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Was „öhhh“?

„Er dekonstruiert sich selbst und ist dabei intellektuell im Sinne von langweilig“, dachte ich beim Lesen des Interviews von André Müller mit Harald Schmidt in der Weltwoche. Doch kurz bevor ich einschlief, schaffte er es dann doch noch etwas zu sagen, das aus weiterhin unerfindlichen Gründen im Bereich der Prominenz scheinbar nur Harald Schmidt sagen kann. Es geht um den 11. September 2001.

Die Medien hatten beschlossen, dass diese Katastrophe ein Ereignis zu sein hat, das uns trifft wie kein anderes je zuvor, und dass ich soundso viele Kriegstote, soundso viele Hungertote, soundso viele Aidstote aussen vor lassen soll und sage, nichts hat die Menschheit je so verändert wie dieser 11. September. Das wurde einem als allgemeiner Konsens verordnet. Aber Tatsache war, dass Investmentbanker noch in den brennenden Türmen Konten umgebucht haben, dass es sofort Immobilienspekulationen am Ground Zero gab und dass unsere amerikanischen Freunde schneller als alle anderen zur Tagesordnung übergegangen sind.

[via ix‘ del.icio.us-Links]

15 Kommentare

  1. 01

    Eigentlich ist an der Aussage nicht besonderes dran, denkt ja irgendwie eh jeder. Das Problem ist nur, dass sich bisher niemand getraut hat, dass so zu sagen, schon gar nicht als Prominenter…

  2. 02

    da hat der herr schmidt nicht mal so unrecht! und wie tobi schon sagte: es hat sich einfach nie jemand getraut das zu sagen!

  3. 03

    die erste harald schmidt show nach dem elften september war in der tat grandios. schmidt meinte ja auch im interview, hätte er diese sendung vergeigt, wäre er beruflich erledigt gewesen. schade dass er sich nicht immer so emotionalisieren und aufheizen kann, wie zu dieser sendung. schmidt sollte sich mehr aufregen, dann würden seine sendungen sicherlich (wieder) besser. in den sendungen dürfte er sich natürlich nicht aufregen.

  4. 04

    Nicht zuletzt Noam Chomsky (Manufacturing Consent) weist ja seit zig Jahren auf genau dieses Phänomen hin, wie sehr wir uns die Bewertung von Ereignissen von Medien geradezu vorschreiben lassen. Und das bis hin zum allseits unwidersprochenen öffentlich/medialen Ausweis der Amoralität der Menschen, die einer solcherart zum vermeintlichen Common Sense gemachten Bewertung zu widersprechen wagen.

    (Fast unnötig darauf hinzuweisen, dass Medien immer interessegeleitet sind – und das diese Interessen nie ein wie auch immer gearteter unabhängiger Common Sense sind…)

    Eine Minderheit von ebenfalls medienwirksamen Erscheinungen (wie eben Schmidt) darf gelegentlich die Narrenfreiheit (!) genießen, »schockierend« anderer Ansicht zu sein und dies auch klar zu äußern.

  5. 05
    Alphager

    selbe Story mit den London-anschlägen.
    Jetzt müssen wir uns alle extrem schutzlos fühlen und mehr sicherheitsgesetze fordern.

  6. 06

    Auch wenn er eigentlich Recht hat, der Harald: Wir alle (ok, vielleicht die Strickblogger nicht) machen da doch mit: wir sind entsetzt, verblüfft, empört, mitteilungsbedürftig, sobald wir von den unmenschlichen, grausamen, hinterhältigen, gemeinen Attentaten hören.

    Wir sondern Mitleid ab für Menschen, die wir nicht kennen und nie kennen gelernt haben würden. Wir gedenken vor uns hin, weil eine Regierung uns zum Gedenken animiert.

    Und dass es diesmal in London „nur“ ca. 50 – 60 Tote sind und nicht 2000 bis 5000 wie am 11. 9. (übrigens nicht am 9/11 – da war anderes – WK 1 zuende, Reichsprogromnacht, Öffnung der MAuer etc.), macht die nationale Betroffenheit schon wieder sympathisch.

