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Au revoir, IFPI

Ein Gesetzentwurf kann diskutiert werden, das ist sein Sinn und Zweck. Und so gibt es sicher Details, die man sich gut ansehen sollte beim neuesten Entwurf zur Regelung des Urheberechts (PDF hier).

Doch das, was die IFPI in ihrer Stellungnahme zum „Schutz der Kreativen durch modernes Urheberrecht“ fordert, verschlägt einem, auch und gerade als Künstler, als Kreativer, die Sprache. Die Pressemitteilung des sich heuchlerisch als Interessensvertreter von Künstlern exponierenden Vereins wimmelt nur so von Verbots- und Beschränkungsforderungen und geht allen Ernstes bis zur Forderung das Mitschneiden beim „Internet-Radio“ und „intelligente Software“ zu verbieten.

Klingt der Ton der Stellungnahme in der Zusammenfassung schon abartig genug, setzt das ausführliche Papier (PDF) dem Ganzen die Krone auf und stinkt von vorne bis hinten nach abgestandenem Zigarrenrauch, schlechten Anzügen, halbtoten Vorständen und vor allem deren Angstschweiß.

Das fatale Geschwafel um die Privatkopie lasse ich mal außen vor, viel spannender wird es nämlich beim Thema Internet. Stichworte wie „Interaktivität“ oder gar „individuelle Einflussnahme“ der Konsumenten auf Musikprogramme sind im Wörterbuch der IFPI vermutlich im Kapitel „Straftaten“ zu finden, denn anders lassen sich die Abschnitte um die Definition einer „Sendung“ nicht erklären. Statt sich aktiv, produktiv, die neuen Technologien umarmend und für Künstler zum Vorteil in die Diskussion einzumischen, regt sich die IFPI auf:

So können beispielsweise mit einer „žSkip“-Funktion einzelne Musiktitel übersprungen werden, wenn sie dem Hörer nicht gefallen. Durch Funktionen wie „žNever Play It Again“ (ein angegebener Musiktitel wird nicht mehr gespielt) oder „žPlay It Again“ (ein angegebener Musiktitel wird im Programm immer wieder zu hören sein) kann ein Programm dem individuellen Geschmack angepasst werden. Dies geht so weit, dass sich jeder Hörer sein eigenes Programm zusammenstellen kann, das nur er zu hören bekommt. Intelligente Software ermöglicht es sogar, dass sich das Programm automatisch dem Musikgeschmack des Hörers anpasst.

Damit weiter gefressen wird, was auf den Sendetisch kommt, fordert die IFPI daher:

Beschränkung des Mitschneidens aus Radio- und Internetprogrammen auf zeitversetztes Hören und Verbot „intelligenter“ Aufnahmesoftware.

Im Detail geht es der IFPI (mal wieder) darum, dass das bisher geltende Sendeprivileg, das ihr schon im Zusammenhang mit dem klassischen Radio ein Dorn im Auge ist, auf keinen Fall auf Internet-Radios zutreffen soll. Das Sendeprivileg bedeutet in der Praxis, dass eine Radiostation durch pauschale Zahlungen das Recht erwirbt die Musik (fast) aller veröffentlichter Künstler spielen zu dürfen. Künstler und Urheber werden dann an den Einnahmen von GEMA und GVL beteiligt, Tonträgerhersteller und Verlage erhalten u.U. daran ebenfalls Beteiligungen.

Zwar halte ich dieses System in der Umsetzung für fragwürdig, da nicht wirklich im Detail abgerechnet wird, doch das ist nicht wirklich das Problem der IFPI. Diese stört sich vielmehr daran, dass die Tonträgerindustrie nicht selbst und nach eigenen Regeln kassieren kann:

Bislang ist der Vergütungsanspruch der Tonträgerhersteller als Beteiligungsanspruch an der Vergütung der ausübenden Künstler ausgestaltet. Diese Konstruktion macht beispielsweise eine eigenständige Wahrnehmung durch die Tonträgerhersteller unmöglich. Die Konstruktion des Beteiligungsanspruchs sollte zugunsten eines eigenständigen Vergütungsanspruchs aufgegeben werden.

Achja, nebenbei fordert die IFPI übrigens auch noch direkten Zugriff der Tonträgerhersteller auf Internet-Nutzerdaten:

Die Rechteinhaber benötigen einen Auskunftsanspruch gegen Internetserviceprovider über die Identität von Rechtsbrechern, um sich gegen Piratierie im Netz wirksam wehren zu können. Zur Zeit bleibt nur der langwierige und für alle Beteiligten kostenintensive Weg über die Staatsanwaltschaften.

