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Vollprogramm

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Foto: Checoo

Lothar Keller: Viertel vor sieben, hier sind die RTL Nachrichten.
(Eine elektronische Fanfare ertönt und geht in ein nervöses, wahrscheinlich einem Ticker nachempfundenes Gezirpe über.)

Gefährliches Winterwetter: Auf spiegelglatten Straßen sterben sechs Menschen und bei heftigem Schneefall stecken zehntausende in Staus fest.
Dreiste Fälscher: Chinesische Fälscher verkaufen nachgemachte Produkte auf Messen in Deutschland gleich neben den Herstellern der Originale.
Und!

Rätselraten um Babyleichen: Die Polizei in Thüringen zweifelt inzwischen daran, dass die 21jährige Claudia B. ihre drei toten Säuglinge alleine versteckt hat.
Und damit herzlich willkommen zu RTL aktuell am Samstagabend, Sport gleich mit Birgit von Bentzel.
Birgit von Bentzel: Ihnen einen schönen „Guten Abend“.

Lothar Keller: Schnee und Eis haben heute in weiten Teilen Deutschlands für erhebliche Probleme auf den Straßen gesorgt. Weil sich Zehntausende auf den Weg in die Skigebiete der Alpen machten, kam es auf den schneeglatten Autobahnen rund um München zu Staus von bis zu dreißig Kilometern Länge. Im Norden führte Glatteis zu vielen Unfällen, bei denen mindestens sechs Menschen ums Leben kamen.

Reporter: Überfrierende Nässe nach dem Schneefall machte vergangene Nacht die Straßen in Norddeutschland unberechenbar. Wie hier auf der Autobahn 29 bei Oldenburg krachte es mehr als 100 Mal. Dieser BMW kam ins Schleudern und überschlug sich, die Beifahrerin wurde schwer verletzt. Viele Fahrer passten ihre Geschwindigkeit nicht den glatten Straßen an. Ein besonders schlimmer Unfall ereignete sich auf der Bundesstraße 72 im Kreis Cloppenburg. Dort schleuderte ein vollbesetzter Kleinbus auf der rutschigen Fahrbahn in einen entgegenkommenden Polo. Der Fahrer des Polos kam ums Leben, im Bus starb ein Mensch, sieben wurden teilweise lebensgefährlich verletzt.
(Im Folgenden erfahren wir, dass sich der Verkehr auf bayerischen Autobahnen staute. Wie lang war der Stau? Hat jemand aufgepasst? 30! Kilometer!)

Lothar Keller: Und worauf Sie beim Fahren auf glatten Straßen besonders achten sollten, auf unserer Internetseite rtl-aktuell.de finden Sie viele Tipps.
(Wie könnten diese Tipps aussehen? Winterreifen? Langsam fahren? Zuhause bleiben? Ich weiß es nicht, denn die Internetseite rtl-aktuell.de ist zwar wunderbar bunt, verrät aber auch nach längerem Draufstarren nicht, wie ich dem Tod auf der Autobahn entrinnen kann.)

Lothar Keller: Im Fall Kurnaz machen jetzt auch die Grünen Außenminister Steinmeier Vorwürfe. Fraktionschefin Renate Künast sagte der Frankfurter Rundschau, Joschka Fischer habe bereits im Jahr 2002 versucht, den Deutsch-Türken Kurnaz aus Guantanamo herauszuholen (In der Tagesschau ist Kurnaz lediglich „der Türke“. Hier gibt es einen Bonuspunkt für RTL), doch das Kanzleramt unter Leitung Steinmeiers habe versucht, Kurnazs Rückkehr zu unterbinden. Der Focus meldet dagegen, aus einem vertraulichen Bericht der deutschen Botschaft in Washington gehe hervor, dass die USA selbst die Freilassung bis 2006 blockiert hätten.

