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Coca-Colombia

(Anmerkung: Diesem Spreeblick-Artikel ging ein anderer voraus)

Die Wirren um das kolumbianische Elend der Gewalt und des Terrors, an dem der Coca-Cola Company und anderen Konzernen wie Chiquita oder Nestlé seit einigen Jahren eine Beteiligung vorgeworfen wird, lassen viele Fragen aufkommen. Die Anworten fallen – wen wundert’s – höchst unterschiedlich aus. Je nachdem, wen man fragt.

Ich habe am vergangenen Donnerstag die „Kola-Konferenz“ an der UdK Berlin besucht und hatte am darauf folgenden Freitag die Gelegenheit mit dem „Director of Public Affairs and Communications“ der Coca-Cola Company, Pablo Largacha, zu reden; Auszüge aus dem Gespräch sind in diesem Artikel zu lesen und zu hören.

Vorweg: Dieser Text funktioniert kaum ohne die enthaltenen Links. Wer nicht wenigstens ansatzweise über die Grundinformationen verfügt, wird kaum etwas von der vorliegenden Komplexität und Problematik verstehen. Ich kann nur einen viel zu kurzen Versuch eines ersten Überblicks anbieten:

Kolumbien kämpft seit etwa einem halben Jahrzehnt Jahrhundert um eine Aussicht auf inneren Frieden.

Auf der einen Seite wird dieser Kampf (und damit ist der militärisch organisierte, bewaffnete Kampf gemeint) von linken Guerilla-Gruppen geführt, die bspw. im Fall der FARC einerseits die Demokratisierung des Landes fordern und im Zuge eines Entmilitarisierungsversuchs Mitte der 80er Jahre sogar eine eigene Partei gegründet hatten, andererseits jedoch massiv Menschenrechte verletzen und sich durch eigens erschaffene Steuereinnnahmen aus dem Drogenhandel finanzieren (Kolumbien gehört zu den größten Kokain-Lieferanten der Welt). Die FARC steht wie die ELN auf der EU-Liste der Terrororganisationen.

Auf der anderen Seite terrorisieren paramilitärische Truppen das Land und die Bevölkerung, die sich ebenfalls über den Drogenhandel finanzieren, jedoch als von (nicht nur kolumbinianischen, so der Vorwurf) Regierungen und der kolumbianischen Armee geduldet und auch teilweise finanziert gelten. Der Dachverband (!) der Paramilitärs, die AUC, sieht als Ziel der Paramilitärs den militärischen Sieg über die Guerilla und geht dabei auch gegen die Zivilbevölkerung vor, die er als ihre „soziale Basis“ sieht.

Etwa 25.000 Menschen sterben in Kolumbien eines gewaltsamen Todes. Jährlich.

Aber natürlich gibt es auch noch eine Regierung in Kolumbien. Seit 2002 ist Álvaro Uribe Vélez der Präsident der Republik Kolumbien, er wurde gerade als erster Präsident Kolumbiens wiedergewählt.

Während seine Amtsvorgänger an Verhandlungsversuchen mit den Guerilla-Organisationen scheiterten, lässt sich Uribe darauf gar nicht erst ein, er stellt ihnen die Armee entgegen und unterstützt die US-Armee in ihren militärischen Bemühungen gehen den Drogenhandel.

Hinsichtlich der Paramilitärs ist Uribes Haltung jedoch umstritten. Ihm wird einerseits von kolumbianischen Politikwissenschaftlern ein klares Vorgehen gegen die Paramilitärs zugesagt, andererseits steht sein Angebot in der Kritik, das Paramilitärs bei freiwilliger Waffenniederlegung Straffreiheit zusichert. Und auch die Verbindungen zwischen der Armee und den Paramilitärs gelten als ungeklärt.

Und was hat Coca-Cola damit zu tun?

In den letzten zwei Jahrzehnten wurden in Kolumbien etwa 4.000 Gewerkschafter ermordet, mehrere davon waren bei Coca-Cola beschäftigt. 1996 wurde der Gewerkschaftsführer Isidro Gil auf dem Gelände einer Coca-Cola-Abfüllanlage erschossen, wenige Tage später stürmten Paramilitärs das Gelände und zwangen die dortigen Arbeiter unter Androhung von Konsequenzen aus der Gewerkschaft auszutreten.

Dem Konzern wird seit langem vorgeworfen, nicht ausreichend gegen die Gewalt gegen Gewerkschaftsmitglieder vorzugehen und die Morde an den Gewerkschaftern trotz mehrfacher Hinweise und Hilfsgesuche zu leugnen und nicht zu verfolgen. Aufgrund diverser zeitlicher Übereinstimmungen mit Morden an oder Entführungen von Coca-Cola-Gewerkschaftern und Umstrukturierungen in den Abfüllanlagen glauben weiterhin viele Kritiker des Unternehmens an eine direkte Verbindungen zwischen zumindest den Managern der Abfüllanlagen und den paramilitärischen Verbrechen. Seit 2001 läuft aufgrund dieser Vorwürfe eine gerichtliche Klage in Miami gegen den Konzern und seine kolumbianischen Abfüllbetriebe.

Die Proteste gegen Coca-Cola gehen u.a. von der kolumbianischen Gewerkschaft Sinaltrainal aus und wurden von verschiedenen Organisationen in die Welt getragen. Inzwischen haben sich auch internationale Gewerkschaften dem Protest angeschlossen und viele Universitäten haben bereits einen Boykott von Coca-Cola-Produkten durchgesetzt. Dies trifft das Unternehmen stärker als man glauben könnte, allein der Boykott durch die New Yorker NYU und die Universität Michigan sorgt für mehrere Millionen Dollar Umsatzeinbußen.

Höchste Zeit für den Konzern also zu reagieren.

Und so fanden sich neben Vertretern von Studentenorganisationen und ver.di sowie einem der deutschsprachigen Wortführer der Proteste, Raul Zelik, auch Vertreter des Getränkeherstellers aus Atlanta bei der „Kola-Konferenz 2006“ der Universität der Künste (UdK) in Berlin ein (Flyer als PDF).

Raul Zelik ist Schriftsteller und beschäftigt sich seit etwa 20 Jahren intensiv u.a. mit der gewerkschaftlichen Situation in Kolumbien. Er ist selbstredend oft vor Ort und seine Texte waren eine Basis für meine Recherchen (als leichten Einstieg empfehle ich die Grillparty).

Zelik ist ein straighter Typ mit spürbar viel Erfahrung im Umgang mit dem Thema. Er ist emotional, gut vorbereitet und redet schnell. Seine Vorwürfe bzw. die des Protestes konzentrieren sich auf konkrete Forderungen: Coca-Cola habe eine Klage gegen Sinaltrainal wegen Verleumdung zurückzunehmen, die Hinterbliebenen der gewerkschaftlichen Opfer zu entschädigen und die Sicherheitsvorkehrungen auf den Abfüllgeländen zu erhöhen. Raul Zelik scheint frustriert ob der Antworten von Pablo Largacha, der Coca-Cola vertrittt. Zu oft scheint er sie gehört zu haben, zu lange scheint es gedauert zu haben, bevor sich das Unternehmen überhaupt den Vorwürfen gestellt hat. Dennoch vermeidet Zelik die Polemik einiger Konferenz-Teilnehmer aus dem Publikum, die „keinen Bock“ auf komplexe Sachverhalte und die Antworten des Konzerns haben und denen vermutlich nur die komplette Auflösung von Coca-Cola und sämtlicher anderen Mega-Konzerne zur Genugtuung reichen würde.

Pablo Largacha ist seit 10 Jahren bei Coca-Cola, seit einem Jahr ist er in Atlanta, davor war er in Kolumbien tätig. Er reist nicht ohne Grund derzeit von einer Anti-Cola-Konferenz zur nächsten, denn er ist die perfekte Wahl als Kommunikationsmanager für den Konzern, ein sympathischer Mann mit einer ruhigen, tiefen Stimme, die Ehrlichkeit ausstrahlt. Er lässt sich nicht provozieren, kann Fehler zugeben, hört gewissenhaft zu und scheint auf alles Antworten zu haben.

