Nicht ganz leicht zu erklären, warum speziell die konservativeren amerikanischen Blogs gerade durchdrehen, aber ich will’s versuchen.
The Family Guy (eine tatsächliche Cartoon-Serie) läuft in diesem Fall als Comedyserie innerhalb von South Park. Als angekündigt wird, dass die nächste Folge Mohammed als – natürlich – Cartoonfigur zeigen wird, drehen alle Einwohner South Parks aus Angst vor möglichen islamistischen Reaktionen durch.
Die Show (South Park) endet mit einem Cliffhanger, der die Frage stellt, ob FOX den Mut haben wird, die Family-Guy-Folge mit Mohammed auszustrahlen oder nicht – die Antwort würde es in der kommenden South-Park-Episode geben.
Auf den ersten Blick ist das alles einfach der für South Park übliche, respektlose Umgang mit den Dingen, die die Welt bewegen, brilliant und böse in Szene gesetzt und in seiner ganzen Absurdität bis zur meist verdienten Lächerlichkeit entstellt.
Ganz so einfach ist die Sache dann jedoch nicht. Schließlich darf The Family Guy in diesem Fall getrost als Parabel für South Park selbst betrachtet werden, dessen Macher sich selbst schon mit ähnlichen Themen konfrontiert sahen – zuletzt im Fall der Scientology-Folge, die Isaac Hayes dazu brachte, seinen Job als die Stimme des Kochs an den Nagel zu hängen und dessen wiederholte Ausstrahlung Tom Cruise verbieten lassen wollte.
Und so äußern sich einige US-amerikanische Blogs begeistert über den Einsatz für die Meinungsfreiheit der South-Park-Macher – und das, so werden diese Blogs nicht müde zu betonen, obwohl sie die Serie ansonsten ziemlich „tasteless“ und „offensive“ finden, speziell wegen ihrer zahlreichen bösen Seitenhiebe gegen das Christentum (!). Wenn die Mutter Gottes karikiert wird, dann wird abgeschaltet und protestiert, geht es jedoch um Mohammed-Cartoons, steht die Meinungsfreiheit auf dem Spiel.
Am lächerlichsten wird das Ganze, wenn als Beispiel für das wahre Amerika die flammende Rede eines South-Park-Bewohners zitiert wird, in der die versammelten Einwohner aufgefordert werden für „Freedom Of Speech“ einzutreten:
Freedom of speech is at stake here, don’t you all see? If anything, we should all make cartoons of Mohammed and show the terrorists and the extremists that we are all united in the belief that every person has a right to say what they want. Look people, it’s been really easy for us to stand up for free speech lately. For the past few decades, we haven’t had to risk anything to defend it. One of those times is right now. And if we aren’t willing to risk what we have now, then we just believe in free speech, but won’t defend it.
Nicht erwähnt wird dabei leider, dass sich in der Episode sämtliche Einwohner lieber dazu entschließen in einer groß angelegten Aktion den Kopf in den Sand zu stecken.
Life’s what you make it, das gilt wohl auch für Cartoons und Satire.
Wer genug Englisch spricht, kann die Folge in drei Teilen hier, hier und hier sehen oder diesen alternativen Link benutzen.
[Danke, Malte!]
Achja: Support uns: South Park bei Amazon.
Danke für den Erklärungsversuch!
Kopf in den Sand stecken wird nicht helfen, soviel ist klar…
Naaaah… Hayes didn´t quit. He WAS quit.
Hi Johnny!
passt nicht ganz zum thema:
Radiohead MP3s, South Park Episoden, alles zum freien Download verlinkt? Find ich zwar wirklich gut, nur wie schauts mit der rechtlichen Seite aus (copyright)? Verlinkst du das alles auf gut glück, also hoffst du, dass es niemanden stört oder sind die Radiohead und YeahYeahYeahs oder die DJ mix-MP3s ein teil deines amazon oder itunes werbe-vertrags?(falls du einen hast, kenn mich da nicht so aus) So wie die Auflösung des Musikrätsels, wo du das Lied dann (fast) ganz spielen kannst, oder ist die richtlinie für podcasts bei der gema schon geklärt?
Fragen über Fragen!
