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Die Untoten

Auch sie werden wieder dabei sein:

• Der ehemalige Nationalspieler mit der Physiognomie einer Loriot-Figur, der davon zehrt, dass er sich kurz vorm Krieg – in der schlechten Zeit – während eines Pokalspiels selbst eingewechselt und ein Tor geschossen hat.
So, wie der ewige Kohl von der Freude des Omelette-Essens übergangslos zu der Erzählung hinübergleiten kann, wie er damals Hand in Hand mit Ronald Reagan und dem Papst die Mauer eingerissen hat, während Maggie Thatcher, Gorbatschow, Mitterand, der infame Sozi Lafontaine und eine bis an die Zähne bewaffnete Armee blutrünstiger Soffjets sich in ihm verbissen hatten, kann der ehemalige Nationalspieler mit der Physiognomie einer Loriotfigur ansatzlos aus dem Fußgelenk diese seine Heldengeschichte losballern.

Wie einem Freestylerapper werfe man ihm die Worte Ball, Einwurf, Spieler, Stadt, Land, Fluss oder Oregami hin und schon erfährt man, dass er den Trainer gar nicht gefragt hat.
Dieser Mann, der schon die ganze Welt gesehen hat, kann – begabt mit den analytischen Fähigkeiten eines Sigmund Freud – schon anhand des Geburtsorts von Michael Ballack sagen, dass dieser keine Führungsqualitäten hat. Der hätte sich nicht selbst eingewechselt.

• Der andere ehemalige Nationalspieler, der dereinst von einem holländischen Nationalspieler bespuckt wurde, den Zorn darüber in einem Zenkloster für Königspudel verarbeitet hat und nach jahrelanger Meditation mit der Erkenntnis heimkehrte, dass es keine kleinen Gegner mehr gebe.
Aus diesem Satz flocht er ein kleines Mantra und erreichte damit, dass den deutschen Spielern bei Erwähnung der Färöer-Inseln der Angstschweiß ausbrach. Mit einer extra verstärkten Defensive hat man aber gegen die listigen Litauer, die rigoros rotierenden Rumänen, die unzähmbaren Ungarn, das irrwitzig gute Island und die fulminanten Finnen fast nie mehr als zwei Gegentore kassiert.
Auch Costa Rica wird der erwartet schwere Gegner gewesen sein.

• Der zwangsduzende Sportreporter, der sich dereinst nach einer durchlumptem Nacht auf Ecstasy selbst entzündete wie ein katholischer Heiliger. Er wird die Interviews devot angehen wie die Sekretärin von Jürgen Schrempp ein Diktat, bebend ob der Erregung über die geringe Distanz, die zwischen ihm und dem wehenden Mantel der Geschichte liegt.
Manchmal, ganz spät abends, wenn keiner mehr zuschaut, wird er in die Kamera schauen, als sei er ein Mann, und das Fehlen echter Kerle beklagen.

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