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DGW: Luxus

„Nach Wohlleben und Luxus strebte ich nie“, soll Albert Einstein gesagt haben und hatte damit offensichtlich nicht das Gefühl, dass die jugendliche Freiheit durch Italien zu ziehen, statt sich auf Aufnahmeprüfungen vorzubereiten oder die Selbstverständlichkeit, mit der er von seiner Frau Elsa die Akzeptanz seiner Geliebten erwartete, irgendetwas mit diesem Wohlleben oder Luxus zu tun gehabt hätte. Der alte Freidenker, der.

Ich selbst hingegen, bekanntermaßen nicht nur in diesem Punkt relativ (get it?) weit vom Genie Einsteins entfernt, strebe sehr nach Wohlleben und Luxus. Nicht nach materiellem Luxus, nein, nein, nein. Ich brauch ja nichts Materielles. Ich brauche nur ein Dach über dem Kopf. Sonst nichts. Und Lebensmittel, na klar. Und mein PowerBook. Aber sonst nichts. Strom, ja. Stimmt. Einen schnellen Internetzugang auch noch, Getränke, alkoholische und alkoholfreie auch. Wasser, na klar. Aber sonst nichts. Außer vielleicht noch ein paar gute Bücher und Magazine und Comics und hey! Musik nicht vergessen, ich brauche Musik. Aber das war’s schon, sonst brauche ich nichts. Kaffee! Aber hoppla! Eine Gitarre oder irgendein anderes Instrument zum in die Ecke stellen wäre auch noch gut. Aber sonst brauche ich im Grunde nichts. Salt’n vinegar crisps sind auch… aber nein, brauchen tue ich die nicht. Geld wäre cool, oder? Gerade so viel Geld, um nicht dauernd darüber nachdenken zu müssen. Aber sonst? Ich brauche, wie gesagt, gar nichts.

Nichts außer Freiheit. Nichts außer der Freiheit, über mich und (gemeinsam mit ihnen) über meine Liebsten selbst entscheiden zu können. Über das, womit ich meinen Tag verbringe. Worüber ich nachdenke. Über die Uhrzeit, zu der ich schlafen gehe und zu der ich aufstehe (welches meiner Kinder lacht da gerade so unverschämt laut?).

Ich brauche die Freiheit, selbst entscheiden zu können, ob und wann ich meinen Arbeitstag beginne und wann er, so er denn stattfindet (was er meistens tut), aufhört. Die Freiheit, meine berufliche Tätigkeit fast jederzeit ändern zu können. Die Freiheit, den Tag mit gutem Kaffee und schlechten Zeitungen beginnen und mit gutem Whisky und einem tollen Film beenden zu können.

Habe ich diese Freiheit? Theoretisch ja, in der Praxis nicht immer. Für erstrebenswert halte ich sie jedoch allemal. Ich emfinde sie als Wohlleben. Als Luxus.

Da unterscheiden wir uns. Der Albert und ich.

(Reminder: In der nörgelfreien guten Woche – DGW – konzentriert sich Spreeblick auf Lob und Begeisterung für die kleinen und großen Dinge des Lebens)

5 Kommentare

  1. 01
    M°

    Mein Luxus: Meerblick statt Reeperbahn

  2. 02

    Das kommt ja sehr auf den Zusammenhang an. Ich tippe mal, dass der gute Einstein mit Luxus das Leben der oberen 10000 meinte, und das ihm das doch relativ (ja, ich hab ihn) am Hintern vorbei ging. Wichtig waren ihm weder ein Diamantring noch der Beluga-Kaviar. Und das ist genau das, was Du ausdrückst: Wichtig ist das, was einem wichtig ist. Freiheit in vielen Bereichen, sei es die Zeit, Entscheidungen, Reisen (eher die mit Rucksack als die in der Concorde). Sich über die kleinen Dinge zu freuen. Diese Freiheiten definieren wir uns als Luxus — und da hätte der gute Albert vermutlich auch zugestimmt.

    (Was den Luxus angeht, sollte uns immer wieder vor Augen sein, was andere als Luxus definieren. Vielleicht hat Live8 diesbezüglich ja doch einen kleinen Schritt in diese Richtung geholfen — das wäre schon viel und sehr schön.)

  3. 03

    Da unterscheiden wir uns. Der Albert und ich.

    aber bei der frisur seit ihr euch einig oder wie;)

    freiheit war wohl schon immer, wir aber auch immer luxuriöser und obgleich die selbstbestimmung des arbeitstags bei mir ähnlich aussieht, hab ich zunehmend das gefühl, dass es immer schwieriger wird zwischen freiheit und konto die balance zu halten.

  4. 04
    DichterNebel

    Nun ja. Mann kann sich ja zum Beispiel die Freiheit nehmen nicht auf sein Konto zu schauen, nur sollte man sich diesen Luxus auch leisten können.
    Nur ist mann dann wirklich frei ? Die Menschen in der 3. Welt haben mit Sicherheit kein Konto fühlen sich wahrscheinlich nicht so frei wie wir.
    Ich glaube in der westlichen Welt muss man sich die Freiheit die Johnny meint erarbeiten. Aber wenn wir mal nach China blicken was wir ja bald mit Spreeblick bald können, dann glaube ich das die Chinesen was anderes als Freiheit bezeichnen zum bsp. frei im Internet Surfen.

  5. 05

    schöner Artikel … danke :o)