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Back to the futura

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Was benötigt man für eine FUTURA BOLD, jene in lockerer Reihe stattfindende Veranstaltung die vor über einem halben Jahr dem Grundgedanken entsprungen ist, SPREEBLICK-LeserInnen und MacherInnen zu entspannten Gesprächen bei guter Musik (was gut ist, bestimmen wie beim Blog die MacherInnen und bewerten wie beim Blog die späteren Kommentare) zu bewegen?

Im Falle der FUTURA BOLD 6.0, der ersten mit echtem Spreeblick direkt am Osthafen und somit unter freiem Himmel, benötigte man:

  • Mindestens einen guten DJ (Wertung siehe oben)
  • Einen DJ-Platz mit zwei Plattenspielern, zwei CD-Spielern, einem Mischpult, einer Endstufe inklusive Lautsprechern sowie einen geeigneten Platz mit Überdeckung im Falle leichter Regenfälle
  • Eine Band
  • Eine Bühne für die Band
  • Getränke sowie Menschen, die diese ausschenken
  • Einen Grill nebst Gut, denn wir sind in Deutschland, und sobald im deutschen Sommer mehr als fünf Menschen mit Bierflaschen in den Händen beisammenstehen, gehört ein Grill daneben
  • Sitz- oder Liegegelegenheiten
  • Glück mit dem Wetter
  • GÄSTE!
  • Nerven

Das alles hatten wir glücklicherweise am vergangenen Freitag auf die ein oder andere Art, wenn auch nicht immer zum geplanten Zeitpunkt. So kam es, dass die ersten Gäste (um Punkt 18 Uhr! Streber!) mit Recht etwas unsicher wirkten, denn weder DJ-Pult noch Bühne noch Getränkestand waren vorhanden. Die Bühne, mitsamt DJ-Kram für 17.30h angekündigt, traf nach und nach zwischen 19 und 20 Uhr ein. Leider passten die Füße für die Bühnenpaletten nicht und leider waren beide Plattenspieler kaputt (zum Glück gab’s ja als Ersatz 15 Minuten später die Technics-Zwillinge aus dem Spreeblick-Headquarter), aber wenigstens floss das Bier bereits. Und auch das war nicht selbstverständlich, denn Steffan von der Bier-Company, der uns sowohl Equipment als auch den Hafenplatz zur Verfügung gestellt hatte, kämpfte mit den Zapfanlagen, die defekt aus der Reparatur gekommen waren. Irgendwann aber stand und floss irgendwie alles.

Und schließlich war ja der DJ rechtzeitig da, der zunächst mit einem einzigen CD-Player improvisierte. Martin Petersdorf, my man!

Wäre er nicht gewesen, hätte das Ganze bereits zu Beginn ein Fiasko werden können, doch er war ja, und so lieferte eine entspannte Mischung aus britischem Pop, jamaikanischem Reggae und anderen „I live by the river“-tauglichen Klängen den Soundtrack für wie immer extrem angenehme Kennenlern-Gespräche und Plaudereien. Die ersten Gäste, darunter viele FB-Stammgäste, einige mir bis dahin noch nicht persönlich bekannte BloggerInnen und erstmalig ein ganzer Haufen Kinder, die neugierig Hafen und Kräne und Schutt erkundeten, erfreuten sich am guten Wetter, erklommen die Kräne für noch besseren Ausblick oder sammelten Schnappschüsse für’s Flickr-Album.

