Geburtstag finde ich gut, aber noch besser finde ich den Jahreswechsel. Schon klar, dass es verschiedene Kalender gibt, aber ich halte mich hauptsächlich an den Gregorianischen, nicht aus Überzeugung oder Wissen, sondern weil das Feuerwerk dadurch relativ einfach zu besorgen ist.
Weihnachten ist der amtliche Vorbote des Jahreswechsels, der Support Act sozusagen. Die Weihnachtszeit ist die Zeit in der man überlegen kann, welche Platten man nächste Woche in die persönliche Jahresbestenliste eintragen wird. Die Zeit, in der man sich für „zwischen den Jahren“ so dermaßen viel Freunde zu treffen, Bücher zu lesen, Musik zu hören und Dinge, die man schon lange mal erledigen wollte, zu erledigen vornimmt, dass man am Ende nichts davon wirklich tut.
Das kindliche Weihnachten bleibt in ewig guter Erinnerung, der Duft von selbstgebackenen Keksen, der Schimmer des Kerzenlichts, in Ruhe zu Hause spielen können und mit etwas Glück rodeln gehen … und natürlich die Geschenke! Die Teenager-Weihnachtszeit wurde dann eher als Last empfunden, Pflichtanwesenheit bei den Eltern, Mama vergießt ein paar Tränen und danach so schnell wie möglich in irgendeinen Laden, der geöffnet hat und laute Musik spielt. Normales, aber auch lächerliches Halbstarken-Gebaren, denn ich hätte mein Gesicht nicht sehen wollen, hätten meine Eltern zu mir als 15-jährigem gesagt: „Mama und Papa fahren dieses Jahr über Weihnachten ins Allgäu, was macht ihr denn in der Zeit?“
Sowohl kindliche Aufregung als auch jugendliche Arroganz gegenüber Traditionen wichen mit zunehmendem Alter einer Gelassenheit gegenüber „dem“ Fest. Man hielt sich weitestgehend vom Kommerzwahn fern, schenkte sich selbst und den Liebsten ein paar tolle Bücher oder Platten und freute sich über Einladungen zum Essen. Mein Bekanntenkreis war meist mindestens so unreligiös und verpennte das rechtzeitige Absenden der Weihnachtskarten wie ich, alles war also im Lot.
Und nun lodert das Weihnachtsfest seit einigen Jahren wieder erneut auf, aus völlig neuer Perspektive, denn wir sind Eltern und erkennen das Weihnachtsfest als wirklichen Ursprung aller Generationsprobleme. Denn wie sollen Eltern ihre Kinder je für voll nehmen können, wenn diese selbst nach dem zufälligen Fund der Geschenke im elterlichen Schrank und nach vielen weiteren Hinweisen auf mögliche Ungereimtheiten noch immer darauf bestehen, dass die Balkontür tagelang offen bleibt, „damit der Weihnachtsmann rein kann“? Und wie soll ein älteres Kind seinen Eltern jemals wieder vertrauen können, nachdem es dann doch erkannt hat, dass die Kiste mit dem Weihnachtsmann eine Dauerlüge war, noch dazu eine international verbreitete und von langer Hand geplante?
Die Antwort ist so erschüttern wie einfach: Wir wollen belogen werden. Manchmal. Vielleicht nur einmal im Jahr, für ein paar wenige Stunden, wollen wir die Augen vor den täglichen Nachrichten schließen dürfen, uns einbilden, das alles in Ordnung ist. Dass es Wunder gibt. Dass Liebe und Frieden ein Dauerzustand für alle sein kann. Und dass die Kohle, die man für den ganzen Plunder ausgebeben hat, schon irgendwie wieder auf dem Konto landen wird. Genauso wie wir wissen, was für einen unrealistischen Blödsinn wir uns da gerade einbilden, genauso brauchen wir diese Pause vom täglichen Wahn, der uns durch das Jahr gehetzt hat. Wir brauchen die kurze Pause, um Anlauf zu nehmen für das kommende neue Jahr.
Meine Liebsten und ich hatten ein anstrengendes, ereignisreiches, wildes, tolles und hartes Jahr 2005, zu dem ich sicher in der kommenden Woche noch einiges schreiben werde. Wir haben viel ausprobiert und viel gelernt und wir standen unter Dauerstrom, nicht nur durch Spreeblick. Die Vorzeichen für 2006 sind jedoch perfekt und wir können mit Volldampf ins nächste Jahr donnern. Ideen gibt es ohne Ende, allein für die Zeit sie umzusetzen müssen wir in Zukunft besser sorgen.
