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Birdie, Eagle, Bogey-Woogie

donttryathome

(Foto: Marc Boudreau)

Was macht man an einem sonnigen Nachmittag, allein zu Haus, wenn sich Wohnungsschlüssel und Portemonnaie in der Tasche der shoppenden Freundin befinden?

Ich jedenfalls ärgere mich eine Runde, öffne dann aber fix sämtliche Fenster und Balkontüren und spiele zu echtem Vogelgezwitscher und Kindergelärme ein paar Löcher Golf.

Bei soviel Real-Atmosphäre muss selbstverständlich ein realistisches Spiel her: Ich will am Abschlag stehen, einen Drive ausführen, beim Putten wenig und aus dem Bunker viel Schwung holen, in echt, nicht virtuell. Wollte ich Knöpfchen drücken, würde ich Klingelstreiche verüben (höhö).

Meine Damen und Herren: Tiger Woods 07, W-i-i.

Die Wahl des Spiels hat noch einen anderen Grund. Ich bin weiterhin leicht angesäuert, und mögliche Siege gegen Comic-Figuren oder ohrlose Avatare, sind nicht annähernd so gut als Dampf-Ventil geeignet, wie die Aussicht, den besten Spieler aller Zeiten vom Thron zu schubsen.

Ich spiele also nicht ALS Tiger Woods, sondern gegen ihn. Denn während Malte als Ali-Kuchen die Fallobst-Krümel vermöbelt, will ich lieber den Angsschweiß auf des Meisters rosa Polohemdchen tropfen sehen, wenn er von einem schlecht rasierten Typen in Jeans und Adidas-Shirt vom Grün gefegt wird.

Und so kommt es denn auch.

Zwei Stunden, 18 Löcher, 10 unter Par — »beat this, haha, und zieh‘ Dir mal was anständiges an!«

Es heißt ja, Golf würde unglaublich entspannen. Ich konnte das bislang nicht beurteilen, denn ich stand noch nie auf einem echten Platz, habe also noch nie meinen Caddy anpöbeln und mit einem dieser motorisierten Rollstühle durch die Gegend tuckern dürfen.

Aber wenn diese beiden lauwarmen Frühlingsstunden eines waren, dann die pure Entspannung. Klar, ich habe nach jedem Birdie verbissen die Faust geballt und mir nach jedem vergeigten Zentimeter-Putt vor Fassungslosigkeit an die Stirn gefasst. *

Doch als die Wohnungstür aufging, meine Freundin vor mir stand und meinen Drive (hier vor allem den Hüftschwung samt Knieknick) bewunderte, war aller Ärger aus mir raus, und ich hatte noch nicht mal das Gefühl, einen wunderschönen Tag mit belanglosem Gedaddel verplempert zu haben.

Ganz im Gegenteil: Ich hatte Sport getrieben.

An der frischen Luft.

Ohne Sonnenbrand.

Ohne Polohemd.

— — —

Ein paar Worte zur Steuerung: An ihr lagen meine Fehlschläge nicht, denn die ist wirklich fantastisch. Wer Wii Sports Golf kennt, fühlt sich direkt daheim, allerdings um etliche Stufen fähiger. Mir scheint, als würde die Schlagkraft in Abhängigkeit vom »Schlagziel« (Drive, Putt, usw.) und gewähltem Schläger variieren; es kommt z.B. nie zu den oberpeinlichen 30-Meter-drüber Putts aus dem anderen Spiel. Das ist schon sehr fein…

1 Kommentar

  1. 01

    Diese Wii scheint es ja wirklich in sich zu haben! Ich kann es kaum erwarten auch endlich mal gegen Tiger anzutreten. Das du noch nie auf einem Platz standst ist ja erstmal nicht weiter schlimm, dennoch schade, denn die Atmosphere ist wirklich fantastisch. Dennoch bin auch ich vom „großen“ Golf auf eine modernere, sportlichere, zugleich schneller zu erlernde Variante umgestiegen: Pitch & Putt Golf. Der DEUTSCHE PITCH & PUTT VERBAND e.V. ist unter http://www.dppv.de im Netz zu erreichen und uns würde es freuen Dich im nächsten Frühjahr von der Wii auf einen unserer Plätze locken zu können.
    Sportliche Grüße,
    Max