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Neue Musik im April 2005

Inklusive einem Muss-Kauf für alle!

In den letzten Tagen frisch auf meinem Rechner gelandet, teils per emusic, teils per iTMS, teils anders:

The Decemberists – Picaresque
Obwohl mich die Stimme von Colin Meloy gerade bei den ruhigen Stücken nach mehrfachem Hören etwas langweilt, sind die Decemberists eine hübsche Entdeckung zwischen Folklore und Rock. Das Video zum Hit 16 Military Wives ist hier zu sehen (Link geht zum MP4 auf ourmedia).

Kettcar – Von Spatzen und Tauben, Dächern und Händen
Erwachsene Männer machen neben einem der besten deutschen Labels auch noch Musik, die unpeinlich rockt und deren Texte ein nicht enden wollender Fluss von Wahrheiten sind. Vielleicht würden so die Smiths klingen, wenn sie sich in Hamburg neu gründen würden. Vielleicht ein blöder Vergleich. Egal. Wenn es jetzt Marcus Wiebusch noch schaffen würde, etwas mehr Dramaturgie in seine angenehme Stimme zu bringen (also auch mal flüstern und gerne auch mal losbrüllen, wenn’s passt), dann würde ich mich nochmal mehr freuen. Aber man muss sich ja noch was offen halten, zwecks Steigerung. „Das Gegenteil von gut ist gut gemeint“, singen Kettcar. Und sind gut.

Queens Of The Stone Age – Lullabies To Paralyze
Ich mag den Sound, ich fand sie live großartig, ich kann es manchmal ertragen (wenn sie rocken) und manchmal nicht so (wenn es Theater wird). Gute Platte, die sich aber in meinen Ohren ein wenig zu sehr auf dem Vorgänger ausruht.

Stereo Total – Do The Bambi
Man ist geneigt zu sagen: Wie immer und wie immer sehr unterhaltsam. Aber ich meine nach zweimaligem Hören mutigere Instrumentierungen und eine neue… Ernsthaftigkeit durchklingen zu hören. Im Grunde aber egal, denn wir supporten our local heroes, wie sich das gehört.

DJ Koze AKA Adolf Noise – Zuviel Zeit? (Single)
Der Musskauf. Bitte macht diesen Mann reich und berühmt, sexy isser ja schon. Der Track (is‘ ja elektrotechnisch, da sagt man „Track“ und nicht „Song“) basiert auf dem unglaublich grandiosen Zitat von Gunter Gabriel, der sich bei einem Auftritt in Eisleben für Hartz IV „ausgesprochen“ hat und damit den Hass einiger tausend Menschen zugezogen hat:

Ihr habt ja soviel Zeit, sonst wärt ihr ja nicht am Nachmittag schon hier.
Ich hab leider keine Zeit, ich muss meinen Arsch immer in Bewegung halten, damit die Knete stimmt.

Man muss aber hören, wie das Original klingt und wie es in den Song Track eingebaut wurde, nämlich absolut fantastisch. Erschienen beim Pudel, gibt’s aber auch für 99 Cent bei iTMS, bitte mehrfach kaufen!

32 Kommentare

  1. 01

    In der Super-Liste fehlt ganz klar, und das sage ich jetzt als von Gitarrenmusik sowieso nix verstehender Elektroniker: The Hot Hot Heat.

    Die musst Du mögen.

  2. 02

    Stümmpt, viel gelesen, noch nix gehört. Hol‘ ich nach.

  3. 03

    Zu Kettcar habe ich auch schon Urteile wie ’schale Mittelmäßigkeit‘ und ‚Hamburger Gymnasiastenreime‘ gehört. Ich mag die trotzdem und bedaure, erst vor ein paar Wochen durch die aktuelle Platte und den darum betriebenen Rummel auf die Band aufmerksam geworden zu sein. Das Debütalbum ‚Du und wieviel von Deinen Freunden‘ (insb. ‚Landungsbrücken raus‘) hätte ich gerne schon vor zwei Jahren gekannt.

  4. 04
    andI

    Die neue Kettcar is schon ziemlich genial. Könnt mich schwarz ärgern, dass ich vorgestern keine Zeit hatte, in den Columbia Club zu gehen.
    Der Titel „Stockhausen und Bill Gates und ich“ hat es mir besonders angetan. Besonders ein Zitat, wie man hier lesen kann…;-)

  5. 05
    andI

    urgs….hier natürlich…sorry

  6. 06
    götz

    Zwei Empfehlungen:

    Garbage – Bleed like me

    Auch wenn der „Tip“ dieses Album total verrissen hat, ich finde es großartig.

    Chemical Brothers – Push the Button

    Das Jahr ist jetzt ja erst 1/4 alt, aber dieses Album ist für mich jetzt schon ein ganz heißer Anwärter auf das Album des Jahres. Wem das nicht reicht, hier gibt es herlich abgedrehte Remixe.

  7. 07

    Adolf Noise is the king :) Geiles Stück!

