Ihr habt den Spreeblick Kommentar-Rekord aufgestellt. Aber Quantität hat ja wenig mit Qualität zu tun, daher habe ich die Kommentare für den Jamba-Artikel vorerst geschlossen. Und kann mir dabei selbst nicht verkneifen, noch einige Anmerkungen zu machen.
Vorweg: Links zum Artikel (und um weiter zu diskutieren) könnt ihr u.a. bei Technorati oder auch bei Blogstats im Auge behalten. Erwähnt sei auch der englischsprachige Artikel von Heiko zum gleichen Thema. Weitere Links sind ja in den Kommentaren.
Und jetzt zu den Anmerkungen.
Es ist mir komplett egal, wieviel Geld ein Klingelton kostet, wieviel Klingeltöne in einem Abo enthalten sind, ob das billig oder teuer ist. Ich habe nicht über den Klingelton an sich geschrieben. Ich habe über eine von mehreren Firmen und deren Verkaufsmethoden geschrieben, die ich für moralisch absolut nicht vertretbar halte, da ich der Meinung bin, dass sie gezielt und wissentlich so verwirrend wie möglich gestaltet sind und vor allem auf eine minderjährige Klientel ausgerichtet sind. Mein Blog, meine Meinung. Take it or leave it.
Und dann doch nicht nur meine Meinung. Die Themen Klingelton-Abos und Jamba werden sich in den nächsten Monaten erledigen, da neue Endgeräte die Nutzung eigener, selbst erstellter Töne vereinfachen und längst ganz andere Stellen als ein paar Weblogs das Unternehmen auf dem Schirm haben. Übrigens auch die großen Mobilfunk-Provider, die immer wieder versuchen (so hört man), Jamba zu mehr Transparenz und Eindeutigkeit ihren Kunden gegenüber zu bewegen, da sie Image-Schädigungen für das eigene Unternehmen befürchten.
Das alles weiß auch Jamba und daher gilt es, jetzt noch so schnell wie möglich so viel Geld wie möglich zu machen. Das allein reicht nicht für Kritik, doch die Methoden sehr wohl.
Ich vermute (!), dass die Pro-Jamba Reaktionen in den Kommentaren alle aus dem Hause Jamba selbst kommen, was ich zunächst clever, dann aber ob der durchschaubaren und lächerlichen Postings peinlich und nervend fand. Diese Form der Antworten wären nicht untypisch, das Unternehmen hat – so behaupten einige – in anderen Fällen, in denen es wohl um Auseinandersetzungen mit dem Verbraucherschutz ging, eigene Mitarbeiter „zufriedene Kundenmails“ schreiben lassen, um das Image gerade zu rücken.
Wer (ob bei Jamba angestellt oder nicht) das alles toll findet und mit „geilen Ideen“, „coolen Unternehmern“ und „freier Marktwirtschaft“ argumentiert, dem wünsche ich, dass er oder sie vielleicht demnächst, wenn der Job weg ist und die Aktien-Optionen keinen Wert mehr haben, noch einmal neu nachdenkt:
Gäbe es kein Streikrecht, keinen Verbraucherschutz, keine Gesetzgebung in Bezug auf Unternehmen, Marketing und Preisdarstellung, keine Gewerkschaften, keine Betriebsräte, keine aufmerksamen Verbraucher, keine unabhängigen Medien mit kritischer Beobachtung unseres Umfeldes (u.a. Blogs), würden wir unter einem regellosen Wirtschaftsdiktat leben (es gibt Leute, die glauben, das wäre trotzdem schon so). Keine Garantien, keine Mietpreisbindungen, kein Schutz eurer Rechte als Verbraucher. Sie wollen etwas umtauschen? Fuck off!
Es gibt Leute (damit meine ich nicht ein paar kleine Blog Einträge, obwohl die ihren Beitrag leisten können), die seit vielen Jahrzehnten auch für eure Rechte eintreten. Zynische Kommentare wie „Wer das Kleingedruckte nicht lesen kann, ist selber schuld“ treten diese Arbeit mit Füßen. Denn ohne diese Arbeit gäbe es nicht einmal das Kleingedruckte.
Meine Prognose: Das Abo-Modell wird in den nächsten Monaten vehemente Schwierigkeiten bekommen und in dieser jetzt exisitierenden Form verschwinden. Und die heutige unreflektierte Verteidigung der Vorgehensweise eures Arbeitgebers wird euch hoffentlich später vor euren Kindern sehr, sehr peinlich sein.
„Know your rights“
(The Clash)
55 Kommentare