Diese scheinen ihm trotzdem nicht immer leicht zu fallen. Wie vermeidet man Zynismus, wenn man deutschen Studenten die andauernde Präsenz von Gewalttaten in Kolumbien vermitteln möchte und dabei nicht die diskutierten Morde verharmlosen will? Wie geht man mit der Patt-Situation um, wenn man als Coca-Cola-Vertreter behauptet, dass die von Zelik erwähnte Verleumdungsklage gegen Sinaltrainal von Beginn an abgewiesen worden wäre und daher auch nicht besteht?

Am allerschwersten jedoch hat man es als Zuhörer auf der hoffnungsvollen Suche nach einer annähernden Wahrheit, die sich in meinem Fall bis zur Konferenz nur aus Online-Fragmenten zusammensetzte (an dieser Stelle sei die hervorragende Arbeit von kanalbB erwähnt, die im Gegensatz zu mir nicht nur nach Kolumbien gereist sind sondern auch ein umfangreiches Video-Dokumentationsarchiv zum Thema erstellt haben). Zu viele Fragen blieben auch nach der Konferenz offen, und so war ich froh, dass ich einen Tag nach der Konferenz einige davon direkt an Pablo Largacha richten konnte:

Spreeblick: Es gibt 12 Gewerkschaften in Kolumbien, warum gibt es angeblich nur mit einer von ihnen, Sinaltrainal, Probleme?

Coca-Cola: MP3, 2:03 Ihre Herangehensweise hat sich nicht zu einem (seufzt) konstruktiveren Dialog und einer positiven Zusammenarbeit mit dem Management der Abfüllanlagen verändert, und ich glaube das ist ein Problem dieser einen Gewerkschaft. Während alle anderen Gewerkschaften an diesem Prozess teilnehmen, glaubt diese eine immer noch, dass sie ihre Ziele durch die Erzeugung von Konflikten erreichen kann.

Sie (Sinaltrainal, Anm. d. Verf.) haben Mitglieder an andere Gewerkschaften verloren, da diese glauben, dass diese Gewerkschaft nicht das Wohl der Arbeiter als Maxime hat, sondern dass sie ein politisches Ziel verfolgt, das in der Schaffung von Konflikten endet. Das bedeutet jedoch nicht, dass sie nicht auch an einem Tisch mit dem Management der Abfüllanlagen sitzen, sie haben wir alle anderen ihre Tarifverträge bekommen. Nur wenige Leute in Kolumbien glauben, was sie (Sinaltrainal, Anm. d. Verf.) sagen, doch jetzt haben sie mit Hilfe einiger Organisationen, die sich ihnen angeschlossen haben, einen Weg gefunden, internationales Gehör zu finden.

Es gibt in Kolumbien andere Gewerkschaften, die genauso hart von der Gewalt betroffen sind, die es aber geschafft haben die Arbeitsbedingungen durch den produktiven Dialog mit den Abfüllwerken zu verbessern.

Spreeblick: Wie sieht Coca-Cola die Geschehnisse am 5. Dezember 1996, als Isidro Segundo Gil auf dem Gelände einer Abfüllanlage in Carepa ermordet wurde?

Coca-Cola: MP3, 2:21 Mitte der Neunziger wollten die Paramilitärs die Region von den Guerilla übernehmen (die die Gegend bis dahin kontrollierten, anm. d. Verf.) und es gab heftige Auseinandersetzungen. Die Gegend (um Carepa) ist übrigens die Gegend, in der die meisten Bananenplantagen sind, Chiquita ist dort, United Food Company ebenfalls.

Im Verlauf dieser Auseinandersetzungen wurden über 200 Menschen getötet, einer davon auf dem Gelände einer unserer Abfüllanlagen. Die Paramilitärs gingen so vor, dass etwa 15 schwer bewaffnete Verbrecher sich gewaltsamen Zugang zu Firmen, also zum Beispiel zu dieser Abfüllanlage, verschafften. Dort bedrohten sie die Arbeiter und das Management, und das taten sie in jeder Firma, in jedem Unternehmen in Carepa. Für sie (die Paramilitärs) stand fest, dass die Gewerkschaften direkt mit der Guerilla zusammenarbeiten und daher waren sie direkte Gegner und militärische Ziele. Sie bedrohten die Arbeiter und das Management und sagten ihnen, sie sollten aus der Gewerkschaft austreten, denn sie wären nun die neuen Bosse. Wer Gewerkschaftführer sei oder der Freund eines Gewerkschaftsführers, der solle lieber die Stadt verlassen oder er müsse unter den Konsequenzen leiden. Sie (die Paramilitärs) zeigten ihre Macht, indem sie Leute umbrachten, wie den Wachmann unserer Abfüllanlage, der ein Gewerkschaftsführer war, und die Büros der Gewerkschaft ausbrannten.

Es gab zwei Untersuchungen dieses Vorfalls und beide haben ergeben, dass es keinerlei Hinweise darauf gibt, dass die Unternehmensleitung der Abfüllanlage mit den Paramilitärs zusammengearbeitet oder sie auch nur unterstützt hätte, sondern dass sie machtlos gegen diese Angriffe waren. Keine der Firmen hatte genug Sicherheitskräfte, um einer solchen Attacke standhalten zu können.

Spreeblick: Gibt es innerhalb Kolumbiens überhaupt eine Chance, etwas zu ändern?

Coca-Cola: MP3, 0:59 Ich glaube schon. Ich glaube wirklich, dass es eine Chance gibt. Die Gewalt in Kolumbien hat ihren Ursprung im Drogenhandel, im Geschäft mit dem Drogenhandel. Dieses Geschäft finanziert eine Gewalt, die vor vielen Jahren eine politische war und heute nur noch ein Geschäft ist.

Die linke Guerilla steckt ebenso tief im Drogengeschäft wie die rechten Paramilitärs, es ist ein Geschäft für alle. Mittendrin findet man jedoch Menschen, die sich bemühen etwas zu verändern. Das ist natürlich nicht leicht wenn man es mit Extremisten zu tun hat, die sich gegenseitig bekämpfen und durch enormen Reichtum aus ihren Drogengeschäften abgesichert sind. Und doch denke ich, dass ein demokratischer Prozess in Kolumbien zu erkennen ist.

Spreeblick: Was tut Coca-Cola für diesen Prozess?

Coca-Cola: MP3, 1:36 Trotz der terroristischen Angriffe, der Entführungen, der Drohungen, der Erpressungen durch illegale Gruppen konnten wir ein Geschäft generieren, das mehr als 8.000 Menschen in Kolumbien Jobs bietet.

Wir haben in unternehmerische soziale Verantwortung investiert und die Leute erkennen das an und sagen… zur letzten Jahreshauptversammlung in Wilmington, Delaware, während der Ray Rogers sich wieder darüber aufregte wie schlecht das Unternehmen mit gewerkschaftlich organisierten Arbeitern umginge, waren Mitarbeiter aus Kolumbien angereist, die aufstanden und sagten: „Wir sind gewerkschaftlich organisierte Arbeiter aus Kolumbien und wir sind hier um Ihnen zu sagen, dass das, was hier behauptet wird, falsch ist. Diese Art der Konfrontation mit dem Unternehmen haben wir seit Jahren verfolgt und sie hat uns nichts gebracht. Wir haben herausgefunden, dass der konstruktive Dialog, der kollaborative Ansatz positiver und fruchtvoller ist. Deshalb stimmen wir einem Boykott-Aufruf nicht zu, denn er bringt unsere Jobs in Kolumbien in Gefahr.“

Spreeblick: Wieso zieht sich Coca-Cola mit Blick auf die Gewalt und das offenbare politische und militärische Chaos nicht komplett von diesem Markt zurück und kehrt erst dann zurück, wenn sich die Lage verbessert hat?

Coca-Cola: MP3, 4:14 Ich werde nicht behaupten und auch nicht versuchen den Eindruck zu erwecken, dass Coca-Cola eine Wohltätigkeitsorganisation ist, deren einziges Ziel das Wohlergehen der Menschheit ist.

