erzählst. Es gibt in vielen (sicher nicht in allen) anderen Ländern wirklich eine komplett andere Grundhaltung gegenüber Anderen.