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Pogromstimmung in Bloggershausen

Zuallererst eine Selbstbezichtigung: Auch bei fooligan wurden Witze über Callboy Thorsten gemacht. Und es ist keine Frage, dass die Blogger, die von ihm angezeigt wurden, ein Recht darauf haben, genervt zu sein. Es ist nie erfreulich, in die Geiselhaft eines Querualanten zu geraten. Aber jetzt wurden alte Chatprotokolle ausgegraben, die er mal ins Netz gestellt hat, wenn ich es richtig verstanden habe, um auf Fakes in öffentlichen Chats aufmerksam zu machen, das heißt er wollte, nein, zugegeben, ich weiß nicht, was er damit wollte.

Callboy Thorsten fühlt sich um sein Leben betrogen, ein armer Kerl eigentlich, jedenfalls niemand, aus dem man ein Feindbild machen kann. Da in diesen Chatprotokollen auch Gespräche mit echten oder vorgeblichen 15jährigen Mädchen wiedergegeben werden, kocht jetzt die Volksblogseele über. Wer liefert Callboy Thorsten der Staatsanwaltschaft aus? Das ist die Frage, die jetzt in den Raum geschrieen wird. Nach Gesetzeslage darf er mit 15jährigen Mädchen chatten, eigentlich darf er sogar so ziemlich alles mit ihnen machen, das Gesetz verbietet es ihm lediglich, eine Minderjährige für Sex zu bezahlen oder sie unter Ausnutzung ihrer Unerfahrenheit zu beschlafen.

Durch die detektivische Meisterleistung von xs haben jedenfalls mehr Leute die Handynummer des Thorstenopfers erfahren als durch Thorsten selbst.
Und ja, Callboy Thorsten liebte wohl offensichtlich weder Diktate noch Aufsätze in der Schule.
Schön, dass Blogger in diesen Fällen von ihren Eltern zur Therapie geschleppt werden, man ihnen Nachhilfestunden bezahlt, ihnen den Kopf streichelt und die Lehrerin verklagt wegen Nichtberücksichtigung der Legasthenie. Aber in Wirklichkeit ist das natürlich Quatsch, denn Blogger haben schon als Kinder fehlerfrei der Lehrerin eine kurze Notiz zukommen lassen, die beeinhaltete, dass der faule Thorsten im Diktat Verleubnung geschrieben hatte, dann aber von ihnen abgeschrieben hat.
Spätestens der 150ste Kommentator, der beim Lawblog schreibt: Oh, wie blöd, einen Anwalt verklagen, rofl, lmao, muaaah, sollte sich mal fragen, wer wohl sonst bei Prozessen auftritt. Ein Anwalt ist so oder so involviert. Callboy Thorsten hat nur den kürzesten Weg gewählt.
Zusammenfassung: Ihr habt ja alle recht. Aber auch gerechte Empörung verzerrt die Gesichtszüge. Zusammenrottung sollte nicht das sein, was man mit Bloggern in erster Linie verbindet. Und außerdem, ich erwähnte es bereits, war mein hässlichstes Stofftier mir das liebste.

3 Kommentare

  1. 01
  2. 02
    Jürgen

    Danke, sehe das genauso. Die Zeit der öffentlichen Pranger sollte doch schon lange vorbei sein.

  3. 03

    Stimmt. Aber nicht das der Vogel irgendetwas anderes verdient hätte…