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Härtere Strafen ohne Kopierschutz

Der schwedische Justizminister Thomas Bodström möchte laut intern.de den Kopierschutz auf CDs notfalls gesetzlich verbieten lassen. Dafür aber auch den illegalen Tausch oder Download von Musik härter bestrafen.

Und ein leider nicht namentlich genannter Anwalt der IFPI stimmt angeblich zu!

(Danke, René!)

17 Kommentare

  1. 01

    Nachdem mir kürzlich eine nicht als solche gekennzeichnete Calexico-CD das iBook zum Absturz (!!!) gebracht hat, unterstütze ich das vorbehaltlos. ;-)

    (Der Saturn-Verkäufer war aber sehr kulant, als ich von meiner Verstörung berichtete ;-) Und ja, ich höre Musik nur auf dem Mac)

  2. 02

    ich auch, und dann geht’s vom mac zum ipod. aber bei mir funzt das bisher problemlos. es kursiert ja auch das gerücht, der kopierschutz würde meist gar nicht eingesetzt und der aufdruck ‚copy-controled‘ o.ä. wäre quasi ein placebo.
    trotzdem: die rocken, die schweden.

  3. 03

    dann könnte man zumindest wieder ungestraft eine sicherheitskopie und eine weitere kopie für das hören im auto anfertigen!

  4. 04

    @ rene: die letzte aussage deines kommentars unterschreibe ich jetzt einfach mal ganz uneigennützig..;))

    zum eigentlichen thema: finde ich ne gute sache. copy protection ist albern, weil sowieso immer wieder umgehbar und ausserdem ein riesen nerv-faktor, der der industrie, der ich ja, wenn auch im indiesektor, auch angehöre, nicht gerade den besten ruf verschafft (neben vielem anderen scheiss, der in den letzten jahren verzapft wurde). es kann aber einfach nicht wahr sein, dass ich das aktuelle the streets album immer noch nicht auf meinem ipod habe, weil die scheiss cd nicht importierbar ist. das ist viel zu kurz gedacht, schadet dem hörer und dem künstler (das darf man nicht vergessen)

    nichtdestotrotz verstehe ich das labels nach möglichkeiten suchen sich zu schützen…

    abgesehen davon bin ich der unpopulären (und auch vielen eigenen idealen konträr) der meinung, dass härtere strafen für illegale downloads und massiges cd-brennen (und verticken) angebracht sind.

    auch wenn viele von euch stöhnen werden und was von freiheit der kunst und blabla erzählen wollen.

    ich habe zuviele freunde und kollegen in den letzten jahren gehen sehen. leute die mit jeder faser ihres körpers musik lieben, deren berufung es ist gute musik an den musikliebhaber zu bringen. leute die bei idealistischen indielabels sich für wenig geld den arsch abgearbeitet haben, weil sie den scheiss lieben und die am ende doch auf der strasse sitzen, weil sie pleite sind oder nicht mehr finanzierbar waren. und das lag nicht daran, dass sie nicht rechnen konnten.

    ich habe konzerte erlebt, bei denen tausende fans die texte einer band mitgesungen haben, welche von dem album mit den entsprechenden songs aber nur 500 in deutschland verkauft haben.

    ich habe zu viele geile plattenläden in deutschland (und ich meine nicht die saturns dieser welt) verschwinden sehen, weil ja geiz so geil ist und die herren und damen musikliebhaber lieber bei saturn kaufen um einen oder zwei Euro zu sparen oder sich gleich die CD runterladen oder brennen anstatt einen der ihren zu unterstützen.

    besonders albern finde ich in dem zusammenhang, dass sie die befürworter von unkontrollierten downloads sich auch noch auf der seite der künstler fühlen… nichts könnte weiter von der wahrheit entfernt sein. künstler verdienen heute weniger als je zuvor. vorschüsse waren noch nie so miess (ich rede jetzt nicht von den irrsummen, die zum etablierte bands bekommen, sondern von newcomern und jungen bands).

    das liegt aber nicht daran, dass die indies ihre künstler ficken wollen, sondern einzig und allein daran, dass labels sich absichern müssen, weil durch reine verkäufe heute so wenig geld wie noch nie verdient wird.

    immer weniger junge bands werden gesignt, bei majors und bei indies. aufbauarbeit leisten sich nur noch ganz wenige (mal ganz unbescheiden – wir gehören dazu), weil es sich oft genug nicht lohnt oder wirtschaftlich einem selbstmordkommando gleicht.