Als im vergangenen Jahr die Ladenschlusszeiten (Moment! Eine Meldung aus der Frankfurter Rundschau und eine aus dem Focus vorlesen kann ich auch, wenn das Licht gut ist. Wie sieht es aus mit der eigenen Recherche? Was hat die zu Tage gefördert? Ach ja, die ist auf der Autobahn, da, wo es 100 Mal gekracht hat und es Staus von bis zu 30 Kilometer Länge gab. Mein Fehler.) in den Bundesländern gelockert wurden, war der Jubel bei Händlern und Kunden groß. Doch – wie sich jetzt zeigt – nutzten viele Geschäfte die Möglichkeit gar nicht und die Kunden stehen ab acht wieder vor verschlossenen Türen. Pamela Schlatterer berichtet.

(Zwei Männer beschweren sich, dass sie nicht nach acht einkaufen können. Wir erfahren, dass Kaufhäuser nur in Ausnahmefällen nach 20 Uhr geöffnet haben. Ein Kaufhausmanager sagt, man müsse erst „ein Event bauen“, damit die längere Öffnungszeit sich lohne. Schuld ist die Mehrwertsteuererhöhung und die unfreundlichen Verkäuferinnen, denn „Kauflaune hat mit Gefühl zu tun und das kann schwanken“. Sagt Pamela Schlatterer.)

Lothar Keller: Durch nachgemachte Produkte aus Fernost entsteht deutschen Firmen jedes Jahr ein Schaden in dreistelliger Millionenhöhe. Jetzt haben Fahnder auf einer Büromesse in Frankfurt besonders dreiste Fälscher entdeckt. Direkt neben den Ständen der Originalfirmen boten Händler aus China ihre Plagiate zum Kauf an. Unser Reporter Mark Kohlbecher hat die Zollfahnder begleitet.

(Wir sehen Zollfahnder, die chinesische Händler hochnehmen. Überraschenderweise plagiieren sie deutsche Produkte.)

Lothar Keller: Und gleich sehen Sie in RTL aktuell: Riesenandrang auf die Skigebiete. Wer durch die Staus durchkam, den erwartete in den Alpen und Mittelgebirgen heute endlich der langersehnte Schnee.

(Mit anderen Worten. Wer nicht tot auf der Autobahn im Norden zurückblieb oder in einem 30 Kilometer langen Stau steckte, der darf sich darauf freuen, dass morgen angefixte RTL-aktuell-Zuschauer dazustoßen werden, ausgestattet mit todsicheren Survivaltipps von der Internetseite rtl-aktuell.de.)

Zunächst aber weitere Nachrichten in der Zusammenfassung.
(Wieder die zirpende Tickermusik, das Bild wird zusammengezurrt)

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Eine Frauenstimme: Warnung vor rechter Gefahr. Zum heutigen Holocaust-Gedenktag hat Kanzlerin Merkel zum couragierten Kampf gegen die rechtsextreme NPD aufgerufen. Alle mutigen Demokraten müssten sich den Rechtsextremen entgegenstellen. Heute vor 62 Jahren wurden die Insassen des Vernichtungslagers Ausschwitz befreit. Sechs Millionen Menschen waren dem Naziterror zum Opfer gefallen. (währenddessen sieht man Bilder einer NPD-Demo, Kanzlerin Merkel, Menschen, die „Nazis raus“ brüllen und KZ-Häftlinge in Auschwitz.)

(Weiter im Text. Die Frauenstimme berichtet vom „Ende des Fluglotsenstreiks“, von „Gewalt unter Palästinensern“, einer „Tragödie in indischem Internat“.)

Lothar Keller: Kann eine Schülerin drei Kinder zur Welt bringen und die Leichen verstecken, ohne dass jemand in ihrer Umgebung etwas bemerkt? Die Polizei im thüringischen Thörey hat Zweifel und vermutet, dass die Mutter der toten Babys keine Einzeltäterin war.

