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iTMS MiniStore

Jungejungejunge, ist da was los bei Slashdot. Ein neues Feature des Apple iTunesMusicStore (iTMS), der „MiniStore“, erhitzt die Gemüter. Von Spyware und Malware ist die Rede und von Verletzung der Privatsphäre.

Es war wohl Marc A. Garrett, der zuerst feststellte, dass der MiniStore „nach Hause telefoniert“. Klickt man einen Song in der eigenen iTunes-Sammlung an (also nicht nur die im iTMS gekauften), blendet ein kleines Fenster am unteren Rand bei bestehender Internet-Verbindung andere Alben des betreffenden Künstlers und weitere Empfehlungen aus dem iTMS ein. „Cool!“, war Tanjas erste Reaktion und ich behaupnmac-te, dass diese Reaktion von ihr als Nicht-Geek durchaus stellvertretend für eben diejenigen Apple-Kunden ist, die für Rekordumsätze beim iPod zuständig sind.

Das muss eine schlechte Sache natürlich noch lange nicht besser machen, und so entrüsten sich gerade Geeks weltweit über Apples Vorgehen. Selbst SpiegelOnline, das bekannte deutsche Verbraucherschutzmagazin, stellt ein Datenschutzproblem fest und lässt die Leser unter dem Titel „Apple hört mit“ abstimmen, die brav fast einstimmig „das finde ich unerhört!“ rufen. Und vermutlich zu 99% Windows-Nutzer sind, die nicht einen blassen Schimmer von dem haben, was sich in den Tiefen ihrer grauen Kisten verbirgt, während sie weiter begeistert Ebay und Amazon nutzen und sich artig das GooglePack auf den heimischen Rechner holen.

Fakten:

  1. Die Funktion lässt sich einfach abschalten, danach werden keine Daten mehr übertragen.
  2. Es werden der Bandname und, wenn vorhanden, das Musik-Genre übertragen um im Store nach ähnlicher Musik zu suchen (dies geschieht übrigens bei eingeschalteter Funktion bei Klick auf einen Song, nicht beim Abspielen z.B. eines folgenden, anderen Songs). Die Funktion gleicht also dem so geliebten „Kunden, die dieses Produkt gekauft haben, haben auch jenes gekauft“ von Amazon.
  3. Scheinbar schickt iTunes die Daten zu Omniture, die zumindest behaupten, dass diese anonym bleiben.
  4. RTFM:

    Des Weiteren erfassen wir Daten zu den Kundenaktivitäten auf unserer Web-Site, bei .Mac und im iTunes Music Store sowie auf zugehörigen Web-Sites. Anhand dieser Daten können wir ermitteln, welche Informationen für unsere Kunden wirklich nützlich sind und welche Bereiche unserer Web-Sites und Internet-Services sie am meisten interessieren.

Ich habe durchaus auch ein Problem mit der Art und Weise, wie Apple diese Funktion in iTunes integriert hat. Das Stichwort ist „Transparenz“. Ein kleines Fenster beim Start der neuen iTunes-Version hätte genügt um den Nutzer über die Funktion zu informieren und ihm die Wahl zu lassen, ob er sie benutzen möchte. Dazu auf der Apple-Site ein paar genauere Infos und aus die Maus, kein Hahn hätte gekräht. Diese Transparenz hätte Apple sehr gut gestanden, vielleicht hat man die Reaktionen der Netzgemeinde unterschätzt. Was hier jedoch gerade wegen einer Funktion für Aufruhr sorgt, die Amazon schon ewig einsetzt, die für viele Nutzer wirklich Sinn machen kann und die dabei lt. Omniture keine mit meinem Namen verbundenen Daten speichert (es ist bisher nicht klar, ob die Daten überhaupt gespeichert werden oder ob sie nur der aktuellen Abfrage dienen), hat wenig mit aufmerksamer Beobachtung von Datenschutz zu tun, sondern viel mit dem Spaß der Blogosphäre, irgendetwas ganz skandalöses „aufzudecken“. Und da SpOn das größte deutsche Blog ist, machen sie natürlich auch mit, statt ihre Leser z.B. über Vorratsdatenspeicherung abstimmen zu lassen.

