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Berlin 2.0

Ich war oft am Kudamm als Jugendlicher. Der „Dschungel“, das „Exzess“ und viele andere Klubs waren in der Nähe, die großen Kinos ebenfalls. Mein kleiner Bruder ist hier mal verprügelt worden und das hat mir, als ich davon hörte, mehr weh getan als hätte ich selbst auf die Nase bekommen.

Cool war der Kudamm zwar nie, aber er hatte sogar ein wenig Glamour in unseren Kinderaugen.

Heute sehe ich diese Gegend fast nur noch vom Zug aus und sie erscheint mir wie eine gealterte Diva, deren letzte Rolle zwei Jahrzehnte zurück liegt und die sich mit einer dicken Schicht Make-Up vergeblich darum bemüht die alten Zeiten nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Ein bisschen Wehmut, auch, aber viel mehr die sachliche Erkenntnis, dass die Wiedervereinigung keine andere deutsche Stadt so bewegt wie diese hier. Das hat, da bleibt Berlin dann doch Berlin, wenig Glamour. Aber es ist cool, denn es passiert etwas. Immer noch. Change is good und wir sind mittendrin.

Berlin 2.0 – noch nicht einmal „beta“ sondern immer noch „under construction“.

25 Kommentare

  1. 01

    Und ewig ‚under construction‘.
    Erinnert mich an die Megastruktur- Visionen von Tsutomu Nihei.

    Ewiges Bauen, nie ein ‚Zu-Ende-Bauen‘.

    Heute schwelgen wir im Unterschied ‚Johnny gestern – Johnny heute‘ ?
    Oder liegt es am Wetter.. ?

    Ach ja: moin. Kaffee, Pilger ?

  2. 02

    Immer. Wenn es auch nur der schlechte in der Bahn ist.

  3. 03

    Hm, ich schalt mal auf den Plauderton um: Spreeblicks Podcasts werden immer länger.. warum eigentlich ?
    In der Frage steckt keine Wertung, nur Neugier.

    Oder kam das einfach so, ohne Absicht dahinter ?

  4. 04
    jochen

    der schlechte+teure.
    wenn schon denn schon.

  5. 05

    Warum hatte ich heute morgen nur denselben Gedanken, als ich um 7:30 den Heimweg antrat?

  6. 06

    ich war noch nie in berlin.
    schön da?

  7. 07
    jochen

    teils teils.
    im sommer ist es schoener (so meine meinung).

  8. 08

    ..im Sommer tust du gut und im Winter tut’s weh..

  9. 09

    Berlin ist nicht schön aber ich kenne keinen der hier weg möchte. Aber der Ku’damm ist noch viel weniger schön als Berlin insgesamt. Außerdem ist mir überhaupt nicht klar, wieso der – damals berechtigte – 80er-Jahre-Kult des Ku’damms immer noch nachwirkt. Da gibts gar nichts, was es sonstwo in der Stadt nicht auch gäbe. Was will der Normaloberliner denn da? Eben. Nichts.

  10. 10

    Der KuDamm und der Westen ist irgendwie in den 70er, 80ern stehengeblieben, finde ich. Eine gealterte „Diva“, die sich zu jung gibt. Der Osten dagegen ist lebendig. Rauher. Jünger … Als Hamburger bin ich immer wieder angetan von Berlin. Komme ich aus Berlin nach hause, erscheint mir selbst unsere eigene Grossstadt klein. Berlin ist die kulturelle Hauptstadt Deutschlands. Kein Zweifel.

  11. 11
    msc

    Als „richtiger Berliner“ meide ich die City – Ost und West.
    Meine Besuche des KuDamms in den letzten 10 Jahren kann ich an einer Hand abzählen.
    Und wie es in der Friedrichstrasse aussieht können mir die Touristen bestimmt besser erzählen.

  12. 12

    ich liebe den kudamm. ich geh immer hin wenn ich in berlin bin. da ist alles so stehen geblieben. da ist alles noch so 80er. so eitel uneitel. das ist das berlin von dem ich als kleiner kölner junge immer geträumt habe (ich sollte mitte der 90er zum ersten mal in die hauptstadt kommen). so kannte ich es aus krimis, fernsehshows, „moskito“ und natürlich auch aus (achtung johnny, augen zu!) „richie guitar“. deswegen ist der kudamm für mich immer eine reise zurück in meine gedanken als teenie. und wenn ich dann im kfc im europacenter stehe, dann weiss ich das ich in berlin bin.