(Im folgenden Beitrag zweier RTL-Reporter wird darüber spekuliert, ob nicht vielleicht. Oder jemand anderes. Es könnte ja sein, dass.)
Der Freund der mutmaßlichen Täterin (dessen voller Name genannt wird): Sie wollte es doch auch haben. Bloß sie hat mir erzählt, sie war, stand heulend vor mir und hat mir erzählt sie hats verloren. (Wort vernuschelt) irgendwann.
Eine Psychologin: Ja, es könnte sein, dass die Familie immer zusammen gehalten hat, weil es einmal geklappt hat, die öhm Schwangerschaft zu ignorieren und dann auch das Kind leider zu entsorgen, ist es auch in den Folgefällen möglicherweise dazu, dass alle zusammen gearbeitet haben.
RTL-Reporter: Claudia B., die weiter auf freiem Fuß ist (und von der wir den Wohnort und den vollen Namen des Exfreundes kennen), und auch! ihre Eltern sollen dann erneut befragt werden.

Lothar Keller: Gut eine Woche nach der Havarie des Frachters Napoli vor der südenglischen Küste gibt es für die Bevölkerung keine Hoffnung mehr auf weiteres lohnendes Strandgut.
(Container waren an die Küste gespült und geplündert worden.)

Lothar Keller: Mehr als einhundertzwanzigtausend Frauen werden jedes Jahr in Deutschland ungewollt schwanger. Etwa jede Zehnte ist minderjährig. Denn viele wissen zu wenig über Verhütung oder sie wenden die Verhütungsmittel falsch an.

(Ein verliebtes Paar, nackte Frauenschenkel)
Reporterin: Verhütung ist in Deutschland immer noch Frauensache.

(Wir erfahren, dass man nicht kotzen soll, wenn man die Pille nimmt. Und dass Mädchen in Fußgängerzonen nicht wissen, wann ihre fruchtbaren Tage sind. Meine fruchtbaren Tage werden wohl noch ein paar Wochen auf sich warten lassen. Mir ist nach Schnee.)

Lothar Keller: Für Autofahrer ist es kein Spaß, wenn soviel Schnee fällt wie in den letzten Tagen, wir haben es zu Beginn der Sendung gesehen. Aber Spaß ist es für die Skifahrer. Nicht nur in den Alpen, auch in den Mittelgebirgen laufen Liftanlagen jetzt auf vollen Touren.

(Menschen fahren Pisten runter, ein Mann in Skimontur predigt in die Kamera: „Es ist super hier, Leute kommt her!“ Bildet 30 Kilometer lange Staus und lasst sechs von Euch zurück. Andere Skifahrer ergänzen: „Das Wetter ist perfekt“, „Der Schnee ist gut“. Eine Woche alte Bilder werden gezeigt, die beweisen: Da lag noch kein Schnee.)

Lothar Keller: Skispringen haben wir gleich in der Sendung.
Birgit von Bentzel: JafürdiewarsfastzuvielSchneeheutemehrdazugleichvorherzumHandball.
Ja, was war das wieder für ein Krimi bei der Handball-Weltmeisterschaft.
(Ja, was bin ich froh, dass nach all den harten Fakten mal ein paar Softnews kommen. Ich ringe kurz mit meinem Gewissen (Pflichterfüllung oder Erholung?) und gebe dann meinem inneren Schweinehund nach. Ich schalte um auf „Heute“. Ich habe wahrscheinlich wichtige Fakten über den 30 Kilometer-Stau verpasst.)

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Aus einer Studie des IFEM Institut für empirische Medienforschung:

Während die Nachrichten bei ARD und ZDF in der Themenauswahl und
-struktur relativ ähnlich sind, unterscheiden sich die privaten Sender
nochmals untereinander: Bei den nichtpolitischen Nachrichten betont
RTL Sport und Wetter
(Hervorhebung von mir), SAT.1 Kriminalität und Katastrophen. ProSieben, Kabel 1 und besonders RTL 2 legen Gewicht auf Unterhaltung, Medien, Buntes.

Alexander Kluge erklärt, warum es gut ist, ein Vollprogramm zu sein.

Alle Programme, die Sendemaste kriegen in Deutschland, müssen Vollprogramme sein. Wären sie ein Spartenprogramm, hätten sie dieses Privileg nicht.

Und was ist ein Vollprogramm?

Ein Vollprogramm ist laut 2. Rundfunkstaatsvertrag „ein Rundfunkprogramm mit vielfältigen Inhalten, in welchem Informationen, Bildung, Beratung und Unterhaltung einen wesentlichen Teil des Gesamtprogramms bilden“ und grenzt sich durch diese Definition vom Spartenprogramm ab.

