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Ich bin schuld

Ich war geneigt, die hervorragende Berichterstattung von Ix zur gestrigen Hamburger Diskursrunde ganz knapp und Web-1.0-mäßig mit einem herzlichen ROTFLMAO zu verlinken.

Aber es fühlt sich schon erstmal sehr merkwürdig an, wenn ich lese, wie sich jemand in einer anderen Stadt und in meiner Abwesenheit auf dem Podium einer öffentlichen Veranstaltung über mich ereifert hat. Dann folgt aber sofort das große Aufatmen, denn schließlich war es Lars Cords der sich ereiferte, damaliger Kampagnenleiter von „Du bist Deutschland“ und im Moment die einzige mir bekannte Person, die sich als „Blog-Berater“ bezeichnen würde ohne dabei rot anzulaufen.

Alles beim Alten also, die Erde bleibt eine Kugel. Nochmal Glück gehabt.

Der Vollständigkeit halber:

– Die „Relevanz“ von Blogs misst sich nicht an Zugriffszahlen, ebensowenig wie sich die Relevanz einer Band an ihren Verkaufszahlen messen lässt.

– Die Jamba-Kiste™ wurde erst durch die unfreiwillige Unterstützung des Unternehmens selbst zur wirklich lustigen Geschichte, die auch den „etablierten“ Medien genug Spaß bereitete.

– Die „Du bist Deutschland“-Persiflage wäre im Nichts verpufft ohne die Leute, die von der Kampagne offenbar ähnlich angewidert waren wie ich.

Das alles weiß eigentlich jeder, der sich regelmäßig und ohne übertriebene Aufregung mit Blogs beschäftigt. Aber diejenigen, die das tun, kennen auch mehr Beispiele als immer wieder „Jamba“, verstehen Blogs in erster Linie als Teil einer Kultur und nicht als Geschäftsmodell und sie haben erkannt, dass sämtliche Versuche „die ganzen Blogs“ einzuordnen, zu klassifizieren, „zu packen“ und für eigene Ziele zu nutzen genauso kläglich scheitern werden wie der Versuch die garantierte Formel für einen Hit zu finden.

And that’s the beauty of it.

38 Kommentare

  1. 01

    Heisst das nicht *roflmao*?
    Für was steht das „t“?

    Grüße aus der Opelstadt
    Mario

  2. 02

    Ich korrigiere mich mit sofortiger Wirkung – Johnny hat natürlich recht und ich meien Ruhe ;).

    ROTFLMAO : rolling on the floor laughing my ass off [vulg.], sagt http://www.dict.cc

  3. 03

    Und Johnny sprach Es werde Blog! Und es ward Blog ;)

    die „žDu bist Deutschland“ Kampagne war fand ich aber auch sowas von bescheuert…

  4. 04
    leo

    Hahaha, ich bin ab heute Blog-Berater. Ich habe zwar gar kein Blog, aber das macht nichts, schliesslich muss ein Suchtberater ja auch nicht süchtig sein und ein Schuldnerberater wäre ein schlechter Schuldnerberater, wenn er Schulden hätte. Mein Tagessatz beträgt 2500€ zuzügl. MwSt. – Qualität hat halt seinen Preis. Und wer im 2.0er Web so richtig durchstarten will, der braucht Kompetenz ohne Ende. Ob ich mich dann schäme? Höchstens wenn es keiner sieht.

  5. 05

    Nur der Vollständigkeit halber und für alle, die es damals (im März) nicht mitbekommen haben. Es gab eine prima Podiumsdikussion mit Lars Cords, Stefan Keuchel und Johnny auf der CeBIT 06 – moderiert von Reinhard „the Voice“ Karger. Adui-Mitschnitt hier:

    http://www.andreas.de/wordpress/archives/2006/03/13/du-bist-blogging/
    Video davon dort:
    http://www.spreeblick.com/2006/03/30/olle-kamellen/

  6. 06

    …glückwunsch! das ist doch großartig, von einem fehlbelichteten werbemännchen einen kostenlosen kurs in schlechtem benehmen und nullahnung verpasst zu bekommen. natürlich unpersönlich, wie sollte es anders sein.

    außerdem – irrelevant? der mann ist ein borg! das erklärt sein rumgestöpsel in sachen manipulation. widerstand ist zwecklos. sie werden assimiliert. höhöhö…