Doch neben dem Ziel in und für Kolumbien Gewinne zu erzielen ist sich unser Unternehmen sehr klar darüber, dass unsere und die Anwesenheit anderer multinationaler Konzerne in Gebieten, die internen Konflikten widerstehen müssen, die einzige Möglichkeit für rechtmäßige Arbeitsplätze für sehr viele Menschen ist, die sich ansonsten zum einfachen Geld der vielen illegalen Geschäfte in diesen Ländern hinreißen lassen würden. Für sehr viele Menschen wäre es viel leichter sich den Verlockungen des Drogenhandels oder der Gruppen, die den Drogenhandel kontrollieren, hinzugeben. Die Tatsache unserer Anwesenheit macht es 6.000 Familien möglich einen verlässlichen und legalen Job zu haben. Und das gleiche gilt für alle multinationalen Konzerne in Kolumbien.

Wenn wir uns also zurückziehen wären die Leute entweder arbeitslos oder müssten in dem Geschäft arbeiten, dass das Krebsgeschwür der Situation in Kolumbien ist. Es würde die Dinge nur verschlimmern. Unternehmen allein können die Situation in Kolumbien nicht verbessern, es braucht einen nationalen Schlichtungssprozess, in dem Unternehmen, Regierung, NGOs, Gewerkschaften, alle Bestandteile einer Gesellschaft gemeinsam an einer Lösung arbeiten.

Das ist die Idee der von uns gegründeten Stiftung, die einen sehr neuen Ansatz hat, der bereits von der USAID und den Vereinten Nationen gelobt wurde. Denn wir haben nur das Gerüst einer Stiftung kreiert und haben sehr angesehene und glaubwürdige Vertreter von Gesellschaftsgruppen jeder möglichen politischen und ideologischen Richtung eingeladen. Als sie Mitglieder der Stiftung wurden haben wir ihnen zehn Millionen Dollar gegeben, zwei Millionen pro Jahr für die Dauer von fünf Jahren. Dann haben wir uns zurückgezogen, jegliche Beteiligung unsererseits an Entscheidungen der Stiftung und allem anderen unterbunden und wir haben gesagt, hier ist das Geld.

Wir glauben, die Lösung für Kolumbien liegt im kanalisieren dieser Gelder für Arbeits- und Ausbildungsprogramme und für die Opfer von Gewalt. Wir haben gesagt: Ihr, die ihr verschiedenste Hintergründen habt, müsst unter euch ausmachen, wohin diese Gelder gehen, wir werden damit nichts zu tun haben, denn wir wollen keinen Verdacht aufkommen lassen, dass unsere Geschäftsinteressen diese Entscheidungen beeinflussen.

Spreeblick: Wann wurde diese Stiftung gegründet?

Coca-Cola: MP3, 1:41 Sie wurde Anfang 2005 gegründet, ist also erst ein Jahr alt. Innerhalb dieses einen Jahres wurde jedoch schon großartige Arbeit geleistet, denn es wurde beschlossen kein Projekt allein zu finanzieren, sondern immer mit gleichzeitiger Unterstützung anderer Partner. So kamen zu den zwei Millionen Dollar des ersten Jahres, von denen bereits 1,6 oder 1,7 Millionen fest verplant waren, 1,5 Millionen Dollar von Partner-Stiftungen hinzu.

Es werden Produktions-Projekte in ländlichen Gebieten unterstützt, denn die Kinder an diesen Schulen verlassen die Schulen oft frühzeitig um durch Arbeit ihre Familien zu unterstützen oder weil sie von illegalen Gruppen zur Arbeit auf Drogenplantagen abgeworben wurden. Also wurden produktive Projekte erschaffen, damit die Kinder in der Schule bleiben, es wurden technische Kapazitäten innerhalb der Projekte geschaffen und die Familien derjenigen, die an dem Projekt teilnehmen, erhalten als Unterstützung ein Gehalt. Zur Zeit arbeitet die Stiftung bereits in acht Gegenden, die von der Gewalt schwer betroffen sind, und das in nur einem Jahr, da wird also ein großartiger Job gemacht.

Spreeblick: Warum brauchte Coca-Cola so lang für eine Reaktion?

Coca-Cola: MP3, 1:44 Zuerst war unsere Reaktion natürlich Verleugnung, wir haben behauptet, wir wären nicht verantwortlich. „Wir haben Untersuchungen anstellen lassen und wir sind nicht verantwortlich, Ende der Diskussion.“ So lief das bis 2001, 2002.

Vielleicht erst 2003 haben wir begonnen zu erkennen, dass hinter der Kampagne und auch hinter der gerichtlichen Klage gegen uns ein berechtigter Hilferuf kolumbianischer Arbeiter steht, der die Aufmerksamkeit der internationalen Gemeinschaft auf die humanitäre Krise in Kolumbien lenken wollte. Dass es vielleicht gar nicht in erster Linie darum ging, Coca-Cola die Arbeitsbedingungen ihrer Abfüllanlagen verbessern zu lassen, sondern dass man von uns erwartet, dass wir unsere Sichtbarkeit und die Macht unserer Marke dafür einsetzen, die Bedingungen für die gesamte arbeitende Bevölkerung zu verbessern. Das Unternehmen begann zu verstehen, das wir vielleicht etwas mehr tun sollten in dieser Hinsicht.

Spreeblick: Würden sie zustimmen, dass dieses Umdenken erst durch die internationale Protest-Kampagne ausgelöst wurde?

Coca-Cola: MP3, 0:33 Ich würde sagen, dass sie uns gewissermaßen geholfen hat, den Prozess zu beschleunigen. Als Konsequenz aus den Protesten haben wir augenscheinlich unseren Dialog mit internationalen Arbeitsorganisationen und internationalen Nicht-Regierungsorganisationen verstärkt, die uns dabei halfen, den Prozess zu beschleunigen. Das war eine große Hilfe und es war eine Konsequenz aus der Kampagne, ja.

Dieser Artikel ist das Ergebnis von etwa fünf Tagen intensiver Arbeit am Thema und ich werde das frustrierende Gefühl nicht los, der Wahrheit kein Stück näher gekommen zu sein.

Wie so oft lauten die Hauptargumente der Konzerne „wir schaffen Arbeitsplätze“ und „wir haben eine Stiftung gegründet“, wie so oft glänzen viele Websites der Gegner mit hin- und herkopierten Texten anderer Sites, vielen Ankündigungen und wenigen Berichten und so gut wie keinen Links auf möglicherweise sogar unabhängige Quellen. Information in der Mitte scheint es kaum zu geben.

Festzuhalten ist jedoch, dass Coca-Cola die Vorfälle nicht mehr bestreitet, langjährige Versäumnisse zugibt und seit kurzer Zeit nachweislich dialogbereit ist. Festzuhalten ist dabei ebenfalls, dass diese Bereitschaft ein Resultat des Drucks der Öffentlichkeit ist. Ob sich das Unternehmen einer Mitverantwortung schuldig gemacht hat oder nicht, muss ein seit Jahren laufender Gerichtsprozess klären, so er dann irgendwann stattfindet.

Ich halte Pablo Largacha durchaus für einen Kommunikationsprofi, aber absolut nicht für einen Lügner. Ebensowenig halte ich jedoch den Protest gegen das Unternehmen für übertrieben, er war und ist notwendig, um die Aufmerksamkeit für die verworrene Problematik Kolumbiens zu verstärken.

Wer tatsächlich welche Fäden in diesem Spiel zieht, das sich im Kern um das Milliardengeschäft Drogen zu drehen scheint, weiß vermutlich nicht einmal die CIA. Und so kann dieser Artikel im besten Fall ein weiterer Bestandteil der Recherche für diejenigen sein, die sich näher mit dem Thema befassen wollen. Hierfür bitte ich auch die Linksammlung am Ende zu beachten.

Ich bedanke mich im Rahmen dieses längsten Spreeblick-Artikels ever ganz besonders bei den diversen Telepolis-Autoren und bei kanalB, die zusammen die wohl wichtigsten deutschsprachigen Quellen in Bezug auf die Diskussion sind, bei Dieter Rappold von knallgrau, den Initiatoren der Coca-Cola-WG, der das Interview mit Pablo Largacha initiiert hat und bei Claudia Fasse und Philipp Bodzenta von Coca-Cola, die das Gespräch in kürzester Zeit möglich gemacht haben.