Weiß die Wikipedia. Von Wetter sagt sie nichts. Aber sie ergänzt:

Die Vollprogramm-Lizenzen sind für einige private Kanäle nicht unumstritten, da etwa die kurzen Nachrichten-Blöcke bei RTL II als „Alibi-Sendungen“ gesehen werden können.

Aber das ist doch gemein. Ich habe erfahren, dass es geschneit hat, dass man durch Sex Kinder bekommen kann, Skifahren Spaß macht, Chinesen klauen, dass es geschneit hat, dass nach acht einkaufen dufte ist und Verkäuferinnen unfreundlich, dass eine junge Frau ihre drei Babys möglicherweise vielleicht man weiß es nicht und dass Schnee zwar lustig aber auch gefährlich ist. Ach ja. Und sechs Millionen Kilometer Stau hat es vor Auschwitz gegeben.

Voll das Programm.

Inspiriert von Stefan Niggemeier. Die Bewunderung ist nochmal gestiegen. Das macht sowas von keinen Spaß.

43 Kommentare

  1. 01

    Irgendwie hab ich in letzter Zeit verstärkt den Eindruck, dass Malte es ziemlich drauf hat…

  2. 02

    Schöner Artikel… Das sind so Nachrichten, deren Informationen man auch getrost hätte nicht haben müssen. Diese Verweichlichung ist natürlich nachvollziehbar: Über das Wetter kann man immer Reden, und es ist natürlich ganz schlimm mit der Schülerin, die ihre Kinder getötet hat, und die bösen Chinesen mit ihren gefälschten Produkten.

    Keine dieser Sachen (mal vielleicht von der Schülerin abgesehen, was man allerdings dann m.E. auch anders verpacken müsste) regt zum Nachdenken an… Nachrichten sind halt irgendwie doch nur Unterhaltung und natürlich braucht auch so eine Sendung gute Quoten.

    Auch so Sendungen, wie Galileo auf Pro7, was ich z.B. früher recht gerne geschaut habe, spricht mittlerweile nur noch in Superlativen und größer, schneller, besser und wow!!! Diese Sensationsgier, die man ebenfalls bei den Nachrichten „dieser Kanäle“ finden kann, geht mir ziemlich auf den Geist.

    Grüße Markus

  3. 03
    Maximilian

    Malte steigert und steigert und steigert und steigert sich.
    Weitermachen. Wunderbar.

  4. 04
    keiner

    Die Klausel mit dem Vollprogramm sollte man vielleicht überdenken.
    Wenn die Privatsender keine Nachrichten senden wollen, sollen sie es
    dann doch besser bleiben lassen. Diese informationsfreien
    „News“-Sendungen von RTL, ProSieben etc. haben doch höchstens den
    Effekt einer BILD-Zeitung, nämlich dass Leute sich informiert
    fühlen, ohne auch nur irgendetwas mitzukriegen.

  5. 05

    verdammt gut. Hättest du den Text ein Jahr früher geschrieben hääte ich wohl keine 4 in PoWi bekommen…

  6. 06

    Flauer Artikel, das RTL Wellness News(mit dem „ist das Kuschelig und sicher hinterm Ofen“ Faktor) bringt weiss ich schon seit Jahrzehnten. Die Filme von Charlotta Klein find ich da sehr viel besser – mein Favorit.

  7. 07
    Malte

    @ Jan
    Klar weiss man das. Aber mir ist beispielsweise dieser Wetterfetisch gestern zum ersten Mal aufgefallen. Und bei dem Hitlerfilm geht es mir ausnahmsweise wie Helge Schneider. Gefällt mir nicht mehr so gut. Zu lang, nicht auf den Punkt kommend. Ein privater Spaß halt.

  8. 08
    Malte

    @ keiner
    Aber warum denen entgegenkommen?

  9. 09

    Wieso berichtet Pamela Schlatterer aus Frankfurt wenn sie die London Korrespondentin fuer RTL ist?