  13. 13

    Der Kuhdamm hat schon den Flair des Vergessenseins, angehangen an die Zeit, die mal war.

    Ich begeistere mich immer mehr für die schreckliche Kantstraße. Die hat was. Ausgezährt und skelletiert, aber mit tollen seltsamen Geschäften.

  14. 14

    dazu fällt mir nur der schöne satz ein,
    der letztens im zusammenhang mit dem SPEX-umzug fiel:

    Berlin ist eine Scheibe!
    :D

  15. 15

    Das für die BerlinerInnen typische war doch früher, dass sie kaum ihren Kiez verlassen haben. Die Zehlendorfer fuhren für Besorgungen nach Zehlendorf-Mitte, die Steglitzer zur Schloßstr., die Tempelhofer zum T-Damm und nach Alt-Marienfelde, die Neuköllner zur Karl-Marx-Str. und zum Hermannplatz/obere Sonnenallee, die Kreuzberger zum Kottbusser Damm und zum Hermannplatz, den Wedding zog es zur Müllerstr. und den Tiergarten zur Turmstr. usw. usf.

    Vor dem Mauerfall fuhr man als Teenager nur zum Ku’Damm für Verabredungen mit dem anderen Geschlecht oder gemeinsam in der großen Cliqué, denn dort gab es die Kinos, Warenhäuser und die ersten Fast Food-Anbieter. Denn der eigene Kiez war dafür irgendwie zu „uncool“, obwohl es das Wort „uncool“ damals noch gar nicht gab.

    Heute fährt man kreuz und quer durch die Stadt, um in irgendeinem der Konsumtempel eine Ware um wenige Euro billiger zu bekommen als beim kleinen Einzelhandelsladen in der eigenen Straße. Die Konsum- und Fast Food-Tempel werden alle nach denselben Richtlinien eingerichtet, um die Konsumentenströme besser zu lenken und so werden sie zu gesichtslosen Treffpunkten und damit ohne jeglichen Wiedererkennungswert.

    Und für die Dates trifft man sich entweder in irgendeiner angesagten Lokalität oder in einem absoluten Geheimtip (den nur einer der beiden kennt, am besten auch nur vom Hörensagen von Bekannten) in Mitte/Prenz’l Berg/F’hain.

    Kein Wunder, dass dann die ehemals besondere, vielleicht sogar exklusive Gegend der heutigen „City-West“ nur noch von ihrem damaligen Ruf zehrt. Oder?

  16. 16
    rfl

    der westen stand schon kurz nach der wende ab. unpersönlich, unverbindlich, ohne zu vereinnahmen. die stadtmitte ist halt nicht im zentrum, sondern rund um den alex. aber kantstadt erscheint mir berlin nicht zu sein, da kant bekantlich (was fuer ein wortspiel, aber der musste raus) sein leben lang königsberg nie verließ. aber die preussische akademie hatte ja bis in die 30er noch andere einsteinaehnliche zu bieten.

  17. 17
    dart

    Regionalbahnhof Zoo und genau so sieht es in der Gegend schon seit mehreren Jahren aus.

  18. 18

    dieses „under construction“ hat so etwas herrlich schizophrenes.
    neulich stand ich in der tucholskystraße vor dem „zosch“ und hatte einen komischen moment, als mir bewußt wurde, daß früher alle häuser so schön vergammelt aussahen, wie das zosch-haus (das jetzt auch von eimem baugerüst bedeckt wird). das ist, als hätte man einen sehr langsamen special-FX über die stadt gejagt, der aus trashig verfallenen altbauten hübsch renovierte bürgerhäuser macht.

    sogar die einschußlöcher schmieren sie zu. dabei sind die doch schon fast unter denkmalschutz.
    ich mag berlin. auch im winter, auch wenn’s wirklich wehtut (bei mir gibt’s sogar noch ofenheizung, da machen die wintermonate richtig spaß).

  19. 19

    … und das wird noch schlimmerm wenn der ICE am Zoo vorbeihuscht.
    Das schöne, einsame NEUE Berlin liegt dann ein paar Kilometer weiter östlich.

  20. 20

    Der optisch schrecklichste Ort in Berlin ist für mich der Potsdamer Platz. Grausam. Seelenlos. Mehr geht nicht.

