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Doch, doch, doch

Ich muss schon noch ein paar Sätze loswerden. Wegen des Dingens.

Schließlich verkneife ich mir schon das Zitieren der dämlichsten Mails und das Verlinken oder Veröffentlichen der siebenunddreißigsten Me-Too-Coverversion, obwohl zumindest ersteres unterhaltsamer wäre als der Clip.

Ein paar Dinge können aber an Spreeblick nicht unerwähnt vorbeigehen.

Da ist einmal die Aufregung um die „Entdeckung“ eines dieser Lustig-Blogs mit endlos Werbung, dass die Musik, der Backing-Track zu „Sunlight, where aret though?“ also, aus den Standard-Bauklötzen einer Musiksoftware zusammengebastelt wäre. Der Jung-Dj und Rapper Chris-Moz verwendet in einem seiner Tracks tatsächlich die gleichen Beats und Loops und erklärt in den Kommentaren des o.a. Blogs (Achtung bei Klick: Pull-under-, Drop-over-, Fly-Through- und Verdeck-Content-Banner-Alarm), dass der Song aus eben solchen Musik-Bausteinen zusammengesetzt wäre.

Ja und? Dafür sind die doch da, diese Bausteine. Lizenzfrei sogar. Und sollte es stimmen, dass GT den Song in ihrem Jugendheim zusammengebastelt haben, dann macht das alles noch viel mehr Sinn. Ich warte schon lange auf den ersten Top-Ten-Hit der aus einem Demo-Preset besteht. Oder steckt etwa eine unglaublich clevere Guerilla-Marketing-Aktion des Herstellers der Musiksoftware dahinter??

Wenn dem so sei, sollte sich Dirk von Gehlen dringend einschalten, der bei jetzt.de das tut, wofür doch sonst die Blogs zuständig sind, nämlich saumäßig recherchieren und überall die Verschwörung vermuten. Von Gehlen hält das Video für „erstaunlich gut gefilmt“ (ertappt – da müssen Profis hinterstecken…!) und tippt weiter:

Gegen den Vorwurf, bei dem erstaunlich gut produzierten Laien-Clip und bei Grup Tekkan handele es sich um eine geplante Werbeaktion, wehrt sich Blogger Oborski.

Keine Ahnung, wer Matthias Oborski diesen Vorwurf gemacht hat, Dirk von Gehlen war es sicher nicht, denn er hat mit Matthias weder gesprochen noch gemailt. Was schade ist, denn dann hätte er sich die pseudo-investigativen Vermutungen hinsichtlich Matthias‘ Glaubwürdigkeit („Woher er den Clip allerdings hat, verschweigt Oborski dennoch.“) sicher gespart und stattdessen seinen gar nicht unspannenden Ansatz zu einem hübschen Artikel gemacht.

Denn natürlich kommt die nicht nur von jetzt.de ausgedrückte Überlegung, ob es sich beim GT-Hype um eine Marketing-gesteuerte Aktion handeln könnte, nicht ganz von ungefähr und natürlich haben Matthias und ich und viele andere Menschen auch darüber sinniert. Doch nicht etwa, weil „Oborski“ (nur den Nachnamen einer Person zu benutzen hat gleichzeitig etwas „journalistisches“ und abwertendes, mach‘ ich auch manchmal) etwas verschweigt, sondern wegen einiger Fakten, die durchaus zum Denken anregen können.

So kamen die massiven Zugriffe auf ntropie und Spreeblick in den ersten Tagen nicht wie in vielen anderen Fällen wie Jamba und DbD über Referrer, also von anderen Websites, sondern über direkte Links – vermutlich aus Mails. Eine solche Mail-Lawine innerhalb eines Tages auszulösen wäre für Profis durchaus machbar, eine Trackback-„Attacke“ ließe sich sehr viel schwerer umsetzen.

