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Ich hab’s versprochen

Wozu ein Spreeblick Newsletter?

Nun.

Dazu muss ich etwas ausholen.

Im April 2004 hatte ich mir hier einige Gedanken zu den Themen und der Richtung von Spreeblick gemacht. Und beschlossen, mir nicht zu viele Gedanken zu machen. Da „sich Gedanken machen“ aber je nach Standpunkt ein Hobby oder eine Krankheit von mir ist, gelang mir das nicht wirklich.

Noch weiter zurück: Im Jahr 2001 bereits grübelte ich – nicht allein – über einen Namen für meinen alten Traum, ein Online-Magazin. Ich glaube, es war Patrick, der damals am Fenster unseres alten Büros mit wunderbarem Blick auf die Spree stand und die einfache Antwort parat hatte, die uns ob ihres Currywurst-Charmes begeisterte.

Die Domains spreeblick.de und spreeblick.com wurden angemeldet und viele Meetings mit vielen Kreativen einberufen. Allein die Tatsache, dass angeblich jemand in Berlin irgendetwas in Richtung „Magazin“ plante, führte übrigens damals dazu, dass der Holtzbrinck-Verlag bei uns aufschlug, sich unter dem Vorwand des Investitionsinteresses alles im Detail erklären und präsentieren ließ und dann wieder abzog. Und nie wieder auf Mails oder Anrufe reagierte.

Was dann aber auch egal war, es gab ohnehin keine Zeit für ein derartiges Projekt.

Stattdessen begann ich, mich mit Open Source Content Management Systemen zu befassen und stieß auf die wunderbare Welt der Blogs. Und begann 2002 mit Hilfe von MovableType einfach drauflos zu schreiben. Hat ja eh keiner gelesen.

Das änderte sich Anfang 2004 mit regelmäßigeren Einträgen. Kontinuität brachte Leser (und Leserinnen!). Während ich wenige, aber dafür um so spannendere Online-Projekte betreute, die den Lebensunterhalt finanzierten, wurde Spreeblick ein angenehmer „Sidekick“ voller Feedback, ein Hobby, eine Spielwiese, ein Experiment.

Und eine Bühne. Die ich brauchte. Denn ich bin eine Rampensau. Ich habe über 10 Jahre auf Bühnen gestanden und mir die Seele aus dem Leib gebrüllt, ich habe ebenfalls über zehn Jahre meine eigenen Radioshows gemacht. Und ich habe das immer besser und erfolgreicher getan, als auf Kundenwünsche zu reagieren oder Businesspläne zu schreiben.

Plötzlich war es also beinahe von allein da. Das „Magazin“. Ohne Teammeetings, ohne Investoren. Ganz klein, aber das war völlig in Ordnung mit mir, denn ich brauche den Mainstream außer als partielle Inspiration nicht, er lässt mich meist kalt. Und na klar ist „Magazin“ reichlich übertrieben. Aber egal – Spreeblick war plötzlich eine Plattform für mich geworden, auf der alles machbar war. Sound. Video. Texte. Diskussionen. Kunst.

Dann wurde es ernst. Die Zugriffe wurden durch längere und bessere Artikel immer höher (schön) und ich verlor gute und wichtige Kunden, die Spreeblick leider nicht verstehen mochten (nicht schön). Und machte weiter. Mit Spreeblick.

Dann, ich hatte gerade einen sehr umfangreichen Job abgeschlossen, passierte es. Ungeplant, unvorhersehbar. Und im Lauf der folgenden Wochen wurde Spreeblick zumindest in den Augen einiger Leser (und Leserinnen!) und vor allem für mich irgendetwas generell Gutes.

Der temporäre Ansturm der neuen Leser (und Leserinnen!) beruhigte sich wieder und die Zugriffszahlen pendelten sich wieder ein, waren und sind allerdings trotzdem um ein Vielfaches höher als im Herbst letzten Jahres. Beinahe jedes angerissene Thema auf Spreeblick wird Dank euch kompetent und mit Leidenschaft diskutiert, ich lerne viele nette Menschen kennen und hatte in den letzten Jahren selten so viel Spaß am Gerät wie jetzt mit Spreeblick.