In der Hoffnung, dass das Morden in Kolumbien irgendwann ein Ende haben wird. Je früher, desto besser.

Links (Auszüge):

kanalB Videoarchiv Kolumbien
Tommy Ramm bei Telepolis (2001)
Michaela Simon bei Telepolis (2001)
Jörn Hagenloch bei Telepolis (2006)
taz-Interview mit Erick Arellana Bautista (2004)
Labournet Kolumbien-Informationen
Killercoke-Kampagne
The Nation über die Coca-Cola Jahreshauptversammlung 2005

Kolumbien-Infos des Auswärtigen Amts
Kolumbien in der Wikipedia
Coca-Cola in der Wikipedia
Coke-Facts, Antworten von Coca-Cola

(Pablo Largacha wies mich außerdem auf eine Website von kolumbianischen Coca-Cola-Gewerkschaftern hin, die Sinaltrainal widersprechen, ich kann die Site jedoch nicht erreichen. Der Link wird nachgereicht.)

Update: Hier ist der korrekte Link.

60 Kommentare

  1. 01

    Über Coca Cola gab es in den letzten Tagen bei Phoenix einen Bericht, kurze Zusammenfassung von Phoenix gibts unter http://www.phoenix.de/nichts_geht_ohne_coca_cola/2006/07/06/0/79437.1.htm

    Sollte man vielleicht mal schauen ob man eine Kopie des Berichtes irgendwo im Web finden kann.

  2. 02

    Aber im eigentlichen Sinne ist die Geschichte doch eine Farce! Dieses Arbeitsplatzgetue ist der größte Witz: Er redet von 6000 Menschen. Das sind zwar viele und ich finde es gut, dass sie einen ehrlichen (?) Job haben, aber verglichen mit deiner Zahl von 25.000 Gewaltopfern jährlich ist das verdammt wenig und bestimmt nicht mehr als eine Zahl, die sich in Rhetorikkünsten immer gut verbauen lässt!
    Tja, Unternehmer musst du sein…
    Ein guter Redner ist er allerdings, wie geschickt er anfing:

    Ich werde nicht behaupten und auch nicht versuchen den Eindruck zu erwecken, dass Coca-Cola eine Wohltätigkeitsorganisation ist, deren einziges Ziel das Wohlergehen der Menschheit ist.

    Und dann genau das tat, was er vorgab nicht zu wollen… Es ist ja irgendwie schön…

    Ich empfehle jedem, der auch nur minimal Englisch spricht, sich die mp3s anzuhören, es kommt immer ein Stück authentischer rüber und man hört die Betonungen…

    @Bastian: Oder bei Phoenix nachfragen… ;)

  3. 03
    sunny3d

    Mir geht es mit dem Thema ähnlich. Man kann unzählige Vermutungen anstellen und spekulativ urteilen, ohne genau zu wissen, was wirklich passiert war und ist. Ich denke, dass war auch ein Grund für Zelik (k!):-) sich dem Thema schriftstellerisch zu nähern und dies obwohl gerade er sich damit sehr gut auskennt.

    Wo soll man anfangen?

    Da ist zunächst Kolumbien, ein Land mit einer ehemals politisch aktiven Guerilla, so wie es sie zu Hauf in Lateinamerika gab (und gibt!), welche sich mehr oder weniger zu einer Drogenorganisation entwickelt hat. Hier muss man die Enstehungsgeschichte (die Hinwendung zum Drogenhandel) hinterfragen und immer wieder fragen, wieviel Anteil daran auch, in irgendeiner Form, die USA und ! Europa hatten.

    Leider weiß ich so gut wie gar nichts über die Enstehung der Paramilitärs.Aber es ist tatsächlich kein Witz, dass sie quasi ohne Probleme mordend und raubend durch das Land ziehen können, vom Militär unterstützt werden, ebenfalls Drogenhandel betreiben (hier ganz klar in Rivalität zu den „links – gerichteten“ Guerillas) und dabei so gut wie straffrei bleiben.

    Mir fällt gerade eine Geschichte ein – eine wahre. O.K. Ich schreibe sie auf.

    Ich habe vor ein paar Jahren zusammen mit einem kolumbianischen Studenten am Rande des Karnevals in Baranquilla auf dem Bordstein gesessen und wir unterhielten uns über alles mögliche. Unsere Haare waren voller Maismehl und aus allen Clubs dröhnte Merengue, dieses hyperaktive Discozeug, wo man seinen Po ganz schnell von links nach rechts schmeißen muss. Wir redeten auf Englisch, da ich kein Spanisch kann. Irgendwann kamen wir auf unsere Erlebnisse vom letzten Wochenende und er sagte, dass sein Heimatdorf von Paramilitärs überfallen wurde und zwei seiner ehemaligen Schulfreunde erschossen wurden, sowie noch ein paar andere Leute. Ich verstand das nicht. Er sagte, es war anfangs ein sinnloser Streit um ein paar Kühe. Kühe?

    Ja, die Paras hatten einigen Dorfbesitzern verboten, ihre Kühe auf bestimmten Weiden grasen zu lassen. Sie behaupteten, dass sei ihr Gebiet und damit basta. Irgendwer hielt sich nicht daran, wohl mehrmals und dann sind die Paras in das Dorf eingeritten und haben, ja haben ein paar Leute erschossen.

    Ich schaute ihn an. Ich war verunsichert. Sein Gesichtsausdruck verriet mir, dass er nicht gelogen hatte. Ich fand das grauenhaft. Mit leiser Stimme fuhr er fort, dass es in der Vergangenheit immer mal wieder Streit um Land gab, mit ähnlichen Auswirkungen.

    Ich bin zwei Wochen später in eine Situation geraten, auf die ich aber nicht näher eingehe, in der ich in einem „gesperrten“ Gebiet unterwegs war. Natürlich trafen wir auf einen Militärposten, aber wir hatten Glück (manchmal schützt Unwissenheit doch).

    Es geht um Land, in dem man unbehelligt Kokainhandel betreiben kann.
    Es geht um Firmen, die einen nicht daran hindern, Land zu besetzen, um Handel zu betreiben. Es geht darum andere einzuschüchtern, um die Macht zu behalten. Shake hands – ich lasse dich in Ruhe und du mich auch – Beizeiten unterstützen wir einander.

    so, viel geschrieben.

    schluss

  4. 04
    flynn

    Johnny, meinst du nicht das dein Artikel etwas unausgewogen ist? Die konkreten Standpunkte der Coke Gegner darf man sich via Links selbst erarbeiten, während man die PR von Coke sogar per MP3 um die Ohren geschlagen bekommt.

    Ruf doch noch mal bei Coke an, sie sollen dir einen PR Bauer aus Kerala schicken der dir dann aus erster Hand erzählen kann, dass man Grundwasser ja eigentlich nicht wirklich braucht und dass Kadmium-verseuchtes Gemüse, zusammen mit einem Glas Dasani, besonders gut schmeckt. Aber schau doch mal vorher noch hier vorbei, oder steht die Australian Broadcasting Company auch im Verdacht keine „unabhängige Quelle“ zu sein?

  5. 05
    sunny3d

    telegramm

    kokain – so wie es ist – ein synthetisches produkt – braucht niemand.
    man kann den handel von koka – blättern legalisieren – in form von tees und ähnlichem – das schadet niemandem – nur der kokainmafia.

    s.

  6. 06

    flynn, der gesamte Artikel existiert ja nur wegen der ernstzunehmenden Proteste, was wohl klar sein dürfte, die Vorwürfe gegen Coca-Cola werden im Artikel aufgeführt. Die Argumente Coca-Colas sind allenfalls angerissen, das Interview war viel länger. Da es im Netz kaum aktuelle, direkte Statements des Unternehmens zu finden gibt (jede Äußerung eines Unternehmens ist PR, was denn sonst?), habe ich beschlossen, die MP3s zu posten. kanalB, auf die ich ich mehrfach verweise, liefert dazu die Interviews mit Gewerkschaftern, die ich selbst leider nicht sprechen konnte. Es wäre ganz sicher extrem spannend und wichtig, diese Gespräche ebenfalls neu zu führen, mich würde interessieren, ob sich tatsächlich irgendetwas bewegt in Kolumbien.

