Am 24. Mai 2006 findet der Podcastday 2006 in Köln statt.
(Müsste man nicht „Podcast Day“ schreiben? Weil wegen Englisch? Na egal…)
Da bereits E-Mails zum Thema kommen: Ich habe gestern meine Teilnahme zurückgezogen, nachdem ich in der Pressemitteilung las:
Die Eröffnungsrede wird Christiane zu Salm halten, erfolgreiche
Medienunternehmerin und derzeit Aufsichtsratschefin in Deutschland für das
Erfolg versprechende europäische WLAN-Projekt Fon, an dem unter anderem
Google und Skype beteiligt sind. Von 1998 bis 2001 war sie Geschäftsführerin
von MTV. 2OO1 gründete sie die Sender 9Live und sonnenklar TV. 9Live wurde
innerhalb kurzer Zeit zum erfolgreichsten, interaktiven Fernsehen und zu
einem neuen Geschäftsmodell, das inzwischen vielfach kopiert wird.
Ich habe nichts gegen Frau zu Salm oder gegen Fon, die ein sehr spannendes Konzept als Geschäftsgrundlage haben. Ich finde nur, dass passt alles nicht zusammen. Ich empfinde Podcasting genau wie Blogs zunächst einmal als Kultur und als Alternative zu bestehenden Strukturen und Medien. Ich hätte mich daher über einen Podcast-Kongress gefreut, der dies reflektiert, statt sich mit einer „erfolgreichen Medienunternehmerin“ zu schmücken, die, sollte ich mich nicht komplett irren, bisher mit Podcasting etwa so viel zu tun hat wie der Papst mit freier Liebe.
Ich verstehe, dass Gespräche über Geschäftsmodelle im Zusammenhang mit Podcasting wichtig sind und auch, dass Namen wie der von Frau zu Salm unter Umständen nötig sind um genügend Aufmerksamkeit für eine Veranstaltung im Rahmen des medienforum.nrw zu erlangen. Ich finde die Kombination jedoch sehr uncool. Etwas mehr Chaos Communication Congress, etwas weniger Strategie-Beratung würden einem Podcast Day meiner Meinung nach gut stehen, doch das ist wie immer eine Frage der Herangehensweise, es gibt hier kein „richtig“ und „falsch“.
Viel Erfolg daher den Veranstaltern, die viele spannende und passende Gäste zusammengetragen haben. Als Besucher werde ich sicher und gerne dabei sein!
hurra, die neunliveisierung der podcasts kann beginnen! das fräulein zu salm-salm wird sicherlich mit tollen reiseverkaufscasts und rätselcasts die blogosphäre ordentlich aufmischen.
Schön zu sehen, wie sich Spreeblick konsequent als Kulturwerkzeug „Verlag“ mit dem ganzen alten Bildern von verrauchten Verlegerbüros, Kunst und Chaos weiterentwicklet. Ich bin sehr froh.
In diesem Sinne „We shall overcome one day“.
ja.
>Ich finde nur, dass passt alles nicht zusammen.
Ja, da ist – zwangsläufig – noch sehr viel pubertäres Begrapschen und Ausprobieren dabei.
Übrigens, ich bin kein Katholik, aber die Enzyklika des Papstes zum Thema Liebe kam dem Konzept „freie Liebe“ doch eigentlich erstaunliche nahe:
„… Heute wird dem Christentum der Vergangenheit vielfach Leibfeindlichkeit vorgeworfen, und Tendenzen in dieser Richtung hat es auch immer gegeben. Aber die Art von Verherrlichung des Leibes, die wir heute erleben, ist trügerisch. Der zum ,,Sex“™“™ degradierte Eros wird zur Ware, zur bloßen ,,Sache“™“™; man kann ihn kaufen und verkaufen, ja, der Mensch selbst wird dabei zur Ware. In Wirklichkeit ist dies gerade nicht das große Ja des Menschen zu seinem Leib. Im Gegenteil: Er betrachtet nun den Leib und die Geschlechtlichkeit als das bloß Materielle an sich, das er kalkulierend einsetzt und ausnützt. Es erscheint nicht als Bereich seiner Freiheit, sondern als ein Etwas, das er auf seine Weise zugleich genußvoll und unschädlich zu machen versucht. In Wirklichkeit stehen wir dabei vor einer Entwürdigung des menschlichen Leibes, der nicht mehr ins Ganze der Freiheit unserer Existenz integriert, nicht mehr lebendiger Ausdruck der Ganzheit unseres Seins ist, sondern gleichsam ins bloß Biologische zurückgestoßen wird. Die scheinbare Verherrlichung des Leibes kann ganz schnell in Haß auf die Leiblichkeit umschlagen. Demgegenüber hat der christliche Glaube immer den Menschen als das zweieinige Wesen angesehen, in dem Geist und Materie ineinandergreifen und beide gerade so einen neuen Adel erfahren. Ja, Eros will uns zum Göttlichen hinreißen, uns über uns selbst hinausführen, aber gerade darum verlangt er einen Weg des Aufstiegs, der Verzichte, der Reinigungen und Heilungen. …“