    I think we should be told…

  10. 10

    Nachrichten, war das nicht das was den Wechsel von Talkshows zu Quizsendungen ankündigt?

  11. 11

    ich hatte zunächst alle namen von rtl-leuten in diesem text für schlecht erfundene pseudonyme gehalten. ich meine, im ernst: „birgit von bentzel“? „pamela schlatterer“??

  12. 12

    Graefin Birgit von Bentzel bitte. Wollen doch die Form wahren.

  13. 13
    Malte

    Die Namen sind übrigens schwer rauszusuchen gewesen. Zumindest für mich als Nicht-Insider. Die scheinen alle im Netz nicht sehr präsent zu sein. Einige habe ich gar nicht gefunden.

  14. 14

    wenn du mich (als insider, höhö) gefragt hättest, ich hätte dir gesagt: die gibt es gar nicht. aber vielleicht gibt es sie ja auch gar nicht.

  15. 15

    Transkription ist ja noch kein Konzept. Aber auf einem guten Weg das Ganze und eine Fleißarbeit sowieso. Hut ab, Malte. Ich werde es nicht sein der den Beweis erbringt, dass mittlerweile alle privaten und (schlimmer noch) auch die öffentlich rechtlichen Rundfunk und Fernsehsender im „Konkurrenzkampf der Vollprogramme um den genormten Rezipienten“ (soll ja wenigstens wichtig klingen) den gleichen Filter benutzen und nur noch unterschiedlich fokussieren. Du vielleicht. Wäre großartig ;-)

  16. 16
    Marty

    @12 wenn schon dann Birgit Gräfin von Bentzel .. Adelstitel sind Bestandteile des Nachnamens nicht mehr und nicht weniger. Ausser bei gekrönten Staatsoberhäupter.

    Malte, schau dir mal nie Nachrichten von RTL2 an, da sind die von RTL echt intellektuell dagegen

  17. 17

    Das Deprimierende ist doch, dass diese Nachrichten so erfolgreich sind. Zumindest, was die Einschaltquoten angeht. Und dass sie nur in den Medien angeprangert werden, die von den Zuschauern der privaten Newsformate sowieso ignoriert werden. In der FAZ und in diesem Blog rennt man damit offenen Türen ein. Der einzige Weg, den Zuschauern klar zu machen, was für einen verdummenden Scheiß sie da gucken: Ein Beitrag in den RTL-News selbst. Ich gebe die Hoffnung darauf nicht auf.

  18. 18
    keiner

    wie gesagt, ich finde es besser keine informationen zu haben als
    vorgetäuschte. Wenn man Sender zwingt Nachrichten zu bringen, kann da nichts bei rauskommen. Wenn man diese Alibi-News-Sendungen weglassen würde, würden sich mehr Leute Nachrichten ansehen, die tatsächlich informativ sind.
    Jetzt denken viele vielleicht „Hab ja alles mitgekriegt.“

  19. 19
    Malte

    @ Andersen und Marty
    Die Sat1-Nachrichten habe ich auch ganz brav aufgenommen, da ging es um Prinz Harry (den von England, nicht Wijnvoord), um Krebs durch Druckerpatronen und um Handball. Bundesliagergebnisse wurden mit Fangeräuschen unterlegt. Ursprünglich wollte ich alle Nachrichten des gestrigen Tages gegenüberstellen, aber Nachrichten machen schnell müde und ursprünglich hatte ich auch mehr Energie.
    @ keiner
    Allerdings gebärden sie sich ja auch ganz gerne scheinseriös. Nur aus Zwang geschieht das vermutlich gar nicht.
    @ Jan-Uwe Fitz
    Sender kapern?
    @ stefan
    Das Gefühl beschlich mich auch. Starreporter unter Pseudonym?

  20. 20

    Malte, du machst mir langsam Angst. Aber mach nur weiter so, ist gut so.

  21. 21
    samira

    Eine Verschwörungshyptohese zu Beginn: der Schnee-Fetisch ist der subversive Versuch des Agenda-Settings um geneigten Zuschauer auf die im Anschluss kommende Skispringaustrahlung einzustimmen. Denn was blieb hängen? Schnee = gefährlich + spassig, ergo Skispringen = spannend + unterhaltsam.