    immer mehr bands sind auf tour und zu oft auf tour und immer mehr konzerte sind zu teuer – warum? weil touren heutzutage der einzige weg für eine band ist, ihren lebensunterhalt zu verdienen (der in 90% der fälle trotzdem unter dem hartz4-satz liegt).

    und keiner kann mir erzählen, dass cds viel zu teuer sind. als ich jung war *jammer* habe ich meine vinyls und cds auch nicht unter 28 DM bekommen und trotzdem gespart und mir die coolen sachen gekauft. es mag sein, dass cds heute ein wenig teurer sind. na und? alles ist teurer geworden, und die ausgaben, die in einen release fliessen werden nicht weniger! es geht hier um eine der schönsten sachen, die es auf diesem planeten gibt – musik. und die hat ihren preis. und wer sich darüber aufregt, den gegenwert von 4-5 bier in einer kneipe (oder einen kinobsuch inkl. popcorn) in kunst zu investieren – hat etwas ganz essentielles nicht verstanden…

    mich kotzt diese selbstgerechtigkeit von denjenigen an, die sich ihr eigenes downloadverhalten immer schönreden wollen. ich wünsch mir nur manchmal, das diejenigen, die so grosse töne spucken, was dieses thema angeht, kurz in sich gehen und sich vorstellen würden, das produkt das sie herstellen, die dienstleistung die sie anbieten, würden 50 prozent der nutzniesser sich kostenlos aus dem internet besorgen.

    ich weiss, dass obiges palaver nicht die fehler der industrie in diesem zusammenhang aufgreift, derer gibts unzählige – aber hierzu haben sich schon sehr viele geäussert (auch hier). wollt mal einen beitrag aus der sicht eines betroffen liefern.

  5. 05

    @Gero
    ich weiss, das Zitat ist etwas aus dem Zusammenhang gerissen:

    „mich kotzt diese selbstgerechtigkeit von denjenigen an, die sich ihr eigenes downloadverhalten immer schönreden wollen. ich wünsch mir nur manchmal, das diejenigen, die so grosse töne spucken, was dieses thema angeht, kurz in sich gehen und sich vorstellen würden, das produkt das sie herstellen, die dienstleistung die sie anbieten, würden 50 prozent der nutzniesser sich kostenlos aus dem internet besorgen.“

    Was, meinst Du, denkt ein Handwerker, der entlassen wird, weil seine Arbeit durch einen „Fremdarbeiter zum Spottpreis“ erledigt wird? Hier im Norden Deutschlands z.B. geht es vielen tausenden Leuten so, die dafür gesorgt haben, dass es frische/s Fleisch/waren gab. Diese Knochenarbeit erledigen „Fachleute“ aus osteuropäischen Ländern per Werkvertrag. Frag mal die Leute aus vielen metallverarbeitenden Betrieben, warum sie Angst um ihren Job haben: weil ihre Chefs erst die Arbeitsplätze nach Polen verlegt haben, da in Polen auch nicht mehr konkurenzfähig (gewinnträchtig) produziert wird, bringen sie die Halbzeuge eben nach z.B. Bulgarien.
    Da sind gewisse Parallelen zu erkennen: ‚Geiz ist geil‘ – und ‚mein Hemd ist mir am nächsten‘ – mit dieser Mentalität muss sich mensch zwangsläufig arrangieren, solange kein allgemeines Umdenken stattfindet. Leider sehen die Zeiten dafür schlecht aus. Die Misere ist also leider nicht auf Labels und Musiker beschränkt sondern betrifft einen weiten Teil der Handwerks- und Dienstleistungsbetriebe, wobei ich einfach mal behaupte, das Musiker ebenso wie Chirurgen Handwerker sind. Bei Sängern und Sängerinnen bin ich mir da allerdings nicht so sicher :-)

  6. 06

    Bringen härtere Strafen denn etwas? Wie sieht es mit stärkerer Fahndung aus?

  7. 07

    @ alix: Geiz ist Geil, Profitmaximierung, P2P-Anarchie und SchulhofMP3Dealer in einen Topf zu schmeißen finde ich sehr gewagt.

    @ Lena: Hat das eine nicht das andere zur Folge? Also: Härtere Strafe = Stärkere Fahndung?

    und eins muss ich auch sagen: von uns fünf sind wie vier ja wohl die drei beiden letzten, die noch CDs kaufen. aber was soll ich sagen? vorher lade ich mir die sachen eben runter, und tut mir leid, aber schrott kaufe ich nicht. ich lösch das dann. wie carpark north zum beispiel, obwohl das video in der tat großartig ist.