What’s next? Warner Music ruft bei der T-Com an um mal eben zu checken, mit wem ich gestern telefoniert habe?

Auch wenn ihr euch noch viele weitere Jahre mit diesen Forderungen beschäftigt, statt euch auf die Reise ins Hier und Jetzt zu begeben (vom Morgen will ich ja gar nicht erst anfangen), liebe IFPI:

Vergesst diesen Kampf gegen Windmühlen einfach. Ihr habt ihn schon längst verloren, und dabei geht es nicht um die immer wieder für jede eurer Forderungen als Argument angebrachten Raubkopien, sondern um die nächste Generation von Künstlern und Konsumenten, die ihre Rechte sehr wohl selbst wahrnehmen und vor allem einen tatsächlichen Einfluss darauf haben werden, die wirkliche Entscheidungen treffen und mit weniger Umsatz mehr Rendite erwirtschaften werden. Und die Ewiggestrige wie euch nicht mehr nötig haben werden.

Doch aufgepasst, sie werden Hilfe brauchen, es wird viel Geld zu verdienen sein für Dienstleister, für Dritte. Doch auch da werdet ihr vermutlich nicht dabei sein, denn ihr steht auf einem Bahnhof, an dem schon lange kein Zug mehr hält.

Das Hör-, Seh- und Konsumverhalten der Kunden hat sich massiv geändert, bisher vielleicht erst im kleinen Rahmen, aber der Mainstream steht schon in den Startlöchern. Es wird kein Geld mehr für Musik und Kultur und Kunst ausgegeben? Falsch, IFPI, es wird massig Geld für Musik und alle Beiprodukte ausgegeben. Nur vielleicht nicht mehr für Tonträger.

Gute Lösungen für viele Bereiche werden sicher noch gebraucht, aber bitte nicht von Leuten, die glauben, man könne die Zeit zurückdrehen.

Es ist vorbei. Auf Wiedersehen. Au revoir. Bye bye. Arrivederci. So long. Tschüss.

Ich würde ja noch „war schön mit euch“ schreiben, aber das wäre gelogen.

50 Kommentare

  1. 01

    Im Grunde wären diese grotesken Verbände-Wirrnisse ja eigentlich Sachen zum Selberlachen, wenn sie nicht permanent von auffällig willfährigen Politikern in den nationalen wie dem EU-Parlament unterstützt würden. Von Politikern, die womöglich nicht einmal davor zurückschrecken, Recht und Gesetz in die gierigen Finger von Industrieverbänden zu legen – um damit letzten Endes jeglichen Rechtsstaat zu korrumpieren.

  2. 02

    Die Felle schwammen schon vor Jahren weg, jetzt ist es lächerlich, sich noch in die eine oder andere Richtung zu bewegen.
    Als vor Jahren die beschreibbare CD samt passendem Brenner auf den Markt kam, da hätte man etwas tun sollen; das war der Moment, als man die Scheiße noch aufhalten hätte können.
    Hat man damals aber nicht und jetzt besitzt man die Frechheit noch das Maul aufzumachen ? Als die ersten Programme auf den Markt kamen, mit denen man CD- Daten auslesen und konvertieren konnte, ohne den Mikro- Eingang der Soundkarte zu bemühen, dann hätte man was sagen sollen, dann hätte man Verbote rausrotzen sollen, genau dann, genau in diesem verfickten Moment.
    Aber jetzt.. jetzt kann man sich getrost den eigenen Daumen in den Hintern schieben und unschlüssig einer Welt begegnen, die zusehends von „Gesetzlosen“ und „Dieben“ „beherrscht“ wird.

    Man hat mich vor Jahren mit dem Freiheitsgedanken gefüttert, der Möglichkeit zu hören, zu lesen und zu sehen, was ich will, wann ich will und ich gebe das nicht mehr her, auf keinen Fall, niemand will das.
    Derartige.. Depeschen beeindrucken mich immer wieder durch ihre Realitätsfremde. Es sollen dem Bund und den Ländern keine Kosten entstehen ? Wer bezahlt dann die handvoll dummer Hunde, die tagtäglich diversen „Vergehen“ nachzugehen haben ? Die Gema ? Ein Witz ohne Pointé.