    Zu Kettcar, (die mir persönlich inzwischen zu unabwechslungsreich sind) gibt es einen ganz okayen Artikel in einer der letzten Jungle World, von wegen Punk und so

  8. 08

    Zu Kettcar habe ich an anderen Orten schon meine Meinung gesagt (Diskussion mit Schuer). Zusammenfassendes Ergebnis: Großartig. Und schade, dass ich das lokale (Dresdner) Konzert nicht sehen konnte, weil keiner mitwollte.

    Selbiges erging mir am Donnerstag mit Angelika Express. Ich sollte meine Politik des „Gemeinsam auf Konzerte gehen“ vielleicht doch einmal überdenken, oder meinen Freundeskreis mehr mit „meiner“ Musik penetrieren.

    QOTSA sind eigentlich immer großartig, die neue muss allerdings noch gekauft werden. Hot Hot Heat sind auch sehr nett und dadurch auch der Shopping-Liste für den Plattenhändler meines Vertrauens.

    Eine weitere Empfehlung ist übrigens die neue …And You Will Know Us By The Trail Of Dead. Etwas poppiger als die alten, aber eine wirklich sehr sehr nette Platte (Jetzt auch — endlich — wirklich als solche erhältlich).

  9. 09

    Also zu QOTSA muss ich sagen, dass sie mich live nicht wirklich überzeugen konnten. Dazu muss ich sagen, dass ich die Queens aber auch nur auf dem RaR gehört hab.

    Was aber auf jeden Fall noch zu empfehlen ist, wären Maximo Park. Ich kenne bis jetzt leider nur „Apply Some Pressure“ aber das rockt schon die Wurst von der Stulle. Leider weiss ich noch kein VÖ Datum des Albums. Ist auf jeden Fall wert zu kaufen.

  10. 10

    „A Certain Trigger“, ab 16.05.2005

  11. 11
    stefanx

    the bravery fehlen hier meiner meinung nach.

  12. 12

    kauf-muss? alles was ich muss, mag ich nicht :)

    *btw* die musiken sind natürlich TOP!

  13. 13

    Habe vorhin festgestellt, daß mein neuer Kollege aus Berlin wohl ein Bekannter von Dir ist.

    Zufälle gibt’s. Und der hat sich sogar mal bei Jamba beworben. Arrgh!

  14. 14
    Frank

    musiktipps aus kompetentem munde sind immer gut – und notwendig. kotze wird gecheckt und uU runtergeladen. we will hear.

    zu kettkar: texte so wahr wie jeder gemeinplatz, auf ähnlichem niveau auch. musikalisch sprechen ja selbst der band zugeneigte menschen eher von gepflegter langeweile. ein freund meinte, die stimme des sängers erinnere ihn an bob mould. ich meine: fury in the slaughterhouse.

    zu the decemberists: the engine driver: wahrschenlich der schönste song des jahres bisher.

    johnny: schon bloc party gecheckt? muss ich nicht viel zu schreiben hier, werden ja eh gehypt ohne ende. stimmt alles. unbedingt auch live ansehen!

    ausserdem this year: antony and the johnsons. schwule transe offenbart todtraurige seele. wer bei der stimme nicht weint, ist tot.

    die neue new order hat auch noch 3 stücke/songs/tracks für den olymp (-> 1, 2, 10).

    was tobias über aywkubttod oben geschrieben hat, findet meine zustimmung. streiche nur nett und setze wahnsinnig.

    so long.

  15. 15

    Franks Änderung darf gerne bei mir direkt übernommen werden, außerdem muß ich Dir (Frank) auch bei Bloc Party und dem Rest beipflichten. Den Kettcar/Fury-Vergleich kannte ich noch nicht, ist aber auch für treffend befunden. Wobei bei beiden Bands für mich eine Sympathie mitschwingt, dass ich die einfach gern habe. Mögen ja Allgemeinplätze sein und es mag sich auch sehr ähnlich wie die alte anhören. Trotzdem schön, wenn man das so nett formuliert und man sich doch irgendwie wiederfindet. Ist halt pop, aber auf der guten Seite.

    Ach ja: Ich freue mich, dass ich mein Oasis-Platten-Arsenal bald um eins erhöhen darf, um beim Gesamtkatalog zu bleiben. ;-)

  16. 16
    Frank

    @ tobias:
    fury: argh! man sieht: alles eine frage der perspektive. für mich ein no no, für dich positiv besetzt. auch gut.
    oasis: stark überbewertet.
    aufgrund deiner äußerungen zu …tod u bloc party scheinst du aber für die welt noch nicht verloren sein ;)

  17. 17
    Wolfgang S.

    DJ Koze: Großes Tennis! Danke für den tip/p. Von Kettcar kenne ich bisher nur „Balu“ aus dem letzten Rolling Stone Sampler: Aber das war doch eher AUA (Du bist New York, Ich Wanne Eickel… Frauenanbetung sieht anders aus). Nö, dann lieber Element of Crime. @Jonny, kennst du Kinderzimmer Productions? „das Gegenteil von gut…“ ?