Die Entrüstung zeigt aber noch mehr: In Sachen Apple ist Schluss mit lustig. Es gibt keinen Bonus mehr für das nach wie vor stilvollere und mit den reizenderen und meiner Meinung nach auch besseren Produkten ausgerüstete, aber selten moralisch bessere Unternehmen aus Cupertino. Apple ist eine fette, börsennotierte Firma, und fette, börsennotierte Firmen sind grundsätzlich mit Argwohn zu beobachten. Aber auf dem Teppich sollte man dabei bleiben.

Mehr:
mac-essentials, Medienrauschen, boingboing, Since1968, fscklog.

39 Kommentare

  1. 01

    Wow, korrekte Ansage! Sehe ich ziemlich ähnlich, ein kleiner Hinweis beim ersten Start bzw. eine eindeutig formulierte Option bei den Einstellungen, hätte genügt.

    Ich finde die Info übrigens gar nicht mal soo toll, bis auf die ganz rechte Spalte mit den anderen Empfehlungen. Was interessiert mich das Album, auf dem der Song ist (hab ich ja eh in den meisten Fällen), bzw. die weiteren Alben dieser Band… :)

  2. 02

    Apple ist aber allgemein etwas eigensinnig. Wenn ich z.B. den Quicktime-Player installiere, dann möchte ich doch ganz gerne gefragt werden ob dieser bei jedem Systemstart mit gestartet werden soll oder nicht. Ebenso würde ich auch ganz gerne entscheiden was in meiner Taskleiste landet und was nicht.
    Der Quicktime-Player lässt einem hier aber gar keine andere Wahl. Er wird, zumindest ein paar seiner Komponenten, bei jedem Systemstart mit gestartet. Und was wesentlich schlimmer ist, es lässt sich nicht abschalten. Erst wenn man in den Tiefen des Betriebssystems rumfummelt bekommt man den Quicktime-Player aus der Taskleiste raus.
    Apple ist also schon seit längerem in manchen Fällen recht dreist.

    In Zeiten in denen sich auf Musik-CDs Maleware befindet, sind die Leute etwas sensibilisiert für Geschichten wo etwas passiert über das sie nicht informiert werden. Vielleicht sind sie auch etwas hypersensibilisiert. Nur wo kommt das her?
    Die Sony-CDs die in Europa verkauft wurden, waren frei von Maleware. Trotzdem ging auch hier ein Aufschrei der Entrüstung durch deutsche Blogs und Medien.

    Nun wird das Monster, das man zum Teil selbst mit erschaffen hat, kritisiert. Vielleicht ein Denkanstoß zu mehr Besonnenheit.

  3. 03
    Pascal

    Sogar Microsoft macht es (mittlerweile) besser: MSN Messenger und Office preisen mir eine „Programm zur Verbesserung der Benutzerfreundlichkeit“ an, erklären, dass nach Hause telefoniert wird (mit Hinweis auf die Datenschutzerklärung) und erlauben mir mit einem Klick das ganze auszuschalten. Messenger allerdings „erinnert“ einen dann ständig mit einem „Info“kästchen über der Kontaktliste bis man es halt doch genervt einschaltet – oder psi verwendet.

  4. 04
    joe

    sehe ich anders: was mir amazon im shop empfiehl, bezieht sich stets nur auf die sachen, die ich bei amazon gekauft habe. von den anderen weiß amazon ja gar nichts. somit bleibt bei einer gezielt sporadischen nutzung des amazon-stores das kundenprofil des händlers unvollständig. apple hingegen nutzt die gesamten daten aus itunes — also alle tracks, die mit korrekten tags versehen sind. auch gerippte. auch raubkopierte. und nicht nur in anbetracht der schadensersatzforderungen finde ich das nicht lustig, wenn sich eine „fette, börsennotierte firma“ über die musik auf privaten festplatten informiert. zumal es für’n mac noch immer keinen wirklichen alternativ-player zu itunes gibt, so wie es winamp für windows gibt.

  5. 05

    Das Trayicon vom QT Player kann man unter Windows einfach abschalten.

