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Yes, we’re open!

Zum (zumindest von mir…) lang erwarteten Start des Spreeblick Shops freue ich mich über eine gastgebloggte Übersicht der T-Shirt-Kultur von Tanja:

Unter allen Kleidungsstücken dient das bedruckte T-Shirt der offensivsten Selbstdarstellung seines Trägers/ seiner Trägerin.

Ich behaupte zwar, große Teile der Menschen, die mir auf der Strasse und anderswo begegnen, anhand ihrer Schuhe klassifizieren zu können, aber dazu benötigt man Erfahrung, psychologisches Fingerspitzengefühl und ein Maß an Interpretationsvermögen, dass man im Wind der urbanen Geschäftigkeit nicht immer zu aktivieren bereit ist.

Wie entgegenkommend ist da ein T-Shirt.

Bedruckt mit Namen von Bands, denen man wünschte, sie existierten wenn überhaupt nur als Oberbekleidungsdekor und würden in diesem Fall wenigstens ansatzweise ihren Inhalt charakterisieren („PUR“).

Oder versehen mit Parolen, die älter sind als die Erfindung des Siebdrucks. Und dann all die spaßigen Sprüche, die vorgeben, unter ihnen schlage ein fröhliches Herz.

All diese T-Shirts machen die Welt nicht besser, aber verständlicher, lesbarer eben. Sie symbolisieren Zugehörigkeiten (oder eben nicht) und nehmen uns mühevolle Spekulationen über den Charakter ihres Trägers ab, einer Verpackung gleich, deren Inhalt sie hilfreich deklarieren, geht man davon aus, sie seien bei vollen Bewusstsein gekauft und über die Mamel gezogen worden.

Anders steht es mit völlig sinnentleerten Wortkombinationen aus der Karstadt Design-Abteilung. Wer ein T-Shirt mit dem Aufdruck „Colourful Future“, „Fast speed rider“ oder „My fantasie“ trägt, vegetiert im sozialen Kaffeesatz ziellos dahin, hat alle Ideale an andere abgegeben oder spricht einfach gar kein Englisch. Solch ein Mensch ist nicht Freund, nicht Feind, er ist einfach… nicht.

Von Aufdrucken in unverständlicher Sprache sollte man übrigens generell die Finger lassen. In den frühen Neunzigern gab es so schicke Shirts mit japanischen und russischen Schriftzügen, die ich mich immer nicht zu tragen getraute, weil ich ziemlich sicher war, da stehe „Habe nix drunter“, „Nazisau“, „Leberwurstbrot“ oder andere Despektierlichkeiten.

Man muss sich das klar machen, wenn man ein bedrucktes T-Shirt kauft: ein Wort hat stets eine Bedeutung und diese ist eben eindeutig oder deutbar.

Jemand, der beispielsweise ein Shirt mit dem Aufdruck „Wofgang Petry“ trägt, hat höchstwarscheinlich auch noch eines mit „Bier formte diesen wundervollen Körper“ im Schrank und ist somit ein sozial umgänglicher Mensch, der sich mit seinen persönlichen Defiziten angefreundet hat.

Was aber ist mit all den „žZicken“, deren Population immer noch stetig zunimmt? Warum trägt ein Mädchen, eine Frau gar, ein Shirt auf dem „žZicke“ steht? Weil sie nun mal eine ist? Weil sie, im Gegenteil, zu stolz ist die süße, schnuffelige Häschennatur die darunter schlummert jedem Dahergelaufenen zu präsentieren? Die für diese Shirts ausschlaggebende MTV Kampagne ist zu lange her, als das man interpretatorisch an sie anknüpfen könnte.
War auch zu subtil. Unmöglich, sich 2.000.000 subtil/clever ambitionierte Käuferinnen von Zicken T-Shirts vorzustellen.

Es bleibt ein großes „Why?“.

T-Shirts mit unklarer Aussage gilt es unbedingt zu meiden, es sei denn, sie sollen (s.o.) subtile Denkprozesse anregen. Das geht aber selten gut.

Ich hatte einmal ein selbst gemachtes Shirt mit dem Aufdruck: „Happiness is a warm gun“. Ein Beatles Song, ok,. Wer das wusste, ließ es durchgehen, im damals hippen Berliner Club „Delicious Doughnuts“ aber wollte man mir damit wegen Gewaltverherrlichung den Eintritt verweigern und auch sonst brachte es mir mehr nervige Diskussionen als Freunde (ich war neu in der Stadt). Ich ließ es im Schrank und machte ein Neues.

„ABI 2000“ stand drauf. Da war das Jahr 2000 aber noch nicht in Sicht und mein Abitur lag lange zurück. Mit diesem Shirt hatte ich mehr Erfolg, wenn man es als erfolgreich empfindet, dass wildfremde Menschen einem auf die Brüste gucken und lachen. So lustig bin ich aber auch wieder nicht und auch dieses Shirt wanderte in den Container.

Ich lernte und lasse euch nun von meiner Erfahrung profitieren:

Ein wirklich cooles T-Shirt beherrscht die Kunst des Understatements. Es verrät nicht zuviel, macht aber vielleicht doch neugierig und vor allem: es sieht unaufdringlich gut aus und zeugt somit trotz der Schlichtheit des Kleidungsstücks als solchem von Stil und Geschmack.

Wenn also z.B. auf einem T-Shirt „I live by the river!“ steht, geht das voll in Ordnung. Man ist dann wahlweise musikalischer Auskenner auf hohem Niveau, mag Berlin oder Wasser oder beides, steht auf exzellentes Design oder gehört einfach zu denjenigen die sich entschieden haben, ihr Geld nicht mehr in sinnlosen Massenmist zu stecken.