Ein stimmungvoller, wenn auch technisch gesehen nicht völlig perfekter Start also, aber wer langweilige Perfektion sucht liest vermutlich weder Spreeblick noch besucht er eine FUTURA BOLD, und so machten die mittlerweile ca. 150 Gäste auch beim gegen 21 Uhr einsetzenden Regen aus der Not eine Tugend und flüchteten unter die nahegelegene Elsenbrücke. Ob der Dunkelheit und des Regens herrschte hier weiterhin die Romantik der Großstadt, ein weiterer mitgebrachter Grill wurde aufgebaut und ein Lautsprecher war auch schnell unter die Brücke verlagert, aus der Ferne konnte Martin also weiter für musikalische Unterhaltung sorgen. Gespräche waren hier noch einfacher anzuknüpfen und alle schienen weiter ihren Spaß zu haben; alle mit Ausnahme eines extrem verspannt wirkenden jungen Mannes, der sich bei mir über die Lokation beschwerte, die er als „armselig“ bezeichnete. Ich habe eine Ahnung, wer das gewesen sein könnte.

Gegen 22 Uhr trafen dann die OHRBOOTEN als Stargäste ein, benannten den Abend ohne zu zögern in „Under the bridge“ um und betrachteten die Lokalität kurzerhand als die beste von allen möglichen. Eine Viertelstunde später, der Regen hatte selbstverständlich gerade aufgehört, stand die Mini-Anlage der Ohrbooten und die Straßenmusik-geschulten Berliner hauten den Anwesenden ihre höchst sympathische Mischung aus Ragga, Reggae, Hiphop und Pop um die Löffel. Es passte alles und nicht nur Publikum sondern auch Band und anwesende Plattenfirma strahlten. Letzeres könnte wichtig sein, denn so wie es aussieht, bekommen wir das Recht, den gesamten Videomitschnitt des Gigs exklusiv zu veröffentlichen.

Da die Ohrbooten am nächsten Morgen ab 8 Uhr einen Videodreh-Termin am Kreuzberger Heinrichplatz hatten, konnten sie leider nicht mehr mitfeiern als sich alle nach dem Konzert über den gesamten Platz verteilten, weitertranken, redeten und vor allem dem grandiosen Schauspiel des entfernten Gewitters beiwohnten. Besser hätte die Lightshow nicht sein können, als ich gegen 1 Uhr Martin Petersdorf ablöste und ein paar Vinyl-Singles auflegte. Meine Musikmischung zwischen Costello, Billy Bragg und den Specials brachte zwar nicht gerade die Menge zum Toben, aber wenigstens konnte ich mir das einmalige persönliche Erlebnis gönnen, „London Calling“ unter freiem Himmel am Hafen mit gewaltigen Blitzen am Himmel zu genießen. I live by the river indeed.

Ein Auto eines Besuchers ist bei dem erfolglosen Versuch, eine der steinernen Erhebungen auf dem Gelände hinweg zu ignorieren blöderweise leicht zu Bruch gegangen, für das peinlichste Erlebnis des Abends jedoch habe leider ich selbst gesorgt. Denn Max hatte am vergangenen Freitag Geburtstag und das hatte ich im Eifer der Veranstaltung – vergessen. Ich Idiot. Zum Glück nahm Max meine Entschuldigung an und lächelte selbst dann noch, als wir gegen 2 Uhr ein nachträgliches „Happy Birthday“ anstimmten. Der Mann ist hart im Nehmen!

Und das nicht nur in Sachen „Tolle Freunde, die meinen Geburtstag vergessen“, sondern auch in Sachen Unwetter-Schnellmaßnahmen. Gemeinsam mit den letzten hilfreichen Gästen standen wir nämlich alle gegen 3 Uhr in einem horizontalen Wasserfall der jede Regenabdeckung lächerlich machte und rupften panisch alle Stecker aus den Dosen, während ein umherfliegender Sonnenschirm knapp Max‘ Kopf verfehlte, Neonröhren auf Beton zerschellten, Platten- und CD-Spieler unter Wasser standen und das Cover der 7inch von „Baby, Baby“ von den Vibrators nur durch Svens Einsatz gerettet werden konnte. Wir waren durchnässt bis auf die Socken. Mit anderen Worten:

Es war fantastisch!