    Bearbeiten -> Quicktime Einstellungen -> Erweitert -> Quicktime Symbol in der Taskleiste installieren.

    Da wird dann nichts mehr beim Systemstart geladen.

  6. 06

    Meine Zustimmung: Wenn so eine Funktion eingeführt wird, sollte darüber (im Fall einer eventuellen „Datenschutzverletzung“) darüber informiert werden, wie Du bereits gesagt hast.

    Allerdings hat dein Datenschutz-Richtlinienauszug nichts mit dem zu tun, was da passiert. Das Abspielen von Liedern auf deiner Platte hat ja weder was mit iTMS noch .Mac o.ä. Internetaktivitäten auf Apple-Seiten zu tun.

  7. 07

    […Und vermutlich zu 99% Windows-Nutzer sind, die nicht einen blassen Schimmer von dem haben, was sich in den Tiefen ihrer grauen Kisten verbirgt…]

    Wird dieses stylische Windows Bashing nicht mal irgendwann stinklangweilig? Mir schon!
    Unter Apple Befürwortern sieht das doch mindestens genauso aus. Da wird in den unterschiedlichsten Foren und Blogs dieser Welt auch nachgeplappert wie böse Microsoft und wie heilig Steve Jobs doch ist. Und das ohne den blassesten Schimmer von der Materie zu haben. Braucht man ja auch nicht bei dem Thema. Denn bei dieser Art der Propaganda fragt ja schon lange keiner mehr nach. Öde.

  8. 08

    […] Und vermutlich zu 99% Windows-Nutzer sind, die nicht einen blassen Schimmer von dem haben, was sich in den Tiefen ihrer grauen Kisten verbirgt[..]

    Wußte gar nicht, dass MacOS seine Quelltexte frei rumliegen lässt ?! ;)

  9. 09

    Transparenz. Das ist der Punkt. Wenn man mal von der wahrscheinlich überhitzten Slashdot-Diskussion (ich tu mir sowas nicht an) und Spon absieht, ist es schon wichtig, daß die Nutzer mehr Transparenz fordern. Sonst sieht es mau aus und man bleibt auf Versprechen sitzen, nichts böses zu tun. P3P ist auch tot.

    Ansonsten ist dieser kurze Artikel über Nach-Hause-Telefonieren von 10.4.4. ganz interessant.

  10. 10

    @Herr Schwaner:
    Naja, das kann man sehen wie man will. Letztendlich basiert das Mac OS auf freien Betriebssystemen, deren Sourcen natürlich verfügbar sind.

  11. 11

    @Herr Schwaner: http://developer.apple.com/darwin/

    Ansonsten sehe ich das ähnlich wie Johnny. Was mich an der Geschichte allerdings extrem stört ist, dass sie wiedermal von Cory Doctorow ausgeht, der scheinbar irgendein persönliches Problem mit Apple hat und schon diverse Mücken elephantisiert hat.

  12. 12

    Der Seitenhieb auf die Win-User bezieht sich in diesem Fall nur auf das Abstimmungsergebnis bei SpOn, das ich völlig lächerlich finde. Auch das Gros der Mac-User weiß nichts über die Tiefen des Systems und kein PC-Nutzer (egal bei welchem System) muss das, finde ich. Ich muss auch keine Ahnung von Motoren haben, um ein Auto fahren zu können.

    Chris, die Nutzungsvereinbarung hat schon etwas damit zu tun, glaube ich. Die Grenzen bei iTunes als Player und als Shop sind ja sehr verschwommen, was Teil des Erfolgs ausmacht, aber eben auch berechtigte Kritik laut werden lässt.

    Das Problem mit der Musikerfassung zur -empfehlung sehe ich etwas lockerer. Selbst wenn Apple oder eine dritte Firma die Daten sammeln würde, was dann? Ob die Musik gekauft oder geklaut wurde, lässt sich schwer nachweisen und ein solches Vorgehen wäre gesetzeswidrig, wenn sich Apple oder irgendwer das leisten würde, wären die Folgen für das Unternehmen unabsehbar. Man sieht ja schon bei SpOn, wieviel Spaß es Journalisten macht, endlich auch mal auf Apple einhacken zu können, die Motivation dafür mag sich jeder selbst zusammenreimen.