  7. 07
    André

    Mich würde mal interessieren, welche Blogger das sind, die die PR-Arbeit für die neuen Google-Kalender erledigen? Wie Google-Kommunikationschef Stefan Keuchel gestern Abend in illustrer Runde lauthals verkündete, schreibt er, um seine Kalender zu promoten, einfach 12-15 seiner Blogger-Kumpels an (offenbar alles renommierte Blogger), die seine Produkte dann für unters Volk bringen.
    Das fand ich ja die eigentliche Hammernachricht des Abends (und nicht die blöde Retro-Aussage von Blumencron)!
    Wohl bekommts!

  8. 08
    lana

    gäbe es leute wie cords nicht, müsste man sie erfinden. als resonanzboden für das eigene geschreibsel sind sie doch ganz nützlich, nicht wahr? es gibt astrologieberater, müllsortierer und ich-AGs. jeder hype hat seine deppen, an denen der hipster sein mütchen kühlt.

  9. 09

    …ich ag? nein. ich müllsortierer. doch. müllsortierer gefällt mir. ist gekauft.

  10. 10

    Gab es da nicht ein Doktorchen, der zu wenig Milch bekommt und sich auch Blogberater nennen würde, wenn ihn denn jemand buchen würde?

  11. 11

    Der Cords hat doch nur den Paris Hilton Artikel gelesen. Und nächsten Monat bringt er sein erstes Album raus. (insert your own funny title here)

  12. 12
    Stefan_K

    Hmmm,
    ist bloggen über’s Bloggen nicht irgendwie total Nineties?

  13. 13

    Stefan_K, total. Aber wir sind jetzt mal retro, das soll wieder im kommen sein. :)

  14. 14
    Stefan_K

    Argument, gebongt.

  15. 15

    Ich darf noch einmal in Erinnerung rufen, welchen Titel die gestrige Veranstaltung hatte und worüber wir diskutiert haben: „Web 2.0 — wie verändern sich klassische Medien und PR“…

    Keine Frage, dass Weblogs weltweit und inzwischen auch endlich in Deutschland „Teil einer Kultur“ sind. Und dieser Hinsicht will auch niemand ihre Relevanz in Frage stellen. Aber um diesen soziologischen oder gesellschaftspolitischen Ansatz ging es gestern nicht — sondern um ihre Relevanz in Hinsicht auf die Kommunikation von Unternehmen.

    Und aus diesem Blickwinkel ist nun einmal der derzeitige Content im Web 2.0 zum allergrößten Teil komplett irrelevant. Da das aber ja auch erklärtermaßen gar nicht das Ziel der „Szene“ ist, in erster Linie Meinungsbildung in Fragen von Produkten oder Unternehmensimage zu betreiben, verstehe ich die Aufregung nicht ganz.

    Es ist ja gerade meine These, dass sich die Blogosphäre nicht dazu eignet, aktive Unternehmenskommunikation zu betreiben in dem Sinne, dass man Blogger wie Journalisten behandelt. Und auch ein eigenes Unternehmensblog macht eben nur Sinn, wenn ich entsprechend attraktive, aktuelle und authentische Inhalte zu bieten haben und vor allem die Transparenz und Offenheit für Kritik mitbringe, die dieses Format der Kommunikation nun einmal erfordert. Und da habe ich so meine Zweifel, dass schon sehr viele Unternehmen in Deutschland soweit sind, ihr doch immer noch eher hierarschisch geprägtes System der Kommunikation umzuschmeißen.

  16. 16

    Naja Johnny, „die garantierte Formel für einen Hit“ gibt es (leider): Lou Pearlman, mit seinen immer wider neuen, immer wieder schrecklichen Boybands.

  17. 17

    …hierarschisch! wonderfool! applause! (mr. freud, i asume?)

  18. 18
  19. 19

    andré. dass keuchel blogger kennt und wegen dem google-kalender angeschrieben hat find ich nu nicht so sonderlich hammerig.