    Ich halte den Text für ausgewogener als viele andere. Wenn du die UdK-Veranstaltung besucht hast weißt du, dass auch eine direkte Gegenüberstellung der „Parteien“ nicht mehr Auskunft brachte. Dass Coca-Cola enorme Versäumnisse und viel zu spätes Handeln zugibt, halte ich für sehr erwähnenswert und für einen Erfolg der Kampagne, das sollte im Text auch rüberkommen.

  7. 07
    Georg

    Ich war auch in der UdK und habe den ‚Kola.Kongress‘ besucht. Den Bericht von Johnny finde ich sehr gelungen und auch die „ausgewogene“ Berichterstattung.
    Es gibt hier wirklich kein ‚Gut oder Böse‘.
    Wenn als Resultat des Ganzen herauskommt, dass bei global agierende Unternehmen ein Umdenken einsetzt und sie Verantwortung für ihre Arbeitnehmer übernehmen wird es hoffentlich bald keine Gewerkschaften mehr geben und die Welt ein besserer Planet zum Leben.

  8. 08

    Sehr schöner Artikel, auch ausreichend ausgewogen, finde ich.

    Der Hauptgrund, aus dem Coca Cola in Kolumbien sitzt, ist natürlich, dass sie Gewinn machen wollen. Coca Cola ist als Konzern strukturell so aufgebaut, dass zwar Rezept und Marketing zentral von Atlanta aus kontrolliert werden, die eigentliche Produktion aber in vom Mutterschiff unabhängigen Abfüllbetrieben stattfindet, und zwar jeweils in dem Land, in dem auch verkauft wird. Coca Cola hat also gar nicht die Möglichkeit, sich aus Kolumbien zurück zu ziehen – zumindest nicht, wenn sie dort auch Coke verkaufen möchten.

  9. 09
    sunny3d

    @ georg – du bist anscheinend ein simpler und schöner Gutmensch. Herzlichen Glückwunsch. Die Gewerkschaften haben sowohl eine Aufgabe und sind auch Institution. Es ändern sich ja nicht nur die Arbeitsbedingungen in kolumbianischen Abfüllfabriken für Brause, sondern auch die in Deutschland für Autos. Aber vermutlich bist du Freiberufler und somit noch nicht betroffen. Ich bin es auch nicht – aber ich kenne genug arbeitende Menschen um mich herum. Gewerkschaften sind notwendig – mein Lieber.

    s.

  10. 10

    Ich finde den Artikel ebenfalls sehr gelungen. Gratulation Johnny, klasse recherchiert. Ein interessantes Thema, auf das ich erst durch dich aufmerksam geworden bin. Ich hoffe du schließt das nicht komplett ab und verfolgst es weiter.

    Der Bericht zeigt, dass Coca Cola sein Denken wenigstens in Ansätzen geändert hat. Nichts desto trotz sollte man sich damit nicht zufrieden geben. Ein so mächtiger Konzern kann besser dafür sorgen, dass seine Mitarbeiter geschützt und die Gewalt in Kolumbien verhindert wird. Hier muss Coca Cola noch einiges tun und noch zu einigen Vorfällen offiziell Rechnung tragen.

  11. 11

    @Georg: Unternehmen sind keine Menschen, deswegen denken sie nicht und haben kein Empfinden für Moral. Sie sind in erster und einziger Linie ihren Aktionären verpflichtet. Der reine Profit wird über alle Belange gestellt, soziales Handeln ist allein ein Faktor für’s Firmenimage. Das wird übrigens sehr schön im Film The Corporation gezeigt, den man gesehen haben sollte.

    @sunny3d: „Gutmensch“ sucks.

    Hab neulich die Doku Nichts geht ohne Coca Cola – Wie ein Konzern die WM dominiert gesehen. In der wurde gezeigt, wie Coca Cola indischen Bauern Brunnen abschöpft. Innerhalb weniger Jahre ist an einem beispielsweise der Wasserspiegel um 60 Meter gesunken. Jetzt dürfen die Bauern stattdessen bei Coke arbeiten. Unbezahlte Überstunden und keine Entschädigung für Verletzungen inklusive.

    m.

  12. 12
    nereos

    Danke für den gut recherchierten Artikel und das Interview. Über Coca-Cola habe ich in letzter Zeit einiges gehört, gesehen und gelesen. Beispielsweise über ihre fragwürdigen Produktionsstätten in Indien.

    Ich trinke ab sofort kein Produkt der Company mehr. Auf der einen Seite hat es etwas von einem kleinen Boykott, auf der anderen kann ich keine Coca-Cola trinken, ohne an die Berichte zu denken.

  13. 13
    flynn

    Nicht alle Kommentatoren kommen aus der Nähe von Berlin, ich war somit nicht auf dem „Kola.Kongress“. Ich dachte eigentlich auch eher es ginge um die eigentliche Thematik, nicht um Berichterstattung. Meine Recherchen, nicht nur in Sachen Kolumbien, sondern auch in Sachen Indien und Usbekistan, lassen mich zum Schluss kommen, das Coke eben weiterhin Menschenrechte für vernachlässigbar hält. Deshalb sind späte Entschuldigungen, während wo anders bereits die nächsten Greuel veranstaltet werden/wurden, aus meiner Perspektive kaum etwas wert.

    Deshalb finde ich schlimm, dass sich am Ende des Artikels bei mir ein „War schlimm, wird aber schon, schön das wir drüber geredet haben, Prost.“ Gefühl einstellt, dass sich auch teilweise in den Kommentaren hier spiegelt. Wer ernsthaft glaubt ein globaler Konzern hätte naturgegeben irgendein Interesse ausser Gewinnmaximierung und Shareholder Value und könnte eine Gewerkschaft ersetzen, trägt mit seiner Konsequenzlosigkeit eben genau zum Gegenteil bei.

  14. 14
    Alphager

    Zu dem Coca-Cola-Problem kann ich wenig sagen.
    Ich möchte aber dem Eindruck, dass man in Kolumbien auf offener Straße erschossen wird, wiedersprechen.
    Mein Vater ist vor 2 Wochen für vier Jahre nach Kolumbien gezogen (Nach Bogota, um genau zu sein). Es gibt Gegenden in Kolumbien, die komplett gesetzlos sind, keine Frage. Es gibt aber auch Gegenden, in denen ein normales Leben möglich ist.

  15. 15

    flynn, das von dir ausgedrückte Fazit kann ich so nicht nachvollziehen. Im Gegensatz zu einigen Kommentaren halte ich aber Gewerkschaften für ein absolutes Muss und würde ihrer Abschafffung massiv widersprechen. Vielleicht setze ich das Wissen darum, dass Gewerkschaften die Stimme der Arbeiter sein sollen und ihr Wegfall katastrophal wäre, zu starkt voraus.

    Ich hatte gehofft, dass der Text den ansatzweisen „Erfolg“ (noch lange nicht genug, aber es regt sich ein kleines bisschen etwas) und die Notwendigkeit der Kampagne genauso zeigt wie die Tatsache, dass ein Unternehmen erst nach öffentlichem Druck und möglicherweise zu spät reagiert. Allein das spricht Bände. Dass ich dabei nicht ins Polemische verfalle, ist beabsichtigt, schwächt aber meiner Ansicht nach die Aussagen und Infos im Text nicht ab.

  16. 16

    Hier ein thematisch passender und spannender Arktikel aus der brand eins 1/2006 geschrieben von Steffan Heuer.

    Man erkennt sehr viele Parallelen zwischen Chiquita damals und Coca Cola heute.