    Durch die beinahe konstante Anbindung unserer Rechner ans Netz ergeben sich eine Menge Fragen. Viele Dienstleistungen, die man ja manchmal auch schätzt, sind abhängig von solchen Datenübermittlungen. Klar möchte ich davon Kenntnis haben, aber bisher konnte ich bei Apple und den meisten Softwareherstellern nichts feststellen, was mich wirklich beunruhigt hat (das muss nicht heißen, dass sie es nicht tun oder tun werden). Eine negative Ausnahmen ist IMHO Adobe, die oft und unbemerkt Verbindungen herstellen.

    Mac-User können das übrigens mit LittleSnitch gut verfolgen, für Win gibt es ähnliche Tools, für Linux sowieso. Der Einsatz eines solchen Tools macht auch schnell klar, wie nervig (aber auch hochinteressant!) es ist, wenn bei jeder Verbindung zunächst gefragt wird. Man kommt zu nix mehr! :)

    Nebenbei, nur um die Diskussion zu relativieren: Per Default suchen inzwischen beinahe auch alle Shareware-Programme nach Updates oder Plugins. Und auch eine „gute“ Software wie GraphicConverter donnert mir inzwischen ungefragt bei jedem x-ten Start mal eben Werbung für andere Produkte aus dem Haus auf den Monitor. Alles mäßig toll.

    Als Konsumenten haben wir diesen Kampf in gewisser Hinsicht längst verloren, denn die Masse entscheidet. Und da geht es um Einfachheit und Schnelligkeit, nicht um Transparenz. Glücklicherweise bewegen wir uns aber in einem Medium, das viele Nutzer mindestens so gut, wenn nicht sogar besser, kennen und bedienen können wie die Anbieter von Produkten oder Dienstleistungen, es ist also leichter für den Konsumenten geworden, Ungehörigkeiten zu bemerken und diese zu publizieren. Das ist gut und richtig, auch in diesem Fall. Ich finde ihn nur etwas hochstilisiert. Apples DRM hat längst nicht für soviel Wirbel gesorgt, dabei ist es das viel bessere Thema im Zusammenhang mit Monopol-Stellung des iPod usw.

  13. 13

    @Joe (4) – es gibt ein kleines schlankes Tool zum Abspielen. Es nennt sich „Mac-Amp“ wird aber leider nicht mehr weiterentwickelt.
    Es ist ganz putzig, weil es einige Effekte mitbringt und man die Songs pitchen kann.

    http://www.mac.org/audio-video/macamp/

  14. 14
    joe

    @ acid / danke für den tip. soweit ich bei einem oberflächlichen drüberschauen sehen konnte, verfügt macamp aber leider auch nicht über eine media library, wie winamp sie sehr komfortabel mitbringt. außerdem braucht macamp classic. die xls lösung von itunes sagt mir gar nicht zu. sehr, sehr schade, daß es ausgerechnet für das „multimedia-system“ os x keine echte alternative zu itunes gibt.

  15. 15

    SpOn ist ja auch bekannt für seine Apple-freundliche Berichterstattung ;)

  16. 16

    @ joe
    naja bald kommt ja songbird, ob es allerdings ne wirkliche alternative ist wird sich dann zeigen …

    http://www.songbirdnest.com

  17. 17

    Ist eigentlich mal jemandem aufgefallen, dass iTunes keinen Balanceregler hat?!
    Ich finde, das ist ein echtes Manko. Deswegen hatte ich seinerzeit nach einem anderen Player gesucht. Das einzige was ich fand, war MacAmp.

  18. 18
    joe

    @ acid @ oliver / danke für den link… sieht ja schonmal vielversprechend aus. hoffentlich kommt songbird bald raus.

  19. 19

    Die Sache ist grad noch mal ein bisschen interessanter geworden. Apple behauptet, die Daten nicht zu speichern – übermittelt aber gleichzeitig eine individuelle Nutzerkennung. Weshalb leute wie Doctorow zu recht fragen: Wenn ihr das eh nicht speichert – warum reicht euch dann nicht meine IP-Adresse?

    http://www.boingboing.net/2006/01/11/steve_jobs_apple_dis.html

    Das zentrale Erheben von UIDs im Zusammenhang mit abgespielten Medieninhalten ist einer der Gründe dafür, dass der Real Player jahrelang als „Spyware“ gebashed wurde. Und dass, obwohl Real ganz transparent in seinen Einstellungen erklärt, wie man die Funktion deaktiviert – im Gegensatz zu Apple.