    Man kann sich jetzt so aufregen wie ich oder sich einfach zurücklehnen und sagen „Yeah right.. try.“
    Ich bin für Letzteres.

    Stimmt, die Frage nach dem Urheberrecht muss mal wieder von degenerierten Rentnern beantwortet werden und das hat natürlich Priorität gegenüber Grundschullehrern, die dazu angehalten werden, möglichst streng ‚lehren‘, sodaß Hauptschuldirektoren ihre Klassen vollbekommen können.
    Von dem immer kinderfeindlichen Klima in Kaltland mal ganz abgesehen (nein, nicht die Kinderficker, verdammt, sondern die Tatsache, dass man sich fragen muss, ob man sich ein Kind ‚leisten‘ kann..).

  3. 03

    Chapeau! Und das sehen auch alle Musiker so, mit denen ich mich drüber unterhalte.

    Und die Produzenten, die ich kenne, die sich weiterhin auf „die Großen“ verlassen haben, gehen gerade massiv baden.

  4. 04

    auf den punkt gebracht, johnny. mal nachfassen, da steht doch tatsächlich:

    Achja, nebenbei fordert die IFPI übrigens auch noch direkten Zugriff der Tonträgerhersteller auf Internet-Nutzerdaten:

    „Die Rechteinhaber benötigen einen Auskunftsanspruch gegen Internetserviceprovider über die Identität von Rechtsbrechern, um sich gegen Piratierie im Netz wirksam wehren zu können. Zur Zeit bleibt nur der langwierige und für alle Beteiligten kostenintensive Weg über die Staatsanwaltschaften.“

    hoffentlich wird daraus nicht mal doch noch ein echter auskunftsanspruch der rechteinhaber. aber wenn da aber doch was draus wird, dann steigert sich das von dieser unfasslich fehlgeleiteten auffassung bestimmt in weitere, künftige ansprüche auf noch mehr geld und abgabepfennigecents, um den wahn der einzelauswertung noch zu finanzieren. technisch möglich, also durch die verbraucher zu bezahlen?

    völlig panne das. nicht nur die gleichsetzung von filesharing als digitaler kulturtechnik mit radiohören, das schon immer typisch analog, gewöhnlich, preiswert, unauffällig und schon immer nutzerbestimmt und souverän verfügbar war? =)

    und nicht mal korrekt. kostspielig? jein, naja, nicht für teure konzerne. aber die staatsanwaltschaft ist ja wie es scheint sogar verpflichtet, beim begründeten verdacht auch adressen zu ermitteln und weiterzureichen, wie bei heise et al. berichtet. es lohnt sich, wenn man die ip-adressen ermittlung ebenfalls outsourcen kann, scheinbar schon jetzt. auch ohne intelligentes radio und die zu erwartenden erhöhten datenaufkommen. bei dem gewinn-aufwandsverhältnis noch meckern? das ist krank.

    mein kommentar geht hoffentlichlich in die richtige richtung: die ifpi erleidet den tod durch absurdt forte 300 ™.

  5. 05

    Wie ich schon sagte, geistiges eigentum gehört abgeschafft, die IFPI bestätigt mich hiermit nochmal darin, eine extremst diametrale Position zu beziehen. Diese Positionen sind unglaublich, zeugen aber doch von einer technikversierten Sichtweise. Die Herren wissen wohl ganz genau, dass sie sich im Zuge der Digitalisierung bei Markteinführung der CD den Sargnagel selbst ins Holz gehämmert haben und fürchten sich nun vor jeder weiteren Innovation. So what, die gibt es nicht mehr allzu lange…

  6. 06

    Es ist einfach zu spät.

    Es ist wie bei der Schwulenehe.
    Als darüber diskutiert worden ist, ob Homosexualität eine Geistesstörung ist oder nicht, genau dann und dort war der Zeitpunkt irgendwas bescheuertes durchzusetzen, und nicht Jahre später.

    Hier ist der richtige Zug schon vor Jahren abgefahren und wir sehen uns mit herummaulenden Resktriktionsfetischisten (hab ich da ein ‚Sieg Heil‘ gehört ?) konfrontiert, die zwar die Möse riechen können, aber die ist vor Jahren schon vorbeigelaufen.

    Hinweis: die Hiphop- Kultur samplet.