Da stellt sich eben die Frage nach der Definition von Freiheit. Das Statement „Sex ohne Liebe ist eben nur Sex“ ist vielleicht ein wenig tautologisch, aber der Begriff „freie Liebe“ ist ja letztlich, wenn überhaupt, nur in Bezug auf Sexualität überhaupt konzeptionalisierbar, wenn man mal von extremen Ausnahmeerscheinungen wie polyamory absieht. Der Papst sagt damit letztlich nur, daß er glaubt, daß der sexuelle Teil des Gesamtkonstrukts „Liebe“ den Menschen nicht vollständig zu befriedigen mag, und das ist eine Erkenntnis, zu der sich viele Menschen oft erst nach einer ganzen Reihe von schmerzhaften Selbstversuchen durchringen können…
Die 9LIVEisierung der Podcast-Szene endet vermutlich so:
http://www.deppenleerzeichen.de/?p=200
Und auch das wird sich versenden, wie so viele Fehler der Massenmedien sich versenden, weil eben nicht genug Menschen BILDblog, Deppenleerzeichen, cba.fro.at, freie-radios.net und andere unaufgeregte, nachdenkliche, besonnene, usw. Medien lesen/hören/sehen :-(
Was spricht dagegen in Berlin einen „Pod Culture Day 2006“ zu veranstalten. Mit viel Musik und Beer … Als Alternative, Ergänzung oder Gegengewicht zum „Pod Commerce …
Was soll man schon von Leuten erwarten, die solche Programmschwerpunkte anbieten:
User Generated Content / Digital Lifestyle: Alltag der Generation
iPOD mit den Schwerpunkten Web 2.0, digitales Leben als Konsument und Produzent, Podsafe Music, Schule / Hochschule
Digitales Leben der Generation iPoD mit User generated Content? Na viel Spass dabei.
Die von uns so großspurig vor 8345 Jahren angekündigte „re:publica“ ist ja nicht tot, nur verschoben. Wir haben den Aufwand und die Probleme räumlicher Art unterschätzt, Ziel ist jetzt 09/06, aber ich sag erst wieder Genaueres, wenn ich sicher sein kann.
Der Podcastday positioniert sich anders, etwas größer eben. Das respektiere ich sehr, dass kann enorm spannend werden und schließlich ist Podcasting gerade ein großes Thema, auch im Businessbereich, davon profitiert auch Spreeblick, schätze ich (ich rede ja auch übers Podcasten auf Veranstaltungen). Es ist ist wirklich nur eine Frage der Sichtweise und der Absichten natürlich, wen man mit der Veranstaltung erreichen möchte.
Tobias: Danke. Du weißt aber schon, wie ich das meinte, oder? ;)
Johnny: na klar ;)
@ Cem: Onlinemultiplikatoren sind zu dem Zeitpunkt sowieso in Berlin:
http://www.berliner-journalisten.de/besser-online-2006/index.html
Mit denen könnte man sogar was chinchen ;-)
Schade, das Du nicht kommen magst. Genau dieses Spannungsfeld ist eine der Diskussionen, die man führen sollte – denn es gibt nicht die einzig gültige Antwort auf „was ist Podcasting (oder Bloggen)“.
Die verschiedenen Meinungen zu dem Thema sind für den Teilnehmer die Möglichkeit, für sich zu entscheiden wo man steht und welche Konsequenzen man daraus zieht.
Einige Blogger und Podcaster hängen z.B. „der reinen Lehre von Bloggen ist Kultur“ an, möchten aber trotzdem ein großes Publikum. Andere finden nichts an kompletter Kommerzialisierung. Das sind Fragen, die auch für mich an diesem Tag Thema sind.
Etwas besorgt stelle ich aber in diesem Zusammenhang die Frage: Was soll dann die re:publica werden? „Alles nur nicht ansatzweise etwas, was Kommerz / zuviel Medien / zu professionell“ sein soll? Nur Kultur, aber mehr nicht und mit Ausbuhen von Menschen, die Bloggen und Podcasten nicht nur als reine Alternative zu bestehenden Medien sehen?
Das kann auch spannend werden – aber wenn das Ziel der Veranstaltung in die Richtung ist, bitte ich darum, es auch entsprechend zu kennzeichen. :)
Nicole, danke für den langen Kommentar.