    Ansonsten hat joe natürlich recht: Amazon erfasst nur, was du bei Amazon anklickst und / oder bestellt – und auch diese Dinge lassen sich sehr transparent über deine persönlichen Einstellungen deaktivieren. Apple will dagegen wissen, was du hörst – egal wie und wo du es dir besorgt hast.

    Wenn man dann noch bedenkt, dass die Musikindustrie in ihren Prozessen bereits Dateinamen als Beweismittel für P2P-Piraterie zitiert hat (Stichwort madonna-music-promo-cd.mp3 oder eben mit einem Namen der zahlreichen Release-Groups), dann sollte man vielleicht doch noch mal darüber nachdenken, wie „cool“ dieses Feature wirklich ist.

  20. 20

    hm, komplizierte sache, das. klickt als ob apple hinter google in die mißtrauensfalle rennt.

  21. 21

    Janko, ich unterschreibe beide Punkte der boingboing-„Forderungen“, kommt ja auch oben hoffentlich rüber. Warum die „X-Dsid“, die Apple-ID, übertragen und dann wieder gelöscht wird, weiß ich nicht, kann es technische Gründe geben?

    Ich will das keinesfalls kleinreden, es ärgert mich sehr, dass Apple sich so einen Patzer leistet. Aber es geht doch um das „wie“ mehr als um das „was“, oder? Ich finde die Unterstellung „Apple will wissen, was du hörst“ schwierig. „Apple will verkaufen“, das ist richtiger. Der MiniStore ist gezielte Werbung, nichts anderes. Denn *welche* Songs verkauft werden, ist doch Apple herzlich egal, Hauptsache, der Kunde kann irgendwie noch mehr angefixt werden. Nur dazu dient IMHO der MiniStore. Alles andere würde bedeuten, dass man die gesammelten Daten an Dritte geben will, die dann… was genau damit tun? Lauter Platten machen, die so klingen wie die von den meisten iTunes-Kunden gehörten? Oder stehe ich da auf dem Schlauch?

    Es ist ja richtig, dass man im Fall von Koops herausfinden kann, welche Bücher ich lese, welche Musik ich höre usw. – doch ehrlich: wer das nicht will, darf solche Services nicht nutzen, das wissen und diskutieren wir alle schon viel länger. Und auch noch überflüssigerweise, wenn wir denn eine Kreditkarte haben. Denn die KK-Unternehmen verkaufen die Daten schon länger an Marketing-Unternehmen, als wir uns damit beschäftigen. Mit genug Geld kannst du jetzt schon Kundenverhaltensmuster nach Straßenzügen kaufen.

  22. 22

    wer das nicht will, darf solche Services nicht nutzen

    Aber das ist doch genau der Punkt: um diese Entscheidung treffen zu können, muß ich doch erstmal wissen, welche Daten übertragen werden.

    Und die Annahme, daß Apple die Daten nicht auswertet, ist zwar im Moment sicher richtig, aber Wissen ist eben besser als Vermutungen.

    Daß Kredikartenunternehmen meine Buchungsdaten verkaufen bezweifle ich. Ich kann mich nicht erinnern, eine solche Klausel unterschrieben zu haben (und in Deutschland ist Datenweitergabe ohne Einverständnis nicht erlaubt) und kurzes Googeln brachte auch nichts zutage. Über einen Hinweis wäre ich dankbar.

    Ich vermute allerdings, daß man bei den _kostenlosen_ Kreditkarten, z.B. von Kaufhof, seine Seele verkauft, denn irgendwie muß sich das Angebot ja für die rentieren, habe aber noch keinen solchen Vertrag gesehen.

  23. 23

    stralau, genau: Ich will auch wissen, was da wie übertragen wird. Transparenz eben. Da sind wir uns glaube ich alle einig.

