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Hirtenstab

Man lernt ja nie aus. Selbst beim Zahnarzt nicht.

(ACHTUNG! Nicht weiterlesen, wenn der Anblick von Zähnen in Verbindung mit Dentalinstrumenten Übelkeit verursacht!)

Durch einige neue Goldkronen habe ich heute etwas an Gewicht zugelegt, aber damit will ich niemanden langweilen. Als Fachforum für Alltagstechnik darf euch Spreeblick aber meine neueste Wissenserrungenschaft nicht vorenthalten, denn mir war bis heute morgen um ca. 11h der Begriff „Hirtenstab“ im Bereich der Dentaltechnik kein Begriff. Und euch ja vielleicht auch nicht.

Der Hirtenstab dient der Entfernung von Kronen, genauer gesagt von jenen Kronen, die bereits fest zementiert wurden und eine Haltbarkeit von mindestens 20 Jahren aufweisen sollen. Eine meiner Kronen von heute morgen hatte wohl leider ein wenig zu viel Zement abbekommen und musste daher noch einmal neu eingesetzt werden, zu welchem Zweck sie natürlich zunächst entfernt werden musste.

Mit den beruhigenden Worten „Glück gehabt, ein paar Stunden später hätte ich das runterflexen müssen!“ rief meine wirklich kompetente und nette Zahnärztin ihre Assistentin zu Hilfe, griff in die unterste Schublade und zauberte den Hirtenstab hervor (der letzte Teil des Satzes klingt fast wie ein ganz schlechter Pornotext aus den Siebzigern, aber ich hatte ja im vorigen Artikel schon erwähnt, dass ich heute albern bin).

„Die gibt’s heute gar nicht mehr…“ triumphierte die Ärztin und musste bei meiner begeisterungslosen Ergänzung „…wie so vieles aus dem Mittelalter“ sogar ein wenig lachen.

Jeder (und jede!), der (und die!) schon einmal beim Zahnarzt war, weiß, was es bedeutet, wenn die Assistentin zu Hilfe geholt wird. Es bedeutet, dass die behandelnde Hauptperson Unterstützung braucht, in den meisten Fällen physische. Und tatsächlich kann man den Hirtenstab auch schwer allein verwenden.

Der Stab verfügt nämlich über zwei gebogene Enden. Das kleinere davon wird unter die Krone gesetzt und muss dort in Position gehalten werden, während das weitaus größere gebogene Ende von der assistierenden Person mit einem Hammer bearbeitet wird. Ärztin, Assistentin und ganz besonders Patient hoffen dann, dass sich die zementierte Krone löst.

hirtenstab
(Archivfoto mit Ersatzflüssigkeit)

Was sie in meinem Fall nach einigen sehr beherzten Hammerschlägen auch tat.

Meine Ärztin rief übrigens gerade nochmal an, um sich nach meinem Befinden zu erkundigen (mir geht’s prima, im Ernst), denn das Ganze war ihr etwas peinlich. Ich fand es nicht so schlimm, kann passieren, und solange man das richtige Werkzeug im Haus hat, ist doch alles in Ordnung.

Keine Zahnschmerzen mehr, und gelernt habe ich auch wieder was. Was will man mehr?

14 Kommentare

  1. 01
    jhns

    ich komm auch gerade vom zahnarzt, aber nur zahnsteinflexen.

  2. 02
    David

    Alter, das ist heftig. Ich muss aber auch zugeben, ich geh nirgendwo lieber als zum Zahnarzt. Hatte schon ein paar einschneidende Erlebnisse.

  3. 03
    Max

    Ich bin mir nicht sicher, ob ich nach diesem Artikel noch mal zum Zahnarzt gehe.

    Ich frage mich immer: haben Zahnärzte eigentlich Freunde? Ich habe keine Probleme damit mich auf einer Party angeregt mit Pathologen darüber zu unterhalten ob ihnen schon mal ein Gehirn weggeglitsch ist. Wenn ich mich aber mit einem Zahnarzt/ärztin unterhalten würde, würde ich wahrscheinlich einen vorsichtigen Schritt zurück machen und tunlichst das Maul nicht zu weit aufreißen.