(Ich habe im letzten Satz übrigens gesagt, dass ich kommen werde – nur eben als Besucher)
Ich vertrete keine reinen Lehren (schon gar keine, die es nicht gibt :)), ich werde, wenn möglich, meine Podcasts auch sponsorn (sp?) lassen, hier gibt es bereits Werbung, usw…. Es geht also nicht um Ablehnung von Kommerzialität. re:publica wird sich ganz sicher auch damit beschäftigen, ist doch klar, und ich will doch stark hoffen, dass sowieso niemand ausgebuht wird, das wäre ja Quatsch. Es geht nicht darum Gräben auszuheben.
Ich bin überzeugt davon, dass der Podcastday spannend wird, auch aus kultureller Sicht. Aber im Moment stürzen sich alle auf alles (Blogs, Podcasts, Videocasts… PR-Agenturen, Marketing, Beratung…) und ich denke es ist an der Zeit, gut aufzupassen wer wann wo wen vor welchen Karren spannt oder sich spannen lässt.
Oder ganz kurz und einfach: Was hat die Eröffnungsrednerin mit dem Thema zu tun?
Danke, Johnny, für diesen unaufgeregten Beitrag zu dem Thema. Und sich nicht vor den NeinLive Karren spannen zu lassen ist allemal eine gute Entscheidung.
Man darf sicherlich nicht vergessen, in welchem Umfeld der Podcasttag stattfindet – das ist nicht einfach nur so ein Tag irgendwo mittendrin, sondern ein Tag, eingebunden in das Medienforum NRW.
Als solches hat die Rednerin auch etwas mit dem Rest der Tage zu tun, sie ist Deutsch, erfolgreich und verspricht mit ihrem Engagement für FON das Thema Web 2.0 (man verzeihe mir das Buzzwort) zu verstehen. Und sie ist in der alten Medienwelt zu Hause, sollte als eine Brücke bauen können als auch Akzente in die neue Welt der Alternativen setzen.
Das jedenfalls ist meine persönliche Erwartung an sie.
Ganz bestimmt nicht erwarte ich von ihr Neun Live Gebrabbel oder reines Marketing-Geschwätz rund um FON; sondern ein professionelles Auftreten. (Fon selber ist in der Tat ein interessanter Aspekt in dieser „alternativen“ Welt von der wir hier reden – richtig angebracht paßt es auch sehr gut in ihre Rede.)
Ich bin auch amüsiert, wie jemand bei _einer_ Rednerin aus dem ganzen Programm glaubt, man würde sich vor einen Karren spannen, wenn man dort teilnimmt. So schlicht ist die Welt schon lange nicht mehr :)
Etwas irrelevant, aber weil Du gefragt hast:
Fremdwörter richten sich in deutschen Texten sehr wohl nach der deutschen Grammatik. Deswegen heißt es im Deutschen z.B. Hobbys und nicht Hobbies. Und da im deutschen zusammengesetzte Wörter zusammengeschrieben werden, ist Podcastday schon ok.
Echt? Ich schreibe immer „Hobbies“ und sogar „Handies“. Wo ist denn da die Grenze, also ab wann ist ein englisches Wort als „Fremdwort“ im Deutschen angekommen?
Wenn überhaupt, wäre es Podcast-Day bzw. Podcast-Tag. Als Eigenname sollte es aber durchgehen als Podcastday. ;)
Johnny, das hat nix mit Rechtschreibung zu tun, sondern mit Grammatik. D.h., auch ein komplett neues Wort richtet sich nach deutscher Grammatik. (Sonst müßten wir die ja auch alle klein schreiben).
Das, bei allem Respekt, amüsiert mich nun wieder. :)
@ Nicole: Das mit dem „vor den Karren spannen“ stammte von mir. Und ich denke, in diesem Punkt ist die Welt (bzw die Veranstalter des Podcasttags) sicherlich etwas „schlicht“ gestrickt. Was erwarte ich denn, als Veranstalter, von der Eröffnungsrede? Ein Zugpferd. Und da halte ich die Wahl von NeinLive Salm zumindest für „skurril“.
@ Johnny: …und ich dachte schon ich wäre der einzige der Hobbies oder Parties schreibt. Bei Handy sträubt es sich allerdings bei mir nicht nur im Singular.
PodSlam! ist auch kein schlechter Name …
Den Plural „Hobbys“ hat uns die neue deutsche Rechtschreibung beschert:
„Dieser s-Plural bedeutet eine Vereinfachung vor allem bei solchen Wörtern, denen wir im Alltag ständig begegnen und bei denen wir vielfach gar nicht mehr daran denken, dass sie im Englischen den Plural mit -ies bilden.“
— Wie schreibt man jetzt? Ein Übungsbuch zur neuen deutschen Rechtschreibung.
