Dass die BBC ihre Archive öffnet und als Open Source zugänglich machen will, ist genauso sensationell wie ein alter Hut.
Die Sache wird jedoch immer konkreter. Im Januar machte die BBC schon 79 Clips aus ihrem Archiv unter Creativ Commons Lizenz zugänglich.
We want you to feel free to watch, mix and share the archive content on offer here
Der nun freigegebene Katalog, in dem Details zu unglaublichen 947 368 BBC-Beiträgen aus den letzten 75 Jahren aufstöberbar (super Wort, oder?) sind, markiert einen weiteren Meilenstein auf dem Weg der BBC in die Webzukunft.
Und nun steht wohl die völlige Neukonzeption der Website auf dem Plan. Genau. Die BBC läßt ihre Website neu gestalten. Und zwar von Dir! Ist doch toll! Ich darf mich an der Website des englischen Broadcast-Mothership vergehen und kann mit Glück oder Talent ein Apple Powerbook abstauben und besuche die heiligen Hallen. Super! Oder nicht?
Wenn die BBC zu einer renomierten Design-Agentur gehen würde und eine komplette Neukonzeption kalkulieren lassen würde, käme sie unter 150.000 Euro wohl nicht davon. Ach was. Stell dir vor, die ARD würde klingeln? Da sind 300.000 Euro nichts. Und solche Konzepte haben selbstverständlich ihren Preis, schließlich will die BBC nichts anderes, als ihr Online-Angebot Web2.0-technisch aufmotzen. Die wollen ein völlig neues Konzept. Und das muss nicht nur den Kunden schick präsentiert sein, sondern auch intern. Ein Punkt den man nicht vernachlässigen darf, denn was bringt einen das innovativste Vehikel, wenn die eigenen Leute nicht dahinter stehen?
It also has to think hard about to reflect how that page might illustrate how users might
– play hundreds of hours of BBCTV and Radio
– find their way through through millions of pages of content both on and away from our servers
– share your discoveries with your friends, peers, colleagues, enemies, and strangers.
Bisher sah ich solche Wettbewerbe eher bei mittelständischen oder kleinen Unternehmen, die so Kunden banden UND ein fast kostenloses Logo erwarben. Dass ein staatlicher Sender das Gesamtkonzept seiner Online-Ausgabe so ausschreibt ist mir neu.
Solche Konzepte sind Dinge, die macht man nicht mal eben in Photoshop und der Designwettbewerb muss selbstverständlich von Fachleuten aus- und weiterverwertet werden, nur mit einem Powerbook kommen die Herren also nicht davon. Sie werden mit diesem groben Gewinner-„žKonzept“ immer noch zu einer Agentur gehen müssen, um dem Ganzen den richtigen und professionellen Rahmen zu verpassen. Gut so. Dennoch bricht hier mit dem Grundkonzept eine (weitere) Einnahmensquelle von Design-Agenturen weg, als ob die es jetzt schon leicht hätten und ihre Arbeit nicht immer und immer wieder rechtfertigen müssten.
Ich selbst bin immer noch hin- und hergerissen. Einerseits haben Unternehmen (die über die nötigen Kommunikationskanäle verfügen) die Chance, Pitches nicht mehr über ausgewählte und teure Agenturen ablaufen zu lassen, sondern sich den groben Rahmen selbst zu „žerarbeiten“. Brainstorming mit dem Kunden, quasi. Andererseits birgt diese Herangehensweise die nicht zu unterschätzende Gefahr, jahrelang gereiftes Knowhow und Expertise zu Gunsten günstiger Kundenmeinung abzugeben.
Update: Ich muss allerdings sagen, die Art und Weise, wie die BBC mit Kritik bezüglich dieses Unterfangens umgeht, ich schlichtweg beeinduckend. (Danke Armin)
Anyway, die BBC scheint mir mit der Öffnung aller (?) Kanäle ins Web den richtigen Weg zu gehen und ich freue mich heute schon auf den Tag, an dem sämtliche Essential Mixes als freie MP3s verfügbar sind. Sind sie nämlich ohnehin schon. Man muss nur wissen, wo und wie.
Wo? Und wie?
Na, weißt schon, da drüben ein oder zwei Klick weg von hier…
„Sorry you’ve been declined because our system shows that you are outside the UK.“
hm, da gibts doch sicher nen Trick? :-)
So ganz stimmt das (leider?) nicht was Du hier schreibst:
We want to reboot, not rip-off!