  7. 07

    die stupide rückwärtsgewandtheit dieser strukturtraditionalisten-vereinigung ifpi geht einem nur noch aufn sack.

  8. 08
    Mariachi

    das mit dem Samplen ist auch teilweise nicht billig, z.B. mussten Kinderzimmer Productions aus Ulm vor Jahren ein Album einstampfen lassen, weil es ein Sample von „Golden Brown“ von den Stranglers beinhaltet hatte…

  9. 09

    Schwierig, an dieser Stelle nicht die Frage nach „Urheberrecht ja oder nein“ mit einfließen zu lassen, ich bin da ja leicht anderer Meinung als rene (wo is’n das Apostroph eigentlich hin?). Es gehört novelliert, ja, aber nicht so, wie sich die IFPI das vorstellt.

  10. 10
    Frank R.

    good shot, johnny-boy.
    100 von 100 richtigen.

  11. 11

    Das Apostroph fällt unter geistiges Eigentum und is meins. ;-)

  12. 12

    Hmm… Irgendwie scheinen die Trackbacks nicht zu funktionieren?
    Hatte mich vorgestern auch über diese Geschichte ausgekotzt, wenn auch etwas ….hmmmm… sagen wir mal emotionaler und weit weniger differenziert als Jonny das hier tut.

    Im Ernst: Mir bleibt mittlerweile nur noch der Mund offenstehen, und ich frage mich ernsthaft, was denen noch alles einfallen wird auf kurz oder lang. Als ob einzig und allein die „Piraterie“ an allem schuld wäre.

    Fehler und Gründe für die Umsatzeinbrüche einfach mal bei sich selbst zu suchen? No way! Die anderen sind dran schuld!

    Und was ich auch noch dazu zu sagen hätte, steht als manueller Trackback hier: http://www.realityontherocks.com/halla/498/mixtapes-ausm-radio-nix/

  13. 13

    Dieser Bericht zieht ja weite Kreise und wird wirklich fast überall diskutiert. Das Schlimme ist: fast immer haben die Kommentatoren recht. Die Beteiligten der Musik(groß)industrie haben sich so weit in den goldenen Turm verabschiedet, daß leider der Blick auf Realitäten verschwunden ist. Zulieferer und Ehemalige der Branche warnen vor der Entwicklung, aber kaum einer der derzeitigen Entscheidungsträger hört hin. Letztlich wird so die Industrie sich selbst dafür bestrafen, daß sie auf ihre Kunden nicht gehört hat.

  14. 14

    daniel, die nicht auftauchenden Trackbacks nerven, keine Ahnung woran das liegt. Manuell also immer gerne. Und Emotionen auch.

  15. 15

    Meiner Meinung nach reicht das jetzige UrhG vollkommen aus. Einzig eine Medienunabhängige Formulierung fehlt vielleicht (und eine halbwegs eindeutige Regelung zur Privatkopie). Eine Einschränkung der Innovation ist per se schon widersinnig und abzulehnen. Das Gesetzt redet jetzt schon viel von „zukünftigen Nutzungsformen“ und wird es in Zukunft noch tun. Es stellt sicher, dass jede Nutzungsform vergütet wird (in welcher Form auch immer).
    Lass die Vorstände fordern, was sie wollen, aber kriegen werden sie das mit Sicherheit nicht.
    Einen Sargnagel haben sie sich durch ihre Struktur schon geschlagen. Das Problem ist eben, das die Transaktionskosten immer geringer werden. Eine Schallplatte war in der Produktion noch einigermaßen teuer, eine CD mit Booklet auch, aber ein Download kostet nichts und kann von jedem angeboten werden. Die Struktur der Plattenfirma ist in der jetzigen Form überholt. Sie sollten sich zu Medienanbietern wandeln.
    Verwertungsrechte für Künstler vermarkten, aber nicht auf Teufel komm raus versuchen, die eigene CD (mit Super-neu-unknackbar-gestern-gecracked-Kopierschutz) an den Mann zu bringen.
    Ich hab schon lange keinen mehr mit Discman gesehen. Denkt mal drüber nach.

  16. 16
    nabla

    das problem ist, sie verklagen im moment alle, die ihnen in die queere kommen (mein bruder, 15, schüler) ist selbst betroffen. das ist eine sehr kostspielige angelegeheit. ich glaube nicht, das „wir“ die ifpi sobald los sind. Zwar mag ihr toller cd-verkauf auf dauer in die hose gehen, aber bei den rechtsmitteln, die sie im moment von der eu/bundesregierung bekommen werden sicherlich noch einige schüler/studenten/andere mit wenig geld an diesen verein zerbrechen.

