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Power to the people

Im Mai 2003 beendete die bis dato nicht gerade erfolglose Fiona Apple (hier die völlig veraltete offizielle Site ihres Labels) die Arbeit an ihrem dritten Album „Extraordinary Machine“.

Der Klassiker „wir können da keine Single hören“ bewegte SONY zu der Entscheidung, das Album nicht zu veröffentlichen. Zu unkommerziell.

Die Fans von Frau Apple (wenn ich nicht schon verheiratet wäre… Johnny Apple…) sind da allerdings anderer Meinung.

Denn plötzlich tauchte – hoopla! – das gesamte unveröffentlichte und übrigens wirklich sehr hörenswerte Album im Netz auf. Das führte wiederum dazu, dass sich Fans der Sache annahmen, bei Radiostationen erfolgreich um Airplay bettelten und mit der Website freefiona.com eine Petition für die Veröffentlichung des Albums ins Leben riefen, die bisher knapp 30.000mal unterzeichnet wurde und über die MTV, der Rolling Stone, die New York Times und viele andere bereits berichteten. Spreeblick mal wieder zuletzt, aber egal.

Unterzeichnete Äpfel wurden an SONY verschickt, ein „Sell out Fiona Apple day“ beschlossen (Fans sollten ihre alten Platten noch einmal kaufen, um SONY ein Signal zu geben… ähm… und viel Geld…) und das SONY Feedback-Formular mit Anfragen nach dem neuen Album überflutet.

Ich kann sehr gut verstehen, dass man von der Künstlerin selbst seit der frustrierenden Entscheidung durch SONY nichts mehr gehört hat, denn die Geschichte kommt mir bekannt vor.

Niemand anderes als SONY kann das Album veröffentlichen, denn die Aufnahmen gehören dem, der sie bezahlt hat und das dürfte das Label sein.

Und während man sich über die Aufregung wundern könnte, denn die Songs sind ja inzwischen sogar kostenfrei erhältlich, muss man dem Aktionismus der Fiona-Apple-Fans großen Respekt zollen, denn es geht um mehr als ein Album.

Es geht darum, die Ehre einer Künstlerin wiederherzustellen, ihre Arbeit zu honorieren und ein weiteres Mal zu beweisen, dass es beim Filesharing von Musikdateien niemandem darum geht, Künstlern (oder Künstlerinnen!) zu schaden, egal wie viele schwachsinnige Werbekampagnen uns das Gegenteil weismachen wollen.

[Quelle: sfgate.com und das halbe Internet]

8 Kommentare

  1. 01

    Habe grade eben mal etwas in die Musik vom Apfel reingehört und bemerkt dass es nicht so ganz mein Fall ist.
    Aber die Initiative der Fans finde ich echt klasse! *Thumbs up*

  2. 02
    stefanx

    wenn in 5 jahren die großen label pleite sind oder zumindest nur noch ein schatten ihrer selbst, fragt sich hoffentlich keiner von denen, wie sowas nur passieren konnte.

  3. 03
    j.

    Hey Johnny. Du stehst doch bloß wegen ihrem Nachnamen auf die Frau.

    (ich mag die auch)

  4. 04
    jhns

    ich beobachte die sache schon ne zeitlang, weil auch ich nach dem grossartigen „when the pawn…“ auf neues von misses apple warte. zunächst waren ja nur 2 songs im netz zu finden, jetzt das gesamte album. dachte zunächst, dass nun endlich promos verschickt wurden und das album jetzt endlich rauskommt, aber es steht ja wohl noch immer kein release date fest.

    was ich bei der sache überhaupt nicht verstehe (auch nicht bei der plan b geschichte): die aufnahmen sind doch bezahlt, der vorschuss wahrscheinlich auch. kommt es nicht raus, ist es ein weiteres verlustgeschäft der plattenfirma. wenn die plattenfirma nicht überzeugt ist, dass das album ein hit wird, kann man es doch trotzdem mit einem schmaleren marketingbudget raushauen. fiona apple verkauft auch ohne anzeigen und video 100.000+ copies.

    je nach vorschüssen ist das evt. immernoch defizitär, aber ohne BWL-abschluss wage ich zu behaupten, dass 100.000 verkäufe besser als 0 sind (zumindest wenn die CD nicht subventioniert ist)… wo ist also der grund, ein bereits finanziertes album nicht rauszubringen? muss ja einen geben. im fall von fiona apple ist es vielleicht noch so ne art machtspiel zwischen sony und apple, in der hoffnung, dass sie nochmal ins studio geht und ne gefällige single aufnimmt… aber bei plan b war ja einfach ende, oder?

  5. 05

    Das Merkwürdige ist wirklich, dass bei genau jenen Unternehmen, die an jeder anderen Stelle auf ihre wirtschaftliche Ausrichtung hinweisen, genau diese in solchen Fällen außer Kraft gesetzt scheint. Stattdessen geht es um Politik.

    Bei uns (Plan B) ging es um die simple Ansage an alle Abteilungen, sich von nationalen Künstlern asap zu trennen. Egal, dass wir 4 Monate lang in New York schätzungsweise 300.000 DM verballert hatten, egal, dass bereits VIVA und MTV Beiträge über das Album gesendet hatten und die Printpresse nach NYC eingeflogen wurde. Weg damit. Vermutlich spart die Auflösung einer Abteilung viel mehr ein.

    Bei Fiona (ich dutze sie bereits) kenne ich die Hintergründe nicht, kann sie aber genau wegen der von dir genannten Gründe noch weniger nachvollziehen.

  6. 06
    j.

    Factoid: Johnny Cash war einige Jahre ohne Plattendeal.

  7. 07

    Sony hats mal wieder geschafft, und sich in die schlagzeilen gebracht… genialer schachzug… und dass die fans nun alle anderen alben von angesprochener dame kaufen sollen/ wollen kann auch nur dafür sprechen, dass Sony Music wirklich geniale marktexperten hat, und dass es von anfang an SO und nciht anders geplant war…

    oder das SOny einfach nen fehler gemacht hat.