Da war ich doch zugegebenermaßen gerade ein bisschen gebauchpinselt, dass einer der Codingmonkeys, ihres Zeichens Autoren der vielbeachteten und von mir mangels Einsatzmöglichkeiten so gut wie nie genutzten Mac-Software SubEthaEdit, bei Spreeblick vorbeigeschaut und kommentiert hat. Dieser einer schreibt auch selbst ein Blog und die Freude ist groß, dass es noch dazu ein klasse solches ist.
Und nein, ich kannte den Film der Beerdigungszeremonie für Graham Chapman (Monty Python) noch nicht, danke also dafür an Martin und eine gleichzeitige Empfehlung an alle Freundinnen und Freunde der besten Comedy-Truppe ever, sich den Clip anzuschauen.
Denn abgesehen davon, dass er wirklich grandios ist, hat er mich daran erinnert, wie wichtig es bei Beerdigungen, Trauerreden und anderen Zeremonien im Zusammenhang mit dem Tod eines Menschen ist, in dessen Sinne echt zu bleiben. Wie viele Beerdigungen habe ich schon erlebt, die mit der gestorbenen Person nichts zu tun hatten? Drei von vier lautet die korrekte Antwort.
Da redet ein völlig unvorbereiteter Pfarrer, der den Namen der verstorbenen Person nicht einmal richtig aussprechen kann in einer Kirche, deren Innenarchitektur besonders in farblicher Hinsicht in den meisten Fällen per se schon depressionsfördernd ist, irgendwelchen Stuss daher, der mit der oder dem Verstorbenen in keinerlei Zusammenhang steht. Im Hintergrund dudelt eine drittklassige Orgel angeblich Dramatisches aus dem zwölften Jahrhundert und ein überteuerter Sarg sieht aus, als würde man einen Floristen mit Spezialisierung auf Kriegsdenkmäler verabschieden. Alle weinen und finden alles furchtbar und dann wird gesoffen. Alles in allem eine jämmerliche und würdelose Veranstaltung.
So kenne ich das. Und zwar auch bei Menschen, die überhaupt nicht religiös waren und die bis zu ihrem Ende und einschließlich dessen nie eine Kirche von innen gesehen haben. Es scheint einen „so macht man das hier“-Konsens zu geben. Schule beginnt um acht, Kneipentüren gehen nach außen auf und beerdigt wird eben so. Das ist sehr schade, denn wie schön wäre es doch, an diesem Tag des gemeinsamen Abschieds einen Blick auf das Leben der Hauptperson zu wagen. Auf die Leidenschaften der toten Person, auf ihre Errungenschaften (jede Person hat irgendetwas geschafft oder geschaffen), auf ihre guten und nervigen, aber aus der aktuellen Perspektive vielleicht dann doch witzigen Seiten. Ist ja schließlich vorbei, jetzt kann man drüber lachen. Und wie schön wäre es, der Person einen kleinen Ausschnitt der von ihr geliebten Dinge mit auf den Weg, wenn es denn einer ist, zu geben. Dann läuft eben mal Sepultura in der Kirche, jemand was dagegen?
Nur damit hinterher niemand sagt, er habe von nichts gewusst: Wenn ich mal sterbe (und die Wahrscheinlichkeit liegt bei etwa 100%, dass dieser Fall eintreten wird), hätte ich das gerne anders. Kein Kirchenquatsch bitte, keine Orgel, wenn das Wort „Hammond“ darauf fehlt, wenig dunkle Töne in jeder Hinsicht. Die Versammelten müssen sich nicht pausenlos auf die Schenkel klopfen, aber bitte auch keine falschen Tränen. The Clash sind ein absolutes Muss („Straight to hell“ passt irgendwie trotzdem nicht, ich war ja eher selten in Vietnam, und „Should I stay or should I go“ ist mir trotz der amüsanten Rhetorik zu mainstreamig), aber als Main Theme stelle ich mir eher „There’s a light that never goes out“ von The Smiths vor, wer dann noch nicht heult, gehört zum Inventar. Nachteil dieses Songs ist jedoch, dass es um den gleichzeitigen Tod zweier sich liebender Menschen geht und soviel Solidarität möchte ich von meiner Gattin nun wirklich nicht fordern. Ich denke also nochmal darüber nach. Über DEN Song.
