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Bloggen in Davos

Ganz spannend: wirres.net findet es eklig, dass Loïc Le Meur den Oliver in Davos (was macht er da zur Zeit nur?) trifft und ihn als „großen deutschen Unternehmer“ bezeichnet, während er mit ihm über (jetzt kommt’s…) Weblogs diskutiert. Das Ix’sche Ekligfinden empfindet MEX nun aber als Schubladendenken.

Ich will doch nicht hoffen, dass die kürzlich durch die klassischen Medien hervorgerufene (temporär?) steigende Popularität von Weblogs dazu führt, dass sich Blogger (und Bloggerinnen!) jetzt gegenseitig aufs Maul (sc)hauen müssen. Zumal ich sowohl MEX als auch wirres sehr gerne lese.

Wenn Blogs beginnen, zu sehr „aufzupassen“ werden sie im besten Fall langweilig, wenn nicht sogar belanglos. Das bedeutet nicht, dass ein Blog nicht gut geschrieben und bei entsprechenden Themen auch gut recherchiert sein sollte und ich persönlich lese keine Blogs, die zum größten Teil aus Beleidigungen bestehen, das macht einfach keinen Spaß. Doch die schnelle, emotionale Äußerung mit dem Fokus auf Sarkasmus und Ironie gehört genauso zum Bloggen wie das Setzen von Links. Meine ich.

Die Gefahr besteht natürlich in der Nähe zum Stammtisch. In zu viel „die da oben“ Gequatsche. Sieht man sich alle oben genannten Blogs an, weiß man aber schnell, dass keiner davon in diese Nähe rückt.

Zum eigentlichen Inhalt der Diskussion:

Ich ziehe auch die Augenbrauen hoch, wenn ich lese, dass sich (plötzlich?) einer der Dschamba-Gründer für Weblogs interessiert, glaube aber kaum, dass Blogs sein „nächstes großes Ding“ werden. Blogs erfordern Kreativität und Aktivität von den Nutzern (im Gegensatz zum passiven Konsumverhalten beim Klingeltonherunterladen), es gibt bereits gute Dienstleister und es ist nicht unendlich Geld damit zu verdienen. Prove me wrong.

Auch Samwer als „einen der wenigen großen Unternehmer Europas“ (Loïc Le Meur) zu bezeichnen ist wohl etwas übertrieben und sicher aus einer momentanen Sympathie während des gemeinsamen Plauderns heraus entstanden. Man muss darüber nun nicht unbedingt so abkotzen, wie es Ix auf wirres.net tut, aber man kann. Ist schließlich (s)ein Blog. Und wenn er es tut, bedeutet das nicht, dass er sich in kindischen „wer Geld verdient ist ein Arsch“ Argumentationen verliert, das tut er nicht und darum geht es nicht.

So wie ich wirres.net verstanden habe, geht es darum, dass ein „großer Unternehmer“ seiner (und auch meiner) Meinung nach etwas mehr vorweisen können sollte als kommerziellen Erfolg. Hervorragende Unternehmensführung. Faire Behandlung der Angestellten. Wegweisende Konzepte für die Konzernwelt von morgen. Transparenz und Fairness gegenüber den Kunden. Politisches Engagement, das über den eigenen Tellerrand hinausschaut. Um mal ein paar Beispiele zu nennen.

Und wenn wirres.net von „Speichelleckern“ schreibt, dann muss man ihm mit einem Blick auf die Kommentare bei Le Meur teilweise Recht geben. Da behaupten die Betreiber der recht neuen Site blog.de, dass die Blogger in „good old Germany“ (sic) erst noch „aufwachen“ müssen und tun natürlich selbst mit ihrem Service etwas gegen den deutschen Blogschlaf. Süß.

Geradezu gebettelt wird da weiter um das, was Oliver Samwer „über Blogs zu sagen hat“ (as if anyone cares) und die „Andeutung“, dass er plant, selbst zu bloggen (worüber?), wird als „excellent news“ kommentiert.

Meine Fresse. Da kann man schon mal deutlich werden wollen, MEX, musste zugeben! Denn es geht doch nie um tatsächliche Verachtung der einzelnen Personen, sondern um die Kritisierung bestimmter gesellschaftlicher und politischer Umstände, mit denen man nicht einverstanden ist, da darf man schonmal in die Schublade greifen. Auch bei meinem Dschamba Artikel fungieren die in den Vordergrund gestellten Personen, die ja selbst schon lange nicht mehr aktiv in dem Laden sind, als reine Ikonen, als Aufhänger für die Story. Das macht Spreeblick im Grunde wie Planetopia, mit höherem Anspruch und anderem Fokus natürlich.

Was mache ich hier eigentlich schon wieder für selbstreferenziellen Quark? Ich wollte doch bloggen, bloggen, bloggen und immer an die Leser (und Leserinnen!) denken!

3 Kommentare

  1. 01
    Motu

    Die Leser (und Leserinnen) sind eben König (und Königinnen)…:).

  2. 02

    Ich finde es nicht gut wie wirres.net argumentiert. Durch seine banale Ausdrucksweise begibt er sich somit auf das gleiche niedrige Niveau wie die Dsch(J)amba-Leute mit ihren Kommentaren (siehe dein Dsch(J)amba-Artikel).

  3. 03

    Lass sie bloggen..wenn sie nichts zu sagen haben, wird es auch keiner lesen…irgendwann werden sie den Spass daran verlieren.
    (Jaja…eigendlich sollte man ja schreiben, als wär man der einzige, der es liest…aber brauchen wir nicht alle mal unseren „Egokommentar“? :D

    Wenn sie anfangen, sich nur noch gegenseitig übers Maul zu fahren, wird auch das irgendwann langweilig. Niemand liest seitenweises Geflame.

    btw. kann ich mir sehr gut vorstellen, das einer dieser Kückenpapas anfangen wird zu bloggen.
    Nach deinem Jambakurs, allerspätestens nach der Planetopia- „Recherche“ haben viele mitbekommen, was für eine Macht eigendlich hinter einem Weblog steckt.
    Und diese Macht wird (!) missbraucht werden.
    Es ist nicht schwer, Werbung hinter „persönlichen Empfehlungen kleiner pubertären Mädchen“ zu verstecken.
    Und wenn das Mädel sagt: „Das ist cool!“, dann werden auch andere kleine Mädchen das „cool“ finden.
    Wenn einer der „J-Crew“ hinter dieser Fassade schreibt: „Ich hab hier einen gaaaaanz tollen Tingelklingelton und alle in meiner Klasse mögen den, hört ihn euch an“
    Es werden sich von 100 Besuchern wenigstens 60 finden, die ihn sich runterladen…
    Ich schweife ab…:D