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Januar Rückblick

Ohne ersichtlichen Grund fühle ich mich heute morgen von mir selbst aufgefordert, auf den Januar 2005 zurückzublicken. Im Spreeblick Sinne.

Anderthalb Millionen Hits und 140.000 Visits, alles noch ohne diesen heutigen letzten Tag des Monats – der stärkste im Spreeblick Leben, kein Wunder bei der massiven Berichterstattung über die Dschamba Geschichte, die heute nochmal durch einen erstaunlich fairen Artikel in der Print-Ausgabe von FOCUS eine weitere Server Attacke erwarten lässt. Ich hoffe, dass der Server das, anders als zu Beginn des Monats, diesmal verkraftet.

Erfolg im Sinne von vielen neuen interessierten Lesern (und Leserinnen!) ist schön, keine Frage. Nicht so schön war, dass man kaum noch zum Schreiben kam ob der vielen technischen Probleme und der Fokussierung auf das eine klingelnde Thema. Aber selber schuld, wenn man sich von Planetopia filmen lässt.

Absolut positive Nebeneffekte der ganzen Sache: Viele nette persönliche Kontakte zu anderen schreibenden Menschen, abendliche Diskussionen auch ohne Intrawebnetz dazwischen, neue Ideen und gerne auch mal Selbstreflektion. Kann nie schaden.

Abgesehen vom Klingeling gab es aber auch andere Themen im Januar. Ich nahm meine erste Gastblog-Einladung von IT&W sehr gerne an und lasse sie gerade in die Geschichte eingehen, da ich die wenigen Teile der Serie über Wochen strecke (natürlich ist das nur umsichtig von mir, ich will den ohnehin schon immensen Traffic, der für IT&W durch diese kleine Sensation entstanden ist, nicht noch weiter in die Höhe treiben…).

Viele Jahre zu spät habe ich weiterhin im Januar Ted Leo and the Pharmacists entdeckt und unter massiver Zustimmung meine erste Regiearbeit veröffentlicht. Die ersten Spreeblick T-Shirts werden pünktlich zum Beginn des Februars in den weltweiten Vertrieb gehen und endlich die immer wieder per E-Mail auftauchende Frage beantworten:
„Wovon lebst du eigentlich?“

Überhaupt: E-Mails. Selten so gelacht. Da steht man mal im SPIEGEL und schon ist man Experte und Ansprechpartner für Themen wie „Ich möchte auch Blogger werden, bitte sagen sie mir, worüber ich schreiben soll“ oder „Sie sollten mal darauf hinweisen, dass ich neulich versucht habe, bei der Firma XY ein Fax zu senden, aber das ging nie durch (…)“ und auch gerne „Bitte unterstützen sie mit ihren Blogger-Kollegen unsere Aktion für Thema YZ“….

Kritisch betrachtet muss ich feststellen, dass ein größeres Publikum das Bloggen nicht leichter macht. Ein Teil des Reizes von Weblogs, nämlich der restringierte Code des jeweiligen Autors (oder der Autorin!) kann zu größeren Missverständnisse führen, Subtilität ist nicht jedermanns Sache und auch das zwischen den Zeilen Lesen will gelernt sein. Doch so lernen zeitgleich Schreiber (und Schreiberinnen!) und Leser (und Leserinnen!), die ja ebenso schreibend agieren, etwas hinzu.

Am Ende wenig überraschend, aber dennoch etwas enttäuschend ist die Tatsache, dass Blödsinn und pure Provokation die besten Mittel sind, Zugriffe und Reaktionen zu erhöhen. Denn während meine Worte zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus gerade mal fünf Kommentare und Trackbacks gebaren, sorgte mein Pro-Studiengebühren Gepöbel hier und hier für bisher 76 Kommentare und Links sowie für entrüstete E-Mail Aussagen wie „Ich lese nie wieder Spreeblick!“. Die Diskussion ebbt übrigens enorm ab, seit sich vorsichtig die ersten Auszubildenden und Hauptschüler zu Wort melden, was nicht an deren Kommentaren liegt.