    1. macht google das seit eh und je, vielleicht nicht mit bloggern, aber immer mit ein paar mehr oder weniger priviligierten beta-testern. first mover früh überzeugen nennen die das wohl.
    2. ist das calendar-ding uralt und ich hab jetzt wirklich nix von nem speziellen deutschland-start für google-calendar gehört. wenn es sowas gegeben haben sollte, hätten alle schlechte (pr) arbeit geleistet.
    3. mich würds dann doch auch interressieren wer die 10-15 blogger sind. mein erster tipp wäre robert basic. der hat glaube ich schon mit der halben welt telefoniert. warum nicht auch mit keuchel?

  20. 20
    leo

    „hierarschisch“ – Hilfe, mein Zwerchfell!
    Aber ich muss Herrn Cords zustimmen in dem Punkt, dass Blogs nicht für die Unternehmenskommunikation geeignet sind, solange ein Mitarbeiter nicht schreiben darf, was er will, ohne um seinen Job zu fürchten. Auch virales Blogmarketing ist langfristig kaum zuträglich für ein Unternehmensimage. Braucht man eine Konferenz um das festzustellen??? Ich verstehe also den ganzen Aufriss nicht.

  21. 21

    Herr Cords, mir ging es darum, meine Verwunderung über Ihre von Ix zitierten Aussagen zu äußern, in denen Sie (wenn alles richtig zitiert wurde) versucht haben, diverse „Blog-Geschichten“ an (m)einer Person festzumachen.

    Dabei ist doch das Spannende an diesen Geschichten, dass sie eben nach Initialzündungen eine eigene Dynamik entwickelt haben, und diese Dynamik wäre ohne das Netz, ohne Blogs nicht möglich gewesen. Und ebensowenig waren sie planbar. Genau diesen Eigendynamik-Faktor nutzen und irgendwie ein bisschen „kontrollieren“ zu können ist jedoch eines der aktuellen Themen in der PR, insofern verwundert es mich, wenn Sie bei eben genau diesem Oberthema äußern, die bekannten Beispiele hätten in der „Macht“ einer einzelnen Person gestanden. Das taten sie aber nicht.

    Genau das ist doch auch der Punkt, der PR-Unternehmen unsicher macht (was ich verstehen kann): Während sich in der Arbeit zwischen PR und Journalisten gewisse Spielregeln und Mechanismen eingependelt haben (die ich übrigens nicht ausschließlich für falsch halte), kommen pötzlich Blogs, für die diese Regeln nicht existieren.

    Spreeblick war aus PR-Sichtweise vor Jamba ebenso „irrelevant“ wie jedes andere Blog. Soll heißen: Der nächste „Hammer“ wird mit hoher Wahrscheinlichkeit von einem der anderen „irrelevanten“ (wie ich dieses Wort hasse….) Blogs kommen. DAS sollte man den Verantwortlichen meiner Meinung nach sagen, nicht, dass „das alles nur der Haeusler war“. :)

    Die „Relevanz“ von Blogs ist ihre pure Existenz, auch in Hinsicht auf Unternehmenskommunikation.

    Meinungsbildung intressiert mich übrigens kaum. Meinungsabgleich, Meinungsfindung, Meinungsäußerung: Schon eher.

    Was ihre Sätze zu Corporate Blogs angeht: D’accord!

  22. 22

    Dir sei verziehen.

  23. 23

    Nun stellen Sie Ihr Licht aber bitte nicht unter den Scheffel… Inzwischen ist die Anzahl der Blogs eben doch schon so stark gewachsen, dass sich ähnlich wie in der klassischen Medienwelt Autoritäten entwickelt haben, die eher in der Lage sind, Themenwellen auszulösen als andere.

    Diese Knotenpunkte gilt es in der Unternehmenskommunikation zu kennen und genauer im Blick zu behalten als 99,99 % des restlichen www (Nicht von ungefähr versuchen ja die Print-Titel nun wie verrückt, sich den Status der „Spitze der Contentpyramide“ auch im Web wieder zurückzuerobern…).

    Aber in Bezug auf die mangelnde Steuerbarkeit und Vorhersehbarkeit stimme ich Ihnen natürlich zu. In der Tat liegt darin der Reiz und die eigentliche Herausforderung im Umgang mit Web 2.0 in der PR.