Und ‚user generated content‘ gibt’s bei der BBC schon seit Ewigkeiten: Your news, your pictures.
Bloggen tun sie auch schon seit Ewigkeiten, das (leider inzwischen im Langzeithiatus) Scotblog fing soweit ich mich entsinnen kann 2001 an. Noch mehr ‚user generated content‘ gibt’s mit den Island Blogging blogs, die man auch als community blogs bezeichnen kann.
Die BBC ist trotz oder gerade wegen seiner besonderen Position schon ziemlich innovativ. Da kommt meiner Meinung nach hier hoechstens noch der Guardian mit.
Danke, Armin. Wird gleich mal eingarbeitet in den Artikel. Thanx!
Ben Metcalfe geht hier ja auf die verschiedenen Kritikpunkte ein und stellt klar, dass es nicht um das Abrippen der Teilnehmer an dem Wettbewerb geht; ich nehme ihm das auch ab. Generell finde ich die Idee ziemlich gut, die Nutzer am Design des Raumes zu beteiligen, in dem sie sich aufhalten… Fokusgruppensitzungen, die von einer Design-Agentur durchgeführt werden [ist das so? Ich weiß nicht wirklich, wie solche Design-Entscheidungen konkret ablaufen], reichen da nicht wirklich aus, wenn es um große Communities geht.
oops, da war ich zu lang im editor.. :)
Ach ja, nochwas:
[Pedantenmodus]
englischen Broadcast-Mothership
Falsch! Sechs! Setzen!
BBC = British Broadcasting Corporation
Und das ist mehr als Englisch. Die Schotten und Waliser duerfen auch noch mitmachen und zuhoeren. Und Gebuehren bezahlen, selbst wenn der Empfang in entlegenen Walisischen Taelern und fernen Schottischen Inseln teilweise hundsmiserabel ist.
[/Pedantenmodus]
Beim naechsten Mal schicke ich Dir einen Schottischen Nationalisten rueber und lass Dich ihm ins Gesicht sagen dass er Englaender waere. Das koennte dann allerdings in einem Glasgow Kiss enden ;-)
;-)
Ach Quatsch, wir zwei tränken dann erstmal ein Guiness (würg) und hätten nen tollen Abend…
Jah, super Wort. Werde es mir merken und demnächst/direkt/sehr bald im alltäglichen Sprachgebrauch anwenden.
;-)
Gruß,
Steffi
Das ist ein durchaus zweischneidiges Thema. Ich habe mich damit kürzlich auch befasst (http://www.agenturblog.de/archives/2006/04/redesign-it.php) und teile einige, aber nicht alle Deiner Kritikpunkte.
Es geht der BBC nach meinem Verständnis nicht darum, günstig ein neues Design zu erhaschen, das wäre auf diesem Wege auch utopisch, setzt dies doch wirklich profunde Kenntnisse voraus. Es geht, so denke ich, eher um ein öffentliches Brainstorming, einen Pool von Ideen, aus dem vielleicht einige Rosinen herausgepickt werden können:
Ziel ist es also für die BBC, einen anderen, einen externen Blickwinkel zu gewinnen. Was erwarten die User von der BBC Homepage, was sind Ideen, die dem internen Team vielleicht noch nicht gekommen sind. Das BBC Reboot Blog informiert recht transparent über die Gedanken des Teams, welche Strategien vielleicht in Frage kommen, welche Fragen noch offen sind. So finde ich das eine gute Idee.
Ganz ehrlich, ich finde diese Vorgehensweise richtig. Es gibt einfach zu viele Beispiele, bei denen sich erwiesen hat, dass professionelle Webdesigner offenbar einen Dreck auf die Bedürfnisse der Nutzer geben. Die Seite der Arbeitsagentur ist so’n Beispiel, die dazu noch schweineteuer war. Oder der Relaunch von jetzt.de vor etwa einem halben Jahr.
Dann schon lieber selber machen.
„Danke, Armin. Wird gleich mal eingarbeitet in den Artikel. Thanx!“
Hey, frischer Wind!
Eingearbeitet hat der Chef glaube ich noch nie. Passt aber manchmal besser – vor allem wenn es dann in vielen Kommentaren versteckt ist.
Spreeblick 2.0, nicht wahr?