    „Ein bisschen bio und gar nicht böse“

    United Fruit — das war der Inbegriff des bösen Kapitalismus.
    Die Nachfolgefirma Chiquita will für das Gute stehen.
    Ein Report über den langen und schweren Weg, das Richtige zu tun.

    http://www.brandeins.de/home/inhalt_detail.asp?id=1876&wh=chiquita&MenuID=130&MagID=69&sid=su84189631804920622

  17. 17
    Georg

    @ sunny3d

    du bist anscheinend ein simpler und schöner Gutmensch. Herzlichen Glückwunsch.

    Danke für das nette Kompliment!

    Es ändern sich ja nicht nur die Arbeitsbedingungen in kolumbianischen Abfüllfabriken für Brause, sondern auch die in Deutschland für Autos.

    Ja genau. Dafür das die Funktionäre auf Aktionärskosten in den Puff können, der kleine Mann am Band noch 30 Std. die Woche arbeitet und sich keinen VW mehr leisten kann. Danke an die Gewerkschaften!

    Aber vermutlich bist du Freiberufler und somit noch nicht betroffen.

    Bin Arbeitgeber und betroffen. Sogar sehr betroffen.

    Gewerkschaften sind notwendig – mein Lieber.

    Mein Lieber, DAS Argument hat mich jetzt wirklich überzeugt!

    @maloXP:
    Der reine Profit wird über alle Belange gestellt, soziales Handeln ist allein ein Faktor für“™s Firmenimage. Das wird übrigens sehr schön im Film The Corporation gezeigt, den man gesehen haben sollte.

    Danke für den Filmtip. Hört sich sehr vielversprechend an. Vielleicht müsste ich einfach mehr differenzieren zwischen GlobalPlayer und Mittelstand. Für mich als kleinen Unternehmer sind Gewerkschaften und Tarifverträge nicht sehr förderlicher für die Arbeitsplatzschaffung. Ich werde in Zukunft keine sozailversicherungspflichtigen Arbeitsplätze mehr schaffen, weil ich es mir einfach nicht mehr leisten kann. Und daran sind die Gewerkschaften mit 35 Stunden Woche und vollem Lohnausgleich nicht ganz unschuldig.
    Dieses selbsherrliche Auftregen der ver.di-Funktionäre bei dem Kola.Kongreß in der UdK war halt wieder typisch für die Hütte.

  18. 18
    sunny3d

    Lieber Georg,

    ich bin zu wirtschaftsfern ausgebildet worden, als das ich mich in dein Universum eindenken könnte, aber ich versuche es. Vielleicht auch ein kleiner Denkanstoß für dich.

    Ich weiß nicht, was dich als Arbeitgeber interessiert. Ich vermute zumindest, dass es jeden Arbeitgeber interessiert, ob seine Angestellten gut arbeiten. Die Frage ist, was tun sie, wenn sie nicht mehr da sind. Im Grunde genommen nichts.

    Ansonsten würde ich von meinen Angestellten hoffen, es geht ihnen und ihren Familien gut und ich würde mich dafür hassen, wenn ich wüsste, es geht ihnen dreckig – nicht nur so – sondern – weil ich schuld daran bin.

    s.

  19. 19
    Georg

    Lieber Sunny3d:

    Ja, da sind wir beide 100%ig einer Meinung!
    Aber dafür das sich meine, und wie ich auch in Bezug auf Coca Cola schrieb („Verantwortung für ihre Arbeitnehmer übernehmen“) deren Arbeitnehmer wohlfühle fühle ich mich verantwortliche! Und genauf das denke ich auch für Coca Cola, dass diese ganze Diskussion genau das anregen könnte, dass Coca Cola sich für seine Mitarbiter verantwortlich fühlt. Und wenn wir genau an diesem Punkt angekommen sind, dann sind die Gewerkschaften überflüssig.

  20. 20

    Erstmal Danke Johnny, der Beitrag ist ein Schritt in die richtige Richtung und beantwortet, zumindest teilweise, meine Frage ob Blogs solche Themen „können“. Auch wenn schon jetzt so mancher Kommentar die alte Frage aufwirft: „können“ die Kommentatoren auch?

  21. 21
    sunny3d

    @ georg, nein.

    Nein, weil Gewerkschaften nicht überflüssig sind. Du kannst dich kaum als einzelner verantwortlich fühlen. Nix da.

    Jede Arbeiterschaft braucht ihre Gewerkschaft, die sie vor ihrem Arbeitgeber vertritt. Du bist Arbeitgeber – hast genaue Vortsellungen und die Arbeiter haben sie auch.

    s.

  22. 22
    sunny3d

    @ alphager – dem kann ich nur zustimmen. Viele Gegenden von Bogota, bzw. im Landesinneren birgen kein Gefahrenpotential. Kolumbien ist ein wunderschönes Land mit Karibiköffnung (wenn denn alles offen wäre :-))

    Wenn ich Hippie – Mädchen einen Wunsch frei hätte – dann – öffnet alle Karibikzugänge und Amazonasgebiete für die anderen.

    Hach ja.

    Last night.

  23. 23

    Erstmal danke, dass sich jemand dieses schwierigen und komplexen Themas angenommen hat und seinen Lesern einen Einstieg präsentiert. Und auch wenn Coca Cola die Alarmglocken läuten gehört hat und seinen Kommunikationschef um die Welt schickt, gibt es immer noch eine Menge an dem Verhalten zu bemängeln.

    1. Warum eigentlich der Kommunikationschef? Warum nicht der Chef von Coca Cola Kolumbien? Handelt es sich hier um eine Frage des Verhaltens oder der Kommunikation darüber? Corporate Social Responsibility – wirklich nur ein zynischer PR-Ansatz?

    2. Coca-Cola ist dezentral organisiert, die Frage ist dabei: Welchen Konzernregeln unterstehen die nationalen Unternehmen? Führen die nur Gewinne ab und müssen die CI übernehmen? Oder müssen sich auch dafür sorgen, dass Werte, die vom Cola-Marketing („Make it real“, Sport=Fairness usw.) propagiert werden auch vor Ort gelebt werden, konkret gesagt, kontrollieren sie ihre regionalen Ableger auch auf ihr Verhalten der Umwelt und den Mitarbeitern gegenüber?

    Natürlich ist Coca-Cola als wahrscheinlich bekannteste Marke auch hervorragend für Angriffe geeignet, die eigentlich dazu dienen, die Aufmerksamkeit auf eine bestimmte, allgemeine Situation zu lenken, quasi als sichtbarer Stellvertreter. Aber natürlich muss man auch von ihnen verlangen, Verantwortung zu übernehmen und „richtig“ zu handeln. Und zwar nicht erst, wenn jahrelange Proteste die Blockaden aufweichen.

    Ich glaube, dass dies nicht der letzte Protest gegen Coca-Cola gewesen sein wird, es gab schon viele Skandale um Abwasser, unsaubere Getränke, Gewerkschaftsgängelei, etc. Ein reisender Kommunikationschef wird da nicht mehr bewirken, als die Wogen vorübergehend zu glätten.

    Eine letzte Frage an Johnny: Warum konntest du nicht mit den betroffenen Gewerkschaftern sprechen?

  24. 24

    Stylewalker, bestimmt hätte es auch einen Weg gegeben, mit Gewerkschaftern in Kolumbien zu reden, in der kurzen Zeit jedoch nicht und da der Artikel ohnehin schon viel zu lang und gleichzeitig viel zu kurz ist, hatte ich beschlossen, dass das kanalB-Archiv zunächst ausreichen sollte. Kann man aber vielleicht nachholen, ich bin ja jetzt ansatzweise drin im Thema…

    Das mit der Präsenz von Coca-Cola in einzelnen Ländern funktioniert mit Lizenzen. Atlanta verkauft eigentlich den Abfüllern nur das Recht zur Herstellung und zum Vertrieb im entsprechenden Land. Es war auch jahrelang die Politik, dass man damit ja nichts zu tun habe, die Abfüller wären für ihre Anlagen und die Arbeiter verantwortlich, Coca-Cola habe damit nichts zu tun. Ich kann mir trotzdem nicht vorstellen, dass nicht ein einziges Wort von Coca-Cola genügt hätte, um Dinge zu ändern.