  4. 04
    Max

    Und nimm mal bitte den Slash am Ende der Pornolink URL weg – zumindest mein Safari sucht sich sonst zu Tode. Ohne abschließenden Slash läufts wie eine Eins.

  5. 05

    @Max: Der hat da ja auch nix zu suchen, nach dem Shockwave-File. Keine Ahnung, wie der dahin kam. Jetzt isser weg.

  6. 06

    Ich kenne zumindest einen Zahnarzt, der selbst nicht zum Zahnarzt geht. Das macht er dann lieber selber vor dem Spiegel. Man kann sich vorstellen, er weiss, warum.

  7. 07
    Iceeye

    Moin,

    wer lust hat sich den Kronenentferner (Hirtenstab) und Bleihammer zu kaufen
    kann dies hier tun!

    http://shop.nordenta.de/data/loader.html?OpenAgent&page=http://www.nordenta.de/data/showprod.html?Open&id=08.24

    Gar nicht so teuer!

    Gruß
    Iceeye

  8. 08
    ralph

    AAAAAARRGHHH!

    Na vielen dank auch Johnny.
    Ich habe nächste Woche einen Zahnarzttermin und bin da sowieso so ein Schisser. Meinst Du, die Warnung schreckt ab? Ganz im Gegenteil.
    Mein mad dentist hat sich aber auf Angstpatienten spezialisiert (heisst es in der Praxis). Ich nehme doch lieber Wechselwäsche mit.

    Ralph

  9. 09

    Das ist doch alles nichts, im Vergleich zu meiner Beiß Attacke:
    Denny vs. Bohrer.

    Ich war sechs und zweimal im Jahr kam der Zahnarzt in die Schule um nach dem Rechten zu schauen. Jaja, wir im Osten waren da schon sehr fortschrittlich :-). Wie dem auch sei, beim letzten Besuch hatte ich etwas Karies auf dem rechten Backenzahn. Die Doktorin setzte den fiesen Bohrer an und sprach sowas wie: „Und nun schön entspannen, das wird garnicht wehtun“. Das hätte es vermutlich auch nicht, wenn ich nicht mit voller Kraft auf diesen Bohrer gebissen hätte. Der Elektromotor war leider stärker als meine 6Jahre alten Kaumuskeln. Die Folterfrau war alles andere als begeistert von dieser Aktion. Zum Dank zog sie mir gleich einen (lockeren) Zahn und warf ihn weg, wo ich ihn doch behalten wollte.

    Bis auf diese unerfreuliche Konfrontation habe ich eigentlich kein Problem mit dem Doktore, da laufen immer so hübsche Azubinen rum :-)

  10. 10
    Katharina

    Schiet. Ich hätt’s doch nicht anklicken sollen… Das Bild ist ja doch ganz schön fies.

  11. 11
    sissi

    also ich war heute mit meinem kater beim zahnarzt.

    das arme tier wacht jetzt schon seit fünf geschlagenen stunden mühsam aus seiner vollnarkose auf, torkelt durch die wohnung, muss sich ständig übergeben, kann sein pipi nicht halten, fühlt sich hunde(!)elend und hasst mich für all das leid natürlich innbrünstig und aus ganzem herzen.

    so gesehen: ist jeder unserer menschlichen zahnarztbesuche wahrscheinlich das reinste zuckerschlecken. :)

  12. 12

    Ich könnte mir vorstellen, dass man danach etwas Kopfschmerzen bekommt.
    Das Werkzeug sieht jedenfalls brutal aus und ich hoffe jetzt inbrünstig, dass meine Krone ewig hält…

  13. 13
    me

    Zahnärzte sollen keine Freunde haben?! Foltererkzeuge?!
    Wir wollen wirklich nur helfen und leider müssen wir da ziemlich nah an euch ran. Also weg mit den Vorurteilen und macht uns unseren Job nicht so schwer ;-)

  14. 14

    @#1657705: Also ich mochte und mag bisher alle meiner Zahnärzte und Ärztinnen (ok, fast alle, aber das ist ewig her). :)