Alle diejenigen von euch, die hier regelmäßig vorbeikommen, die ihren Senf dazu geben, die lesen und loben, bashen und kritisieren, mitmachen und mitdenken, schreiben und zuhören sind ein sehr großer Teil unseres Jahres gewesen und da ihr das mit viel Engagement und Feedback für uns tut, dürfen wir uns ohne falsches Pathos bei euch bedanken. Genauso wie bei den Autorinnen und Autoren derjenigen Blogs, die sich der Spreeblick-Idee angeschlossen haben mit nichts als Vertrauen als Grundlage. Nach wie vor ist das hier ein Experiment, ein Versuch: Qualität statt Schrott, miteinander statt allein, erfolgreich und trotzdem nicht käuflich. Spreeblick ist eine Einladung und wir freuen uns über alle, die sie annehmen – Leser, Autoren und ja, auch Sponsoren und Werbekunden. Dank geht somit auch an warehouse.de, winkekatze.de, die Ohrbooten und die Toten Hosen, die allesamt als erste den Mut hatten, sich mit uns geschäftlich einzulassen.
Wir wünschen euch allen ein unaufgeregtes Weihnachtsfest mit viel Zeit für was auch immer ihr sie am liebsten einsetzt. Eine verdiente Pause, eine gut vorbereitete Anlaufstrecke. Den besten Support-Act, den ihr je gesehen habt. Auf dass der Haupt-Act im kommenden Jahr rocken wird, und zwar wie Sau!
P.S.: Sorry wegen der fehlenden Weihnachtssongs, ich hab’s nicht geschafft. Gestern Nacht habe ich drei erfolglose Stunden an eurer Version von We Are The World gebastelt, aber ihr singt alle mit anderem Tempo und anderer Tonlage und der verdammte Song ist nicht so leicht in simple Takte zu unterteilen (der Gesang setzt immer schön auf dem UND ein) und es ging einfach nicht. Ich werd’s aber nochmal anpacken. Aufgeben? Pah!
Frohes Fest! Wir sind gespannt auf 2006! Und die Vorfreude auf Weihachten hätte ich auch nicht besser als der Don formulieren können!
Fuck yeah. :)
Wünsche allen Spreeblickern Frohe Festtage und ein erfolgreiches 2006! Macht weiter so!
Ich persönliche freue mich aber zuerst noch auf den Trip in die Spreeblick Stadt, nach Berlin.
Also, falls ihr noch n‘ paar Tipps habt – her damit…
Es heißt ja, dieses Leben ist eines der schwersten und das nächste wird bestimmt einfacher. Und vielleicht gibt es ja dort dann doch einen Weihnachtsmann. Oder eine Weihnachtsfrau, je nachdem wer dort tatsächlich die Hosen anhat.
@ Johnny: Irgendwie schade, dass der Chaosradio-Moderator No. One beim diesjährigen Chaos Communication Congress nicht anwesend sein wird, hätte Dir liebend gern‘ mein Mikro vor die Nase gehalten :)
Aber im nächsten Jahr musst Du dann unbedingt zum Congress kommen, ’s wird nämlich der 23. werden. Bis dahin nicht vergessen, das CongressRadio einzuschalten/zu abonnieren :)
Frohe Weihnachten allerseits dann auch von meiner Seite.
Bin auch schon gespant, was 2006 bringen wird.
Viele Grüße!
ich wünsch dir nen klebrigen pappsüßen weihnachtskuchen, eine schicke neue unterhose mit rüschen und zeugs und natürlich ein original-autogramm von klaus meine. wir arbeiten dran…
Deine Wünsche kann ich nur erwidern. Da ich mal davon ausgehe und es auch weiss, dass ich nicht der Einzige bin, bei dem der Spreeblick zum täglichen Programm gehört, waren wir nicht nur ein großer Teil Eures Jahres. Dadurch wart Ihr natürlich Teil des Jahres vieler Spreeblick-Leser. Und das finde ich mindestens genauso wichtig. Denn am Ende des Tages machst Ihr den Spreeblick ja nicht _nur_ für Euch… :-)
Euch auch ein Frohes Fest und viel Erfolg für 2006!