  8. 08

    Genau, härtere Strafen, das ist’s was das Land braucht – überall. So ganz nebenbei, die Strafen für massives *Hoch*laden und noch viel mehr für Verticken von illegal gebrannten / gepressten CDs sind bereits mehr als empfindlich. Nicht vergessen, wir leben inzwischen auch in einem Land in dem man vielleicht strafrechtlich noch häufig eine gerechte Strafe erhält (je nach Gericht halt), in dem einen dann aber in der Folge zivilrechtlich der Garaus gemacht wird. Also hört auf mit dem „höhere Strafe“-Quark. Das führt dann zu der aberwitzigen Situation, dass es irgendwann in Hinsicht auf die Folgen klüger ist, mit vorgehaltener Knarre CDs und DVDs bei Karstadt zu klauen anstatt sie durch’s Netz zu jagen.

    Aber es steckt natürlich viel Wahres in dem was Gero sagt. Ich habe auch wenig Verständnis für Leute aus dem Bekanntenkreis, bei denen der Esel 24/7 läuft, die mehr Musik und Filme haben als sie jemals konsumieren können… egal, was Verteidiger dieser Praktik so sagen, die Jungs kaufen keine einzige CD mehr. Warum auch, gibt’s ja für lau im Netz.

    Ich gehöre allerdings zu der nicht gerade kleinen Gruppe, die in der Diskussion gerne vergessen wird, denn sie eignet sich nicht gut für schwarz/weiß Polemik. Ich kaufe nämlich auch so gut wie keine CDs mehr. Ich lad mir aber auch nix illegal runter.

    Viele Sachen, die mich interessiert hätten, waren kopiergeschützt. Ich zahl für jeden Mist Abgaben, also möchte ich die CD auch ganz legal kopieren können. Wollt ihr nicht? Ok, dann kauf ich sie eben nicht. Und lad sie mir auch nicht runter. Ganz einfach, tut auch nicht weh.

    Und übermäßig viele CDs, die ich mir gekauft habe in den letzten Jahren waren dermaßen beschissen gemastert, dass mir das den Spaß verdorben hat. Immer wenn ich mal eine richtig gute CD einlege (kleiner Tipp: naim audio sampler für den Start), merke ich: och, meine Anlage ist ja gar nicht so schlecht. Der flaue Brei ohne Dynamik, Differenzierung und ordentlich Höhen liegt gar nicht an meiner Anlage. Ja, ich weiß, ein bißchen mehr Mühe in der post-production kostet Kohle. Eine CD auch, ihr liefert mir nicht das, was ich erwarte, also kauf ich weniger. Und lad mir die Sachen erst recht nicht runter.

  9. 09

    @rene:
    Da ist ein kleines Missverständnis: ich meinte keine SchulhofMP3Dealer. Ein MP3-Dealer (sprich jemand, der für nothing Musik gesaugt hat und sie dann gewinnbringend verscherbelt) ist in meinen Augen ein Ar***loch, weil er absolut nix für den Ertrag seines Deals einbringt (ausser den ungeheuer immensen Investitionen in einen PC mit CD-Brenner, Leer-CDs und Online-Kosten).
    Die Begriffe ‚Geiz ist geil‘ und Profitmaximierung passen sehr wohl zusammen: für ‚geizig‘ (wenig Geld) wird ein maximum an Gegenwert erwartet (und _teilweise_ angeboten).
    Übrigens: die letzte CD, die ich gekauft habe: Ludwig van Beethoven, Symphonie No. 3 ‚Eroica‘, Wiener Philharmoniker, dirigiert von Leonard Bernstein. Das Stück hatte sich mein Mütterchen zum Geburtstag gewünscht, weil die Venyl-Platte aus dem Jahre 1980 wirklich kein Hörgenuss mehr war. Ich hätte ihr auch das Stück aus den P2P-Netzen runterladen und auf CD brennen können …

  10. 10

    @Johnny:
    Im Originalartikel von The Local wird der Name des IFPI Anwalts genannt:
    „The music industry itself says that the proposal makes sense. Magnus MÃ¥rtensson, a lawyer at the International Federation of the Phonographic Industry (IFPI), told The Local that people should be able to copy music for personal use.“

  11. 11

    @ Lena
    Kurzer Exkurs zum Sinn der Strafe:

    Spezialprävention: Der Täter solls nicht wieder tun.
    Generalprävention: Die Allgemeinheit soll sehen, dass die Tat verwerflich ist und hart bestraft wird, also auch abgeschreckt werden.
    Dann natürlich noch Sühne usw.

    Daher:
    „Bringen härtere Strafen denn etwas?“ Vom Prinzip her ja.

