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Was Gamer lesen

schatz

(Foto: mdornseif)

Es soll ja Leute geben, die felsenfest davon überzeugt sind, dass Computer- und Videospiele nicht nur aggressiv machen, sondern »die Jugend« auch vom Lesen abhalten. Was, zumindest in einigen Gegenden Westeuropas, gleichzusetzen ist mit dem Untergang des Abendlandes.

Das ist natürlich ein dämliches Vorurteil. Telespieler lesen gern, viel und regelmäßig; neben Altersfreigaben, Systemanforderungen und In-Game-Dialogen auch richtige Bücher: Lösungsbücher.

Wer jetzt meint, so ein buntes Paperback sei kein echtes und ernstzunehmendes Buch, sondern viel eher vergleichbar mit einem Versandkatalog, den Gelben Seiten oder (wenn’s hochkommt) einer Bedienungsanleitung für digitale Videokameras, dem sei dies unbenommen und gegönnt.

Denn auch in Teilen der selbsternannten Szene sind die »Strategy Guides« in etwa so verpönt wie Günther Beckstein, was jedoch von nichts weiter zeugt als vergleichbarer Ignoranz.

Lösungsbücher sind ein Gottesgeschenk, vor allem für Gelegenheitsspieler und Mehrspiele-Zocker. Wenn ich z.B. nach 45-minütigem Herumirren in einem riesengroßen Level nicht mehr weiter weiß, so mag das in den Augen geübter Pfadfinder an meiner generellen Orientierungslosigkeit, Unfähigkeit oder mangelnden 1337ness liegen.

Meiner Selbstüberschätzung Einschätzung nach liegt es jedoch an schlechtem Design und/oder Zeitmangel, und dann schaue ich eben nach: Links das Tor zur Unterwelt, aha, im Norden die staubigen Höhlen, OK, und an dem Wächter vorm Eingang kommt man am besten vorbei, indem man ihm ein paar Hühner vor die Füße wirft. Danke, alles klar also… wo gab’s nochmal die Hühner?

An dieser Stelle möchte ich mich deshalb bei sämtlichen Lösungsbuch-Herstellern der Welt bedanken: Piggyback, Future Press, Brady Games, Prima Games, und wie sie alle heißen. Und natürlich bei den Online-Varianten, allen voran GameSpot und GameFAQs und den jeweiligen Autoren.

Ohne Euch wäre ich um etliche Herzen ärmer, hätte dutzende von Gegnern nicht besiegen und unzählige Rätsel nicht lösen können.

Ihr habt mir Zeit geschenkt — was gibt es schöneres. :)

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