  21. 21
    Radiowaves

    @sk
    „Berlin ist nicht schön aber ich kenne keinen der hier weg möchte.“
    So, jetzt lernste einen kennen. ;-)
    Beruflich hier, seit 6/2004. Mir haben damals Leute gesagt, der erste Schock geht vorbei, dann wirste Berlin auch lieben. Ist bislang nicht passiert. Seltsam krank geworden bin ich hier inzwischen, auch körperlich. Ich zähle die Tage und will wieder weg. Wohin? Dahin, wo ich die schönsten 16 Jahre meines Lebens verbracht habe, wo ich die liebsten Freunde habe (bis auf einen, den habe ich tatsächlich in Berlin kennengelernt, er ist aber aus Israel) und wo man – so behaupte ich – aus einer beliebigen Haustür treten kann und nach spätestens 100 Metern Fußweg irgendwo am Horizont die grün bewaldeten Berge sieht: nach Jena.

    Ach so, zu Berlin: auch ich kann die Aufenthalte in der „Stadt“ an einer Hand abzählen. Aus dem Bermudadreieck Adlershof (Arbeit), Plänterwald (Wohnen) und Wartburgstraße (Yoga) komme ich kaum raus. Und da finde ich dann schon sehr interessant, daß ich das U- und S-Bahn-Netz eigentlich besser draufhabe als manche Berliner ;-)

  22. 22

    Ich brauchte bislang einen Tag, dann war ich hier zu Hause.
    OK, jetzt bin ich es sowieso. Eigentlich seit 23. Februar, offiziell ab 24. März.

    Ich mag die Stadt. Und vor allem den Osten. Keine Ahnung warum, aber rein subjektiv (und offensichtlich bin ich damit nicht ganz alleine) finde ich, dass „der Westen“ stehen geblieben ist. Alte Bundesrepublik. Erinnert mich an früher, Kindheit im für mich damals großen Würzburg. Vergangenheit.

    Und dann wiederum: Westen und Osten gibt es sowieso nicht mehr. Nur einen Teil, der in Bewegung ist, einen, der schläft.
    Und es gibt nur einen Grund, zum Potsdamer Platz zu gehen: Kino in OV ;)

  23. 23

    Ach so, deutlichste Erinnerung an den Ku’damm (außer den vielen Touris): Ein Schild mit der Aufschrift „Botox to go“.
    DAS ist der Ku’damm…

  24. 24
    maace

    he, ich war schon ein paar mal in berlin…und ich finde es dort schon ganz nett. ist halt facettenreicher als so manch andere stadt in deutschland. und seelenlose plätze in innenstädten gibt es überall. die meisten großstädte in deutschland sind eben keine architektonischen meisterwerke. eine bausünde nach der anderen. aber das hat auch was. berlin hat so einen supergeilen charme. so. fazit: großartige stadt. ende. aus. nacht.

  25. 25
    Alex

    OK, nur einen Nachtrag noch :
    Der seelenloseste Platz in Berlin ist der Alex, mit seiner Bebauung rund herum. Kalt, schroff, unpersönlich.Alt-Realsozialistische Hochhausarchitektur vom Feinsten, Beton, wohin das Auge blickt. Das pure Grauen für Agoraphobe. Fühl mich dort jedes mal unwohl, insbesondere, wenn ich zum Überqueren dieses Platzes genötigt werde, alldieweil wieder mal ein Bauzaun die Hälfte des Areals absperrt. Hier ist für mich der Osten stehengeblieben, undzwar in den tiefsten, hässlichsten 80ern.
    Richtung Marienkirche, Spandauer Vorstadt und Hackescher Markt wird’s dann gleich wieder gemütlicher. Bin sonst schon ein Fan der „neuen Mitte“, die Mütterchen Berlin wieder ein wenig Glamour einhaucht… Ulkigerweise stören mich die Hochhäuser am Potsdamer Platz nicht, wahrscheinlich, da sie diesen starken Manhattan-Appeal haben und für mich das 21. Jahrhundert und das Zusammenwachsen von Berlin Ost und Berlin West sehr gut repräsentieren.
    Frage mich übrigens, wie Projekte a la City-Lighthouse in der Joachimsthaler Ecke Hardenbergplatz inzwischen vorangekommen sind – .. ich war nämlich auch lang nicht mehr in der West-Innenstadt :)

    Grüße,
    Alex