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Peking-Ende

In der Kategorie „Chinese rocks“ werden bei Spreeblick, wie manche schon wissen, die Eindrücke und Berichte einer befreundeten Familie erscheinen, die in diesen Tagen aus beruflichen Gründen für einige Jahre nach Peking zieht. Speziell als Familie mit zwei Kindern gibt es vorher natürlich viel zu klären. Mit der Technik für die daheim gebliebenen Großeltern sind wir fast durch (erste telefonische DSL-Konfigurationshilfen fanden heute bereits statt), aber wie ist das mit dem ganz untechnischen Alltag? Wie ist das zum Beispiel in China mit…

…Windeln?

Es gibt natürlich auch in China Windeln zu kaufen, wie wir sie aus dem Drogeriemarkt kennen. Allerdings auf dem Stand der ersten Generation, also aus 5mm starkem Vollplastik und zudem auch noch unglaublich teuer. Von chinesischen Eltern werden diese Plastikwindeln daher so gut wie nie benutzt. Was man u.a. daran sehen kann, dass der Anblick von nackten Babyhintern, warme Temeraturen vorausgesetzt, auf chinesischen Straßen längst nicht so selten ist wie bei uns.

Sogenannte „Splitpants“ (die natürlich in China anders genannt werden, da dort größtenteils chinesisch gesprochen wird) machen es möglich und verwundern die Touristen. Wie machen die das, wenn die mal machen müssen? Pinkeln denen die Kleinen auf den Rücken oder auf den Bauch, da doch die chinesischen Kinder nicht im Kinderwagen, sondern konstant am Körper transportiert werden (ein Umstand der übrigens dazu führt, dass die kleinen ChinesInnen sehr früh laufen lernen, da sie müssen, um Mamas Rücken nicht noch mehr zu verkorksen)?

Natürlich nicht.

Zu Beginn ihres Daseins bekommen chinesische Kinder Stoffwindeln. Genau solche, die man in unseren Breitengraden aus dem gut sortierten „Bald ist es soweit“-Regal der öko-bewussten Schwangeren kennt. Und aus der „Ach, so öko bin ich dann doch wieder nicht“-Ablage junger Mütter. Diese Windel-Phase dauert bei chinesischen Kindern jedoch nicht lange an. Denn sobald Mutter oder Vater eine bekannte Wärme am eigenen Körper fühlen, die ob des mitgeführten Nachwuchses darauf schließen lässt, dass die Windel gerade ihren Zweck erfüllt, wird mit dem Training begonnen.

Mama oder Papa geben dazu einen leisen Pfeifton von sich oder stoßen mit der Zunge gegen die Vorderzähne (die eigenen, denn das Kind hat noch keine), was zu einem „T-T-T-T-T-T“-Geräusch führt. Das klingt in etwa so, als würde man ein zweifelndes „Ts, Ts, Ts“ von sich geben, aber eben ohne „S“ und ohne Zweifel. Das Kind assoziiert von nun an sein Bedürfnis mit diesem Laut und beginnt in den meisten Fällen bereits im Alter von vier Monaten das Geräusch selbst zu intonieren, wenn es mal muss. Sobald dieser Zeitpunkt erreicht ist, gehören Windeln der Vergangenheit an und die Split-Pants samt nacktem Hintern kommen ins Spiel.

Fortan meldet das freundliche Kind rechtzeitig und zweifelsfrei „T-T-T-T-T-T“, die Trägerin oder der Träger hält es geschickt mit dem Gesäß nach unten im Arm und alles, was zuvor in die Windeln ging, geht ins Gebüsch. Oder, wenn der Supermarkt oder die Straße gerade kein Gebüsch bereit hält, auf ein Stück mitgebrachte Zeitung, die danach entsorgt werden kann. Enorm praktisch, windelgeplagte Eltern stimmen sicher zu.

Und ich muss mal.

9 Kommentare

  1. 01
    Katharina

    Und was ist nun bei kalten Temperaturen?
    Kind macht T-T-T-T-T-T, du fängst an, es aus dem Schneeanzug zu pellen, und dann war es aber leider doch schon zu spät? Schneeanzug erst nass, dann gefroren, ich stell mir das jetzt mal so vor… Übrigens ist es in den USA (zumindest einigen Staaten) abgeblich verboten, seine Kinder nackt laufen zu lassen, sogar im eigenen Garten. Komische Welt!

  2. 02

    Nee, die Hosen oder Overalls, das habe ich vergessen zu erwähnen, sind untenrum auf- und zuknöpfbar. Scheint gut zu funktionieren.

  3. 03

    @Katharina: Also so wie ich Asien kennen gelernt habe ist es da nie kalt. Ausser man definiert 25° im Dezember als kalt :-)
    Zumindest in den Gebieten wo auch mal Leute aus Europa hinziehen.
    Und in den USA hat man ja sowieso ein problem mit nackter haut.

    Mein Vater ist heute nach Bangkok aufgebrochen und wird da die nächsten Jahre arbeiten.

  4. 04
    Katharina

    @Onkel Tank
    China ist doch riesig, da gibt’s auch kalte Zonen! *atlasrauskram*

  5. 05
    Katharina

    Johnny, vielleicht können dir deine Freunde mal Kinderklamotten schicken. Vielleicht ist das geneigte Öko-Publikum in Kreuzberg ja auch interessiert an sowas. ;-)

  6. 06
    Flinx

    Hi Johnny… such schon ewig rum. Find nix. Wie bist du denn zu erreichen? Würd dir gern ne Mail schreiben…
    Kannst du mal (von mir aus „anti-spam-codiert“) hier deine Mail-Adresse schreiben?
    Thanx,
    Flinx

  7. 07

    Flinx, oben rechts unter „Info“ gibt’s ein Kontaktformular, aber johnny at spreeblick punkt com geht auch. :)

  8. 08

    … bei uns hieß das „Pssscht psssscht pssscht“, um auf dem Töpfchen keine Zeit zu verschwenden…

    Über 30 Jahre später noch ein Trick, mich auf der Autobahn im Stau zum Wahnsinn zu bringen.

    Sind wir nicht alle völlig willenlos und konditionierbar? Sollte man den T-T-T-T-T-T-Trick vielleicht mal bei arglosen erwachsenen Chinesen auf der Autobahn im Stau ausprobieren? Au wei!

  9. 09

    generator, gut konditioniert müsste das klappen. Einfach mal beim nächsten China-Restaurant-Besuch ausprobieren! :)