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Ungewohnt

Normalweise tatütatat es um diese Uhrzeit am 1. Mai in Kreuzberg schon seit Stunden. Heute hören wir um 22 Uhr von der gemütlichen Nord-Terasse unserer 250qm-Dachgeschoss-Maisonette-Eigentumswohnung mit Blick auf den Eifelturm aus zum ersten mal Sirenen, aber nur ganz kleine.

Da ich heute (anders als in den vergangenen Jahren) zu faul zum Nachschauen vor Ort bin, kann ich nur vermuten, dass die Nacht gewalt- und zerstörungsfreier wird als sonst (was mich freuen würde, denn ich lebe im Gegensatz zu vielen der sicherlich auf solargetriebenen Fahrrädern angereisten Revolutionäre hier). Oder dass ein paar Sirenen kaputt sind.

Falls jemand unterwegs war und Eindrücke schildern kann: In den Kommentaren ist Platz dafür.

29 Kommentare

  1. 01

    Also ich wohne bei Hameln, aber RSS hält mich ja auf dem Laufenden… ;)

  2. 02

    genau. immer schön unpolitisch bleiben. verschreckt sonst vielleicht die leute.

    pappnasen.

  3. 03

    Ja, Politik ist mir echt zu heikel. Da halte ich mich lieber raus.

  4. 04

    ;) Deswegen lesen wir Dich ja auch so gerne.

  5. 05

    Ihr Unverschreckten! ;)

  6. 06
    Simon Columbus

    Politik ist zum reden da, nicht zum machen!

  7. 07
    Tanzpartner

    Bin gerade die Wiener Strasse lang, dann das Stück auf der Oranienstr. bis Heineplatz umgangen weil’s sehr ungemütlich war, kam dann hinten rum die Mariannenstr. runter.

    Alles soweit eigentlich ganz friedlich, es sind natürlich die üblichen Armeen beider Seiten da, aber irgendwie scheint es zivilisiert zuzugehen.

    Was ich nicht verstehe ist, wieso die den Kiez da in eine verpisste Müllhalde verwandeln. Was ist eigentlich los? Wer lebt und bewegt sich denn gerne im eigenen Abfall und Ausstoss???

    Schade wirklich.

    Kulturell: naja, die Bands waren stinklangweilig, klang wie’s vor 15 Jahren auch schon geklungen hat.

  8. 08
    Ulf

    Mich hat heute der heli ueber dem goerli fast zehn Minuten genervt und ich hatte kurze Allmachtsfantasien von geschmuggelten Skut Raketen, die dann doch zu typischen geek trauemen umgeschwenkt sind.
    Bei der haeufigkeit von Laserpointern sollte man jede Kamera austricksen koennen, oder?

  9. 09
    moss

    Nö, nachdem zeitweilig auf der oranienstrasse etwas rauch und feuer gab und kurzzeitig der Verkehr auf der Skalitzerstr gespeert war, hat es sich beruhigt. Die P. steht noch in den Seitenstrassen und sitzt teilweise wieder in den Fahrzeugen. Es wird ruhiger und die Leute gehen nach Hause. Die Punks tanzen noch bis die letzte Bühne abgebaut ist.

  10. 10

    Scheint ne nette Gegend bei euch zu sein!

  11. 11

    http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,414013,00.html

    nach dem Artikel zu urteilen,war doch was los bei euch in Kreuzberg

  12. 12

    Der SpOn-Artikel hat mit dem reißerischem Aufmacher beinahe Springer-Qualität. Jede Berliner Tageszeitung berichtet heute darüber, dass die letzte Nacht der vergleichweise ruhigste Kreuzberger 1. Mai seit 20 Jahren gewesen ist, aber das zieht vermutlich im Rest der Republik nicht so viele Leser.

  13. 13

    Kreuzberg… War da mal was? Meine intensivste Erinnerung ist ein 5 cm an meinem Kopf vorbei(!) fliegender Pflasterstein. Linke Aggression reichte immer für einen Tag des Jahres aus und kanalisierte sich selten in etwas Konstruktives. Bolivien hat gerade seine Erdgasindustrie verstaatlicht. Dieses Blog ist doch auch was Schönes.

