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Acker

Meine Lieblingsgeschichte vom Acker, der nicht nur Fußballer, sondern auch kurze Zeit Kanzler aller Deutschen war, ist ja die, wie er die Leute hat glauben lassen, er sei ganz dolle Pazifist und Rebell, das kleine gallische Dorf im Kampf gegen das böse Imperium.
Und das ging so:
Damals, als der böse Onkel Bush seine Koalition der Willigen einsammelte, da hat er ganz laut geschrieen: “Da mache ich nicht mit”.
Dass ihn noch keiner gefragt hatte:
Spielte keine Rolle.

Dass auch Helmut Kohl sich nicht mit Truppen am ersten Irakrieg beteiligt hatte:
Spielte keine Rolle.
Kleiner Exkurs: Beim ersten Irakkrieg hatte der Irak sich die unschuldige kleine Monarchie Kuwait einverleibt. Völkerrechtlich war alles klar, die UNO gab ihren Segen, aber der deutsche Kanzler sagte: “Ich würde ja wirklich gern, aber schaut mal hier, das Grundgesetz! Wir können leider nur, wenn wir angegriffen werden. Wisst Ihr, bei unserer Geschichte.” Dabei schüttelte der gute Fürst Helmut traurig seinen riesigen Schädel, lächelte aber im Südwesten seines Gesichts.
Auch vor dem Bundestagswahlkampf 2002 hatten wir noch den Grundgesetzartikel 26.
Aber war es nicht eine helle Freude, ein Riesenspaß, Edmund Stoiber, der differenzierter zu argumentieren versuchte, vor sich her zu treiben?
Edmund Stoiber, dessen ärgster Feind die Sprache ist, auch wenn der Sachverhalt für einen Dreijährigen zu verstehen wäre?
Natürlich hat der Acker sich dann doch am Irakkrieg beteiligt, das musste aber das doofe Volk nicht erfahren. Was man ganz offen machen konnte, war den Amerikanern Überflugrechte einzuräumen und die Behandlung amerikanischer Soldaten auf deutschem Boden zu gestatten. Da war das Volk noch ganz besoffen von dem Gefühl, es den blöden Amis mal so richtig gezeigt zu haben. Lieber für sich behielt der Acker, dass er den BND anwies, weiter den großen Bruder zu unterstützen. Denn eigentlich hat der Acker den Bush sehr darum beneidet, so richtig mächtig zu sein, und nicht nur der Häuptling eines kleinen gallischen Dorfes.
Bei Treffen der Staatsoberhäupter hat er immer versucht, sich am Bein des Topdog zu reiben, ein wenig seine Nähe einzuatmen, auch wer zu sein.
Aber schon Rocco Siffredi wusste: Wenn Du zum Gangbang gehst, musst du dicke cojones mitbringen.
Der Acker war dann immer ganz traurig, wenn der böse Bush und der hinterfotzige Tony über sein kleines Pimmelchen lachten.
Dann hat er eine der für Gedöhns zuständigen Frauen aus seinem Kabinett angerufen und zur Sau gemacht oder bei seinem Freund Putin an der Schulter ganz tapfer seine Tränen runtergedrückt.
Nur Putin konnte das Zittern seines Kinns spüren, als er mit den Tränen kämpfte.
Aber das war doch alles egal: Die friedensbewegte Hausfrau aus Kerpen liebte ihn und konnte endlich mal stolz sein, zum deutschen Volk zu gehören.
A propos Hausfrau:
Bei den Frauen hatte der Acker immer einen mächtigen Schlag.
Ein Mann muss nicht schön sein, er kann ruhig einer englischen Bulldogge zum Verwechseln ähnlich sehen. Aber schon bei einem Schimpansenrudel gilt: Willst du nach oben, dann mach Krach.
Das mit den Ehefrauen ist auch eine lustige Acker- Anekdote: Erst eine aus seinem Kaff, dann eine Stalinistin, als er was bei den Linken werden wollte, dann eine Umweltaktivistin, als er die Stimmen der Atomkraftgegner brauchte, denen die Grünen zu chaotisch waren. Und dann eine Journalistin, als er Zugang zu den Medien brauchte, seine Bildschirmpräsenz aber verbesserungswürdig fand. Der Acker hat sich hochgeschlafen.
Die großzahnige Journalistin Köpf konnte der Acker gut gebrauchen, als es gegen die Pfarrerstochter Merkel ging. Die konnte der Konkurrentin lauthals vorwerfen, keine Kinder zu haben. Da viel es gar nicht auf, dass auch Acker nie ein Kind gezeugt hatte. Kein Einziges.
Was ging ihn Kinderkriegen an, er war ja ein Mann.
Das Volk hat zwar nichts gemerkt, war aber trotzdem mit der allgemeinen Lage unzufrieden und hat deshalb die Pfarrerstochter gewählt. Das fand der Acker irgendwie voll doof, und ließ dem Volk ausrichten, es solle ihn doch im Arsche lecken.
Sein Kollege und Kellner Fischer, der sich die Haare nicht färbt, und dessen Talent es ist, immer auf der richtigen Seite zu stehen, merkte es eher als Acker.
Das Spiel war vorbei. Er zupfte Acker am Ärmel und sagte: “Komm, Acker, bevor die Blauhelme dich aus dem Kanzleramt zerren…”
Und Acker ging.
He did it his way.
Und heuerte bei dem Mann an, der ihm in schweren Stunden immer die Tränen getrocknet hatte.
Und heute stellt sich raus, dass er seinem derzeitigen Arbeitgeber noch im Oktober flugs eine Bürgschaft über eine Milliarde € eingeräumt hat.
Schon die Alten wussten:
Du kannst den Jungen vom Acker, aber nicht den Acker aus dem Jungen bekommen.