Das nur vier Tage nach Veröffentlichung des Clips aufgetauchte BUNTE-Interview gab Dirk von Gehlen ebenfalls Anlass zu Spekulationen. Mir nicht, denn bereits am der Veröffentlichung bei Spreeblick folgenden Tag hatte ich eine E-Mail mit Telefonnummern der angeblichen Urheber des Videos. Ich selbst habe auf meine Rückfrage an die betreffende Adresse nie eine Antwort bekommen, vielleicht, weil ich keinen Plattenvertrag angeboten hatte, habe die Adresse aber wie ausdrücklich gewünscht an Hinz und Kunz weitergeleitet. Die BUNTE war nicht ersichtlich unter den Anfragenden, aber es soll ja heutzutage recht leicht sein, sich eine Freemail-Adresse zu besorgen. Vielleicht hatte die BUNTE Sorge, ihre dirketen Mails könnten sofort im Spreeblick-Spamfilter landen.

Und der neu eröffnete Musikdownloadshop von TV-Total, der in den Tagen nach der Show kaum erreichbar war und Safari sofort zum Absturz bringt? Ein Hype wie der um GT wäre tatsächlich perfektes Timing gewesen – zu perfekt für das nach meinem Geschmack nicht vorhersagbare Produkt. Sollte da draußen eine Marketing-Agentur stecken, die eine solche Aktion mit dem Song und den entsprechenden Reaktionen geplant und umgesetzt hat, kann ich nur meinen Hut ziehen und gratulieren. Die kreative Leitung hört vermutlich auf den Namen Nostradamus.

Nach wie vor glaube ich nicht an einen gesteuerten Hype. Blogs sind zwar bis zu einem gewissen Grad einschätzbar, aber nicht in dieser Form vorhersehbar. Ein beliebiges anderes, zufälliges Thema mit höherer Aufmerksamkeit hätte diese Aktion, wenn es denn eine sein sollte, platzen lassen. Zu riskant für eine gesteuerte Kampagne meiner Meinung nach, doch ich kann mich irren.

Am Ende bleibt viel Rummel um einen kurzen Lacher, dem ich nach den letzten Tagen kommerzielles Scheitern vorhersage. Die Zugriffe auf das Video sind zwar nach wie vor hoch, doch es ist ein Unterschied, ob man über ein kostenfreies Netz-Video lacht oder ob man für einen auffallend schlecht gesungenen Gag bis zu 7 Euro hinblättern soll.

Aber auch da kann ich mich irren.

26 Kommentare

  1. 01

    vor ein paar jahren habe ich ja auch mal erlebt, wie ein veröffentlichter email-schlagabtausch innerhalb von 48 stunden (wohl aber mit einem jahr verspätung) eine lawine losgebrochen hat. unglaublich wie schnell das ging und was das für kreise zog. noch heute werde ich darauf angesprochen.

    einige damals zweifelten an der echtheit und vermuteten auch eine viral-marketing-aktion. war’s nicht, aber ich kann’s irgendwo nachvollziehen… man glaubt ja an nichts mehr, hier im internet.

  2. 02

    Ich find’s ja löblich, dass sich Leute darüber Gedanken machen, ob das eine gesteuerte Kampagne war oder nicht. Aber letztlich verhindert das doch nur, dass dieses „Ding“ dahin verschwindet wohin es gehört – in die Ablage.

  3. 03

    Johnny, das wird alles noch viel geiler. Wart ab. :)

  4. 04

    Zitat: „Ein beliebiges anderes, zufälliges Thema mit höherer Aufmerksamkeit hätte diese Aktion, wenn es denn eine sein sollte, platzen lassen.“

    Da könntest du dich tatsächlich irren; hallo Johnny.

    Siehe Spiegel-Online-Artikel mit dem Thema „Gruppenzwang macht das Lied zum Hit“ (10 Feb. 2006)
    Wenn es funktioniert, dass Menschen sich ein Lied herunterladen (und es super finden), weil sie denken, die anderen finden das auch cool (siehe Robbie Williams – mittlerweile rennt ja jeder Depp zu seinen Konzerten), dann funktioniert das bestimmt auch mit solch einem Video (genau wie mit den Baseball-Kappen aus Plastik, die wir vor zehn Jahren in die Tonne getreten haben).