    Das mit den KK-Unternehmen kann ich nicht beweisen, da müssen Profis ran. Ich weiß aber von Bekannten aus dem Marketing, *was* man alles an Daten bekommen kann als zahlendes Unternehmen und das ist sehr erschreckend. Und wenn das alles in Deutschland nicht geht, geht es über Umwege. Der CCC hat schon vor vielen Jahren versucht, die Öffentlichkeit das Thema „Datenspuren“ zu sensibilisieren, ohne großen Erfolg bei der Masse.

  24. 24

    Ja, mit den Datenspuren hast Du recht. Das funktioniert auch in Deutschland relativ problemlos, wenn Du die Leute bei jedem Vertrag unterschreiben läßt, daß sie mit der Weitergabe ihrer Daten einverstanden sind. Das kann man zwar durchstreichen, weiß aber keiner. Nur bei Banken hätte mich solches Verhalten dann doch gewundert.

    Apple ist übrigens _sonst_, was Transparenz angeht sehr vorbildlich: Unter https://myinfo.apple.com kann man alle Daten einsehen, die Apple gesammelt hat und auch ändern etc. Sowas würde ich mir auch sehr von anderen Unternehmen wünschen.

  25. 25

    Genau deshalb ist das so schade, dieser Quatsch. Schnellschuss, denke ich.

  26. 26
    rastel

    Im Grunde genommen liefert der Mini-Store doch das gleiche Ergebnis, wie ein Klick auf die „MusicStore-Verknüpfungspfeile“ die es schon seit vielen Versionen gibt. Ein Klick auf einen solchen Pfeil läd im Music Store den betreffenden Interpreten/Titel. Dazu werden ja auch Infos an Apple geschickt, muss ja auch sein. Das gilt natürlich auch für nicht im Store gekaufte Titel.

    Nichts anderes macht eben ein Klick auf einen Titel mit aktiviertem MiniStore. Anstatt auf die Pfeile zu klicken, klickt man jetzt bei aktiviertem MiniStore auf ein Lied, dann kommt man zu dem gleichen Ergebnis, nämlich zu der Seite im Store zu dem Interpreten. Nur wird einem das Ergebnis jetzt unten im MiniStore angezeigt.

    Hätte Steve Jobs auf der Keynote gesagt:

    „Hey, es gibt doch in iTunes diese Verknüpfungspfeile von Songs in der Bibliothek in den Store, gell? Jetzt kommt man noch auf einem anderen Weg zu den Interpreten in dem Store. Es gibt jetzt nämlich den MiniStore, der einem das Suchergebnis gleich in einem kleinen Fenster in der Bibliothek präsentiert, wenn man auf einen Titel klickt…. usw“

    dann hätte sich keiner aufgeregt.

    Apple hätte das vielleicht wirklich irgendwo erklären sollen, aber bei Einführung dieser Verknüpfungspfeile damals haben sie das auch nicht explizit nach der Installation beschrieben, wenn ich nicht irre. Aufgeregt hat sich damals auch niemand, obwohl das Ergebnis das gleiche ist wie jetzt, nur auf eine andere Weise.

  27. 27
  28. 28

    Umh. Ich muß mich korrigieren, was die Transparenz von Apple angeht. Es wird einem zwar hier suggeriert, daß man da alle Daten einsehen könnte. Das stimmt aber nicht, da sind nur die Kontaktdaten und man kann angeben, ob man über neue Produkte informiert werden will.

    Die Itunes-Bestellhistorie oder irnkwelche Apple-Care-Daten stehen da ebensowenig wie das, was Apple über Deinen Rechner weiß.

    Mißtrauisch macht auch das Pflichteingabefeld Geburtsdatum. Das wird nämlich normalerweise beim Verknüpfen mit anderen Datenbanken als Schlüssel verwendet.

    Weils grade ganz gut paßt, weise ich mal auf den T5F hin, mit dem man sich die gespeicherten Daten bei Unternehmen offenlegen und Löschung verlangen lassen kann.

    Das gibt dann auch öfter ganz interessante Briefwechsel, zumal dann, wenn die Unternehmen erst vom Datenschutzbeauftragten gezwungen werden müssen.