  18. 18

    Frank: Fury ist definitiv keine große Kunst oder so. Aber irgendwie mag ich die, und das erschreckt mich dann doch manchmal. Sowas kommt bei mir manchmal vor, wie hier in den Kommentaren zu lesen.

    Was Oasis angeht: Die verteidige ich trotz besseren Wissens gegen jeden und alles. Und dazu kommt, dass ich die Morning Glory definitiv in meiner Top 5 der besten Platten ansiedeln würde. Und: Es gibt zwei Bands, deren komplette Kollektion ich besitze (die genannten und R.E.M. — abgesehen von den „ich habe erst ein Album“-Bands). Solche Hobbys gibt man nicht so leicht auf ;-)

  19. 19
    r0ssi

    zu QotSA: ausruhen auf dem Vorgänger würde ich nicht unbedingt sagen. Man muss bedenken, dass Nick Oliveri raus ist und der Band somit ihr Weirdo-Faktor abhanden gekommen ist. Wo Oliveri der paranoide, hyperaktive Scum-Rocker ist, bleibt Josh Homme doch immer schön laid back, was dem neuen Album keinen Abbruch tut. Erwähnenswert auf jeden Fall auch der Gastgesang von Mark Lanegan!

  20. 20

    wobei der nick „adolf noise“ eigentlich „adolf neuss“ heissen müsste und als solcher 1986/87 im MIMIRY in der kantstrasse geprägt wurde. und so.

    und wenn sie mich fragen „Hot Hot Heat“ ist kalter kalter kaffee.
    selber schecken: http://www.tonspion.de/mp3.php?id=3107

  21. 21

    Ich finde ja eher Bloc Party überschätzt. Aber mal abwarten.

    Die Adolf Noise-Geschichte ist sicher an vielen Stellen entstanden. Ich schreib mal meine auf gleich. :)

  22. 22
    Frank

    darauf muss schnell reagiert werden mit: du hast ja keine ahnung ;)

  23. 23

    „Ich finde ja eher Bloc Party überschätzt. Aber mal abwarten.“

    Immerhin haben sie den besten drummer der Saison… Mal abwarten was der Maximo Park dazu zu sagen hat ;-)

  24. 24
    bub

    kettcar sind die neuen PUR. Bahnbrechende Erkenntnisse aus handelsüblichen Pennälerpoesiealben werden mit uninspierter Schnarchstimme vorgenölt (nein, das ist nicht cool.)
    „Das Gegenteil von Gut ist gut gemeint“: Boah.Wow.
    Freue mich auf kommende Textbausteine wie“Der frühe Vogel fängt den Wurm“,
    „wie man in den wald hineinruft, so schallt es heraus“,
    „was du nicht willst, was man dir tu, das füg auch keinem anderen zu.“

  25. 25

    Na da höre ich aber doch noch den ein oder anderen Unterschied. :)

  26. 26
    Frank

    bub du bist mein mann!

  27. 27

    Hier, der Kettcar/Pur-Vergleich drängte sich mir bei der ersten Platte wesentlich deutlicher auf. Landungsbrücken fand ich bäh. Ich find das neue Album nicht schlimm. Manchmal platt, manchmal aber auch sehr schöne Momente drauf. Emo for the masses. Da empfinde ich im Moment weitaus größere Abscheu, wenn ich sowas wie den heute bei SpOn hochgelobten Nachlader höre. Platte Platte.

  28. 28
    the_stephan

    „erdmöbel“ muss ich hier mal leider laut rufen (leider, weil immer noch massiv unterhört meines erachtens), für die gilt nämlich „gewollt und gekonnt“ im gegensatz zu den sich da anlehnenden kettcar – wenig gewollt, nichtmal das gekonnt. oder um mal kettcars eigene allgemeinplatzstrategie auf sie selbst anzuwenden: „Knapp daneben ist auch vorbei“. Oder übertreibe ich? eine informative konzertkritik übrigens hier: http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/feuilleton/437508.html

  29. 29
    Jan

    Kettcar würde ich eher als schlicht einordnen und nicht „platt“, also einfach, aber schön. Und ein Beispiel krallen und schreien „wie doof!“, ick weiß ja nich.
    Der Vergleich zu Pur hinkt natürlich, ist aber nicht neu.
    Mit dem Argument haben die Majorlabels es abgetan. Nur den Pathos sehen und davon muss man sich natürlich distanzieren, man ist ja abgeklärt. Obwohl das wahrscheinlich Geschmackssache (gähn) ist.
    Aber die echte Größe von Kettcar erschließt sich wohl am besten wenn man mit der Vorgängerband …But Alive aufgewachsen ist. Gnadenloser Punk und so erstaunlich das ist, der Übergang zu Kettcar ist fließend. Von „Eure Feigheit hat nen Namen: linksliberal“ zu „Deiche brechen richtig oder eben nicht“ in 4 Alben.