Jo: Das war auch schon vorher so. (Auch in der neuen Rechtschreibung ist nicht alles falsch).
johnny, wie recht du hast!!!
vielleicht sind die podcaster nur auf der suche nach anerkennung. was ich mich schon seit langem frage:
es gibt wesentlich mehr blogs als podcasts. aber wieso haben die podcaster einen verband und die blogger nicht?!
Hallo Johnny,
du schreibst:
„Ich hätte mich daher über einen Podcast-Kongress gefreut, der dies reflektiert, statt sich mit einer „žerfolgreichen Medienunternehmerin“ zu schmücken, die, sollte ich mich nicht komplett irren, bisher mit Podcasting etwa so viel zu tun hat wie der Papst mit freier Liebe.“
Wieso sagst du dann ab? Du haettest zumindestens deinen Teil dazu beitragen koennen, um auf dieses scheinbare Missverstaendnis hinzuweisen. Du haettest zudem noch die „kulturellen Wurzeln“ bewahren und verteidigen koennen, aber vor allem dem Massenpublikum erklaeren koennen, was Podcasting wirklich bedeutet. Oder waere das wieder zu „mainstream“?
Viele Gruesse
Patrick
PS: Entschuldige die Umlaute, ich sitze an einer aiatischen Tastatur.
@Boogie
Ich sehe noch immer keine Verbindung für ein „vor den Karren spannen“ mit einer Eröffnungsrede. Podcasting ist (genau wie Bloggen) möglicherweise eine Alternative zu „bestehenden Strukturen und Medien“ aber es ist genauso Teil dieses Spektrums. Die Medientage mit dem Podcasttag können meines Erachtens zeigen, wie alternativ / anders / gleich Podcasting denn nun wirklich ist.
Fakt ist ebenfalls, daß Podcasting im gesamten Spektrum lebt: Vom Mainstream bis hin zur Alternative die Jonny ansprach.
Da es offensichtlich für Dich sehr gewünscht ist, eine Frau von zu Salm ausschließlich auf 9live zu reduzieren (genau, wäre doch lachhaft, wenn sie auch nur ansatzweise etwas anderes könnte): 9live, so unsäglich es auch sein mag, hat wie die Bildzeitung ein Publikum. Und bedauerlicherweise ein nicht gerade kleines. Man kann seine Augen davor verschliessen und es verächtlich versuchen in die „nicht relevant“ Ecke zu stellen, aber es ist da.
Aber, da dies offensichtlich eine nicht so gute Wahl gewesen ist, bin ich doch mal auf Alternativvorschläge gespannt, mit den folgenden Anforderungen: versteht das bestehende Medienbusiness in Deutschland, hat Blick für die Zukunft und versteht die neuen Alternativen und was daraus insbesondere für die klassischen Medien entsteht, hat einen Bekanntheitsgrad und kann reden.
Warum glaube ich, daß sie „Blick für die Zukunft“ hat? Ich habe den Chef von Fon kennengelernt – der hat kein Interesse an einem Püppchen, die nur auswendig gelernte Marketingstatements runterlabern kann.
Insofern stimme ich Patrick zu: Ich hätte Jonny gerne mit auf dem Panel gesehen und nicht nur im Publikum.
Patrick: Hingehen halte ich meistens auch für den richtigeren Weg, ache ich ja auch dauernd. Man muss aber nicht immer alles machen, ich bin sicher, dass auch ohne mich für genug Vielfalt gesorgt ist.
Ich denke, es ist wichtig, dass beim Podcastday mal beide Welten aufeinandertreffen können. Es gab ja schon diverse Veranstaltungen, bei denen _ausschließlich_ unwissende Marketingsäcke aus den herkömmlichen Medien über Podcasting geredet haben, ohne mal die aktiven Podcaster einzuladen. Nun gibt es beim medienforum, einer ansonsten wohl auch eher konservativen Geschichte, so einen ganzen Tag Podcasting (mit 12 Panels), und viele der Teilnehmer sind eben echte Podcaster, die die Szene seit langer Zeit bereichern. Wenn das mal nichts ist! Eine reine Podcastveranstaltung nur mit froogy Leuten bekommt man heute wohl noch nicht organsiert und gesponsort. Also fahren wir als Trittbrettfahrer auf dem etablierten Medienzug mit und spielen trojanisches Pferd. Naja, so ähnlich. ;-)
Darf ich mal raten, wer einer der Hauptsponsoren ist? :)
Im Ernst: Kein Stress und keine riesige Grundsatzdebatte, schon okay. Ich bin komisch in manchen Dingen, das ist alles.
Achja, aber: Das trojanische Pferd seid unter Garantie nicht ihr. ;)
Was macht Dich da denn so sicher? :))