  25. 25
    Gene October

    Warum nehmen wir uns hier in Berlin bzw. in Deutschland eigentlich immer irgendwelche Themen theorethisch vor, um aus der Distanz den Schlaumeier zu spielen? Die Zustände in Bolivien sind sicher katastrophal und entsprechen in keinster Weise unserer Ethik- und Moralvorstellung aber würden wir die Dinge evtl. anders sehen wenn wir in Bolivien leben würden? wenn wir bei Coca-Cola arbeiten würden oder Teil eine Paramilitärischen Einheit wären? Ich denke schon. Wir haben uns längst mit einer globalisierten Welt und all ihren Problemen abgefunden, nur weil wir uns selbst gegenüber das nicht eingestehen können kommen dann diese Diskussionen zustande. Früher als ich jung war hatte ich einen Button, auf dem Stand: „Talk – Action = Zero“ Nur weil ich älter geworden bin heisst es aber nicht das ich heute der Meinung bin das man sich die Zustände auf dieser Welt, ob in Bolivien, Nigeria, dem Iran oder Thailand – nur um mal ein paar aufzuzählen in denen täglich Menschen ermordet werden – schön reden kann. Und um ehrlich zu sein längst habe ich den Überblick verloren welche humanitäre Katastrophe gerade am dringendsten meine Aufmerksamkeit verdient hat. Machmal denke ich es sind die Trinker bei mir am Platz die schon morgens um 9 Uhr nicht mehr gerade stehen können. Da mutet mir dann eine Diskussion wie sie hier geführt wird doch etwas zu abstrakt an. Und zum Schluss dann noch so ein weiser Spruch mit dem ich es halte auch wenn ich davon kienen Button habe „Think Global, Act Local“

  26. 26

    Gene, allein aus pragmatischen Gründen bin ich da grundsätzlich bei dir und ich denke, Spreeblick beschäftigt sich größtenteils mit lokalen Themen (u.a. weil ich dazu mehr zu sagen habe, mehr Ahnung von habe etc.). Gerade die immer schwerer zu verstehenden globalen Zusammenhänge machen jedoch aus einem aussenpolitischen Thema ja schnell mal ein lokales. Die Unis in Berlin erwägen einen Boykott von Coca-Cola. Viele Leser/-innen haben bereits geschrieben, dass sie entweder keine Produkte des Konzerns mehr trinken oder eben dass sie das trotzdem noch tun.

    Die Globalisierung bedeutet meiner Meinung nach eben nicht nur, dass Konzerne überall tätig sind, sondern dass lokale Geschehnisse durchaus auch Einfluss auf das Leben von Menschen auf einem völlig anderen Kontinent haben.

    Die von dir angesprochenen verschiedenen Standpunkte und Sichtweisen halte ich übrigens für einen Kern des Problems. Wo wir arbeiten, wie gut wir leben usw. beeinflusst natürlich unsere Sicht. Coca-Cola sowie die Gegenkampagne argumentieren beide innerhalb ihrer Welt und aus ihrer Sicht vielleicht „richtig“. Welche Sicht davon jedoch auch eine halbwegs allgemeingültige sein kann ist vielleicht eine der wichtigsten Fragen an die globalisierte Welt.

  27. 27

    Momentan läuft auf Phoenix ein Beitrag über Coca Cola/Sponsoring.

  28. 28
    Gene October

    Johnny, mich treibt bei meinen Überlegungen in allererster Linie Pragmatismus. Ich tanke nicht bei Shell und kaufe mir keine T Shirts bei H&M (besonders perfide schreiben die auch noch gross sichtbar in alle Shirts wo diese denn produziert wurden – ganz nach dem Motto „Sag nicht wir hätten nichts gesagt“). Ich finde es prinzipiell richtig und wichtig über die Zusammenhänge einer globalisierten Welt nachzudenken und zu reden, mich stört nur manchmal der Ton in dem sagen wir mal zwei Berliner rechthaberisch wie sie nun einmal so sind darüber reden, wir sitzen hier in unserer heilen Welt, surfen ein wenig im Netz und bewerten das handeln anderer – das halte ich oft für arrogant. Gerade wenn sich in einer solchen Debatte die Teilnehmer, rechthaberisch auf ihre Position zurückziehen. Ein Beispiel, ich verachte Gewalt, wie will ich aber ein Urteil über Menschen fällen die in extremen Situationen andere verletzen oder töten? Wie kann ich Coca-Cola vorwerfen nur 6000 Menschen zu beschäftigen, ohne mit einen von den Arbeitern jemals geredet zu haben? Ich weiss z.B. das in Thailand gerade der „Teamgeist“ zusammengenäht wurde (siehe auch hier http://www.adidas-group.com/de/sustainability/statements/2006/Molten_Thailand_TLC_CCC_report_June_2006.asp ) Hier wird auch von den Gehältern gesprochen, der Betrieb zahle anstelle der Mindestlöhne von 166 THB immerhin zwischen 173 THB und 260 THB, wenn man jetzt bedenkt das aktuelle Kurs bei ungefähr 48 THB für einen Euro liegt, dann wird einem der Zynismus der Stellungnahme erst recht bewusst. Nur zur Info ein Big Mc Menu kostet 100 THB, ein lokales Bier im Supermarkt 20 THB, selbt mit 260 THB am Tag lebt man in Thailand nicht wie ein Fürst. Und wenn man bedenkt das so ein +Teamgeist in Deutschland ca. 100,00 € kostet dann muss ein Arbeiter ja nur ca. 20 Tage arbeiten um mit dem Ball kicken zu können. Aber gleichzeitig kämpfen eben solche Arbeiter um den Erhalt ihrer Arbeitsplätze (so geschehen als Nike eine Fabrik nach China verlagert hat), weil sie keine bzw. nur wenig Alternativen haben.

  29. 29
    matze

    @johnny danke, daß Du das Schwarz-Weiß aufgebrochen hast.

    @ gene October, danke für die Info, vor allem die Preisrelationen.
    Ich kann Dich verstehen, was mögliche Überheblichkeit betrifft, das beste dagegen ist einfach Fakten statt Meinungen bringen.

    Die Bewertung entsteht ja wohl aus dem menschlichen Trieb, ein Resümee, eine Entscheidung zu fällen – ich könnte es aufgrund des obigen Artikels nicht (liegt aber auch daran, daß ich Coke’s nicht nehme. Weder das eine noch das andere!-))

    Johnnys Artikel zeigt doch Coke ungleich böse und Gewerkschaft nicht automatisch gut.

    Auch eine Gewerkschaft hat ja die Tendenz, den Nutzen ihrer Führer zu optimieren (Siehe die Ver.di-Chefs, die ja auch alle in Aufsichtsräten und noch viel schlimmer in der Arbeitsargentur sitzen, die betreiben unzählige Bildungsinstitute etc, also genau wie ein Unternehmen erweitern sie ihr Portfolio.)

    Georg, wieviele Mitarbeiter hast Du eigentlich?
    Kennst Du die alle persönlich – dann könnte man Deinen Unmut nämlich erst recht verstehen.

  30. 30
    apfelbaum

    @ Gene: Unter dem schönen Spruch Think Global Act Local kann man sich zuerst natürlich gar nix vorstellen. Aber ich habe sofort an ein Beispiel gedacht, an Myanmar, da hat diese Maxime funktioniert. In den Neunzigern boykottieren studentische Vereine in den USA Produkte von Konzernen, die in Länder mit prekärer Menschenrechtslage investieren (u.a. Myanmar und Nigeria). Massachusetts verabschiedet im Juni 1996 ein Gesetz, dass in Myanmar involvierten Firmen den Zugang zu öffentlichen Aufträgen erschwert. Daraufhin ziehen sich viele Firmen (unter anderem Heineken, Pepsi Cola, Motorola, Texaco und Eastman Kodak) aus Myanmar zurück. Leider hat der Bostoner Gerichtshof entschieden, das Gesetz sei nicht verfassungskonform. Trotzdem hatte hier lokale Politik einen globalen impact. Siehe u.a. Naomi Klein, No Logo, S. 614 – 620.