    Ich denke, dadurch, dass es ja anscheinend um Gruppenzwang geht, „könnte“ man so etwas recht gut steuern; hinzu kommt, dass wir alle am liebsten überandere lachen, also von vorneherein schon mal neugierig werden, wenn jemand sagt: ‚das glaubst du nicht, das musst du dir ansehen’…

  5. 05

    was auf jetzt.de über matthias geschrieben wird, ist eine absolute frechheit, ich habe ja schon auf ntropie.de bestätigt, dass er den gang der ereignisse absolut wahrheitsgetreu beschrieben hat
    aber hallo, jetzt.de, wie wäre es damit: die cia hat drei kurdische agenten damit beauftragt, den deutschen aus rache für die beinahe-nichtbeteiligung am irakkrieg die hirne rauszupusten.
    mission erfüllt.

  6. 06

    Nun, den Jamba-Artikel kann man ja mal schnell in eine E-Mail packen oder als Attachment weiterversenden (was IMHO bei Bürospassmails beliebter ist als eine URL). Bei so einem Video geht das nicht so leicht. Vielleicht daher die unterschiedlichen Zugriffe.

  7. 07

    Gesteuerter Hype… ein Thema, über das ich mir auch einige Gedanken gemacht habe, in den vergangenen Tagen/Wochen. Wenn es so war, ein gelungener Coup.

    In diesem Fall glaube ich auch nicht so recht daran. Das CD-Cover zum Beispiel sah ja recht schnell zusammengezimmert aus – den Shop habe ich mir gar nicht angesehen, scheint ja aber auch ein Schnellschuss gewesen zu sein. Und, wichtiges Indiz: die Klingelton-Einblendung beim Raab fehlte. Die hätte es sicherlich gegeben, wenn das im Vorfeld geplant war.

    Andererseits wäre das Risiko glaube ich kaum Thema. Nimm allein DSDS – da sind für’s Finale definitiv ja schonmal zwei Kampagnen, zwei Maxis, Song-Material für zwei und alles fertig. Samstag das Ergebnis, am Freitag drauf steht die Single in den Läden. Zumindest die Häfte an vorproduziertem Material ist für die Tonne…

  8. 08

    Ich hatte genau die Frage ja vor ner Woche oder so bei mir im Blog mal kurz angerissen. Weniger weil ich glaube, dass da im Hintergrund etwas gesteuert wurde, sondern mehr deswegen, weil ich die Gefahr sehe, dass so was in Zukunft tatächlich mal passieren könnte.
    Zu den Jungs: Ne, da war und ist nix gesteuert. Ein paar alte Kontakte in die Branche meinten, dass da jemand einfach nur schnell war. Schnell entdeckt, schnell Hype mitgenommen, schnell auf dem Markt, schnell wieder vergessen. Abschöpfen halt.

  9. 09

    Bisher sind alle Versuche, gezielte Blog-Hypes zu verursachen, peinlich leicht erkennbar. Ist aber am Ende egal: Man verlinkt doch, wenn überhaupt, nur das, was man gut/lustig/erwähnenswert findet (oder verreist, was man schlecht findet). Dazu muss man dann halt auch mal stehen, wenn es von einer Agentur kam.

    Transparenz ist für Agenturen allerdings wünschenswert und empfehlenswert, denn wer will schon seinen Agentur-Namen überall als Warnung an andere Blogger oder Autoren stehen haben? Das wäre nach der ersten „Undercover-Aktion“ doch garantiert der Fall.

  10. 10

    „oder ob man für einen auffallend schlecht gesungenen Gag bis zu 7 Euro hinblättern soll.“

    Würde ich nicht mal so sagen… Immerhin gibt es ja tatsächlich Menschen (und davon wohl auch nicht zu wenig), die sich ganze Alben mit dem Jamba-Frosch kaufen. Ich glaube davon gab es sogar schon 3 oder 4 verschiedene Alben…

    Sind wohl die selben Leute, die sich seit 10 Jahren „talk talk talk“ anschauen.

  11. 11

    Dass „sich mit dem Thema beschäftigen“, scheint auch wesentlich interessanter als der Song selber ;-)

  12. 12

    Ich denke es sind drei einfach gestrickte Jungs die den Flick einfach nur zum Spass oder aus Lust am prollen aufgenommen haben.