Bitte um Aufklärung, ist auch wirklich nicht bös gemeint :-)
Naja, jede Folge South Park ist im Grunde eine moralphilosophische Abhandlung, wobei die South-Park-Macher dazu neigen, bei den jeweils thematisierten issues _sowohl_ right-wing- _als auch_ left-wing-Positionen ins Karikaturenhafte überspitzt zu veralbern, ohne eine von beiden nennenswert vorzuziehen; sie selbst scheinen dabei meist eher zu einer libertären Position zu neigen, die einerseits dem moralischen ’social conservatism‘ vieler Republikaner entgegen steht, andererseits aber auch die Idee staatlicher Regulierung des Zusammenlebens gerade auch aus noch so tollen ethischen Motiven — political correctness und hate crimes usw. — heraus, wie sie eher den Demokraten zuzurechnen ist, für Unsinn hält; am Ende wird dann in Folge gerne an den ‚gesunden Menschenverstand‘ appelliert, mit dem die Menschen ihre Entscheidungen in ihrer Familie, ihrer Community usw. selbst zu treffen hätten, anstatt nach einer alles ergreifenden Extremlösung von Oben für jedermann zu rufen.
Insofern wäre es die logische Auflösung des Mohammed-Dilemmas in der South-Park-Ideologie, Zensur der Mohammed-Figur aufgrund staatlichen Druckes oder aus Angst zu verdammen, aber zugleich zu appellieren, sich einer eigenen moralischen Verantwortung bewusst zu sein; d.h. es wie South Park machen, wenn man schon diskriminiert, dann bitte alle gleichzeitig ;-)
@ Christian
Da hast du sehr schön formuliert, was ich an South Park mag: Niemand kann es sich vor dem Fernseher gemütlich machen und davon ausgehen, dass er gleich in seiner Meinung bestätigt werde. Ich muss auch immer wieder schlucken, wenn z. B. das Thema Starbucks und Globalisierung dahingehend aufgelöst wird, dass deren Kaffee einfach besser schmeckt.
Aber deshalb sehe ich manchmal South Park und muss gähnen, wenn ich die TAZ erblicke.
Und das, was Du als „logische Auflösung des Mohammed-Dilemmas in der South-Park-Ideologie“ bezeichnest (SP-Dialektik!), wäre doch eine Art, mit dem Dilemma umzugehen, die allen gut täte. Ich beschmutze auch am liebesten alle gleichmäßig, damit am Ende keiner plärrt.
Auch nicht die Masos.
johannes, ich würde es mal so ausdrücken: Je mehr Schlagworte hier stehen und je mehr Fragen du lieferst, desto weniger Links wird es geben. Ich hab auch ne Mailadresse. ;)
da musst du, glaube ich, gar nicht soweit über den „grossen teich“ zu schauen. bahnt sich da nicht gerade was hier in deutschland an? (siehe OST:BLOG – Karikaturenstreit 2.0) aber, schöne geschichte, kollege.
wow, hab gerade den ersten teil gesehen und habe überraschend viel verstanden :) werd mir gleich mal noch die nächsten beiden zu gemüte führen …
ich für meinen teil halte south park für einen sehr guten cartoon. klar bewegt es sich sehr oft am äußersten rand des guten geschmacks, trotzdem muss ich immer wieder feststellen, dass ich’s trotzdem witzig finde ;) es ist halt eine serie, die auf sehr krasse weise sozialkritisch ist, aber soetwas ist heute vielleicht einfach mal nötig.
Das Verhalten der amerikanischen Blogs hier ist geprägt von der typischen Bigotterie der Konservativen, die jede Selbstreflektion vermissen lässt (und leider in den letzten Jahren auch vermehrt bei der politischen Alternative, der ‚Linken‘, Einzug gehalten hat -auf nichts ist mehr Verlaß)
>> Nicht erwähnt wird dabei leider, dass sich in der
>> Episode sämtliche Einwohner lieber dazu entschließen
>> in einer groß angelegten Aktion den Kopf in den Sand zu stecken.
ja aber genau das ist doch der Punkt. Damit wollen die SP-Macher doch gerade darauf aufmerksam machen, was in der Amtszeit Bush in den USA zur Gewohnheit/Alltag geworden ist! Und da sind sie nicht die ersten – vgl. z.B. John Stewart in seiner daily show und auch andere Serien greifen diese themen vermehrt auf.
Es werden Gesetzte gebogen, gebrochen, ignoriert und sowohl die freie Meinungsäusserung wird unterdrückt wie auch die Rechtstaatlichkeit. Und was macht der „freihetsliebende“ US-Bürger – nix, weggucken = den Kopf in den Sand stecken.
Das ist doch genau die Kritik – ist doch nicht so, dass die SP-Bürger als besonders clever dargestellt werden ,sondern genau dieses Verhalten wird als „bequem und feige“ entlarvt.
gruss Tom
@Johannes: Die SouTh-Park-Macher wollen ausdrücklich, dass man ihre Cartoons im Internet anschaut, herunterlädt, weiterverbreitet. Deshalb kann man die Cartoons ja auch direkt auf der South-Park-Seite herunterladen :)