Tolle Reden hätte ich auch gerne (nicht, dass es mir dann noch wirklich wichtig wäre). Und zwar am liebsten von mehreren Leuten, die mich persönlich kannten. Gerne sehr schwülstig (it’s a funeral, after all), ebenso gerne aber auch mit einem kleinen Seitenhieb hier und da, es ist schließlich eine der seltenen Gelegenheiten bei denen ich keine Widerworte gebe. Der ein oder andere Lacher kommt auch immer gut, aber das muss man können, also bitte pointiert. Tanzen muss nicht sein. Finde ich übertrieben. Es darf schon traurig sein, aber wenn schon Kloß im Hals, dann bitte richtig.
Gesoffen wird natürlich trotzdem hinterher, da bin ich Deutschland.
Disclaimer, spezielll, falls meine Mama das liest: Ich habe nicht vor, in naher Zukunft zu sterben, ich kam auf das Thema nur durch den o.a. Video-Clip. Es geht mir gut. Ich liebe das Leben (außer Montags um 6:30h, aber da wäre ich selbst für Todesgedanken zu müde)!
Und: In gewisser Hinsicht ist das hier auch ein Gruß an Petra Hammerer, deren Beerdigung vor ein paar Wochen eine Ausnahme mit einem wundervoll bunten Sarg war. Einen wirklich guten Nachruf habe ich nicht hinbekommen, also war Schweigen besser.
Geht klar.
Solange ich keine freischwingenden Käfige für Stripperinnen unter der Kapellendecke installieren muß…
Solche Begräbnisse habe ich natürlich auch erlebt, also die Standardversion davon meine ich. Durfte aber auch beim Begräbnis vom Frank erleben, dass da tatsächlich für eine Stunde oder so eine Jugendbewegung die Macht über das Ritual übernahm. Danke Frank, falls Du das irgendwie lesen kannst.
Über DEN Song habe ich mir übrigens bisher noch gar keine Gedanken gemacht, ist mit (noch) 31 auch etwas früh imho.
Dennoch fehlt auch auf der Seite der Codingmonkeys irgendwie der Link zum Video. Aber das nur am Rande… Hast Du diese Re-Union-Show auf der Live-Doppel-DVD gesehen, auf der die Pythons Grahams Asche auf der Bühne verschütten? Was hab ich gelacht…
ersatzlink gefällig?
http://www.ifilm.com/ifilmdetail/2665837?htv=12
;)
Hallo Johnny,
danke für den Artikel!
ich komme gerade in eine phase, wo plötzlich menschen sterben, die ich kenne (oder kannte). das war vorher nicht so. gehört das jetzt zum älter werden? ich hab es noch auf keine beerdigung geschafft (hat sich aber auch in keinem der fälle so WIRKLICH angeboten), ich hab auch ein bischen angst davor. wenn ich zum ersten mal am grab von jemandem stehe, den ich mochte, dann bin ich wohl erwachsen.
p.s.: bei mir soll „always on my mind“ in der version von willie nelson laufen. die studioversion.
Nachdem mir mein Papa mal seinen DEN Song mitgeteilt hat (Fool On THe Hill von den Beatles) kann ich das Lied nicht mehr hören. Ich hoffe, dass dauert noch eine ganz Weile, bis ich ihn mir anhören MUSS.
Die Beerdigung meines Vatis war schrecklich. Die Anzahl der Trauergäste war gering [mein Vati hatte in den letzten Lebensjahren so ziemlich alle Freunde verloren/vernachlässigt]; mein Bruder und ich waren diejenigen, die stark zu sein hatten, um meiner Mami und meiner Omi Kraft und Trost schenken zu können [auf welche Weise auch immer].
Die Zeremonie war kurz und fand direkt am Grab statt. Abseits jeglicher Kirchen oder Religiösität. Eric Clapton lieferte aus einem unschön in der Gegend herumstehenden CD-Player schöne Instrumentalsongs; Blumen und Urne entsprachen dem vermuteten Geschmack meines Vatis [Wer sucht sich schon Urne und Grabschmuck vorher aus, und setzt seine Familie über die eigenen Geschmacksvorlieben in Kenntnis?].
Die Beerdigung selbst war grauenhaft. Alles wirkte sehr plump und aufgesetzt zugleich. Der Grabredner, der sich vorher ausführlich bei mir und meiner Mami über meinen Vati erkundigt hatte, schwafelte nur. Hochtrabender Stumpfsinn, der trotzdem irgendwie erniedrigend wirkte.
Ich war vor allem wütend. Wütend über die schmalzige Brühe, die dem Redner entwich, wütend über die Würdelosigkeit, mit der die Beisetzung erfolgte. Zu nah lagen die Ereignisse, daß ich hätte begreifen können, daß die Asche im Gefäß die Reste meines Vaters war. Mir fehlte der Bezug zum Grab; ich habe ihn bis heute nicht gefunden.