  17. 17

    „Daumen hoch“ für dieses Statement !

  18. 18

    Die Sterne hatten Recht. (Aber das nur am Rande)

    Aber warum hätte man die „Scheiße […] früher aufhalten“ sollen, lieber wtf? Und was hätte man bei den Schwulen durchsetzen sollen?

    Aber zurück zum Thema, wo ich dann doch lieber Johnnys Position einnehme als Renes: Vereinfachen des Urheber- Verwertungs- und Whateverrechts, so dass

    a) die Künstler ihren Teil abbekommen und
    b) für die Verwerter (Radio, Internet, Künstler, die das in anderen Projekten benutzen) es einfach ist, die Musik zu verwenden.

    Mal gucken, wann da was passiert, wenn Selbst SPD und Grüne sowas in sieben Jahren nicht hinkriegen.

  19. 19

    Eines ist klar, und das ist auch ein Teil der Motivation für den Artikel gewesen: Mit solch einer Grundeinstellung bekommen wir nie eine pauschale Abgabe für Podcasts mit Musik.

  20. 20
    teppi

    Die Musikindustrie geht mir so am A**** vorbei. Da geh ich lieber auf ein schönes Konzert als diesem Verein mein Geld in den nimmersatten Rachen zu werfen ..

  21. 21
    achim

    Ich bin mal dem Link im Artikel zu ifpi.de gefolgt, und musste irgendwie schon schmunzeln. Da wird ein Banner angezeigt, den ich erst bemerke, als er wohl schon ein paar Frames gezeigt hat. Text: „an den Folgen extremer Armut“. Neues Bild. Justin Timberlake. Schnippt. „Wir brauchen deine Stimme“. „Deine Stimme gegen Armut“.
    Ok ok, ich kenne die Aktion wohl, und will dazu auch nichts negatives sagen (hat hier wohl kaum was zu suchen), aber in morgendlicher Schlaftrunkenheit kreisten meine Gedanken irgendwie um „Wie jetzt? Justin Timberlake leidet unter extremer Armut? Hm. Na, dann sollte ich mich für ein Urheberrecht à la ifpi einsetzen.“, bis ich dann festgestellt hab, worum es in dem Banner wirklich geht.
    Da verweise ich mal auf das bei Fairsharing verlinkte Southpark-Video.
    In dem Zusammenhang mit dem Wunsch, einen Auskunftsanspruch TK-Anbietern gegenüber zu haben, wird in letzter Zeit auch immer wieder die Vorratsdatenspeicherung diskutiert. Dazu ein interessanter Artikel bei Telepolis. Und eine Petition, die beim Deutschen Bundestag eingereicht wurde und noch bis Mitte März mitgezeichnet werden kann. Sollte man an Bekannte und Freunde weiterleiten.

  22. 22

    Bei der „extremen Armut“ fällt mir immer das hier ein: Courtney Love does the Math, was vermutlich auch eines der dicksten Argumente für eine Reform i.S.v. Johnny stellt. Wer ist arm? (Hinweis für Lesefaule: Nein, es nicht nicht die Industrie.) Für wen sollte sich die Lage verbessern?

    Und wenn eine „Lösung“ oder Einigung dann darin besteht, dass man mehr Umfragen unter die Nase kriegt und nach Geschmack und Nutzung und Lieblingsbands gefragt wird (so wie früher, als CDs noch neu waren und immer so Feedback-Postkarten beilagen, hachja), meine Güte, dann eben so. Lieber das auf wie bisher freiwlliger Basis und eine stärkere Selbstbestimmung der Medien, freien Radiomacher und Podcast-Willigen.

  23. 23

    „Falsch, IFPI, es wird massig Geld für Musik und alle Beiprodukte ausgegeben. Nur vielleicht nicht mehr für Tonträger.“

    Na dann stellt Euch mal alle schön Eure Festplatten ins Regal. Ich werde mir NIE bei iTMS und Konsorten DRM und qualitativ niedere Musik kaufen. Zu viel fu***** Digital Lifestyle in the House.

  24. 24

    Ich rede nicht von Festplatten, das sind ja auch nur Datenträger. Ich rede von Merchandising und Konzerten, zum Beispiel.