Ein weiterer Knaller, was Zugriffe und Links angeht, war die Erwähnung des Southpark-Avatar-Generators. Go figure, im wahrsten Sinne des Wortes.

Nicht unerwähnt bleiben sollte der gelungene Ein-Euro-Abend von Jürgen Kuttner in der Berliner Volksbühne mitsamt der anschließenden, von Jürgen und yours truly moderierten sozialkritischen Disko, ein spaßiger Erfolg für alle Beteiligten, der nach Wiederholung schreit und vermutlich auch gehört wird.

Starten wir also den Februar frisch mit einem Autorenwettbewerb (nicht zu verwechseln mit einem Autorennenwettbewerb) und halten wir uns streng an das gerade eben von mir in starker Anlehnung an einen alten Slogan von Stiff Records erdachte Motto:

Fuck hits, let’s blog!

8 Kommentare

  1. 01

    Wie missverständlich Geschriebenes manchmal sein kann merke ich regelmäßig in meiner Tätigkeit als Moderator eines Internetforums.
    Und es wird umso schlimmer, je durchwachsener das Publikum wird.

    Mir ist dabei aber eines aufgefallen im Verlauf der letzten Jahre wird der
    Ton immer ruppiger und die Flexibiltät, die erforderlich ist auch anderen
    eine eigene Meinung zu zu gestehen lässt immer mehr nach.

    Zum Thema Studiengebühren wollt ich tatsächlich auch etwas sagen, als
    damals dein Statement dazu raus kam, aber ich habs mir dann noch zwei
    Mal durch den Kopf gehen lassen und es dann einfach nicht gemacht.

    Zeitgleich war im oben erwähnten Forum nämlich auch eine heisse Debatte
    zu dem Thema. Im übrigen bin ich ab März auch Student, was mich aber
    momentan nicht dazu bewegt sonderlich verärgert zu sein.
    Meine persönliche Grundhaltung von allen immer das schlechteste zu erwarten
    beugt vielen Enttäuschungen vor! ;)

    So, das wars auch schon… mein erster Kommentar in deinem wirklich erstklassigen BLog!

    Bye

  2. 02

    Nur weil der Gedenktag-Eintrag nicht viele Trackbacks oder Kommentare hat heißt das nicht, dass er nicht gut war oder dass er nicht gelesen worden wäre oder uninteressant gewesen wäre. Es gab halt nur weniger „zählbare“ Reaktionen, und deshalb kann man hier Schweigen wohl als Zustimmung werten ;-)

  3. 03

    Da haste vermutlich Recht. Manchmal ist Schweigen ja auch richtiger.

    Danke für den Hinweis. :)

  4. 04

    Das Thema Studiengebühren ist eben ein sehr heißes gewesen, nur einen Tag früher wären die Kommentare wohl erheblich weniger gewesen.

    Daher wundern mich die Anzahl der Reaktionen nicht, vor allem weil dein Weblog im Januar sicherlich zu den meistbesuchtesten in DE war.

    Thomas

    P.S. Ich bin mal gespannt, wer als nächstes König der Weblogs genannt wird …

  5. 05

    Sehr geehrter Herr Jony, auch ich besitze einen (Holz-)Block. Da Sie Ihrem eine ganze Homepage gewidmet haben, würde ich Sie bitten mir zu zeigen, wie ich das auch machen kann.

  6. 06

    Also ich muss sagen, am besten gefällt mir die Sache mit Dir und Deinen Bloggern : ) Schöne Vorstellung: Johnny sei unser Führer und leite unter Spreeblickschem Banner die neue deutsche Medienrevolution ein! : )

    Was den Gedenktagbeitrag angeht schließe ich mich der Meinung von Sven an, grade zu den nachdenklich und bedrückenden Themen fällt einem meist nur schwer was ein, nicht zu letzt weil zu dem Thema, wenn es nicht völlig polemisierend geschrieben ist, meist nicht mehr viel zu sagen ist, wer will schon immer nur: Schön! Wie wahr! Du hast recht! … drunter schreiben.

  7. 07
    Motu

    Schreib doch ma was über die 5.000.000 Arbeitslosen, die nur durch Satistikänderung (denkste) entstanden sind….