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Get up, stand up

Das schwache Licht, das mühsam in die Räume kriecht und der Druck auf meinen Augen sagen drei Uhr Nachts.

Die Wanduhr behauptet Viertel vor sechs.

Noch immer windpockengeplagt ist der Kleine mit schlechtgelaunten Rufen nach seiner Mutter aufgewacht, die sich nach fünf Stunden Schlaf zu ihm schleppt um mich einige Minuten später frustriert und müde um Ablösung beim schreienden Kind zu bitten. Ein kurzer, wie immer blöder Streit. Schlafmangel der Eltern. Währenddessen beginnt der Große relativ unbeeindruckt von den vormorgendlichen Tumulten, seinen Bagger und damit den Tag zu aktivieren. Die Hoffnung auf ein erneutes Einschlafen des Kleinen schwindet.

Blank liegende Nerven betteln nach weiterer Ruhe und Schlaf, der Hund nach Entlastung. Um sieben Uhr bekomme ich beim Bäcker die allerersten Croissants und Schrippen durch die halb geöffneten Jalousien und bemühe mich nach meiner Rückkehr den Kleinen davon zu überzeugen, das es kein Grund für einen Nervenzusammenbruch ist wenn man seine Hose im Alter von zwei Jahren noch nicht selbst anziehen kann.

Um zwanzig nach sieben sitzt die ganze Familie am Frühstückstisch. Radio Eins spielt Prince und kündigt Campino live im Studio an. Der Große evaluiert die Chance, heute als Erster im Kinderladen zu sein. Das vom Jüngeren selbst verschmierte Honigbrötchen bleibt unangetastet auf dem Teller liegen. Zu müde zum Essen.

Um zehn nach acht strahlt das Gesicht des Älteren stolz der Erzieherin entgegen. Zum ersten Mal in der Geschichte dieser Familie sind wir die Ersten. Seine Kumpels werden vor Neid platzen. Auf dem eisig kalten Fußweg ins Büro ein Telefonat mit der Liebsten, um den Tag mit netten Worten ein zweites Mal beginnen zu lassen. Im Hintergrund schreit der kranke und müde Kleine nach seinem Vater (wäre ich dort, würde er nach seiner Mutter verlangen) und ich hoffe für die Beiden auf eine baldige erneute Schlafphase.

Auf der Oranienstraße bleibe ich für ein paar Sekunden stehen. Ich habe vergessen, dass ich gleich einen Termin in Potsdam habe.

Es ist überraschend still, bis von irgend woher das stereotype Piepen eines elektronischen Weckers erklingt.

Guten Morgen!

1 Kommentar

  1. 01
    Myalo

    weshalb sterben die sogenannten „zivilisierten“ nationen aus? -> null stress , bitte!