    Aber schön zu wissen, dass es noch Leute mit Schellack gibt. ;)

  25. 25

    Johnny, Du schreibst aber oben von Tonträgern, für die angeblich kein Geld mehr ausgegeben wird. Ein Tonträger ist kein Konzert und kein T-Shirt, oder?
    Wenn ich Musik kaufe, dann ausschliesslich auf Tonträgern. Geht das nicht mehr, kaufe ich keine Musik mehr. Und ich rede auch nicht von Schellack, aber das weißt Du ja selber.

  26. 26

    Die Diskussion um die Privatkopie war von Anfang an eine Nebelkerze. Und es ist mal wieder aufgegangen.

  27. 27

    Der Umsatz bei Tonträgern sei rückläufig, sagt man. Und natürlich ist der eine CD kein Shirt, das sage ich auch nicht, ich sage, dass für Musik (z.B. iPod-Kauf, Konzert-DVD) und die Produkte drumherum (Merchandising, Tickets) Geld ausgegeben wird.

    Natürlich wird es immer Tonträger in irgendeiner Form geben, auch der iPod ist einer. Warum machst du denn deinen Kauf von der Art desselben abhängig? Angenommen, die Downloads würden als AIFF kommen, also in CD-Qualität, würde das etwas ändern?

  28. 28

    Hmm, der iPod ein Tonträger? Nein, ist für mich eine Festplatte. Und darüber hinaus ein Gerät welches ich nie besitzen werden. Ich bin eher so der iriver Typ, da wird mir wesentlich mehr (und vor allem mehr Qualität) für´s Geld geboten. Aber diese Diskussion ist müßig zu führen. Will ich auch nicht weiter drauf eingehen.

    Weiterhin kaufe ich Musik auf Tonträgern (CD) und bestimme dann ganz alleine in welchem Format und in welcher Qualität und vor allem wie oft und wohin ich diese Musik ablege. Deshalb lautet die Antwort auf Deine Frage auch: Nein, das würde nichts ändern.
    Musik auf Festplatten ist nett, wenn man am Rechner oder im Zug sitzt. Aber noch viel netter ist es, eine CD aus dem Regal zu suchen, das Booklet zu lesen, die CD in die HIFI Anlage zu legen und Gas zu geben.
    Jaja, da gibt´s auch Streaming Clients und allerlei weiteren Mist, i know.
    Mir ist die Basis wichtig, und mit einer CD habe ich diese Basis selber in der Hand. Dass ich keine CD kaufe, welche kopiergeschützt sind, sollte klar sein.
    Obwohl: Vor einigen Jahren habe ich unwissentlich meine erste kopiergeschützte CD gekauft. Es war die Friend or Foe von Blackmail. Nach einigen Versuchen konnte ich aber auch diese CD rippen um sie auf meinen MP3 Player zu übertragen. Ging also damals trotz Kopierschutz und mein Rechner lebt immer noch. Aber das ist länger her und Heute gibt es andere Kopierschutzmassnahmen. Allerdings wird der Kopierschutz eher rückläufig wenn man mich fragt. Mal sehen.

    Mir ist Musik sehr sehr wichtig, ist ein Hauptbestandteil meines Lebens und war es auch schon immer.
    Ich finde eben, dass Musik aus Download Shops irgendwie seinen Wert verliert. Sie wird damit zur wertlosen Wegwerfware. Eine schnöde Datei auf einer Platte oder einem Player. Das hat nichts mit Musik sammeln zu tun. iTMS ist der Aldi unter den Musik Shops. Passt zur schnelllebigen Zeit. Heute wird Musik hauptsächlich als kurzfristige Modeerscheinung produziert. Produktionen sind darauf angelegt, kurz in die Charts zu kommen um dann schnell wieder den Platz für das nächste Produkt frei zu machen. Passend dazu gibt es eben den iTMS und Konsorten. Für die kleine Dosis Pop Musik zwischendurch mag das zwar ein tolles Geschäft bescheren, aber meine Art Musik zu hören und zu konsumieren ist das eben nicht.

  29. 29

    iTMS ist der Aldi unter den Musik Shops.
    das preisniveau bei iTMS ist höher, das sortiment größer und die einkaufsexperience besser als bei aldi. der vergleich hinkt also an allen ecken und enden.

  30. 30

    Es geht vielleicht nicht nur um die Art des Tonträgers, sondern um die mit dem Kauf verbundenen Rechte.