  7. 07
    fgro

    @Varzil:
    „übrigens nicht am 9/11 – da war anderes […]“

    Auf wessen Aussage beziehst die Korrektur? Da ich es nicht weiß kann ich nur vermuten dass jener die englische schreibweise verwendet hat. Wenn ich vollkommen daneben liege mit meiner Einmischerei nehme ich alles zurück und behaupte das Gegenteil :P

  8. 08
    fgro

    sorry für die etwas vermurkste Satzstellung, ist mir erst im Nachhinein aufgefallen.

  9. 09
    Allo

    @Varzil
    Die Daten zum 9.11. (WK 1 zuende, Reichsprogromnacht, Öffnung der Mauer) sind durchaus richtig, die Schreibweise 9/11 für den 11.9. aber nicht falsch, da einfach nur amerikanisch geschrieben.

  10. 10

    Herr Schmidt meint:
    „Aber Tatsache war, dass Investmentbanker noch in den brennenden Türmen Konten umgebucht haben…“

    Ich biete zum Thema Geld, Manager und Arbeitswelt einen podcast an, hier steckt er:
    http://homepage.mac.com/WebObjects/FileSharing.woa/wa/Woolworth.mp3.mp3-zip.zip?a=downloadFile&user=martinriemer&path=/Public/Woolworth.mp3

    (sorry für die rumpelige URL, ich arbeite mich gerade ein, er kommt als zip, 3,2 MB)

  11. 11
    fgro

    @Allo
    Naja, eine Wiederholung richtiger Kommentare kann nicht schaden :P

  12. 12

    Ach ja, der Harald.

    Ich bewundere ihn als Genie der Konversation, weil ich sonst niemanden kenne, der so schnell und trotzdem exakt formulieren kann. Jemanden, der auch noch zum abwegigsten Thema eigene Meinung, Input und Humor mitbringt und scheinbar schon ueber alles nachgedacht hat.

    Es waere allerdings interessant zu wissen, ob vieles davon zurechtgelegte Huelsen sind, die er fuer Gespraeche und Interviews praepariert und so perfekt abgespeichert hat, dass sie dann „wie aus der Pistole“ kommen. Das wuerde, wenn es denn stimmte, eine Festplatte der absoluten Oberklasse voraus setzen. Einstein reborn as Entertainer sozusagen.

    Aber selbst wenn es so waere, haette er vorher trotzdem ueber all diese Themen nachdenken muessen. Das allein ringt mir Respekt ab.

    Wenn ich ihn reden hoere, jedenfalls, habe ich das Gefuehl dass er schon alles verstanden hat, was es zu verstehen gibt.

    Ich wuerde das zu gern persoenlich pruefen koennen. Da ich das derzeit noch nicht kann, muss ich auf Interviews wie das obige zurueck greifen.

    Schade, aber trotzdem eine schoene Teilerfahrung.

  13. 13

    „Die Medien hatten beschlossen, … dass ich … sage, nichts hat die Menschheit je so verändert wie dieser 11. September.“ … aha!!

    Klar – denn wann hat es seit Nero’s Rom schon einen so toll inszenierten ‚Heißen Abriß‘ eines Asbestzement-Hochhauses gegeben… und so günstig !

    *** Bitte jetzt nicht sagen, ich sei ein ‚Möchtegern-Harald‘ … aber Zynismus kann manchmal auch eine Labsal sein :-)) ***

    Doch nun warten wir voller Spannung, was man in vier Jahren über die Londoner Anschläge hören wird. Vielleicht hatten die Bomben-Kids ja ganz andere Ziele, und *jemand* manipulierte ihre Zeitzünder?!!

  14. 14

    Ich fasse es nicht… soeben wird mein *Verdacht* über die Sender gejagt. Die *Attentäter* hatten neben ihren Papieren/Ausweisen sogar Parkscheine für ihre Autos dabei – wollten also auf KEINEN Fall selber sterben. WER hat sie also dermaßen gelinkt…??!