Und da ich aus Erfahrung weiß, dass man immer dann am Besten ist, wenn man etwas mit Leidenschaft und Spaß macht, ziehe ich den aus meiner Sicht sehr organisch entstandenen und geradezu logischen Schluss, dass es an der Zeit ist, „mehr“ aus Spreeblick zu machen. Spreeblick als Plattform nicht nur für Texte und nicht nur im Internet zu versuchen, sondern auch in anderen Bereichen.

Stecken da finanzielle Überlegungen hinter? Na klar! Auch. Vielleicht tragen die Shirts irgendwann mal die Serverkosten. Oder mehr. Vielleicht auch nicht. Zur Zeit fühle ich mich frei, zu experimentieren, zu testen, zu spielen. Es gab nie Werbung auf Spreeblick, weil mich Werbung auf Websites nervt – der einzige Moment, in dem ich das tatsächlich in Erwägung gezogen hatte, war die Zeit des Dschamba-Booms, denn ich fand die Möglichkeit enorm lustig, Google-Ads zu schalten, die unter Garantie ob der Keywords zu einer kurzfristigen Server-Finanzierung durch eben jene Firma geführt hätten. Aber es war cooler, es nicht zu machen. Und so soll es bleiben.

Vielleicht übertreibe ich ja mit meinen Gedanken zu Spreeblick, vielleicht schieß‘ ich über’s Ziel hinaus. Aber fuck, es macht einfach Spaß.

Und so wird es also in naher und nicht so naher Zukunft neben dem Blog mehr Spreeblick geben. Spreeblick-Abende mit Livebands oder DJs, mit Lesungen, Diskussionen, Ausstellungen und wasweißich. Spreeblick-Radio. Spreeblick-Interviews. Das alles für eine „Zielgruppe“, deren einzige Gemeinsamkeit auf den ersten Blick sein mag, keine Zielgruppe zu sein.

Einladungen und Hinweise auf solche Aktivitäten wird es nur vereinzelt direkt im Blog geben, daher die Newsletter-Liste. Zunächst sollen die Events nicht so öffentlich und groß sein und werden u.U. auf eine begrenzte Besucherzahl beschränkt sein müssen. Ich gehe davon aus, dass jemand, der sich in eine Liste einträgt, ein wenig mehr Interesse haben mag als jemand, der nur ab und zu mal den Browser zu Spreeblick lenkt.

Let’s rock.

13 Kommentare

  1. 01
    Karsten

    schöne idee
    Gruss
    Karsten
    p.s. ich sah es ;) und jeder kann es auch sehen – hier

  2. 02

    Aber die Achive sind doch auch alle noch hier online. Zurück bis zum ersten Eintrag.

  3. 03
    Karsten

    aber doch nicht in der Optik vom alten MovableType und gepostet als JoePublik ;)

  4. 04
    Karsten

    Nachtrag: aber Du hast nicht alle Kommentare „rübergerettet“

  5. 05

    „Schöne Idee“ ist schon vergeben, also sag ich: Gute Idee ;-)

  6. 06

    Karsten: Ok, jetzt seh ich es auch, hatte vorhin nur die Texte ohne Styles. Das war tatsächlich nur ein Test mit neuem System (daher ja auch am rechten Rand „test test test“ :)).

    Man darf nix machen im Internetz. Kommt alles raus. :)

  7. 07
    Karsten

    und genau das ist doch das schöne dran ;)

  8. 08

    Spreeblick-Radio… ja, das hätte was.

  9. 09

    Oh! Auch ein Ex-Musiker. Willkommen im Club. Sagt Der-sich-auch-zehn-Jahre-auf-der-Bühne- die-Seele-aus-dem-Leib-gebrüllt-hat.

  10. 10

    hey johnny, klingt großartig. bin sehr gespannt was im einzelnen folgt. wenn du hilfe brauchst unterstützen dich hier sicher einige gern – inklusive mich. bin sehr fasziniert von deiner idee und deinem idealismus. mach weiter so; ich wünschte ich könnte das auch!

  11. 11

    Ha! Und ich dachte, das wär 2000 gewesen … anyway, viel Spaß & good luck.

  12. 12
    Patrick

    Danke für den Credit :)
    Ja, das mit der Namensfindung war ich in der Tat, und zwar, wie Janko richtig anmerkt, im heissen New Economy-Jahr 2000.

  13. 13

    Ich war extra vorsichtig. Na denn waren wir eben wieder mal noch früher. :)