  14. 14
    Flo

    Ich kann den Themensprung von 1.Mai und Politik nicht ganz nachvollziehen.
    @ Ulf: Sorry, mit dem Auto war einfach kein Durchkommen und den Heli kann ich von der Steuer absetzen.

  15. 15

    Naja, die Fotostrecke zum 1.Mai im Tagesspiegel beginnt mit diesem Foto:
    http://www.tagesspiegel.de/fototouren/tour/index.asp?Tour=742

    Der Tenor des SpOn Artikels ist auch: so ruhig wie seit jJahrzenten nicht mehr.
    Und das der Spiegel insgesamt ein seltsames Ding geworden ist, das weiss der langjährige (Immernoch-) Leser.

  16. 16

    Bitte, bitte eine EDIT Funktion ;)

  17. 17

    Sonntag Abend waren wir mit den Mopeds unterwegs quer durch die Stadt, zuerst am Mauerpark und dann in der Naehe des Boxhagener Platzes. Am Mauerpark war’s still und friedlich, zum Boxi kam man gar nicht heran, da die Polizei alle Zugangsstrassen mit alten Einsatzwagen blockiert hatte.

    Montag Nachmittag dann auf’m Myfest gewesen, zwei Stuendchen flaniert und dann dazu entschlossen, sich doch wieder nach Hause aufzumachen. War wohl die richtige Entscheidung, wenn ich von den, wenn auch verschwindend geringen, Ausschreitungen am Abend lese. Die Zeiten sind fuer mich vorbei.

    Ein paar Bilder vom Myfest gibt es uebrigens bei mir im Blog. Nichts Weltbewegendes, nur ein paar huebsche Frauen und Menschenmassen :) .

  18. 18

    Vogelgrippe ist ja auch irgendwie ausgestorben, oder?

    Nachmittags am Heinrichplatz: sitzt ein halbes Dutzend Pressefotographen gelangweilt im Kreis auf dem Boden. Warten, dass was passiert..

  19. 19

    Das gleiche Bild wie bei unserer Dresdner BRN: Ein paar größtenteils auswärtige Deppen, die meinen, Krawall machen zu müssen, und gleichzeitig berichtet die Presse darüber als ob man hier jedesmal fürchten müsse, nicht mehr heil rauszukommen.

    Und wenn die Revolution so aussieht, dass man laut komische Musik hört, sich besäuft, Müllberge hinterlässt und wahllos randaliert, dann muss sie meinetwegen auch nicht kommen.

  20. 20

    Oh, ich seh grad, dass ich jedes Jahr die gleichen Kommentare mache. Naja, immerhin werden sie kürzer.

  21. 21

    @einbecker:
    „Und wenn die Revolution so aussieht, dass man laut komische Musik hört, sich besäuft, Müllberge hinterlässt und wahllos randaliert, dann muss sie meinetwegen auch nicht kommen.“

    Exakt!

    Das ist ja das Problem bei uns, das sind keine Revolutionäre – sondern Leute die lediglich auf sehr, sehr hohem Niveau jammern. „Rabäh – ich kann nicht auf die Seychellen fliegen, das ist ungerecht“

    Hier müssen Revolutionen Spass machen und lustig sein.

    Revolutionen in der Tschechoslowakei, DDR, Ukraine und jetzt Weissrussland waren/sind mit Gefahr für Leib und Leben verbunden.
    Und diese wurde nicht von bekloppten Vermummten sog. Autonomen provoziert. Da war die Provokation schon alleine das „auf die Strasse gehen“.
    Dennoch haben die Menschen es dort gewagt und zum Teil auch wirklich viel erreicht.

  22. 22
    Matthias

    Gestern ca. 19:30 Uhr.
    Mein Lieblingsmoment aus der Rubrik: Willkommen in Absurdistan!