  31. 31
    Gene October

    @apfelbaum
    Ich denke dabei nicht einmal soweit, ich kaufe mir halt lieber Bier das in Berlin gebraut und abgefüllt wird und nicht in Einwegverpackungen verkauft wird etc.. Aber dein Beispiel ist gut, und ein entsprechendes denken und handeln würde mehr verändern als X Demos.

  32. 32

    Ich freue mich über den inhaltsschweren Artikel. Coca Cola trinke ich schon lange nicht mehr – aber eher wegen der Zutaten.

    Bleibt zu erwähnen, dass noch mehr Getränkemarken zu dem Konzern gehören.

  33. 33
    Karl

    Hallo? Häusler?

    nicht mal ein professioneller Journalist würde einem PR-Fuzzi ein derartiges Interview durchgehen lassen, wieso gibst du denn bitte der strategischen Coca-Cola-Kommunikation einen Platz auf deiner Seite? Haben die wenigstens dafür bezahlt?? Als nächstes kannst du ja oben ein Coke-Banner schalten ….

  34. 34

    Haeusler schreibt man mit „ae“. Ansonsten danke für den wertvollen Kommentar!

  35. 35

    Interessanter Artikel, vielen Dank dafür.
    Nur noch zwei Cents: ein „halbes Jahrzehnt“ scheint mir als Konflikt- (bzw. Friedenssuch-)Dauer etwas kurz, meintest Du vielleicht ein halbes Jahrhundert? Außerdem, als kleine Ergänzung: Uribe ist zu Verhandlungen mit der FARC bereit (und verhandelt bereits mit dem ELN), die Paramilitärs sind außerdem offiziell bereits „entwaffnet“. Mittlerweile wird von der Regierung vorgeschlagen, die entwaffneten Kämpfer könnten ja „private Sicherheitsdienste“ gründen, sich also wieder BEwaffnen. Außerdem greifen ehemalige Chefs nun offen und erschreckend unbehindert in die Politik ein…

    Was ein Fazit zum eigentlichen (Coke-)Thema angeht, kann ich mich Dir nur anschließen: niemand weiß genaueres…

  36. 36

    delacruz, danke für den Hinweis auf den Fehler, natürlich geht es um knapp 50 Jahre. Ist geändert.

    Die „Entmobilisierung“ der Paramilitärs durch Uribe steht ja in der Kritik, da er ihnen bei Niederlegung der Waffen Straffreiheit zusagt… wo doch genau die mangelnde Strafverfolgung eines der großen Probleme zu sein scheint. Offenbar vertrauen jedoch viele im Land Uribe, im Ausland scheint man da unsicherer zu sein.

  37. 37

    Es ist halt eine Gradwanderung zwischen der Notwendigkeit, Anreize zu bieten, um den Führern die Demobilisierung schmackhaft zu machen, und die Ansprüche auf „Wahrheit, Gerechtigkeit und Reparation“ zu erfüllen. Letzteres scheint da definitiv zu kurz zu kommen, doch der Großteil der Bevölkerung steht tatsächlich hinter Uribe. Gleichzeitig will (verständlicherweise) niemand Wohnheime ehemaliger Paras in seiner Nachbarschaft haben…

  38. 38

    Auf die Gefahr hin, etwas unqualifiziert zu wirken, überlasse ich meinem WG-Blog (http://kalcki-wg.blogspot.com/) das Wort (Eintrag vom 30. Mai, schon etwas her aber trotzdem noc auf Seite 1) und spreche mich explizit gegen Coca-Cola-WG’s aus.

  39. 39

    Ich muss hier einmal einfuegen, dass die Frau, die diesen Film gemacht hat, Inge Altemeier, eine grossartige investigative Journalistin ist, die auch viel in Aceh gearbeitet hat…mehr dazu unter http://billardinberlin.blogg.de/eintrag.php?id=58
    und natuerlich Hornung Tv und Globalfilm….

  40. 40
    Axel

    estimados intelectuales,
    Como no simplemente dejar de hablar sobre Colombia. Ustedes que ni siquiera comprenden castellano.

  41. 41

    Pues claro que algunos de nosotros entendemos y escribimos el castellano. Pero cual es el argumento: Sólo por no hablar la lengua no se puede discutir sobre la situación politica de un país?

  42. 42

    Kann das jemand übersetzen? War die Kritik, dass man nicht über ein Land schreiben sollte, dessen Sprache man nicht versteht?

  43. 43
    boo

    ja, so ungefähr übersetzt:

    44: Liebe Intellektuelle,
    warum es nicht einfach lassen, über Kolumbien zu sprechen, Ihr, die Ihr nicht einmal Spanisch sprecht.

    45: Natürlich sprechen und schreiben einige von uns spanisch. Aber da es das (dein) Argument ist: Nur weil man nicht die Sprache spricht, soll man nicht über die Politik eines Landes diskutieren können?

  44. 44

    Dankeschön.

    Ach so und: na klar kann man sich über die Politik eines jeden Landes schlau machen und darüber nachdenken. Ich kann ja auch kein Bayerisch.

  45. 45
    Gene October

    WOW, ich kann weder chinesisch, arabisch oder russisch. Aber denken kann ich trotzdem. Aber irgendwie ist das schon richtig, George W. Bush kann sicher auch keinen arabischen Dialekt.

  46. 46
    horst

    schreibt doch ma was über mexico, da brennts richtig und alles auf die ganz unkoschere …..

  47. 47

    Sehr interessant. Bin zufällig über Google auf diese Seite gekommen.

  48. 48
    oliverg

    Sorry, Metaebene: Komisch, die größten Kritiker der Elche haben jetzt nix mehr zu sagen. (Oder ich hab was überlesen.) Man hat die Welt halt lieber schwarzweiß, FreundFeind, etc. Danke Johnny, für das Grau.

  49. 49
    Axel

    Im Grunde genommen (und hier liegt mein eigentliches Problem) referenziert das einfach zu eindeutig dieses ganzen Dependenztheorie-Zeug (s. wikipedia).
    Ein böser US-Konzern läßt Gewerkschaftlern den Schädel einschlagen und kann weiter die Arbeiter unterdrücken (Vermutlich werden die mit Waffengewalt zu ihrem Arbeitsplatz gebracht, haha).
    Kolumbien besitzt eine kleine Ober und Mittelschicht, ein paar Kriminelle die mit Coca-Schmuggel gut leben können sowie sehr viele Leute aus der unteren Mittelklasse, die nur sehr wenig Coca Cola trinken können und sehr viele Leute aus der Unterklasse, die sich gar keine Cola leisten können.
    Als Markt dürte das Land somit kaum eine spürbare Bedeutung für den Coca Cola Konzern haben. Für Ver.di ist es natürlich ein sehr schönes Beispiel, um auf der Basis von latent vorhandenen Dritte-Welt Vorurteilen des uninformierten Teils der Deutschen Bevölkerung sich selbst in einem sympathischeren Licht erscheinen zu lassen.
    Coca Cola kann als Konsumentenartikel überhaupt kein Interesse daran haben, in Kolumbien als „den guten Gewerkschaftler abschlachtendes Böses“ aufzutreten. Oder glaubt ihr etwa, dass es dort keine freie Presse gibt, wenn die wirklich übel agieren? Und das die Kolumbianer dann weiter Cola trinken würden? Ich hab deutlich mehr Vertrauen darin, dass die kolumbianische Gesellschaft damit schon fertig wird.
    Im großen und ganzen ist es nicht unbedingt völlig abzulehnen, dass die Aktivitäten von global tätigen Konzernen in Entwicklungsländern von den Bevölkerungen der reicheren Länder aus beobachtet werden. Nur braucht man diesen Mechanismus nicht für übermässig effektiv zu halten. Wirklicher Fortschritt kann nämlich nur von den Kolumbianern selbst ausgehen. Besonders asiatische Länder – teilweise aber auch Chile und Brasilien – haben aber gezeigt, dass dort auch ohne ver.di-Sittenpolizei Demokratie und Mittelschichten entstehen können.

  50. 50

    In Indien scheint Coca-Colas Weste auch nicht so sauber zu sein: http://www.csr-asia.com/index.php?p=7231