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Für eine Handvoll Cent: Musik

Bevor Sandy Pearlman das soundtechnisch nicht unumstrittene zweite Clash-Album „Give ‚em enough rope“ produzierte, hatte er u.a. bereits die legendären Dictators gemischt. Und leider auch Blue Öyster Cult.

Seine weiteren Produktionen brachten ihm immerhin 17 Gold- und Platin-Platten ein, er leitete ein Label, war mal Manager u.a. von Black Sabbath und (jetzt kommt der für diesen Artikel relevante Teil) gilt als Experte für das Thema „Internet und Musik“.

Ganz nebenbei geht Pearlman auch noch zur Schule, genauer gesagt zur McGill University in Montreal.

Und an genau dieser Universität hat er gemeinsam mit seinem Prof Daniel Levitin ein Modell für die Zukunft des Online-Musik-Business entwickelt, das er nun der Musikindustrie ans Herz legt. Bisher hört ihm niemand außer Apple wirklich zu, wenn Pearlman seinen Plan zur „Bekämpfung“ der Probleme der Industrie durch Filesharing präsentiert:

Jeder Song 5 Cent. Dazu 1% spezielle Steuern auf die Einnahmen der Internet-Provider und Computerhersteller. Und eine gute Suchmaschine für die ganze Musik da draußen im Netz.

Sandy Pearlman glaubt, dass sich die Musikindustrie daran gewöhnen muss, viel mehr Musik für viel weniger Geld zu verkaufen. Er erwartet bei Umsetzung seines Vorschlags mehrere Millionen zusätzlicher Kunden für die Labels und Künstler und vor allem die Entstehung der größten Musikbibliothek der Welt.

Besonders der letzte Punkt ist in meinen Augen ein nicht zu unterschätzender Faktor eines jeden möglichen Musik-Businessmodells der Zukunft. Doch der Weisheit letzter Schluss mag Pearlmans Idee trotzdem nicht sein, ich zweifle ob der gegeben Rechts- und Verteilungslage an der Umsetzbarkeit.

Dennoch ist man froh, über pro-aktive Menschen mit vielleicht zunächst ungewöhnlich klingenden Ideen zu hören, die sich tatsächlich im Business befinden und somit an der richtigen Stelle zumindest Anstöße geben könnten.

Achja: Die Industrie ist dagegen.

[Die Story in english bei globeandmail]

17 Kommentare

  1. 01

    nach den letzten problematischen diskussionen über Allofmp3, die ein wirklich GROßARTIGES konzept haben/ hatten, wird es endlich mal zeit, dass so etwas auch in deutschland auf deutschen gesetzen und verträgen basierend verwirklicht wird.

    ich WEIGERE mich einfach, für einen song, den nicht in meinem wunschplayer von meinem wunsch-medium an meiner wunsch-position (zb per CD-R im autoradio oder per Winamp am computer) hören darf, sondern nur in einem speziellen player mit einer speziellen vorgabe, einen Euro auszugeben

    (99ct sind für mich einfach mal ein Euro, da diese psychologischen preis-spielchen bei mir nicht so ziehen, wie es sich die werbestrategen ausgedacht haben)

    das im text beschriebene ist jedenfalls mal ein schritt in die richtige richtung, wenn schon in den möglichkeiten beschnitten, dann auch bitte mit einem beschnittenen preis. ich bin natürlich auch gerne weiterhin bereit für ein OGG oder MP3 – file einen Euro auszugeben, solange dieses file dort abspielbar ist, wo ICH es möchte, und nicht, wo der verkäufer meint, ich sollte es.

    und zwar so OFT ich möchte…

  2. 02
    Frank

    icewind, du weisst aber schon, dass du einen song aus dem iRMS (ich nehme an darauf beziehst du dich mit den genannten 99 cent) auf cd-r gebrannt in deinem autoradio hören kannst, oder? vorausgesetzt natürlich, dein auto cd-player spielt gebrannte cds.