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8 Kommentare

  1. 01
    Klaus Alles

    Sehr lustig. Kompliment. Aber auch schwer moralinsauer die Geschichte. Schroeder der Opportunist, welch Überraschung. Der Bundeskanzler verdient Euro 6.500. Brutto. Im Monat. Ansparen konnte der sich nicht viel. Wenn wundert es, daß der Genosse der Bosse jetzt an die dicke Kohle will. Sympatischer als sich weinerlich missverstanden fühlen (Brandt) oder bräsig die eigene Bedeutung überschätzend (Kohl) ist das allemal.

  2. 02
    mirksen

    fußball gespielt wurde heute übrigens auch.

    ist auch total off-topic aber der gedanke drängte sich mir nur so auf:
    oli k. wollte es sich – nach 2 schmachvollen patzern – in der zweiten halbzeit nicht vollständig beim klinsi verderben und ist dann lieber in der kabine geblieben. kann man verstehen.

    aber in zukunft, das prophezeie ich, wird ihm das wohl öfters blühen!

  3. 03

    @ mirksen
    kahn ist schlechter gealtert als lehmann, wut macht falten.
    @ Klaus Alles
    es ist ein wenig altmodisch, ich weiß, aber ich finde ackers verhalten – besonders, was die nutzbarmachung der frage “krieg oder nicht-krieg”
    für den wahlkampf angeht- zutiefst unmoralisch.
    dem vergleich mit kohl hält er stand, keine frage, kohl war bekanntermaßen infam, aber helmut schmidt kann ich mir schwerlich in den diensten andropows vorstellen.
    mit der bundeskanzlerpension und vortragshonoraren könnte er sich wohl die berti-vogtsschen zwei warmen mahlzeiten am tag leisten.

  4. 04
    mirksen

    ich glaube (will das damit aber nicht gut heißen!) das er das aus überzeugung tut, nicht wegen dem geld. energiepolitisch ist es für deutschland nur von vorteil “unabhängiger” von anderen ländern (inbesondere osteuropäische) als bisher zu werden. ob der zweck allerdings die mittel heiligt?

    bankbürgschaften des bundes sind wohl bei energiefragen nicht unüblich. ob das allerdings in dieser höhe so zutrifft weiß ich nicht.

    ich zisch ab in urlaub, viel spaß im regen.

  5. 05
    Klaus Alles

    @malte
    Warum erwarten eigentlich immer alle, daß Moral und Macht in Politikerpersönlichkeiten eine Synthese bilden müssen? Keiner wählt Politiker, die sich wie Heilige benehmen. Zuckerpüppchen werden nunmal nicht Exportweltmeister. Dan doch lieber weiterackern.

  6. 06

    @ mirksen
    junge, komm bald wieder
    @ Klaus Alles
    glauben ja nicht alle, sonst würden diese figuren doch gar nicht gewählt werden, du sagst doch selber, dass keiner heilige wählen würde.
    nenn mich naiv, trotzdem wäre es von vorteil, wenn ein politiker seine aufgaben nach bestem wissen und gewissen wahrnehmen würde.
    schroeders konzept war einzig und allein, kanzler zu werden, er hätte uns allen einen gefallen getan, wäre er nach einem monat im amt zurückgetreten.

  7. 07
    Klaus Alles

    @malte
    Das ist wohl unbestritten illusorisch: Dilletanten am Werk ist nunmal ein Kennzeichen der Demokratie. Und Machterhalt entlang der Grenzen des Erlaubten Kennzeichen eines jeden politischen Systems. Verhindern lassen sich Auswüchse à la Schröder nur durch Begrenzungen. Leider läßt sich eine wirklich gute Bezahlung für politische Spitzenrepräsentanten verbunden mit einem gerellen Neben- und Nachtätigkeitsverbot politisch nicht durchsetzen. Da sei Lieschen Müller und die Bildzeitung davor.

  8. 08

    bei der besseren bezahlung kommen wir zusammen, aber diese müßte auch übersichtlicher sein. so stimmt es zb nicht, dass der bundeskanzler mit 6500 € auskommen muss, alles in allem kommt er auf ca. 250 000 € im jahr, was immer noch sehr wenig ist.