Ich bin zwar noch nicht „erwachsen“ (Wann ist man das eigentlich? Gibt’s da ne Altersgrenze?), aber kann das, was du über Kinder- und Jugendweihnachten schreibst, durchaus nachvollziehen – auch was deine Beschreibung der „späteren Weihnacht“ angeht. Ich merk’s an mir selbst – ich erinnere mich gern zurück an das Weihnachtsfest als Kind, die Heimlichtuerei nicht nur der Eltern, sondern auch von uns Kindern (wenn wir im Kindergarten oder in der Schule Weihnachtsgeschenke für unsere Mamas und Papas gebastelt haben), die Weihnachtskekse, überhaupt der Weihnachtsduft in der Wohnung,… Und als Teenie nervt einen die Zwangsbesinnlichkeit nur noch. Inzwischen nehm‘ auch ich’s gelassener und kann mich endlich wieder über’s Fest freuen.
Viele Grüße, ein frohes, ruhiges Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr von der Ems an die Spree.
Danke gleichfalls – und weiter so (wenn nicht noch besser ;)) in 2006!
„… genauso brauchen wir diese Pause vom täglichen Wahn, der uns durch das Jahr gehetzt hat“
Und diese Pause füllen wir dann mit Wahnsinn der gröberen Sorte? Na, ich weiß ja nicht… Trotzdem ein Frohes Fest, Johnny
Gruß, Stephan
Qualität statt Schrott, miteinander statt allein, erfolgreich und trotzdem nicht käuflich.In diesem Sinne: Frohes Fest für Dich und Deine Familie, und nen guten Rutsch noch, falls man vorher nix voneinander hört. Keep on Rocking (in a free world!)
… 1. Mai, der ist gut.
Alles Liebe und Gute auch von ofenbernd, ofengabi und unser Tochter Jasmin.
auch von mir: ein frohes fest, viele geschenke und guten appetit an alle. schön hier. ich bleibe. danke johnny.
Mag eigentlich jeder auf dieser Seite Weihnachten? Ich hasse es! Schon immer! Und nun ist tatsächlich der 24.12., 15.37 h, ich höre Coldplay und werde depressiv, auweia! Das Kind ist mit Oma beim Krippenspiel – so wie es sich gehört – und jetzt werde ich wohl mal eine andere Musike auflegen und mich an den Straps reißen, damit ich nicht der ganzen Familie die Laune verderbe, wenn sie gleich aus der Kirche kommen…
eh, ich hasse weihnachten! diese scheiss feiertage. es geht doch gar nix, oder? man chillt hier zu hause rum und alle faulenzen und keiner macht irgendwat. und manche kneipen haben zu! warum? ich will saufen und mein ganzes weihnachtsgeld für sinnlose scheisse verprasseln! also, was geht!? ruft mich an! ihr wisst, wo ihr mich erreichen könnt. awww.
Qualität statt Schrott,
deswegen sind wir ja hier bei euch.
Um es mit den legendären Worten von Tiny Tim zu sagen:
„Wie soll ich denn mit den Krücken die Wendeltreppe runterkommen…“
Frohes Fest.
Nachdem ich gerade noch rechtzeitig aus dem Urlaub (ohne Internet) zurück bin, um Dir und euch (trotzdem? gerade deshalb?) ein frohes Fest zu wünschen, danke auch meinerseits für dieses Jahr und diese Blogs.
Das ganze Blogdings hat auch und gerade durch den Spreeblick im vergehenden Jahr für sehr schöne Momente, lustige Zeit und neue Bekanntschaften gesorgt.
(Und was das „We are the world“ angeht, hetze ich da mal meine soundbastelnden Freunde drauf, wenn schon das mit der Cocktailcustic nicht geklappt hat (danke kaputte Endstufe und Handy-Empfang!) ;)
herr häusler, iergendwie will das logo links oben nicht!!
snow @ christmas, jippiii … aus dem hohen norden … rutscht gut rüber.
Johnny,
dir und deinen Liebsten einen guten Rutsch ins Neue Jahr! Mach weiter so! Und bleib gesund und froh, wie der Hase im Haferstroh. ;)
Guten Rutsch wünsche ich euch allen und Spreeblick ein erfolgreiches Jahr 2006.