  3. 03
    jhns

    das mit der steuer finde ich allerdings etwas bedenklich, denn die muss ich ja auch bezahlen, wenn ich überhaupt keine musik kaufen will, oder? wenn man das gleiche prinzip dann auch noch auf video, spiele, e-books, tv usw. ausweitet und alles über solche steuern mitfinanziert werden soll, dann kostet ein rechner ne ecke mehr und die kosten für internetzugang werden auch teurer, selbst wenn ich nur emails damit schreiben will. wobei man emails natürlich auch besteuern könnte…

  4. 04

    Ich finde Pearlmans Ansatz auch richtungsweisend, glaube aber dennoch, das die Zukunft schlicht und ergreifend den Künstlern gehören wird. Verkauf über Website, kein Label dazwischen, keine „Industrie“, Webmagazine wie beispielsweise Spreeblick als Multiplikatoren, Webradio, tunespoon. So banal das klingt, aber es wird in die Richtung gehen. Who needs Viva, anyway?

  5. 05

    Yup. Agreed. Wir sind ja auf dem besten Weg, LM machen wir alle zusammen groß. Und dann kommen andere Bands dazu.

    Die Steueridee basiert aber auf einer durchaus richtigen Überlegung, dass nämlich Hardware-Hersteller und Provider durchaus vom Online-Musik-Boom profitieren aber keinen Beitrag dazu leisten. Ein Rechner, der jetzt 990.- kostet, kostet dann eben 999,- und 9,- gehen in die „Künstlerkasse“.

    Das Netz böte endlich Möglichkeiten der tatsächlich fairen Abrechnung für Urheber und Aufführende, im Gegensatz zu den zwiespältigen Methoden der GEMA und GVL. Wenn man alles auf eine gemeinsame Basis stellt. Und da wird das Problem liegen.

  6. 06

    > …jeden möglichen Musik-Businessmodells der Zulunft. Doch …

    Wer den Schreibfehler findet, darf ihn verbessern ;)

    Das Modell finde ich auch gut. und wenn die labels nich langsam merken, dass außer klingeltötnen niemand mehr ihre musik kauft, werden sie aussterben.

  7. 07

    Den Schreibfehler haben bis gerade eben etwa 342 Leute gefunden. Korrigiert hab ich ihn aber. :)

  8. 08
    jhns

    „Die Steueridee basiert aber auf einer durchaus richtigen Überlegung, dass nämlich Hardware-Hersteller und Provider durchaus vom Online-Musik-Boom profitieren aber keinen Beitrag dazu leisten.“

    ja, aber computerhersteller und provider profitieren auch von vielen anderen dingen, soll man das alles besteuern? video, tv, games, websites (blogs!), email… das sind alles dinge, die man am rechner potentiell nutzen kann, die den computer und das internet attraktiver machen und daher profitieren hardware-hersteller und provider davon.

  9. 09
    jhns

    maximo park profitieren auch vom franz ferdinand boom ;)

  10. 10

    Pearlman schlägt ja auch vor, dass Yahoo doch gleich die Majorlabels kaufen soll. Da sind die Labels auch dagegen. :)

    Ich setze mal (wenn Zeit ist, also in etwa drei Jahren) ein Wiki auf, und dann entwickeln wir alle gemeinsam das ultimative Businessmodell für Musik online, stellen das unter ’ne anständige Lizenz und verkloppen’s dann gemeinsam an AOL. Dann sind wir alle reich und kaufen uns einen Flugzeugträger, den wir knallrot anmalen und den ganzen Tag Wale retten lassen.

    Oder so.

  11. 11

    @frank:
    > icewind, du weisst aber schon, dass du einen song aus dem iRMS […] auf cd-r gebrannt in deinem autoradio hören kannst, oder? […]

    ja, sicher! als musik-cd (CDA-format) klar, aber als MP3?`eher nicht, oder hat sich das seit „damals geändert?“

  12. 12

    your site is exactly the kind of sites which make the net surfing so fun. rare pieces questioned for a long time: http://burchkid.blogspot.com/2005/09/fool-for-love-robert-altman-1985.html , so without further delays

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