  29. 29
    Alphager

    Es gibt zwischen der Amazon-Seite und iTunes einen kleinen aber sehr feinen Unterschied:

    Amazon hat die Daten, die benutzt werden (sprich: welchen Artikel du gerade betrachtest) bereits (ist ja auch logisch; du sagst denen ja „zeig mir artikel xy“).

    Apple sammelt diese Daten jetzt zusätzlich. Diese Datensammlung hat _NICHTS_ mit der Abspielfunktion zu tun.

  30. 30

    Soweit ich weiß gibt es noch keinen Nachweis, dass die Daten gesammelt werden. Sie werden übertragen, um ein Suchergebnis im Shop zu ermöglichen. Dass sie danach gespeichert bleiben, sagt bisher niemand. Das würde einen großen Unterscheid machen.

  31. 31

    Ich denke die Diskussion verstrickt sich grade in unerheblichen Details.

    […] meiner Meinung nach auch besseren Produkten ausgerüstete […]
    „Besser“ hiess doch in Sachen Apple bis jetzt, weniger Microsoft-Like. Dabei geht es doch weniger darum ob ein OS besser aussieht als das andere, sondern darum wie die Macher mit dem Anwender (Kunden) umgehen. Steve Jobs hat es geschafft aus Kunden Fans zu machen. Kunden die mit Fotos dukomentieren wenn sie ihren neuen Mac auspacken. Kunden die fast ausflippen wenn ein neues PowerBook raus kommt.
    Und jetzt stellt sich raus das alles nur Show war. Steve Jobs und Bill Gates ähneln sich mehr als es einigen lieb sein könnte. Grade diese etwas heimliche Datenübertragung ist wohl ein Schlag in die Magengegend der Apple-Fans.

    Apple ist plötzlich nicht mehr „anders“. Es sieht nur anders aus. Das bei einem emotinalen Thema die Wogen hoch schlagen, ist wohl verständlich. Das es irgendwann mal so kommen musste, schließlich muss Apple auch irgendwo den Dollar verdienen, war abzusehen. Aber das ist Realität. Und die ist hart. Dementsprechend laut und lange wird gejammet.

  32. 32
    rastel

    Ich weiß immer noch nicht, warum es sich bei dieser Suchabfrage um eine „heimliche Datenübertragung“ handeln soll. Vor allem das „heimlich“ versteh ich nicht. Wird einem das Ergebnis dieser „geheimen Datenübertragung“ doch tatsächlich direkt vor der Nase präsentiert. Sehr „geheim“.

  33. 33

    @rastel:
    Obskur ist ja nicht das Daten übertragen werden, sondern welche. Wenn nur der aktuell abgespielte Titel übertragen wird, wäre es wohl wirklich kein Grund zum Aufregen. Aber anscheinend wird wohl eheblich mehr an Daten übertragen. Und niemand weiß wozu. Das ist der „heimliche“ Teil.

  34. 34

    Mit besser meinte ich schon besser, nicht nur anders. Ich finde ein Unix-basiertes OS besser und halte Apple-Produkte für weit besser (da einfacher und intuitiver) nutzbar als andere. Aber bitte kein Flamewar, das ist meine Meinung dazu, andere sehen das anders. Wie üblich. Soll ja auch nicht um Win vs. Mac gehen.

    Aber du hast Recht, das meine ich ja auch oben: Es ändert sich viel für Apple, was die Öffentlichkeit angeht.

  35. 35

    Ich meinte „besser“ in dem Sinne, als das sich Windows-Anwender jahrelang dafür auslachen lassen mussten weil ihre Daten ohne ihr Wissen durch die weite Welt geschickt wurden (Windows is calling home). Unter anderem auch (zu recht) von Apple-Anwendern.
    Apple-Software war besser weil sie nicht so neugierig war, um es mal ganz kurz und simpel auszudrücken. Jetzt sieht die Lage wohl ein wenig anders aus. Apple ist zumindest in den Punkt nicht mehr besser als Windows und so einigen Apple-Usern ist das Lachen vergangen.

  36. 36
  37. 37

    Hab‘ ich auch gerade gesehen. Cool.