    In der Oranienstraße 188 (gegenüber dem Franken) tobt die Menge vor einem Dancehall-Soundsystem. Alle tanzen ausgelassen zu der Musik. Türkische Muttis mit Kopftüchern stehen derweil in ihren Wohnungen hinter den Fenstergardinen und beobachten das merkwürdige Spektakel. Alles ist cool und sogar „Sunshine Reggae“ kommt bei den spärlichen Temperaturen bei den Leuten gut an.
    Und plötzlich, man ist gerade noch mit Ohr und Hintern auf Jamaika, drängelt sich der letzte Rest der der 18:00 Uhr Autonomendemo unter dem Schlachtruf: „Wir wollen alles und zwar umsonst“, vorbei. Das versprengte Häuflein von vielleicht 40 übriggebliebenen Revoluzzern schafft es diesmal jedoch nicht die tanzende Menge zu verunsichern oder gar zu verdrängen. Wie gesagt, vorne Bacardi-Feeling und im Rücken echte Umsturz-Folklore. Herrlich absurd. Dafür liebe ich Kreuzberg!!

    matthias

  23. 23
    Steffen

    Wer zum Teufel ist EDIT?

  24. 24

    wir waren mit kindern schon vormittags auf der gewerkschaftsdemo und anschliessend in der o-strasse und auf dem mariannenplatz. es herrschte überall eine beeindruckend entspannte stimmung, sowohl bei besuchern, beteiligten und »ordnungskräften«. es soll wohl gegen sechs etwas in der naunyn gegeben haben, was anderenorts aber nicht wahrnehmbar war (zB kein übertriebenes lalü). just in diesem moment (in echt) schüttelte ich gerade auf dem mariannenplatz die hände meines abgeordneten.

    das eigene kind wollte zum schluss noch eine runde minigolf spielen (ca. 15 fahrradmin. entfernt am kanal) und als wir auf bahn 9 waren, stellte ich fest, dass wir unseren rucksack (u.a. mit der lieblingsjacke des kinds) vergessen hatten, und zwar offenbar dort wo unsere fahrräder zuvor angeschlossen waren (mariannen/skalitzer). wir also in windeseile zurück, wobei ich mir ausmalte, dass das gepäckstück sicher schon als herrenloses gepäckstück per fernzündung gesprengt worden sein muss.

    als wir dort ankamen, lungerten ca 25 jugendliche im teilweise bedeklich alkoholisierten zustand auf dem betreffenden gehweg herum, unser rucksack stand dabei unangetastet auf dem gepäckträger eines der verbliebenen fahrräder. wir kamen also etwas erregt dort an und überprüften den (unversehrten) inhalt, als einer der jungs ankam und fragte, ob alles ok wäre. als ich ihm erklärte, dass wir diesen rucksack vor etwa einer knappen stunde dort liegengelassen hatten, grinste er und meinte nur »na denn is ja allet in ordnung!« und das fand ich ja auch…

    insgesamt: ick fands schön. ich brauche jedenfalls keine revolution am 1.mai und wer was anderes behauptet ist noch spiessiger als ich.

    und über einen geeigneteren termin kann man sich ja noch unterhalten!

  25. 25

    Steffen: EDIT ist der nette Kumpel von DELETE.

    Mein Eindruck: erstaunlich ruhig. Eben auf auf der Oranienstr. war zwar der Asphalt etwas angekokelt, aber ansonsten sieht es aus wie Fr. (ausser dass die Straße gefegt ist.)

  26. 26

    Ich hab bei mir ein bissl was zu Walpurgisnacht stehen, die dieses Jahr erneut um den Boxhagener Platz herum enthusiastisch gefeiert wurde.

  27. 27
    Jan(TM)

    Nun ja die Strassenkämpfer von gestern sitzen wahrscheinlich heute alle auf der „gemütlichen Nord-Terasse“ ihrer „250qm-Dachgeschoss-Maisonette-Eigentumswohnung“ und überlegen ob sie ihre Slime und Clash Plattensammlung besser nach Alphabet, Farbe oder Erscheinungsjahr sortieren sollen. SCNR