    Ein ganz, ganz toller Artikel, wieder in diesem verfänglich, unverfänglichen Transkriptionsstil den ich super finde. (Die Kursiv-Kommentare natürlich ganz besonders.)

    Aber was soll geschehen? Alle Gfk-Boxen-Besitzer ausfindig machen und ihnen diesen Text vorlesen? Denn Spreeblick-Leser wissen – und davon bin ich überzeugt – dass die Privaten eher bildzeitung gestrickt sind.

    Die Öffentlichen sind nicht nur echtes Vollprogramm sondern haben auch laut Rundfunkstaatsvetrag einen Grundversorgunsauftrag zu erfüllen. Die Privaten hingegen sind nur den Mediaeinkäufern ihrer Werbekunden verplichtet.

    In Ahnlehnung an die Deutschland-sucht-den-Superstar-Trulla die „Ich hab die Haare schön“ singt um sich von Bohlen die Würde nehmen lassen zu müssen: dabei ist eben nicht alles.

    Danke, danke, danke für die schönen Texte!

  22. 22

    Und danke für den Fisch.

  23. 23

    Herrlicher Artikel! :)

  24. 24

    aber die rtl II news sind wirklich am allerschlimmsten. dagegen ist rtl aktuell das heute journal. echt mal. da merkt man die „alibi-funktion“ einer nachrichtensendung par excellence. hab ich auch noch nie geschafft ganz zu gucken…

  25. 25

    Mit dem „Heute Journal“ verglichen zu werden gereicht aber auch niemandem zur Ehre ;) Generell sind die Nachrichten im ZDF genau wie viele Reportagen schon ziemlich gruselig und im Zweifel eher rechtslastig.

    Zum Vollprogramm gehören vor allem auch wichtige Dokumentationen. Und das auf allen Kanälen:

    http://www.nochetwassalz.de/batzlog/2005/05/20/tv-tipp/

  26. 26

    Ich bin echt überrascht. Ich fand Spreeblick bisher echt langweilig, aber seit kurzem bin ich wegen Maltes Texte immer wieder dabei. Großes Kino!

  27. 27

    wie keiner (#4) schon sagte, das schlimme ist, dass die menschen denken sie wüssten was abgeht….

  28. 28

    Der Mensch braucht keine Nachrichten, er braucht nur das Gefühl, Nachrichten gesehen zu haben.

  29. 29
    zolip

    ich kann mir „Nachrichten“ ja auch nur unter Drogeneinfluss antun, aber was zum Teufel nimmt Malte?

  30. 30
    oehi

    Eine „Meldung“ tangiert micht nicht. Sie ist das Hintergrundrauschen meiner Nichtwahrnehmung. Ob Stau in Bayern oder Sack Reis in China: es ist sich gleich. Ob Bürgerkrieg im Irak oder Prügelprinz von Hannover: es berührt micht nicht. Und das wiegt mich in Sicherheit. Trotzdem informiert zu sein. Eine Nachricht, die sich jedem Verhältnis zu mir enthält, hat die gleiche Qualität wie das nackte Frauenbein auf der Plakatwand. Es unterhält mich. Ich könnte reagieren. Ich werde aber nicht. Ich bin bestens informiert. Und muss mich in kein Verhältnis stellen.

  31. 31

    Samstag oder Sonntag für die Analyse zu wählen wird aber den Kollegen nicht ganz gerecht. Die Nachrichtenlage ist an Wochenenden einfach dünner, da haben auch bei tagesthemen oder heute-journal die „weichen“ Themen oder selbstgedrehte Geschichten (skifahren, druckerpatronen…) eine Chance mit reinzurutschen.
    Politisch tut sich kaum etwas bis garnichts, die Wirtschaft macht Wochenende, Ämter, Städte, Pressesprecher usw. keiner erreichbar. Was bleibt sind Mord&Todschlag/Unfälle und Events, zeitlose Themen die sonst keinen Platz finden und der ganze Rest an Katastrophen. So zynisch es klingt.