    Eine CD, die ich kaufe, kann ich weiterverkaufen

    [am Rande: habe gestern das neue Album von Placebo gekauft. Mich gewundert, daß die Aufmachung so billig ist, daß es schlecht abgemischt ist und daß ein hidden trakc (!) drauf ist. Heute festgestellt, daß es nicht 2006 sondern 1996 erschienen ist und daß das neue Album in erst in zwei Wochen erscheint.],

    bei Stücken aus dem Online-Shop behaupten zumindest bestimmte Vertreter der Musikindustrie, daß man nicht das Recht erworben hat, es weiterzugeben.

    Ich weiß, daß die Bindung an das Medium willkürlich ist, aber die Bindung an die Person läßt sich ja zum Beispiel bei ITMS-Stücken nicht so einfach lösen: bei Ebay verkaufen wird zumindest schwierig.

  31. 31

    @Johannes: Preise kann ich nicht vergleichen, da Aldi keine MP3 verkauft. Sortiment ist größer, da hast Du Recht. Aber von „Einkaufsexperience“ kann ich beim besten Willen nichts entdecken. Gar nichts!
    Wenn ich hingegen bei meinem Musik Händler einlaufe, in aller Ruhe so lange CD höre wie ich möchte und ein paar Fachgespräche führe, dann stelle ich fest, das sogar Aldi mehr von Deiner Wortkreation bietet als der Klick Klick Kauf bei iTMS. Für Stubenhocker mag sich das alles völlig anders darstellen, keine Ahnung. Ich für meinen Teil, sehe das eben so.
    Ich kaufe aber auch des öfteren mal online. Dann aber auch immer nur „handfeste“ CD bei Amazon.

  32. 32

    … und die deutsche Politik wird alles bereitwillig abnicken …

    Es wird ja nicht das erste Mal sein, und wenn der Wind dann doch zu stark in unserem Lande entgegenschlägt, macht man daraus, weit weg von den heimischen Medien, in Brüssel eine EU-Verordnung, setzt sie hier um, mit dem Hinweis, da können wir nichts gegen machen, EU halt – wie gerade bei der Umsetzung des Orwell’schen Staates geschehen.

    Chris

  33. 33

    Die IFPI vertritt ihre Verbandsmiglieder ebenso hilflos wie diese sich verhalten. Irgend so ein „Warner Executive“ aus den USA hat schon vor ein paar Jahren gesagt „das Internet ist das Vietnam der Musikindustrie“. Es ist an der Zeit das sich die Industrie zurückzieht. Die Musik gehört bald wieder den Künstlern und ihren Fans. Eindrucksvoll sind in diesem Zusammenhang auf die Zahlen die das Live Geschäft zur Zeit verbucht. An diesen Einnahmen ist die Industrie, heute noch, weitgehend unbeteiligt. Auch sonderbar das mit Itunes das erfolgreichste Download Modell nicht von seitens der Musikindustrie erfunden wurde, obwohl diese für entsprechende Portale hunderte von Millionen Dollar ausgegeben haben. Erinnert sich noch jemand an z.b. Popfile.de . Ach herlich das ich das noch erleben darf.

  34. 34

    marius – Stubenhocker hab ich ja schon lange nicht mehr gehört, heut nennen se die immer Couch Potatoes. :)

    Anyway – ich denke, zu dieser Gattung kann ich mich auch zählen, obwohl ich in den letzten Jahrzehnten jede Menge Tonträger in entsprechenden Läden kaufte. Tonnenweise 2nd-Hand-Vinyl zum Auflegen, später CDs. Dummerweise sind die kleinen Läden fast alle verschwunden und im Krempeltempel (Saturn Media, WUM und wie sie alle heißen) werde ich leider schlecht bedient.
    Fachgespräche? No way! Jedesmal andere Verkäufer, die mir lustlos und genervt erzählen, dass man „zwar bestellen“ könne, die Lieferzeit aber rund 6 Wochen dauert. Und das bei älterem Mainstream. Wenn du nun mit einem etwas weniger massenkompatiblem Geschmack gestraft bist, hast du 3 Möglichkeiten:
    – Verzicht üben
    – eBay (oder Real-Life-Flohmarkt)
    – Tauschbörse

