Das wars also. Dass am letzten Spieltag Unvorhergesehenes vor sich ging, wird man guten Gewissens nicht schreiben können: einzig die absolute Hilflosigkeit, mit der Eintracht Frankfurt abgestiegen ist, war dann doch überraschend. Derart gottergeben sich in sein Schicksal zu fügen, das hat schon etwas hübsch bescheidenes, beinah mönchisches. Mehr als ein bisschen ora et labora war das ja auch nicht das letzte viertel Jahr, unverhältnismäßig viel ora allerdings. Und der bärtige Guru redet unverständliches, mysthisch-kryptisches. Lasst uns Kerzen anzünden, gedrechselt aus Daumschen Haarwachs.
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Bundesliga 33
Und am Ende kam Rainer Calmund. Der Mann, der nichts schlucken kann, was kleiner ist als eine Melone (Titanic). Dem war es vorbehalten, die Grabrede auf den FC St. Pauli zu singen, mit seiner Opernfigur, und dabei mit den Ärmchen zu rudern, als wäre er ein Tretboot. Calmund als Tretboot, das immerhin hätten gerne die paar verbliebenen Fans gesehen, dann dürften sie ihn straflos mit Füssen traktieren für Sätze wie:
„Sankt Pauli ist ein ganz normaler, professioneller Verein geworden.“ Besonders super findet er die neuen Logen, da sei inzwischen richtig was geboten. Früher hat es immer nur „Da, nochn Bier“ geheißen, und am Ende hat man sich wohl die Wurst auch noch selber holen müssen. Das ist mit Calli nicht zu machen, dem muss das direkt in den Schlund gehächselt werden, nicht umsonst ist Calli einer von drei Prominenten, bei denen die Google-Suchvervollständigung nicht als erstes „schwul“ vorschlägt, sondern „Gewicht“. Die anderen zwei sind Helmut Kohl. Den allerdings hat man noch nicht in den Business-Suites am Millerntor gesehen, gibt zu selten Saumagen da.
Bundesliga 32
Gestern lag sie mir heulend in den Armen. Wir kennen uns kaum, wir sind Fussballfreunde. Fussballbekannte. Wir kennen unsere Namen nicht, wir sitzen jeden Samstag in dieser dunklen, verrauchten, wunderschönen Kneipe, am gleichen Tisch häufig, und sehen uns die Konferenz an. Und einmal, da ist ihr aufgefallen, dass ich mich gefreut habe, als Dortmund ins Tor traf, und sie hat sich auch gefreut, sie ist Borussin. Da hat sie mir einen Schnaps ausgegeben, mittags um vier. Einen Mexicana.
Bundesliga 31
Tränen liegen schwer im Trend gerade: Stanilawski tropfte ein wenig Wasser über seine Lachfalten, Dede kullerten ein paar Tropfen aus den Augen, als er sich von den Fans verabschiedete, und Manuel Neuer verschluckte sich während seiner Abschiedspressekonferenz an seinen Emotionen. Es wurde die letzten Tage mehr Sekret geflossen als in einer herkömmlichen DSDS-Folge.
Bundesliga 30
Irgendwann saß Jupp Heynckes auf seiner Trainerbank, die Lippen zusammengekniffen, die Brille schon beinah beschlagen von dem starren, wutheißen Blick aus seinen zusammengekniffenen Augen, die Couperose-Äderchen auf den Wangen zu purpurnen Flüßen aufgebläht, wenn er einen Stock zur Hand gehabt hätte, hätte er nach den jungen Männern geschlagen, die da vor ihm den Rasen kaputttraten. Das war nach Minute 30. Der arme Mann.
Bundesliga 29
Eleganz ist selten effektiv, im Gegenteil: in aller Regel will sie genau das nicht sein. Sinn der Eleganz ist es ja, ein ästhetisches Konzept herauszustellen genau dadurch, dass man auf Brauchbarkeit scheißt, pardon: sich entleert. Einen Bodenschleier zu tragen, weil man es sich leisten kann, langsam zu gehen. Einen breitkrempigen, geschwungenen Hut, weil man die Zeit hat, auf Luftstöße zu achten. Eleganz ist die Zurschaustellung der eigenen Sinnlosigkeit bei gleichzeitigem Versuch, genau diese Überflüssigkeit zu überdecken.
Bundesliga 28
Heute, statt eines einzigen Themas, fünf Bemerkungen zu den Ereignissen der letzten Wochen.
Bundesliga 27
Schade eigentlich, dass das Trainerkarussel Rangnick und Magath an alte Stelle hinerbrochen hat: was genau so faszinierend daran ist, dass Vorstände gerne mit Leuten zusammenarbeiten, mit denen sie bereits erfolgreich zusammengarbeitet haben, weiß ich nicht. Am Ende nichts oder sogar noch ein bisschen weniger. Es ist nur eine schöne Geschichte, und natürlich ist es sensationell, wenn man sich die Geschichte nicht mehr selber zusammenschustern muss, sondern sie sich komplett von selbst schreibt: sensationell früher Feierabend, da darf man schon mal jubeln.
Bundesliga 26
Die Schweigeminute dauerte 15 Sekunden. Höchstens. Gladbacher und Bremer standen sich gegenüber, manche kauten Kaugummi. Dann bedankte sich der Stadionsprecher, Dante rückte seine Maske zurecht, Frings klatschte in die Hände.
Es wirkte alles fürchterlich banal. Einerseits. Aber auch rührend hilflos.
Bundesliga 24
Man müsste eigentlich über Dortmund reden, aber seit Wochen wird über Dortmund fortwährend das gleiche geschrieben, immer das gleiche geschrieben, durch die Bank wird das gleiche geschrieben, das gleiche das gleiche das gleiche, so sehr das gleiche, dass es eigentlich das selbe sein könnte. So abwechslungsreich das Dortmunder Spiel ist, so erschreckend uninspiriert sind die Fragen, die es aufwirft.
Bundesliga 23
In keinem Hollywoodfilm identifiziert man sich mit dem Mächtigen, immer nur mit dem Rebell. Es gibt keinen guten Film über eine Machtkonsilidierung. Packende Geschichten gehen immer nur über Umstürze, um Momente, wo die Ordnung in Aufruhr gerät. Der Fussball liefert diese Geschichten zuverlässig, weil es eines der wenigen Spiele ist, das auch der Unterlegene gewinnen kann (auch wenn das angemessen selten ist).
Bundesliga 22
Julian Schieber liegt auf dem Bauch, mitten im Stuttgarter Strafraum. Fassungslos kaut er auf seiner Unterlippe herum, während er sich hilfesuchend auf dem Feld umsieht. Er mag sich gefühlt haben wie der Petunientopf, der für Desperate Housewives gecastet worden ist und jetzt die Stunts in Per Anhalter durch die Galaxis spielen soll.
Julian Schieber ist kein Elfmeter verweigert worden, er hat auch keine Vorlage, die ihm direkt auf die Torlinie gelegt worden ist, ins Seitenaus geschaufelt. Julian Schieber hat das vorentscheidende 2:0 gemacht, für seinen Arbeitgeber, für Nürnberg. Gegen seinen Verein, den VfB Stuttgart. Nächstes Jahr soll er zurückkommen, sagt Fredi Bobic, auf jeden Fall.