  32. 32

    Gut geschrieben… Trotz hart langweiligem Inhalt.

  33. 33

    Ich möchte wirklich kein Nestbeschmutzer sein, aber das einzig interessante an diesem Beitrag ist der Verweis auf Alexander Kluge. Wie einer meiner Vorredner schon ganz richtig gesagt hat: Transkription ist nun wirklich kein Konzept. Und muss man Internet-Nutzern 2007 wirklich noch erklären, dass die im Fernsehen ausgestrahlten Nachrichten vielleicht nicht unbedingt die volle Packung liefern?

    Also: Bevor wir Maltes Schultern kaputtklopfen, könnten wir ja vielleicht einfach mal hinterfragen, wieviel Gehalt wirklich in diesem Beitrag steckt. Es geht nicht darum, den Verfasser zu dissen, sondern vielleicht ein wenig anspruchsvoller zu werden …

    (Übrigens, wer mal wirklich systematisch Medienkritik üben möchte, könnte durchaus mit einem ideologiefernen Analytiker anfangen: Niklas Luhmann, Die Realität der Massenmedien.)

  34. 34
    Peter H aus B

    Nicht besonders originell. Kein Klimax. Zeitverschwendung, das zu lesen.

    Der Entwurf einer guten Nachrichtensendung hätte mich mehr interessiert.

  35. 35

    Ich finde es richtige gut das sich Leute die Mühe geben den „Neusprech“ in der heutigen Zeit immer wieder zu analysieren.

    Arbeiterforgrafie macht das auch ab und zu!

    Achtet mal auf den Neusprechuniversalsatz „Da gibt es keine Patentlöung“

    – Übersetzung: Ich weis nix aber ich werde dafür bezahlt!

  36. 36
    black

    und ich habe erfahren, dass rtl keine nachrichten macht, deren website unter aller sau ist, dass rtl überhaupt ganz genau so ist, wie man schon immer gedacht hat, dass deren website …. äh ja. und dass studien immer total neue erkenntnisse bringen.

  37. 37

    Hochachtung! Aus einer Inspiration etwas eigenes richtig gutes machen ist nicht leicht – und ist dir gelungen.

  38. 38

    eis ist kalt.
    die sonne ist heiss.
    ein rechteck hat vier seiten, vier 90 grad winkel.
    sind die seiten gleichlang heisst es quadrat.

  39. 39
    benni

    Großartig. Die intellektuelle Elite hat wieder was Minderwertiges entdeckt und kann sich im Bewusstsein ihrer eigenen Größe selbstgerecht zurücklehnen. Was soll denn so was? Wenn Euch eine TV-Sendung nicht gefällt, schaltet doch einfach um. Das ist Euer gutes Recht, so wie es das gute Recht Millionen anderer Menschen ist, sich anders zu entscheiden und diese Nachrichten oder was auch immer zu schauen.
    Schon Mal daran gedacht, dass nicht jeder Eure Interessen teilt, oder Euer Vorwissen? Dass nicht jeder sich für die zwölfte Tagesschau-Meldung zur Gesundheitsreform interessiert, oder sie nicht versteht? Die privaten Sender machen ein Angebot, alternativ zu den öffentlich-rechtlichen. Das kann man annehmen, oder man lässt es bleiben. Das ist Teil der Freiheit eines jeden, darüber zu entscheiden, wie er sich informieren/unterhalten lassen will. Erschreckenderweise spricht aus Eurem Verriss an allen Ecken der Wunsch, Zensur üben zu dürfen: Diesen idiotischen Zuschauern, diesem Info-Prekariat zu verbieten, das zu schauen, was Ihr – aufgrund von was eigentlich? Eurer überlegenen Intelligenz? — für minderwertig haltet. Ich danke herzlich. Zensur hatten wir reichlich in unserer Geschichte, ich verzichte. Und glaubt Ihr wirklich, die Zuschauer der Privaten würden dann mit fliegenden Fahnen zu Arte und der Tagesschau überwechseln? Wie naiv, wie lächerlich!

  40. 40
    Karin Solfrank

    Oh Benni, wie sprichst Du mir aus der Seele!