    Ich übe meist Verzicht. Das tue ich schon so lange, dass ich mittlerweile ein Profi darin bin. Zwangsweise. Was soll ich denn tun? Statt des begehrten Produkts ein anderes nehmen, das ich eigentlich gar nicht haben will, nur um etwas gekauft zu haben?
    Der Markt bedient zum größten Teil die Zielgruppe der 11-16-Jährigen. Das ist nunmal nicht die finanzkräfigste Klientel. Dafür ist für diese Kids der Umgang mit Computer und Internet selbstverständlich. Die armen Teufel werden Tag und Nacht mit Spots auf MTViva bombardiert, sowas weckt Begehrlichkeiten. „Ich will alles – JETZT“ – das hat man ihnen ihr Leben lang eingebleut, und sie nehmen das wörtlich und werfen den Esel an. Wundert mich nicht. Ich hingegen wäre bereit, für ein gutes Produkt zu zahlen, weil ich es so gelernt habe. Dummerweise verschwinden die Angebote, die mich interessieren in immer kürzeren Zyklen vom Markt.
    Mein letzter Versuch, einige CDs zu kaufen, liegt ca. 3 Jahre zurück. Es waren 3 Alben von den „Lords of Acid“, 2 von „Numb“ und 2 DVDs von Skinny Puppy. Die beiden DVDs bekam ich nach 6 Wochen Wartezeit. Die Alben waren bereits aus dem Programm genommen, obwohl keines älter als 4 Jahre war.
    Das zeigt mir, dass man auf mich als Kunde verzichten kann. Ich habe kein Problem damit.

  35. 35

    freie demokratische gesellschaften sind heute bedroht, aber nicht nur von außen, immer mehr auch durch ausufernde partikulare interessen „von innen“. die politik und die öffentliche meinung scheint merkwürdig uninteressiert daran zu sein. da drängen sich doch einige fragen auf: sollte das ein zeichen dafür sein, dass die bislang (noch?) üblichen bekenntnise zu den freiheitlichen institutionen bloß sterotyp gelernte lippenbekenntnisse sind? wie sieht es diesbezüglich mit der politischen elite aus, den schröders, schilys, seehofers, zypries‘ usw? was haben wir vom explosionsartig zunehmenden lobbyismus in berlin zu erwarten? und where the fuck sind „die journalisten“?

  36. 36

    und die deutsche Politik wird alles bereitwillig abnicken

    Das ist mir ein bißchen zu fatalistisch. Man sollte Namen nennen (und sich bis zur nächsten Wahl merken): Brigitte Zypries zum Beispiel, unsere Justizministerin, die sich schon in der letzten Regieung bei den Softwarepatenten und jetzt bei der Vorratsdatenspeicherung hervorgetan hat. Oder Bernd Neumann, der Kulturstaatsminister.

  37. 37

    Was ist eigentlich mit den Rechteproduzenten, den Künstler und Musikern in deren Namen diese Auswüchse durchgedrückt werden ? Macht sich ein Musiker Gedanke darüber dass er mit seinem Plattenvertrag auch die strafrechtliche Verfolgung von Kinder und Jugendlichen, inklusive Datensionage, erst ermöglicht? Musiker beauftragen ja quasi diese Praktiken mit Ihrer Lizenzvergabe. Dies wir aber von den Künstlern niemals diskutiert. Es wäre an der Zeit…

  38. 38

    ach ja..all diese fördert natürlich die Zukunft und die heisst:
    GEMA und LIZENZFREIE ( podsafe ) MUSIK..

  39. 39

    Internetradio: Regierung stoppt Musikindustrie

    Die Forderung der Phonoverbände nach Abschaffung des Sendeprivilegs für Internetradios stößt im Bundesjustizministerium auf Ablehnung …
    http://www.laut.de/vorlaut/news/2006/02/23/01474/index.htm

  40. 40

    Ich glaube dieses Pamphlet ist ein Fake; nur ein großer Werbegag von last.fm… (Meine neue Verschwörungstheorie)

  41. 41
    WB

    Mich wurdert ja nur dass noch keiner gefordert hat dass täglich die Festplatten der Internetnutzer gescannt werden sollen. Oder habe ich da nur etwas übersehen?

  42. 42
    Eva

    Eva meint: man sollte sich einfach nicht so viel mit der Industrie beschäftigen….;-)

    1. http://www.vut-online.de/studie_wachstum_gegen_den_trend_-_vut.pdf
    2. http://www.respect-the-music.com/