Das einzige, was mir Kraft gab, was mich dieses erbärmliche Ereignis durchstehen ließ, was gar ein leises Schmunzeln auf meine Lippen zauberte, war die Gewißheit, daß mein Vati, hätte er der Zeremonie beigewohnt, darüber gelacht hätte, gelacht über die Lächerlichkeit, mit der wir uns umgaben, gelacht über die sinnlos-großen Worte des Grabredners.
Er hätte gelacht.
Always on my Mind auf meiner Beerdigung bitte ausschließlich von den Pet Shop Boys. So laut wie’s geht! Und Being Boring natürlich. Dazu vielleicht Common People von William Shatner als Rauswerfer, oder gleich alles von Edith Piaf. Oh, und ich möchte Abendkleider von Lagerfeld und Smokings von Issey Miyake sehen, gezupfte Augenbrauen und glattrasierte Kerls, die sollen sich alle mal schön anstrengen, man stirbt nicht jeden Tag.
in dem film „man on the moon“ gibt es eine ganze wunderbare beerdigung.
andy kaufmann, der zu beerdigende, hält seine eigene zeremonie ab — per video.
mein vater hat übrigens schon alles organisiert für seine beerdigung.
einäschern, ab in die urne, auf´s schiff und dann ab ins meer.
keine tralala bitte.
ich wünsch mir das ähnlich.
komme sowieso wieder zurück.
über DEN song an seinem begräbnis hat sich wohl jeder schon gedanken gemacht – beerdigungsrituale sind meines erachtens aber vor allen dingen sinnvoll und nötig um den hinterbliebenen den verlust eines geliebten menschen zu erleichtern: so stellt sich die frage: wer hat „mehr anspruch“ auf die gestaltung einer trauerfeier? der verstorbene, in dessen lustigen charakters angedenk, partymusik gespielt und bier getrunken wird. oder ist es die familie und sind es freunde, die einen rahmen schaffen wollen der es ihnen ermöglicht den verlust zu verarbeiten. gedanken die man sich macht, auch wenn mans letzendlich doch nicht mehr ändern kann…
Johnny, du solltest dir mal zum Thema Beerdigung den Film The Final Cut mit Robin Williams ankucken – wenn du das nicht schon längst getan hast.
Weniger zum Thema Beerdigung und mehr zum Thema Monty Python:
Der Herr Cleese hat nämlich auch einen Podcast:
http://johncleesepodcast.co.uk/cleeseblog/
;)
das video gibt es btw auch hier…
weil ifilm ist neben der Post und der Deutschen Bahn wohl der allerlangsamste Service der Welt und gehört zusammen mit Graham Chapmans Asche auf den Mond geschossen! Fuck!
Oder auch von YouTube.com herunterladen kann man dann auch schön mit flash-player in den eigenen blog eintragen ;) Fuck!
also mit grad mal 21 such ich mir noch kein lied aus, das bei meiner beerdigung gespielt werden soll…
was ich mich aber schon länger frage – und da kommst du, johnny, auch nicht raus -: warum ist ne beerdigung denn traurig?? für mich als atheist ist das ein trauriger vorgang, denn dann bin ich ja einfach nur tot und kann nicht mehr miterleben was aus der welt wird!! für einen gläubigen menschen ist die dieseitige welt, wenn nicht die hölle selbst, dann doch wenigstens der steinige weg zum ewigen leben. dass heisst doch der beste teil des lebens kommt erst noch, wenn man tot ist. somit sollten doch alle gläubigen menschen fröhlich sein, wenn sie einen angehörigen zu grabe tragen. zugespitzt gesagt, diese ganzen trauer gesellschaften sind doch alle total egoistisch, denen scheint ihr verlust eines bekannten wichtiger zu sein als die erlösung des toten.
ach so, gesoffen wird auf meiner beerdigung natürlich auch, dass ist jetzt schon klar!!
@Morast: das klingt bitter, tut mir leid…
Ich habe letztens noch beim Aufräumen die Grabrede gefunden, die ich als Ex-SV-Vertreter bei der Beerdigung unseres Physik- und Vertrauenslehrers gehalten habe. Die einzige Beerdigung, die ich bis jetzt erlebt habe, die nicht diesem unausgesprochenem Standard folgte.
Mehrere hundert Schüler, fast alle Lehrer (der Mann war verdienterweise sehr beliebt), amüsante Erinnerungen und Dankbarkeit, ihn gekannt zu haben. Viele Leute, die sich wiedergesehen haben, und alle waren der festen Überzeugung, dass Ulf (der Lehrer) gerne mit dabeigewesen wäre, einfach, um die ganzen Leute zu treffen.