    Wenn man als Manager von der ungeheuren Popularität und den Downloadzahlen Wind bekommt, liegt es natürlich schon nahe mit den Jungs nen Deal zu machen.

    Schliesslich wäre die Publicity da, die Produktion soweit fertig, Kosten und Nerven fürs Casting entfallen und sogar die Schmiergelder für weitere Publicity halten sich in Grenzen.

    Also ich vermute mal das der Clip echt ist und es jetzt einfach nur noch ums Ausbeuten geht (ne Runde Raab und dann ab in die Charts)

    Solche Videos, gibts zu tausenden, als der Clip zum ersten Mal in Foren aufkam (noch ohne Youtube) interessierte es niemanden, durch ntropie und spreeblick kam dann der Stein ins rollen. Der Rest ist Geschichte.

    @Johnny, wenn ich Glück hab kam heute mein Zippo ;-)

  13. 13

    Achso, ich hab mal spasseshalber recherchiert und weiteren Stücke von einem der „Sänger“ und dem Kerker Group Umfeld gefunden

  14. 14
    quirin

    vielleicht war das die gelungene antwort von JvM die bei „DbD“ die Macht von Bloggerland erlebt, analysiert und jetzt instrumentalisiert haben …

  15. 15
    Stalinallee Nordseite

    p.elle „singt“ ja auch sehr schön

  16. 16

    „žZu riskant für eine gesteuerte Kampagne“? Das glaube ich nicht — denn die Kampagne war extrem billig. Das Video war billig, die Jungs sowieso, und das Lancieren von Mails und Blogeinträgen kostet höchstens ein bisschen Zeit, aber kaum Euro.

    Und wenn es einem dann noch gelingt, die ahnungslosen Spreeblicker vor den Karren zu spannen, läuft der Rest wie von selbst „¦ ;-)

  17. 17
    RB

    Also, ich halte die Jungs auch fuer Fakes. Wie der eine „Saenger“ bei Stefan da plauderte, er haette 10 Songs in 2 Tagen geschrieben – und danna uf die Lacher wartete…. das klang schon irgendwie einstudiert ;-). Und dann sehen die 3 ja wirklich irgendwie ….. na ….wie gecastet aus, finde ich ;-).

  18. 18
    müdeum3

    Also geplant hin- oder her: geht es euch nicht auch so: die ersten 2-3 Mal ist die Nummer echt lustig – geradezu erstaunlich (sowas muss man auch erstmal hinkriegen). Aber ab der 5. bis 6. Wiederholung stellt sich schnell eine Abneigung ein und man will das Teil nie wieder hören – TV-Total, RTL und Konsorten tun ihr übriges…Ich hoffe, dass das nicht nur bei mir so ist und diesem „Ding“ der große Erfolg“ erspart bleibt…bitte, bitte, bitte

  19. 19

    fehlende referer kann dadurch kommen, daß irgendwer massiv die url zu den Beitrag in myspace Profil-Kommentaren als „must seen“ gepostet hat – die URL war immer in Klartext, also nicht verlinkt…

    hatte ja fürs Sub7even Profil unmengen user abgegrast um sie von der Musik von sub zu überzeugen.. da fiels mir halt einige male auf – fragte mich „damals“ (paar Wochen ja erst her) schon, warum man das wohl so oft postet.

  20. 20

    müdeum3, mich erstaunt ja sehr, wieso du dir die Nummer überhaupt mehr als einmal angetan hast. Und dann sogar fünf- oder sechsmal, bei Allah! Das deutet doch schon darauf hin, dass sie ein Nummer-1-Hit werden wird.

  21. 21
    müdeum3

    @Matt: ganz einfach: in einem Büro mit 4 Leuten und 4 Computern…Kannste rechnen? Und wie gesagt, die ersten 2-3 Mal lcht man ja noch….ausser natürlich die gaaanz coolen – die nicht.

  22. 22
    müdeum3

    nicht lcht…lacht…srry

  23. 23

    Hier das, was noch kommen sollte.

  24. 24

    Hab hier noch einen Surftip, das GT-Fanblog: http://sonnenlischt.info/