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Jagdszenen in Hamburg

Ulfert, Anhänger von Werder Bremen, musste in Hamburg feststellen, dass man Fußball möglicherweise alle vier Jahre zusammen feiern kann, im Alltag aber eher zusammen geschlagen wird.

In meiner Panik hatte ich schnell zu entscheiden: Meine Flagge für 3 Sekunden länger zu behalten und womöglich einen gebrochenen Kiefer oder ähnliches davontragen, oder meine Flagge aufgeben und das Weite suchen. Ich entschied mich für die zweite Möglichkeit und wurde trotzdem fast von einem der Angreifer eingeholt; Es müssen hässliche Szenen gewesen sein. Als ich später 2 meiner Freunde wiederfand, hatte einer von ihnen ein blutiges Auge und ein Zweiter einen aufgeschürften Arm. Sie erzählten mir, dass der Erstere von zwei Hamburgern angegriffen wurde, von denen ihn einer mit dem Fuß (!!!) im Gesicht (!!!) traf.

Die ganze Geschichte könnt Ihr hier lesen.
Das Publikum war heute wieder wundervoll. Es möge sich seiner erbeuteten Fahnen und abgebrochenen Jägermeisterflaschen erfreuen. Und – wenn mir diese Bitte gestattet ist – dran ersticken. Ich selbst war mit 12 zum letzten Mal im Stadion. Nennt mich weich, aber mir reichte das Liveerlebnis, nachdem ich mitbekommen hatte, dass einige Alemannia-Fans Anhänger des Freiburger Sportclubs mit “Freiburg, Freiburg”- Rufen anlockten. Die Wut über das Spiel war es nicht, das hatte Aachen mit 3: 1 gewonnen. Wohl eher die Wut auf das eigene Leben, in dem es nicht mal zu einem Unentschieden reichte.

12 Kommentare

  1. 01

    So etwas kann auch gerne einmal anders ausgehen, da ist es auch mit der so oft gepredigten “Hooligan-Ehre” (dem Gegner keine bleibenden Schäden zuzufügen) nicht weit her.

    Naivität schützt vor Dummheit nicht.

  2. 02
    Ulfert

    Wie darf man das verstehen? wohlgemerkt, die “Hooligan-Ehre”, die ich zitiere, stammt aus einigen Dokumentationen über den englischen Hooliganismus, in denen alle Beteiligten diese “Ehre” als letztes Symbol der Zivilisation inthronisierten… Sie wird auch hierzulande gerne von den entsprechenden Gruppen erwähnt, findet aber wohl keine Umsetzung.

  3. 03

    Ich glaube langsam, diese “Hooligan-Ehre” ist ein Mythos.

    Vor kurzem habe ich das Buch “Hoolifan” gelesen. Dieses wurde hauptsächlich aus der Sicht eines ehemaligen “erlebnisorientierten” Chelsea-Fans geschrieben, der schon seit den späten 60ern mit dabei ist/war.

    Und komischerweise wird dort nie so eine Art Ehrenkodex erwähnt, dafür zahlreich das Verwenden von Stahlkappenstiefeln, Steinen oder Flaschen sowie das Bearbeiten von am boden liegenden Gegnern.

    Also, vergesst das besser mit der “Ehre”. So ein Kodex hilft einem sowieso nicht, wenn man in einen unüberschaubaren Mob gerät.

  4. 04

    Der Hamburger Stadionsprecher Lotto King Karl hatte laut ARD die unglaublich witzige Idee, die Hamburger Zuschauer, die Tim Wiese mit einer abgebrochenen Jägermeisterflasche beworfen hatten, zu bitten, sie mögen “keine Getränke mehr an Herrn Wiese verabreichen”. Nennt man das jetzt Humor?

  5. 05
  6. 06

    Olli ist ja mindestens so lustig wie Lotto King Karl. Weiter so.

  7. 07
  8. 08
    Mokel

    Ich war bei dem Spiel. Tim Wiese applaudiert ironisch dem Schiedsrichter und bekommt nicht mal Gelb. Dann zeigt er den HSV Fans den Mittelfinger und die wieder ausbleibende Aktion des Schiedsrichters wurde dann von den HSV Fans übernommen.

    Viele Bremer sind eben ätzend und man sollte die Größe zeigen, sich von ihnen nicht provozieren lassen. Das haben leider einige Leute in der Nord Kurve dann nicht geschafft.

    Ich könnte mir gut vorstellen, dass sich viele HSV Fans durch wirklich merkwürdige Schiedsrichter Entscheidungen schlecht behandelt fühlen. Das zusammen mit den schlechten Leistungen der Mannschaft frustriert sicher viele.

  9. 09
    Clemens

    Wenn Frust jetzt tatsächlich schon als Rechtfertigung für tätliche Angriffe dient, wird das sicher viele Menschen mit Kurzhaarfrisuren und Springerstiefeln in diesem Land freuen…

  10. 10

    @ Mokel
    Ich kann den Zusammenhang zwischen dem ironisch applaudierenden Wiese und dem, was Ulfert schildert, nicht erkennen.
    Das Publikum bestraft deiner Meinung nach legitimerweise eine Aktion, die der Schiedsrichter nicht geahndet hat? Durch einen Flaschenwurf? Vielleicht sollte man in Zukunft auch das Heimpublikum über Elfmeter entscheiden lassen. Ein Pfiff aus tausenden von Kehlen hat doch sowieso mehr Legitimation als der von einem, der dafür ausgesucht wurde.

  11. 11
    Mokel

    Hey, ich hab doch gesagt, daß man sich nicht provozieren lassen darf. Das Werfen von Flaschen etc. ist auf keinen Fall in Ordnung. Ich war – wie gesagt vor Ort – und die Atmosphäre war ohnehin schon sehr angeheizt. Wie so oft wenn der HSV gegen Werder spielt.

    Durch sein Verhalten hat Wiese meiner Meinung nach zur Eskalation mindestens beigetragen.

    Und zum dritten Mal: Es geht gar nicht, irgendwelche Gegenstände auf gegnerische Spieler zu werfen!

    Alle fanden es damals unmöglich, als ein Köln Fan einen HSV Spieler mit einem Drumstick beworfen (und anders als bei Wiese sogar getroffen) hat. Trotzdem sind sich alle einig, dass die HSV Spieler nicht unbedingt allzu ausgelassen vor dem gegnerischen Fanblock ihr Tor hätten feiern und die Köln Fans mit gewissen Handzeichen hätten bedenken sollen.

    Auch in dem Fall haben die Spieler zur Eskalation beigetragen und jemand hat die Kontrolle verloren.

  12. 12