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Nochmal allofmp3

Ein paar Gedanken mehr zum Thema als in den meisten Blogs, vor allem aus anderem Blickwinkel, gibt es bei antifreeze. Die Diskussion hat gerade erst begonnen, könnte aber spannend werden.

(Disclaimer: antifreeze ist Teil des Spreeblick-Verlags)

9 Kommentare

  1. 01
    Stefan_K

    Ich weiß gar nicht, was man da so groß diskutieren muß. Wäre ich Komponist oder Musiker oder Produzent, ich tät mal eben abkotzen. Bei aller „Kultur muß allen gehören“-Euphorie: Wer übernimmt die Miete? Freiwillige vor!

  2. 02

    Da gibt es eine Menge zu diskutieren. Denn das, was wir jetzt sehen, wurde vor und seit vielen, vielen Jahren der Gema, der IFPI usw. als Zukunftsszenario angekündigt, präsentiert und zur Diskussion mit Bitte um Reaktion gestellt.

    Man muss bedenken, dass diese Verbände Plattenfirmen bzw. Musiker via Quasi-Monopol vertreten. Es ist daher ihre Pflicht, Entwicklungen zu verfolgen und im Sinne ihrer Mitglieder darauf zu reagieren. Das tun sie noch immer nicht. Es geht hier um sehr viel Geld, Stefan, nicht bei den Musikern, sondern u.a. bei den Vorständen der Gema, die gegen Reformen, Öffnungen und Entwicklungen in geradezu absurder Art ankämpfen, da sie wissen, dass ihre Tage gezählt sind. Ich kann eine Menge Gespräche aus erster Hand zitieren, die mir keiner glauben würde. Ehrlich.

    Ja, das Netz verändert die Wirtschaft. Nicht nur die der Unterhaltungsindustrie, aber diese doch sehr speziell. Darauf muss reagiert werden und vielleicht muss auch erkannt werden, dass die fetten Jahre vorbei sind (und sie waren fett, und zwar megafett). Downgrading ist immer hart, aber manchmal nötig.

    Und das Problem alllofmp3.com ist kein neues, es erscheint nur in anderer Form, siehe dazu meinen Kommentar bei antifreeze. Auch dazu kann ich einiges erzählen, denn „früher“, als sich noch alle persönlich kannten, wurde sowas durchaus mal mit pauschalen Deals zwischen den Ländern abgegolten. Natürlich inoffiziell.

    Siehe auch diesen telepolis-Artikel aus dem Jahr 1999 (!!!!!), in dem ich auch zitiert werde und in dem es um genau den gleichen Dreck geht. Das sind Scharlatane, Stefan. Für die Musiker? Pah!

  3. 03

    Achja und wegen der Miete: Es gab noch nie und wird nie eine Garantie auf die Miete geben für Musiker oder Komponisten oder andere Künstler. Diesen Job macht man nicht, weil man seine Miete davpn zahlen will, sondern weil man ihn machen muss.

    Ich habe… ähm… warte… 16 Jahre lang Musik gemacht. Etwa fünf Jahre lang konnte ich davon meine Miete zahlen, was mich zu einem privilegierten Mucker in D gemacht hat. Und: Das waren hauptsächlich Vorschüsse. Venture Capital, sozusagen.

  4. 04

    High Risk Venture Capital, würde ich mal sagen :)

  5. 05
    Stefan_K

    Lieber Johnny,
    hey, wir haben DGW!
    Ansonsten Zustimmung: Wer als Musiker auf die Kohle schielt, sollte vielleicht Immobilienmakler werden. Vielleicht sind wir da argumentativ aneinander vorbeigerutscht.
    Ich habe lange Jahre Radio gemacht (vor dem Start der Privatfunker), und ich weiß ob der Schwierigkeiten und Sorgen von Musikern. Wirklich. Deshalb habe ich in meinem Posting auch die Plattenfirmen nicht erwähnt, obwohl es genug Independents gab und gibt, die mit Sicherheit nicht auf Geld gepolt sind.
    Ich wünsche mir eine Lösung, mit der vor allem die Urheber kreativer Arbeit ihre Miete bezahlen können. Natürlich macht man DAS nicht DESHALB (warum eigentlich nicht? Ist doch ein ehrenwehrter Beruf!), aber again, hey: Ihr habt auch einen Verlag gegründet, um irgendwann Geld zu verdienen. Und es sei Euch gegeben!

  6. 06
    D.P.

    Der Spiegel hat mal nen guten spruch abgelassen :
    […]Man redet ständig über eine Liberalisierung von Handelsmärkten.Aber bei Musik soll dies ausgerechnet nicht gelten ?[…]

    Gruss D.P.

  7. 07

    Was bei dieser Diskussion ausser Acht gelassen wird, ist, dass nicht nur die Musik- und Filmindustrie durch das Internet mit einem völlig neuen Wirtschaftskonzept konfrontiert wurde – und es schlicht versäumt hat, ausreichend schnell mit anständigen Konzepten gegenzukontern. Das Monopol der Vertriebswege, das Musik-, Film- und auch Softwareindustrie noch vor 5 bis 10 Jahren innehatten, ist durch den Internet-Boom gefallen – und in diesen 10 Jahren konnte man schon absehen, dass es soweit kommt wie heute, die Konzepte lagen bereits in der Luft – Napster ist da wohl das beste Beispiel. Aber wieso kommen dann erst jetzt annehmbare Konzepte zur Nutzung des Internet als Vertriebsweg? Stichwort DRM – warum hat die Einführung dieser Standards so lange gedauert? Hätte man den geneigten Nutzern schnell genug eine eigene Plattform wie iTunes oder Musicload an die Hand gelegt, wäre der Markt garantiert bei Weitem nicht so stark eingebrochen.