    Bislang ist das Unrechtsbewusstsein bei der Allgemeinheit freilich gering ausgeprägt, Raubkopieren ist ein Volkssport und Kavaliersdelikt, ähnlich wie zB die Nötigung auf deutschen Autobahnen (immerhin auch ein Straftatbestand).
    Fraglich ist aber mal ohnehin noch, ob noch höhere Strafen für ein solches Delikt überhaupt noch verfassungskonform sind.

    Außerdem muss man sich natürlich fragen, ob der Ruf nach härteren Strafen immer die richtige Lösung ist.

  12. 12

    @ rene
    „Hat das eine nicht das andere zur Folge? Also: Härtere Strafe = Stärkere Fahndung?“

    Nö, nicht zwangsläufig.
    Der Wille zur Strafverfolgung (ganz allgemein) ist da, aber die Massen die täglich anfallen (zB in einer Stadt wie Berlin) lassen wenig Spielräume.

    Es ist kein Zufall, dass Raubkopierer oft von „privaten Ermittlern“ ausfindig gemacht werden und die Polizei nur noch den hoheitlichen Part übernimmt, sprich die Festnahme usw…

  13. 13

    Ich kann nur dem Gero zustimmen. Es ist ein graus heutzutage mit Musik Geld verdienen zu wollen. Klar, es geht – aber zu welchem Preis.

    Nebenbei bemerkt die Indis sind es doch die die gute Musik haben und es gibt auch noch kleinere die Ihre Musik tatsächlich kostenlos im Netz vertreiben.

    @ chillcore
    Recht hast du, die Mucke die aktuell Produziert wird ist oft so dermaßen schlecht gemastert das einem das hören vergeht. Aber auch hier fällt mir wieder ein…. hin und wieder gibt es noch einen guten kleinen Plattenladen der hat was ich suche. Auch wenn er nun im Internet ist und nicht mehr um die Ecke. Is ja auch fast das selbe nur ohne nen Small Talk

    btw: Nein, ich habe kein Indielabel und mache auch keine Musik. Aber ich liebe Musik und ich bezahle auch dafür. Wenn sie gut ist.

  14. 14

    @Timo: Das lerne ich ja seit Beginn meines Studiums ;)
    Wie Du so schön sagst. Im Prinzip funktionieren härtere Strafen.

    Prinzipiell lade ich eher weniger runter. Meine Musik bekomme ich über Freunde. Es sind immer irgendwelche MP3 Cds im Umlauf. Oder FIlme.

    Härter sanktioniert werden sollte meiner Meinung nach das Hochladen von Files mit dem Zweck, sie illegal ins Netzt zu stellen. (An den Stellen wird ja auch mehr getan, soweit ich das aus den Nachrichten entnehmen kann) Die Wurzel packen, oder?

  15. 15

    @ Lena
    Ach, auch eine Verrückte! ;-)

    Na dann…

    Klar, ich bin ein großer Anhänger der Prävention, aber man kann nicht nur die Leute packen, die hochladen.
    Ich denke, auch die „Konsumenten“ müssen umdenken (Strafen alleine reichen hier aber nicht).
    Denn wo keine Nachfrage, da kein Angebot (in der Hinsicht bin ich sogar marktorientiert ;-) )

  16. 16

    problem bei der sichtweise: die konsumenten werden da nicht umdenken.
    die scheiben wurden und werden eben immer erstmal kopiert. ob auf tape auf cd oder eben direkt auf den pod. und wenn das teil dann eben sooo sensationell ist, ja dann erst wird die platte auch gekauft. so ist das bei mir zumindest. und bei vielen anderen auch.
    und solche truly music fans für die leidenschaft und attitude zu bestrafen halte ich für ganz und gar kontraproduktiv. in dem fall werden sich ganz schnell alternative vertriebsstrukturen herausbilden (genau wie sie es im moment tun) die dann die konventionelle musikindustrie aussen vor lässt. und da darf sie sich dann von iTunes-Abgaben abspeißen lassen. wenn sie mag: gerne.

  17. 17

    Das ist ein Argument.

    Ich persönlich höre idR im ITMS vor, dann entscheide ich (bzw. ich kenne die Lieder aus dem [Internet-]Radio).

    Ich denke, ein Umdenken hat aber schon dann statt gefunden, wenn sich die Leute die für gut befundene Musik wirklich noch kaufen und die schlechten Titel einfach wieder löschen.

    Das Problem sind die Leute, die nur illegal downloaden und dann damit glücklich sind.

    CD ausleihen um reinzuhören o.ä. betrachte eich jetzt auch nicht als verwerflich.