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Tanz die Globalisierung!

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Was ist das denn? Eine junge Japanerin, brasilianischer Baile-Funk, britischer Grime und ein hypermodernes Guerillamarketing. Geht das? Aber hallo!

Tigarah, so die Legende, produzierte schon in ihrer Studentenbude im heimischen Tokio vom brasilianischen Favela-Funk inspirierte Musik. Kurzerhand hängt sie ihr Poltikstudium an den Nagel, um in Brasilien Musik zu machen. Dort trifft sie auf den DJ und Produzenten Mr.D, der für sie die hippen grimy Beats programmiert.

Dabei herausgekommen ist ein extrem tanzbarer und clubtauglicher Sound. Weltmusik 2.0. Kulturtransfer galore!

Wer sich jetzt an die gehypte britische M.I.A. erinnert fühlt, die vor knapp 2 Jahren mit Diplo das inzwischen legendäre Piracy funds Terrorism Mash-Up quasi als Vorläufer zum deutlich langweiligeren Arular produzierte, liegt richtig.

Ähnlich wie M.I.A. lädt Tigarah dazu ein, einen ihrer Tracks zu remixen. Auf ihrer Website sind inzwischen 50(!) Remixe von Japanese Queen downloadbar. Marketingtechnisch setzt man auf die heutigen Guerilla-Möglichkeiten: charmant dilettantisches Video bei Youtube, Profil bei Myspace. Unter ihren 12836 „Freunden“ dort finden sich folgerichtig dann auch die Protagonisten des Baile Funk: Mr.D und diplo. Damit auch klar ist, wo man sich in der Musiklandschaft verortet.

Obwohl bei Tigarah im Gegensatz zu M.I.A. (noch) keine Plattenfirma hinter den Marketingaktivitäten steckt, läuft es erfreulich gut für sie. Im Pressebereich der Website verweist man stolz auf aktuelle Artikel in amerikanischen Zeitungen und Blogs. Den Vergleich mit Vorbild M.I.A. scheint sie auch zu mögen.

Bleibt abzuwarten, ob der Hype um sie jetzt richtig losgeht. In Japan ist man scheinbar schon ganz aus dem Häuschen. Verdient hätte sie es. Keine Frage.

MP3s:

Tigarah – Girl Fight via MySpace
Tigarah – Japanese Queen
Tigarah – Roppongi Dori

Obskures Mash-Up Mixtape Vol. 1 & Vol. 2

via el fantastico búscate un novio

10 Kommentare

  1. 01
    horst

    und ihr horste helft denen auch noch beim guerillamarketing – ist das dialektische dialektik?

  2. 02

    „Verdient hätte sie es.“ Erst lesen. Und hören.

  3. 03

    finde da überhaupt nichts neu und den gesang finde ich dazu auch noch anstrengend. japanisch hat nichts melodisches. die beats klingen stark nach „hispanic-rap“ aus den USA. aber das marketingkonzept überzeugt mich :)

  4. 04
    flo

    yeah!
    die beats sind extrem grimey, aber hallöschen, conni! Ist halt nichts für fifty c. kopfnicker! Ich will mehrmehrmehr von dieser Musik, die selbst von den ewig junggebliebenen nicht verstanden wird! Kommt mir nicht mit „marketingkonzeptblabla“, hier geht’s um dinge, die finden einfach mal ohne euch statt.punkt.

  5. 05

    @conrad: genau! ragaton ist auch noch drin. ist doch toll :)

  6. 06

    Mal wieder: vielen Dank für den Link, Andreas!
    „Roppongi-Dori“ ist die frischere Nummer.
    Macht von der spreeblickenden Redaktions- und Leserschar jemand mit?
    ____
    BTW: ich fand, „Arular“ hatte gewisse Momente, nur leider zuviele Füllsel.

  7. 07

    finde da überhaupt nichts neu und den gesang finde ich dazu auch noch anstrengend. japanisch hat nichts melodisches.
    Ich mag das gerade, weil es anstrengend ist. Viele Stilrichtungen wollen gar nicht melodisch sein, einige Sachen (wie Industrial) leben durch ihre Disharmonien.
    Aber naja, ich mag ja auch Chinesisch

    Sorry wegen der guerillamarkenden Schleichwerbung :)

  8. 08

    Ähm, die Beat sind „grimey“?

    …ich werd wohl langsam alt, keine Ahnung was das sein soll ;-)

    Aber interessante Klangbeispiele, danke der Herr!

    Gruß, Manuel

  9. 09
    onthegrind

    besonders starken grime einfluss kann ich da nicht feststellen, finde eher dass sich da an aktuellen us-produktionen und am typischen hiphop-clubsound orientiert wird. hat nen gewissen trash-appeal, spannend find ichs deshalb nicht. dass arular langweilig sein soll kann ich jetzt auch nicht so nachvollziehen.

  10. 10
    SL

    Na ja, was Marketing angeht, warum nicht? Wenn es sich durchsätzen wird, wird es für Newcomer eine alternative Vermarktungsplattform ermöglicht. Was die Musik angeht, so finde ich sie einfach zu „langsam“, da ist bei M.I.A. einfach viel mehr Power drin. Es war ja auch schon immer so, wer gut ist der schaffts auch. Und weil das Internet ein noch einiger Massen demokratisches Medium ist, werden auch nur die talentiertesten Künstler sich auf längerer Zeit durchsätzen können. Wenn jemand scheiße ist, der wird nicht in tausenden Blogs in aller Welt auftauchen, außer durch so Aktionen wie – Kauf mein Zeug und ich tätowiere mir deinen Namen auf dem Rücken. Ich hoffe nur dass es zur Verbesserung der Musikqualität beiträgt und nicht zu Irgendwas anderem.

    Ps: Weed Wine & Wankers ;P
    http://www.myspace.com/missoddkidd