Mit anderen Worten:

we are open

29 Kommentare

  1. 01

    Gratuliere Johnny. Schöne Kleidung.
    Gratuliere Tanja. Schön geschrieben. Ganz Deiner Meinung.
    Ach ja: Eins Zwo hat(te) da mal ne zum Thema passende Nummer:
    „Generation T“. Auch sehr schön.

  2. 02

    gibt´s die auch in meiner grösse, herr kollege?

  3. 03

    Ich hab ein T-Shirt auf dem, „I don’t work here“ zu lesen ist. Macht man sich beim Kundenbesuch oder Abends im Gastrobereich extrem viel Freunde. ;-) Bisher wollte jeder auch eins.

    http://www.thinkgeek.com/tshirts/frustrations/38e2/

  4. 04

    ein t-shirt-cam-projekt gab’s beim leztjaehrigem congress: 21C3.
    jeder konnte sein shirt an einer einfachen box fotografieren und es wanderte direkt ins netz. gucken: http://erdgeist.org/arts/graphic/congress-shirts/

  5. 05

    ich gebe gerne 22€ für ein shirt aus, auf dem nur eine textzeile gedruckt ist, nur um mein geld nicht mehr in sinnlosen massenmist zu stecken. ehm …
    ansonsten netter text.

  6. 06

    Wirklich hervorragender Text! Und auch ‚Spreeblick Classic‘ gefällt mir recht gut!

    Viel Erfolg. :P

  7. 07

    sehr schick und ich freu mich so auf mein shirt, ich werde mit „spreeblick-geschwellter brust“ rumlaufen. so.

  8. 08
    Aberaber

    … doch nicht Hanes, bitte!

  9. 09

    Ich hoffe doch es kommt noch ein Link direkt an den Rand? Oder war ich grad zu blind zum Finden ?! :)

    Die Shirts sind klasse, wenns mein Budget diesen Monat noch zu lässt kauf ich auch eins!

    bye

  10. 10

    22 Euro? Da ist der Schriftzug aber schon mit Goldfäden aufgestickt, oder? :twisted:

  11. 11

    Ich mag Menschen, die sich mit Ihren persönlichen Defiziten angefreundet haben!

  12. 12
    tanja

    Danke, für die Komplimente!

    @MC Winkel: mit denen komme ich in der Regel auch gut klar!

    @viele: die Shirts entstanden in extrem unlukrativer Kleinauflage- das kostet!
    Dafür gibt´s ´nen tollen Sammelaufkleber gratis dazu und die Bestelladresse gelangt in liebevoller Handarbeit auf den Umschlag!

  13. 13
    moe

    halluzinier‘ ich oder werden die billiger je länger ich mit dem bestellen warte?
    und verschickt ihr auch nach spanien für 3e?
    oder kann man abholen (lassen)?

  14. 14

    Wir machen europaweit die gleichen Konditionen. Es gab aber zwischendurch Probleme mit der Preisanzeige, stimmt jetzt wieder alles.

    Also 3e nach Spanien: korrekt. Und abholen lassen kannst du auch, na klar.

  15. 15
    psycho

    ich möchte den holgi (s.o.) zitieren:
    „gibt´s die auch in meiner grösse, herr kollege?“

    selbst ne L eignet sich bei mir eher als nachthemd :-/

  16. 16
    Christian

    Umgekehrt wird ein Schuh drauss… Größe L kann ich mir maximal um den Arm binden :-)

  17. 17

    Zur Klärung: Das sind alles keine Skater-Größenangaben. :)

    Ein L wird etwas zu heiß gewaschen ein M und das XL ist garantiert kein Nachthemd, sondern spannt sich angenehm um den muskulösen Oberkörper, den ich auch nicht habe.

    Bei mir ist L prima, ich bin 1,82 groß und dünn mit verhängnisvollem ersten Bauchansatz.

  18. 18
    Christian

    Uh, ich trage gerne Skatergrößen… Ich bin 190, hab nen muskulösen Oberkörper (äh, ja) und ein wenig mehr als einen verhängnisvollen Bauchansatz :-)

  19. 19

    Hut ab! Das war die absolute schnellste Transaktion aller Zeiten – eBay und Amazon eingeschlossen. Gestern ca. 11 Uhr bestellt, jetzt hab‘ ich’s schon an! Und das, obwohl ich immer dachte, die Post in Hamburg braucht für alles mindestens einen Tag länger. ’spect!

  20. 20

    Also ich bin NUR etwa 1,76m gross. Wie wärs, wenn du auch T-Shirts in Größe „M“ anbietest?! Schade…

  21. 21
    Samuel

    Yeah, habe meins bekommen!

    ;)

  22. 22

    Na denn sagt doch auch mal, ob sie euch gefallen! :)

    Jan: L nehmen, etwas zu heiß waschen = M.

  23. 23
    Samuel

    Das T-Shirt ist super, echte Hanes-Qualität ;)

    Besonders nett fand ich den kleinen Pflegehinweis der mittels einer Sicherheitsnadel ans Etiquett gehängt wurde!

  24. 24
    alex.

    aber johnny, was ist mit uns zwergen? selbst wenn das L-shirt zum M-shirt einläuft, ist’s noch zu groß :(

  25. 25
  26. 26

    Johnny, wie wäre es eigentlich mit Spreeblick-Basecaps? Für den bald startenden (Cabrio)Sommer wäre das genau richtig!

  27. 27

    so, habe jetzt mein eigenes t-shirt-design. guckst du hier:
    http://www.martinpyka.de/?postid=584

    :)