Natürlich war auch Trauer mit im Spiel, aber hauptsächlich war es eine Ehrenfeier – und die beste Möglichkeit festzustellen, wieviele Menschen er berührt hat. Eine tatsächlich schöne Beerdigung.
Ansonsten bin ich wie Buzz der Ansicht, dass diese Rituale eher den Hinterbliebenen dienen. Vielleicht sollte man aber (damit das ganze einen Bezug zum Verstorbenen hat) im Vorfeld mal drüber reden, wie sich das alle vorstellen.
Ich hätte auch lieber so was im New-Orleans-Style – nicht zwingend mit Parade ;) aber eher in Richtung „Seht mal, den haben wir gekannt“, als „Oh Gott nu isser wech“.
Sepultura auf einer Beerdigung habe ich tatsächlich mal erlebt. So und nicht anders hat es sein müssen.
Mein Buchtipp für jeden, der sich zum Thema Beerdigungen fortbilden möchte:
Uwe Timm, ROT
http://www.dtv.de/dtv.cfm?wohin=dtvnr13125
Auch abgesehen von dieser (Teil-) Thematik ein tolles Buch.
man kann aber auch alles übertreiben. hier auf dem lokalen friedhof gibts momentan ein frisches grab mit luftballons. ich mein.. luftballons sind ja echt ein ausdruck stumpfen frohsinns, das muss ja echt nicht sein..
andererseits muss das jeder selber wissen.
Trackback: Wenn ich dereinst sollt sterben spreeblick grübelt anläßlich des Beerdigungsvideos von Monthy-Phyton-Graham Chapman über den Tod und die angemessene Beerdigung nach. Und ich grübele mit. Besonders durch die anstehenden Hausarbeiten und die Diplomarbeit in zwei,drei Semestern, die das selbe Thema beackern – wie auch durch den Traum von meinem selbstlosen Tod (Von Miniaturtodesskorpion gestochen habe ich in meinen letzten Minuten nichts anderes zu tun, als … [mehr]
Der nassnasige Pfeifenschmöker, der verblüffende Schlaukopf, Brian, Lancelot, Geburtsarzt, Gott hab ihn selig. Danke für den Linktipp. Wird gleich morgen an anderem Ort mit DSL-Verbindung getestet. :)
Bei der Beerdigung meiner Omi hat der Pfarrer auch den Vornamen 3 mal anders ausgesprochen.
Ich war und bin ja echt traurig, aber der Hass auf die selbstgefälligen Ficker aus Rom macht es leicht, die Trauer zu ertragen. Schrecklich so was!
@uwe keim: „Ich war und bin ja echt traurig, aber der Hass auf die selbstgefälligen Ficker aus Rom macht es leicht, die Trauer zu ertragen. Schrecklich so was!“ – Ich versteh ja, dass Du traurig, enttäuscht und gereizt bist. – Und ich finde in Deinem Blog auch den feinen Satz „Alle Pauschalisierungen sind falsch, inklusive dieser“ – auch wenn es da um Katzen geht und nicht um Priester. Finds aber trotzdem nicht sonderlich nachvollziehbar. Denn mit den Fakten stimmt’s so gar nicht überein (ungeleugnet, dass es in bestimmten Fällen übereinstimmt.). Naja. Das ist halt auch ein Aspekt der freien Meinungsäußerung, nehme ich an. Die Trennung von dem Glauben und dem Vermittelnden fällt scheinbar nicht leicht. Ich frag mich nur ob da nicht die Menschenwürde auf der Strecke bleibt…
Ich sag nur G-E-N-I-A-L
Danke, Tobias. Ehrlich gesagt habe ich immer so ein Ekel vor der Kirche, auch sonst. Ist für mich eine völlig menschenverachtende Institution.
Und das Wort „Ficker“ ist doch heutzutage noch verbreiteter als das Deppenapostroph, oder nicht?
SubEthaEdit ist schon allein ein Grund, sich einen Mac zu kaufen.
Mit einem alten G3 und diesem Editor kann man, nötiges KnowHow und Selbstdisziplin vorausgesetzt, das ein oder andere Projekt von Anfang bis Ende und „žpure ’n‘ from scratch“ meistern.
Respekt für diese tolle Software!
what else is chapman? Tolle story, wie immer
@uwekeim Ich glaub Du hast mich mißverstanden. Aber das wird hier noch zu offtopic…
Ich habe auch schon ein Lied für meine Beerdigung:
Pixies – Monkey Gone to Heaven
und jetzt ist es schon wieder passiert.
http://nilzenburger.blogspot.com/2006/01/ihr-seid-so-scheisse-ruhig.html