    Ich erinnere mich noch an meine Zeit als Jugendlicher – als der Internet-Boom gerade so richtig tobte, war ich etwa 15, 16 Jahre alt. Und ich will hier offen zugeben, dass wir ALLE, die wir einen Internetanschluß zuhause hatten, bei Napster, Morpheus, KaZaA & co. gesaugt haben, wie die Blöden – aber wer das Geld hatte, der hat sich trotzdem gelegentlich mal eine CD gekauft. Und die, die kein Internet hatten, haben über anderweitigen Datenaustausch ihre mp3s bekommen (wir haben dafür immer alte Festplatten benutzt ;)). Die „Schulhof-Piraterie“ hat aber nicht erst mit mp3 angefangen – vorher wurde halt auf Musikkassetten oder Tonband überspielt, vom Radio oder von jemandem, der sich die Platte (später auch CD) gekauft hat. Und schon damals gab es eine Kampagne namens „Home Taping is killing Music“ – Johnny wird sich vielleicht noch erinnern ;) Nichtsdestotrotz hatte man damals das Recht auf eine Privatkopie, und die Musikindustrie konnte sich trotzem nicht über sinkende Umsatzzahlen beschweren. Als nichts anderes sehe ich das „Problem“ Filesharing heute – nur das die Kids eben nicht mehr die Tapedecks anschmeißen, sondern über Tauschbörsen oder auf LAN-Parties ihre Songs ziehen.

    Aber diese Zielgruppe (der man in den 1980ern und 1990ern noch wunderbar das Taschengeld aus den selbigen ziehen konnte) wird auch irgendwann älter und erwachsen – und geht weg von gehypten Künstlern und gepushten Bands, hin zu qualitativ hochwertiger Musik. Und diese Musik ist den geneigten „Konsumenten“ (irgendwie kein schöner Ausdruck) auch ein gewisses Geld wert – und hier kommen dann sowohl Plattenläden als auch Plattformen wie iTunes oder Musicload ins Spiel. Der Markt ist da und wird genutzt – die iTunes- und Musicload-Umsätze sind da der beste Beweis. Problem der Musikindustrie ist hier inzwischen nur noch, dass das Tauschen von Musik heute unkomplizierter ist als je zuvor und so die „Teenie“-Zielgruppe weggebröckelt ist. Folge: „Künstler“ wie Britney Spears, die zwar mit einem riesigen Werbebudget gepusht werden aber scheiss Musik machen, werden in höchstem Maße unrentabel, denn die Platten werden nicht mehr gekauft, sondern aus den Tauschbörsen heruntergeladen. Denn sein wir mal ehrlich: 15 Euro für eine so dünne Stimme ist viel zu viel – für eine Phil Collins-Platte gebe ich das Geld hingegen gern aus, denn da weiß man, was man hat. Hier muss die Musikindustrie endlich wieder ansetzen und gezielt junge Talente, die vielversprechende Musik machen, aufgreifen und fördern. Und damit meine ich keine Castingshows, bei denen nur neue Britney-Kopien ‚rauskommen, sondern wieder das alte Prinzip Demotape. Viele Bands, die lange Zeit Erfolg haben, haben doch über Demotapes angefangen, oder?

    Huch, jetzt ist das alles viel zu lang geworden – aber man merkt doch, das Ganze ist ein ziemlich vielschichtiges Thema…

  8. 08

    Ich glaube ja nicht, dass es die Britney Spearse dieser Welt sind, die unter Filesharing etc. leiden. Und es geht auch nicht um die subjektive Qualität der Musik, auch „hochwertige“ Musik wird ja getauscht oder über ftp und irc geteilt.

    Vielschichtig, in der Tat. Und ich gebe dir Recht, dass zu spät zu langsam reagiert wurde. Die ersten kommerziellen Tauschplattformen mit Verrechnung von Downloads und Uploads, der erste plattformübergreifende Suchdienst nach bestimmten legalen MP3s… dort ist Geld, garantiert. Legales. Aber das ist nicht aufzubauen ohne endloses Gehacke mit unzähligen Insitutionen, die es wiederum aber nicht selbst machen.

  9. 09

    Gut, mit dem Spears-Vergleich hab‘ ich mich vielleicht ungünstig ausgedrückt – was ich primär meinte, ist die Musik von Künstlern, die mit einem riesigen Werbebudget und tierischem Hype nach oben gepusht werden, so dass in der „Zielgruppe“ eine Art Druck entsteht, die jeweiligen Alben sein Eigen zu nennen (z.B. derzeit Coldplay). Viele Kids haben aber das Geld nicht und „müssen“ sich deshalb die Musik auf halb- oder illegalem Weg beschaffen – dass es da auch mal qualitativ hochwertige Musik trifft, ist wohl unumstritten, und ich würde das mal als „Kollateralschäden“ bezeichnen. Fakt jedoch ist, dass inzwischen Marketing nicht mehr alles ist, um eine Platte zum Erfolg zu führen.

    In diesem Zusammenhang vielleicht noch eine News von heise.de, den ich gerade per Zufall gefunden habe: Sony BMG lizensiert Musik an iMesh.