  24. 24
    Stefan_K

    Sehr geehrter Herr Cords,
    wenn ich PR so verstehe wie Werbung, nämlich als bezahlte, gesteuerte, durchaus legitime Form von Kommunikation, ganz anders als zum Beispiel ein hoffentlich unbezahlter Journalismus, der eben nicht gesteuert wird von seinen Anzeigenkunden, was hat das bitte mit „Web 2.0“ zu tun?
    Nichts.
    Im Gegenteil.
    Ihren letzten Satz kann ich absolut nicht verstehen. „Die eigentliche Herausforderung im Umgang mit Web 2.0“ ist mit Sicherheit nicht die Ausbeutung im Sinne von Unternehmenskommunikation.

  25. 25

    Na ja, wenn ich Web 2.0 auf Weblogs reduziere, dann haben Sie wahrscheinlich recht. Für mich ist Web 2.0 aber wesentlich umfassender und betrifft auch die neuen technischen Entwicklungen in Richtung Breitband und die daraus erwachsenden Möglichkeiten wie Podcasts oder Videocasts als Träger von Unternehmenskommunikation und Marketing zu nutzen. Und da ist es eben doch eine sportliche Herausforderung, außerhalb der eigenen Homepage eines Unternehmens eine Botschaft in den (Meinungs-)Markt zu tragen…

  26. 26

    Beachten Sie zum Thema „Blog-Berater“ bitte unbedingt auch:
    http://www.gapingvoid.com/bloggingconsultant438.jpg

  27. 27
    Stefan_K

    Geehrter Herr Cords,

    ich möchte Ihnen natürlich nicht zu Nahe treten oder gar Ihr Textbeispiel klauen, aber wenn Sie das Web 2.0 schon sportlich betrachten:

    Wahrscheinlich sind Sie ein Fan von Bayern München und möchten gern irgendwas mit dem UEFA-Cup oder so.

    Ich bin ein Fan des FC St. Pauli.

    Das, genau das, macht den Untersxhiedcyy.

  28. 28
  29. 29

    ix:

    2. ist das calendar-ding uralt und ich hab jetzt wirklich nix von nem speziellen deutschland-start für google-calendar gehört.

    Hier: Googles Kalender kann jetzt auch Deutsch

  30. 30

    ja, aber da steht auch, dass das ding seit april online ist. das ist uralt. vom deutschland start hab ix halt nix mitbekommen.

  31. 31

    nfowar, danke für den Hinweis, bei GoogleAds kann man filtern, bei amazon leider nicht… Hm. Wir brauchen „richtige“, eigene Ads, offensichtlich.

    Herr Cords, mir ist ja bewusst, dass Spreeblick mehr „beobachtet“ wird als andere Blogs, aber ich glaube das ist ein Fehler, wenn man denn schon solche Interessen verfolgt. Da geht technorati clevererer mit um, oder?

  32. 32

    @No.19, ix: „mich würds dann doch auch interressieren wer die 10-15 blogger sind. mein erster tipp wäre robert basic. der hat glaube ich schon mit der halben welt telefoniert. warum nicht auch mit keuchel?“

    auch wenn Stefan sicher ein ganz netter Typ sein mag und Google eines der spannendsten Unternehmen weltweit, so schnell mache ich dann doch nicht die Beine für billig Access, Kohle und Cars breit.

  33. 33
    Jan(TM)

    Johnny H. der König des viralen Blogens …

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    Verstehe ich bei der Google-Diskussion etwas nicht?

    Jedes Unternehmen verschickt Pressemitteilungen. Sollte es nun so sein, dass Google an ein paar Blogger (nein, ich gehöre nicht dazu) „vorab“ Meldungen verschickt, damit diese bei Bedarf etwas schreiben können: Wo ist das Problem?

    Solange Google nicht für Artikel bezahlt (bzw. solange Blogger kein Geld für Artikel nehmen) und niemanden unter Druck setzt, schreiben zu müssen um auf dieser „Liste“ zu bleiben, kann ich nichts Verwerfliches daran feststellen.

  35. 35

    imho ist das ja quasi wie ein Newsletter, was ja jetzt nicht grade unüblich ist.

  36. 36
    AP

    Hey, „das war alles der Häusler“ hat Potential. Ich werde das ab sofort meiner knapp dreijährigen Nichte als Ausrede und Entschuldigung für alles, was sie verbockt hat, beibringen. Warte es nur ab, in ein bis zwei Generationen hat sich das in den Sprachgebrauch eingebürgert.

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