Und so tänzeln wir fröhlich auf die nächste FUTURA BOLD zu und hoffen, dass ihr wieder mitkommt, denn ohne euch bringt das ja alles nichts. Es ist wirklich nicht kokettierend gemeint wenn ich immer wieder betone, was für nette Abende das mit euch sind und ich hoffe sehr, dass euch das ähnlich geht, denn nur dann macht der Aufwand Sinn.

Doch nicht nur an die Gäste geht der Dank, sondern natürlich auch an Steffan, der den Spreeblick möglich machte, an seine Jungs, die für Technik und Grill gesorgt haben, an die Ohrbooten und ihr Label JKP, die sich beide mit unstressiger Gelassenheit vertrauensvoll in unsere Hände begeben haben und natürlich an Martin Petersdorf, dessen Plattensammlung für die absolut passende Athmosphäre gesorgt hat. Und das alles mal wieder ohne Honorare und Gagen und daher auch ohne Eintritt. Wo gibt’s das schon noch?

Bei SPREEBLICK, Baby. We’re only happy when it rains.

(Fotos sind in Arbeit, überlege gerade, Flickr statt diesem merkwürdigen Mini-Galerie-PLugin zu nutzen)

Update: Es gab leider ein paar hoffentlich nur leicht verletzte Gäste. David hat’s wohl bereits auf dem Hinweg hingelegt, Daniel hingegen wurden die Schienen auf dem Rückweg zum Verhängnis. Fahrräder und nasse Schienen: Keine gute Kombination.

Beste Genesungswünsche von hier!

7 Kommentare

  1. 01

    Noch was: die Aufkleber sind sehr schick.

    Für die Verletztenstatistik: Mein Begleiter ist auf dem Heimweg noch verprügelt worden (nicht von FB-Gästen), rief aber heute schon wieder aus dem Biergarten an — es scheint ihm also wieder besser zu gehen.

  2. 02

    als „verlässlicher futura bold chronist“, wie rerun – grüße an dieser stelle – mich an diesem abend bezeichnete, überbrücke ich mal, bis eure fotos online sind: futura bold fotos

    und wie immer ein dickes dankeschön für einen tollen abend!

  3. 03

    sorry, war ein tippfehler drin:
    futura bold fotos

  4. 04

    Hallo :)

    Ich war ein Zaungast, zählt das auch?
    Nein, Scherz. Ich war schon da, wollte mir mal das Ganze ansehen und einem meiner Lieblingsblogger beim grillen zusehen.
    Leider war die Wegbeschreibung doch nicht so gut wie ich sie im Kopf hatte, den auf der anderen Seite der Brücke war leider kein Durchgang zu finden oder war per Zaun versperrt.
    Also dachte ich: Auf zur anderen Seite! Machte sich nur doof, weil der Regen immer näher kam. So bin ich dann lieber nach Haus gegangen da ich weiss: Regen macht nass.

    Aber zur nächsten Futura Bold komme ich. Und wenn die Mauern noch höher sind und ich quer durch die Spree schwimmen muss.

    Viele liebe Grüsse…

  5. 05

    Vielen Dank für die Party. War wirklich sehr nett.

  6. 06
    Radiowaves

    Geil, geil, geil! Langsam werd ich neidisch auf alle, die diesen Abend (mitsamt Wetter!) miterleben durften. Den Beschreibungen nach hat Johnny genau den richtigen Ort für eine gut rockende Party ausgewählt. Wiederholen, will auch dabei sein!

  7. 07

    Ähm, apropos Hafen, Kräne und Schutt erkunden: Zwischen den Stahlkolossen lief übrigens nicht nur Jugendfreies ab. Ich bin auf meinem laaaaaaannngen und beschweeeeeerrlichen Marsch von der Westseite des Geländes an nem Fotoshooting vorbeigekommen, dass mir als Homophobiker ne Menge Antrieb Richtung FB6.0 verschafft hat. Ich hoffe, den Kinder blieb der Anblick ersparrt ;)